unstete Arbeit versus Arbeit in Deutschlandund Psychotherapie?

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wobadong

unstete Arbeit versus Arbeit in Deutschlandund Psychotherapie?

Beitrag von wobadong »

Ich lebe nun seit 3 Jahren in Deutschland und komme hier beruflich auf keinen guten Weg und bewege mich meist auf der Stelle.
Als ich im Herbst 2003 Depressionen bekam habe ich dan nach dem Umzug wegen einer Stelle im Saarland im Januar 2004 im März 2004 mit der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie begonnen.

Im Sommer 2004 wurde mir gekündigt.
Dann fand ich eine neue Stelle, nun habe ich auch dort so viele Probleme, daß ich nicht weiß ob ich die Stelle behalten kann.
Nun bin ich es auch langsam leid und frage mich ob es nicht besser ist einfach Vertretungen zu machen.
Da wäre mein Verdienst 4 mal so hoch, und das würde die Flüge nach England finanziell auf jeden Fall tragen.
Den Tag für die PSychotherapiestunde würde ich dann 50 mal pro Jahr nach Deutschland fliegen, denn ich habe 1 mal pro Woche eine Stunde.

Meine Therapeutin ist sehr dagegen.
Organisatorisch würde ich das sicher schaffen, hier in Deutschland scheine ich bei den kontinuierlichen Rückschritten in meinem Beruf, nie aif eine grünen Zweig zu kommen, zumindest nicht in den nächsten 10-15 Jahren und ich bin jetzt 38 Jahre alt.

Meine Frage und Überlegung: inwieweit ist es wichtig ein stetes Leben zu führen, daß die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie überhaupt gelingen kann.
Inwieweit kann die Psychotherapeutin den Einfluss ob eher positiv oder negativ überhaupt beurteilen??

Mein Ziel war es eigendlich mich hier im Saarland einzuleben, mich hier etwas wohl zu fühlen, eventuell sogar Freunde zu haben.
Mit all diesen Zielen habe ich bis jetzt trotz Bemühungen neben der Arbeit , Kirche, Ruderclub, Sportclub, Chor,Nordic walking, Rückengymnastik keinen Erfolg gehabt.

Nun weiß ich sowieso nicht ob ich das Ziehl jemals erreichen kann.
Vielleicht muß ich alle diese Ziehle umformulieren und dann spielt es auch keine Rolle mehr, daß ich hauptsächlich im Ausland arbeite.
Z.B. die Heimat im Ausland finden oder wäre meine Deutsche Therapeutin damit überfordert??? Im moment geht es mir gar nicht gut.
Ich fühle mich in Deutschland fast nie wohl.

was meint ihr?
Wie ist es eine Therapie komplett in der Mitte abzubrechen, wenn die letzte Besserung im November war und es mir im moment sau schlecht geht?
Soll ich vielleicht im Ausland suchen und dort ganz leben.
Die Sprache kann ich ja und mein Verdienst ist dort besser, so daß ich es mir leisten kann die Stunden selber zu bezahlen.
Xavro
Beiträge: 807
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Re: unstete Arbeit versus Arbeit in Deutschlandund Psychotherapie?

Beitrag von Xavro »

Hallo Dorothee,

ich habe deine Beiträge in den letzten Tagen immer nur überflogen, möglicherweise übersehe ich also etwas in meiner Mitteilung.

Du bist so unglücklich in Deutschland, dass du das Land verlassen möchtest. Du scheinst überzeugt davon zu sein, dass es dir wirtschaftlich besser gehen wird und das du dich im Ausland wohler fühlen würdest. Offensichtlich hast du das bei früheren Auslandsaufenthalten so erfahren.

Ich frage mich, was du mit Deutschland unbewusst verknüpft hast, dass es so heftigen Unwillen hervorruft. Das grenzt ja schon an eine Phobie. Ich arbeite ebenfalls in einem internationalen Umfeld und habe viele Leute kennen gelernt, die sich hier überhaupt nicht wohl gefühlt haben, aber es war nie so sehr mit Widerwillen verbunden, dass sie deswegen ernsthaft erwogen hätten ihren (mehr oder weniger befristeten) Aufenthalt hier zu unterbrechen.

Du fühlst Dich im Augenblick durch die Psychotherapie an das verhasste Land gekettet und dadurch gefangen.

Eine unstetes Leben ist IMMER eine Belastung für die Psyche, auch wenn manche Menschen dafür besser gerüstet zu sein scheinen, als andere. Dir ist offensichtlich aufgrund der ständigen Umzüge und aufgrund der Unfähigkeit deiner Eltern dir eine Heimat in der Fremde aufzubauen, vollkommen das Gefühl verloren gegangen, irgendwo dazu zu gehören. Das kann ich aufgrund meiner eigenen Geschichte ein wenig nachempfinden.

An sich scheinst du Antrieb genug zu haben, dich um Anschluss zu bemühen, aber trotzdem hat es in so vielen Gruppen nicht geklappt. Möglicherweise - und das wäre natürlich zunächt einmal paradox und daher fatal - kannst Du persönliche Nähe, obwohl du sie eigentlich suchst, einfach nicht ertragen. Diese vielen fehlgeschlagenen Versuche Kontakt zu finden, lassen mich eigentlich befürchten, dass es im Ausland auf Dauer nicht viel besser laufen wird. Natürlich machen es die Deutschen mit Ihrer Art etwas schwer, Kontakte zu knüpfen, aber dass du bei so vielen Aktivitäten - sogar innerhalb kirchlicher Gruppen - überhaupt keinen Bezugspunkt geknüpft haben willst, macht mich doch ein wenig stutzig. Was suchst du, dass dir die Leute nicht geben konnten?

Ich weiß natürlich (auch aus eigener Erfahrung), dass südeuropäisch und angelsächsisch geprägte Kulturen es einem scheinbar leichter machen, doch auch dort gibt es sehr subtile Unterschiede zwischen Freund und Freund. Ich habe daher Angst, dass du auf deiner Suche nach Heimat und Verbundenheit einer vordergründigen Hoffnung erliegst.

Aus der Ferne würde ich alles in allem auch erst einmal der Einschätzung deiner Therapeutin zustimmen. Ich denke vorrangiges Ziel muss es sein gesund (bzw. zumindest stabil) zu werden, ansonsten werden sämtliche andere Bemühungen früher oder später zum Scheitern verurteilt sein. Deine Therapeutin sieht vielleicht auch Fortschritte in deiner Behandlung, die du bis jetzt nicht erkennen kannst.

Ich bin in meinem Leben auch schon mehrfach vor unangenehmen Job-Situationen geflüchtet und letzten Endes doch immer wieder im gleichen Mist gelandet. Meine Entscheidung war jetzt, erst einmal das zugrunde liegende Problem zu lösen und gesund zu werden, obwohl ich mein momentanes Arbeitsumfeld lieber heute auf morgen tauschen möchte. Da das bei mir ebenfalls praktisch nur mit einem Umzug ins Auslang zu machen wäre, sehe ich jedoch bewusst davon ab. Das wird mich in meiner Karriere sicher irgendwo zurück werden. Aber was habe ich von meiner Karriere, wenn ich dewegen krank bin? Wenn ich genau analysiere, ist es nicht meine Arbeit mit der ich nicht zurecht kommen, sondern das Arbeitsumfeld.

Nach der langen Vorrede, ein paar konkrete Antworten:

Für eine Psychotherapie hin und her zu fliegen ist Schwachsinn und kontraproduktiv. Das würde dein Bemühen irgendwo einen Platz für dich zu finden unterwandern. In deiner Situation kann das ein Aussenstehender vermutlich wesentlich objektiver beurteilen, als du selbst. Wenn schon Umzug, dann aber auch komplett und mit allen Nachteilen für Deine Therapie.

Ich bin mir nicht sicher, ob bei deinen tiefliegenden Problemen ein Termin pro Woche hinreichend ist. Habt ihr schon einmal über einer Psychoanalyse mit höherer Frequenz nachgedacht?

Gruß
Xavro
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wobadong

Re: unstete Arbeit versus Arbeit in Deutschlandund Psychotherapie?

Beitrag von wobadong »

Irgendwie habe ich das Gefühl ich befinde mich in einem Teufelskreis.
Das Ziehl mich einzuleben habe ich in den letzten 3 Jahren verfehlt, und fühle mich dann nicht mehr wohl.
Denn mein Beruf ist enorm anstrengend, so daß ich etwas sozielen Ausgleich bräuchte, um auf Dauer nicht wieder energetisch auszulaufen und flach zu liegen.
Mit der Therapeutin habe ich eine sehr gute Wahl getroffen, aber da ich trotz ihrer Hilfe von einem Jahr auch die Kurve nicht gekratzt habe und mich dazu noch in meiner Umgebung genauso unwohl fühle wie vor Therapiebeginn habe ich jetzt die Hoffnung aufgegeben, daß es besser wird(I am myself my best company).
Trotzdem weiß ich, daß man gute Interaktionen mit der Umwelt braucht, daß die Therapie klappt.
So denke ich, daß ich hier trotz guter Therapeutin nie an das Ziel komme.
Ein Wechsel ins Ausland würde in meinem Fall mein Privatleben und die beruflichen Chancen mit Sicherheit verbessern, darum strebe ich auch so weg von Deutschland.
Da aber meine Therapeutin nun mal gut ist und in Deutschland lebt, kann ich mich nicht entscheiden was ich machen soll.
Da ich sicher bin, daß das tägliche Leben für den Therapieerfolg ausschlaggebend ist, weiß ich nicht ob sie mir helben kann wenn ich im Ausland bin und einmal pro Woche nach Deutschland fliege.
Denn sie wird nicht alles verstehen, was ich dort erlebe, auf jeden Fall viel weniger als mein Leben in Deutschland.
Irgendwie habe ich das Gefühl leider, daß meine Lage inzwischen richtig hoffnungslos geworden ist und vielleicht in den nächsten Jahren es mir nur dann besser gehen wird, wenn ich beides bekomme, nämlich ein Umfeld in dem ich mich etwas wohler fühle mit besseren Karrierechancen und Hoffnung auf ein einigermaßen erträgliches Leben finde und eine gute Therapeutin oder Therapeut habe mit der ich die Probleme und Interaktionen des täglichen Lebens bearbeiten kann
deep
Beiträge: 207
Registriert: 27. Sep 2004, 12:13

Re: unstete Arbeit versus Arbeit in Deutschlandund Psychotherapie?

Beitrag von deep »

Hallo Dorothee,

Xavro hat es ein gutes Stück weit auf den Punkt gebracht, wie ich finde.

Auch ich habe meinen Job oft gewechselt, aber auch immer die Erfahrung gemacht, dass das meine Probleme nicht löst. Die Probleme lagen in mir und ich nehme sie immer mit, egal was und wo ich arbeite und lebe.

Da es bei mir so war, habe ich noch eine Frage an Dich:

Könnte es sein, dass Du in Deiner Therapie im Moment an einem Punkt bist, der so wichtig und grundsätzlich ist, dass Du tief in Deinem Inneren Angst davor hast, ihn anzugehen, weil er Dein jetziges Leben grundsätzlich in Frage stellen kann?

Auch ich hatte nach einem Jahr Thera das Gefühl, nicht weiter zu kommen und es ging mir immer schlechter. Im Nachhinein weiß ich für mich, dass genau zu dieser Zeit ein Punkt "hochkam", mit dem ich mich so gar nicht auseinandersetzen wollte und ich mich deshalb in meine alten Muster flüchtete.
Für mich war damals wichtig, dran zu bleiben und trotz aller Angst und Widerwillen weiter zu gehen. Es war eine schlimme Zeit, aber auch der Durchbruch und heute kann ich sagen, dass ich wieder gesund bin.

Liebe Grüße
Karin
Xavro
Beiträge: 807
Registriert: 12. Sep 2004, 21:22
Kontaktdaten:

Re: unstete Arbeit versus Arbeit in Deutschlandund Psychotherapie?

Beitrag von Xavro »

Hallo wobadong

ich finde das sehr verwirrend.

Auf der einen Seite bist so sehr von deiner Therapeutin überzeugt, dass du für eine wöchendliche Sitzung sogar einfliegen würdest.

Andererseits behauptest du, sie könne dir nicht helfen, sie würde dich nicht verstehen und die Therapie würde keine Fortschritte machen.

Das passt nicht zusammen. Die "Wahrheit" muss also anders sein, als du sie derzeit sehen kannst.

Wenn du so überzeugt von deiner Therapeutin bist, warum vertraust du Ihrem Urteil dann nicht?

Gruß
Xavro
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wobadong

Re: unstete Arbeit versus Arbeit in Deutschlandund Psychotherapie?

Beitrag von wobadong »

Liebe Karin, Lieber Xavro,
siehe auch was ich gerade schrieb zu "ungewollt von Eltern...
Tatsächlich ist es so, daß ich im Moment gar nicht so recht vorraussagen kann wohin die Reise bei der Psychotherapie führt.
Das ist mir sehr unangenehm und davor habe ich Angst.
Ansich sollte ich dem Urteil meiner Therapeutin vertrauen, da habt ihr schon recht.
Da ich aber ein Mensch bin der sein Leben selber in die Hand nimmt,(von anderen MEnschen bin ich oft in kritischen Lagen im Stich gelassen worden) ist als erstes eine Depression mit oft großer Schwäche und somit nicht handeln können eine sehr schwierige Erkrankung.
Dann mußte ich auch noch Hilfe suchen, da es so schlimm war, so daß ich sonst immer wieder arbeitslos oder arbeitsunfähig gewesen wäre, und jetzt kann ich nicht einmal vorraussehen wohin die Reise führt!!!
Auch das noch!!!
Vielleicht hat es ja den Sinn, daß ich erfahre wie undurchsichtig sich die Lebenssituation für andere Menschen mit Depressionen gestaltet.
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