Depris und Essstörungen

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Silence
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Depris und Essstörungen

Beitrag von Silence »

Hallo,
mmh, alle Leute hier scheinen echte Experten zu sein.
Ich hab erst seit kurzem, so 2 Monaten überhaupt begriffen, was mit mir los ist, obwohl ich sozusagen sogar "genetisch vorbelastet" bin.
Die letzten drei Jahre hätten für ein Mädel Anfang 20 eigentlich superspannend sein müssen, doch sie waren irgendwie "nichts", nur Quälerei und Orientierungslosigkeit nach dem Abi.
Seit etwa 1 Jahr bin ich in Therapie und war auch in ner Klinik wegen Essstörungen. Die Depris und Essstörungen sind ja auch so krass verwoben...
Irgendwie weiß ich, dass es vielleicht am besten wär, Medis zu nehmen, aber ich habe Angst, dass ich ein anderer Mensch werde und vor allem habe ich Angst dadurch zuzunehmen, denn die letzten drei Jahre habe ich 43 kg zugenommen und das als frühere Bulimikerin!!! Naja, 12 sind schon wieder runter.
Nachdem schon einige Male irgendwelche Assis mir was gemeines bzgl. meiner "Fettheit" hinterhergesagt haben, ist es für mich mittlerweile ne Qual, überhaupt irgendwo hin zu gehen.
Ich denke, wenn ich es schaffe, wenigstens noch 20 kg abzunehmen, könnte ich meine Depri auch besser in Griff kriegen (wahrscheinlich ein Trugschluss, doch ich bin davon überzeugt -> total symptomatisch!!!)
Ich will einfach wieder das Mädel von früher sein!!!
Die letzten 3 Jahre, das war nicht ich!!!
Bitte schreibt mir doch, wie Ihr wieder zu Euch findet!!!
Silence
rosarot
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Re: Depris und Essstörungen

Beitrag von rosarot »

hallo marie,
zum x ten male lese ich deine zeilen.
puh, erst einmal tief durchatmen.
es erinnert mich an meine verzwickte situation.
essstörungen sind immer eine sehr ernste erkrankung, sage nicht ich, sondern die ärzte.
ich weiß nicht, ob es eine gute idee ist, jetzt schnell abzunehmen. vor allem nicht wenn du depressiv bist.damit habe ich erfahrung gemacht, es ist noch nicht lange her.mein eßproblem ist dadurch größer geworden.ich habe irgendwann die kontrolle verloren, nichts mehr zu mir genommen und das wochenlang. BITTE TU DAS NICHT
du wirst dass mädel von früher, ich denke du meinst, die fröhlichkeit. die medikamente verändern dich nicht, ich spüre meine fast nicht mehr. für mich gehören sie schon zum alltag.
betty

P.S. bin kein experte
Silence
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Re: Depris und Essstörungen

Beitrag von Silence »

Hallo Tina,
Danke, das waren echt nette Zeilen.
Weißt Du, ich suche einfach Leute, denen es ähnlich geht wie mir, die vielleicht schon etwas weiter sind und mir mit ihren Erfahrungen weiterhelfen können, denn ich möchte meine Umgebung nicht daran teilhaben lassen, denn meine "Maske" möchte ich nicht verlieren, auch wenn es schwer fällt und sie langsam schon bröckelt.
Aber wann setzt man die Medis wieder ab und was passiert dann?
Muss man sie bis an sein Lebensende nehmen?
Und wieso waren die Ärzte und Therapeuten in der Klinik, in der ich war, so gegen AD?
Gibt es noch einen anderen Ausweg?
Darf ich fragen, wie alt Du bist?
rosarot
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Re: Depris und Essstörungen

Beitrag von rosarot »

hi marie,
deine speziellen fragen kann ich dir leider nicht beantworten.
dafür kenne ich mich noch nicht gut genug aus.
ich bin noch nicht sehr lange krank.
ich nehme ADs .
tina


ich bin 39 jahre.
rosarot
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Re: Depris und Essstörungen

Beitrag von rosarot »

hier wirst du auf antworten nicht lange warten.
dass weiß ich, seit meiner letzten krise.
Silence
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Re: Depris und Essstörungen

Beitrag von Silence »

Hallo,
wollte Dich nicht mit Fragen überhäufen. Aber danke für Deine Antworten. Bezügl. der Medis hast Du mir aber schon etwas Mut gemacht, so dass ich mich mit meiner Therapeutin und einer Ärztin kurzschliessen werde.
Was habe ich zu verlieren? Auf einen Versuch kommts an.
Leute, die Ihr das lest, bitte schreibt doch von Euren Erfahrungen!
rosarot
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Re: Depris und Essstörungen

Beitrag von rosarot »

hallo marie,
mir fällt dazu noch ein, lebenslang, muss man sicher diese medis nicht einnehmen.
die werden zu gebener zeit irgendwie "ausgeschlichen".



P.S. wie alt bist du?
Silence
Beiträge: 39
Registriert: 4. Jun 2003, 18:12

Re: Depris und Essstörungen

Beitrag von Silence »

Hey,
ich bin 24...
Habe also auch noch viel vor mir und ich WILL leben, nur halt nicht so wie jetzt...
Bin irgendwie völlig desorientiert.
Meine verbleibenden Kräfte werde ich aber dafür nutzen, gegen die Krankheit zu kämpfen!
Es ist halt nur sehr sehr schwer und manchmal kommts einem so ausweglos vor.
rosarot
Beiträge: 132
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Re: Depris und Essstörungen

Beitrag von rosarot »

ja, die kraft wirst du brauchen.
die wünsche ich dir auch.
vielleicht wollten sie dir keine ADs geben, weil du so jung bist.
wäre eine möglichkeit.
Silence
Beiträge: 39
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Re: Depris und Essstörungen

Beitrag von Silence »

Danke.
Das ist lieb!
Xenia
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Registriert: 20. Apr 2003, 12:31

Re: Depris und Essstörungen

Beitrag von Xenia »

Hallo Marie,
ich bin auch keine Fachfrau, sondern "nur" Betroffene, aber vielleicht kann ich Dir bei Deinen Fragen wenigstens ein wenig weiterhelfen. Ansonsten hat Tina recht, meistens muß man auf Antworten nicht lange warten.

>Aber wann setzt man die Medis wieder ab und was passiert dann? Muss man sie bis an sein Lebensende nehmen? Und wieso waren die Ärzte und Therapeuten in der Klinik, in der ich war, so gegen AD?>

Zunächst habe ich mal 'ne Frage an Dich: was meint denn Dein Arzt (so Du einen hast) zum Thema ADs?

Zeitpunkt

Also soweit ich weiß, macht man den Versuch, die Medis abzusetzen frühestens ein halbes Jahr nach Vollremmission (d.h. ein halbes Jahr nach der völligen Abwesenheit depr. Symptomatik). Das hängt aber auch mit der Schwere der Depr. zusammen und vor allem, ob es die erste Episode war, oder ob man schon mehrere depr. Episoden hatte, wobei wohl auch darauf geachtet wird, wie lange die Episode andauerte.
Die meisten Ärzte gehen aber wohl eher vorsichtig mit dem Termin zum Beginn des Absetzens um.
Hat man schon mehrere Episoden gehabt, so muß man die ADs mindestens über einen Zeitraum von zwei Jahren einnehmen, wenn während dieser Zeit eine Erkrankungsphase eintritt, werden die ADs natürlich erstmal nicht abgesetzt.
Je nachdem, wie schwer und lange die depr. Episoden haben und wie sie sich entwickelten von Episode zu Episode (trat eine Verschlechterung der Depr. ein im Vergleich zur vorherigen?) sind sehr viele Psychiater der Meinung, daß man die Medis als Langzeitprophylaxe sein Leben lang nehmen sollte...
So viel zum Zeitpunkt. Dies sind aber lediglich Rahmenbedingungen, letztendlich wird bei jedem Pat. individuell entschieden! Das heißt nämlich nicht, daß jeder Pat. die ADs zwei Jahre oder länger nehmen muß!!!

was passiert dann?

Nachdem die ADs abgesetzt wurden, passiert im günstigsten Fall gar nichts. Also keine weitere depr. Episode. Im ungünstigsten Fall wirst Du wieder depr., so daß die ADs wieder angesetzt werden müssen.
Die Chance, keine weitere Depr. zu bekommen liegt bei 50 %.
Das Absetzen sieht so aus, daß man die ADs "ausschleicht". Das bedeutet eine langsame Reduktion der Dosis, meistens in einem Zeitintervall von einigen Tagen oder einer Woche.

Meinung in der Klinik

Ich denke, daß es u.a. an der allgemeinen Einstellung in dieser zu Depr. bzw. in Deinem Fall Eßstörungen liegt. Vielleicht waren die Ärzte auch dagegen, weil Deine Stimmung dort noch nicht so im Keller war. Du schreibst, Du seist "ehemalige Bulimikerin". Da ist von vorn herein Vorsicht geboten bei der Gabe von ADs. Bei einem, das ich nehme, steht Eßstörung als Kontra-Indikation auf dem Beipackzettel. Ich kann mir auch vorstellen, daß so einige ADs ungeeignet für Eßgestörte sind. Die einen lassen Dich evtl. zunehmen, die anderen lassen Dich evtl. abnehmen. Ich nehme mal an, Du weißt als ehemalige Bulimikerin wie das ist mit dem ab- und zunehmen....und dem Substanzmißbrauch zum abnehmen....
Aber letztendlich muß eine fachärztliche Überprüfung stattfinden, ob ein AD trotz einer solchen Nebenwirkung notwendig ist.

Es wird Dir also nichts anderes übrigbleiben, (D)einen Psychiater aufzusuchen und ihn zu fragen. Es sollte ein Psychiater sein und kein Allgemeinmediziner.

>Ich denke, wenn ich es schaffe, wenigstens noch 20 kg abzunehmen, könnte ich meine Depri auch besser in Griff kriegen (wahrscheinlich ein Trugschluss, doch ich bin davon überzeugt -> total symptomatisch!!!)<

Ach, nee...glaubst Du das wirklich??? Glaubst Du wirklich, daß eine äußere Veränderung Deine Innere Stimmungslage derart beeinflussen kann?? Kurzfristig sicherlich, weil Du stolz auf Deine "Disziplin" (die ja im Grunde überhaupt keine ist)wärst. Aber mit der Zeit würde sich die Stimmung sowieso wieder verändern. Oder denkst Du auch, daß ein Mädchen, das z.B. unter ihrer Nase leidet, nach einer Nasen-OP für immer glücklich ist. Manchmal kommt das wohl vor, es ist aber so, das sagen zumindest die Chirurgen, daß gerade Menschen mit psychischen Problemen kaum von einer OP profitieren und dann kurze Zeit später irgendeine andere "Problemzone" haben, die unbedingt operiert werden muß.... Was das mit Dir zu tun hat? Ich bin der Auffassung, daß man Deine Sicht der Depr. und deren Zusammenhang mit Deinem Gewicht durchaus mit o.g. Problemen vergleichen kann.

Abschließend noch: ADs verändern nicht die Persönlichkeit, machen nicht abhängig.

Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig weiterhelfen und entschuldige bitte meine etwas direkten Worte am Schluß. Aber das mußte ich einfach schreiben.
Grüße, Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
Silence
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Re: Depris und Essstörungen

Beitrag von Silence »

Hey, hast schon Recht. Ich weiß auch, dass das Abnehmen nicht gleich meine Depression heilt. Ist mir absolut klar, es würde mir nur irgendwie helfen, bspweise wieder öfter unter Leute zu gehen, ohne immer das Gefühl zu haben, dass alle nur über meine Figur lästern, was ja auch echt passiert.
Alte Bekannte mag ich aus diesem Grund nicht treffen, weil ich mich halt schäme für das was ich jetzt bin.
Aber ich denke, dass die Depression auch dazu beigetragen hat, dass ich überhaupt so viel zugenommen hab.
Essen als Ausweg bei trauriger Stimmung.
Mann, ist alles so verzwickt...
Aber danke für Deine Antwort, hat mir schon weitergeholfen, hab auch schon ne Psychiaterin rausgesucht, wo ich morgen anrufe. Normalerweise würde ich das mit meiner Therapeutin besprechen, aber sie ist im Urlaub.
juan
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Re: Depris und Essstörungen

Beitrag von juan »

wenn die depression verschwunden ist soll man die medikamente noch einige zeit weiternehmen um eine rückfall zu vermeiden (eine fausregel besagt noch mindestens 6 monate nach verschwinden der depression besser ist aber man nimmt sie länger)von lebenslangem medikamentenkonsum kann also keine rede sein.cipramil,trevilor und fluctin stehen im ruf sich neutral bzw. positiv auf das gewicht auszuwirken.man wird durch die medikamente kein anderer mensch sondern durch die depression.im idealfall unterstützen und ergänzen sich medikameten und psychotherapie.
Xenia
Beiträge: 2051
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Re: Depris und Essstörungen

Beitrag von Xenia »

>weiternehmen um eine rückfall zu vermeiden (eine fausregel besagt noch mindestens 6 monate nach verschwinden der depression besser ist aber man nimmt sie länger)von lebenslangem medikamentenkonsum kann also keine rede sein.>

Ich habe auch nicht behauptet, daß man die ADs generell ein Leben lang nehmen soll. Es ist jedoch so, daß, wenn man, so wie ich es geschrieben habe, viele, sich verschlechternde Phasen hatte, es durchaus angebracht ist, die ADs als Dauermedikation zu nehmen. Ist leider so, ist hart, das zu akzeptieren. War es auch für mich, als ich damit konfrontiert wurde.

Hier ein Zitat (Walden/Grunze, "bipolare Störungen"):

nach der Stabilisierungsphase setzt mit der Vollremmission die Phasenprophylaxe ein. Gegenwärtig lauten die Empfehlungen, nach einer ersten manischen Episode über mindestens ein Jahr eine Phasenprophylaxe zu nehmen sowie nach dem Auftreten von zwei manischen und/oder depressiven Episoden im Zeitraum von vier Jahren. Dabei sollte der Patient, (...) diese Prophylaxe am besten lebenslang fortführen, nicht zuletzt vor dem Hintergrund, daß die Vulnerabilität für neue Episoden mit steigendem Alter zunimmt. (...)

Okay, das bezieht sich in erster Linie auf bipolare Störungen, ist aber analog genauso anwendbar auf unipolare Depr. Klingt für mich auch vollkommen logisch.

>cipramil,trevilor und fluctin stehen im ruf sich neutral bzw. positiv auf das gewicht auszuwirken.>

Das mit dem Gewicht, v.a. das sich "positiv auf das Gewicht auswirken" ist ja gerade das Problem bei Menschen mit Eßstörungen. Leidet man an einer Bulimie, so sollte man, wenn es vertretbar ist, jegliche Medis vermeiden, die sich irgendwie auf das Gewicht bzw. Verdauung auswirken.
Gruß, Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
bump
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Re: Depris und Essstörungen

Beitrag von bump »

hallo,

ich bin noch nicht so lange hier, aber habe nun schon öfters hier im forum gelesen, dass Depris mit Essstörungen kein seltenes Thema sind. Allerdings lese ich eigentlich immer nur von Übergewicht.

Bei mir ist es allerdings genau umgekehrt. Ich habe sehr stark abgenommen (bin bei 46 kg angelangt bei einer Größe von 1, 67m)...tendenz "weiter abnehmend"... aber ohne, dass ich das Essen wieder erbreche. Es liegt einfach daran, dass ich keine Lust habe zu essen. Auch wenn der Magen noch so knurrt, habe ich einfach keinen Appetit.

Gibt es vielleicht auch Fälle wie meinen oder ist das eher untypisch?

lg
bump
Dunkelheit
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Re: Depris und Essstörungen

Beitrag von Dunkelheit »

Nein Bump,
mir geht es genauso. Ich erbreche nicht, aber ich esse auch nicht oder kaum. Allerdings habe ich im Moment noch Reserven auf den Rippen.....fragt sich wie lange? Ich hab einfach keinen Hunger und keine Lust. Bist du in Behandlung? Was sagt dein Thera dazu?
Liebe Grüße
Dunkelheit
rosarot
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Re: Depris und Essstörungen

Beitrag von rosarot »

hallo bump,
es geht dir nicht alleine so.
seit der depri, mag ich auch nicht essen.
ich war knapp 7 wochen in der klinik, die haben sofort von einer magersucht gesprochen...
ich bin mir nicht ganz sicher,denn manchmal stopfe ich auch alles in mich hinein.
ich kann aber auch tagelang nichts zu mir nehmen, kein problem.
ich nehme medis die den appetit fördern, nur merke ich nichts davon.
alles gute noch betty
bump
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Re: Depris und Essstörungen

Beitrag von bump »

Nein, ich bin noch nicht in Behandlung. Werde aber nächste Woche den Schritt tun, nachdem mir mein Hausarzt dazu dringend geraten hat.

Ich wünsch euch alles Gute!
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