Frühlingserwachen oder Dosisanpassung?

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silvermoon
Beiträge: 47
Registriert: 18. Sep 2004, 07:38

Frühlingserwachen oder Dosisanpassung?

Beitrag von silvermoon »

Guten Morgen zusammen,
ich nehme zur Zeit Trevilor 150 mg tägl. und die letzten 2 Monate ging es mir gut damit. Davor nahm ich nur 75 mg, damit ging es mir auch 3 Monate gut bis wieder verschiedene depressive Symptome ( starke Müdigkeit, kein Antrieb, Lustlosigkeit, grübeln, "alles grau sehen")aufgetreten sind. Dann wurde auf 150 mg erhöht und seitdem geht´s mir wieder gut. Im Moment merke ich gerade, wie meine Stimmung in den Keller sinkt. Ich bin oft müde, morgens wenn ich aufstehe fühle ich mich schlecht, also ich verspüre dann so eine unzufriedenheit und lustlosigkeit und denke, warum ich überhaupt auf dieser Welt bin.
Naja, ich brauche bitte euren Rat! Ist es einfach die Umstellung, weil es gerade Frühling wird und das Leben draussen erwacht? ( Meine depressiven Episoden sind bisher immer im Frühling aufgetreten!)Oder kann es sinnvoll sein nochmal das Trevilor zu erhöhen. Hat jemand Erfahrung mit 225 mg Trevilor? Ist das schon eine sehr hohe Dosis oder noch eher eine normale Dosis? Treten mit dieser Dosis mehr oder noch andere Nebenwirkungen auf?
Ich freu´mich über jede Antwort und sage schon jetzt vielen Dank!
Viele Grüße
Eure Silvermoon
kruedorida
Beiträge: 383
Registriert: 27. Sep 2003, 21:30

Re: Frühlingserwachen oder Dosisanpassung?

Beitrag von kruedorida »

Ich habe eine Zeit lang 225 mg Trevilor genommen, nachdem bei mir 150 mg auch nicht die ausreichende Wirkung hatten. So wie mir damals durch Forumsteilnehmer mitgeteilt wurde, setzt die noradrenaline Wirkung (also die Wirkung auf die Verfügbarkeit von Noradrenalin) erst ab dieser Dosis ein, vorher wirkt Trevilor nur auf den Serotoninspiegel im Blut. Bei mir war die Besserung mit 225 mg dann da, NWn waren die gleichen wie bei 150 mg (vor allem Schwitzen, intensiveres Träumen, Verlust der Orgasmusfähigkeit). Aber was ist das schon gegen eine schwere Depression? Diese NWn nehme bzw, nahm ich in Kauf, bin jetzt allerdings dazu nicht mehr bereit, da es mirt seit einiger zeit deutlich besser geht. Bin augenblicklich bei in der Reduktionsphase und bei 37,5 mg Trevilor angelangt. NW 2 und 3 sind immer noch da.
In deinem Fall meine ich, dass eine Dosiserhöhung durchaus einen Versuch wert ist, aber bitte in Absprache mit deinem Arzt.
Eine Dosierung von 225 mg ist zwar schon hoch, aber nicht ungewöhnlich. Einige Forumsteilnehmer haben auch schon von noch höheren Dosierungen von Trevilor berichtet (über 300 mg).
Alles Gute
Doro
Edeltraud
Beiträge: 1495
Registriert: 22. Mai 2003, 16:49

Re: Frühlingserwachen oder Dosisanpassung?

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Silvermoon,

ich finde, es ist zweitrangig, weshalb du derzeit in einem Tief steckst. Ich suche jedoch auch immer nach Gründen weshalb meine Stimmung sinkt. Wichtig ist es vor allem gegen das Tief etwas zu unternehmen.

Es kann schon sein, dass dich das Frühjahr runterzieht.
Ich hatte vier Jahre lang Probleme mit dem Frühlingserwachen. Im letzten Frühjahr konnte ich mich das erste Mal wieder an der Schönheit der Natur zur Frühjahrszeit erfreuen. Die vier Jahre davor wäre ich am liebsten raus gegangen, um alles niederzutrampeln was in der Natur erwacht. Ich empfand das Frühjahr als den reinsten Hohn, da es im totalen Gegensatz zu meinem Befinden stand und mich das Frühjahr deswegen noch mehr depremierte.
Im letzten Jahr zog mich stattdessen die Vorweihnachtszeit total runter. Ich landete sogar beim Nachdenken über den Sinn des Daseins und bei den Suizidgedanken in einer Intensität wie ich sie schon jahrelang nicht mehr hatte.

Es ist gut, dass du deinem Tief irgendwie entgegensteuern willst.
Auch ich mache es dann immer so, dass ich als erstes die Dosis der Medikamente erhöhe, natürlich in Absprache mit dem Arzt. Das verhindert bei mir meist ein weiteres Fallen, bzw. bringt mich wieder auf meinen "normalen" Level. Vielleicht wäre die Besserung auch ohne Dosisanpassung dagewesen, lässt sich nunmal nicht feststellen. Nach geraumer Zeit merke ich dann, dass mir die Dosis zu hoch ist, wahrscheinlich ist dann das Tief vorbei, nehme ich mal an. Dann reduziere ich das Medikament wieder. Mein Vorgehen sieht mein Arzt immer mit einer gewissen Skeptik.

Wenn die Dosisanpassung bei mir nicht anschlägt, dann lasse ich mir von meinem Arzt einen Tranquilizer injizieren, welcher kein Abhängigkeitspotential hat. Mein Arzt riet mir dies bereits nach 3 Tagen Tief machen zu lassen.

Soweit mein Vorgehen gegen längere Tiefs.

Viele Grüße
Edeltraud
Mo
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Registriert: 21. Mär 2003, 13:10

Re: Frühlingserwachen oder Dosisanpassung?

Beitrag von Mo »

Hallo,

wenn die Tiefs immer im Frühling beginnen wäre es vielleicht auch mal interessant einen Allergietest (Pollen, Frühblüher etc.) zu machen. Mir macht nämlich die Allergie auch psychisch ziemlich zu schaffen, obwohl ich kaum typische "Schnupfensymptome" habe.
Benommenheit, Müdigkeit, Druck im Kopf etc. fühlen sich für mich wie Depri an und führen langfristig auch dazu.

Liebe Grüße,
Simone
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Xavro
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Re: Frühlingserwachen oder Dosisanpassung?

Beitrag von Xavro »

Hallo Silvermoon,

lt. Herstellerempfehlung kann Trevilor retard bis 375 mg dosiert werden. Mehr als 225 mg sind in der ambulanten Therapie ungewöhnlich, aber nicht "verboten". Mehr als 300 mg wird für die ambulante Therapie nicht empfohlen.

Ich selbst bin bis 300 mg rauf gegangen, meine Nervenärztin meinte aber im Nachhinein, dass sie das nur mit Bedenken verordnet hat. Ich hatte immer relativ wenig Nebenwirkungen, bei 300 mg (morgens und abends je 150 mg) machten sich dann aber doch vor allem deutlich Schlafprobleme bemerkbar. Blutdruck und Puls stiegen noch einmal an und auch Mundtrockenheit war wieder da.

Da deine Depressionen einen saisonalen Zusammenhang haben sollen, kann es meines Erachtens eventuell sinnvoll sein, kurzfristig medikamentös gegen zu steuern. Bitte mit dem Arzt abklären.

Gruß
Xavro
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silvermoon
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Re: Frühlingserwachen oder Dosisanpassung?

Beitrag von silvermoon »

Vielen Dank für alle Antworten. Ich warte jetzt mal noch ein paar Tage ab und wenn es dann nicht besser geht, rufe ich meine Ärztin an und bespreche mit ihr eine Dosiserhöhung.
Zu der Idee mit einer Pollenallergie: ich habe eine Baum - und Gräserpollenallergie, ich spüre auch schon länger wieder die Symptome, da ich auch auf Hasel und Erle allergisch bin. Aber wird man dadurch wirklich depressiv? Das einem brennende Augen, Schnupfen, juckende Haut, vermehrte Schleimbildung etc. zu schaffen machen ist wohl selbstverständlich, aber kann man Depressionen wirklich damit in Verbindung bringen? Ich weiß es nicht.
Viele Grüße von
Silvermoon
Mo
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Registriert: 21. Mär 2003, 13:10

Re: Frühlingserwachen oder Dosisanpassung?

Beitrag von Mo »

Hallo Silvermoon,

Müdigkeit, Antrieblosigkeit uvm. sollen ja auch mögliche Symptome einer Allergie sein...und daß das eine Depression zumindest verstärken kann kann ich mir schon vorstellen.
Bei einer Allergie wird ja meist der gesamte Körper geschwächt.
Ob eine Allergie ganz allein eine Depression verursachen kann, das weiß ich nicht. Aber wenn mehrere Faktoren zusammen kommen dann verstärken sie sich möglicherweise.

Ich selbst habe Jahrelang immer wieder einen Zusammenhang vermutet, immer wieder gezweifelt. Aber nachdem ich mich jetzt eingehender informiert habe und nach intensiver Selbstbeobachtung bin ich sicher daß bei mir die Allergie eine große Rolle spielt bei meinen psychischen Problemen.

Liebe Grüße,
Simone
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Xavro
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Re: Frühlingserwachen oder Dosisanpassung?

Beitrag von Xavro »

Hallo,

spontan würde ich sagen, dass grundsätzlich jede Krankheit dazu geeignet ist, eine Depression zu verursachen bzw. zu verstärken. Im Prinzip können wir das bei jeder einfachen Erkältung beobachten.

Krankheit bedeutet, das wir nicht mehr richtig funktionieren, uns nicht mehr selbst helfen können, anderen zur Last fallen, es uns schlicht schlecht geht, wir sind minderwertig, weil nicht leistungsfähig etc.

Das sind alles Themen, die sehr stark mit dem Selbstwertgefühl zusammenhängen. Der Sprung zur Depression ist da nicht mehr weit. Natürlich hängt das davon ab, wie lange die Erkrankung andauert und wie unsere Prädisposition ist.

Eine Allergie kann einen ganz schön verrückt machen und an den Nerven zerren. Gerade, weil man Ihr (fast) hilflos ausgesetzt ist. Wenn man genau weiß, dass es in Kürze wieder losgehen wird, wen wundert es, dass die Stimmung schon vorher in den Keller sinkt.

Dieser Ablauf wäre ein klassischer Fall für eine Verhaltenstherapie, im Prinzip ist das ja nichts anderes als eine Phobie. Auf dieses Thema focussiert, dürfte sie also "Wunder" wirken.

Soweit ein paar spontane Assoziationen von mir.

Gruß
Xavro
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Mo
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Registriert: 21. Mär 2003, 13:10

Re: Frühlingserwachen oder Dosisanpassung?

Beitrag von Mo »

Hallo Xavro,

grundsätzlich stimme ich Dir zu, aber ich sehe auch noch andere Varianten.

Ich glaube, wenn man erst einmal den Stempel Depression hat, dann deutet man viele Symptome vorschnell als beginnende Depression, auch bei den Ärzten und Sozialberatern empfinde ich das so.
Sage ich, ich habe Wissenslücken bei der Arbeit, dann bekomme ich zu hören, daß ich das nur denke weil ich depressiv bin.
Bin ich müde und benommen und schlecht bei der Arbeit, dann meine ich und die Ärzte es wäre eine Depression. Jetzt weiß ich daß es auch "nur" die Pollen sein können. Und das finde ich sehr beruhigend.

Vor 2 Jahren habe ich im Frühling als meine Probleme wieder begannen gedacht frische Luft und Sonne sollten doch gut sein gegen die "Depression" und bin jeden Nachmittag in den Park gegangen. Ich fand es schön dort, aber danach war ich immer noch total meschugge, wenn nicht noch mehr.
Meine Pollenallergie hab ich dagegen kaum ernst genommen, schließlich hatte ich keinen Schnupfen.

Vielleicht sollte man sich immer mal wieder ein bischen von dem Stempel Depression entfernen und neutral betrachten ob es wirklich Symptome einer Depression sind oder ob es vielleicht doch etwas anderes sein könnte.
Ist man erst einmal überzeugt die Depression beginnt wieder, dann wird es schnell zum Selbstläufer.
Allein die Angst vor der großen Krise ist enorm belastend.
Jetzt geh ich erstmal konsequent gegen die Allergiesymptome vor und die Angst ist nicht mehr so groß.

Liebe Grüße,
Simone
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