SSRI oder SNRI oder???

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Kathinka
Beiträge: 33
Registriert: 23. Nov 2004, 21:12

SSRI oder SNRI oder???

Beitrag von Kathinka »

Hallo!

Ich weiß, dass es bei Depressionen u.a. um die Botenstoffe im Gehirn geht, hauptsächlich wohl um Seratonin und Noadrinalin. Psychopharmaka unterscheiden sich ja auch in SSRI oder SNRI oder trizyklische Antidepressiva oder..? Kann man tatsächlich nur durch ausprobieren feststellen, welche Art bei einem selbst hilft? Oder gibt es bestimmte Erkennungsmerkmale bei der Depression? Untersuchungen diesbezüglich gibt es wohl auch noch nicht?

Danke euch für Antworten.

Gruß
Kati
Xavro
Beiträge: 807
Registriert: 12. Sep 2004, 21:22
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Re: SSRI oder SNRI oder???

Beitrag von Xavro »

Hallo Kati,

so ganz richtig ist das nicht, was du schreibst.

Zum einen ist der Wirkungsmechanismus von Antidepressiva und die biochemische Ursache von Depressionen nicht endgültig geklärt. Dass ein Neurotransmittermangel hierfür ursächlich sein soll, ist nicht wirklich bewiesen.

Zum anderen gibt es sehr wohl Kriterien, mit denen man eine Vorauswahl treffen kann. Das ist abhängig von der Ausprägung der Symptome der vorliegenden Depression.

So sollten z.B. bei Depressionen, die von Ängsten begleitet sind, keine aktivierenden Mittel verabreicht werden. Hier wären eher Trizyklika oder Mirtazapin angebracht. Das ist nur ein Beispiel.

Letzten Ende kommt man aber nicht umhin, die Reaktion des Einzelnen auf ein Medikament genau zu beobachten und auszuwerten.

Auch wenn es hier oft nicht so aussieht, die meisten Patienten reagieren wohl sehr gut schon auf das erste verschriebene Antidepressivum. Natürlich sammeln sich hier im Forum eher die Problemfälle. Das verzerrt das Bild ein wenig. Lass dich davon nicht beeindrucken.

Gruß
Xavro
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Yve-Marie-Johanna
Beiträge: 62
Registriert: 14. Sep 2004, 14:23

Re: SSRI oder SNRI oder???

Beitrag von Yve-Marie-Johanna »

Hallo,
ist es nicht auch wichtig zu schauen, was fürt einen Alltag man hat? Beispielsweise wäre doch Remergil nicht gerade angesagt, wenn man täglich funktionieren/arbeiten muss oder Kinder zu versorgen hat o.ä., oder?
Ich habe ganz früher mal Remergil verschrieben bekommen - habe zu der Zeit am Theater gearbeitet (Regieassistenz), konnte mich kaum konzentrieren, bin fast eingeschlafen und habe dann auf dem Heimweg einen Fahrradunfall gebaut!!! War sehr krass...
Also ich würde trizyklische ADs niemandem empfehlen, der tags unterwegs ist und arbeiten muss...
Andererseits habe ich auch schon gehört, dass es Leute gibt, die das generell gut wegstecken...

Gruß,
Yvonne
Kathinka
Beiträge: 33
Registriert: 23. Nov 2004, 21:12

Re: SSRI oder SNRI oder???

Beitrag von Kathinka »

Dank euch beiden, ist immer wieder schön, dass es hier Menschen gibt, die auf die Fragen eingehen und helfen wollen.

Xavro, mir ist aufgefallen, dass du fast auf jede Frage hier reagierst und Hilfe gibst. Super. Gehöre hier allerdings wohl auch zu den "Problemfällen", da ich schon seit 15 Jahren immer wieder unter Depris und Ängsten leide. Hab schon viele Medikamente probiert, manche haben geholfen, wenigstens am Anfang, manche nicht.

Dass gerade die biochemischen Ursachen bei seelischen Erkrankungen noch nicht wirklich untersucht wurden, ist doch wirklich sch....
Ist doch eine der häufigsten Krankheiten und es werden in Zukunft bestimmt nicht weniger.
Grrr...

Liebe Grüße
Kati
Yve-Marie-Johanna
Beiträge: 62
Registriert: 14. Sep 2004, 14:23

Re: SSRI oder SNRI oder???

Beitrag von Yve-Marie-Johanna »

Ich finde das mit den Medis auch dubios... das einzige Medi was mir dieses Angstgefühl nimmt ist Xanor (hiertzulande heißt es wohl Xanax) aber das das ein Benzo ist, nehme ich es nur alle paar Monate mal... schon ätzend...
Trevilor scheint bei mir momentan überhaupt nicht mehr zu wirken (ich merke leider nur, wenn ich es NICHT mehr nehme...) - und Opipramol ist auch nicht gerade der Renner...

Liebe Grüße,
Yvonne

P.S. Kati, was für Medis nimmst du denn?
AF
Beiträge: 412
Registriert: 6. Jun 2003, 11:47

Re: SSRI oder SNRI oder???

Beitrag von AF »

Hallo Kati
ob Du zu den Problemfällen gehörst kannst nur Du alleine entscheiden sonst keiner.
Im Laufe der Zeit ändert man sich und mit dem sich ändern ändern sich auch die Medikamente...
Das man so wenig über den Gehirnstoffwechsel weiß hängt damit zusammen, daß es sehr schwer ist hier zu Forschen. Speziell an der Nahtstelle vom Psychologischen zum organischen.
U.a entsthen hier Stoffwechselprodukte die nur sehr kurz aktiv sind und deswegen sehr schwer zu messen. erst mit dem Einsatz des PET kann man dem Gehirn quasi bei der Arbeit zusehen.

Gruß
Theo
Xavro
Beiträge: 807
Registriert: 12. Sep 2004, 21:22
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Re: SSRI oder SNRI oder???

Beitrag von Xavro »

Hallo Yvonne,

natürlich sollte man den Alltag nicht außer acht lassen. Es kann jedoch erforderlich sein, den sedierenden Effekt zu tolerieren bzw. bewusst einzusetzen. Hier ist meines Erachtens jedoch besonders der Arzt gefragt, die Vorgehensweise und die Effekte der Medikation besonders gut mit dem Patienten durchzusprechen. Ob das immer so optimal passiert, steht allerdings auf einem anderen Blatt.

Ich persönlich bin jedoch der Meinung, das immer der Behandlungserfolg im Vordergrund stehen muss und das Umfeld erst an zweiter Stelle kommt. Wer krank ist, braucht nicht zu funktionieren. Das tut man bei einer schweren Erkältung, nach einem schweren Autounfall etc. auch nicht. Warum MUSS ich also bei Depressionen funktionieren? Krank ist krank und auch dem Umfeld ist letzten Endes am besten damit geholfen, dass der Patient so schnell wie möglich wieder gesund wird.

Wenn jemand meint, das er "funktionieren muss", obwohl an an Depressionen leidet, die medikamentös behandelt werden müssen, dann diagnostiziere ich ganz eindeutig eine fehlende Krankheitseinsicht.

Klingt zunächst einmal brutal und ist natürlich mit vielen Wenn und Aber verknüpft, aber das ist meine Meinung.

Gruß
Xavro
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Kathinka
Beiträge: 33
Registriert: 23. Nov 2004, 21:12

Re: SSRI oder SNRI oder???

Beitrag von Kathinka »

Hi Yvonne,

ich habe schon viele Medkamente ausprobiert. 2 Jahre ging es relativ gut mir Paroxetin. Plötzlich nicht mehr. Danach dann Lamictal mit Edronax und Trevilor. Trevilor habe ich jetzt mir heftigen Absetzungserscheinungen abgesetzt, stattdessen Zoloft. Nehme ich aber erst 2 Wochen, kann ich noch nicht viel zu sagen.

Hi Theo,

was ist denn PET???

Hi Xavro,

zu deinem Krankheitsgedanken, klar muß man einsehen, dass man seelisch krank ist. Aber wenn sich das über Jahre zieht, muß man schon auch funktionieren, natürlich nicht in den ganz schwarzen Phasen.

Dank an alle.
AF
Beiträge: 412
Registriert: 6. Jun 2003, 11:47

Re: SSRI oder SNRI oder???

Beitrag von AF »

Hallo Kati
hier ist ein Link zum Pet.
Er ist zwar sehr technisch aber gibt einen guten Einblick welche Möglichketein man mit dem Pet hat.
Gruß
Theo

http://www.m-ww.de/enzyklopaedie/diagno ... sions.html
Edeltraud
Beiträge: 1495
Registriert: 22. Mai 2003, 16:49

Re: SSRI oder SNRI oder???

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Xavro,

zur Erklärung/Definiton des Begriffes "fehlende Krankheitseinsicht"

Wenn eine Depression noch nicht diagnostiziert ist bzw noch nicht so ausgeprägt ist, dann meinen viele Betroffene es läge keine Krankheit zugrunde. Sie merken nur dass irgendetwas nicht stimmt. Es ist ein sich entwickelnder Prozess zu erkennen und sich einzugestehen, dass man krank ist. Viele verdrängen diesen Gedanken lange.

Yvonne spricht von einer Depression, die in Behandlung ist. Sie sieht ein, dass eine Krankheit zugrunde liegt.

Der Begriff "fehlende Krankheitseinsicht" ist soetwas wie ein feststehender Begriff und wird z.B. bei bestehender Manie benutzt, da sich dabei der Kranke in keiner Weise krank fühlt.

Es ist nicht meine Absicht Wortklauberei zu betreiben.
Ich wollte nur über diesen Begriff informieren, da ich weiß dass du an vielem sehr interessiert bist und dich auch hier im Forum sehr engagierst.

Viele Grüße
Edeltraud
Yve-Marie-Johanna
Beiträge: 62
Registriert: 14. Sep 2004, 14:23

Re: SSRI oder SNRI oder???

Beitrag von Yve-Marie-Johanna »

Hallo,
ich klink' mich auch noch mal ein :o)
Es ist tatsächlich so, dass ich mich seit längerer Zeit in Behandlung befinde, d.h. Medis UND Psychotherapie (seit Sept. 2003) - vorher habe ich mich jahrelang so durchgeschleppt...
Mit Sicherheit fehlt mir die Krankheitseinsicht, das sagt zumindest der Therapeut... ich habe immer Gedanken wie: "Wenn ich mich zusammen reissen würde, disziplinierter wäre, würde es mir sicher besser gehen, ich bin alleine selbst für meine Depris verantwortlich, ..." etc.
Es liegt an meiner Schwachheit, dass es mir nicht gut geht und so weiter und so fort... kommt ja nicht von ungefähr...
Aber trotzdem war es so gemeint, wie ich schrieb, dass ich denke, dass man das Lebensumfeld beachten muss, denn ich z.B. würde komplett eingehen, wenn ich nicht arbeiten könnte - arbeiten zu gehen gibt mir das Gefühl am Leben teizuhaben... ohne Arbeit käme ich mir nutzlos vor... klingt schräg, ist aber leider so...
und es ist ja leider so, dass man Depressionen tatsächlich immer über einen längeren Zeitraum hat - d.h. mind. über mehrere Monate - zumindest ist mir nichts Gegenteiliges bekannt - meiner Meinung nach ist es dann wirklich schwierig mit sedierenden Medis im Alltag zu "funktionieren", aber es soll ja Leute geben, die damit gut klar kommen, ich jedenfalls nicht...
Anyway, allen ein schönes Wochenende!
Herzliche Grüße,

YVONNE
Edeltraud
Beiträge: 1495
Registriert: 22. Mai 2003, 16:49

Re: SSRI oder SNRI oder???

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Kati,

es gibt mehrere Kriterien zur Wahl des Antidepressivas.

siehe auch:
Thread von Manuela, Beitrag 02.04. 12.47 Uhr
Den Link anklicken (Beitrag): Hausärzte sind meist erste Ansprechpartner bei Depression

http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1110894581

Viele Grüße
Edeltraud
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