Keinen Schritt weiter....

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mac
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Registriert: 6. Jun 2003, 01:06

Keinen Schritt weiter....

Beitrag von mac »

Hallo, vielleicht kann mir ja jemand dabei helfen weiterzukommen. Ich habe seit meiner Jugend immer wieder Depressionsschübe die manchmal sehr heftig waren, mal weniger lang, mal länger... Im Alter von etwa 15 Jahren hat mir mein Hausarzt ein Valiumhaltiges Präparat verschrieben von dem ich kurzerhand abhängig wurde. Mit ca 18 Jahren habe ich beschlossen keine Medikamente deswegen mehr zu nehmen, da ich gemerkt habe , mit ein bißchen Geduld und Willenskraft geht jede Depression irgendwann mal vorbei. So ging das Jahrelang und sie sind über kurz oder lang immer wieder verschwunden aber leider auch immer wieder gekommen. Jetzt bin ich 36 Jahre alt und sie gehen nicht mehr weg. Die Depressionen halten sich an meinen Menstruationszyklus und haben jetzt extrem ausgeprägte Phasen von: zu gar nix mehr in der Lage sein bis hin zu voller Energie und dem Zweifel wieso man in der schlechten Phase gar nix mehr kann, weil es doch eigentlich so leicht sein könnte. Diese Phasen dauern je ca 1-2 Wochen und kehren jeden Monat im gleichen Rhytmus wieder. Ich habe mit meinem Hausarzt darüber gesprochen, der hat mich an eine Internisten und Psychologen überwiesen, der wiederum hat mich erst einmal ein paar mal bestellt um mir dann aber zu sagen, das er sowieso keine Therapieplätze frei hat. Er gab mir eine Liste mit Fachärzten und sagte ich solle mich selber darum kümmern. Habe ich getan aber keiner hat Therapieplätze vor einem halben Jahr und ich kann diese ganze Geschichte auch nicht immer wieder erzählen denn sie kommt mir immer absurder vor.Ganz schön bescheuert denkt man sich dann....
Eigentlich brauche ich , denke ich zumindestens, auch keine Psychotherapie sondern ein Medikament was mich wieder in den Normalzustand versetzt... Aber keiner ´will´ mir helfen... So nach dem Motto: Sie sind ja nicht Suizidgefährdet also können sie ja auch noch warten... Und schließlich leidet mein Mann und meine Familie ja mit.
Oder soll ich solange warten bis ich dann suizidgefährdet bin???
Wer kann mir einen Rat geben wie ich weiterkommen kann, oder wem ist es ähnlich gegangen?
Martina
MC
cary
Beiträge: 29
Registriert: 5. Jun 2003, 14:27

Re: Keinen Schritt weiter....

Beitrag von cary »

Hallo Martina,

versuche doch noch einmal an einen Therapieplatz heranzukommen! Ich selbst habe im letzten Jahr eine Gesprächstherapie gemacht und über ein halbes Jahr auf den Platz warten müssen. Das ist glaube ich eine ziemlich "normale" Wartezeit, da die Nachfrage an einer Psychotherapie sehr gross ist. Du kannst dir bei deiner Krankenkasse eine Liste zuschicken lassen (einfach telefonisch anfragen) von Psychotherapeuten in deinem Umkreis, die an der "vertragsärztlichen Versorgung" teilnehmen. Die Kosten für eine Therapie sollte deine Krankenkasse übernehmen. Einen Termin für ein Erstgespräch bekommst du schnell, danach kommst du dann (leider) auf die Warteliste (aber es lohnt sich zu warten).

Wenn du der Meinung bist, dass deine regelmäßigen Depressionen rein körperlicher Ursache sind, wäre ein entsprechendes Medikament vielleicht richtig. Aber das könnte dir dann warscheinlich auch ein Psychotherapeut verschreiben.

Ein "allgemeiner" Arzt ist nicht auf Psychologie spezialisiert und ihm fehlen evtl. die notwendigen Fachkenntnisse für eine richtige Behandlung.

Halte durch, bis du einen Therapieplatz hast! In schlimmen Momenten kannst du es bis dahin vielleicht mit Schlafentzug versuchen.

Cary
(männlich)
mac
Beiträge: 6
Registriert: 6. Jun 2003, 01:06

Re: Keinen Schritt weiter....

Beitrag von mac »

Hallo Cary,
kenne mich nicht gut genug aus um beurteilen zu können was `Schlafentzug` bringen könnte. Hast Du damit schon Erfahrung gemacht?
Martina
MC
maggy
Beiträge: 1150
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Keinen Schritt weiter....

Beitrag von maggy »

Hallo Martina,
wenn, wie Du schreibst, Deine Depressionen so zyklusgebunden sind, wäre es vielleicht sinnvoll, wenn Du durch einen Hormonspiegel abchecken läßt, ob Dein Hormonhaushalt in Ordnung ist.

Liebe Grüße
von
Maggy
-------------------------------------------

Depression ist die Fähigkeit mit tiefster Gefühlsbereitschaft auf Konflikte zu reagieren
mac
Beiträge: 6
Registriert: 6. Jun 2003, 01:06

Re: Keinen Schritt weiter....

Beitrag von mac »

Hallo Maggy,
Stimmt schon, nur so zyklusabhängig sind sie eigentlich erst nach der Geburt meiner zweiten Tochter geworden und Depressionen hatte ich ja vorher schon... aber ein Ansatz wäre das sicher. Könnte was dran sein , ich habe auch noch nie Hormonpräparate wie z.B. die Pille vertragen etc
MC
cary
Beiträge: 29
Registriert: 5. Jun 2003, 14:27

Re: Keinen Schritt weiter....

Beitrag von cary »

Liebe Martina,

vom Schlafentzug habe ich von einigen Leuten schon gehört. Bei mir selbst habe ich festgestellt, dass ich durch wenig Schlaf zwar matt und müde, aber irgendwie auch gleichzeitig aufgedreht und "aktiv" bin. Gerade habe ich nocheinmal unter "google" (www.google.de) die Stichwörter "schlafentzug depression" eingegeben und folgende Seite gefunden, die dir vielleicht mehr Informationen gibt: http://www.js-pnet.de/p-2/edsp/medi/schlaf01.htm. Weiter unten auf dieser Seite unter dem Stichpunkt "Durchführung des Schlafentzugs" wird es meiner Meinung nach interessant. Falls du nicht auf der Seite nachschauen kannst, kopiere ich dir nachfolgend den Text zu dem angegebenen Stichwort.

Cary


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Durchführung des Schlafentzugs:

Der Schlafentzug wird in einer Nacht durchgeführt und kann nach 5 bis 7 Tagen wiederholt werden. Wirksamer als ein totaler Schlafentzug für eine ganze Nacht ist ein Schlafentzug in der zweiten Nachthälfte nach einem Wecken um 1.30 Uhr. Wachen in der ersten Nachthälfte ist weniger erfolgreich.

Die Wachtherapie in der zweiten Nachthälfte ist am einfachsten durchzuführen und wird von den Patienten eher angenommen, da durch den Schlaf am Abend die Depressionssymptomatik des Frühwachwerden und nicht mehr einschlafen können sowie das Gefühl der tiefen Verzweiflung umgangen wird. Das Wachen fällt dem Melancholischen leichter, als er annimmt und auch leichter als Gesunden. In der Klinik wachen am besten mehrere Patienten zusammen. Die Zeit sollte durch Beschäftigung (Gesellschaftsspiele, Vorlesen, Gymnastik, kleine Mahlzeiten etc...) überbrückt werden.

Der Patient soll den folgenden Tag wie üblich verbringen, jedoch sollte er sich nicht hinlegen und in der folgenden Nacht nicht übermäßig lange schlafen.

Indikation des Schlafentzugs:

Hauptsächlich werden Melancholien durch Schlafentzug behandelt aber auch depressive Syndrome bei Schizophrenien. Bei neurotischen und reaktiven Depressionen sind die therapeutischen Effekte weniger ausgeprägt. Als besondere Indikatoren gelten der Schweregrad der Depression, die Vitalsymptomatik und die typische Tagesschwankung.

Ergebnisse:

Die Besserung - hauptsächlich Antriebssteigerung und Stimmungsaufhellung - beginnt meist in den frühen Morgenstunden (anstelle des sonst häufigen Morgentiefs) oder im Laufe des Tages. Der Effekt hält unterschiedlich lange an, z.T. nur einen Tag, öfter aber ungefähr eine Woche lang; dann muß der Schlafentzug wiederholt werden.

In seltenen Fällen werden die Symptome der Melancholie durch den Schlafentzug ganz und anhaltend aufgehoben. Bei 10 bis 20% der Kranken bleibt die Behandlung erfolglos. Eine Verschlechterung der Krankheit oder Nebenwirkungen kommen praktisch nicht vor. Der Wirkungsmechanismus ist trotz zahlreicher Untersuchungen noch unbekannt. Die besten Ergebnisse werden durch eine regelmäßige Anwendung (ca. einmal wöchentlich) und duch die Kombination mit antidepressiven Medikamenten (z.B: Saroten oder Aponal - beide schwach stimmungs-aufhellend, stark antriebshemmend und angstlösend) erzielt. Dieses Vorgehen ist heute die Standardbehandlung bei der Melancholie.

Literaturhinweis:


Psychiatrie 9. Auflage Autor: Tölle Springer-Lehrbuch ISBN 3-540-54006-7

Neurologie und Psychiatrie für Krankenpflegeberufe 7. Auflage Autoren: Walter Haupt / Kurt-Alphons Jochheim / Helmut Remschmidt Thieme Verlag ISBN 3-13-453607-2
cary
Beiträge: 29
Registriert: 5. Jun 2003, 14:27

Re: Keinen Schritt weiter....

Beitrag von cary »

Hallo Martina,

ich bin es nocheinmal. Ich hoffe, die o.g. Info hilft dir ein wenig. Was ich dir noch sagen wollte ist, dass du durch eine parallele Anmeldung für einen Therapieplatz ja übrigens nichts "verlierst". Jedenfalls hälst du dir dadurch immerhin ein "As" im Ärmel! Du kannst nach einem halben Jahr die Gesprächstherapie immer noch absagen, wenn es dann soweit ist. Auf jeden Fall sicherst du dich dadurch meiner Meinung nach besser ab, falls es "schlimmer" kommen sollte.

Einen lieben Gruss und frohe Pfingsten wünscht dir

Cary
MissMarple

Re: Keinen Schritt weiter....

Beitrag von MissMarple »

Liebe mac,

als allererstes würde ich, wenn es mir so ginge wie Dir, einen Facharzt für Neurologie und Psychiatrie aufsuchen. Dieser Arzt kann Dir auf alle Fälle medikamentös helfen. Einen Termin bekommt man relativ schnell, die meisten Ärzte haben ja auch reguläre Sprechzeiten.

Mit meiner Ärztin kann ich alles besprechen, was meine Depressionen betrifft. Mit ihr zusammen habe ich mich auch entschlossen, eine Verhaltenstherapie zu machen. Diese Therapie werde ich bei einer Psychologin anfangen.

Grundsätzlich bin ich gegen Tabletten, aber wenn es sein muss, dann muss es eben sein. Die Tabletten helfen mir, meine Depressionen "leichter " zu nehmen. Froh bin ich, dass die heutigen ADs nicht abhängig machen.

Ich hoffe, dass es Dir bald bessser geht

alles Liebe

Birgit
cary
Beiträge: 29
Registriert: 5. Jun 2003, 14:27

Re: Keinen Schritt weiter....

Beitrag von cary »

Hallo Martina,

ich habe heute nacht nicht geschlafen, probiere also gerade selbst einen Schlafentzug aus. Heute morgen nach dem Aufwachen war ich in einem saumäßigen Tief. Jetzt (05.15 Uhr) bin ich zwar hundemüde, aber noch nicht in einem Tief. Ich bin selbst gespannt, wie es im Laufe des Vormittags werden wird (im Vergleich zu gestern morgen nach dem Aufstehen). Bis ca. 03.30 Uhr habe ich mit meiner Schwägerin geredet und mich dadurch wachgehalten. Um 6.00 Uhr werde ich schwimmen gehen. Ich werde wieder berichten, wie der Tag verlaufen ist.

Alles liebe

Cary
cary
Beiträge: 29
Registriert: 5. Jun 2003, 14:27

Re: Keinen Schritt weiter....

Beitrag von cary »

Hallo Martina,

ich meinte natürlich nicht "...Heute morgen nach dem Aufwachen..." sondern (mittlerweile) "...Gestern morgen nach dem Aufwachen...".

Viele Grüße

Cary
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