Therapiebeginn - schwer verunsichert!!!

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Grilu
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Registriert: 6. Apr 2005, 18:00

Therapiebeginn - schwer verunsichert!!!

Beitrag von Grilu »

hi, ich war gestern zum 1. Mal bei ner Psychotherapeutin, weil ich seit Monaten fast Amok laufe, be den geringsten nervlichen Belastungen werde ich total aggressiv und muss mich wahnsinnig beherrschen, dass ich nicht ausfallend oder gewalttätig werde.
Ganz zu Schweigen von diversen Ängsten und mangeldem (bzw. fehlendem) Selbstbewusstsein.

Die Therapeutin hat mir auch ne gute dreiviertel Stunde zugehört, mir diverse Fragen gestellt, doch zum Schluss die Preisfrage:
Wie würden sie Ihre Stimmung beschreiben?
mir fiel dann nur manisch-depressiv ein, weil ich halt auch gute Momente habe, in den ich fasst übersprudel, aber dann halt wieder ziemlich down und eben aggressiv...

Daraufhin schlug sie mir eine Lithium-Therapie vor,was mich doch etwas abschreckt....
erstmal die ganzen Nebenwirkungen, da ich einen sehr empfindlichen Magen habe, ohnehin schon bei Stressituationen Schuppenflechte bekomme und zu allem Überfluss eh schon mit dem Gewicht kämpfe und ich definitiv KEINE weiteren 10 kg gebrauchen kann, dass würde meine Stimmung sicher nicht verbessern!

Ausserdem gehe ich so langsam auf die 30 zu und möchte innerhalb der nächsten 1-2 Jahre doch Kinder bekommen, und die Therapeutin meinte, das Lithium würde in nem halben Jahr erst merklich wirken und ich sollte es mindestens 5-10 Jahre nehmen.

So, wenn ich nu nächstes Jahr schwanger werde, dmüsste ich das Zeug absetzten, wenn es grad mal halbwegs wirkt, oder ich muss warten bis ich fast 40 bin bevor ich mit Kindern anfangen kann.....ist das sinnvoll???

Bin total verwirrt und hab schon irgendwie Angst, weil ich ohnehin, nicht gerne Medikamente nehme (hatte schon mehrere Fälle von Medikamentenabhängigkeit- und Missbrauch in der Familie)

Aber wenn ich so weiter mache, wie bisher, werde ich vermutlich über kurz oder lang, meinen Freund und meinen Job verlieren (arbeite selbst beim Nuklearmediziner ständig mit Patienten zusammen) oder ich bringe irgendwenn um, weil ich mittlerweile so aggressiv und gewaltbereit bin.
Ich muss mich wirklich BEHERRSCHEN, dass ich meinen Chef, meine Patienten oder meine Katzen nicht wirklich tätlich angreife, und dass kostet mich so wahnsinnig viel Kraft...ich kanns nicht besser beschreiben
Xavro
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Re: Therapiebeginn - schwer verunsichert!!!

Beitrag von Xavro »

Hallo Melanie,

willkommen im Forum.

Das klingt tatsächlich beunruhigend, was du über deinen Zustand so schreibst. Gut, dass du dir professionelle Hilfe suchen möchtest.

Zunächst einmal zum Lithium und der Schwangerschaft, diese Frage ist noch am einfachsten zu beantworten. Lithium und Schwangerschaft verträgt sich definitiv nicht. Fehlgeburten oder Missbildungen sind möglich. Während der Einnahme von Lithium MUSST du verhüten. Wenn du erst nach dem Feststellen der Schwangerschaft absetzt, kann es zu spät sein.

Da du bisher nicht medikamentös behandelt worden bist, ist Lithium zum Einstieg zumindestens ungewöhnlich. Da gibt es sicher noch andere Optionen, die man erst einmal austesten könnte.

Im Allgemeinen sind Psychotherapeuten auch nicht für die medikamentöse Behandlung zuständig bzw. qualifiziert. Dafür solltest du dich mit einem Psychiater oder Nervenarzt besprechen (wobei es natürlich sein kann, dass deine Psychotherapeutin gleichzeitig Ärztin ist).

Den Besuch bei einem Psychiater/Nervenarzt würde ich dir auf jeden Fall anraten, um medizinische abzuklären, ob nicht eventuell eine andere Erkrankung vorliegt.

Da dein Zustand recht intensiv zu sein scheint, wirst du um die ein oder andere Form der medikamentösen Behandlung sicher nicht herumkommen, denn nur so kann kurzfristig eingegriffen werden. Eine Psychotherapie hilft ja nicht kurzfristig.

Leider haben alle Psychopharmaka viele Nebenwirkungen in der Packungsbeilage stehen. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie auch alle auftreten werden.

In deinem jetzigen Zustand wirst du sicher keine gute Mutter sein. Du solltest dich also erst einmal darauf konzentrieren, wieder gesund zu werden. Dies kannst du aber in aller Ruhe mit dem Psychiater besprechen.

Es ist grundsätzlich auch zu empfehlen mehrere Psychotherapeuten auszutesten und sich dann für den zu entscheiden, mit dem man am ehesten ein vertrauenvolles Verhältnis aufbauen kann. Das Vertrauensverhältnis ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg der Therapie.

Im Augenblick stürmt natürlich vieles auf dich ein. Das ist völlig normal. Versuche einfach einen Schritt nach dem nächsten zu machen. Du wirst sehen, es wird sich alles finden.

Gruß
Xavro
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AF
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Re: Therapiebeginn - schwer verunsichert!!!

Beitrag von AF »

Hallo Melanie

es ist schon richtig, bei manisch depressivem Verhalten kann Lithium verschrieben werden oder auch Valporinsäure. Aber wie schon Xavro sagt nicht als Einstieg. Wobei ich es schon in der Kinder und Jugendpsychatrie erlebt habe das Jugendliche bei ausgeprägtem Verhaltensbild gleich Lithium bekommen haben.
Aber ist es möglich einfach mal nur mit Gesprächen weiterzumachen ? Und wenn schon Medikamente dann eher die klassischen. (Alles Fragen die Du mal der Therapeutin stellen solltest. Ach ja ob Du in solchen Phasen wie Du gerade bist schwanger werden kannst, ist auch dahingestellt. Ich kenne einige bei denen es in solchen Phasen überhaupt nicht funktioniert hat.
Dies mal so als Info.
Gruß
Theo
Xenia
Beiträge: 2051
Registriert: 20. Apr 2003, 12:31

Re: Therapiebeginn - schwer verunsichert!!!

Beitrag von Xenia »

Trizyklika sind bei manisch-depressiven Erkrankungen kontraindiziert; sie neigen dazu, manische Phasen auszulösen.
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
Grilu
Beiträge: 3
Registriert: 6. Apr 2005, 18:00

Re: Therapiebeginn - schwer verunsichert!!!

Beitrag von Grilu »

@theo
genau das schwebt mir eigendlich vor, ich suche einen, der mir hilft rauszufinden, WAS mein Problem ist und mir DANN hilft etwas dagegen zu tun....und nicht nach dem ersten Gespräch mir Lithium eintrichtern will....

das mit dem schwanger werden:
sagen wir mal so, ob ich ne gute Mutter werde, sei ohnehin mal dahin gestellt....allerdings ist meine Mutter genauso schnell auf 180 wie ich, hab schon öfters mal eine gefangen, war aber trotzdem eine Supermama! Möchte sie niemals eintauschen!!!

Ausserdem, würde esmir vielleicht gut tun, wenn ich für 2-3 Jahre mal aus dem Arbeitsstress raus käme, auf der Arbeit bin ich ja hauptsächlich so aggressiv, vor allem sobald man mich unter Zeitdruck setzt, und dass ist bei uns halt Arbeitsalltag und das 10h am Tag - und das WE oder ein einzelner freer Tag an dem ich dann den Haushalt schmeise, reicht einfach nicht zum abspannen.

Ich mene, ich weiss sehr wohl, dass es keine Lösung ist, aus dem Arbeitsstress zu fliehen in dem man sich ein Kind anschafft, aber ich will auch nicht erst mit 40 mit Kindern anfangen, wenn ich mit Medikamenten beruhigt und angeblich "geheilt" bin.
Mag zwar sein, dass mit Lithium die Symptome, gemildert werden, aber die Ursache bleibt doch, und wenn ich eben ohne Medikament länger brauche um die Ursache zu finden, bitte....
ich lebt schon seit 27 Jahren mit mir, dann werde ich dass auch noch schaffen, oder?
AF
Beiträge: 412
Registriert: 6. Jun 2003, 11:47

Re: Therapiebeginn - schwer verunsichert!!!

Beitrag von AF »

Hallo Melanie
ich kenne die Ärzte, die zuerst einmal ein Medi geben wollen und dann in Ruhe die Therapie machen.
Ob dies gut oder schlecht ist hängt vom Einzelfall ab.
So wie Du hier postest denke ich, daß Du erstmal keine Medis haben willst. Dann sage es Deiner Therapeutin direkt.
Es gibt viele die zuerst keine Medis haben wollen darauf müssen sich die Therapeuten einstellen.
Ach ja die Einstellung von Lithium ist langwierig. Meiner Meinung nach sollte erst die Therapie beginnen und dann sieht man weiter. Andernfalls können die ERgebnisse der Therapie verzerrt werden.
Gruß
Theo
Rolfe
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Registriert: 27. Jul 2004, 15:59

Re: Therapiebeginn - schwer verunsichert!!!

Beitrag von Rolfe »

Hallo Melanie,
mag sein, dass es wirklich so ist, wie meine Vorredner oder -schreiber sagen. Dass man erst die Psychotherpie machen und später sich auf Medikamente einlassen soll.
Aber andererseits helfen auch die Medis, und man kann sich selbst erst mal beruhigen bzw. in die Reihe kriegen, bevor man überhaupt in der Lage ist, einigermassen sachlich gegenüber dem Therapeuten aufzutreten.
Ich war jedenfalls froh, dass sie mir erst mal Medis gegeben haben: vorher wäre ich überhaupt nicht in der Lage gewesen, mit irgendjemandem zu reden!
Aber, das ist wohl bei jedem anders.
Gruß,Rolle
Grilu
Beiträge: 3
Registriert: 6. Apr 2005, 18:00

Re: Therapiebeginn - schwer verunsichert!!!

Beitrag von Grilu »

erstmal danke an alle die mir bisher geantwortet haben, hab mich jetzt entschlossen, auf keinen Fall das Zeugs zu nehmen.
zum einen habe ich furchtbare angst davor, und WILL einfach nicht.
zum anderen wenn das eigentlich nur dazu gedacht ist, dass ich erstmal ruhiger und sachlicher werde, hat es auch keinen sinn denke ich, in der Therapie und ohne Stress und Druck von aussen bin ich eigentlich recht sachlich....
ich kenne meine Probleme, kann mir ím Groben denken woher sie kommen, und wann sie auftreten, ich weiss nur nicht wie ich dagegen selbst was tun kann...
ich führe mittlerweile ein Tagebuch, in dem ich eintrage, wann und durch was meine Stimmung umschlägt und wann ich einfach nur noch Rt sehen und den nächstbesten erschlagen möchte.

ich hab im moment eigentlich nur noch angst vor der Therapeutin (ist auch Internistin, sollte ich vielleicht dazu schreiben) selbst
weil mir vor kurzem meine zukünftige schwiegermama erzählt hat, dass sie auch schon bei der war, und die ziemlich sauer wurde, als sie nicht gewillt war, wegen Mobbing-Problemen Medikamente zu nehmen.

Naja ich werds in 2 Wochen, wenn ich wieder Termin habe mit der Dame klären, ich will aber halt auch nicht wieder ein halbes jahr warten, bis ich bei nem anderen Psych nen Termin bekomme, wo es vielleicht genauso abläuft
*seufz*
also vielen Dank, ich werd demnächst Bericht erstatten
Stella72
Beiträge: 18
Registriert: 1. Mär 2005, 16:38

Re: Therapiebeginn - schwer verunsichert!!!

Beitrag von Stella72 »

Liebe Melanie,

ich schreibe eher selten im Forum, bin meistens stille Mitleserin.

Ich möchte Dir unbedingt dazu raten zuerst gesund zu werden bevor Du schwanger wirst. Ein Kind zu versorgen ist ein 24-h-Job. Glaub mir. Vor allem anfangs - ein Baby schreit auch nachts und benötigt Deine uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Es nimmt keine Rücksicht auf Deine seelische Verfassung oder ob Du völlig übermüdet bist. Du schreibst von Aggressionen, ich denke bevor Du seelisch stabil bist würde Dich ein Kind unbedingt überfordern.

Liebe Grüße
von der Stella (selbst Mutter und depressiv)
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