Es fällt mir oft schwer zu reden

[Pusteblumen]

Hallo,
habe seit Ende Januar eine neue Thera angefangen - tiefenpsychologisch fundierte Therapie -. Ich habe als Kind Missbrauch-Erfahrungen gemacht. Die ersten Erinnerungen kamen als ich vor 4 Jahren in der Klinik war. Seitdem habe ich immer meine Gefühle unterdrückt, aber eben seit Anfang des letzten Jahres ist es mir sehr wichtig geworden, endlich dagegen etwas zu unternehmen - besser damit umzugehen und Ende letzten Jahres habe ich dann auch eine Therapeutin gefunden.
Mein "Vater" hatte sich gleich aus den Staub gemacht, als ich aus der Klinik mit dieser neuen Erfahrung kam = gestorben. Meine Mutter und mein Bruder wissen nichts davon - zumindest habe ich es ihnen noch nicht gesagt. Nur meine Freundin, mein Psychiater und meine Therapeutin wissen es.
Nun in der Thera fällt es mir sehr schwer darüber zu reden bzw. den Anfang zu finden. Ich habe so viel Wut in mir, die ich immer wieder gegen mich selber richte durchs Essen oder auch Selbstverletzung - Essen ist ja auch Selbstverletzung.
Nun ist meine Frage, ob es Euch am Anfang auch so ging. Natürlich rede ich schon darüber, aber ich kann nicht lange darüber reden, denn es geht mir danach total mies. Dann kommen mir diese Sinnlos-Gedanken in den Kopf, mach' doch einfach schluss, dann hast du Ruhe.
Ich schaffe es aber irgendwie, dass ich trotzdem an meinem Leben hänge.
Jetzt gerade kommen mir auch wieder viele Flash-Backs in den Kopf und ich habe schon wieder Angst vor der Nacht.Gerade in den letzten Nächten habe ich richtige lebendige "Scheisse" geträumt und auch sehr real.
Ich nehme schon seit Mitte letzten Jahres Antidepressiva, mit den komme ich auch sehr gut zurecht. Aber diese scheiss -Entschuldigung- Gedanken.
Es würde mich sehr interessieren, wie es Euch ergangen ist bzw. geht.

Grüsse
Pusteblumen

[Xavro]

Hallo Pusteblumen,

mir geht das ganz ähnlich. Auch ich weiß oft nicht, wie ich in der Therapiestunde anfangen soll und liege erst mal schweigend rum. Einen konkreten Tip habe ich leider nicht. Manchmal kommt das Gespräch irgendwie in Schwung und manchmal quäle ich mich nur durch die Sitzung. Es ist nicht leicht.

Gruß
Xavro

[Pusteblumen]

Hallo Xavro,
danke für deine Antwort. Ich habe eigentlich immer etwas zu erzählen, was ich dann auch tue. Mir geht es darum, gerade an "meinem Thema" Missbrauch, über meine Flashbacks, Gefühle von damals zu reden. Hast du auch solchen Mist erfahren müssen?
Ich würde mich freuen, wenn sich noch andere hierzu äußern. Ich komme mir doch ziemlich alleine vor, aber ich weiss auch, dass es nicht einfach ist - gerade schwarz auf weiss zu sehen.

Gruss
Pusteblumen

[Bellasus]

Hallo Pusteblumen,

du bist damit überhaupt nicht alleine, und das allerwichtigste hast du getan - das Schweigen beendet. Niemand erwartet, dass du das jetzt straight durchziehst. Ich glaube ganz fest daran, dass man immer nur so viel von sich aus anspricht, wie man aushalten kann Irgendwo ist da ein Schutzmechnismus in uns, der verhindert, dass du dich mit Dingen konfrontierst, die zu viel sind (na ja, neulich mußte meine Thera ein Machtwort sprechen und mich auffangen...). Ich habe auch erst nicht dran geglaubt, aber häppchenweise sind solche gewaltigen Vorhaben wirklich etwas besser verdaulich.

Mißbrauch ist auch mein Thema, vor dem ich auch noch sehr viel Angst habe und das mich immer wieder an den Rand des Absturzes bringt.

Ich melde mich bald wieder, weil ich jetzt erstmal in die Heia muß.

Liebe Grüße
Annette

[Pusteblumen]

Moin Bellasus,

danke für dein posting. Bist du schon länger in der Thera? Wie gehst du denn mit dem Missbrauch um, redest du schon viel darüber?
Es sind Fragen über Fragen, die mich total beschäftigen. Keiner aus meiner Familie weiss etwas davon, so muss ich jeden Tag so tun als ob nichts war. Denn noch kann ich es auch nicht sagen, dazu bin ich noch nicht stark genug. Erst einmal muss ich selber versuchen - mit Hilfe meiner Therapeutin - mit dem Thema umzugehen. Denn mir geht es so richtig schlecht damit. Es ist dann die berühmte Achterbahn - ein auf und ab.

Würde mich wirklich freuen wieder von dir zu hören.

Gruss
Pusteblumen

[Bellasus]

Hi Pusteblumen,

da bin ich mal wieder. Ich rede eigentlich gar nicht darüber, und ich kann auch hier mich nicht damit beschäftigen, weil es mich sofort aus den Puschen kippen würde.

Ich war letztes Jahr in der Klinik und mache seit einem guten Jahr Therapie. Für eine Auseinandersetzung mit diesem und weiteren Themen bin ich absölut noch nicht stabil genug, also steht das vorerst hintenan.

Wie das bei dir aussieht, weiß ich natürlich nicht. Ich habe nur die Erfahrung gemacht, dass einen das Aufrollen von solchen Dingen komplett überfordern kann. Wenn du dich bei deiner Therapeutin gut aufgehoben fühlst, würde ich das alles mit ihr besprechen, welches für dich der beste Weg ist.

Ich wünsch dir erstmal alles Gute!
Annette