Therapie für Angehörige

bersch0507
Beiträge: 52
Registriert: 12. Jan 2005, 15:31

Re: Therapie für Angehörige

Beitrag von bersch0507 »

Liebe Beatrix!
>> Gestern sagte mein Mann, ich wäre daran Schuld wenn er sich das Leben nehmen würde, da ich zuviel fordern würde << Das ist wohl die schwerste Waffe der Partner gegen uns. Das kenne ich mittlerweile auch. Sicher ist das eine gezielte Aktion ohne realen Hintergrund. Aber wer kennt schon den Punkt, wenn es umschwappt. Da kann dir keiner beim Einschätzen der Gefahr helfen. Sie ist sicher immer latent real, aber wir sollten uns nicht erpressen lassen. Wichtig ist, das wir mit unserer Reaktion nicht Öl ins Feuer gießen. Wie die Karin (und auch andere) beschrieben hat, wir sollten klare Grenzen setzen. Vielleicht geben wir dann dem Depressiven auch eine Orientierungshilfe, einen Anker. Und wir sollten daran denken, wenn wir uns erpresst fühlen: die Depris machen das nicht aus „Spaß“, die haben SM-Gedanken. Ich habe eine solche Phase in meinem Leben auch schon (ohne Krankheit) gehabt, glaube mir, da ist man ein armes Schwein.

Liebe Gaby!
>> ziemlich fertig gemacht, weil er "mehr Dankbarkeit" erwartet hat mit so einer miesepetrigen Partnerin wolle er sowieso nicht mehr zusammen sein / mein Partner fordert ständig Rücksichtnahme, projeziert seine Verhaltensweisen auf mich, seine Ansichten sind richtig,... verbale Attacken... Beleidigungen, Angriffe etc<<
Genau diese irrwitzigen Vorwürfe, die eigenen Probleme nicht selbst erkennen sonder auf den Partner beziehen (das ist einfacher, wenn die Fehler der Andere hat, schützt vor Selbsterkenntnis), das macht einen fertig. Wenn dann noch, wie bei mir, dieser Prozess lange, schweigsam aber stetig erfolgt ist, dann ist das Bild hart wie Beton. Ich habe meiner Frau gesagt, das ich mit dem geistigen „Inzuchtprodukt“ Bernd in ihrem Kopf nichts zu tun haben will, ich habe Ihre mehrfach erklärt wie die Interaktion dieser Krankheit auf BEIDE Partner wirkt, wie die Depri-Brille sie eigentlich „beschissen“ hat, alles das hilft nichts. Fazit, der Charakter, die Wesensart eines Menschen bestimmt (neben der Krankheit), wie er mit Situationen umgehen KANN, es sind sozusagen die Leitplanken am Weg. Introvertierte, teilweise autistische Partner verharren lange und tief in der Depression, das ist meine Erfahrung. Und dann gilt unser „Lieblingswort“: hilflos.

Liebe Karin, danke für deinen sehr, sehr wichtigen Beitrag einer „Ehemaligen“.
>> Aber es machte mir auch klar, dass er mich sicher liebt, aber sich nicht erpressen lässt. Für mich war das Ansporn genug, auch an mir zu arbeiten <<
Das ist bei euch toll gelaufen, weil du die „entsprechende“ Wesensart hast. Du hast dich nicht absolut gehen lassen und nicht auf 100% stur gestellt. Dadurch waren in guten Phasen Gespräche möglich und du konntest dich auch selbst betrachten. Man muss es wollen, sonst geht nichts.

Uns allen viel Kraft und eine große Portion Gelassenheit!
Gruß Bernd
deep
Beiträge: 207
Registriert: 27. Sep 2004, 12:13

Re: Therapie für Angehörige

Beitrag von deep »

Hallo Bernd,

erst einmal Danke. Ich kann so was gerade im Moment gut gebrauchen...

Ich weiß nicht, ob ich in dieser Hinsicht einen besonderen Wesenszug habe. Ich wollte sicher was ändern, etwas wollen, aber bitte nicht verbunden mit einer Änderung, vor der hatte ich Angst. Klingt paradox, war aber so.
Ich bin nicht freiwillig in Therapie und zum Arzt, sondern ganz klar, weil ich unsere Ehe nicht den Bach runter gehen lassen wollte und noch in der Lage war zu erkennen, dass es an mir lag.
Die Forderung meines Mannes war ganz klar: SO NICHT - und weil ich Dir nicht helfen kann, muss ein Profi ran. Eine ganz wichtige Aussage war in diesem Zusammenhang, dass er mich im Zweifelsfall verlassen müsse, nicht weil mich nicht liebe, sondern weil er es nicht mehr ertragen könne, dass ich so sinnlos leide. In anderen Worten: Ich liebe Dich, aber mich liebe ich auch und die Liebe zu mir selbst kann und will ich nicht aufgeben. Ich helfe Dir, wo ich kann, aber Deine Probleme mit Dir selbst kann ich Dir nicht lösen.
Mich hat das irgendwie wachgerüttelt, ich kann das gar nicht richtig in Worte fassen, was da ablief. Es klingt kalt und hart, fast wie eine Gegenerpressung, aber das war es nicht. Ganz im Gegenteil, heute denke ich, dass er sich auf eine sehr erwachsene Art liebevoll verhalten hat, weil er sich selbst geschützt hat. Das Ganze bedeutete ja nicht, dass er mich nicht aktiv unterstützt hat, wenn es um Sachthemen ging wie Überweisungen ausfüllen, Anwaltstermine machen, Briefumschläge beschriften, mich ans Einwerfen erinnern oder so. Er hat mich auch in den Arm genommen, mich getröstet und akzeptiert, wenn ich mal nicht mehr konnte, als auf der Couch rumliegen. Aber es war immer ganz klar, dass er das nur kann, wenn er seine eigenen Erholungsinseln behalten kann. Und wenn ich das Eine (Ihn) will, muss ich das Andere (die Inseln) mögen.
Unser "Glück" war sicher auch, dass wir uns schon recht lange kennen und ich meine Depression nicht in die Ehe mitgebracht habe, sondern sie sich erst währenddessen entwickelte. So gab es Dinge oder Situationen, an die er mich erinnern konnte, sozusagen "Beweise", dass ich auch anders kann. Da waren Einwände meinerseits einfach unsinnig und da ich ziemlich kopfgesteuert sein kann, wirkte das auch in den schlimmen Zeiten immer wieder einmal, je nach meiner persönlichen Klarheit. Wenn sich eine Depression aus der Kindheit heraus entwickelt ist das wahrscheinlich (sicher) so nicht möglich.

Viele liebe Grüße und ganz viel Kraft auf Eiren jeweiligen Wegen

Karin
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