Trennung wegen schlechtem Gewissen???

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Rotfuchs
Beiträge: 11
Registriert: 11. Apr 2005, 14:44

Trennung wegen schlechtem Gewissen???

Beitrag von Rotfuchs »

Hallöchen,

ich bin gestern über dieses Forum "gestolpert" und lese seitdem sehr viele Beiträge, die mich in meiner Annahme bestärken, dass meine Partnerin ebenfalls depressiv ist. Als ich sie dann gestern direkt darauf ansprach, hat sie es sich und mir auch sofort eingestanden, jedoch jegliche Hilfe abgelehnt. Sie würde da alleine mit fertig werden, so wie sie es angeblich schon einmal geschafft hat. Sie würde im Moment nur nicht wissen, wie sie aus diesem "Loch" wieder herauskommen soll. Als ich sie vorsichtig auf ärztliche Hilfe ansprach, reagierte sie total aggressiv und blockte völlig ab. Anschließend fragte sie mich jedoch, wie ich so ruhig bleiben könne und warum ich ihr ihr Verhalten nicht übel nehme. Sie würde das nicht können. Ich antwortete, dass zum einen ein "Ausbruch" meinerseits (sei es ein Heulkrampf, Rumschreierei oder sonstiges) ja wohl nichts bringen würde, und dass ich zum anderen halt eben damit umgehen kann (was allerdings nur bedingt stimmt). Daraufhin "forderte" sie mich quasi auf, mich von ihr zu trennen, weil sie sonst mit gegenüber dauernd ein schlechtes Gewissen hat (ihr ist sehr wohl bewusst, wie sie sich oft verhält und das sie mich zurückstösst) und dieses ihre Depression nur noch weiter verstärkt. Das hat mich wie ein Hammer getroffen, vor allem, da sie mir erst gestern sagte, dass sie mich nicht verlieren will. Ich weiß nicht, was ich nun tun soll. Soll ich sie tatsächlich "fallenlassen" und mich von ihr trennen??? Wie kann ich sie dazu bewegen, doch ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen??? Oder soll ich sehenden Auges dabeistehen und zugucken, wie sie in den "totalen Abgrund" stürzt???
Übrigens gibt sie als Gründe für ihre Depression
1.) Stress auf der Arbeit (der tatsächlich unglaublich ist),
2.) die Renovierung, die sich sehr in die Länge zieht (O-Ton: Überall dieser Dreck macht mich wahnsinnig... ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll mit Putzen... und selbst wenn, bringt es ja eh nix!), tja, und
3.) mich
an. Wobei ich schon viele Dinge, die mich betrafen, geändert habe. Ich merke jedoch, dass es mir doch verdammt nahe geht, weil ich ein sehr romantischer und sensibler Mensch bin. Ihr gegenüber kann ich zwar "stark" sein, aber auf Fragen, wie "Geht's dir gut???" reagiere ich inzwischen mit einem Tränenausbruch.

Ich hoffe, ein paar hilfreiche Antworten von euch zu bekommen (wobei ich mir einiges inzwischen auch selbst beantworten kann, weil ich hier so vieles lese), denn wie ich festgestellt habe, tut gerade der Austausch mit anderen Betroffenen meist sehr gut.

Allen einen lieben Gruß

Andrea
tommi
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Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Trennung wegen schlechtem Gewissen???

Beitrag von tommi »

Liebe Andrea,

schön, dass du deinen Thread aufgemacht hast .

Das was du beschrieben hast, ist eine typische Reaktion. Ich möchte dich nicht verlieren, aber trenne dich, weil ich nicht mit ansehen kann wie du unter mir leidest. Beziehe das nicht auf dich. Deine Freundin braucht dich, also trenne dich deswegen nicht.
Sie fühlt sich für alles verantwortlich und ihr Selbstwertgefühl ist auf dem Nullpunkt. Indirekt fragte sie dich ja, wie du es nur mit ihr aushalten kannst (Du bist so ruhig...) Sie kann es nicht verstehen, dass du sie liebst, weil sie sich im Moment nicht fühlt. Mache ihr klar, dass du für sie da sein willst und bist.
Es ist eine Krankheit, die behandelt werden muss. Sie hat eingeräumt, dass sie nicht weiß wie sie aus dem Loch herauskommen soll, dazu braucht sie Hilfe. Du kannst ihr nur bedigt helfen, sodass es wichtig ist von Außen Hilfe zu holen. Ich glaube, du solltest dieses Thema nochmal ansprechen, wenn sie aus dem Tief heraus ist.

Die Gründe der Depressionen können u.a.streßbedingt sein, aber du bist garantiert nicht der Grund. Rede dir dieses nicht ein.

Ich hoffe, dass ihr einen Weg findet, im Gespräch zu bleiben. Dazu wünsche ich dir die nötige kraft.

Gruß
Tom
Rotfuchs
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Re: Trennung wegen schlechtem Gewissen???

Beitrag von Rotfuchs »

Hallo Tom,

vielen Dank für deine lieben Worte.

Was die Trennung angeht, sehe ich das, denke ich zumindest, schon realistisch. Denn wenn sie sich wirklich trennen wollen würde, würde sie das auch tun. Und ich will mich auch ganz bestimmt nicht von ihr trennen, aber dieses Gefühl der Hilflosigkeit lässt mich manchmal "ohnmächtig" werden und ich habe Angst, dass ich "auf der Strecke" bleibe. Andererseits weiß ich, dass sie mich gerade jetzt braucht und ich will und werde für sie da sein. Das betone ich ihr gegenüber auch immer wieder.

Ich muss sagen, dass mir dieses Forum wirklich hilft, da es mir zeigt, dass ich nicht alleine mit diesem Problem bin und das man es durchaus bewältigen kann. Allerdings auch nur dann, wenn der Partner sich helfen lässt. Und da sehe ich (noch?) keine Chance. Schließlich kann ich sie nicht dazu zwingen, zum Arzt zu gehen. Oder doch???

Eine andere Freundin gab mir den Rat, einfach einen Termin bei einer/m Therapeutin/en zu machen, sie hinzufahren, aber ihr die letztliche Entscheidung zu überlassen, ob sie den Termin wahrnimmt oder nicht. Wie stehst du / steht ihr denn dazu??? Ist das tatsächlich eine "Möglichkeit"??? Ich habe nämlich wahnsinnige Angst davor, dass sie das als "Vertrauensmissbrauch" wertet, und sich dann von sich aus von mir trennt. Ich bin ziemlich ratlos, was ich nun tun soll. Wahrscheinlich einfach erstmal abwarten.

Viele liebe Grüße

Andrea
Karoshi
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Registriert: 3. Aug 2003, 14:26
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Re: Trennung wegen schlechtem Gewissen???

Beitrag von Karoshi »

HalloAndrea,
bitte entscheide nicht einfach etwas über den Kopf deiner Partnerin hinweg. Das könnte arg nach hinten losgehen. Das ist leider gerade ein Drahtseilakt für dich.. einerseits kann ich mir gut vorstellen, daß so, wie du den Zustand beschrieben hast, deine Partnerin nicht selbst etwas unternehmen wird und du müsstest da etwas "anleiern", aber andererseit ist es aus meinen Erfahrungen so, daß Leute, die sich so verhalten (wie ich selbst schon) erst einen Gewissen Punkt erreichen müssen, damit sie sich mit so einem evtl. "Vertrauensmissbrauch" nicht hintergangen fühlen. Leider ist es nicht leicht, da mal etwas abzuwarten und nichts großes zu tun. Was nicht heissen soll, daß du dich zurücklehnen sollst, aber du musst dich auch nicht verdrehen, nur um der Person alles recht zu machen, das endet Erfahrungsgemäß in so einer Art Spirale, die nicht endet. Ich selbst war so wie deine Partnerin und kenne das. Ich habe viel zu spät bemerkt, daß ich immer etwas neues fand, was mir an meinem Partner nicht passte und für mich Grund war, depressiver zu werden. Sobald ich aber "nichts mehr selbst tun" musste, mein Partner alles änderte um mir evtl. damit zu helfen, wurde im Nachhinein gesehen alles nur schlimmer, weil ich Kontrolle über mein Leben abgegeben habe.
Rotfuchs
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Re: Trennung wegen schlechtem Gewissen???

Beitrag von Rotfuchs »

Hallo Karoshi,

es ist wirklich sehr hilfreich, dass du als "direkt Betroffener" so offen mit deiner Krankheit umgehst. Ich finde das richtig klasse!!! Ich wünschte, meine Freundin würde das ebenfalls. Vielleicht kann sie das irgendwann auch mal.

Und danke für deinen Rat, lieber nichts in dieser Richtung zu unternehmen. Einerseits habe ich mir das auch gesagt, weil ich sie gut genug kenne und weiß, dass sie mir das verdammt übel nehmen würde, andererseits ist dieses "Nichts-tun" bzw. "Nichts-tun-können" eine absolute Herausforderung für mich.

Ich hoffe, mit deiner Freundin läuft es gut und drücke dir auch für die weitere Zukunft die Daumen.

Liebe Grüße

Andrea
tommi
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Re: Trennung wegen schlechtem Gewissen???

Beitrag von tommi »

Liebe Andrea,

ich glaube auch ,dass es falsch wäre, über ihren Kopf weg einen Therapeuten zu suchen. Es bringt auch nichts, weil der Betroffene selbst es wollen muss. Vergleiche es mal mit einem Alkoholiker, der nicht einsieht, dass er Hilfe braucht- er wird sie auch nicht annehmen.
Vielleicht empfiehlst du ihr mal dieses Forum, damit sie sich über ihre Krankheit informiert. Ich glaube, dass sie Vorurteile gegen Psychotherapeuten hegt, die sie zu so einer Reaktion veranlasst und die Meinung, sie schaffe das schon allein.

Was Karoshi geschrieben hat ist auch meine Meinung, dass du sie nicht in Watte packen solltest, sie Verantwortung so weit es geht übernehmen sollte. Das zeigt ihr ihre Granzen auf, gibt ihr aber auch Selbstvertrauen.

Vielleicht überlegst du dir mal, zu einer Selbsthilfegruppe zu gehen, damit du dir hilfst mit der Situation umzugehen.

Gruß
Tom
BeAk

Re: Trennung wegen schlechtem Gewissen???

Beitrag von BeAk »

Guter Rat Tom, nun mußt Du nur noch erklären wie man eine Selbsthilfegruppe für Angehöhrige findet. Ich suche seit 9 Monaten ohne Erfolg.
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Trennung wegen schlechtem Gewissen???

Beitrag von tommi »

Liebe Bea,

in der Großstadt ist das natürlich recht einfach. Wir haben bei uns das diakonische Werk, die Adressen haben und einige Selbsthilfegruppen für Depressive, die auch für Angehörige Gruppen anbieten.
Krankenkassen können manchmal auch weiterhelfen.

Ich denke aber, dass dir das nicht weiterhilft, weil du diese Möglichkeiten bestimmt schon genutzt hast .

Gruß
Tom
BeAk

Re: Trennung wegen schlechtem Gewissen???

Beitrag von BeAk »

Stimmt Tom, aber an die Krankenkassen hatte ich noch nicht gedacht, Danke. Werde mich morgen mal durch telefonieren.
Rotfuchs
Beiträge: 11
Registriert: 11. Apr 2005, 14:44

Re: Trennung wegen schlechtem Gewissen???

Beitrag von Rotfuchs »

Hallo,

nachdem es die letzten 2 Tage relativ gut ging, war ich dabei, mir Hoffnung zu machen, dass es wieder aufwärts geht... doch ich wurde eines besseren belehrt... hätte ich mir ja eigentlich auch denken können...

Von meiner "Idee", ihr einfach einen Termin bei einem Therapeuten zu machen, bin ich inzwischen wieder abgekommen. Der "Schuss" würde wahrscheinlich tatsächlich nach hinten losgehen.

Gestern abend, als sie wieder mal Rücksicht auf mich nehmen wollte (O-Ton: Dann habe ich wieder so ein schlechtes Gewissen), habe ich sie darauf hingewiesen, dass sie Klartext mit mir reden soll. Auch wenn es vielleicht schwer für mich ist. Sie kam meiner Bitte nach, und ich verbrachte mal wieder eine Nacht auf der Couch. An sich bin ich ja auch froh, dass sie mir "die Wahrheit" sagt und was sie möchte, aber wenn sie es dann tut, habe ich doch ganz schön zu schlucken. Die Idee mit der Selbsthilfegruppe ist da wohl wirklich angebracht, denn ich denke, dass ich das sonst nicht allzu lange "aushalten" werde. Ihre Stimmung schwankt teilweise von einer Sekunde auf die andere und ich weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll. Erst eben haben wir telefoniert, und sie erzählte munter drauflos, um 5 min später schon wieder total dicht zu machen und das Gespräch zu beenden. Ohne einen "ersichtlichen Grund". Wahrscheinlich ist das für diese Krankheit "normal", aber es ist verdammt schwer, dass zu akzeptieren.

Ich bin sehr froh, mich in diesem Forum "erleichtern" zu können, ansonsten würde ich es wohl nicht packen. Denn durch euer aller Beiträge gebe ich mir viele Antworten selbst und kann mich ein wenig "beruhigen".

Jetzt steht wieder das Wochenende vor der Tür und ich wünsche euch allen Ruhe, Erholung und Kraft, alles weiterhin "durchzustehen".

Viele liebe Grüße

Andrea
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Trennung wegen schlechtem Gewissen???

Beitrag von tommi »

Liebe Andrea,

ich finde es gut, wie du mit der Situation umgehst . Natürlich ist es schwer, damit umzugehen. Du brauchst Gedult, aber ihr seid auf dem richtigen Weg. Nur über Gespräche kann man das Miteinander fördern. Ihr müss beide lernen, mit der Krankheit umzugehen und das geht nur, wenn beide die Gefühle das anderen kennen. Wichtig ist, dass die Gespräche ohne Vorwürfe abgehen, da sie Gift für die weitere Komunikation sind und nur zu Streits führen, die die Fronten verhärten.

Ich hoffe, euer Wochenende war schön.

Gruß
Tom


Schweigen ist Gold, Reden ist Platin.
han_solo
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Registriert: 21. Apr 2005, 09:15

Re: Trennung wegen schlechtem Gewissen???

Beitrag von han_solo »

Hallo !

Ich befinde mich momentan in genau derselben Situation wie du, nur das die Sache bei mir wohl schon etwas fortgeschrittener ist. Das ganze zieht sich jetzt schon über ein halbes Jahr hin und aus dem "Ich bin zu schlecht für dich, es würde dir ohne mich sicher besser gehen" ist mittlerweile ein "wir haben keine Gemeinsamkeiten ich will alleine leben" geworden. Wir haben auch einen Therapeuten aufgesucht "Im Rahmen der Erziehungsberatung", der mir sagte dass meine Freundin unter einer Schweren Depression leide und ein Klinikaufenthalt erforderlich wäre. Ich habe dann leider gegen anraten des Therapeuten mit ihr darüber gesprochen, sie versucht seitdem mit allen mitteln ihr Verhalten zu kontrollieren um nicht "krank" zu wirken.

LG
han_solo
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Trennung wegen schlechtem Gewissen???

Beitrag von tommi »

Lieber Hans,

dir ein herzliches Willkommen.

deine Freundin wird ihre gute Laune Maske bald ablegen, weil sie es nicht lange durchhalten wird.
Ich kenne zu wenig Hintergründe, aber kann es sein, dass sie die Trennung tatsächlich will?
Ich hoffe für euch, dass sie ihre Krankheit annimmt und sich behandeln lässt.

Gruß
Tom
han_solo
Beiträge: 5
Registriert: 21. Apr 2005, 09:15

Re: Trennung wegen schlechtem Gewissen???

Beitrag von han_solo »

Hallo Tom,

Das ganze fing mit einer Gebährmuttererkrankung an, was sie meiner Ansicht nach dazu brachte Ihren Körper immer mehr abzulehnen und ihren bisherigen Lebensweg für die Krankheit verantwortlich zu machen. Der bisherige Lebensweg ist natürlich eng mit mir verbunden, da wir 11 Jahre zusammen sind. Richtig schlimm wurde es erst als der Arzt ihr dann sagte dass die Gebärmutter entfernt werden muss.

Gruß

Hans
han_solo
Beiträge: 5
Registriert: 21. Apr 2005, 09:15

Re: Trennung wegen schlechtem Gewissen???

Beitrag von han_solo »

Hallo liebe Leute!!

Es hat sich alles entspannt, sie hat sich dazu entschlossen sich operieren zu lassen und gemerkt dass die Krankheit ihr größtes Problem in der letzten Zeit war. Von Trennung ist jetzt nicht mehr die Rede.

LG

Hans
Rotfuchs
Beiträge: 11
Registriert: 11. Apr 2005, 14:44

Re: Trennung wegen schlechtem Gewissen???

Beitrag von Rotfuchs »

Hallöchen allerseits,

hatte mich ein paar Tage nicht gemeldet, obwohl ich beinahe jeden Tag hier im Forum gelesen habe, aber ich konnte irgendwie nicht... war wie eine "Blockade"...

Gestern abend kam es jedoch zu einem "Vorfall", der mich ziemlich erschreckt hat. Die letzten Tage war soweit alles in Ordnung (von kleineren Missstimmungen mal abgesehen) und sie machte den Eindruck, dass es ihr ein wenig besser geht. Am Samstag waren wir auf einer Geburtstagsfeier, wo sie relativ viel getrunken hat. Auf der Heimfahrt sagte sie dann, dass sie eigentlich glücklich wäre und froh ist, dass sie mich hat. Diese "Hoch-Stimmung" hielt bis Sonntag nachmittag an, und dann kippte plötzlich alles. Sie eröffnete mir, dass sie keine Lust mehr habe. Keine Lust zu Leben! Alles wäre so sinnlos. Sie wünscht sich jeden Tag, dass sie überfahren wird, weil sie (noch) zu feige ist, sich selbst etwas anzutun. Sie hasst ihren Körper, sie hasst sich selbst und vertraut auch niemandem. Nicht einmal mir. Sie denkt, dass ich in der Zeit, als ich bei einer Freundin war, mit dieser etwas gehabt hätte. Und dass ich heimlich telefoniere bzw. schon auf der Suche nach einer Neuen bin. Im ersten Moment hat das eine "Tränenflut" bei mir ausgelöst, weil ich so wahnsinnig verletzt war. Daraufhin sagte sie nur, dass sie genau deshalb bisher nix gesagt hätte. Mit größter Mühe stellte ich meine Tränen ein, und versuchte, ihr Mut zuzusprechen. Alle meine Worte prallten aber an ihr ab, und meine "Trauer und Verletzlichkeit" wichen einer unbändigen Wut. Irgendwie flippte ich aus und konnte meine Worte nicht mehr im Zaum halten. Ich schmiss ihr an den Kopf, dass sie sich doch dann umbringen sollte, wenn alles eh keinen Sinn machen würde, und dass ich sie, sollte sie so weitermachen, einweisen lassen würde. Ohne ein weiteres Wort von ihr zu hören (sie sagte durchaus etwas dazu) verliess ich das Zimmer und legte mich im Wohnzimmer schlafen (ich schlafe "freiwillig" schon seit 2 Wochen auf der Couch, weil sie die Nähe und Enge nicht erträgt, es sei denn, sie bittet mich darum, bei ihr zu bleiben). Schon 5 Minuten später taten mir meine Worte entsetzlich leid (vor allem, da ich weiß, was so ein Verhalten bei ihr bewirkt), aber ich ging nicht noch einmal zu ihr, sondern hoffte, dass sie vielleicht mal drüber "nachdenkt". Heute morgen habe ich sie dann (wie immer) geweckt, und mich entschuldigt. Ich habe ihr erklärt, dass mich meine "Hilflosigkeit" zu diesen Worten trieb und sie meinte nur, wenn ich das tun würde, dann käme sie nie wieder.

Ich bin völlig verzweifelt. Sie vertraut nix und niemandem, lehnt jede Hilfe kategorisch ab und ich habe panische Angst, dass sie sich tatsächlich etwas antut. Da ich selbst mal in dieser Situation war, weiß ich, dass jegliche "aufmunternden Worte" nur an ihr abprallen.

Ich weiß, dass mir keiner einen wirklich Rat geben kann, aber einfach mit euch zu kommunizieren hilft teilweise gewaltig. Inzwischen gibt es bei mir auch "gute und schlechte" Tage; heute ist wieder ein "schlechter". Ich weiß, dass die Welt morgen wahrscheinlich schon wieder besser aussehen wird (auch die Aussicht auf eine Woche Urlaub in Ägypten lässt mich hoffen), aber ich stelle mir dann doch die Frage, ob ich das schaffe, oder ob ich mich nicht doch lieber trennen sollte.

Ich danke euch für's "Zuhören" und wünsche euch weiterhin Kraft und alles Gute.

Andrea
han_solo
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Registriert: 21. Apr 2005, 09:15

Re: Trennung wegen schlechtem Gewissen???

Beitrag von han_solo »

Hallo Andrea,

ich würde versuchen einen dritten mit ins Boot zu bekommen, jemanden mit dem sie mal über die Dinge reden kann. Es muss ja nicht unbedingt ein Therapeut sein. Das ihr momentan nicht miteinander reden könnt ist wohl ganz "normal" in der Situation. Vielleicht kennst du ja Jemanden oder ihr geht zu einem Heilpraktiker. Da wo ich herkomme gibt es z.b. einen Gemeinschaftspraxis von Heilpraktikern und Psychoterapeuthen.

LG
Hans
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Trennung wegen schlechtem Gewissen???

Beitrag von tommi »

Liebe Andrea,

diese Situation, dass Diskusionen eskalieren, kenne ich auch. Es ist schon schwierig, sich mit dem Partner in solchen Situationen ruhig hinzusetzen und ein ruhiges Gespräch zu führen. Erst geht es ganz "normal" los, dann kommen die ersten Vorwürfe, dann das Geschrei. Das bringt überhaupt nichts, im Gegenteil, es führt zu verhärteten Fronten. Der eine nimmt den anderen nicht ernst, jeder pocht aus seinen Standpunkt und so können keine Lösungen gefunden werden.
Setzte dich mit den Äüßerungen deiner Freundin auseinander und überlege dir, wie du ihr helfen kannst. Gehe zu ihr und setz dich mit ihr ruhig zusemmen und vermeide Vorwürfe. Sie hat ein echtes Problem, sie ist krank. Nur durch einfühlsame Gespräche wirst du Vertrauen aufbauen oder erweitern können, nicht durch Schreien. Auch wenn ich dich verstehe, dass du ausrastest- ich tat es auch, da jedes Argument, jeder Ratschlag ins Negative gekehrt wurde. Heraus kam, dass meine Frau sich nicht ernst genommen fühlte und sie zumachte.
Gruß
Tom
Rotfuchs
Beiträge: 11
Registriert: 11. Apr 2005, 14:44

Re: Trennung wegen schlechtem Gewissen???

Beitrag von Rotfuchs »

Hallo Hans,

genau das habe ich auch schon versucht... leider ebenfalls ohne Erfolg... sie will da keinen "Dritten" mit reinziehen, da sie eh niemandem vertraut... was ich ihr nicht mal verdenken kann, da sie wirklich bisher von jedem nur belogen wurde.

Hallo Tom,

ich habe mir ein paar andere Beiträge von dir durchgelesen und bin ziemlich fasziniert, wie du mit deiner Situation umgehst. Wünschte, ich könnte mir davon was abschneiden. Auf der anderen Seite weiß ich, dass der Umgang mit dieser Krankheit einen stetigen "Lernprozess" beinhaltet... und ich werde lernen... hab' meiner Freundin heute gleich vorgeschlagen, dass ICH ihr eine "Auszeit" gönne und mich bei einer Freundin einquartiert, nachdem ich merkte, dass sie genau das bräuchte, sich aber mal wieder nicht "traut", es mir zu sagen. Und sie ist/war mir wohl auch dankbar dafür.

Und ich habe vor, ihr einen Brief zu schreiben, in dem ich ihr meine Gefühle und Empfindungen darlege, und sie auch auf dieses Forum hinweise... vielleicht guckt sie dann ja mal hier rein... ich denke nämlich, dass es ihr durchaus helfen könnte und sie ihre "negative Einstellung" gegenüber jeglicher Hilfe ablegt. Ist nur ein kleiner Hoffnungsschimmer, aber immerhin.

Und ich brauche diese "Auszeit" auf gewisse Art und Weise auch für mich

Viele Grüße

Andrea
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Trennung wegen schlechtem Gewissen???

Beitrag von tommi »

Liebe Andrea,

ich denke, einen Großteil tut meine Frau dazu, dass wir mit der Krankheit umgehen können . Denn wenn der Betroffene nicht einsichtig ist und sich nicht behandeln lässt, ist es für den Angehörigen viel viel schwerer. Wichtig ist auch, dass sich der Betroffene öffnen kann, damit der Partner seine Gefühle versteht. Genauso sollte der Partner es auch tun.
Es tut mir leid, dass sie in der Vergangenheit oft enttäuscht wurde, und somit dir wenig Vertrauen entgegen bringt.
Deswegen finde ich es gut, dass du ihr einen Brief schreiben und ihr das Forum empfehlen willst.

Habt ihr euch verabredet, wie die Auszeit vonstatten geht?

Gruß
Tom
Rotfuchs
Beiträge: 11
Registriert: 11. Apr 2005, 14:44

Re: Trennung wegen schlechtem Gewissen???

Beitrag von Rotfuchs »

Hallo Tom,

wir hatten nix ausgemacht. Das bezog sich "erstmal" nur auf den gestrigen Abend... ich werde aber auch heute wieder bei einer Freundin übernachten. Dennoch sehen wir uns kurz. Aber je nachdem, wie es ihr geht, werde ich dann wieder gehen.

Mit dem Brief habe ich angefangen, aber irgendwie habe ich Angst, dass sie meine Worte falsch versteht. Muss da noch ein wenig dran "rumfeilen" Und ich werde sie auf jeden Fall auf dieses Forum hinweisen. Vielleicht bringt es ja was und sie nimmt endlich "Hilfe" in Anspruch, wenn sie merkt, dass es durchaus viele gibt, die diese Krankheit haben und sich ihr auch stellen. Zumindest habe ich diese Hoffnung.

Ich finde es toll, wie du und deine Frau miteinander umgeht... und genau das macht mir Mut, auch weiter "durchzuhalten". So leicht gebe ich nicht auf, obwohl ich inzwischen schon merke, wie sehr MIR diese Situation zusetzt. Aber noch ist meine Liebe zu ihr stärker!!!

In diesem Sinne alles Gute

Andrea
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