Therapie für Angehörige

BeAk

Therapie für Angehörige

Beitrag von BeAk »

Ich bin jetzt erst auf eure Seiten gestoßen, eigendlich 1/2 Jahr zu spät. Meinem Mann geht es mitlerweile wieder gut, nachdem er sich endlich der erforderlichen Behandlung gestellt hat. Vor 6 Monaten war ich aber ziehmlich verzweifelt und habe Hilfe gesucht, meinem Mann von der notwendigkeit Ärztlicher Hilfe zu überzeugen. Damals riet man mir, ich sollte eine Terapie machen. Ich fragte warum, das Problem ist die Major Depression meines Mannes, eine Antwort konnte man mir darauf nicht geben. Auch in diesem Forum wurde schön Angehöhrigen zur Therapie geraten. Nur den Sinn und Zweck verstehe ich immer noch nicht.
Wie schon geschrieben, haben sich unsere Probleme gelöst, uns geht es wieder gut. Ich frage nur interesse halber
BeAk

Re: Therapie für Angehörige

Beitrag von BeAk »

Doppeln wollte ich nicht. Kann jemand die Doppelung löschen?
Emily
Beiträge: 1217
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Therapie für Angehörige

Beitrag von Emily »

Hallo Bea,

schön, dass es deinem Mann wieder gut geht.

Du fragst, warum man manchmal auch den Angehörigen zu einer Therapie rät. Das hat damit zu tun, dass die Depression des Partners auch den nichtbetroffenen Partner enorm unter Druck setzen kann. Diese Erfahrung wirst du vermutlich auch selbst gemacht haben. Eine Therapie kann man nicht nur in Anspruch nehmen, wenn man selbst von der Krankheit betroffen ist. Es kann genauso sinnvoll sein, sich Unterstützung zu holen für den enormen Stress, den man selbst im Krankheitsfall des Partners durchmachen muss. Manche Angehörige opfern sich bis zur Selbstaufgabe völlig auf, geraten dann selbst in die Gefahr, an Depressionen oder Burn-out und anderen Krankheiten zu erkranken. Um das zu verhindern, den Blick für die eigene Gesundheit also zu stärken, kann eine Therapie für den nichtbetroffenen Angehörigen sehr sinnvoll sein.

Gruß,
Emily
BeAk

Re: Therapie für Angehörige

Beitrag von BeAk »

Danke für die Antwort,
kannst, du das mal genauer erklären. Ich habe von Therapien keine Ahnung. Vieleicht brauche ich sie ja mal in der Zukunft.
Emily
Beiträge: 1217
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Therapie für Angehörige

Beitrag von Emily »

Hallo Beatrix,

sorry, ich verstehe deine Frage nicht ganz. Was meinst du mit "das", was du erklärt haben möchtest? Möchtest du wissen, wie eine Therapie abläuft und womit sie sich beschäftigt, oder was ist unklar geblieben?

Gruß,
Emily
BeAk

Re: Therapie für Angehörige

Beitrag von BeAk »

Genau, wie könnte so eine Therapie für einen Angehöhrigen aussehen?
Gioia
Beiträge: 0
Registriert: 26. Sep 2004, 13:21

Re: Therapie für Angehörige

Beitrag von Gioia »

Hallo Beatrix, wenn ich das Wort "Therapie" höre, dann schwingt bei mir - obwohl ich das auch schon mal in Anspruch genommen habe - immer noch so ein "waas? ICH brauch das doch nicht, das ist doch bloß was für..." (denk's dir). Und dann denk ich an Therapie, wo man mit zwei verschiedenen Schuhen und den voll schrillen Klamotten rausgehen soll, wenn man Sozialangst hat, oder auf einen Turm steigen bei Höhenangst, oder Bilder malen, die Aufschluß über mein Seelenleben geben. Oder so.
Nee, darum geht's aber nicht immer, obwohl das auch alles interessant ist und hilfreich sein kann. Therapie kann ja auch einfach heißen: Entlastung, wenn zum Beispiel die Lebensumstände sehr schwierig sind, durch Arbeitslosigkeit oder einen Todesfall oder oder oder. Und eben auch, wenn ein Angehöriger durch eine psychische Krankheit eines Familienmitglieds im Mitleidenschaft gezogen wird. Und das geht mal schneller als man denkt.
Im Falle Angehöriger würde ich sagen, dass wohl am ehesten eine Gesprächstherapie in Frage kommt, wo man die Chance hat, zu erzählen, wie es einem selbst geht, was einen belastet, welche Ängste man hat, all das. Gerade wenn man mit einem psychisch Kranken lebt, ist die Gefahr doch recht groß, dass man davon beeinträchtigt wird, sei es, weil man immer mehr Angst bekommt, einen Fehler zu machen, sei es, weil durch die Krankheit der Angehörige plötzlich viel mehr Arbeit leisten muss (Haushalt etc.), sei es, weil der Schmerz, dass die Partnerschaft wegen der Krankheit einfach nicht mehr stimmt, recht heftig sein kann.
Und da kann ein Therapeut einem schon helfen, die eigenen Gefühle zu sortieren, und eine andere Botschaft gehört ja auch noch dazu: wenn du mit einem Therapeuten sprichst, dann ist das allein für DICH und du tust es auch allein für DICH, und allein das kann hilfreich sein, wenn man sehr viel in die Krankheit eines anderen involviert ist.
Vielleicht kannst du damit was anfangen.
Viele Grüße, und toll, dass es euch beiden wieder gut geht.
Gioia
Emily
Beiträge: 1217
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Therapie für Angehörige

Beitrag von Emily »

Hallo Beatrix,

Gioia hat das meiste schon gesagt, deshalb nur noch ein paar Ergänzungen von mir:
Wenn der Therapeut Probleme erkennt, die der Klient selbst noch gar nicht als Problem erkannt und deshalb nicht angesprochen hat, wird er diese thematisieren. Mein Therapeut nannte das immer "geleitetes Entdecken". Man wird dahin geführt, dass man immer besser erspüren kann, was für einen selbst gut ist und was nicht. Man lernt auch, wie man gut zu sich selbst sein kann, ohne dadurch gleich zum Egoisten zu werden. Mit Egoismus hat es gar nichts zu tun, sondern eher mit einem genaueren Hinschauen auf Dinge, die einfach wichtig sind für einen selbst UND für andere. Oft sind dafür Denk- und Verhaltensänderungen notwendig, aber man bekommt die Zeit, die man braucht, um diese auch durchführen zu können.
Eine gute Therapie kann einen zu einem viel tieferen Verständnis der eigenen Persönlichkeit führen. Sie lehrt einen, die eigenen Möglichkeiten und Begrenztheiten klarer sehen und besser zu sich selbst stehen zu können.

Gruß,
Emily
BeAk

Re: Therapie für Angehörige

Beitrag von BeAk »

Nunja, da habe ich ja nichts verpasst. Was mir als Angehöhriger wirklich geholfen hat sind die vielfältigen Infomationmaterialien über die Krankheit, auch aus dem Internet. Eine Beratung bei seinem Psychiater war nur eingeschränkt hilfreich, da er zwar jedemenge Informationen von mir bekam, mir aber wegen der Schweigepflicht nur wenige Infomationen gab, darunter aber die, das mein Mann alles zerstören will. Die Mitarbeiter der Beratungsstellen der Caritas und des Sozial-psychaterischen Dienstes hatten von den Auswirkungen einer Major Depression keine Ahnung und sahen Probleme wo keine sind und nahmen mir die bestehenden Schwierigkeiten nicht ab. Deshalb auch die Empfehlung des Psychaterischen Dienstes an mich eine Therapie zu machen. Da aber diese Person die Situation nicht erfassen konnte, hielt ich nicht viel von ihrem Rat. Die Adresse einer Selbsthilfegruppe für Angehöhrige, an der ich gerne teilgenommen hätte, wollte oder konnte sie mir nicht gegen.
Was mir noch sehr geholfen hat die Situation zu verstehen und die Möglichkeiten für die Zukunft abzuwägen waren 2 Scheidungsbücher (Sachbücher). Ein Satz daraus sinngemäß, im Fall einer Erkrankung ist der erkranke Ehepartner verpflichtet alles für eine Gesundung/ Besserung seines Zustandes zu tun. Ebenfalls sehr hilfreich waren Gespräche und die Schreiben meines Anwaltes, der persöhnliche Erfahrungen mit der Krankheit hatte. Als mein Mann dann noch anfing die Familie finaziel zu ruiniren, indem er die einzige Einkommenquelle der Familie verkaufen wollte, habe ich schweren Herzens die Scheidung eingereicht. Geholfen hat meinem Mann aber letzt endlich nur die Zustellung des Scheidungsantrages. Erst ab da, nach 12 Monaten schwerer Depessionen war er bereit ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Diese half schon nach drei Wochen, mein Mann sah die Dinge wieder wie sie waren, konnte wieder mit mir sprechen und sich liebevoll um unsere Kinder kümmern. Darauf ließ ich das Gerichtsverfahren aussetzen und nahm nach weiteren 3 Monaten den Scheidungsantrag zurück. In den letzten 2 Jahren waren sehr schwer für unsere Familie und wir sind glücklich uns wieder gefunden zu haben.

Jedenfalls ist es gut das ihr mir erklärt habt, was eine Therapie ist. Der Psychiater meines Mannes hat ihm das letzte mal einen Fragebogen zu seinem Seelischen und Körperlichen Befinden mitgegeben. Ich vermute das jetzt zu der erfolgreichen medikamentösen Behandlung jetzt noch eine Gesprächstherapie hinzukommt.
MeKl
Beiträge: 2
Registriert: 5. Apr 2005, 14:03

Re: Therapie für Angehörige

Beitrag von MeKl »

Hallo,
ich bin eigentlich nur durch einen Zufall auf diese Seite hier gestoßen, aber eigentlich finde ich das auch ganz gut so. Ich hoffe ich bekomme hier mal ein paar Rückantworten von Leuten, die das selbe durchmachen mussten (oder vielleichtr auch müssen) wie ich. Meine Mutter hat es mal wieder erwischt. Sie hat ungefähr alle 2 Jahre Depressionen, doch es fällt mir immer schwerer damit umzugehen. Kürzlich habe ich davon erfahren, dass es nicht nur die Depressionen sind, die ihr zu schaffen machen, sondern auch eine Essstörung (essen- dann erbrechen). Und als wäre das nicht genug, hat sie auch noch Selbstmordgedanken, die sie einfach nicht loswird. Hättet ihr vielleicht einen Rat, wie man ihr -als Angehöriger- helfen könnte und es einem dabei nicht allzu schlecht geht? (Ich merke nämlich, dass ich auch nicht mehr der glücklichste Mensch bin) Was ist das mit dieser "Therapie für Angehörige"? Hoffe sehr auf Antwort
Gruß, Melanie
Emily
Beiträge: 1217
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Therapie für Angehörige

Beitrag von Emily »

Hallo Melanie,

es gibt leider keine eigene, spezielle Therapieart für Angehörige. Man könnte den Begriff eher so verstehen, dass überlastete Angehörige sich bei einem Therapeuten psychologische Hilfe für die enormen Stressbelastungen holen können, die sie auszuhalten haben, wenn ein Familienmitglied an einer Depression erkrankt ist. Der Therapeut kann einem dann z.B. helfen, Grenzen zu setzen etc.
Du sagst, es fällt dir immer schwerer, damit umzugehen. Ein Therapeut könnte dir z.B. auch Hintergrundinformationen zu der Krankheit geben, dir helfen, die eigene Befindlichkeit nicht aus dem Blickfeld zu verlieren. Es gibt auch Selbsthilfegruppen für Angehörige von Menschen mit psych. Erkrankungen. Dort findet man Rückhalt und Unterstützung.
Ist/War deine Mutter schon in Behandlung?

Gruß von
Emily
MeKl
Beiträge: 2
Registriert: 5. Apr 2005, 14:03

Re: Therapie für Angehörige

Beitrag von MeKl »

Danke für die Antwort, Emily!
Ja, meine Mutter war bis jetzt jedes mal in einer Therapie, wenn sie an Depressionen erkrankt war. Dieses mal wird sie höchstwahrscheinlich wieder eine -auch unter medikamentöser Behandlung- beginnen (stationär in einer Psychatrie).
BeAk

Re: Therapie für Angehörige

Beitrag von BeAk »

Hallo zusammen,

eigendlich müßte es mir gut gehen, mein Mann nimmt seine Tabletten und hat damit seine Krankheit größtenteils unter kontrolle. Er bemüht sich selbst um neue Arzttermine, also alles bestens. Merkwürdigerweise geht jetzt bei mir seit einigen Tagen die Stimmung in den Keller und ich weis gar nicht warum. Weil ich in einem Depri-Forum surfe? Oder habe ich die starken emotionalen Belastungen des vergangenen Jahres noch nicht verarbeitet habe?
Habe ich mal wieder auf die Suche nach eine Selbsthilfegruppe für Angehöhrige gemacht und bin wieder auf die bekannten Mauern gestoßen. Es gibt wohl eine Selbsthilfegruppe im Ort, sie untersteht offiziel der SPD wird aber von einer Mitarbeiterin des Gesundheitamtes geführt, die nicht für meinen Wohnbezierk zuständig ist. Deshalb verweist mich diese Dame auch immer an die für mich zuständige Mitarbeiterin und diese behauptet das es keine Angehöhrigenselbsthilfegruppe gibt.
Bin ziehmlich ratlos.
Bea schrieb:
> Ich bin jetzt erst auf eure Seiten gestoßen, eigendlich 1/2 Jahr zu spät. Meinem Mann geht es mitlerweile wieder gut, nachdem er sich endlich der erforderlichen Behandlung gestellt hat. Vor 6 Monaten war ich aber ziehmlich verzweifelt und habe Hilfe gesucht, meinem Mann von der notwendigkeit Ärztlicher Hilfe zu überzeugen. Damals riet man mir, ich sollte eine Terapie machen. Ich fragte warum, das Problem ist die Major Depression meines Mannes, eine Antwort konnte man mir darauf nicht geben. Auch in diesem Forum wurde schön Angehöhrigen zur Therapie geraten. Nur den Sinn und Zweck verstehe ich immer noch nicht.
> Wie schon geschrieben, haben sich unsere Probleme gelöst, uns geht es wieder gut. Ich frage nur interesse halber
BeAk

Re: Therapie für Angehörige

Beitrag von BeAk »

Habe wohl auf ein falsche Taste gedrückt. Wollte meinen vorherigen Post gar nicht zietieren.
BeAk

Re: Therapie für Angehörige

Beitrag von BeAk »

Hallo Tom,
Du bist doch der Gesprächsexperte.
Bei uns sind Gespräche werend eines leichteren Tiefs schon nicht mehr möglich, so wie in den vergangenen Tagen. Das Denken meines Mannes verändert sich, er verlangt von mir, mich nur noch um Ihn zu kümmern. Meine Mutter wurde an der Hand operiert und mußte mehrfach zum Arzt gefahren werden und bat mich darum. Ich kam eine halbe Stunde später als erwartet nach Hause und er machte mir schwere Vorwürfe. Oder, ich habe vor Hunde zu züchten, wir haben uns über den Zwingernamen unterhalten, gemeinsam eine Hündin gekauft, den Welpenauslauf geplant in den vergangenen Monaten. Jetzt hatte mein Mann ein Tief und verlangte von mir die geplante Zucht aufzugeben, er könne den Geruch von Hunden nicht ertragen, Welpen im Haus wären schrecklich und alte Hunde kann er nicht ertragen. Vorgestern fuhr ich mit der Hündin auf eine Hundeprüfung, war den ganzen Tag unterwegs. Mein Mann schlief daraufhin im Keller. Sich darüber zu unterhalten ist Sinnlos, alles war zufor besprochen und abgeklärt war, ist hinfällig. Das ich aus meinem Hobby die Kraft schöpfe und es brauche, kann er nicht verstehen.
Sein Arzt sagte, das sein Verhalten nicht mit mir zutun hat. Nur wie gehe ich damit um?
Tue ich was wir vor dem Tief besprochen haben, treibe ich ihn wohlmöglich noch tiefer in die Depression. Richte ich meine Leben, handen nach ihm aus (das bedeutet völlig auf eigene Interessen zu verzichten)gehe ich zu Grunde.
bersch0507
Beiträge: 52
Registriert: 12. Jan 2005, 15:31

Re: Therapie für Angehörige

Beitrag von bersch0507 »

Hallo Bea,

ich habe deine Berichte gelesen und kann deine Verzweiflung nachvollziehen.
>> Auch in diesem Forum wurde schön Angehörigen zur Therapie geraten. Nur den Sinn und Zweck verstehe ich immer noch nicht. <<
Diese Krankheit zieht die Angehörigen auch in den Strudel. Es ist der gemeinsame Tanz zum Takt der Depression. Nicht jeder kann aus eigener Kraft oben bleiben, professionelle Hilfe schützt dann vor dem Herunterziehen. Der Nutzen daraus ist das Verstehen der Zusammenhänge, das Erkennen der Interaktion. Wenn man diese Zusammenhänge erkennt, nimmt man das paradoxe Verhalten der Betroffenen nicht mehr so persönlich. Verstehen schützt vor einer zu langen Verzweiflung, auch an den eigenen Fähigkeiten. Wir als Angehörige müssen die anderen, neuen Regeln der Kranken begreifen, wissen das sie oft nicht anders können. Die externe Unterstützung nimmt auch einigen Druck aus der Beziehung raus, was letztlich auch dem Kranken zugute kommt. Wer sich etwas (mehr geht nicht) in die Welt der Depressiven hineindenken kann, der wird auch sicherer in seinem eigenen Verhalten. Die scheinbare Unfähigkeit eingreifen, etwas verändern zu können, zehrt am meissten an unseren Nerven. Unabdinglich ist also, etwas besser unseren Partner zu verstehen. Ferner ist zusätzlich wichtig, wie Gioia es beschrieben hat, man muß die eigenen Gefühle sortieren und damit in sich stabiler werden.
Um über den Betroffenen etwas zu erfahren, seine paradoxen Verhaltensweisen zu verstehen, sind die Betroffenenforen sicher optimal. Es ist aber sehr zeitaufwendig und nicht immer aufbauend!. Ob man externe Hilfe für die eigene Psyche braucht, muß jeder selber erkennen. Es liegt auch sicher am eigenen Typ. Die Gefahr sich selbst zu überschätzen ist allerdings groß.
>> Bei uns sind Gespräche während eines leichteren Tiefs schon nicht mehr möglich <<
Da schneidest du wohl das schwierigste Thema an. Wenn der Betroffene nicht reden will, weil er es nicht kann, ist ein Gespräch radikal kontraproduktiv. Der Kranke ist nicht zugänglich und wir verzweifeln, weil wir das nicht verstehen können. Immer und immer wieder laufen wir mit „rücksichtsvollen“ Worten gegen die Mauer, der Partner geht wieder einen Schritt von uns zurück. Ob jemand reden kann hängt natürlich auch vom Typ ab. Die introvertierten Partner sind auch ohne Depression schwer per Worte „zu öffnen“, ist in der Krankheit völlig unmöglich. An diesem Problem geht meine Ehe zur Zeit kaputt.
Alle Probleme in einer Partnerschaft sind nur mit Gesprächen lösbar. Wenn der Partner allerdings dicht macht, haben wir keine Chance. Ich weiß wie du dich fühlst, eine einfach beschissene Situation: verurteilt zum „Zuschauen“ wie alles den Bach runter geht!
Ich wünsche dir, das die Medikamente greifen und dein Mann endlich aufwacht.
Liebe Grüße Bernd
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Therapie für Angehörige

Beitrag von tommi »

Liebe Beatrix,

wer behauptet, dass ich Gesprächsexperte bin? Nein, ich behaupte nur, dass durch Gespräche beidseitiges Verstehen und Vertrauen aufgebaut wird. Ich behaupte auch nicht, dass alle Depressiven sich darauf einlassen, oder sich an Absprachen halten.

Du steckst in einer schwierigen Situation. Die Unberechenbarkeit deines Mannes ist natürlich krankheitsbedingt, das macht die Sache für dich allerdings auch nicht einfacher.
Ich glaube, dass es für dich nicht richtig wäre, dein Leben nur nach ihn auszurichten. Das geht auf Dauer nicht gut. Ich denke es müssen klare Grenzen gesetzt werden, was für dich ok ist und was nicht. Es tut mir leid, dass er nicht in der Lage ist sich an Absprachen zu halten. Der Arzt hat recht, es geht nich gegen dich. Deswegen solltest du versuchen, das zu ignorieren. Zeige ihm, dass du zwar für ihn da bist, aber auch du deine Freiräume brauchst und dazu gehören z.B. die Hunde. Ich weiß, es ist in der jetzigen Situation recht schwierig, aber im Moment die einzige Möglichkeit, die ich sehe. Vielleicht haben die anderen Forumsteilnehmer noch einen anderen Tipp?

Du suchst immer noch eine Selbsthilfegruppe. Was hälst du von einer Eheberatung? Oder die Möglichkeit, selbst eine Therapie zu machen?

Gruß
Tom
BeAk

Re: Therapie für Angehörige

Beitrag von BeAk »

Das Problem ist das mein Mann in einem Tief durchaus redet, aber mich nicht warnehmen kann. Er stellt Forderungen, gegen bisherige Absprachen (z.B.keine Zucht)und begründet sie (Welpen stinken, kann ich nicht ertragen). Meine Agument das eine saubere Hündin mit Welpen nicht stinkt und die Welpen nur so lange im Haus bleiben wie sie voll gesäugt werden (bis 3te Woche), dann in den Welpenauslauf umziehen, ignoriert er. Dann kommt das nächste Thema nach dem gleichen Muster, die Sache geht endlos weiter. Ich nehme es mir nicht mehr zu Herzen, das er so redet. Nur führen solche Debatten zu nichts. Wenn ich einfach sein Forderungen ignoriere und wie geschehen, an Prüfungen, Vereinsversammlungen, Jagden usw teilnehme zieht er in den Keller (letztes Jahr 10 Monate am Stück) und droht mir, mich und die Kinder zu verlassen. Letztes Jahr wollte er dazu noch unsere Finanzielle Grundlage zerstören, weshalb ich dann die Scheidung beantragte. Das hat ihn bewogen ärtzliche Hilfe in Anspruch zu nehmen und er wurde innerhalb von drei Wochen wieder der liebevolle und aufmerksamme Ehemann den ich geheiratet hatte. Das ging 6 Monate gut. Jetzt hatte er versäumt sich rechtzeitig einen Thermin für ein Folgerezept zu holen und war knapp eine Woche ohne Tabetten. Das stürzte ihn in ein Tief mit den beschrieben Auswirkungen. Ich habe nur Angst das sich die Abwertsspierale immer weiter dreht, wenn ich seine Forderungen ignoriere, so wie letztes Jahr. Ich kann mir nicht jedes Jahr eine Beinahescheidung leisten, die letzte hat mich rum 1000,-€ gekostet.
Heute scheinen die Tabletten zu greifen, es geht ihm wieder etwas besser, ich hoffe der Trend hält an.
Ich bin nachwievor auf der Suche nach einer Selbsthilfegruppe für Angehöhrige, gefunden habe ich im Nachbarort eine Gruppe für psychisch Kranke, besser als nichts, mal schau. Bei einer Ehebratung war ich mit meinem Mann im letzten Jahr, er hat sie abgebrochen. Wenn eine Therapie für mich sinnvoll wäre, wie müßte ich es anstellen eine von der Krankenkasse bezahlt zu bekommen. Die Anwort des Psychaiter bezüglich der seelischen Belastung durch das krankhafte Verhalten meines Mannes war, wenn sie damit nicht Leben können müssen Sie die Konsequenzen ziehen.
BeAk

Re: Therapie für Angehörige

Beitrag von BeAk »

Lieber Bernd,
Du hast sicherlich recht. Eine Beziehung in der Dauerhaft geschwiegen wird ist am Ende. Geht es denn an sonsten deiner Frau besser? Greifen die Therapien? Wenn es ihr besser geht könntest Du sie auf die Konsequenzen ihres Schweigens hinweisen.
bersch0507
Beiträge: 52
Registriert: 12. Jan 2005, 15:31

Re: Therapie für Angehörige

Beitrag von bersch0507 »

Liebe Beatrix,

schweigen bedeutet nicht wortlos sein, schweigen ist hier nicht zuhören (habe meiner Frau in Ruhe direkt und in Briefen die Interaktion der Krankheit auf uns beide oft erklärt, denn sie ist ja nicht geistig behindert) und nicht wirklich antworten. Auch wenn ich verbal wieder „Prügel“ bekomme: das Thema sekundärer Krankheitsgewinn ist eben doch sehr oft ein Hintergrundproblem. Die Krankheit wird gegen sich (Schneckenhaus, keine Verantwortung tragen, Kopf in den Sand) und gegen uns Angehörige bewußt oder unbewußt eingesetzt. Wird es in der Argumentation etwas „eng“, sofort fallen Worte wie: „du hast doch so viel gelesen, wieso nimmst du keine Rücksicht“ bis hin zu SM-Drohungen. Ziel ist immer die Unterdrückung anderer Meinungen und Hinweise, bis hin zur Absolution der kranken Handlungsweisen. Ein Kranker kann bedingungsloses Verständnis fordern. Damit wollen sie ihre paradoxen Regeln im Zusammenleben „durchdrücken“. So erlebe ich es. Natürlich gibt es völlig andere Verhaltensweisen. Ich bin überzeugt, das der „Grundcharakter“ in der Depression bei unserem Partner in den Vordergrund tritt.
Nun was hilft uns diese Erkenntnis? Introvertierte, teilweise sogar autistische Depressive, sind nicht zu erreichen, auch nicht in den etwas besseren Phasen. Wir können dann nur unsere Konsequenzen ziehen, denn ein „Besserung“ ist unwahrscheinlich. Auf Dauer hält das keine Liebe aus, ohne die eigene Psyche nachhaltig zu beschädigen.
Selbsthilfegruppen von Angehörigen Depressiver sind scheinbar selten. In meinem Großraum gibt es auch keine. Externe Hilfe kann man suchen, wenn man sich aufbauen muß, bevor man selbst im Strudel ertrinkt. Ich für mich habe es nicht gemacht, denn mit Psychologen (auch den meiner Frau) habe ich schlechte Erfahrungen gemacht: zuhören und banale Ratschläge, nur nicht die Konflikte aufnehmen und verarbeiten lassen. Ziel: der Depressive soll sich „wohl“ fühlen und immer wieder kommen (sichert die Auslastung). Engagierte Psychologen sind scheinbar die Minderheit. Freunde können einem direkt auch nicht helfen, denn sie haben nicht den Wissensstand über die paradoxe Krankheit. Sie helfen, wenn sie uns ablenken, unterstützen, zuhören und ernst nehmen. Ich bin sehr froh das ich 2 davon habe, sie geben keine „guten Ratschläge“ und sie sind immer für mich da.
Ich selbst befasse mich jetzt mit der Trennungsproblematik aus sachlicher Sicht. Da ist leider wieder viel zu lernen, insbesondere wenn man eine faire Regelung ohne Anwaltskosten vorbereiten muß. Natürlich hoffe ich noch, das sie aufwacht. Die Last der Zukunft liegt auf unseren Schultern. Hätte nie gedacht, das ich in so eine solche Situation kommen werde.
Wie du siehst kann ich dir nur meine Erfahrungen schreiben. Wenn man die Beiträge liest ist sehr vieles aus der Krankheit gleich, die Verhaltensweisen und die notwendigen Konsequenzen aber extrem unterschiedlich. Es ist eben immer der Charakter beider Partner ausschlaggebend.
Ich wünsche dir, das du das Richtige erkennst und auch die Kraft zu pro oder kontra Partnerschaft aufbringst.
Liebe Grüße Bernd
BeAk

Re: Therapie für Angehörige

Beitrag von BeAk »

Lieber Bernd,
genau an dem Punk war ich auch vergangenen Sommer. Mich kundig macher wegen Scheidung usw. Ich hätte auch nie gedacht so etwas mal tun zu müssen. Das schlimmste war die innere Zerrissenheit zwischen Versand und Gefühl. Der Verstand sagte, du mußt dich scheiden lassen, er ruiniert deine Zukunft. Mein Herz wollte die Scheidung nicht, es wollte nur den Mann wieder haben. Mir ging es schlecht, hatte ziehen in der Brust und im Bauch von diesem Zwiespalt, und es wurde schlimmer je weiter das Scheidungsverfahren Fortschritt. Noch heute treten mir Tränen in die Augen wenn ich darann denke.
Lieber Bernd ich wünsche Dir viel Kraft für diesen Weg, denn Du wirst sie brauchen.
gaby69
Beiträge: 20
Registriert: 20. Apr 2005, 14:24

Re: Therapie für Angehörige

Beitrag von gaby69 »

Hallo,

es geht mir genauso, wie vielen Angehörigen hier.

Bernd:
Du schreibst
"Ziel ist immer die Unterdrückung anderer Meinungen und Hinweise, bis hin zur Absolution der kranken Handlungsweisen. Ein Kranker kann bedingungsloses Verständnis fordern. Damit wollen sie ihre paradoxen Regeln im Zusammenleben „durchdrücken“. So erlebe ich es."

Das ist auch das, wie ich es leider immer wieder erlebe. Und Du hast recht, dass diese Erkenntnis leider wenig hilft. Es hilft einem nur insoweit, dass man etwas besser z.B. mit verbalen Angriffen des Partners umgehen kann, weil man weiss bzw. mit der Zeit lernt, es hat eigentlich nichts mit einem selbst zu tun...

"Ich für mich habe es nicht gemacht, denn mit Psychologen (auch den meiner Frau) habe ich schlechte Erfahrungen gemacht: zuhören und banale Ratschläge, nur nicht die Konflikte aufnehmen und verarbeiten lassen. "

Stimmt, Bernd, das deckt sich mit meinen Erfahrungen. Ich war auch schon bei Psychologen, weil ich dachte, dort könnte man mir oder uns irgendwie Tipps für den Umgang mit der Erkrankung geben. Ich wollte ja nicht aus Unkenntnis was verkehrt machen. Will ja meinen Partner so gut das in dem Falle geht verstehen und versuchen, das nachzuvollziehen, was in ihm vorgeht. Aber mir wurde nur gesagt, ich sei nicht behandlungsbedürftig, ich sei die falsche Person, die da vor dem Psychologen sitzt oder es wäre eine Paarproblematik, wo mein Partner halt mal mitkommen müsse... Ich wollte von den Psychologen einfach nur Fachinfos für den Umgang mit der Erkrankung meines Partners... Ich finde es einerseits schön, dass ich nicht behandlungsbedürftig bin, aber die Hilfe, die ich mir erhoffte, habe ich leider nicht erhalten.

Ich habe seit vorgestern mal wieder eine schlechte Zeit. Mein Partner hatte vorgestern wieder eine seiner "Putzaktionen" (habe an anderer Stelle schon geschrieben, dass er in seinen Tiefs öfter solche Aktionen startet) durchgezogen.

Ich komme also heim, finde ein Durcheinander vor (alle Schränke vorgezogen, komplett leergeräumt, der ganze Boden steht voll) und darf dann auch noch alles wieder einräumen... Wenn man ihn dann hindern möchte, auch noch die Küche zu putzen, wird man aufs Wüsteste beschimpft, dabei wollte ich für uns beide doch nur einen etwas geruhsameren Abend. Er hat doch 8 Stunden lang das Bad und das Schlafzimmer geputzt, dachte und sagte ich, das war doch mehr als genug, das war doch gar nicht nötig, alles alleine zu machen und so viel auf einmal, er hätte gerne warten können, zusammen geht es doch schneller... er wurde richtig bösartig, weil er unbedingt noch die Küche putzen wollte.... ich sei ihm scheissegal, ich wäre gemein, weil ich ihn nicht putzen lasse, er würde ja niemandem was tun, ich hätte überhaupt kein Verständnis, er würde das ja schliesslich auch für mich machen etc....das Putzen der Küche hat dann über 3 Stunden gedauert und der Abend war leider gelaufen.

Gestern nun kam er auf die Idee, den etwas altersschwachen großen Kleiderschrank reparieren zu wollen, mit einem Kumpel. Der Kumpel leidet an starken Depressionen und kam gestern einfach nicht. Er kann leider nicht immer die Termine einhalten, ist ja auch verständlich. Ist an sich auch nichts, worüber ich mich aufregen würde. Aber es war halt wieder totales Durcheinander, überall liegen die Kleidungsstücke, alle Handtücher, die ganze Bettwäsche etc. einfach überall in der Wohnung auf dem Boden, die Bretter alle raus, die Schranktüren allesamt abmontiert....

Dann hat er noch Balkonblumen gekauft, habe ich mich natürlich sehr gefreut, aber ich sollte das dann auch noch alles einpflanzen... ich habe extra noch gesagt, für die Erde muss er nicht nochmal loslaufen, das würde in den nächsten Tagen doch völlig reichen, ich könnte die selbst mal mitbringen, komme nach der Arbeit an einer Gärtnerei vorbei... nein, er musste natürlich gestern noch loslaufen... er war dann sehr verärgert, dass ich nicht gestern sofort alles noch eingepflanzt habe.... aber es war bereits weit nach 19 Uhr und es sind 6 große Kästen...

Kurzum:
Er hat mich dann abends, als wir uns eigentlich schon zum Schlafen gelegt hatten, ziemlich fertig gemacht, weil er "mehr Dankbarkeit" erwartet hat, "Dankbarkeit sei mir wohl ein Fremdwort", er konnte leider nicht nachvollziehen, dass ich nach 8 Stunden Arbeit erst etwas Zeit brauche und nicht gleich zuhause weiter arbeiten kann bzw. möchte. Er findet nun, ich kenne angeblich keine Dankbarkeit und ich sei sowieso immer schlecht gelaunt.... er wolle lieber alleine wohnen, dann müsste er nichts machen und er werde sowieso hier nichts mehr in der Wohnung machen, mit so einer miesepetrigen Partnerin wolle er sowieso nicht mehr zusammen sein... ich sei ja doch nur am Meckern... alle anderen finden auch, ich sei chronisch schlecht gelaunt, er habe mit allen gesprochen, sie hätten ihm alle zugestimmt...

Ich weiss nicht recht, aber die Leute, die er kennt, das sind leider nicht viele, aber sie sind alle sehr ernst, lachen kaum, sind eigentlich nicht gerade Frohnaturen... ich weiss auch leider nicht, wie er sich das vorstellt, dass ich jeden Tag immer supergut drauf bin, immer frohgelaunt, immer alles happy? Geht das denn? Und mir hat mal jemand gesagt, man sollte nicht zu sehr fröhlich sein, das könnte ein Psychoseerkrankter nicht immer gut vertragen....

Da weiss ich dann wirklich nicht mehr, was ich sagen soll. Bin einfach traurig und enttäuscht, dass zur Zeit kein Tag vergeht, an dem ich nicht "mein Fett abbekomme"...
ich muss mich dann zusammenreissen, dass ich nichts sage...

Selbsthifegruppen gibt es hier leider auch keine... und Freunde, naja, Du hast recht, die können leider meist nur ablenken, weil sie halt meistens sich mit Psychosen, Depressionen usw. nicht so gut auskennen. Trotzdem empfinde ich selbst das Ablenken doch sehr hilfreich, man kann zumindest etwas Kraft tanken.

Man fühlt sich manchmal einfach hilflos, was man auch tut scheint genau falsch zu sein... ich komme mir manchmal vor wie ein Boxsack, immer feste drauf, ... mein Partner fordert ständig Rücksichtnahme, projeziert seine Verhaltensweisen auf mich, seine Ansichten sind richtig, die der anderen falsch, andere zwingen ihn in seinen Augen mit ihrem Verhalten ja dazu, dass er sich so verhält, wie er sich verhält,... verbale Attacken... Beleidigungen, Angriffe etc. ... das sind so die entmutigenden Momente, die Kraft kosten, die an einem zerren.

Ich wünsche uns allen viel viel Kraft und dass auch wieder bessere Zeiten kommen.

Liebe Grüße
Gaby
deep
Beiträge: 207
Registriert: 27. Sep 2004, 12:13

Re: Therapie für Angehörige

Beitrag von deep »

Hallo Zusammen,

ich hoffe mal, es ist kein Problem, wenn ich als ehemals Betroffene (oder als wieder 90% Gesunde) hier einlogge.

Manche der hier geschilderten Verhaltensweisen Eurer Partner kenne ich von mir selbst, manche sind mir völlig schleierhaft, aber das liegt sicher auch daran, dass die Krankheit bei jedem Betroffenen unterschiedlich verläuft.
Ich selbst habe meinen Mann, nachdem es mir wieder besser ging, einmal gefragt, wie er das ausgehalten hat und wie er es geschafft hat, mit meinen "Launen" umzugehen.
Er hat mir zur Antwort gegeben, dass er sich ab irgendeinem Zeitpunkt bei den Vorwürfen, die ich ihm gemacht habe immer wieder selbst gefragt hat, ob diese Vorwürfe in meiner gesunden Zeit davor bzw. in meinen besseren Phasen von mir auch gekommen sind (verbal und nonverbal). War dies nicht so, hat er es unter "Krankheit" verbucht. Wenn er sich aber erinnern konnte, dass dieses Problem schon mal auf dem Tisch war (ohne Depression auf meiner Seite), hat er eine bessere Phase abgewartet und das Thema dann noch einmal angesprochen und wir haben ein Gespräch, soweit es mir möglich war, darüber geführt.
Er sagt, das habe ihm geholfen und im Endeffekt auch mir, weil wir nur noch "Auseinandersetzenergie" für echte Partnerschaftsprobleme benötigt haben, nicht aber für "Deprikrach", der sowieso nur zu Tränen auf der ein oder anderen Seite (oder beiden) geführt hat.

Bei mir persönlich war auch sehr wichtig, dass mein Mann sein Ding auch bei depribedingtem Rummotzen meinerseits immer wieder gemacht hat, also zum Sport ist, auch wenn ich jammerte, zu Betriebsfeiern ging und ähnliches. Er hatte irgendwann ein Gespür dafür, wann es wirklich wichtig war, dass er bei mir blieb und wann ich auf dem sekundären Krankheitsgewinn festhalten wollte (@ Bernd ) und hat sein Verhalten dann daran ausgerichtet. Das war manchmal knallhart, aber für mich heilsam, weil mir dadurch immer signalisiert wurde, dass er an meine gesunden Anteile glaubt und daran, dass ich wieder gesund werde. Auch und gerade, wenn ich das nicht konnte.
Aber es machte mir auch klar, dass er mich sicher liebt, aber sich nicht erpressen lässt. Für mich war das Ansporn genug, auch an mir zu arbeiten. Ich glaube heute, dass ich immer noch in meiner Depression verharren würde, wenn er auf alle meine Wünsche eingegangen wäre. Die Macht und die Kontrolle, die das bedeutet ist schon faszinierend, wenn man sich ansonsten so macht- und kontrollunfähig fühlt.
(Mir ist klar, dass mich für diese Aussage manch ein Betroffener steinigen könnte, aber ich empfinde es heute, im Nachhinein genau so)

Was Therapie und Selbsthilfegruppen angeht:
Viele Stellen, vor Allem kirchliche bieten "Lebensberatung" an, auch das können gute Anlaufstellen sein und sei es nur, um sich mal Alles von der Seele reden zu können oder Tipps zu bekommen, an wen man sich wenden kann und das auch ggf., wer das bezahlt.
Und eine Verhaltenstherapie bei schweren Belastungen ist, soweit ich weiß, durchaus auch etwas, das die Krankenkasse bezahlt. Da kann sicher auch ein Hausarzt etwas dazu sagen.

Vielleicht konnte ich ein Bisschen helfen, wenn ja, freut mich das.

Liebe Grüße
Karin
BeAk

Re: Therapie für Angehörige

Beitrag von BeAk »

Hallo Karin, danke für Deinen ehrlichen Post.

Hallo Gabi, kennst Du schon diese Seite, dürfte für Dich interessant sein, ist auch ein Forum drin. www.zwaenge.de
Ich kann Dir leider nicht helfen, wünsche dir viel Kraft.
BeAk

Re: Therapie für Angehörige

Beitrag von BeAk »

Hallo zusammen,

seit Gestern bin ich ziehmlich verunsichert. In den deresionsphasen habe ich meinen Mann immer geschont und wenn er äußerlich einen normalen Eindruck machte, versucht eine normale Beziehung zu führen, mit mit Schonung auf Anforderung sozusagen. Gestern sagte mein Mann, ich wäre daran Schuld wenn er sich das Leben nehmen würde, da ich zuviel fordern würde. Das war das erste mal überhaupt, das er Suizidgedanken mir gegenüber geäußert hat. Ich war erstmal total geschockt, habe dan später nachgefragt wann ich ihn den überfordern würde. Die Antwort war, mein Wunsch mich abends vor dem Einschlafen an ihn kuscheln zu dürfen. Dieses läßt er manchmal zu, manchmal auch nicht, dann bleibe ich unter "Schade" auf meiner Seite des Bettes. Nie hätte ich gedacht, das dadurch bei ihm Selbstmordgedanken aufkommen. Ich habe ihn dann noch daraufhingewiesen ob das die verhältnismäßig richtige Maßnahme ist, bei kuschelabsichten meinerseits sich das Leben nehmen zu wollen, ob es nicht besser ist mich energisch zurückzuweisen. Er sagte, dann würde er sich schämen.
Wie verhalte ich mich jetzt richtig?
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