Bin wohl depressiv, warum?

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mf412
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Bin wohl depressiv, warum?

Beitrag von mf412 »

Hallo,
ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll, und vor allem wo. Ich schreibe einfach mal so, wie es mir in den Sinn kommt. Wie lang das alles wird, weiß ich auch nicht. Ich hoffe nur, mir kann jemand helfen, Ratschläge geben oder einfach nur mit mir Gedanken austauschen. Also, ich fange mal an. Und ich hoffe, hier kann man wirklich offen über seine Gedanken und Gefühle schreiben, sonst wäre ich hier falsch. Wenn ich eines gelernt habe in der letzten Zeit, in den letzten 3 Jahren, dann das, daß ich reden muß.
Also vor fast genau 3 Jahren habe ich eine Frau auf einer Telefonflirtline kennen gelernt, dieses Jahr, am 3.1, ist die Beziehung zu Ende gegangen. In dieser Zeit ist einiges passiert, mir passiert, meiner " Freundin" aber auch, und das hängt irgendwie alles zusammen. Sie hatte Depressionen, wurde von ihrem Freund vor mir zum Sex gezwungen, geschlagen und betrogen. Als ich in ihr Leben trat, merkte sie, daß es auch anders geht in einer Beziehung. Ich muß dazu sagen, ich lebe in Göttingen und sie in Berlin- ich war also weit weg und anfangs fand sie das gut, ich konnte ihr nie zu nah kommen. Wir haben uns irgendwann auch gesehen, sie hat mich mit ihrer Tochter zum Jahreswechsel 2002/03 besucht und ich sie darauf im Februar, da war alles okay, fast jedenfalls. Doch dann, 2 Monate später hat es in ihr gearbeitet, da kam alles hoch, was sie mit ihrem Ex erlebte, und hat sich zurückgezogen. Wenn sie ihre Tochter nicht gehabt hätte, wer weiß. Jedenfalls sollte und wollte ich im April 2003 zu ihr fahren, doch einen Tag vor der Abfahrt hat sie mir eine SMS geschickt, ich sollte nicht kommen, sie kann das nicht, erträgt mich nicht. Das war das erste Mal, daß ich hilflos war. Hätte ich fahren sollen oder nicht? Trotz ihrer Absage? Ich bin nicht gefahren, was sie mir am 3.1. etwas vorgehalten hat. Ich hätte damit leben können, daß sie sich zu der Zeit vor körperliche Nähe ekelte, aber mir machte zu schaffen, daß ich ihr nicht helfen konnte, nicht mal eben nur auf einen Kaffee treffen oder dergleichen. Oder sie an die Hand nehmen und mit ihr zusammen Hilfe suchen. Das wollte sie eh nie, sie wollte und will immer alles mit sich selbst abmachen. So, das war jetzt ein Punkt, wohl für mich persönlich das kleinste Übel, auch wenn es gegenüber meiner Exfreundin nicht nett ist.
Was ist mir noch passiert in den letzten 3 Jahren? Am 8.7. 2002 starb überraschend mein Vater an Lungenkrebs, nicht mal sein Hausarzt hatte in der Krankenakte eine Hinweis auf Krebs, Der Tumor war wohl nicht zu sehen. Ich schreibe es mal so wie ich es fühle, er war MEIN Papa, ich wollte immer so sein wie er, auch wenn er nicht gerade der Klügste war. Aber es war mein Papa! Mit ihm saß ich oft, als ich nicht mehr zu Hause wohnte, zusammen am Küchentisch, jeder eine Tasse Kaffee vor sich, dabei geraucht( nur Zigaretten natürlich:-) ) und Zeitung gelesen. Nicht viel gesprochen, aber dieses Gefühl dabei, zu Hause zu sein, sich wohl zu fühlen. Ist schon komisch, eigentlich rede ich immer mit meiner Mutter über meine Probleme, Sorgen und Gefühle, mein Vater war da nicht der Typ zu. Ich habe erst nach seinem Tod gemerkt wie wichtig er für mich war, vielleicht noch ist. Es gab auch Momente, da wollte ich zu ihm, habe eben da mit DIESEM Gedanken gespielt. Es gibt ein Lied von den Toten Hosen, "Zu Besuch " heißt es..."laß die Sonne dann auch auf mein Grab scheinen" heißt es da am Ende ( darf ich das noch schreiben, oder geht das schon zu weit?). Der Song kam zu der Zeit raus als mein Vater starb. In diese Richtung gingen meine Gedanken, aber ich hab´s nicht gemacht, hatte letztendlich Angst, aber schwer mit mir und meiner Umwelt zu kämpfen. Als Kind wollte ich zu hause abhauen, habe mir alles ausgemalt, aber auch nie gemacht, hatte einfach nur die Schnauze voll. Dann, einen Tag nach Papas Tod hatte ich einen Streit mit meinem Bruder. Da wollte ich das erste Mal zu meinem Vater, Ruhe haben. Im Herbst 2003 war es besonders schlimm. Oft, wenn ich auf dem Weg zur Arbeit war, kam mir der Gedanke, achte nicht auf den Verkehr, geh einfach über die Straße ( jetzt zieht sich mein Magen zusammen). Ich hatte zu nichts mehr Lust, da war eigentlich auch die Beziehung zu meiner Freundin vorbei. Wir haben es aber im August 2004 noch mal versucht. Naja, auf der Arbeit hatte/habe ich einen Kollegen, mit dem ich über alles reden kann, egal wie schlimm es ist. An diesem Tag mit diesen Gedanken habe ich ihn auf der Arbeit so zusammen geschissen wie ich in 8 Jahren in der Tankstelle(dort arbeite ich) noch keinen angefahren habe, und das nur wegen einer Kleinigkeit. Ich habe mich später bei ihm entschuldigt, ihn von meinen Gedankengängen erzählt. Habe ihm erzählt, daß mich ein Jahr später mein Vater eingeholt hat, vorher war meine Freundin da, hat mich abgelenkt, aber nun war ich ja alleine. Diese Phase ging vorbei, hat aber etwa ein halbes Jahr gedauert. Meinen Kollegen mußte ich versprechen, wenn es wirklich so schlimm werden sollte, daß ich...soll ich ihn anrufen. Das Versprechen gilt noch heute, weil mich diese Gedanken im letzen Dezember, zu meinem Geburtstag wieder eingeholt hatten. Nur schlimmer! Ich konnte nicht mehr richtig Essen, habe Atemnot gehabt, bin kaum mehr raus und habe mich von vielen Sachen, die mir vorher Spaß machten abgekapselt.
Ich muß dazu sagen, im Juni 2004 wurde mir mein Job gekündigt, seitdem arbeite ich nur noch als Aushilfe in der Tanke. Mir wurde aber damals versprochen, in 1 bis 2 Monaten würde ich wieder eingestellt werden, es müsse nur was geregelt werden. Ich wurde aber nicht eingestellt, meine Vorgesetzten hielten es nicht mal für notwendig, mit mir darüber zu reden. Es wurden mir Aushilfsschichten zugeteilt und gut war. Eine Woche danach, ich war auf den Weg in die Göttinger Innenstadt, konnte ich nicht mehr, mir war schlecht, ich hatte das Gefühl jeden Augenblick zu ersticken, ich bin einfach stehen geblieben und habe meine Mutter angerufen, sie um Hilfe gebeten. Sie ist sofort gekommen, hat mich zu meinem Hausarzt gefahren,. Ihre erste Frage war, was beschäftigt dich! Und da kam es raus. Arbeitslos, Papa, Chrissy(der Name meiner Exfreundin), alles geht kaputt. Tja, und da wurde mir das erste Mal von einem Arzt gesagt, ich mache mir zu viele Gedanken, mehr aber auch nicht, paar Tabletten und gut. Die Tabletten haben ja auch geholfen, ich wollte sie aber nicht ewig nehmen. Nur eine Packung und ganz sanft dosiert nahm ich, wie vom Arzt verordnet. Es ging ja auch danach mit den Tabletten. Ich schrieb mir mit meiner Exfreundin dann irgendwann täglich E-Mails, früher hatten wir Abends stunden lang telefoniert, doch das wollte sie nicht und ich auch nicht so recht. Sie kämpfte ab dem August 2004 um mich, wollte mich auf einmal wieder zurück. Und sie hat es auch geschafft.
Meine Freundin hat nur ein Problem, was heute auch mein Problem ist. Die Trennung habe ich so einigermaßen verkraftet, ist alles okay. Mann, ist das jetzt ein Sprung!:-) Sie hat eine Freundin, die suizid gefährdet ist, die sich zwischen unsere Beziehung gedrängt hat, gegen die ich verloren habe. Ich habe gegen die bekloppte Frau verloren. Entschuldigung, daß ich das schreibe, sie so nenne, ich kann einfach nicht anders. Ich wäre froh, wenn gar kein Gefühl da wäre, wenn ich an diese Frau denke. Es fing alles so harmlos an im Juni 2002. Die beiden haben sich durch eine ABM-Stelle kennengelernt, angefreundet und dann wurde es mehr. Mal hier getroffen, mal da, irgendwann war diese Frau jeden Tag bei meiner Exfreundin, iregendwann hat sie bei ihr jede Nacht übernachtet, irgendwann hatte sie fast ihre gesamte Wäsche bei meiner Ex, irgendwann hat sie ihr Geld für meine Ex und deren Tochter ausgegeben, konnte ihre eigene Wohnung nicht mehr bezahlen deshalb. Irgendwann..ach Scheiße, ich kann das jetzt nicht!!! Ist zu viel, werde immer wütender. ICH BIN EIFERSÜCHTIG!!! Meine Exfreundin kann von mir aus zusammen sein, mit wem sie will. Sie ist es mit dieser Frau, auch jetzt, jeden Tag. Ich wußte ja, daß es schwer wird. Ich habe eine Bekannte die im Göttinger LKH auf einer Station für Suizidgefährdete arbeitet, sie hat mich von Anfang an gewarnt, daß es schwer wird, wenn meine Ex nicht den Kontakt abbricht zu dieser Frau. Sie müßte da durch, wenn diese Frau ihr dann Vorwürfe macht, mit Selbstmord droht- und das hat sie, es auch getan. Und meine Ex hat ihr geholfen danach, ihr die Arme verbunden, alles heimlich, kein Arzt, keine Polizei. Ich versteh das bis heute nicht, und meine Ex hat bis heute nicht richtig verstanden, was ich gegen ihre "Freundin " habe, warum ich so gegen diese Frau bin. Naja, ich bin der Meinung, hätte es diese Frau nicht gegeben...Wenn es hieß, ich komme nach Berlin, drohte sie mit Selbstmord. Meine Freundin war bei mir zu Besuch, diese Frau kaufte sich ein Bahnticket und kam fürein paar Stunden nach Göttingen, nur weil sie meine Ex sehen wollte. Ist das normal? Ist das normal in einer Freundschaft? Ich rede nicht von Beziehung, obwohl es mir manchmal so vorkam. Aber das ist ein Gedanke...den will ich nicht, aber er kommt, auch heute, auch jetzt, daß sie meine Ex um den Finger gewickelt hat, sie von sich, wie auch immer, abhängig gemacht hat.
Nur eines ist gut, ich habe keine Panikattacken mehr seit dem ich weiß, die Beziehung zu meiner Freundin ist endgültig vorbei. Im Dezember war mir jeden Tag schlecht, ich hatte Atemnot. Ich dachte, wenn ich in Berlin, bei meiner Freundin, bin, geht das weg. Es war aber nicht so. Irgendwas war da noch, oder warum blieb die Übelkeit? Kann mir das jemand erklären? Die Trennung tat weh, ist ja normal, aber warum war mir in Berlin auch schlecht, und jetzt auf einmal seit 2 Wochen nicht mehr?
Darauf brauche ich Antworten. Und darauf, ob ich über diese Frau, nicht meine Ex, die andere, hinwegkomme. Wie??? Und bin ich gefährdet mit meinen Suizidgedanken? Oder war das nur eine Phase?
Wäre sehr nett, wenn sich jemand meldet. So, das war viel, ich hoffe auch halbwegs nachvollziehbar?!?
Xavro
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Re: Bin wohl depressiv, warum?

Beitrag von Xavro »

Hallo Marko,

willkommen hier im Forum. Aus deinem sehr emotionalen Text geht hervor, dass du dich eindeutig in einer Lebenskrise befindest, in der du professionelle Hilfe brauchst. Ob das jetzt wirklich eine Depression, eine andere psychische Erkrankung ist oder nur eine schwierige Phase mit Liebeskummer, das lässt sich aus der Ferne natürlich nicht diagnostizieren.

Die Frage nach dem Warum stellst sich hier sicher jeder. Es gibt aber keine Antwort darauf. Jeder Mensch ist anders, jeder hat eine andere Geschichte. Ich nehme an, dass du schon vor der Geschichte, die du hier dargestellt hast, eine entsprechende Vorbelastung hattest. Der Umgang mit depressiven Menschen erfordert viel Kraft und kann an sich gesunde Menschen ganz schön herunterziehen. Die Fachleute nennen das den depressiven Sog. Möglicherweise war das mehr, als du geben durftest und deine Batterien sind jetzt einfach leer.

Gruß
Xavro
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mf412
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Re: Bin wohl depressiv, warum?

Beitrag von mf412 »

Hallo Xavro,
von diesem depressiven Sog habe ich gehört. Davor hat mich meine Bekannte gewarnt, die ihm LKH hier in Göttingen arbeitet. Doch das hatte ich damals mehr auf meine Exfreundin bezogen als auf mich. Ich dachte damals, ich wäre dem gewachsen. Meine Ex dachte das Gleiche von sich, daß sie sich nicht so weit darein ziehen läßt, von dieser Frau runter ziehen läßt. Aber wie es wohl aussieht, haben wir beide uns getäuscht?!
Es gibt und gab Situationen, da gehe ich regelrecht in die Luft, jetzt immer noch, obwohl ich es nicht müßte. So hat sich meine Freundin in den letzten Tagen über mich unterhalten, über die Beziehung die wir hatten. Was für ein Witz!!! Meine Ex weiß, wie ich zu dieser Frau stehe, daß ich ihr einiges an Schuld am Scheitern der Beziehung gebe, aber ich kann mir vorstellen, daß meine Ex darüber natürlich nicht ein Wort verloren hat. Meine Ex meinte ja am Tag der Trennung selbst, was wäre geschen, wenn sie diese Frau nie kennen gelernt hätte, oder zumindest auf die Warnungen von mir und meinem Bekanntenkreis gehört hätte. Aber hat sie nicht, es ist so gelaufen wie es nun mal gelaufen ist.
Weißt du, meine Mutter hat selbst in dem LKH gearbeitet, war Krankenschwester. Sie selbst hatte auch Depressionen, schwere sogar, mit Suizidgedanken, war auch in der Göttinger Uniklinik für Psychiatrie in stationärer Behandlung. Mit ihr kann ich über alles reden, fast alles, weil ich einige Gedanken, die meine Haltung zu meinem Vater betreffen, ihr gegenüber verschweige. Aber über meine Ex und deren Freundin weiß sie sehr gut bescheid. Meine Mutter meinte vor meinem letzten Besuch in Berlin, ich müsse hinfahren, sonst würde es mir nie besser gehen. Egal was dort passieren würde, ob es doch noch klappt oder scheitert, ich bräuchte Gewissheit, die habe ich ja nun. Und damals im Dezember, an meinem Geburtstag, meinte meine Mutter auch, sollte ich nicht allein mit der ganzen Sache klar kommen, würde sie mit mir los gehen und professionelle Hilfe suchen. Ich war damit einverstanden und froh, daß meine Mutter mich verstehen konnte. Sie hat ja ähnliche Gedankengänge hinter sich, ist aber mittlerweile mit ihrer Vergangenheit und den Gründen im Reinen. Meine Mutter meinte sogar, sie würde mir wünschen, ich würde diese Frau treffen, denn dann könnte ich ihr meine Meinug sagen, da ich ihr gegenüber härter auftreten würde als meine Ex und mic nicht von ihr einlullen lassen würde. Tja, und hätte sie dann genau Das versucht, einen Selbstmord, hätte ich einen Notarzt und Polizei gerufen. Das wäre besser als selbst zu versuchen, sie zu retten. Das ist auch meine Meinung, daß man hätte anders reagieren müssen, als sie selbst zu verarzten.
Du siehst, es arbeitet in mir, wenn es um diese Frau geht, die Trennung ist weniger das Problem, denn da habe ich jetzt wenigstens Gewisssheit. Vielleicht sind deshalb meine körperlichen Probleme weg? Wie gern wüßte ich da eine Antwort zu erfahren!!!
Erst einmal vielen Dank, daß du dich gemeldet hast. Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.
Bis bald vielleicht?! Marko
Dendrit
Beiträge: 4976
Registriert: 23. Mai 2003, 11:14
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Re: Bin wohl depressiv, warum?

Beitrag von Dendrit »

Hallo Marko,

Du hast wohl schreckliche Verlustängste, wozu auch Eifersucht und Verzweiflung zählt. Das ist sehr schlimm, ich weiß das. Das kann vom „Tschüs“ an der Tür bis zum „Abschiedskuß“ auf die Stirn einer/s geliebten Verstorbenen reichen. Ohne fremde und professionelle Hilfe zerbricht man daran und weil man diese Schmerzen nicht aushalten kann, beneidet man die, die alles „hinter sich“ haben und wünscht sich, bei ihnen zu sein. Und schon sind „automatisch“ die Suizidgedanken da. Im Laufe der Zeit – und die ist individuell verschieden – werden die Trauergefühle schwächer. Es wird aber weiterhin Tage geben, bei denen es ganz schlimm sein ist/kann, wie Geburtstag, Todestag, andere besondere Erlebnisse, ähnliche Situationen mit anderen. Manche bekommen das so recht und schlecht selbst in den Griff bzw. können es ertragen, für anderen gibt es eine sog. „Trauerbewältigungstherapie“. Wie die aussieht, weiß ich nicht, aber sie steht mir auf jeden Fall bevor. Und ich muss auch sagen, dass ich Angst davor habe, bin mir aber bewusst, dass ich diese Ängste wohl „ohne“ nicht fertig werden würde.

Ich wünsch Dir deshalb, dass Du einen Psychiater/Psychologen aufsuchst und findest, mit dem Du Schritt für Schritt dem entgegentrittst. Das wird sicherlich nicht leicht sein, es wird von Zeit zu Zeit alles immer wieder hochkommen. Jedoch diesen Vorgang durchzuleben bist Du nicht allein. Viele im Forum auch.

LG, Manuela
dasBöse

Re: Bin wohl depressiv, warum?

Beitrag von dasBöse »

hallo marko.

deine geschichte liest sich für mich eigentlich wie die relativ "normale" geschichte eines menschen, der von seiner lebenskrise erzählt. bis zu dem punkt, wo steht, daß deine mutter dich zum arzt gebracht hat, der dir diese tabletten verschrieben hat. wenn dir ein arzt tabletten verschreibt, fühlst du dich dann automatisch krank?

der arzt hat dir vielleicht nur tabletten verordnet, weil er nicht die zeit hatte, auf deine wirklichen gedankengänge und sorgen einzugehen und damit umzugehen, bzw weil er sich als dein hausarzt nicht zuständig oder sonstwie außerstande gefühlt hat, dir das offene ohr zu leihen, das du brauchst und das jeder mensch braucht. vielleicht ist deine mutter, auch wenn sie dir zur zeit als der einzige mensch vorkommt, der dich versteht, doch nicht die richtige unterstützung auf deinem weg.

ich finde, es wird den ärzten oft zu leicht gemacht, einem patienten, der ihnen nachdenklich, schwierig, bedrückt oder unglücklich erscheint, mithilfe der verordnung von medikamenten den stempel "depressiv" aufzudrücken.

wenn ich so etwas höre, fällt mir zudem das stichwort "sekundärer krankheitsgewinn" ein.

alles gute

sewi
mf412
Beiträge: 5
Registriert: 22. Jan 2005, 00:08

Re: Bin wohl depressiv, warum?

Beitrag von mf412 »

Hallo,
zuerts zu den Tabletten. Mein Hausarzt fragte mich, was los ist, was ich hätte, ohne mich zu untersuchen. Er hatte eigentlich den gleichen Eindruck von mir wie meine Mutter, daß mich was bedrückt, mehr als bedrückt, deshalb gab er mir die Tabletten, die ich etwa 3 Wochen einnahm. Danach wollte er mich wiedersehen, ein paar Tage nach dem ich die Tabletten nicht mehr nahm, um zu sehen, wie es mir geht. Aber irgendwie war ich mit seiner Diagnose an dem Tag nicht zufrieden. Ich würde mir zu viele Gedanken machen, sollte versuchen, abzuschalten. Wie hat er mir natürlich nicht verraten, mir auch nicht geraten, zu einem Psychologen zu gehen. Naja, und ich dachte, ich kriege das schon alleine hin, es ging danach ja auch etwa 3 Monate gut. Dann war November, Dezember 2004 und ich hatte meiner Exfreundin zugesagt, über Silvester nach Berlin zu kommen. In dem Moment ging es wieder richtig los, Übelkeit, Atemnot, Appetitlosigkeit...Denn mit der Zusage wußte ich, meine Ex mußte es schaffen, ihre Freundin, die Suizidgefährdete, von mir zu erzählen, daß ich wieder in ihrem Leben bin und nach Berlin kommen würde. Das waren Gedanken und Sorgen, die ich mir eigentlich nicht mehr machen wollte, deshalb waren wir vorher ja etwa ein Jahr getrennt. Und auf einmal war alles wieder da. Auch, daß ich schon zweimal von meiner Ex versetzt wurde, das ging mir bis zum Tag der Abreise durch den Kopf.
Aber um noch mal auf die Tabletten zu kommen, sie haben geholfen, auch wenn ich mich erst an den Gedanken gewöhnen mußte, Antidepressiva zu nehmen, wenn auch sehr leichtes.
Sewi, du hast recht, meine Mutter ist nicht unbedingt die richtige Gesprächspartnerin, weil es einige Dinge gibt, die ich ihr nicht erzählen kann. Zum Beispiel wie ich über meinen Vater hier geschrieben habe. Damit würde ich ihr zwar nicht wehtun, aber auch ihr fehlt ja mein Vater und ich möchte sie nicht noch mal extra daran erinnern.
Und ob ich Verlustängste habe? Weiß ich nicht! Ich weiß, daß ich nach der ersten Trennung von meiner Freundin wieder da war, wo ich war, bevor ich sie kannte. Ich war wieder solo, aber ich wollte es nicht mehr sein, weil ich ja gesehen hatte, daß ich fähig sein konnte, eine Beziehung zu führen, mir ja sogar mehr vorstellen konnte. Und auf einmal war ich wieder allein. Zusätzlich war da auch schon etwas anders, als zu der Zeit vor meiner Freundin. Mein Vater war tod. Und dann kam später noch die Entlassung dazu, das war zu viel für mich. Das waren alles Sachen, die ich nicht wollte, jedenfalls nicht auf Dauer.
Ob ich mir jetzt, später oder gar nicht einen Psychologen/Psychiater suche, kann ich nicht sagen. Sollten mich diese Panikattacken wieder überkommen, dann werde ich es tun, das bin ich mir schuldig. Ich merke, daß es gut ist zu schreiben, mal rauszulassen, was mich beschäftigt und bedrückt.
Okay, erstmal viele Grüße, Marko
Xavro
Beiträge: 807
Registriert: 12. Sep 2004, 21:22
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Re: Bin wohl depressiv, warum?

Beitrag von Xavro »

Hallo Marko,

Depressionen werden von Hausärzten nur in 15% der Fälle erkannt. Nur 8% der Fälle werden von den Hausärzten richtig behandelt. Mehr möchte ich zu deiner Erfahrung beim Hausarzt nicht sagen. In welche Gruppe er fällt, kannst du selbst besser beurteilen.

Wenn ich dich richtig verstanden habe, hattest du ja insgesamt ein gutes Verhältnis zu deinem Vater, auch wenn du offensichtlich das ein oder andere an ihm auszusetzen hattest. Kein Mensch ist perfekt. Warum solltest du nicht mit deiner Mutter auch über die Schattenseiten reden dürfen? Vom Prinzip her kann es nicht gut sein etwas zu tabuisieren. Auch das Reden über negative Seiten ist schließlich eine Trauerarbeit, die geleistet werden muss. Deine Mutter wird sicher verstehen, das du deswegen nicht schlecht von ihm denkst.

Ich kann verstehen, dass die Bereitschaft deine psychischen Probleme behandeln zu lassen, erst in dir reifen muss. Nimm dir ruhig die Zeit die du dafür brauchst.

Rein fachlich betrachtet ist es allerdings so, dass jede depressive Phase und jede Panikattacke die Chancen für eine erfolgreiche Therapie erheblich mindert. Es besteht die Gefahr, dass sich das Ganze chronifiziert und dann auch mit Medikamenten nicht mehr in den Griff zu bekommen ist.

Es kann daher vermutlich nicht schaden zumindest mit der Suche nach einem Psychotherapeuten anzufangen. Bis man einen guten gefunden hat und dieser einen Termin frei hat, vergeht ja in der Regel eine gute Weile. Absagen kannst Du dann im Zweifelsfall ja immer noch, wenn du dann noch nicht bereit bist.

Einen Psychiater oder Nervenarzt für die medikamentöse Behandlung zu finden, geht in der Regel ja etwas schneller. Allerdings kann auch hier eine sorgfältige Auswahl nicht schaden und du hast ja Zeit. Wenn du einen guten an der Hand hast, musst du ja auch dort nicht sofort mit der Therapie beginnen. Aber du hast dann auf jeden Fall eine Anlaufstelle für Notfälle. Wenn du erst anfängst zu suchen, wenn es dir schlecht geht, ist es eigentlich schon zu spät - falls du es dann überhaupt noch schaffst zu suchen.

Gruß
Xavro
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mf412
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Registriert: 22. Jan 2005, 00:08

Re: Bin wohl depressiv, warum?

Beitrag von mf412 »

Hallo,
nun melde ich mich mal wieder. Seit meinem letzten Beitrag ist einiges passiert- eigentlich nur in mir, aber es ist gut.
Mir geht es richtig gut, habe seit Wochen keine Panikattacken mehr, kann wieder richtig essen und über die Trennung von meiner Freundin bin ich wohl auch hinweg. Ab und zu schicken sie und ich uns noch E-Mails, so einmal die Woche, und in meiner letzten Mail an sie habe ich etwas geschrieben, was mir erst im nachhinein richtig bewußt geworden ist. Ich schrieb ihr, jetzt, nachdem ich bei ihr war und gemerkt habe, daß etwas nicht stimmt und es mit ihr nich klappt, kann ich damit leben, daß ich wieder allein bin. Ich möchte nicht immer alleine, ohne Freundin, bleiben, doch im Moment ist es okay für mich. Das erste Mal seit 1 1/2 Jahren kann ich das Alleinsein akzeptieren. Und dann ist mir heute noch etwas aufgefallen. Seitdem ich nicht mehr mit ihr zusammen bin, kann ich auch viel besser mit dem Tod von meinem Vater umgehen. Die beiden Sachen/Ereignisse gehörten irgendwie zusammen, mein Vater starb, als ich meine Ex gerade mal 5 Monate kannte. Dachte ich an meine Ex, dachte ich an meinen Vater, und umgekehrt.
Momentan fühle ich mich so, als ob ich drei Jahre nicht da war, in meinem Leben. Ich sage nicht, es war eine verschenkte Zeit, aber nun beginnt eine neue Zeit bzw. mein Leben geht weiter. Ja, es geht weiter!!! So habe ich lange nicht gedacht, eher so, daß ich ja eh so enden werde wie mein Vater und nur darauf wartete.
Okay, es kann ja alles wieder kommen, noch mal diese düstere Phase, aber zur Zeit geht es mir relativ gut. Jetzt fehlt erst mal nur noch ein fester Job. Und daß ich hier mir vieles von der Seele geschrieben habe, tat und tut mir auch gut. Danke, daß der ein oder andere darauf reagiert hat und mich dadurch zusätzlich zum Nachdenken gebracht hat.
Bis dann, hoffentlich nur noch mit positiver Stimmung?!
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