Was soll ich tun?

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Dagmar
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Registriert: 10. Jun 2003, 10:34

Was soll ich tun?

Beitrag von Dagmar »

Ich brauch dringend Hilfe. Seit Jahren füttere ich freilebende Katzen. Das finde ich selbst nicht richtig, weil sie eigentlich ein gutes Zuhause haben sollten und ich ihnen ja nur Futter gebe. Mein Mann will keine Katzen mehr haben. Seit nun unsere beiden Kätzlein tot sind, ist die Zeit am Morgen die schönste am Tag für mich. Aber so kann das nicht weitergehen, es werden immer mehr. Aber ich schaffe es einfach nicht, damit aufzuhören, und schon gar nicht, sie in ein Tierheim zu bringen.
Weil ich immer öfter Selbstmordgedanken hatte, habe ich meiner Hausärztin erzählt, dass ich Depressionen habe und Angst vor Leuten. Das stimmt auch, aber mein eigentliches Problem sind glaube ich die Katzen. Und darüber konnte ich bisher noch mit niemandem sprechen. Ich schäme mich ohne Ende und weiss einfach nicht mehr was ich tun soll. Wenn ich abends von der Arbeit komme, schleiche ich mich durch den Garten, gucke nicht nach links und rechts, um nur ja mit niemandem sprechen zu müssen. Morgens fahre ich mit einem extra frühen Bus, um niemanden zu treffen, der mich auf mein Problem ansprechen könnte.
Meine Ärztin hat mir Aurorix verschrieben. Das macht alles erträglicher, aber die Kraft, mich wirklich um die Kätzlein zu kümmern, habe ich immer noch nicht. Und ich denke dauernd an Selbstmord.
An wen kann ich mich wenden? Gibt es andere, die schon in ähnlicher Situation waren und denen es heute wieder besser geht?
Über Antworten würde ich mich sehr freuen.
Viele Grüsse und eine angenehme Zeit.
Dagmar
Annie
Beiträge: 176
Registriert: 16. Apr 2003, 20:01

Re: Was soll ich tun?

Beitrag von Annie »

Hallo Dagmar,
so wie sich das anhört, leidest Du an einer Depression. Du solltest mit Deiner Hausärztin sprechen und Dich an einen Psychiater oder Psychotherapeuten überweisen lassen! Mit Selbstmordgedanken ist nicht zu spaßen! Mich überfallen sie auch noch ab und zu, aber meine Psychotherapie (seit drei Jahren) gibt mir Halt und manchmal auch Hoffnung.

Viele Grüße
Annie
C.
Beiträge: 412
Registriert: 4. Jun 2003, 22:28

Re: Was soll ich tun?

Beitrag von C. »

Liebe Dagmar,

ich kann gut verstehen, dass dir das Schicksal dieser Katzen am Herzen liegt.
Und du hast recht damit, dass ein zuhause für die Katzen wohl noch besser wäre - aber du hilfst ihnen doch schon sehr! du tust was du kannst, und ich finde es eine beachtliche Leistung dass du da eine Streunerkatzen-Futterstelle (so klingt das für mich jedenfalls?) für sie eingerichtet hast und betreut hast! Das will ich hier mal gesagt haben!

Ganz ganz wichtig finde ich, dass du jetzt auch Hilfe für dich selber suchst!!!
Was du von dir erzählst klingt schon heftig, deutliche Warnzeichen finde ich. AD und deine Ärztin ist sicher eine gute Sache, vielleicht wäre auch eine Therapie geeignet, dir zu helfen mehr Kraft zu finden und Dinge für dich zu lösen?
Ich verstehe sehr gut, dass die Katzen für dich ein grosses Problem sind, und du dir grosse Sorgen machst wie es mit ihnen weitergehen soll...
Manchmal kann es in einem sogar mehr Kraft motivieren als man für möglich gehalten hätte dass man noch hat, wenn man sich um andere kümmern muss, die einen brauchen, oder auch um so hilflose Tiere, die sonst niemand haben der ihnen hilft. Es kann sogar eine Motivation sein, weiter durchzuhalten. Es birgt aber auch ein wenig die Gefahr, dass man für sich selber "vergisst" oder übersieht / als nicht so wichtig einordnet, nach weiteren möglichen Hilfen für sich selber zu gucken. Dass du die Katzen nicht im Stich lassen willst kann ich sehr gut nachvollziehen. Aber lass auch dich selbst nicht im Stich...

Gibt es nicht vielleicht doch noch Möglichkeiten mit den Kätzlein, wie du (wenigstens einen Teil der) Arbeit und vor allem der Sorge und Verantwortung abgeben könntest?
Mir geht grad so einiges durch den Kopf... Kann mich leider grad nicht erinnern wo ich das gelesen hatte, aber es gibt glaub ich verschiedene Organisationen in Deutschland, die Futterstellen für wildlebende Katzen betreuen. Diese Organisationen sorgen auch dafür, dass die Tiere, die regelmässig an die Futterstelle kommen, kastriert / sterilisiert werden, damit es nicht über die Jahre immer mehr werden... Die Idee ist, denen, die es schon gibt, zu helfen, sie zu füttern, aber gleichzeitig auch dafür zu sorgen, dass das Elend nicht noch zunimmt (u.a. ja auch durch die gute Versorgung mit Nahrung) dadurch dass diese Wildlebenden sich dann auch noch vermehren.
Und, Dagmar: dies sind Organisationen, die sowas auf Reihe kriegen. Mehrere Menschen, die Unterstützung bei ihrer Arbeit haben! ich kann nur sagen alle Achtung, dass du das allein auf dich nimmst. Das kostet sicher sehr viel Kraft. Und in einer Depression so viel kraft aufzubringen ist ja erst recht schwer...!
Tierheim denke auch ich ist sicher nicht so eine gute Lösung. Die meisten Tiere, die ans Wild Leben gewohnt sind, tun sich da oft auch recht schwer mit. Aber wie gesagt, es gibt auch noch andere Organisationen als Tierheime. Jedenfalls in manchen Städten / Bundesländern.
Ich weiss jetzt leider keine Adresse oder Telefonnummer, an die du dich wenden könntest. Aber mir geht ständig durch den Kopf, wo ich das bloss damals gelesen hatte... Irgendwie muss doch rauszukriegen sein, wer und wo so etwas macht, Katzen helfen, und vielleicht könnte ja eine grössere Organisation dann "deine Futterstelle" mit übernehmen??
Ist jetzt bloss so 'ne Idee. Aber vielleicht gäbe es doch Möglichkeiten, in dieser Hinsicht an weitere Informationen zu kommen wie Hilfe für die Katzen zu finden ist? ich werd da auch mal weiter drüber nachdenken, wo man da nachfragen könnte. ich denke jedenfalls es wäre sehr wichtig, dass du da ein Stück Belastung abgeben könntest!!
Nämlich damit du dann auch mehr Kraft für dich übrig hast!
Denn das denke ich ist ganz ganz wichtig: dass du für dich Hilfe suchst, um aus diesen schlimmen Gedanken rauszukommen!!!

Schäme dich doch bitte nicht, dass du dir Sorgen um die Katzen machst!! ich kann das gut verstehen. (sowohl das mit den katzen, als auch das schämen...)
Aber so geht es doch nicht weiter. Vielleicht kannst du dir eine Therapie suchen? Frag doch die Ärztin mal. Oder wenn die da nicht viel weiterhelfen kann, geh zu einem Facharzt.
Ein guter Schritt ist es schon mal, dass du hierher ins Forum gefunden hast. Ich denke zu wissen dass man nicht allein ist mit so schlimmen Gedanken innendrin, und zu sehen, dass auch andere mit Depressionen kämpfen - bzw. dagegen ankämpfen, sich davon unterkriegen zu lassen, und etwas an der Schlimmen Lage verändern wollen - kann einem schon Mut geben. mir gehts hier jedenfalls so.

Und um auf deine letzte Frage zu antworten: Ja, es gibt auch andere, die sehr schlimme Depressionen hatten, und denen es heute auch wieder besser geht!!!
Z.B. einige von denen, die hier im Forum schreiben... Es ist sicher nicht einfach, aus einer Depression wieder rauszukommen, aber es geht!!!
Ich kann grad leider nicht von mir behaupten dass es mir besonders gut geht. Aber immerhin bin ich aus meinem allerschlimmsten seelischen Tief schonmal rausgekrochen (mit Hilfe von Therapie und viel harter Arbeit...) und ich sage mir grade, dann werd ich jetzt auch irgendwie mein momentanes Tief wieder überwinden können.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft, und das du es schaffst, für dich Hilfe zu finden!
Liebe Grüsse,
Clara
Dagmar
Beiträge: 52
Registriert: 10. Jun 2003, 10:34

Re: Was soll ich tun?

Beitrag von Dagmar »

Hallo Clara,
vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Das mit den Organisationen ist wirklich ein guter Tip. Dazu muss ich aber erst meine Scham überwinden. Irgendwie habe ich mir gar nicht mehr vorstellen können, dass ausser mir noch jemand was Gutes findet an dem, was ich da tue. Drum bin ich über deine Antwort sehr froh.
Welche Art von Therapie wäre denn deiner Meinung für mich die beste? Hast du mit verschiedenen Therapieformen Erfahrung?
Ich wünsche dir eine möglichst gute Zeit!
Dagmar
Dagmar
Beiträge: 52
Registriert: 10. Jun 2003, 10:34

Re: Was soll ich tun?

Beitrag von Dagmar »

Hallo Annie,
vielen Dank für Deine Antwort. Irgendwie hilft es mir, dass mich scheinbar nicht alle nur doof finden.
Kennst du dich mit Therapieformen aus? Kann man sich die aussuchen?
Viel Glück!
Dagmar
cary
Beiträge: 29
Registriert: 5. Jun 2003, 14:27

Re: Was soll ich tun?

Beitrag von cary »

Hallo Dagmar,

ich habe gerade deine Frage gelesen.
Mir sind zwei "Haupt-Therapieformen" bekannt, die Tiefenpsychologie und die Verhaltenspsychologie.

Du kannst dir bei deiner Krankenkasse eine Liste zuschicken lassen (einfach telefonisch anfragen) von Psychotherapeuten in deinem Umkreis, die an der "vertragsärztlichen Versorgung" teilnehmen.

Dort sollte auch angegeben sein, welcher Psychologe auf welches Gebiet spezialisiert ist.

Einen lieben Gruss

Cary
(männlich)
C.
Beiträge: 412
Registriert: 4. Jun 2003, 22:28

Re: Was soll ich tun?

Beitrag von C. »

Liebe Dagmar,

Ich kann dir nichts raten in Sachen welche Therapie für dich die beste wäre. Vielleicht gibt es andere im Forum, die zum Thema Therapie auch noch mehr sagen können, vielleicht sogar konkrete Ratschläge geben können?

Ich denke du könntest dich vielleicht informieren welche Arten von Therapie was genau beinhalten, und dann versuchen für dich selbst zu entscheiden, was dir am ehesten liegt. Ich denke dass die Wirksamkeit einer Therapie auch sehr abhängig ist davon, wie "die Chemie" zwischen "Patient" und Therapeut stimmt. Ob man mit der Person kann, sich bei dieser Thera gut aufgehoben fühlt, und dieser Person vertrauen kann oder das Gefühl hat, mit der könnte man es probieren / wagen, sich drauf einzulassen.

Soweit ich weiss gibt es 3 Therapieformen, die kostenmässig von der Krankenkasse übernommen werden können:
- Verhaltenstherapie (Erkennen der eigenen Verhaltensmuster und Einüben von neuen?)
- Psychoanalyse (soweit ich weiss die längste Therapieform, die vor allem in die Tiefe der Vergangenheit geht?)
- Tiefenpsychologische Therapie (ich glaube das läuft auch als "tiefenpsychologische Gesprächstherapie"? wobei die Krankenkassen unter der Bezeichnung Gesprächstherapie wohl etwas anderes sehen, was sie nicht übernehmen? jedenfalls wird hier soweit ich weiss in gesprächsform auch ein bisschen in die Vergangenheit geguckt, aber auch viel einfach geguckt was ist im Jetzt los und wie kann sich das verbessern)

Ähm, ich bin ganz bestimmt nicht Fachfrau auf diesem Gebiet, und ich hoffe falls ich da jetzt Blödsinn erzählt hab, wird hoffentlich irgendein anderes Forumsmitglied das richtigstellen.
Es gibt hier einige, die sich ganz gut mit so Sachen auskennen. Im moment sind aber wohl auch einige nicht so oft hier im Forum, bzw. schreiben nicht so viel, es ist momentan hier vergleichsweise "ruhig" scheint mir... (Vielleicht alle draussen bei dem schönen Sommer?

Es gibt einige threads, die sich eingehend mit diesen Themen befassen, welche Therapieformen was machen, wie man einen Therapieplatz finden kann (auch Beiträge mit konkreten Tips, mit links zu Adressenlisten / Therapie-Such-Seiten im Internet...), und auch mit Tips / Beschreibungen, woran man eine/n guten (passenden) Therapeut/in erkennen kann. Z.B. hat Emily irgendwo etwas finde ich sehr tolles geschrieben über "gute Therapie / guten Therapeuten".
Du findest sicher eine Menge sehr interessante und nützliche Beiträge hier im Forum, die zu diesen Fragen vielleicht einiges klären können. Geh doch mal auf die "Suchseite" (oben Suchen anklicken), dann als Suchwort mal "Therapie" oder "Therapeut / Therapeutin" eingeben, das bringt bestimmt eine Menge threads zu diesem thema. viel zu lesen, aber du findest darunter sicher auch einiges was dir weiterhelfen kann.

Ja, ich denke dass du den Katzen sicher etwas gutes tust. Aber es belastet dich auch sehr. Und du brauchst Hilfe. Ich weiss nicht, ob es in deinem Ort wirklich keinen gibt der das auch so sehen kann, oder ob das vor allem dein Gefühl ist. Aber du hast sicher schon einige eher abfällige "Kommentare" dazu gehört, nehme ich an... (einige gibt es sicher, die nicht gut finden was du tust; es gibt immer irgendwen der was nicht gut findet...) Ich weiss nur von mir selbst, dass ich oft in so Gedankengänge verfalle wie "ALLE finden mich doof" (pauschal gesagt), halt "alle finden ...", und ich dann dieses Gefühl habe - und wenn ich richtig gucke, dann sind es oft gar nicht wirklich alle
Wie gesagt, das bezieht sich auf mich und meine Situation.
Aber es ist wohl auch ein ganz typisch depressives Denkmuster (glaub jetzt nicht ich hätte 'die Weisheit mit Löffeln gegessen', keineswegs! Das sind Dinge / Ideen, auf die ich hier im Forum gestossen bin, von anderen gelesen habe...)

Das mit dem Schämen ist recht schwierig, denke ich. Ich find's jedenfalls nicht einfach, solche Gefühle abzulegen. Aber ich will dran arbeiten
Oft kostet es mich viel Überwindung, etwas trotzdem zu tun, obwohl ich dauernd das Gefühl habe, dass ich "alles falsch" mache, und mich deswegen schäme. Aber ich finde es ganz wichtig, sich nicht völlig von diesen Scham- und "falschmach"-Gefühlen beherrschen zu lassen, sondern dagegen anzugehen. Meine Therapie hilft mir dabei (ich mach tiefenpsychologische..). Natürlich nicht so, dass dann die "schlechten Gefühle" einfach weg sind - aber dass ich wieder etwas handlungsfähiger werde, und mich mehr traue. Und gibt mir oft Kraft und Hoffnung...
Es stimmt, du müsstest ein Stückchen weit deine Scham überwinden, wenn du eine Organisation kontaktieren willst. aber so was kann man ja vielleicht auch erstmal z.B. per e-mail machen, dann ist es nicht eine "so direkte" Begegnung wie z.B. am Telefon...
Auch sich für eine Therapie zu entscheiden, und sich eine zu suchen, kostet oft einiges an Überwindung. Aber wenn man den Schritt schafft, kann man sich einen Weg schaffen für ein Lösen / Weiterkommen mit seinen Problemen...

Kannst du mit deiner Ärztin über deine Probleme reden, vertraust du ihr? Kannst du sie fragen, ob sie eine/n Therapeut/in weiss? Kennt sie sich mit Depression und mit Therapieformen aus?
Hast du Unterstützung von deinem Mann? Hat er Verständnis für deine Krankheit (Depression)? (In Sachen Katzen scheinst du dich ja von ihm nicht so sehr verstanden zu fühlen? - Vielleicht macht er sich vor allem Sorgen um dich? Und sieht v.a. die Belastung, die dies für dich ist?)

Ich hoffe du findest hier im Forum mehr Information zum Thema Therapie, und ich wünsch dir, dass du diese "Suche" angehen kannst!
und ich hoffe, dass sich auch für das Problem mit den Katzen eine Lösung finden lässt, und Entlastung für dich. Es ist schon hart, wenn man ein Problem hat und mit niemandem darüber reden kann! Ich finde es ist oft schon hilfreich, wenn man seine Probleme, Sorgen und Nöte mitteilen kann.
Auch wenn andere einem ja auch meist keine Patentlösung bieten können. Aber das mit-teilen ist oft schon echt gut. Und manchmal gibt es einem ja auch neue Denkanstösse... Und auch ein bisschen Kraft

Liebe Grüsse,
Clara
Dagmar
Beiträge: 52
Registriert: 10. Jun 2003, 10:34

Re: Was soll ich tun?

Beitrag von Dagmar »

Hallo Clara,
nochmals vielen Dank für deine ausführlichen Antworten.
Meine Ärztin ist schon sehr nett. Wie gut sie sich auskennt weiss ich nicht. Und sehr viel Zeit hat sie auch nicht. Das Wartezimmer ist immer ganz voll. Sie hat mir die Telefonnummer der zentralen Koordinationsstelle für Psychotherapie in Nürnberg gegeben. Dort habe ich schon angerufen und 3 Adressen von Therapeuten bekommen. Aber die zu erreichen, ist nicht ganz leicht. Bei zweien habe ich es geschafft
und jeweils einen Termin im Juli bekommen. Termine scheinen bei Therapeuten knapp zu sein. Und was die machen und ob das dann für mich richtig ist, weiss ich auch noch nicht.
Wegen der Katzen habe ich schon mal beim für uns zuständigen Tierheim angerufen. Ich wollte mich erkundigen, ob es vielleicht Möglichkeiten gibt, sie sterilisieren zu lassen und zu versorgen. Er hat gesagt, dass es am besten wäre, sie zu euthanasieren, oder sie zu sterilisieren und dann wieder auszusetzen. Ja und dann hat mich leider schon wieder der Mut und die Kraft verlassen.
Und so ist eben noch alles beim alten.
Mein Mann unterstützt mich schon. Aber er kann das nur teilweise, weil er nämlich krank ist. Er hat Multiple Sklerose. Er hat zwar noch Glück im Unglück, weil sein Verlauf nicht schwer ist, aber er kann z.B. nicht mehr arbeiten, hat massive Konzentrations- und Wahrnehmungsschwierigkeiten. Katzen will er deshalb nicht mehr haben, weil es ihm nur dann einigermassen gut geht, wenn zu Hause alles ruhig und geregelt zugeht.
Also eigentlich müsste er die Depressionen haben, nicht ich. Aber er ist meistens guter Dinge, und ich mache zur Zeit die Probleme.
Ich hoffe sehr, dass es dir mit der Therapie gut geht. Nimmst du eigentlich auch Medikamente? Und wie lange bist du denn schon in Therapie?
Ich würde mich sehr über noch eine Antwort von dir freuen.
Viele Grüsse
Dagmar
C.
Beiträge: 412
Registriert: 4. Jun 2003, 22:28

Re: Was soll ich tun?

Beitrag von C. »

Liebe Dagmar,

Mensch, ihr habt's ja beide echt schwer, du und dein Mann! Wie schön dass er trotzdem oft ganz gut drauf ist. das ist sicher nicht einfach. Für ihn nicht. und für dich doch auch nicht!
Und dass "du jetzt die Probleme machst" - hör ich da ne grosse Portion Selbstvorwürfe raus? Das hast du dir doch nicht ausgesucht!!! Wenn du's aussuchen könntest, hättest du dir doch nicht freiwillig Depressionen zugelegt...

Ich denke als Angehörige eines MS-Kranken bist du auch sehr stark belastet. Unterschätz das nicht! Das mit dran leiden ist auch nicht einfach.

Ich bin jetzt seit frühjahr wieder in thera. Medis z.zt. nicht.
Momentan ist meine Therapeutin in Urlaub, und ich hab grad ne ziemlich doofe Situation am Hals (und in mir drin erst recht). Aber ich denke das mit meiner Therapie ist auf jeden Fall ne gute Sache
(war aber auch recht lange auf suche, hatte erst lange kein glück...)

eine Organisation ist mir endlich eingefallen: das DTHW (deutsche Tierhilfswerk). die haben auch eine ganze menge partnerorganisationen. google doch mal zu DTHW, das müsste was bringen. ansonsten vielleicht mal die links auf folgender Seite durchgucken, was die so machen, vielleicht ist da ja was dabei wer dir mit den katzen helfen könnte: http://webring.parsimony.net/webring1231/liste.htm
oder den Katzenschutzbund: http://www.planet-katzen.de/afrg.htm
scheint ja doch das eine oder andere zu geben. ob die nun konkret helfen können weiss ich leider nicht - aber guck dir doch die seiten mal an, vielleicht haben die auch mailadresse wo du mal "unverbindlich nachfragen" könntest ob die auch Futterstellen betreuen? (ist vielleicht einfacher als gleich am telefon die ganze geschichte zu erzählen?

Die Tiere umzubringen find ich ja keine Lösung. Menno, manchmal sind Tierheime schon ziemlich hart drauf. Sterilisieren und wieder aussetzen finde ich eigentlich eine gute Idee, aber die Futterstelle sollte ja auch gesichert sein, sonst kann man sich das ja auch sparen. Aber ich finde nicht, dass du diese ganze Sorge am Hals haben solltest. ich hoffe dass es eine Organisation gibt, die sich dessen annehmen kann.

Ehrlich gesagt finde ich du hast mit deiner eigenen Krankheit, und mit der deines Mannes schon so viel schwieriges...

Mut und Kraft muss man sich oft immer wieder aufs neue erarbeiten. Geht mir jedenfalls so. Aber ich finds ganz wichtig, dass man die Hoffnung nicht aufgibt, auch wenn es manchmal alles so fürchterlich schwierig ist, und einem schier über den Kopf wächst.

ich hoffe dass ich dir ein paar anstösse zum 'wo das suchen anfangen' habe geben können. wenn mir noch was konkreteres einfällt sag ich bescheid.

und ich hoffe dass deine andere suche auch erfolgreich ist!!! dass du schon Termine gemacht hast find ich gut!!!
Ist ja auch nur noch gut 2 wochen bis juli, das ist doch auch noch zu überstehen, oder?
ich hoffe dass du schnell den/die richtige findest!

liebe Grüsse,
Clara
Dagmar
Beiträge: 52
Registriert: 10. Jun 2003, 10:34

Re: Was soll ich tun?

Beitrag von Dagmar »

Hallo Clara,
dass du dir die Mühe gemacht hast, Katzenhilfsadressen für mich rauszusuchen, finde ich unheimlich nett von dir. Ich werde mich dann gleich mal auf die Suche machen und in einem ruhigen Moment dort anrufen oder mailen. Also: vielen Dank!
Gibt es ausser deiner Therapeutin noch andere Leute, die dir helfen, wenn es dir so schlecht geht, wie zur Zeit? Oder musst du alles alleine auf die Reihe kriegen? Nimmst du denn keine Medikamente, weil du damit schon schlechte Erfahrungen gemacht hast?
Was machst du, wenn es dir mal ganz besonders schlecht geht? Hast du in deiner Therapie gelernt damit umzugehen?
Ich weiss schon, dass man sich eine Depression nicht selbst aussucht. Ich natürlich auch nicht. Aber ich wäre so gerne stark und irgendwie frohgemut. Das wäre bestimmt auch für meinen Mann viel besser. Ich kenne durch die Selbsthilfegruppen, in denen mein Mann ist, viele Leute, denen es noch viel schlechter geht als meinem Mann. Und deren Partner müssen mit ganz anderen Schwierigkeiten fertig werden als ich. Mein Mann ist ja kein Pflegefall. Und ich habe immerhin noch meine Arbeit, die mir gefällt.
Wie findest du eigentlich Selbsthilfegruppen für Leute mit Depressionen? Warst du schon mal in einer?
Ganz schön viele Fragen, die ich dir heute gestellt habe. Hoffentlich nervt dich das nicht.
Ich wünsche dir eine schöne Zeit, und dass sich deine Probleme bald lösen lassen.
Viele Grüsse
Dagmar
C.
Beiträge: 412
Registriert: 4. Jun 2003, 22:28

Re: Was soll ich tun?

Beitrag von C. »

Liebe Dagmar,

"ich wäre so gerne stark und irgendwie frohgemut" ... dieser Satz hätte von mir kommen können!

Ein paar kleine "Techniken" wie damit umgehen wenn ich das Gefühl habe "alles ist mir zuviel" habe ich schon in der Therapie gelernt. Wenn ich richtig im Loch sitze krieg ich die aber oft nicht hin... Was ich gelernt habe, und immer noch weiter lernen und üben muss, ist: Geduld mit mir selber zu haben. Mir selber zu verzeihen. Mir nicht so viele Vorwürfe zu machen. Für mich ein langer steiniger Weg, ich bin noch nicht so sehr weit gekommen merke ich grad mal wieder.
Vor allem habe ich - mit Hilfe von Therapie - er-lebt, dass es möglich ist, auch aus ganz tiefen Löchern wieder rauszukommen. Dass es sich lohnt, nicht aufzugeben, sondern weiterzukämpfen! Auch hier im Forum finde ich es immer wieder tröstlich, zu lesen dass es sich lohnt nicht aufzugeben. Das es geht, sich aus Löchern wieder rauszukriegen.
Eigentlich stehe ich meistens ziemlich alleine da mit meinen Problemen. Muss es halt irgendwie allein auf Reihe kriegen. Bin ich eigentlich auch gewöhnt, ich kann mich kaum erinnern dass das je anders war. Früher ging das auch recht gut. Jetzt oft eher schlecht als recht. Aber ich hoffe ich lerne wieder, damit gelassener und stärker umzugehen, und mich nicht erdrücken zu lassen.
Manchmal habe ich ein bisschen Unterstützung (und manchmal sogar Verständnis) von Familie. Für die ist es halt superbitter, dass ich immer noch nicht wieder "normal funktioniere". Und sie sind auch am Ende ihrer Kräfte. Haben auch ihre eigenen, schwerwiegenden Probleme. Aber ich freu mich ja über jedes verständnisvolle Wort, jede Situation wo sie Geduld mit mir haben. Und ich denke ich habe schon glück im Unglück dass ich auch Verwandtschaft habe die mir ein bisschen Verständnis entgegenbringen kann, auch wenn es meistens recht schwierig mit ihnen ist.

Dagmar, deine Fragen "nerven" mich nicht! Und ich finds gut, dass du dich auf den Weg gemacht hast rauszukommen aus dem Schweigen und Verstecken!!! Hier ist doch schon mal ein Anfang
Ich kann halt nicht immer alles gleich beantworten. Aber das heisst nicht dass es mich nervt!
Ich muss jetzt los..
Bis bald,
Clara
Dagmar
Beiträge: 52
Registriert: 10. Jun 2003, 10:34

Re: Was soll ich tun?

Beitrag von Dagmar »

Hallo Clara,
schön, dass du mir gleich geantwortet hast!
Ich kann auch nicht immer, weil ich zu Hause keinen Rechner habe, nur hier in der Arbeit.
Aber da geht's ganz gut, weil ich mir die Arbeit selbst einteilen kann. Und die Kollegen kriegen nicht mit, was ich da lese und schreibe. Ich habe aber schon vor mich auch zu Hause mit dem nötigen technische Equipment zu versehen.
Weiss ausser deiner Familie und der Therapeutin noch jemand von deinen Problemen?
Ich habe ausser mit meinem Mann und jetzt mit dir nur mit meiner Ärztin darüber gesprochen. Nicht mal meine beste Freundin hat eine Ahnung was mit mir los ist. Ich schaffe es einfach nicht, darüber zu reden. Mein Mann sagt, dass ich es doch jedem sagen kann, dass da ja schliesslich nichts dabei ist. Finde ich auch richtig, aber es geht halt nicht, ich kann es keinem erzählen.
Wie geht es dir damit?
Ich wünsche dir einen schönen sonnigen Tag!
Bis bald
Dagmar
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