Hilflosigkeit als Partner

Anki
Beiträge: 29
Registriert: 4. Mai 2005, 23:12

Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von Anki »

Hallo!
Ich bin heute das erstemal auf dieser Seite angekommen - und habe teilweise mit Tränen Euere Postings gelesen. Warum? Ich bin 28 Jahre alt, bin mit einem sehr liebevollen Menschen verheiratet und wir haben zwei Kinder. Ich habe immer mehr die Vermutung dass mein Mann unter Depressionen leidet. Momentan fühle ich mich nur noch hilflos wenn ich ihm zusehe. Als wir vor 8 Jahren zusammenkamen hatte er eine depressive Verstimmung, er ging damals sogar zum Arzt, welcher ihm Medikamente gab. Ob sie geholfen haben weiss ich nicht. Es ging ihm dann schnell besser, als sich unsere Beziehung gefestigt hat. Es war dann Vergangenheit - nur eine Phase im Leben. Doch jetzt merke ich, dass es immer wieder Phasen gibt, wo er nicht der Mensch ist, den ich sonst kenne. Er ist schweigsam, lacht nicht, schaut verschlossen (als wenn er den "Vorhang" vorgezogen hat) Spricht gedämpft, und rastet schnell aus. KLappt was nicht wie er sich das vorstellt, (z.B. beim Handwerken) dann geht das grosse Schimpfen los. Die Schuld wird dann auf den Bürgermeister geschoben, auf unseren Wohnort... Unsinnige Zusammenhänge. Er tobt dann einige Zeit, in der ich das Gefühl habe keine Chance habe ranzukommen. Ich versuche dann die Kinder und mich aus der "Schusslinie" zu bringen und zu warten bis er sich wieder abkühlt. (uns tut er nix, aber es ist schon sehr belastend und für mich Angstmachend wenn er so neben sich steht und rumflippt) Er sieht dann alles schwarz. Probleme die dann kommen sind dann nur negativ. Ich versuche mit ihm zu reden, ihn da rauszuholen. Es ist so schwierig immer zu kucken - oh, er kommt heim, wie geht es ihm wohl heute? Wird es ein schöner Abend oder wieder ein verstimmter. Ich sehe sofort wie er gelaunt ist - er trägt für mich seine STimmung sehr offen dar. Manchmal schaffe ich es ihm zum Reden zu bringen (es muss dunkel sein) ER sagte letztens dass ihn alles erdrückt, er bekommt kaum Luft zum atmen, die Brust ist wie zugeschnürrt. Er wisse auch nicht was mit ihm los ist. Was soll ich nur machen??? Diese Phase geht nun schon seit Februar. Ich kann langsam nicht mehr. Ich habe versucht ihn zu einem ARztbesuch zu bringen - er akzeptiert es einfach nicht an, dass es gerade nicht gut läuft! Was nützt es, wenn ich ihn zum Arzt "schleppe" er aber nicht will? Ich habe immer mehr Angst, riessengrosse Angst, dass er Depressiv ist - er weiss meine Angst, hat aber warscheinlich auch genau davor Angst. Das schlimme ist, ich kann langsam nicht mehr ruhig sein. Ich kann ihn nicht mehr betutteln. Ich könnte schreien und um mich treten wenn er da sitzt und so verschlossen kuckt. Ich liebe ihn und kann nix tun. DAs einzige was ich tun kann, damit die Stimmung steigt ist Sex. Es ist verflixt - das gibt ihm wieder SElbstgefühl, er sagt, so spürt er, dass ich ihn liebe. Aber genau da ist mein Problem. Ich wurde als Kind sexuell Missbraucht und bin nun stolz darauf fest für mich sagen zu können, ich schlafe nur mit jemanden wenn ich es auch will. Es fällt mir aber schwer ihm diese Art von Liebe zu geben, wenn er sich ansonsten von mir immer mehr entfernt. Die Spirale dreht sich immer weiter.....

Ohje, jetzt habe ich aber etwas viel geschrieben.Muss aber gestehen es tat gut es aufzuschreiben.

Es grüsst eine langsam verzweifelnde Anke, die nicht immer die starke sein kann
BeAk

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von BeAk »

Hallo Anki,

das was Du über Deinen Mann schreibst höhrt sich nach Depression an. Wenn dem so ist, warum hast Du dann Angst vor der Diagnose? Das sich Dein Mann so verhält ist schlimm, es wird durch die Bestätigung der Diagnose nicht schlimmer, sondern es ist eine Change auf Heilung. Anki setze Dich erst mal gründlich mit der Krankheit Depression auseinander und mit den Heilungschangen, damit Du die Angst verlierst. Wenn Du sie dann verloren hast, versuche mit deinem Mannn über die Depressionen zu sprechen und ihn zu Arztbesuch zu ermuntern. Auch über deine Sexuellen Probleme solltest Du in einer entspannten Stunde reden. Hilfreich kann auch die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe sein, das habe ich jetzt selbst erfahren dürfen.
Liebe Anki, Probleme verdrängen hilft niemanden, sie anzupacken mit Gefühl und Verstand bringt Besserung. Depressionen sind nur eine Krankheit, Krankheiten kann man heilen. Du und dein Mann, ihr könnt das schaffen.
KatzeI
Beiträge: 136
Registriert: 15. Okt 2004, 05:59

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von KatzeI »

Hi Anke,

mit dem was Bea geschrieben hat kann ich mich nur anschliessen...

Man wächst mit den Aufgaben des Lebens, auch wenn es bedeutet, gemeinsam die Depression durchzustehen!!
Mein Partner und ich gehen völlig offen mit meiner Erkrankung um und das hilft. Selber habe ich auch Monate gebraucht, mir selber einzustehen, das ich krank bin..

Rede mit Deinem Mann - es kann nur besser werden!

Ich wünsche Euch ganz viel Kraft
Kaddy
Erst wenn man unten ist, weiß man wie es oben aussieht..
Anki
Beiträge: 29
Registriert: 4. Mai 2005, 23:12

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von Anki »

Hallo!

Ich habe Angst ehrlich gesagt vor dem doch recht harten Weg, der doch dann vor einem liegt bei dieser Krankheit. Ich bin jemand der Problemen sicherlich nicht aud dem Weg geht. Doch ich weiss schon mal nicht, wie ich ihn dazu bringen kann, etwas gegen seine Verstimmungen zu tun, wie kann ich ich motivieren, dass er was für sich tut - und es auch durchhält. Vor einigen Jahren hat er eine Psychotherapie angefangen (ich habe da gerade eine gemacht wegen meinem Problem) und recht bald wieder abgebrochen. Denn er hat ja kein Problem. Ich weiss es einfach nicht, wie lange es noch so gehen kann und soll, bis wir alle daran ist uns kaputt machen. Ich glaube, es wäre für mich einfacher zu wissen, dass er was tut, als eben in diesem ungewissen zu stecken und zu versuchen alles abzufangen.

Ja, ich gebe Dir recht, ich muss mich noch um viele Ecken informieren - ich stehe ja voll am Anfang. Mein Wissen momentan beruht auf die Erfahrungen als Kind (Meine Tante war oft im Krankenhaus) und etwas aus der Schule. Im Moment sehe ich nur einen sehr steinigen Weg vor uns.

Vielleicht sollte ich erst mal infos zusammentragen um sie ihm zu sagen, damit wir ein Stück weiterkommen? Wie kam bei Euch der erste Schritt auf dem Weg der BEhandlung der Depression?

ich danke Euch beiden schon mal vielmals, dass ihr mir geantwortet habt.

Anke
BeAk

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von BeAk »

Doch, liebe Anki, glaube mir, er hat Probleme, und ich glaube auch das er fühlt, das er was unternehmen muß. Das größte Hindernis z.Z. ist meiner Meinung nach, Deine Sperre gegen die Krankheit. Deshalb ist es so wichtig das Du Deine Ängste abbaust. Die Geschichten die Du hier im Forum findest, sind nicht repräsentativ, deshalb ist es wichtig das Du Dir auch sachliche Informationen von neutralerer Seite holst (Ratgeber oder ähnliches). Das schlimmste der Krankheit ist der Zustand jetzt, in dem Dein Mann ist und dessen endlose Ausdehnung, wenn die Krankheit verleugnet und nicht therapiert wird. Eine Möglichkeit um diesen Dauerzustand zu beenden sieht der völlig verzweifelte Kranke dann vielleicht im Selbstmord. Ihr könnt also nur gewinnen wenn ihr das Problem anpackt. Die Medizin hat seit Deiner Kindheit sehr viele Fortschritte, im Bereich der Behandlung von Depressionen gemacht. Meinem Mannn haben Medikamente, selektiver Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, breits nach 3 Wochen einnahme geholfen, wieder normal zu werden. Die erste Besserung trat bereits nach 2 Wochen ein. Ein Klinikaufenthalt war nicht nötig. Wichtig ist aber, das die Tabletten JEDEN TAG eingenommen werden. Eine Psychotherapie kann später oder paralel gemacht werden. Mein Mann hat bisher noch keine gemacht, ob es notwenndig ist wissen wir noch nicht. Mein Mann ist bei einem Psychiater in Behandlung, das ist der geeinete Facharzt für diese Krankheiten.
KatzeI
Beiträge: 136
Registriert: 15. Okt 2004, 05:59

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von KatzeI »

Liebe Anke!

Natürlich kann ich Deine Angst verstehen - wer hat sie nicht?! Egal ob Betroffener oder Angehöriger!!

Dennoch ist es viel schlimmer, es wie einen See ruhen zu lassen.
Es gibt sehr viel Literatur zu diesem Thema. Selber bin ich im letzten Jahr durch einen Bericht in der Zeitschrift "Freundin" dahinter gekommen das ich "krank" bin... Habe sehr viel im Internet recherchiert.

Ein kleiner Tipp: wende Dich an Euren Hausarzt und sprich mit ihm. Ich hatte das Glück, das mein Lebensgefährte von Anfang an hinter mir stand, mit mir zu den Ärzten gefahren ist usw.

Du brauchst keine Angst zu haben, das Eure Beziehung unter der Diagnose leidet! Nur mit Stillschweigen und nichts tun wird es schlimmer!! Ich war für drei Monate in der Klinik und unsere Beziehung ist enger als jemals zuvor dadurch geworden!!

Ich drücke Dich mal ganz kurz und dolle - wenn Du magst! Ihr schafft es schon - wenn Ihr den Mut habt, zu beginnen!!

Kaddy
Erst wenn man unten ist, weiß man wie es oben aussieht..
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von tommi »

Liebe Anki,

du hast sehr viele negative Beiträge hier im Forum gelesen, die dir angst machen. Es gibt aber auch viele Beiträge im Archiv, die dich aufbauen können. Sicherlich sind hier im Forum die Probleme geballt, da hie kaum Leute schreiben, die keine Probleme haben. Lass dich also nicht herunterziehen.

Als meine Frau sich entschlossen hat, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und die Diagnose gestellt wurde, war es für uns eine Erleichterung. Das Kind hatte endlich einen Namen. Auch wenn wir es schon geahnt haben, die Ungweissheit war trotzdem da und man lebt damit schlechter, als mit der Gewissheit. Endlich wurden Gespräche geführt, was nun zu tun ist und wie die Krankheit besiegt werden kann. Auch wie wir miteinander umgehen wude intensiv besprochen.

Meine Frau litt schon längere Zeit an Angstzuständen, die auf ihre Stimmung fürchterlichen Einfluss genommen hat. Ich konnte ihr nicht mehr helfen und habe ihr zu verstehen gegeben, dass ich nicht mehr kann. Die ewigen Angriffe ihrerseits machten mich fertig und ich war am Boden. Erst da hat sie sich in therapeutische Behandlung begeben und ist zu einem Neurologen gegangen, der sie medikamentös eingestellt hat.

Ich kann nun nach ca. einem Jahr behaupten, dass die Krankheit uns zusammen geschweißt hat und unsere Liebe und Beziehung viel intensiver geworden ist, als sie jemals in den letzten 22 Jahren war.
Bis dahin war es ein schwieriger Weg, der viele Lernprozesse inne hatte und auch noch immer hat. Aber er lohnt sich.

Versuche mit deinem Mann immer im Gespräch zu bleiben, zeige ihm deine Gefühle, damit er sich dir gegenüber öffnet, dränge ihn aber nicht. Das wichtigste ist tatsächlich das Reden. Nur so kann man den Partner verstehen und vom Partner verstanden werden. Mache ihm klar, dass du ihm helfen willst und für ihn da bist.

Ich wünsche dir auf dem Weg viel Gedud und Kraft.

Gruß
Tom
Cizzer
Beiträge: 95
Registriert: 14. Apr 2005, 16:28

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von Cizzer »

hallo anki,

ich bin selbst krank und weiss wie sehr partner unter der krankheit mit-leiden. mich hat meine partnerin (ärztin) gezwungen zum shrink zu gehen ....... es war richtig so. man darf depris auch nicht nur in watte einpacken, es ist wichtig grenzen aufzuzeigen. es gibt im internet einige selbsttests zur depression, die sind anonym und man(n) merkt schnell, dass es sich um eine krankheit handelt, die einen nicht alleine betrifft. ich habe mir "genau" erklären lassen, was mit dem stoffwechsel in meinem kopf nicht stimmt, das hat mir geholfen, ich nehme jetzt seit 5 monaten cipralex und es geht mir gut. ich werde ab juli unter ärztlicher aufsicht reduzieren, dann gibt es eine 30% chance, dass ich nie wieder ein ad nehmen muss.

was ich damit sagen will, es gibt hilfe -- dein mann sollte sie annehmen und du kannst dabei helfen, indem du auch ein wenig druck aufbaust.

cizzer
cizzer = ex-sadman
Anki
Beiträge: 29
Registriert: 4. Mai 2005, 23:12

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von Anki »

Hallo!

Zu allererst Bedanke ich mich bei Euch, für Euere Antworten. Danke vielmals - irgendwie bekomme ich da doch das Gefühl im MOment nicht ganz alleine da zustehen.

Ich habe einige Nächte gesurft und habe gelesen, dass bei einer Depression Stoffe im Körper fehlen. Das habe ich meinem Mann am Abend mal gesagt, dass ich das gelesen habe, und dass man das mit Tabletten ausgleichen kann. Ich habe bewusst ihm nicht gesagt, dass ich unter Depression gelesen habe, da ich das Gefühl habe, er kann es so vielleicht erstmal leichter annehmen, wenn es doch was rein körperliches ist. Als unswissender denkt man das ja eher nicht. Ich bat ihn, dass er mal zu unserem Hausarzt geht (sie ist auch Psychotherapeutin) und sich informieren soll - ich kann ihn auch gerne begleiten. Und er hat nicht sofort abgeblockt. Ein wages "mal sehen" ist schon mal ein Schritt weiter. Ein kleiner. Ende Mai hat er Urlaub. Ob wir es bis dahin schaffen weiss ich nicht - er hat sehr dagegengesprochen, als ich ihm anbot, dass ich den Termin ausmachen könnte. Mal sehen, aber ich glaube, die Gelgenheit des Urlaubs kann ich nicht so vorrüberziehen lassen.

Seit diesem Gespräch ist er aufgekratzt, oberlustig und "offen". Aber ich traue dem ganzen nicht und bin nun ähnlich unsicher wie vorher, wann er wieder umschlägt und wieder ein trauriger, krantiger wird. Das ging nun alles so schnell!?! Ich habe das Gefühl, dass er mir dadurch beweisen will, dass doch alles in Ordnung ist. Bin ich nun obersensibel und kann mich deswegen über die gute Laune nicht freuen, oder ist meine Skepsis begründet? GEstern kam aber auch wieder superplötzlich seine Wut raus, weil unsere Katze ihm etwas Weh getan hat. Diese plötzliche umschwenken....

Ich merke immer mehr, dass es so nicht weiterehen kann. Und bin auch froh zu lesen, dass es nicht schlecht ist, wenn ich Druck auf ihn in der Hinsicht des Arzt gehens mache. Ich war froh zu lesen, dass es nicht heisst, einmal Depressiv, immer Depressiv mit Tablettenbehandlung. Ich habe wirklich nicht gewusst, dass diese Krankheit heilbar ist.

Ob ich ihn eine Seite im Internet zum lesen geben soll???

Es grüßt Euch ganz herzlich
Anke
gaby69
Beiträge: 20
Registriert: 20. Apr 2005, 14:24

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von gaby69 »

Liebe Anki,

herzlich Willkommen hier im Forum!

Deine Vermutung mit den Depressionen könnte absolut richtig sein. Vieles spricht druchaus dafür, zumal Dein Mann ja früher bereits einmal eine depressive Verstimmung hatte; aber wir sind natürlich alle keine Ärzte.

Leider - und das ist für solche "Verstimmungen" typisch - kommst Du an Deinen Mann in diesen Tiefs nicht ran - das ist verdammt hart, aber leider ist es so - auch diese "Ausraster" kenne ich nur zu gut von meinem Partner, der auch psychisch erkrankt ist.

Gespräche sind sehr wichtig, die solltet Ihr unbedingt führen, aber nur, wenn er auch erreichbar ist, in seinen Tiefs würde das leider nicht viel Erfolg versprechen... Du solltest ihm ganz deutlich sagen, wie Du Dich fühlst, was sein Verhalten bei Dir und den Kindern auslöst, aber halt bitte keine Vorwürfe, kein Druck, keine Drohungen... sonst geht nur wieder die "Klappe runter" und er zieht sich wieder zurück.

Auch die teilweise "unsinnigen" Beschimpfungen sind typisch für eine solche Erkrankung. Ist bei meinem Freund nicht anders, nur eben dass es dann ich bin oder die Beziehung, nicht der Bürgermeister... aber das ist natürlich genauso unwahrscheinlich als Ursache für das Schlechtfühlen wie bei Deinem Mann der Bürgermeister oder der Wohnort.

Man hat mir mal den Rat gegeben, alle "Vorwürfe", die von meinem Freund kommen, zu sortieren. Und zwar danach, ob er diese nur in seinen Tiefs äußert oder auch sonst. Wenn die nur in den Tiefs benannt werden, dann sollte man das - und ich weiss nur zu gut, das ist nicht immer einfach - als krankheitsbedingt einsortieren und so gut es geht abhaken, ohne näher drauf einzugehen. Alle anderen Äußerungen (also die, die auch in den "besseren" Phasen kommen) sollte man überdenken und ggf. berücksichtigen. Vielleicht würde es helfen, die Äußerungen Deines Mannes auch in dieser Art auseinander zu sortieren?

Was die Arztbesuche angeht - so bringt das leider nur dann etwas, wenn Dein Mann auch selbst einsieht, dass er ärztliche Hllfe braucht, für ihn einen Termin ausmachen ist natürlich sehr fürsorglich gemeint, aber solange er das nicht selbst von sich aus möchte, wird das zu nichts führen, leider. Das merke ich auch bei meinem Partner... wenn er sagt "mal sehen", dann heisst das eher "machen wir nicht",... die Einsicht, dass ein Arzt aufgesucht werden muß, lässt sich leider nicht herbeiführen, da muß Dein Mann leider schon selbst drauf kommen... Artikel oder Zeitungsausschnitte oder Internetseiten bringen da eher weniger was, denn er würde nicht verstehen, was das mit ihm selbst zu tun haben soll...

Depressionen heilbar - nun, es gibt bei den Depressionen, die z. B. durch den Mangel bestimmter Stoffe im Körper entstehen, gute Möglichkeiten der medikamentösen Behandlung. Ich weiß aber nicht, welche Depressionsform genau bei Deinem Mann diagnostiziert wurde. Davon hängt dann auch ab, wie genau vorgegangen wird, welche Medikamente, welche zusätzlichen Hilfen angewendet werden.

Vielleicht solltest Du einmal einen Termin mit Deinem Hausarzt ausmachen - ohne Deinen Mann - und die ganze Problematik mal zur Sprache bringen, dann könnte die Ärztin evtl. beim nächsten Besuch Deines Mannes u. U. schon etwas besser auf die Sache eingehen, sie wüsste dann immerhin schon mal Bescheid. Du solltest aber vorerst Deinem Mann von einem solchen Gespräch mit der Ärztin nichts sagen... wenn das auch etwas egoistisch klingt, ist es aber nicht wirklich!

Hast Du schon mal geschaut, ob es vielleicht in Deiner Nähe Angehörigen-Gruppen (Selbsthilfegruppen) gibt, bei denen Du Dir zusätzlich Rat und Unterstützung im Umgang mit der Erkrankung Deines Mannes holen könntest?

Lieben Gruß
Gaby
BeAk

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von BeAk »

Liebe Anki,

schön von Dir zu höhren. Das sind doch schon Fortschritte, die Du da jetzt brichtest. Ich glaube das die Change, deinen Mann zu medizinischer Hilfe zu bewegen, gar nicht so schlecht stehen. Denn er war bereits wegen ähnlicher Probleme am Anfang eurer Beziehung in Therapie. Deine Idee mit dem Ausdrucken von Infomaterial aus dem Internet finde ich gar nicht so schlecht, die Informationen haben Dir gut getan und werden seine Einsicht fördern. Sprich mit ihm, wenn er nicht in einem Tief ist. Sprich über deine Gefühle für ihn, aber auch wie Du Dich fühlst, wenn er seine Depris auslebt. Und sage ihm deutlich das deine Kraft begrenzt ist und Du nicht auf ewig diesen Stress haben kannst und willst. Sage Ihm, das Du froh wärest, wenn er ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen würde.
Gabys Vorschlag mit Deinem Besuch bei seinem Arzt finde ich auch gut.
Anki, las den Kopf nicht hänge, ihr schaft das!
Anki
Beiträge: 29
Registriert: 4. Mai 2005, 23:12

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von Anki »

Hallo!

Ja, es hat sich was getan! UND NOCH mehr. Er kam gestern abend heim - mit einem verschlossenem Gesicht. Zwar nicht ganz zu, aber es war halt doch krass zu den letzten 3 TAgen wo er ganz anders war. Das ABendessen verlief schweigend - obwohl unsere 2 Kids am Tisch sitzen. Meine grosse (4) hat er dann abends überzeugt, dass sie mit ihm Inliner fährt. Im Bett jammerte sie über Kopfschmerzenh, Bauchschmerzen Halsschmerzen. Das sagt sie zur Zeit öfters. Sie ist eine ganz sensible Maus. Und da ist mir echt der Kragen geplatzt. Ob das mit der Laune meines Mannes zusammenhängt weiss ich nicht, aber das war mir da echt egal. Ich habe aufgeräumt, vor ihm, während er auf dem Sofa sass und irgendwie Fernsehsah. Als ich ihn (nicht gerade oberfreundlich) bat beim aufräumen mitzuhelfen wurde er laut und aggressiv. Das war mir alles zuviel. Ich kann nicht mehr die ganze Familie aufrecht erhalten. Ich kann nicht immer das Gefühl haben, dass er sich nicht wirklich für mich interessiert, dass er keine Ahnung hat, wie es mir wirklich geht, und wenn ich es ihm sage kommt es nicht an. Ich will auch wiedermal "Aufmerksamkeit" bekommen . Und ich will nicht jedesmal einen STein im Bauch haben wenn ich sehe mit was für einem GEsicht er heimkommt.

Es kam zum Ausbruch von mir. Ich habe geheult, geschrien, gefleht, berichtet, erzählt.... Er ging erst in den Keller! (Poh, das war nicht gerade launebessernd bei mir, aber mit dem wissen auch wieder klar, aber trotzdem, ich bin halt doch immer noch ich) Als er wieder kam sass er traurig und stumm am Tisch. Und schwieg. Klar, was soll er sagen. Als ich wieder ruhiger war fragte ich ihn, ob er sich diese HOmpage ansehen will, und sich informieren will. Er sagte JA!!! Wir haben gestern abend alles was hier steht gemeinsam durchgelesen, er hat den SElbsttest gemacht (jaja, der wird ja schon bei einm "Ja" eine Depression diagnostizieren)

Er meinte, er hat nun eine grosse Leere im KOpf. Er hat Angst vor Medikamenten die haben ihn damals so stark gedämpft. Ich habe ihm versprochen, dass ich mit ihm gemeinsam daruöm kämpfen werde, das richtige Medikament zu finden. Ich habe ihm schon auch Druck gemacht - dass ich es so nicht mehr ewig aushalten kann, dass ich am Ende meiner Kräfte bin (wir haben zwischen/mit den 2 Kindern noch ein Haus gebaut. Alle Schwierigkeiten habe ich vor ihm abgefangen...) Dass ich es mir so wünsche, dass wir gemeinsam alt werden, aber dass ich ohne HIlfe nicht mehr viele Chancen sehe. Dass ich zu ihm halten werde, wenn er was tut, und dass ich das nicht versprechen werde, wenn er nichts tut. Ob das alles richtig ist weiss ich nicht, aber er setzt sich jetzt damit auseinander und er hat gesagt, dass wir gemeinsam zum Arzt gehen werden.

Was ist, wenn es keine Depression ist???? dann haben wir wohl ein Problem, aber dann müssen wir auch dieses anpacken. Es steht soviel auf dem Spiel.

WEgen einer Selbsthilfegruppe werde ich mich demnächst mal informieren.

Die ganzen letzten Jahre dachte ich zwar schon, dass er ein sensibler Mensch ist, aber ich habe vieles auf "typsich" männlich geschoben. Doch was ist "normal"?

Ich habe mir leide Euere Namen nicht
gemerkt, aber jemand hat geschrieben, dass er zur Zeit Medikamente nimmt - wie war das denn? Musstest Du mehrere "ausprobieren"? Hat es Dich gedämpft, darf man auch mal ein Bier am Abend trinken?

ich werde nun noch schnell einen Termin vereinbaren.

Danke und viele Grüsse
Anke
BeAk

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von BeAk »

Hallo Anke,

ein Gewitter zur rechten Zeit reinigt die Luft und bringt Klarkeit im Kopf, gut gemacht, Anke.
Die neueste Generation der Antidepressiva dämpfen nicht, sie wirken völlig anders und auch erst nach 2-4 Wochen Einnahme, es gibt mitterweile eine ganze Reihe dieser Medikamente, welche die richtigen sind muß der Arzt enscheiden. Bei meinem Mann hat bereits das erste Medikament einen sehr guten Erfolg. Du kann dem Arzttermin gelassen entgegen sehen, es wird nicht viel anderes diagnostiziert weden als Depressionen, denn dein Mann zeigt typisch depressives Verhalten. Nur eines muß Du jetzt noch lernen, ganz klare Grenzen ziehen. Die Wünschen die Du an Deinen Partner hast z.B. Körperliche Nähe, Gespräche, Freundlichkeiten, Mithilfe, es wird immer wieder vorkommen das er Dir diese nicht geben KANN, aber nicht weil er es nicht will, sondern die Krankheit ihn darann hindert. Das mußt Du akzeptieren, da Du ihn sonst tiefer in die Depression drängst. Ungerechtfertigte Vorwürfe, Einengung deiner Freiheit usw solltest Du auf keinen Fall hinnehmen. Du und Deine Kinder sollten so normal wie möglich weiterleben.
Anke, Du und Dein Mann, ihr seit auf dem besten Weg, weiter so.
BeAk

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von BeAk »

Habe noch was vergessen. Mein Mann trinkt nur wenig, so nach dem Motto "ein Glas in ehren kann niemand verwären", das hat ihm bisher nicht geschadet.
Anki
Beiträge: 29
Registriert: 4. Mai 2005, 23:12

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von Anki »

Hallo Bea!

Ich habe gestern erstmal heftig mit der Sprechstundenhilfe diskutieren müssen - 3 Wochen Wartezeit für einen Termin beim Hausarzt! Hä!!!!???? Sie meinte, sicherlich gerechtfertigt, dass sie für diese Thema längere Zeit einplanen muss, damit man eine Diagnose stellen kann. ABer jetzt habe ich ihn soweit. in drei Wochen kann der Mut wieder weg sein. NACH längerem hin und her meinte sie, sie ruft mich später zurück und sieht was sie für uns machen kann! Sie rief nicht an. Desswegen rief ich zurück und erwischte die Chefin persönlich. Es war plötlich kein Thema mehr! Nächsten Donnerstag ist es soweit. Ich bin so froh, dass es noch geklappt hat, der erste Schritt einfach schon mal getan ist.

Mein Mann kam gestern heim - so was von normal!!! (zumindest grösstenteils) Erst hatte ich schon Panik, weil er später von der 'ARbeit kam wie sonst. Mensch, mir war schon ganz schlecht. Ich konnte es mir nicht verkneifen zu fragen, was er nun denkt wegen dem ARztbesuch - "naja, dann gehen wir halt mal da hin!" Äh, halt - warum gehst ´Du hin! Wegen mir oder weil Du nach dem lesen auch das GEfühl hast, dass Dir geholfen werden kann'? Er meinte es sei beides. Na, das klingt doch eigentlich gar nicht so schlecht, oder?

Ja, ich werde sicherlich noch vieles lernen müssen, eben gerade wann ich welches Verhalten als "Ärgernis" sehen darf oder eben nicht - aber es ist nun erstmal so, dass ich herrausfinden muss, was krankhaft ist, und was sich im laufe der Jahre ganz normal verändet hat. Es wäre ja irgendwie fast unrealistisch, dass alles plötzlich wieder gut wäre, was sich in den letzten Jahren immer mehr verändert hat - wobei es vielleicht doch damit zusammenhängt?? Nein, mein Wunsch ist erstmal dass er wieder mehr Glücklich ist, und wir uns mehr Verständnis und "innere Nähe" geben können. Das wäre schon mal was.

Manchmal habe ich das Gefühl neben mir zu stehen - wenn ich an meinen Mann und die Depresion denke kommt mir alles so seltsam - unrealistisch vor. Ich weiss nicht wie ich es besser ausdrücken kann.

Es grüsst herzlich

Anke
BeAk

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von BeAk »

Hallo Anke,
das war Gut das Du auf einen schnellen Termin gedrängt hast. Der Psychiater meines Mannes hat damals von sich aus angeboten einen ganz kurzfristigen Thermin zu machen, wenn mein Mann bereit ist Hilfe an zu nehmen, aber eine Sprechstundenhilfe weis nichts vom wechselhafte Verhalten eines Depris.
Manchmal habe ich den Eindruck das ich als Angehöhriger ein Seismograph für die Depris meines Partners bin. Wenn mein Mann starke Stimmungsschwankungen bekommt, spüre ich das schon Stunden vorher durch ein depressives Symtom, leichten Nebel sehen. Dann kommt mein Mann mit seinen Depris an, poltert rum und ich zurück und der Nebel bei mir ist weg, bei ihm bleibt aber noch länger.
Als Angehöhriger trägt man halt auch das Risiko selbst an Depressionen zu erkranken. Aber warte erst einmal 3-4 Wochen Therapie bei deinem Mann ab, dann wird es Dir warscheinlich auch besser gehen.
Du hast gestern geschrieben das Du deien Mann in den letzten Jahren für sensiebel gehalten hast, darauf wollte ich Dir noch antworten. Damit hast warscheinlich recht, auch ich halte meinen Mann für sensiebel und liebevoll. Ich habe mich einer Selbsthilfegruppe für Betroffene angeschlossen, da ich keine Gruppe für Angehöhrige gefunden habe. Auch alles Gruppenmitglieder sind sehr sensiebel und gehen liebevoll miteinander um. Ich denke das gerade diese Sensibilietät sie auch anfällig macht für seelische Leiden, das ist die Kehrseite der Medallie. Im Grunde können wir froh sein, so einen Partner gefunden zu haben.
Anki
Beiträge: 29
Registriert: 4. Mai 2005, 23:12

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von Anki »

Hallo!

Wie hält man als Partner diese Schwankungen aus? Wie erträgt man abende wo man selber nur noch am heulen ist, aber dann immer noch zu hören bekommt, dass ich ja nur an ihm rummäkele und ich mir ja sonsersachen rausnehme? Ich halte das langsam nicht mehr aus. Fühle mich selber bald an der Grenze der Belastbarkeit. Weiss manchmal nicht mehr wo ich stehe, sitzte, gehe. Wie kann es nur so weitergehen?

Nun wird es fast schlimmer! Nun bin ich angriffspunkt. Warum gerade jetzt? Ich weiss nicht, ob ich das noch lange durchhalten könnte, wenn wir nicht eine Familie währen. Dieses, heute so, morgen so - das macht einen doch vollkommen mürbe. Wie habt ihr da noch Verständins, wie bringt ihr die Kraft auf? Ich könnte manchmal auf die gut gemeinten Fragen, na alles klar bei Euch?? Alles in Ordnung? nur noch rausheulen.

Wann kommt nur endlich der Donnerstag?? Bis dahin liegen noch 3 Feiertage dazwischen wo ich arbeiten bin und hoffe, dass mit den KIndern (und meinem Neffen) alles klar geht.

Es grüsst eine "verwirbelte"
Anke
fish
Beiträge: 423
Registriert: 19. Jul 2004, 03:12

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von fish »

Hallo,
habe diesen Thread interessiert mitverfolgt.

Ich dachte auch als Angehörige am Anfang, ich hätte einen sensiblen Menschen geheiratet. Er war es nicht, er ist nur dann voll Empathie, wenn jemand an was laboriert, was er auch kennt, ansonsten macht er lückenlos dicht, und ist voller erschreckender, autistisch anmutender Ansichten, gelegentlich sogar aggressiv mittlerweile. Und das ist nicht die Depression, ich halte das für persönlichkeitsbedingt. Die Depression hat er offiziell hinter sich.

Mittlerweile mache ich mir Gedanken, was man unter dem Begriff "Sensibiltät" eigentlich für Vorstellungen hat.

Jedenfalls denke ich seit einiger Zeit nach, wenn mir jemand erzählt, der - oder diejenige sei sensibel: Nicht immer haben Sensible auch Zartgefühl zu anderen. Mittlerweile mach ich da einen Unterschied.

Mit ist mal ein schöner Spruch über den Weg gelaufen: "Wenn du einen wahrhaft sanften Menschen suchst, suche einen starken Menschen. Seine Stärke erlaubt ihm, zu dir sanft zu sein."

Liebe Grüße

Wanda
fish
Beiträge: 423
Registriert: 19. Jul 2004, 03:12

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von fish »

Hallo Anke,
du schreibst:
"DAs einzige was ich tun kann, damit die Stimmung steigt ist Sex. Es ist verflixt - das gibt ihm wieder SElbstgefühl, er sagt, so spürt er, dass ich ihn liebe."

Das hat mich an meinem Mann auch verblüfft, heißt es doch, wenn man depressiv ist, hat man kein Interesse mehr an allen wesentliche Dingen, die einem vorher Freude gemacht haben. Ihc habe daher auch lange nicht geglaubt, dass er depressiv ist. Und da er in depressivem Zusatnd die energetische Ausstrahlung einer unaufmerksamen Schlaftablette hatte, sorry, war mir wenig danach, ihn sexy zu finden. Wenn du verstehst, was ich meine.

"Aber genau da ist mein Problem. Ich wurde als Kind sexuell Missbraucht und bin nun stolz darauf fest für mich sagen zu können, ich schlafe nur mit jemanden wenn ich es auch will."

Man sollte nicht aus Mitleid mit jemandem schlafen, ob man missbraucht wurde oder nicht. Ich finde, da findet auch Missbrauch statt, werwen ist noch die Frage, das weiß ich nicht. Jedenfalls halte ich es für nicht in Ordnung. Da ist meine persönliche Ansicht.

"Es fällt mir aber schwer ihm diese Art von Liebe zu geben, wenn er sich ansonsten von mir immer mehr entfernt."

Es geht bei vielen die Meinung, Männer brauchen halt Sex, für ihr männliches Selbstbewusstsein. Mit Sex könne eine Frau viel ausrichten/machen. Ich persönlich hatte schon immer ein Problem damit. Ich bin so gestrickt, dass ich es eigentlich schon recht gerne habe, wenn jemand sehr nett und aufmerksam zu mir ist, zeigt, dass er mich mag, erotische Lichtwellen und Ströme hin und her hupfen, dann gefällt mir das. Dann gefällt mir Sex.
Ein Mann, der von mir Sex will, sollte das auch so sehen, mir auch was GEBEN außer Körpersäfte, nämlich das Gefühl attraktiv und lebendig zu sein, sonst wird nichts mit uns beiden, auch wenn ich mit ihm verheiratet bin. Mutter Teresa ist ein asexuelles Wesen.

Wollt nur sagen, ich kenne das Problem auch. Ich habe es so gehalten, dass ich auf Mitleidssex und "erdriftetdochsonstwegvonmirSex" verzichtet habe, auch wenn es massiv Schwierigkeiten gab in meiner Ehe dadurch.

Wegen mir selber, ich kann das nicht, weil ich das meinem Körper schuldig bin. Wenn ich nicht erregt bin, reibe ich mich nur auf. Das meine ich wörtlich physisch und auch psychisch.

Sowas wäre ein Thema für eine Paarberatung. habe selber noch kein Lösung dafür gefunden.

Liebe Grüße

die sture, auf sich selber bedachte Wanda
gaby69
Beiträge: 20
Registriert: 20. Apr 2005, 14:24

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von gaby69 »

Liebe Anke!

Tut mir so leid, dass es Dich wieder so runterzieht... aber das kenne ich, kennen die anderen hier, nur zu gut.

"Wie hält man als Partner diese Schwankungen aus? Wie erträgt man abende wo man selber nur noch am heulen ist, aber dann immer noch zu hören bekommt, dass ich ja nur an ihm rummäkele und ich mir ja sonsersachen rausnehme?"

Anki, das ist leider "Völlig normal", dass dann die nahestehenden Menschen in der Schußlinie sind... das geht mir ganz genauso. Ich werde von meinem Freund auch beschimpft, bin angeblich alles Schuld, angeblich liegt alles, was nicht gut läuft bei ihm, an mir... ich weiß, das ist kein Trost.

DU bist NICHT Schuld, glaube mir! Es liegt NICHT an Dir! Das ist "erkrankungstypisches Verhalten", das ist so, das tut weh, aber leider kannst Du selbst da nicht viel dran ändern... höchstens mal ausnanderklabüsern, was von den Sachen, die er so sagt, von ihm nur in seinen Tiefs gesagt werden, was sagt er auch, wenn es ihm besser geht? Das, was er nur vorbringt, wenn es ihm schlecht geht, das solltest Du so gut es geht abhaken als "krankheitsbedingt", auch wenn das schwer fällt.

"Ich halte das langsam nicht mehr aus. Fühle mich selber bald an der Grenze der Belastbarkeit. Weiss manchmal nicht mehr wo ich stehe, sitzte, gehe. Wie kann es nur so weitergehen?"

Geht uns Betroffenen sehr oft so. Schau bitte auch nach Dir selbst! Tu Dir selbst etwas Gutes! Irgendwas tun, wozu Du DIch jetzt in der Lage fühlst, was nur Dir selbst gut tut, was Du jetzt brauchst! Irgendeine Ablenkung, einfach mal raus, Abstand. Das steht Dir zu und das ist völlig ok!

Und suche Dir Unterstützung, z. B. bei einer Beratungsstelle. Das ist manchmal nicht einfach, weil viele Therapeuten auf dem Standpunkt stehen, der Erkrankte muß mitkommen, muß sich helfen lassen, das stimmt ja auch, aber was können wir Angehörige tun, wenn jemand sich nicht helfen lassen WILL??? Aber Du findest bestimmt jemanden, der Dir dann zumindest mal einen Termin gibt, um sich die Sache anzuhören. Aus therapeutischer Sicht vielleicht Tipps geben kann...

"Dieses, heute so, morgen so - das macht einen doch vollkommen mürbe."

Stimmt. Aber nochmal... bitte versuche, nicht alles auf DIch zu beziehen, Dir nicht alles so zu Herzen zu nehmen, was Dein Mann sagt, denn es hat NICHTS mit Dir zu tun, wenn Du auch Angriffspunkt bist... es wäre jeder Angriffspunkt.

Wenn es gar zu "doll" wird - gehe doch mal raus, sage ihm, dass Du jetzt etwas Ruhe brauchst, mache ihm klar, dass er nicht nur Dich trifft, sondern auch die anderen Familienmitglieder sehr verletzt. Du mußt auch an Dich denken, auch wenn das hart ist, und ihm egoistisch erscheinen mag!

Rede mit ihm, wenn er dazu in der Lage ist, in den Tiefs ist er leider - wie andere Erkrankte auch - nicht zugänglich für Gespräche. Aber in seinen "besseren Phasen" müßt ihr reden. ER muß etwas tun, NICHT DU! Du tust schon so viel, bemühst DIch so sehr...

Anki, ich drück' Dir ganz dolle die Daumen!
Lieben Gruß
Gaby
fish
Beiträge: 423
Registriert: 19. Jul 2004, 03:12

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von fish »

Hallo Gabi,
das mit der Unterstützung ist richtig. Man muss sie sich aktiv suchen, sonst geht man unter.

"...weil viele Therapeuten auf dem Standpunkt stehen, der Erkrankte muß mitkommen, muß sich helfen lassen, das stimmt ja auch, aber was können wir Angehörige tun, wenn jemand sich nicht helfen lassen WILL???"

Das kennen die Therapeuten doch nur allzu gut, dass jemand sich nicht helfen lassen will. Kleiner Widerspruch zu dir Gabi,, dass Therapeuten darauf bestehen würden: Es hat sich bei ihnen mittlerwreile herumgesprochen, dass der Angehörige ein dickes Packerl zu tragen hat, und dass es voll OK ist, wenn er die ganze Zeit alleine kommt. Der Thera macht garantiert keinen Druck, dass da der andere auch kommen "muss". Es sind in meiner Erfahrungswelt eher die Angehörigen, die Druck machen.

Wenn der Betroffene, der Partner nicht will, kann ein Therapeut gar nix machen, mit fremdgesteuerten (= "Mitgeschleiften" kann eine Therapie zumindest recht schwierig werden.

Nicht nur das: Es gibt sogar Therapeuten mit dem Schwerpunkt "Angehörige". Sie sind der Meinung, dass der Angehörige viel zu wenig und viel zu wenig richtige Hilfe bekommt.
Doktor Niedermeier hat in diesem Frühjahr im Forum aus dem Raum München einen solchen genannt, der recht gut sein soll, falls du Anke aus dieser Region bist, frag Herrn Niedermeier nochmal.


"Aber Du findest bestimmt jemanden, der Dir dann zumindest mal einen Termin gibt, um sich die Sache anzuhören. Aus therapeutischer Sicht vielleicht Tipps geben kann..."

Meine Erfahrung ist, die geben eher keine Tipps, wie man mit dem Betroffenen umgehen kann, sondern fragen immer zuerst,was man selber für sich wünscht.

Und das finde ich gut so.

Liebe Grüße

Wanda
Data

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von Data »

Hallo Wanda,

was mich interessieren würde: Wie ist denn der status qou bei dir und deinem Mann?

(Falls du keine Lust hast, es nochmals zu schreiben, weil es hier schon irgendwo steht, kann ich es mir auch raussuchen.)

Gruß, Data
fish
Beiträge: 423
Registriert: 19. Jul 2004, 03:12

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von fish »

Hallo Data,
der Status Quo ist wie die Liebe zweier Stachelschweine: sehr vorsichtig und freundlich distanziert.

Mehr kann ich dazu nicht sagen, weil ich es selber nicht weiß. Das Wesen, das ich gedacht habe, geheiratet zu haben, existiert so nicht. Ich will mir diesen "fremden Menschen", diesen Alien (für ihn bin ich garantiert auch ein Alien...) noch eine Weile in Ruhe anschauen.

Aber keine Sorge, mit "inbetweens" und Ambiguität komme ich klar. Die Zeit der akuten Depression war deutlich schlimmer, eigentlich die schlimmste Zeit meines Lebens bis jetzt.

Grüße ans Raumschiff Data

Wanda
bersch0507
Beiträge: 52
Registriert: 12. Jan 2005, 15:31

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von bersch0507 »

Hallo Anka und Wanda,

wenn ich als Mann in euerer Frauenrunde einmal einen Gedanken zum Thema Sexualität einwerfen darf. Löst euch bitte von den platten Vorurteilen zum männlichen und weibliche Sex. Die Männer nur als triebgesteuertes Wesen zu reduzieren schadet den Frauen auch selbst. Sicher ist das sehr schwierig, wenn man Mißbrauch selbst erlebt hat. Aber ALLE Männer sind genauso ungleich wie ALLE Frauen. Natürlich gibt es geschlechtsspeziefische Sichtweisen und Rollenspiele, aber man sollte sie nicht als Problem hochziehen, sondern als „erfreulich“ natürlich hinnehmen. Was wäre die Welt, wenn Männer und Frauen gleichgeschaltet laufen. Also das grundsätzlich.
Sexualität kann für beide Geschlechter zum Problemthema werden. Frauen wollen begehrt und erobert werden, Männer wollen gut im Bett sein, d.h. die Partnerin „beeindrucken“. Klar, das sind wieder Schablonen die nur bedingt stimmen. Ich will sie hier aber bewußt einbringen. Frauen wollen begehrt werden, d.h. sie achten auf ihr Äußeres und vergleichen sich immer mit den „Besten“. Betroffene lehnen z.B. Medikamente ab, weil sie zu dick machen. Bei uns Männern ist die Möglichkeit der Fortpflanzung gleichbedeutend mit dem biologischen Nutzen. Männer die im Bett versagen, b.z.w. nicht begehrt sind, fühlen sich unnutz und als elementare Versager. Und ganau das ist doch das primäre Gefühl der Depressiven und die Basis der Selbstmordgedanken: nicht mehr nützlich zu sein, man will sie nicht mehr, es ist für alle besser wenn sie nicht mehr da sind. Bitte betrachtet das Thema auch einmal aus diesem Blickwinkel und macht es nicht für euch selbst zum Problem. Wenn ihr euch nicht mehr begehrt sondern eher benutzt fühlt ist das ein berechtigtes (!) Gefühl aber noch lange keine Tatsache. Gefühle sind trügerisch und wir sollten sie nie als Basis für unser Handeln nehmen. Man muß halt immer und immer wieder sagen, Betroffene können vieles nicht mehr und das hat überhaupt nichts mit nicht wollen zu tun. Ich wünsche uns allen ein schönes, sonniges und hoffentlich etwas lustvolles verlängertes Wocheende!
Gruß Bernd
Anki
Beiträge: 29
Registriert: 4. Mai 2005, 23:12

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von Anki »

Hallo!

Wanda, ich kann Dich recht gut verstehen, wenn Du sagst, dass Du eine "Schlaftablette" nicht sehr anziehend findest. DAs ist wohl auch das ähnlich bei uns. eS macht halt einfach doch mehr Spass, wenn man vorher Glücklich und entspannt miteinander umgegangen ist, als sich schweigsam ins BEtt zu legen und dann doch Gefühle irgendwie zu entwickeln. Sozusagen aus dem nichts soll die erotsiche Stimmung kommen.

Wir haben oft jüber das Thema diskutiert. Aber es kam nie viel raus. Er hat sein Schema im Kopf, was er denkt, was ich über ihn denke, was eigentlich gar nicht so ist, aber er denkt es so, und ich kann es nicht erklären, wann ich manchmal lange keine grosse LUst habe. Gerne wird dann natürlich die "Schuld" auf mich und meine Vorgschichte geschoben. Aber ich habe langsam das GEfühl, das dem nicht so sei. DEnn es ist sicherlich auch ein zusammenspiel zwischen der STimmung von ihm und meiner Freude beim Sex. Ich weiss nicht, ob ich ihn in ein Raster - typisch Mann packe. Das kann ich nicht so sagen, aber ich weiss, dass wir beide uns unterschiedliche Sachen beim SEx erwünschen und erhoffen.

Wenn ich ddie letzten Nachrichten von hier so lese, überlege ich, welchen Mann ich geheiratet habe. Was sich bei mir unter dem Begriff "sensibel" verbirgt. Er hat mir früher Briefe, Nachrichten geschrieben, in den er sich gedanken gemacht hat und mir viel gegeben haben - das ist heute nicht so. ARgument:" ich kann sowas nicht!" Er hat mir GEschenke gemacht, die wirklich nur für mich klasse waren. Das wurde in den letzten Jahren auch immer weniger. Normale Partnerschaftsentwicklung??? Vermutlich auch Ja, oder? Sensibel heisst für mich auch, dass er sich für mich Gedanken macht(gemacht hat). Die Alltagsbegegnungen nicht routiniert ablaufen. Das alles spüre ich aber heute nicht mehr so. Das weiche in ihm hat sich einen harten Kern zugelegt.

Ich denke, dass eine Partnerschaft immer schwierig ist, es immer wieder ein aneinader anpassen ist, aber dass es so schwierig ist, wie es jetzt ist, damit habe ich nicht gerechnet.

Ich danke Euch, dass ihr Euch für mich Gedanken macht und mir signalisiert, dass ich nicht alleine mit den Gefühlen bin!!

Viele Grüsse
Anke
Antworten