Berührungsängste

rapunzel12

Berührungsängste

Beitrag von rapunzel12 »

Liebes Forum,

ich habe lange überlegt, ob ich hier noch mal einen neuen Thread aufmache, nachdem ich meine Postings gelöscht hatte und nur ab und zu ins Forum schaute, um zu sehen was sich da so tut.

Ihr wißt teilweise über mein Gefühlschaos mit meinem Therapeuten bescheid. Ich will hier auch nichts mehr veröffentlichen, was er gesagt hat, denn ich denke, das ist so eine Art Vertrauensmißbrauch.

Als ich letztes Jahr hier meinen ersten Verliebtheits-Thread aufgemacht hatte, ging es mir darum, zu wissen, ob es in Ordnung ist, wenn man in den Therapeuten verliebt ist. Ob man dann noch vernünftig Therapie machen kann.

Als ich mich vor gut einem Jahr in meinen Therapeuten verliebte, habe ich versucht, der Verliebtheit keinen Raum zu geben. Als er es jedoch irgendwann ansprach, war ich ganz "aus dem Häuschen". Ich war sowieso überrascht, verliebt zu sein, weil das so selten passiert, was aber ganz neu für mich war ist, daß erotische Gefühle und Fantasien auftraten, auch Träume. Das war vorher nicht möglich. Ich habe mich nach meiner mißglückten Ehe (in die ich auch Altlasten aus der Kindheit mitbrachte) ganz von der Männerwelt zurückgezogen. Ich ging zwar mal mit Männern aus (wenn z.B. eine Freundin es gut mit mir meinte, um mich "an den Mann" zu bringen) aber ich konnte mich von ihnen nicht berühren lassen. Ich zog mich sofort zurück und hatte innerlich Panik, er könnte sich über mich hermachen, oder so. Auch wenn mir der Mann sympathisch war.

Als also plötzlich wieder Sehnsüchte in mir wach wurden, sie so lange vergraben waren, war ich nicht nur im siebten Himmel, weil ich verliebt war, sondern weil ich eine Chance sah, daß sich meine Ängste in Sachen Berührung und Beziehung auflösen würden oder wegtherapieren ließen. Ich hatte Hoffnung, daß sich jetzt mein Leben zum Guten ändern wird und daß ich vielleicht sogar glücklich werden könnte.

Ich hatte auch das Gefühl (meine Gefühle täuschen mich normalerweise nicht) daß mein Therapeut mich liebt und begehrt. Manche seiner Aussagen deuteten auch darauf hin. Dann ging es mir eine Zeit, mit kleinen Zwischentiefs ganz gut. Als ich aber zu sehr vom Boden abhob, bekam ich nur noch negative Resonanz von meinem Therapeuten. Das Gefühl angenommen zu werden, wich dem Gefühl zurückgewiesen zu werden und das Gefühl geliebt zu werden wich dem Gefühl unattraktiv, wertlos und verletzt zu sein. Meine Befindlichkeitskurve ging immer weiter herunter, je mehr mir bewußt wurde, daß meine Liebe auf keine Gegenliebe stößt. Der Zustand, den ich vor der Therapie hatte (kurz davor mich umzubringen) stellte sich wieder ein. Allerdings waren meine Sehnsüchte geweckt und ich konnte meine Einsamkeit nicht mehr ertragen. Eine Krise folgte der anderen und ich bin jetzt noch nicht einmal eine Woche aus der Geschlossenen entlassen. Ich habe diese Woche sehr viel nachgedacht und ich merkte, daß das Ganze hin und her mit meinem Therapeuten, mich meine eigentlichen Probleme und Therapieziele vergessen ließen. Ich hatte vorher gedacht, wenn er mich nur lieben würde, oder wenn er mich nur einmal in die Arme nehmen würde, dann wäre mein gebrochenes Herz wieder heil. Aber da habe ich mir wohl etwas vorgemacht. Denn ich dachte manchmal nach der Sitzung, wenn er mich jetzt in die Arme nehmen würde, merkte dann aber, daß ich mir es zwar wünsche, aber trotzdem Angst davor hatte. Meine Berührungsängste sind also noch genauso präsent wie eh und je. Obwohl ich mich zu meinem Therapeuten sehr hingezogen fühle (ihn sogar liebe).

Wir hatten uns so lange mit Grenzen auseinandergesetzt und ich hatte es verdrängt, daß ich eigene Grenzen habe, die einfach nicht zu überwinden sind, sosehr es mir auch danach verlangt.

Mir ist klar, daß ich meinen Therapeutn nicht haben kann. (Außerdem will er mich ja auch nicht) Aber ich will einfach nicht mehr so weiterleben, wie bisher. Manchmal denke ich, ich halte die Einsamkeit keinen Tag länger aus. Dann beiße ich mich so sehr an meinen Depressionen fest, daß ich nur noch schwarz sehe.

Meine Frage an Euch ist: Habt Ihr Erfahrungen mit Berührungs- und Beziehungsängsten? Sind sie überhaupt therapierbar? Kann mein Leben sich doch noch zum Guten ändern? Kann ich endlich mal das Glück erfahren, das ich noch nie hatte? Ich bin jetzt 46 und fühle mich am Ende, kann es einen neuen Anfang geben?

Die letzten zwei Tage habe ich mich relativ stabil gehalten und hatte kaum Selbstmordgedanken, aber im Hinterkopf brüte ich schon wieder einen neuen Plan aus. Ich will einfach nicht mehr so weiterleben, mir fehlt die Kraft und ich sehe alles als so sinnlos an. Ich möchte meinen Therapeuten nicht wechseln, weil er der erste ist, zu dem ich einen wirklichen Draht habe, ich frage mich allerdings, ob er mir helfen kann, wenn ja, wie? Wie verliert man solche Ängste?

Ich wäre dankbar über ein wenig Expertise. Wenn ich mich mal länger nicht melde, dann bin ich einfach nicht in der Lage dazu, also nehmt es mir nicht übel, wenn ich nicht sofort antworte.

Ganz liebe, aber auch verzweifelte Grüße

Rapunzel
dasBöse

Re: Berührungsängste

Beitrag von dasBöse »

rapunzel,

wie lange soll das noch so weitergehen?? sieh es doch endlich ein: das wird nichts!!!!!

komm doch zur vernunft, ich bitte dich.

wechsle um himmels willen endlich den therapeuten!

sewi
Sadness
Beiträge: 812
Registriert: 5. Apr 2003, 19:56

Re: Berührungsängste

Beitrag von Sadness »

Liebe Rapunzel,

ich habe länger überleg,t ob ich Dir antworten soll, da meine Antwort Dich vielleicht nicht gerade aufbaut... Ich schlage mich mit exakt den gleichen Ängsten herum und weiß auch nicht, wie man das jemals in den Griff kriegt. Ok, ich habe bereits die Erfahrung gemacht, dass das schrittchenweise Zulassen von Nähe möglich ist, ganz langsam, mit jemand, dem man wirklich vertraut. Allerdings rede ich da von keinem Mann und zu allem Überfluss auch noch von meiner Therapeutin Nein nein, ich bin nicht in sie verliebt!! Es geht da eher um ihre mütterliche Art, die mich anspricht und wodurch ich mich geborgen fühle. Sie hat irgendwann mal meine Hand in der Stunde gehalten, ganz gezielt, nur um das mal zu spüren und vor Kurzem haben wir das Experiment quasi erweitert, in dem Sie mir eine Decke umgelegt und mich im Arm gehalten hat. Das waren unglaubliche Erfahrungen für mich. Ich hatte wenn es um Berührung/Körperkontakt geht, immer extreme Probleme, hatte auch noch nie eine Beziehung/Partnerschaft etc. Dass ich das nach dem entstandenen Vertrauen bei ihr zulassen konnte und kann, ist ein großer Fortschritt. Aber auf die Männer übertragen kann ich das auch (noch) nicht. Da spüre ich nur Ablehnung und Angst (aus alten Erfahrungen heraus), bin aber auf der anderen Seite auch unendlich einsam und halte diese Alleinseinsgefühle auch oft kaum aus. Vor allem, wo ich nun durch die Therapeutin erst erspürt habe, was mir so lange gefehlt hat. Da melden sich so große Bedürfnisse und denen stehen so große Ängste gegenüber. Rapunzel, ich weiß es selber nicht, ob man das "heilen" kann... wir können's nur weiter versuchen... Ob Dein Therapeut bei Deinen Gefühlen allerdings der Richtige dafür ist, wage ich zu bezweifeln. Aber das kannst nur Du entscheiden.

Weiterhin alles Gute!
Sadness
gelberosen
Beiträge: 560
Registriert: 26. Jul 2003, 08:20

Re: Berührungsängste

Beitrag von gelberosen »

Hallo Rapunzel,

ich kenne diese Berührungsängste auch und auch Angst vor Nähe. Im Moment ist es recht stark.

Ich denke mal, daß es hilft, wenn ich in der Therapie anfange, über Gefühle zu reden.

Ansonsten kommt es sehr darauf an, wer mir wann und wie nahe kommt. Bei manchen Menschen ist es meistens in Ordnung. In Gruppen fällt es mir momentan leichter als wenn ich alleine mit jemandem bin. Manchmal scheine ich Probleme zu haben, wenn mich jemand plötzlich von hinten anfaßt. Wenn ich Streß habe oder in einer Krise bin oder es mir gerade nicht gut geht, dann kann ich Berührungen meist nicht so gut haben.

Ich hoffe, daß sich das im Laufe der Therapie gibt.

Am Donnerstag hat mich meine Ärztin ganz mütterlich angefaßt. Das fand ich wieder super. Und auch als ich meine Nachbarin nach einem gemeinsamen Kabarettabend umarmt habe war sehr schön.

Liebe Grüße
die Besserung
rapunzel12

Re: Berührungsängste

Beitrag von rapunzel12 »

Hallo Ihr Lieben,
vielen Dank für Eure Antworten.

@sewi:
Ich glaube, ich bin inzwischen ganz vernünftig. Es ist schmerzhaft, wenn einem immer wieder bewußt wird, daß die tiefen Gefühle, die man hat, nicht erwidert werden. Deshalb werde ich die Therapie auslaufen lassen. Ende des Monats wollten wir eigentlich um ein weiteres Jahr verlängern, aber ich kann das einfach nicht mehr. Ich werde auch keine neue Therapie anfangen. Es reicht mir einfach. Mein Therapeut hat auch noch Urlaub im März, es sind also nur noch ein paar Sitzungen und dann ist es vorbei.

@Sadness:
Das hört sich wirklich gut an, wie das mit Deiner Therapeutin geht. Das würde mein Therapeut natürlich nicht tun. Er sagt, er ist kein Körpertherapeut. Eigentlich schade, er könnte mir vielleicht so weiterhelfen. Wir haben aber über meine Berührungsängste gesprochen und ich habe ihn gefragt, ob er denkt, daß er mir helfen kann, diese Ängste loszuwerden. Er meinte, er hätte Hoffnung. So haben wir etwas in der Vergangenheit herumgerührt und da ist wieder viel Schmerz an die Oberfläche gekommen. Es gilt, die Vergangenheit zu verarbeiten und neu zu bewerten. Das Kind in sich in die Arme nehmen und das geben, was es braucht. Hört sich vielleicht etwas verwirrt an, aber ich denke, es ist ein guter Ansatz. Daß die Bedürfnisse den Ängsten gegenüberstehen, hast Du gut gesagt. Bei mir haben bisher die Ängste gewonnen.

@Besserung:
Ja, diese Angst vor Nähe ist auch bei mir verschieden stark. Das kommt auch auf die Person an, aber manchmal kann ich selbst die Nähe von Menschen, denen ich vertraue nicht so gut vertragen. Manchmal fällt es mir relativ leicht, meine Eltern beim Abschied zu umarmen und manchmal stehle ich mich so davon. Manchmal, wenn ich auf der Couch mit meiner Mutter oder Vater sitze, möchte ich deren Arm nehmen und mich anschmiegen, aber was ich als Kind nicht konnte, kann ich jetzt auch nicht. Dabei dürstet es mich nach Trost und Geborgenheit. Vielleicht sollte ich mit meinen Eltern mal darüber sprechen, wenn ich mich traue.

Liebe Grüße

Rapunzel
bs

Re: Berührungsängste

Beitrag von bs »

Hallo rapunzel,

das tut mir leid für Dich! Ich meine, dass Deine Therapie jetzt ein plötzliches Ende nehmen soll. Glaubst Du denn, dass Du "fertig" bist, ich meine damit, dass Du keine Hilfe mehr brauchst, dass Deine Depression überstanden ist?

Ich werde wohl auch Ende März aufhören mit der Einzeltherapie. Meine Ängst sind weg und meine Depression ist nur noch eine mittlere Antriebsschwäche. Ansonsten interessiert mich die Therapie irgendwie auch nicht mehr so sehr; meine Gedanken und Aktivitäten drehen sich mittlerweile mehr um die Arbeitsuche. Ich habe jedoch die Möglichkeit einmal pro Woche in eine Depressionsgruppe zu gehen. Ich denke, das werde ich tun. Dort lerne ich noch Theorie über Depressionen und Techniken, wie man sie bewältigt, neulich ging es darum, was eigentlich alles negative Stimmungen erzeugen kann. Ich denke, das wird mir dann reichen. Ich kann ja jederzeit wieder einen Antrag stellen, sagt mein Therapeut. Dann werde ich eben lernen müssen, in der Gruppe mehr von mir zu erzählen. In der Angstgruppe habe ich nicht so viel erzählt, weil ich ja die Einzelstunden hatte. Aber jetzt ist die Gruppe der einzige Ort, dann werde ich da mehr reden müssen. Ich denke auch, dass ich das hinkriege, weil meine Scheu, überhaupt etwas zu sagen (meine Soziale Phobie) auch abgeklungen ist. Mit dem festen Willen und vorher überlegten Worten gelingt es mir, zu sprechen.

Ich wünsche Dir alles Gute, rapunzel. Melde Dich hier bitte weiterhin zu Worte. Es würde mich interessieren, wie es mit Dir weitergeht. Ich werde versuchen, auch immer mal zu posten. Vielleicht sollten wir einen neuen thread für ehemalige Therapiepatienten aufmachen, für Leute nach der Therapie?

Liebe Grüße an Dich

Lieschen
Ele
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Kontaktdaten:

Re: Berührungsängste

Beitrag von Ele »

Hallo Rapunzel,
oh wie gut ich das kenne, diese Berührungs-Scheu. Als Kind wurde ich nie in den Arm genommen, in der Pupertät habe ich mich dann von Männern regelrecht überrennen lassen. Nach meiner ersten Ehe konnte ich erst mal 4 Jahre gar keinen Körperkontakt ertragen. Dann habe ich meinen zweiten Mann kennengelernt. Er hatte eine ganz offene Art auf Menschen zuzugehen und sie zu umarmen, auch seine Eltern haben mich beim ersten Mal gleich in den Arm genommen und zwar so selbstverständlich, dass es mir nicht unangenehm war. Meine Eltern kann ich bis heute noch nicht in den Arm nehmen, sogar ihnen die Hand zu geben fällt mir schwer, obwohl sie wirklich lieb und nett sind und mir nie was getan haben. Seit ich jetzt von meinem 2. Mann getrennt bin, habe ich wieder diese Berührungsängste. Ich habe immer das Gefühl, dass es den anderen unangenehm wäre, wenn ich sie in den Arm nehmen würde. Bei mir hat das auch ganz stark mit meinem Selbstwertgefühl zu tun. Ich sehne mich so sehr nach Nähe, dass ich es fast nicht aushalten kann, aber ich kann Nähe jetzt noch nicht zu lassen. Doch ich weiß sicher, irgend wann geht es wieder, also gib die Hoffnung nicht auf.
Gruß Ele
>> Du mußt Chaos in dir tragen um einen tanzenden Stern zu gebären...>>

Friedrich Nietzsche

ROM0303
Beiträge: 30
Registriert: 14. Apr 2004, 20:11

Re: Berührungsängste

Beitrag von ROM0303 »

Hallo Rapunzel,

ich freue mich sehr, dass Du Dich ab und zu wieder meldest und ich habe auch Deine Beiträge zum Thema "Berührungsängste" mit grossem Interesse verfolgt.

Ja, es ist schon so, dass ich auch meine Erfahrungen damit gemacht und im Laufe meines Lebens viel darüber nachgedacht habe. Ich möchte vorausschicken, dass das meine ganz persönlichen Erlebnisse und Gedanken sind und ein anderer Mensch die Dinge möglicherweise von einem ganz anderen Standpunkt aus sieht und bewertet.

Meine Berührungsängste haben sich aufgebaut, nachdem ich sehr oft tiefe Ablehnung von Menschen erfahren habe, die ich gerne in mein Leben gelassen hätte. Diese Ablehnung erfolgte manchmal in einer ziemlich beleidigenden Art und Weise, z. B. indem man sich in einem gemeinsamen Bekanntenkreis über mich und meine Gefühle lustig machte und ich plötzlich von heute auf morgen zur Lachnummer mutiert war.

Wenn man zehn Mal von einem Menschen, mit dem man gerne eine Beziehung (in welcher Art auch immer) aufgebaut hätte, signalisiert bekommt, dass man doch bitte lieber woanders hingehen sollte, wirft man sich dem elften nicht gerade vertrauensvoll in die Arme. Man versucht erst einmal, sorgfältig zu analysieren, ob da auch beim anderen Interesse da ist und ich denke schon, dass ich meistens zu verunsichert war, um überhaupt noch den Gedanken an eine mögliche Entwicklung der Beziehung zuzulassen.

Ich habe aber mit einer Beziehung nie Probleme gehabt, wenn ein Mensch, der einen ganz ehrlichen Beziehungswunsch in mir geweckt hatte, deutlich erkennbares Interesse signalisiert hat.

Natürlich ist es auch so, dass nicht jeder Mensch, der oberflächlich sympatisch erscheint und den man vielleicht noch nicht einmal richtig kennt, für eine tiefe Beziehung in Frage kommt. Man lernt im Laufe seines Lebens unendlich viele Menschen kennen, für die aber einfach entsprechende Gefühle fehlen und Gefühle lassen sich eben nicht herbeizwingen.

Ich habe Menschen, mit denen ich mich zutiefst wohl gefühlt habe, nur sehr selten getroffen. Eine Bezíehung lebt eben davon, dass beide Partner von ähnlichen Gefühlen berührt sind und dass das zusammenkommt, erscheint mir manchmal unwahrscheinlicher als ein Lottogewinn. Ich beobachte bei den meisten Paaren, dass da immer einer ist, der mehr liebt und einer, der mehr leidet, weil er seine Liebe nicht in angemessener Art und Weise erwidert sieht.

Rapunzel, ich schaue jedesmal nach einem Beitrag von Dir, wenn ich im Netz bin. Ich hoffe, Du bist mir nicht böse, wenn ich Dir sage, dass ich mir Sorgen mache, weil Du vorhast, Deine Therapie jetzt so schnell zu beenden. Ich habe genau das getan und ich kann Dir sagen, es ist sehr schwer. Ich überlege jetzt, ob ich es auf längere Zeit schaffen kann oder doch wieder Hilfe brauche. Denk bitte noch einmal darüber nach, ob Du es nicht doch mit einem anderen Therapeuten versuchen möchtest.

Melde Dich bitte wieder. Du kannst sicher sein, dass es hier Menschen gibt, die Dich zutiefst verstehen und gerne und mit grossem Interesse Anteil nehmen.

Alles Liebe

Maria
rapunzel12

Re: Berührungsängste

Beitrag von rapunzel12 »

Hallo Ihr Lieben!

Ich dachte, es ist Zeit, auf Eure Beiträge zu antworten. Ich kann mich in der letzten Zeit zu nichts aufraffen, liege fast nur noch im Bett und schlafe sehr viel. Letzte Woche war ich nur zweimal zur Therapie, einmal bei meinem Hausarzt und einkaufen war ich auch einmal. Das war alles, was ich zustande bekommen habe. Auch diese Woche fängt wieder so an. Ich habe mich erst heute Abend aus dem Bett bewegt (Die natürlichen Bedürfnisse mal ausgenommen.) Ich fühle mich wie scheintot. Wenn ich morgens aufwache, fange ich oft an zu weinen, weil ich den Tag nicht erleben will. Es ist nur noch ein aushalten und die Frage ist, wie lange noch? Ich glaube, ich war noch nie so lange im Tief. Meine Mutter hat mich gestern angefleht, ich soll doch bitte ins Krankenhaus gehen. Ich weiß selbst, daß es für mich dort sicherer ist, aber kann mich auch dazu nicht aufraffen.

@Lieschen:
Es war schön, Dich wieder zu lesen. Zu Deiner Frage: Nein, ich glaube nicht, daß ich fertig bin und keine Hilfe mehr brauche. Es ist nur so, weil unser Vertrag Ende des Monats ausläuft, wäre es ein guter Zeitpunkt, abzuspringen. Mein Therapeut möchte, wie gesagt, verlängern. Ich habe ihm noch nicht gesagt, daß ich Schluß machen will. Ich bin selbst sehr unschlüssig, ob es der richtige Weg ist. Auf der einen Seite ist er ein wirklich guter Therapeut, kann sich super gut einfühlen und hat sich für mich schon mächtig ins Zeug gelegt. Ich fühle mich wohl bei ihm und auch gut aufgehoben. Ich glaube auch, daß er mir weiterhin helfen kann, wenn ich auch bereit bin, an mir zu arbeiten. Er ist auch ein sehr lieber Mensch und ich fühle mich ihm sehr nahe.
Auf der anderen Seite bin ich gefühlsmäßig zu sehr verstrickt. Ich bin verletzlicher geworden. Suche nach Anerkennung und Bestätigung, aber er hält sich sehr bedeckt, ist vorsichtiger geworden. Zum Beispiel im letzten Gespräch ging es unter anderem um meine früheren Beziehungen, die alle (es waren nicht so viele) das Gefühl in mir hinterließen, daß ich es nicht wert bin, geliebt zu werden, daß ich manchmal zwar geliebt werde, aber diese Liebe bald wieder verliere. Zurück bleibt nur Schmerz und das Gefühl, daß es immer so sein wird. Ich habe nie eine glückliche Beziehung gehabt, dabei sehne ich mich so danach. Ich hätte ein paar "Streicheleinheiten" von meinem Therapeuten brauchen können. Aber es kam nichts. Vielleicht auch meine Schuld, denn ich habe ihn selten angesehen und wenn ich ihm in die Augen gesehen hätte, dann hätte ich spüren können, ob er mit mir fühlt, oder nicht, statt dessen habe ich mich so in mein negatives Selbstbild hineingesteigert und bin mit Tränen in den Augen gegangen. Jetzt ist er im Urlaub, er hatte mir in dieser Woche trotzdem 2 Termine angeboten, weil er sich sonst Sorgen um mich macht, aber ich will auch nicht sein Sorgenkind sein. Ich denke im Urlaub sollte man sich erholen und nicht an die Arbeit denken. Wir haben uns aber darauf geeinigt, daß wir uns Freitag sehen, weil ich außerdem noch ein Rezept brauche. Also muß ich spätetens Freitag aus meinem Schlafanzug raus.
Ich freue mich, daß Deine Depressionen besser geworden sind und Deine Antriebsschwäche. Zu so einer Depressionsgruppe würde ich auch gern gehen, denn ich habe eigentlich gute Erfahrungen mit Gruppen. Im Krankenhaus werden aber keine angeboten und da müßte ich die hiesigen Psychiater abklappern um zu sehen, ob die solche Gruppen durchführen. Ich denke, es wird Dir gelingen, Dich in die Gruppe einzubringen. Man ist ja unter gleichgesinnten und es tut gut, wenn man merkt, daß man nicht so allein mit seinen Problemen dasteht. Ein Thread für ehemalige Therapiepatienten? Ja, es gibt hier sicher viele, die nicht mehr in Therapie sind. Ich weiß ja nicht mal, was ich tun soll. Mein Therapeut hat mal gesagt, er wäre für mich mal die gute und mal die böse Fee. Es ist ein sehr schweres Abwägen, wie sehr mir meine Therapie hilft und wie sehr sie mir schadet. Es liegt am meisten an mir selbst, das weiß ich wohl. Nach Ostern muß ich einen Entschluß fassen.
Ich wünsche Dir alles Liebe und ich hoffe, daß Dir die Gruppe viel Spaß macht.

@ele:
Danke für Deine lieben Worte. Ich glaube, es ist auch teilweise mein schlechtes Selbstwertgefühl, das mich denken läßt, ich bin es nicht wert in den Arm genommen zu werden, oder mich mag keiner in den Arm nehmen. Dieses Gefühl übertrage ich dann auf den anderen und schon ist die Berührungsangst da. Ich wünschte ich könnte so locker damit umgehen, wie meine beste Freundin. Sie hat mir mal geraten (weil ich ihr sagte, daß ich selbst bei meinen Eltern Schwierigkeiten mit der Nähe habe, auch wenn ich sie will) ich soll doch einfach zu meiner Mutter oder zu meinem Vater sagen, ich möchte jetzt mal umarmt werden. Gestern war ich bei meinen Eltern und als ich gehen wollte, sagte meine Mutter noch: Kann ich denn nichts mehr für dich tun? Ich zögerte lange und sagte dann, wie wär's mit einer Umarmung? Dann haben wir uns ganz lange umarmt. Wir mußten beide heulen. Das ist mir sehr schwer gefallen, aber ich glaube, beim nächstenmal fällt es mir vielleicht etwas leichter. Der einzige, zu dem ich keine Berührungsängste habe, ist mein Sohn. Aber den sehe ich nicht mehr so oft. Was meinen Therapeuten anbelangt, möchte ich ihm so gerne ganz nahe sein und ich vertraue ihm. Ich glaube, die Angst, die sich bei mir meldet, wenn ich denke, jetzt würde ich gern in den Arm genommen werden, ist nicht so die Berührungsangst, sondern mehr die Angst, es könnte ihm unangenehm sein, mir so nahe zu kommen.
Daß sich alles wieder ändern wird, das hoffe ich natürlich auch, besonders wenn ich an meine Sehnsüchte denke und meine Einsamkeit, die ich kaum ertragen kann.

@Maria:
Was Du geschrieben hast, hat mich sehr berührt. Meine Berührungsängste sind schon in der Kindheit entstanden. Schlechte Erfahrungen mit Erwachsenen. Zu meinen Geschwistern gab es jedoch viel Nähe. Was meine Eltern betrifft, habe ich aus der Distanz mitangesehen, wie sich meine Schwester oder mein Bruder an meine Mutter kuschelte und ich traute mich nicht, weil ich dachte, ich werde nicht geliebt.
Ich habe auch besonders nach meiner gescheiterten Ehe, mir einen hohen Turm gebaut, wo niemand in meine Nähe kommen durfte. Allerdings war mein Sohn mir so eine Art Partnerersatz, auch wenn ich es nicht gern höre. Ich weiß jetzt, daß das ein großer Fehler war. Eine Liebesbeziehung kam immer weniger in Frage, ich wollte nie wieder das Gefühl haben, abgewiesen zu werden. Erst zu meinen jetzigen Therapeuten habe ich wieder Nähe zugelassen und peng, ich war verliebt. Es ist zwar nicht richtig, aber ich fühle mich von ihm abgewiesen, obwohl ich weiß, daß er 1. verheiratet und 2. mein Therapeut ist. Wo ich eigentlich wissen sollte, daß eine reale Beziehung nicht in Frage kommt. Trotzdem ist der alte Schmerz wieder da. Mein Therapeut sagt, ich übertrage meine negativen Gefühle aus den anderen Beziehungen auf unsere Beziehung. Stimmt wohl, aber es tut trotzdem weh. Meine Schwester sagt, jedesmal wenn ich zu ihm gehe, füge ich mir selbst Schmerzen zu, weil ich ihn nicht haben kann. Dabei geht es mir zur Zeit gar nicht um die Umsetzung von Sehnsüchten, die die Grenzen überschreiten, sondern einfach um das Gefühl geliebt und angenommen zu werden.
Ich habe auch einmal gelesen, daß selten Beziehungen wirklich gleich sind. Einer liebt immer mehr als der andere. Ich stimme Dir auch zu, was Du von den Lottogewinn gesagt hast. Für mich ist es schon sehr schwer jemanden zu finden, der zu mir paßt. Dann stellt sich die Frage, ob er frei ist und ob er meine Gefühle erwidert. Die Chance auf eine glückliche Beziehung ist so verschwindend gering, daß ich mir da keine echte Hoffnung mache. Meine Schwester meint, ich sollte eine Anzeige in die Zeitung setzen. Hatte sie damals auch gemacht, nachdem sie geschieden und jahrelang allein war. Sie erzählte mir aber, daß alle Männer, die sie kennengelernt hat, sofort körperlichen Kontakt wollten und am liebsten so schnell wie möglich mit ihr ins Bett wollten. Das alles macht mir Angst. Ich müßte erst mal Vertrauen zu diesem Mann gewinnen. Das braucht Zeit und die will kaum ein Mann investieren. Da ziehe ich mich doch lieber in mein Traumland zurück und träume von dem Mann, den ich sowieso nicht haben kann.

@Suse-Tonia:
Gibt es Dich noch?????

Ich grüße Euch alle ganz lieb.

Rapunzel.
Suse-Tonia
Beiträge: 98
Registriert: 3. Dez 2004, 19:16

Re: Berührungsängste

Beitrag von Suse-Tonia »

Liebe Rapunzel,
ja, es gibt mich noch, aber ich habe gerade dir gegenüber ein ganz schlechtes Gewissen, weil ich mir einen so unsensiblen Beitrag geleistet habe.
Dabei meinte ich nicht dich und schon gar nicht deine Erkrankung, sondern ich habe mich provozieren und reizen lassen. Leider war ich dann unvorsichtig und habe wohl wieder mal oberlehrerinnenhaft reagiert.

Erst nachher ist mir klargeworden, dass man es auch anders hätte deuten können, was drei unserer Aufseherinnen im Forum natürlich sofort bemerkt und ausgeschlachtet haben.
Es tut mir sehr Leid und ich bitte dich um Entschuldigung. Ich wollte dir nicht wehtun und habe deine Diagnose auch nicht so gesehen, sondern als Begleiterscheinung. Außerdem habe ich absolut nichts gegen Borderliner, bin nur im Berufsleben froh, wenn ich weiß, w a r um jemand zu mir heute so und morgen ganz anders ist.

Um nicht noch mehr Schaden anzurichten und den besagten Damen Futter zu geben, habe ich mich zurück gezogen.

Deine Beiträge haben mich hier im Forum am meisten berührt und ich lese immer noch mit und leide mit dir. Ich hatte dir so gewünscht, dass es dir besser geht!

Zu den Berührungsängsten möchte ich nichts sagen, außer dass ich dich gerne umarmen möchte.

Es hört sich jetzt vielleicht blöde an, aber ich denke sehr oft an dich und frage mich, wie es dir wohl geht.
Ich glaube übrigens nicht, dass es gut ist, es ganz ohne Therapie zu versuchen.

Gerade komme ich von einer Veranstaltung über Depressionen. War interessant, aber auch wieder tragisch zu hören, wie vielen Menschen es nicht gut geht.


Schön, dass du dich gemeldet hast. Ich hoffe, du kannst mich noch leiden, was ich aus deiner Rückfrage geschlossen habe.

Habt ihr schon Lämmer auf dem Deich?

Ich wünsche dir alles erdenklich Gute. Wenn du möchtest, fühle dich umarmt!
Suse-Tonia
rapunzel12

Re: Berührungsängste

Beitrag von rapunzel12 »

Liebe suse Tonia, ich bn Die nícht böse, warum auch.
Ich wollte mir nur kurz vom Forum veraschieden, Ich habe mal wieder Unsinn genacht und ich sollte da jetzt anrufen und mir einen Rrankenwagesetellen. Ich meilde mich später wieder.
Hab Euch lieb
Fapunezl
ROM0303
Beiträge: 30
Registriert: 14. Apr 2004, 20:11

Re: Berührungsängste

Beitrag von ROM0303 »

Was ist passiert, Rapunzel?

Ich mache mir Sorgen um Dich! Bitte melde Dich wieder.

Liebe Grüsse

Maria
Suse-Tonia
Beiträge: 98
Registriert: 3. Dez 2004, 19:16

Re: Berührungsängste

Beitrag von Suse-Tonia »

Um Gottes Willen Rapunzel,
bitte, bitte melde dich sobald es geht!
Ich mache mir ganz große Sorgen!
Suse-Tonia
Sadness
Beiträge: 812
Registriert: 5. Apr 2003, 19:56

Re: Berührungsängste

Beitrag von Sadness »

Also ich mag Rapunzel ja eigentlich (Sofern man das über's Netz behaupten kann), aber immer wieder diese dramatischen Auftritte hier finde ich echt völlig daneben. Nachhher löscht sie wieder alles. Sorry, aber ich finde das echt nicht ok. Bei allem Verständnis für Verwzeiflung und Depression. Ich hoffe wirklich es geht ihr gut, aber sowas muss ich hier nicht posten um 3:oo h nachts. Das schockt andere unötig!

Gruß
Sadness
Suse-Tonia
Beiträge: 98
Registriert: 3. Dez 2004, 19:16

Re: Berührungsängste

Beitrag von Suse-Tonia »

Also, für mich hört sich der Beitrag nach echter Verzweiflung und weniger nach gewollter Dramatik an.
Suse-Tonia
Nico Niedermeier
Moderator
Beiträge: 2846
Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: Berührungsängste

Beitrag von Nico Niedermeier »

Wie auch immer wir werden den Zugang von Rapunzel sperren...wir hatten oft genug darauf hingewiesen, dass dieses Forum kein Borderline Forum und keine Krisenintervention darsellt und beide Punkte werden immer wieder von Rapunzel bzw. Ihren Threds ad absurdum geführt..sorry aber irgendwann muss leider Schluss sein...
Dr. Niedermeier Nico
Suse-Tonia
Beiträge: 98
Registriert: 3. Dez 2004, 19:16

Re: Berührungsängste

Beitrag von Suse-Tonia »

Lieber Herr Dr. Niedermeier,

bitte tun Sie das nicht!
Wenn Rapunzel aus dem Krankenhaus kommt, hat sie gar keinen Ansprechpartner mehr!
Geben Sie ihr bitte noch eine Chance, oder weisen Sie sie wenigstens auf ein anderes Forum, ggf. speziell für Borderliner hin!

Gruß Suse-Tonia
mimose
Beiträge: 2
Registriert: 21. Mär 2005, 13:55

Re: Berührungsängste

Beitrag von mimose »

Liebes Forum,
ich bin es, Rapunzel. Ich komme gerade aus dem Krankenhaus und sehe mit Schrecken, was sich hier im Thread getan hat. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, daß ich gepostet habe, ich kann mich nicht einmal daran erinnern, den Krankenwagen gerufen zu haben. Es ist alles weg. Ich erinnere mich aber daran, daß ich Suse-Tonia schreiben wollte, daß ich ihr nicht böse bin.

Ich möchte mich bei allen entschuldigen, denen ich einen Schrecken eingejagt habe. Das wird nie mehr passieren, weil ich hier nicht mehr posten werde, zumal ich es auch nicht darf. Was mich sehr verletzt, auch wenn ich es nachvollziehen kann.

Glücklicherweise hatte mein Therapeut viel Empathie bewiesen und mir Verständnis für meine Situation entgegengebracht.

Das Forum hat mir viel bedeutet. Ich bedanke mich bei allen, die zu mir gehalten haben und auch die kritischen Stimmen waren mir wichtig.

Jetzt fühle ich mich einsamer denn je. So kommt man von einer Krise in die nächste.

Ich wünsche Euch weiterhin viel Freude an diesem Forum und einen Weg heraus aus der Depression.

Alles Liebe
Eure Rapunzel
***************************




Das Beste ist zu leben, wie man gerade leben kann. (Sophokles)
Suse-Tonia
Beiträge: 98
Registriert: 3. Dez 2004, 19:16

Re: Berührungsängste

Beitrag von Suse-Tonia »

Mensch Rapunzel,
bin ich froh, dass du dich gemeldet und diesen Weg gefunden hast! Ich habe mir den Kopf zerbrochen, wie ich erfahren könnte, wie es dir geht.
Es wird nicht lange dauern und der Doc wird dir auf die Schliche kommen. Deshalb schnell meine Frage: Würde es dir helfen, wenn ich dir eine E-Mail-Adresse geben würde, unter der du Kontakt zu mir aufnehmen könntest?
Wenn ja, lass es mich wissen, du wirst schon wissen, wie. Ich gebe dir dann zu einer bestimmten Zeit meine E-Mail-Adresse und lösche sie wieder, wenn ich weiß, dass du sie bekommen hast. Keine Angst, es wird keine Anschrift mit Namen sein und ich erwarte auch nicht von dir, dass du dich zu erkennen gibst. Obwohl es auch ein bisschen schade ist , denn wir wohnen, glaube ich, im gleichen Bundesland. Wenn auch weit auseinander.

Ich denke an dich, fühle mit dir und möchte dich umarmen
Suse-Tonia
Suse-Tonia
Beiträge: 98
Registriert: 3. Dez 2004, 19:16

Re: Berührungsängste

Beitrag von Suse-Tonia »

Sehr geehrter Herr Dr. Niedermeier,

Sie haben also Rapunzels Zugang gesperrt.
Darf ich Ihnen sagen, dass ich das als falsch empfinde?
Ja, ich kenne die Bedingungen, habe sie extra noch mal nachgelesen. Stelle jedoch fest, dass Rapunzel keinesfalls die Einzige ist, die hier ihre Suizidgedanken äußert. Ich habe gerade noch mal durchgesehen und bin auf einige Fälle gestoßen, die nicht geahndet wurden.

Rapunzel neigt dazu, uns zu erschrecken. Aber sie meldet sich immer wieder zu Wort und zwar sehr lebendig. Wir sind erwachsen und können größtenteils damit leben, dass Rapunzel jemand ist, die sich selbst verletzt, aber immer sehr lieb, freundlich und empathisch ist.
Im Gegensatz zu anderen Threads ist es um Rapunzel herum doch immer recht harmonisch gewesen. Kaum ein Beitrag hat soviel Anteilnahme hervorgerufen wie ihre Geschichte.

Wenn ich mir z.B. eine junge Frau vorstelle, die hier im Forum Hilfe sucht, würde ich ihr nicht wünschen, an manche andere Teilnehmer zu geraten. Die Aggression, die Wut und die Besserwisserei im Forum ist teilweise sehr erschreckend und beängstigend. Leute, die mal etwas über das Ziel hinaus schießen, werden gnadenlos gemobbt, angemeckert, rausgeekelt,usw. Hilft das gegen Depressionen, wenn man sowas liest?

Und Rapunzel, die arme Seele, wird rausgeworfen, weil sie gelegentlich austickt? Sie hat viele wertvolle Beiträge geleistet. Hat sie es da nicht verdient, dass wir ihr beistehen, wenn es ihr dreckig geht?
Muss sie jetzt alleine gelassen werden?
Tut mir Leid, Herr Dr. Niedermeier, aber das verstehe ich nicht.
Sie hat eine große Gemeinde Interessierter vereint in der Sorge um sie. Das ist, soweit ich das beurteilen kann, sonst kaum jemandem gelungen.

Ich finde es sehr schade, dass eine psychisch Erkrankte ausgerechnet hier ausgeschlossen wird, wo sich Gleichgesinnte helfen sollten.

Könnten wir es nicht noch einmal versuchen? Sie haben doch auch bestimmt gelesen, dass Rapunzel einsam und traurig ist!
Können Sie das verantworten, dass es ihr jetzt noch schlechter geht? Sie erschreckt uns doch nicht in böser Absicht, sondern aus Verzweiflung!
Geben Sie ihr doch bitte noch eine Chance. Ich bin sicher, sie wird versuchen, uns keine Angst mehr zu machen.

Freundliche Grüße
Suse-Tonia
Suse-Tonia
Beiträge: 98
Registriert: 3. Dez 2004, 19:16

Re: Berührungsängste

Beitrag von Suse-Tonia »

Tschuldigung, Fehler! Doppelt geklickt.S.-T.
mimose
Beiträge: 2
Registriert: 21. Mär 2005, 13:55

Re: Berührungsängste

Beitrag von mimose »

Liebe Suse-Tonia,
ich danke Dir sehr, daß Du Dich so für mich ins Zeug legst. Aber es scheint sinnlos. Ich freue mich, daß es Menschen wie Dich gibt. Leider verstehen so viele nichts von meiner Krankheit. Meine Kollegen verstehen es nicht und einige meiner Freunde und Familienmitglieder verstehen es auch nicht. Ich bin dann die Böse, die meine Eltern wieder so viel Kummer bereitet hat.
Meine Depressionen sind zur Zeit sehr schwer und es reicht ein Windhauch, um mich umzustoßen. Mein Therapeut sagt, bei mir kommt nur dann die Borderlinerin durch, wenn ich in eine Streßsituation komme. Es ist dann wie ein kleiner Schneeball, der den Berg herunterrollt und immer größer wird, ich habe es noch nicht gelernt, rechtzeitig abzuspringen. Schließlich folgt dann die Kurzschlußhandlung. Ich denke jetzt, hätte ich bloß nicht den Krankenwagen gerufen, dann hätte ich mir vieles erspart.
Ich liege, seit ich aus dem Krankenhaus raus bin nur im Bett herum und bin zu nichts fähig. Ich mag nicht einmal Musik hören oder ähnliches. Draußen scheint die Sonne und es ist warm, aber das Licht und die Wärme erreichen mich nicht.
Jetzt sitze ich hier vor dem Computer und bin am zittern, weil ich mir meiner Situation umso bewußter werde. Zuviel habe ich schon kaputt gemacht durch mein Handeln und am meisten mich selbst.
Ich hoffe, es geht Dir gut.
Frohe Ostern und liebe Grüße
Rappunzel
***************************




Das Beste ist zu leben, wie man gerade leben kann. (Sophokles)
Lakota
Beiträge: 41
Registriert: 25. Aug 2004, 00:37

Re: Berührungsängste

Beitrag von Lakota »

Hallo Mimöschen,
entsetzt habe ich gerade die letzten Einträge in diesem Thread gelesen. Und ich dachte, dass es Dir gut geht. Ich kann Dein Handeln zwar nicht immer nachvollziehen, trotzdem bin auch ich der Meinung, dass Du hier in diesem Forum Deinen Platz hast und diesen auch behalten sollst.
Ich wünsche Dir ein erholsames Osterfest und lass bitte wieder was von Dir hören.
Und vor allem, pass auf Dich auf!!!!
Liebe Grüße,
Lakota
Suse-Tonia
Beiträge: 98
Registriert: 3. Dez 2004, 19:16

Re: Berührungsängste

Beitrag von Suse-Tonia »

Liebe Rapunzel,

danke für deine lieben Worte.

Bitte verliere nicht die Hoffnung. Es wird wieder! Du bist nicht böse und es ist sehr schade, dass du nicht mehr Unterstützung findest.

Ich bin froh, dass du noch mal über deine Diagnose geschrieben hast, denn das macht doch Hoffnung. Also lag ich gar nicht so falsch und bin jetzt erst recht sauer auf unsere besserwisserischen Mitleser-/schreiberinnen.
Du bist keine typische Borderlinerin und das macht mich optimistisch für dich.
Du findest den Weg aus dem Tunnel. Es dauert nur noch ein bisschen.

Der Vergleich mit dem Schneeball ist doch nett! Glaube daran und übe das Abspringen! Irgendwann schaffst du es und kannst um so stolzer auf dich sein.

Alleine deine Namenswahlen zeigen, wie witzig und kreativ du bist. Rapunzel war schon gut, Mimose ist besser.

Mein Angebot gilt, ich bin gerne für dich da, wenn du es möchtest. Manchmal hilft es mehr, eine Außenstehende zu haben, als die vorbelastete, oft auch überforderte Familie.

Ich nehme mir sehr gerne Zeit für dich. Lass es mich wissen, ob und wann du es möchtest.

Ganz liebe Grüße


Suse-Tonia

PS: Was ist mit den Lämmern?

Im Leben ist es wie beim Rad fahren: Kurz bevor es wie von selbst geht, scheint es uns am allerschwierigsten.

-Niemand ist alleine krank-
Nico Niedermeier
Moderator
Beiträge: 2846
Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: Berührungsängste

Beitrag von Nico Niedermeier »

Ich gehe mal davon aus, dass der Beitrag vom 24.3. der letzte von Rapunzel war sollte dies nicht der Fall sein werden wir auch den Zugang für Mimose und alle weiteren die von dieser I.P. Adresse kommen sperren....ich sperr doch nicht den Zugang für Rapunzel, damit Sie sich ne Woche später unter nem anderen Namen wieder einwählen...
wirklich genervt
Dr. Niedermeier
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