Hat jemand einen Rat für mich?

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Trinchen
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Hat jemand einen Rat für mich?

Beitrag von Trinchen »

Hallo,
ich bin auf der Suche nach Hilfe, doch weiß ich nicht so recht, wo ich sie her bekomme. Mein Freund meint, dass ich Depressionen hätte, weil er mal einen Bericht über jemanden gesehen hat, die an Depressionen litt. Ich sehe das noch etwas anders. Doch seit einigen Tagen geht es mir wieder recht mies. Es vergeht kein Abend an dem ich nicht weinend einschlafe. Ich kann nicht mal sagen warum, es ist einfach so ein Grundgefühl. Am schlimmsten ist es in der Arbeit, da ist es manchmal so schlimm, dass ich mich auf die Toilette verziehe um nicht vor meinen Kollegen losweinen zu müssen. Heute als ich über die letztem Monate nachdachte, musste ich feststellen, dass ich schon seit Juli/Augsut eine schlechte Stimmung habe.

Das neue Jahr hat begonne und ich habe mittlerweile nur einen Vorsatz. Ich möchte endlich wieder glücklich sein. Ich möchte wieder lachen können.

Wo kann ich mich denn hinwenden? Habe schon mal darüber nachgedacht zu meinem Hausarzt zu gehen, aber ich habe Angst, dass er mich nicht ernst nimmt.

Es tut mir leid, irgendwie kann ich meine Gedanken nicht so recht niederschreiben, aber vielleicht hat ja jemand doch einen Rat für mich. Dankeschön.

Viele Grüße,
Trinchen
Xavro
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Re: Hat jemand einen Rat für mich?

Beitrag von Xavro »

Hallo Trinchen,

vielleicht probiert Du es erst einmal mit einen Online-Selbsttest. Wenn Du oben auf das Logo klickst kommst Du die Startseite vom Kompetenznetz, da gibt es einen Selbsttest.

Das sollte Dir schon mal eine Orientierung geben. Natürlich spricht manches von deiner Selbstbeschreibung für eine depressive Phase und auch die Sorgen deines Freundes würde ich ernst nehmen. Letztlich kann das aber nur ein Arzt oder ein Psychotherapeut diagnostizieren. Ich persönlich würde nicht zum Hausarzt gehen. Laut offizieller Erhebung behandeln Hausärzte nur in 8% der Fälle richtig und nur in 15% der Fälle erkennen sie überhaupt eine Depression. Möglich, dass Dein Hausarzt zu den "Guten" gehört, dennoch wäre meine Empfehlung dich direkt an einen Psychiater oder Nervenarzt zu wenden bzw. eine Überweisung zu holen.

Ein Besuch beim Arzt schadet auf gar keinen Fall und dann hast Du wenigstens Gewissheit. Vielleicht steckt ja auch was ganz anderes dahinter. Nach dem Besuch kannst Du ja immer noch entscheiden, was Du weiter tun möchtest.

Halt uns auf dem Laufenden.

Gruß
Xavro
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Trinchen
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Re: Hat jemand einen Rat für mich?

Beitrag von Trinchen »

Hallo Xavro,

vielen Dank für deine Antwort. Ich hatte den Test davor schon gemacht, und danach sollte ich einen Arzt konsultieren.
Aber wie mache ich sowas? Auf was sollte ich achten?
Und wie ist das mit den Kosten? Es sind halt noch so viele Fragen offen und die schrecken mich gerade einfach noch ab. Außerdem will ich ja, dass es nur so wenig wie möglich zu Anfang mitbekommen.

Und dann wieder die Gedanken, dass es auch diesesmal wieder alles gut wird, ohne dass ich aktiv was mache. Aber ich bin mir sicher, dass es eben so kein Ende nimmt.

Danke dir.

Grüße,
Trinchen
Xavro
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Re: Hat jemand einen Rat für mich?

Beitrag von Xavro »

Hallo Trinchen,

du brauchst dir keine Sorgen machen. Viele haben am Anfang die gleichen Fragen und du wirst hier im Forum schon eine Reihe anderer Meldungen zu diesem Thema finden.

Die Kosten werden zu 100% von der Kasse bezahlt.

Du gehst am besten zu einem Psychiater oder Nervenarzt. Der kann dir auch den weitern Ablauf erklären.

Auch wenn ich inzwischen der Meinung bin, dass es besser ist, sich nicht die Mühe der Heimlichtuerei zu machen, brauchst du dir da auch keine Sorgen machen. Das läuft genauso unter Schweigepflicht, denn es ist eben ein ganz normaler Arztbesuch.

Gruß
Xavro
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Suse-Tonia
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Re: Hat jemand einen Rat für mich?

Beitrag von Suse-Tonia »

Hallo Trinchen,
im Gegensatz zu Xavro würde ich es nicht so strikt ablehnen, zum Hausarzt zu gehen. Nach meiner Information ist die Trefferquote, dass der Hausarzt Depressionen erkennt, zwar auch erschreckend niedrig, liegt aber immerhin bei 30 %, zumindest dann, wenn man ihm den richtigen Hinweis gibt.

Es gibt aber auch noch einen anderen Weg, den ich Dir empfehlen möchte. Mach Dich telefonisch auf die Suche nach einem geeigneten Therapeuten/ besser: Therapeutin.
Du musst fragen, ob er oder sie eine Kassenzulassung hat und wann der nächste freie Termin wäre. Dann merkst Du schon am Telefon, ob wenigstens die Stimme sympathisch ist.
Ich würde Dir raten, nach einer Verhaltens-therapeutin zu suchen, die kann sehr schnell rausbekommen, was mit Dir los ist.
Ich tippe drauf, dass Du eine depressive Verstimmung hast, die auch schnell wieder mit fachlicher Hilfe vergehen kann. Hast Du seit dem Sommer mehr Druck als sonst? Hattest Du vielleicht Abi-Stress oder Deine Ausbildung begonnen oder eine neue Arbeitsstelle angenommen, in eine andere Abteilung versetzt worden? Alles das könnte schon so eine Verstimmung auslösen, die behandelt werden sollte.
Wenn Du einen Termin bekommen hast, gehst Du zum Hausarzt und holst Dir eine Überweisung zum Psychotherapeuten. Du kannst auch ohne Überweisung hingehen, dann musst Du aber die 10 Euro Praxisgebühr bezahlen.
Hat der Thherapeut eine Kassenzulassung,kann er Dich 5 x sehen, bevor er die Therapie bei der Kasse beantragt. Stimmt die Chemie nicht, suchst Du Dir einen anderen/andere und versuchst es dort.
Sollte es in Deiner Region so sein, wie fast überall, lass Dich auf möglichst viele Wartelisten setzen. Das erhöht die Chance, schnell einen Platz zu bekommen.

Ich wünsche Dir alles Gute!
Wenn Du Lust hast, würde ich mich freuen, zu hören, wie es Dir ergangen ist.
Suse-Tonia

AF
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Registriert: 6. Jun 2003, 11:47

Re: Hat jemand einen Rat für mich?

Beitrag von AF »

Hallo Trinchen
ich würde zu meinem Hausarzt gehen und ihn gleich mit der Diagnose Depression konfrontiern und ihn um eine Überweisung zu einem Psychater bitten. Damit umgehst Du die Praxisgebühr und meist sind die Hausärzte auch gegenüber einer solchen vom Patienten gestellten Diagnose auch ganz dankbar.
Gruß
Theo
heiner
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Registriert: 5. Jan 2005, 13:26

Re: Hat jemand einen Rat für mich?

Beitrag von heiner »

Hallo Trinchen,

Du mußt Dir mal überlegen, was Du Dir schon so seit Monaten zumutest!
Ich kenne dieses Gefühl der Unschlüssigkeit und auch die Situationen, in denen man versucht, sich eine (leider häufig unqualifizierte) Antwort zu geben. In den meisten Fällen kommt hier wirklich nichts bei 'rum. Jeder Tag, den Du wartest, ist ein verlorener Tag!

Es kann hier wirklich nur einen Rat geben: Gehe sofort zu einem Spezialisten!

Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, "direkt" einen Neurologen aufzusuchen. Diese Person wird nach einem Gespräch aufgund seiner Erfahrung sehr schnell eine erste Diagnose haben, dann nach erklärenden Worten mit Dir alle weitere Maßnahmen besprechen und vereinbaren.

Mit jedem Tag, den Du weiter überlegst, quälst Du Dich, nicht zuletzt aber auch Deine ratlose Umwelt weiter.

Mit dem Gang zum Hausarzt habe ich schlechte Erfahrungen gesammelt. Es gibt zwar immer mehr Allgemeinmediziner, die auch diese Krankheit kennen. Aber warum erst diesen Umweg?

Melde Dich mal, wenn Du den Mut gefunden hast! Viel Erfolg!
Trinchen
Beiträge: 7
Registriert: 3. Jan 2005, 18:22

Re: Hat jemand einen Rat für mich?

Beitrag von Trinchen »

Hallo,

vielen Dank euch allen.
Jetzt habe ich mal eine andere Frage, bin jetzt nämlich etwas verwirrt. Ich dachte immer, dass man mit einer Depression zum Psychologen oder so geht. Was macht denn der Neurologe in diesem Fall?

Ich habe noch nichts unternommen, habe mich mal auf die Suche gemacht und eine Diplom-Psychologin (Psychologische Psychotherapeutin)gefunden, zu der ich mir vorstellen könnte zu gehen. Habe aber bis jetzt nur über www.psychotherapiesuche.de gesucht.
Bin aber wieder etwas unschlüssig, ob ich nicht doch erstmal zu meinem Hausarzt gehen sollte. Aber da ich nicht weiß, was er machen kann, außer mich vielleicht zu überweisen, bin ich einfach noch mit mir im Zwiespalt.

Das Witzigste ist, jetzt wo ich wieder mal so weit bin um zu sagen, dass ich mir helfen lasse, geht es mir wieder besser und ich denke, warum das Ganze.

Vielen Dank, dass ihr mir zugehört habt.

Viele Grüße,
Trinchen
Suse-Tonia
Beiträge: 98
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Re: Hat jemand einen Rat für mich?

Beitrag von Suse-Tonia »

Hallo Trinchen,

das ist doch schon mal gut gelaufen! Hast Du schon einen Termin bei der Psychologin? Dann geh da bloß hin und guck, ob ihr zusammen passt. Hat sie dir ihre Richtung gesagt? Verhaltenstherapie oder andere?

Das mit dem Hausarzt kannst du dir dann sparen, aber du musst dann doppelt Praxisgebühren zahlen. Einmal bei der Therapeutin und dann beim Arzt, falls du noch krank wirst.

Dass es dir jetzt besser geht, ist normal. Kennst du das nicht vom Zahnarzt? Außerdem hast du einen wichtigen Schritt getan: Du holst dir Hilfe!

Viel Glück und liebe Grüße
Suse-Tonia
Trinchen
Beiträge: 7
Registriert: 3. Jan 2005, 18:22

Re: Hat jemand einen Rat für mich?

Beitrag von Trinchen »

Hallo Suse-Tonia,

ich glaube ich habe mich falsch ausgedrückt. Ich habe jemanden gefunden, zu der ich mir vorstellen könnte hinzugehen. Konnte noch nicht anrufen, da ich tagsüber die ganze Zeit in der Arbeit war und von da aus nicht anrufen wollte.
Habe mir vorgenommen, dass ich am Freitag anrufe, wenn ich das Büro für mich habe.
Ich hoffe ich habe da dann noch den Mut dazu.

Was ich vorhin noch schreiben wollte und dann doch wieder vergessen habe.
Du hattest gar nicht so unrecht mit deiner ersten Vermutung. Ich habe im Juni angefangen Diplomarbeit zu schreiben und habe Ende September mein Studium angeschlossen. Ich habe meine Diplomarbeit schon in dem Bereich gemacht, in der ich jetzt arbeite und habe da alles gleich kennen gelernt, auch meine näheren Kollegen. Und seit dem ich tiefer eingearbeitet bin, geht es mir eigentlich schon so mies.
Eigentlich habe ich gehofft, dass ich direkt nach dem Studium da anfange um überhaupt was zu haben und mir dann was anderes suchen. Aber das mit dem Anderen will nicht so funktionieren. Mittlerweile habe ich schon gar keine Lust mehr zu suchen, weil ich glaube, dass es eh nie besser wird. Ich weiß, dass es falsch ist. Darum muss ich endlich was dagegen tun, obwohl der erste Schritt so schwer ist. Aber ich muss ihn endlich machen. Mein Freund hat mich gestern auch nochmal eindringlich darum gebeten. Ich bin jetzt mal ganz zuversichtlich, dass alles wieder gut wird.

Wünsche dir einen schönen Abend.

Grüße,
Trinchen
Suse-Tonia
Beiträge: 98
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Re: Hat jemand einen Rat für mich?

Beitrag von Suse-Tonia »

Hallo Trinchen,
danke für deine schnelle Rückmeldung.
Sei bitte nicht zu enttäuscht, wenn du nicht gleich einen Platz bekommst, in unserer Region geht z.B. alles nur noch mit Warteliste.
Wenn dir aber die Psychologin sympathisch ist, lass dich auf die Warteliste setzen.
Ist sie VH? Mir wäre das wichtig!
Ich halte sehr viel von Verhaltenstherapie, weil sie realitätsbezogen ist. "Meine" Diplompsyychologin hat mir sehr geholfen!Sie hat alle Titel, die auch Deine hat.

Noch mal viel Glück, auch beruflich, das kann sich ja auch noch positiv entwickeln! Lass den Kopf nicht hängen und Glückwunsch zum Freund, dass er dir zurät zur Therapie zu gehen! Männer haben da nicht immer so das Gespür.

Viele Grüße
Suse-Tonia

Trinchen
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Re: Hat jemand einen Rat für mich?

Beitrag von Trinchen »

Hallo Suse-Tonia,

ich werde nicht enttäuscht sein. Ich habe damit schon gerechnet, könnte mir nämlich vorstellen, dass es bei mir auch lange Wartelisten gibt.
Bei der Suche habe ich Verhaltenstherapie angegeben, von daher nehme ich schon an, dass Sie VT anbietet. Auf der Homepage steht, dass sie einen methodenübergreifenden, körperorientierten Psychotherapieansatz verwendet und wenn ich ehrlich bin, hört sich das richtig gut an. Es spricht mich irgendwie an. Aber es gibt ja soviele verschieden Verfahren, wenn man sich da nicht so auskennt, wie ich, ist es gar nicht so einfach was passendes zu finden. Darum gehe ich einfach nach Gefühl.

Erstmal muss ich anrufen und dann kann ich ja weiter sehen, wenn mir nur jemand den Telefonanruf abnehmen kann. Ich hasse nämlich telefonieren.

Mein Freund war in seiner Jugendzeit auch mal bei einem Psychologen. Er ist chronisch krank und das hat glaube ich irgendwie zur Therapie gehört hat. Von daher kann er mit der ganzen Sache viel offener umgehen als ich. Wobei es bei mir sicherlich auch viel mein Umfeld ausmacht. Da wird einfach nicht darüber geredet, wie es einem geht. Darum will ich auch, dass erstmal niemand was erfährt. Meine Eltern haben schon mit meinen Geschwistern genügend Sorgen, da will ich ihnen nicht auch noch Sorgen bereiten.
Ich weiß, es ist eine falsche Denkweise, aber irgendwie geht es mir damit besser. Ich sehe, ich habe einiges vor mir.

Ich drücke dir die Daumen für deine Therapie, dass sie dir den gewünschten Erfolg bringt.

Grüße,
Trinchen
Xavro
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Re: Hat jemand einen Rat für mich?

Beitrag von Xavro »

Hallo Trinchen,

das mit den verschiedenen Bezeichnungen bei den Therapeuten und Ärzten ist schon so eine Krux. In aller Kürze die Unterschiede:

Psychologe: macht keine Psychotherapie, solange er nicht eine entsprechende Zusatzausbildung hat.

Psychotherapeut: Arzt oder Psychologe mit zusätzlicher Ausbildung in Psychotherapie. Je nach Herkunft "psychologischer Psychotherapeut" oder "Arzt für Psychotherapie". Welcher besser hängt nicht von der Qualifikation, sondern von der Person ab.

Psychiater: Arzt für psychiatrische Krankheiten und damit der Spezialist für Depressionen.

Neurologe: Arzt für "organisch bedingte" Nervenkrankheiten (z.B. multiple Sklerose, Alzheimer). Keine spezielle Ausbildung für Depressionen.

Nervenarzt: hat Psychiatrie und Neurologie studiert.


Für die Behandlung von Depressionen ist es in den meisten Fällen sinnvoll "zweigleisig" zu fahren.

Der Therapeut macht die Psychotherapie, der Arzt kümmert sich um die medikamentöse Therapie (falls erforderlich) und stellt sicher, dass kein organisches Problem vorliegt.


Gruß
Xavro
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Trinchen
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Re: Hat jemand einen Rat für mich?

Beitrag von Trinchen »

Hallo Xavro,

ich danke dir für die ausführliche Erklärung. Jetzt weiß ich mehr, hätte nicht gedacht, dass es da so viele Möglichkeite und Unterschiede gibt.


Ich habe es heute nicht geschafft da anzurufen. Ich habe nochmal gesucht über die Seite und dann habe ich gesehen, dass man als Suchkriterium angegeben kann, dass der Therapeut die Zulassung für VT hat. Und die Therapeutin meiner Wahl hat keine Zulassung, zumindest tauchte sie nicht mehr in der Liste auf. Jetzt bin ich verunsichert.

Außerdem war ich heute auch wieder überzeugt, dass ich es alleine schaffe, denn heute ging es mir richtig gut. Bis gerade eben. Habe mich mit einem guten Bekannten über die Arbeit unterhalten und jetzt fühle ich mich wieder mies.
Es regt mich so auf, dass meine Arbeit in mir so ein mieses Gefühl erzeugt. Dabei wollte ich immer eine Arbeit die mir Spaß macht. Und jetzt mache ich mich selbst fertig, und dann habe ich nicht mal den Mut einen einzigen Anruf zu tätigen. Ich bin so sauer auf mich. Ich habe noch nie gerne telefoniert, aber ich muss doch im Stande dazu sein diesen Anruf zu tätigen. Ich bin der Meinung, dass man solche Termine auch online ausmachen soll, dann wäre das viel einfacher. Dann kommt die große Überwindung wahrscheinlich erst, wenn man hin muss.

Bin die meiste Zeit noch am überlegen, was ich noch machen könnte. Bei mir in der Gemeinde gibt es eine Hauptamtliche, die solche therapeutisch-heilenden Seelsorgsgespräche anbietet. Ich mag sie sehr, und habe mir überlegt, dass ich ihr ja ne Mail schreiben könnte, vielleicht kennt sie ja sogar ne Therapeutin und kann mir jemanden empfehlen. Doch als ich anfangen wollte zu schreiben, hat mich auch hier der Mut verlassen.
Wahrscheinlich habe ich einfach Angst, wenn ich es ausspreche, dass ich es dann "öffentlich" mache und mich endlich damit auseinander setzen muss.

Vor fast fünf Jahren, war ich schon mal an einem Tiefpunkt, damals ging es soweit, das sich beinahe den Mut zum Weiterleben verloren habe. Ich habe mich an eine gute Freundin, die meine Mutter sein könnte gewandt, sie ist Krankenschwester. Damals habe ich all meine Gedanken zu Papier gebracht und da ich es ihr nicht selbst sagen konnte, gab ich ihr einfach meine Briefe. Sie hat dann mit mir geredet und irgendwie ging es mir dann langsam besser. Ich habe immer mehr Lebensmut und Lebensfreunde gefunden und irgendwann war es so, als wenn nie irgendwas gewesen sei.

Es tut mir leid, wenn ich euch hier mit belästige, doch irgendwie habe ich immer noch das Gefühl, dass mir das Schreiben hilft. Auch wenn ich nicht weiß, was mit mir gerade genau passiert und was los ist. Damals konnte ich es in Worte greifen, ich hatte unendliche Todessehnsucht und jetzt?? Jetzt ist es anders, ich verspüre keine Todenssehnsucht, keine Freude, ich spüre einfach nichts und irgendwie macht mir das Angst.

Ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende.

Grüße,
Trinchen
Xavro
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Re: Hat jemand einen Rat für mich?

Beitrag von Xavro »

Hallo Trinchen,

so wie Dir geht es vielen Betroffenen am Anfang. Ich habe das auch über Jahre verschleppt. Im Nachinein ärgert mich das. Auf der anderen Seite sage ich auch immer, dass manche Dinge erst in einem reifen müsen. Wenn der richtige Zeitpunkt kommt, wirst du schon den Mut finden anzurufen. Im Augenblick setzt du dich nur selbst unter Druck und hast dann anschließend Schuldgefühle. Das ist auch nicht gut.

Ich würde mich an Deiner Stelle nicht nur auf die VT spekulieren. Teste ruhig mehrere Therapeuten aus und hör dir das jeweilige Konzept an. Es ist wichtiger einen Therapeuten zu finden, mit dem du gut klarkommst. Ob der dann Verhaltenstherapie macht oder Gesprächstherapie steht erst an zweiter Stelle. Die beste Verhaltenstherapie nützt dir nichts, wenn du mit dem Therapeuten nicht klar kommst.

Übrigens, wenn wir uns belästigt fühlen, brauchen wir ja einfach nicht weiterlesen. Ist wie beim Fernseher und dem Knopf zum Abschalten.

Gruß
Xavro
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akane
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Registriert: 5. Dez 2004, 07:56

Re: Hat jemand einen Rat für mich?

Beitrag von akane »

Hallo Trinchen!

Das gleiche fühle ich auch, nämlich nichts. Auch ich habe das Problem mit dem Telefonieren, denn ich war schon so weit, dass ich mir Ärzte herausgeschrieben habe, aber dann! Da letzte Woche noch Ferienzeit war, habe ich eh gedacht, dass das keinen Sinn hat, anzurufen, habe es aber doch geschafft. Diejenige war dann erst nachmittags zu erreichen und da hatte ich dann das Haus voll. Also nochmal den Mut zusammengenommen und noch jemanden angerufen, die war leider schon sehr voll.
Tja, und damit dann wieder eine Ausrede, brauchst ja eh nicht weitersuchen, jedenfalls im Moment nicht. Ich werde es aber nächste Woche doch nocheinmal versuchen und hoffe du versuchst es auch.

Marion
orangezimt
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Registriert: 27. Dez 2004, 19:40

Re: Hat jemand einen Rat für mich?

Beitrag von orangezimt »

Hallo Trinchen, hallo Marion!

Ich möchte Euch Mut machen. Diese Anlaufschwierigkeiten bei der Suche nach Hilfe kommen mir sehr bekannt vor. Es hat mich auch viel Überwindung gekostet. Es hängt vielleicht damit zusammen, daß man in vielen Bereichen sein Leben sehr gut meistert und mit dem Gang zur Therapie/ Beratung fürchtet, auch noch dies in Frage stellen zu müssen? Mir ging es so. Ich hatte Angst, dann noch stärker verunsichert zu werden, noch stärker mit dem depressiven Sog konfrontiert zu werden.
In einer guten Therapie/ Beratung entstehen ganz neue (überhaupt) Gefühle. Medizin schmeckt auch erst bitter...

Vielleicht hilft die Vorstellung, daß man mit der Inanspruchnahme von professioneller Therapie/ Beratung selbstbestimmt handelt. Es ist eine eigene Entscheidung, eine selbstgewählte Handlung, ein persönliches Ziel. Etwas, das man tut, um sein Leben zu gestalten. Und damit total wertvoll! Man startet einen kreativen, spannenden Prozeß, der sich nach meiner Erfahrung sehr lohnen kann.

Ich wünsche Euch Mut und Selbstbewußtsein, die Anlaufschwierigkeiten zu überwinden!

Liebe Grüße,
organgezimt
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