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evelyn

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Beitrag von evelyn »

Hallo Forum, irgendwie muss ich mal mit ein paar Leuten sprechen; denn langsam habe ich das Gefühl, dass ichnicht mehr weiter komme. Kurz zur Geschichte. 38 Jahre, weiblich, verheiratet seit 1995, habe in diesem Jahr unseren Sohn bekommen. Er ist jetzt knapp 8 Monate alt. Ein richtiger Sonnenschein und sehr pflegeleicht! Eigentlich ein absolutes Wunschkind, das mir jeden Tag mehr Freude machen müsste. Aber seit einigen Wochen werde ich immer matter, freudloser und frustierter. Wenn mich der Kleine anlacht, sehe ich das, muss auch lächeln - und trotzdem erreicht mich sein glucksendes Babylachen einfach nicht. Ich glaube, dass ich mein Baby über alles liebe - aber alles ist in Watte. Bereits sehr kurz nach der Geburt begann ich wieder zu arbeiten (mein Mann ist selbständig, ich kümmer mich um die Bürosachen), und lebe eigentlich die ganze Zeit in dem Dilemma, dass ich mich nicht allem so richtig widmen kann. Die Arbeit türmt sich immer mehr (in einer wirtschaftlich schwierigen Situation), und eigentlich möchte ich ein einziges Mal alles weg haben. Aber da ist ja mein Kleiner; der braucht seine Mama ja auch immer. Er ist eigentlich immer bei mir - auch im Büro. Gottlob ist bei uns alles in einem Haus untergebracht, so dass er alles in seiner gewohnten Umgebung hat. Letzte Woche hat sich mein Sohn nach gut 7 Monaten selbst abgestillt. Die Tage davor kam immer weniger Milch - und "trocken" wollte er nicht. Die Trauer und Antriebslosigkeit begann zwar schon lange davor; aber da schien sich auf einmal eine Spirale in Gang zus etzen, die ich einfach nicht aufhalten oder durchbrechen kann. Vorhin stand ich mit ihm am Wickeltisch und habe nur geheult. Mein Baby schaut mich mit großen Augen an - und Mama versucht zu lachen und Quatsch zu machen. Meine Ehe leidet ganz schön darunter; aber ich bin sprachlos und finde keine Worte um auf mein Dilemma aufmerksam zu machen. Ich meine für mich, dass es keine Worte gibt. Andererseits möchte ich mich nicht in Therpeutische Behandlung begeben; eine Analyse habe ich hinter mir. Nicht nur, dass eine Analyse ewig dauert, ich meine sogar, dass sie mich nicht so richtig weiter gebracht hat. Gut - ich habe den Frieden mit meinen Eltern gefunden (auf Entfernung) aber das war es dann auch. Vielleicht ist es ungerecht der Therapeutin gegenüber und ich weiß gar nicht, was sie mir alles "Gutes" getan hat. Aber zu einem solchen Kraftakt habe ich jetzt einfach nicht die Kraft. Besonders ängstigt mich, dass es mit mir im Augenblick bald stündlich bergab geht. Heute morgen ging es noch halbwegs; dann aber braucht gar nichts zu passieren und ich sitze hier in meinem Büro vor den ganzen Bergen; mein Kleiner spielt vergnügt in seiner Spielecke und ich bin nciht in der Lage IRGEND ETWAS zu machen. Ich kann die Berge anstarren, als ob sie sich dann in luft auflösen würden, aber nichts passiert (ist ja klar). Abends bin ich so fertig, dass ich am liebsten um 19.00 mit meinem Sohn ins Bett gehen würde, dann brauche ich auch nicht die Auseinandersetzung mit meinem Mann. Ihm kann ich zur Zeit gar nichts recht machen. Es gibt nichts, aber auch wirklich gar nichts, woran er nichts auszusetzen hat. Vielleicht bin ich überempfindlich - oder beide sind wir überempfindlich, ich weiß es nicht mehr. Besondere Angst habe ich davor, dass sich die SPirale immer schneller dreht. Denke ich an die letzte Woche, dann war das (im Vergleich zu jetzt) alles wunderbar. Gestern habe ich mich sogar bei dem Gedanken erwischt, ob es dem Kleinen nicht besser ohne seine Mutter ginge; denn wie soll ich ihm die Liebe geben, die in Baby braucht, wenn bei mir alles wie durch dicke Watte ankommt??? Wie soll ich ihm meine Liebe zeigen. Die Zeiten, an denen ich mit Baby auf dem Arm durchs WOhnzimmer getanzt bin und ihm sein Lieblingslied vorgesungen habe - unvorstellbar, dass das jemals war. Am Schlimmsten finde ich, dass der scheußliche Kalender auf meinem Tisch sagt, dass in drei Wochen Weihnachten ist. Können wir das nicht ausnahmsweise mal abschaffen??? Nur in diesem Jahr!!! Vielleicht hat jemand einen Tipp für mich oder kann mir einfach nur sagen, dass ich nciht völlig meschugge bin - so komme ich mir nämlich vor. Leider muss ich aufhören; denn ich bin wieder so am weinen, dass icd die Tastatur einfach nicht mehr sehe. Ich freue mich auf eure Antworten. Eure Lynn
Maike Zander
Beiträge: 48
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von Maike Zander »

Liebe Lynn, Sie sind nicht "meschugge", sondern brauchen professionelle Hilfe durch einen Arzt. Unter http://www.schatten-und-licht.de finden Sie viele gute Informationen zur so genannten postpartalen Depression, die nach der Geburt eines Kindes auftreten kann. Nur ein Arzt kann beurteilen, ob dies bei Ihnen der Fall ist. Haben Sie Ihren Frauenarzt schon einmal darauf angesprochen? Die gute Nachricht ist: Bei postpartalen Depressionen gibt es gute Therapien wie bei allen anderen Depressionen auch. Bitte holen Sie sich Hilfe! Maike Zander Kompetenznetz Depression
Thomas

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Beitrag von Thomas »

Liebe Lynn, ich schreibe dir, weil ich so eine seelische Verfassung gut kenne: Dauernde Kraftlosigkeit, ständig ist einem zum Heulen und die Beziehungsfähigkeit, sei uns nun zu den Kindern oder zum Partner, wird schlechter. In Watte gepackt ist auch treffend, man hat so das Gefühl, dass sich ganz langsam eine Milchglasscheibe zwischen der Welt und der eigenen Wahrnehmung bildet. Und Schuldgefühle, deinem Baby gegenüber z.B., weil du jetzt nicht das fühlen kannst, was du fühlen "solltest". So fing meine Depr. vor 8 Jahren an, auch die zweite vor 5 Jahren begann so. Man kann nicht verstehen, was mit einem los ist, die anderen verstehen einen schon gar nicht mehr. Konkrete Gründe für dieses diffuse Unwohlsein lassen sich meist auch nicht festmachen, was dieses Meschugge-Gefühl noch verstärkt. Aber keine Panik, du kümmerst dich rechtzeitig, das ist sehr gut. Erstens kann es auch eine leichtere Verstimmung sein, die sich schon bald wieder auflöst und zweitens ist eine hormonelle Umstellung durchs Abstillen ein gut möglicher Grund. Aber du musst das unbedingt beobachten und den Gang zum Facharzt nicht scheuen denn wenn man rechtzeitig gegensteuert, kann dir Schlimmeres erspart bleiben. Dumm ist, mit Verschlimmerung der Depr. lässt oft auch die Bereitschaft nach, einen Arzt aufzusuchen weil man sich immer mehr in der "Schuldfalle" verstrickt und meint, aus eigener Kraft und mit noch mehr Anstrengung selber aus dem Schlamassel zu kommen. Glaub mir, das geht nicht!!! Außerdem, ich war damals sehr erleichtert, als ich die Diagnose hatte, denn nun hatte diese ominöse Sache endlich einen Namen und konnte bekämpft werden. Depr. sind nicht immer leicht zu diagnostizieren und es gibt Internetseiten, wo du eine Checkliste mit Symptomen findest, die zu einer Depr. gehören können. Ich hoffe, es geht dir schon bald wieder besser! Lieber Gruß Thomas
nani
Beiträge: 5
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von nani »

Liebe Lynn, zu Deinem Weihnachtsfrust habe ich gerade einen interessanten Artikel gelesen: Schau doch mal rein unter http://community.netdoktor.com/ccs/de/d ... /index.jsp Die Seite ist eine gute Ergänzung zum Kompetenznetz, u.a. gibts auch einen Chat. ich werde heute mal reinschauen - eher später, so ab 22:00 Uhr. Vielleicht schaffst Du's ja, bis dahin wach zu bleiben... Liebe Grüße nani
tiger
Beiträge: 63
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von tiger »

Hallo Lynn, Waltraud hat mir einen guten Text gegeben. Erkläre es Deinen Mann mit der Glashaube. Damit hast Den Druck und die Erwartungen Deines Mannes weg. Es ist diese Spirale. Lass die Gefühle gesehen. Vergleiche nicht mit normalen Leuten oder falle in Ohnmacht. Atme tief durch. Glaube fest daran, dass es besser wird. Eine Spezialistin oder pflanzliche Mittel wäre schon positiv für Dich, da Du dann nicht so lange leiden musst. Text von Waltraud es ist so schrecklich schwer zu verstehen,aber ein Depressiver kann genau das nicht,was du dir jetzt so erhoffst.Daß sie dich jetzt wahrnimmt,mailt und sogar mit dir zusammenkommt,ist ein Riesen- Riesenfortschritt. Glaub mir,es ist nicht herzlos,daß sie jetzt die Beziehung nicht pflegt,sie kann es nicht. Alle Nähe,gerade vom Liebsten,auch von den Eltern ist im schlimmen Stadium nicht zu ertragen. man leidet selbst am meisten darunter,weil man sich für kalt und gefühllos hält. Aber es geht vorbei. bedräng sie nicht,sei einfach da.Für meinen mann war es auch furchtbar schwer zu sehen,daß all seine Liebe mir nicht helfen konnte,man braucht einfach alle Kraft,um überhaupt zu existieren. Es ist so schwer zu erklären. Es ist gut,wenn du ihr wege zeigst,aber setze sie nicht unter Druck. Sie wird dahin kommen,daß sie sich die Hilfe sucht. Sag dir immer wieder,sie ist jetzt wie unter einer gläsernen Glocke,nichts von dem was sie tut oder sagt,ist gegen dich,es ist gegen sie selbst. In der Depression sind wir selbst unser ärgster Feind. Gib ihr Zeit und bleib der Fels in der Brandung,wenn du kannst. tiger
heike
Beiträge: 213
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von heike »

Liebe Lynn, was Du beschreibst kommt mir soo gut bekannt vor, ähnliche Gedanken und Gefühle habe ich auch gehabt. Ich hatte es in anderem Zusammenhang und verstand mich selber nicht mehr. Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, wie mein Leben vorher war. Und ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass es jemals wieder besser wird. Ich habe einen Psychiater gefunden, dem ich vertraue. Ich nehme jetzt Medikamente und die Welt sieht wieder viel positiver aus. Vielleicht hilft als erstes schon ein Gang zum Allgemeinmediziner, der dir weiterhilft. Warte nicht mehr lange, jeder Tag ist unnötige Quälerei. Jetzt zum Herbst verschlimmern sich viele Depressionen wieder. Ich wünsche dir, dass Du Hilfe findest. Alles Gute und einen lieben Gruß von Heike
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