Selbst verzeihen - Anfangen zu Leben

LadyFreeZe
Beiträge: 89
Registriert: 1. Mai 2003, 14:05
Kontaktdaten:

Re: Selbst verzeihen - Anfangen zu Leben

Beitrag von LadyFreeZe »

Lieber Thomas, lieber Dirk,

entschuldigt, dass erst jetzt antworte, habe ein paar Tage gebraucht bis ich mich wieder „aufgerappelt“ hatte. Aber dafür geht es mir heute ziemlich gut!
Erst mal auch dir, lieber Dirk, vielen Dank für deine einfühlsamen Antworten.

Ja, ich hab schon einmal über eine Familienaufstellung nachgedacht und mich auch darüber informiert (siehe Andere Therapienverfahren). Jetzt bin ich nur noch auf der Suche nach dem „richtigen“ Therapeuten dafür. Denn wie es scheint gibt es auf diesem Gebiet viele Amateure, die nur unglaublich viel Geld verlangen, wo aber nichts dabei raus kommt. Ich hoffe bald fündig zu werden!

Kennt ihr das: man sagt jemand die Meinung, bei einer Sache, die einem schon lange stört und fühlt sich danach extrem schlecht!?
So ging es mir heute. Habe es endlich geschafft meiner Schwester zu sagen, dass sie ihre Sache nicht überall herumliegen lassen soll, weil man ständig darüber fällt. Eigentlich, könnte ich mit mir zufrieden sein. Ich habe das in einem ganz normalen (fast freundlichem Ton) gesagt und sie meinte sogar sie würde versuchen was daran zu ändern. Dennoch habe ich ein schlechtes Gewissen und das Gefühl etwas falsch gemacht zu haben, dass mich jetzt keiner mehr mag. (genauso geht es mir bei der Sache mit Sewi (siehe oben))

Manchmal wirke ich auf andere so stark, selbstbewusst, gut gelaunt und fröhlich, aber tief in mir drin zerreißt es mich fast vor Schmerz, Leid und Unsicherheit. Wäre es nicht besser das einfach herauszulassen...oder soll ich lieber den anderen weiter was vor machen, damit sich keiner Sorgen machen muss!? Ach, warum muss immer alles so kompliziert sein?

Lieber Dirk, du möchtest wissen was ich meiner Mutter an getan habe? Weißt du, meine Mutter hat schon sehr früh ihre Eltern verloren (damals war sie 5 oder 6) und ist bei einer anderen Familie aufgewachsen. Ich glaube, damit hat sie schon genug in ihrem Leben durchgemacht, um nicht auch noch mich ertragen zu müssen. Sie hätte nicht mit mir schwanger werden dürfen, nicht meinen Vater heiraten dürfen,... Alles könnte so wunderschön für sie sein. Ich fühle mich daran schuld, dass es nicht so ist.
Ja, ich WEISS, ich bin es nicht...aber ab und zu überkommt mich der Gedanke (oder vielmehr das Gefühl) für all das Leid verantwortlich zu sein.

Genau dasselbe ist es mit der Sache „ein liebenswerter Mensch“ zu sein. Eigentlich weiss ich dass ich es bin...dass es jeder ist (auf seine Art und Weise). Vielleicht bin ich gerade dann liebenswert, wenn ich einfach ich selbst bin, mir nicht über Alles und Jeden Gedanken machen und einfach Lebe! Aber das sagt sich so einfach...

Momentan habe ich nur das Gefühl mich im Kreis zu drehen, immer das gleiche zu sagen und überhaupt nicht voran zu kommen...eher im Gegenteil.
Ich fühle mich wie euer ProblemKIND....das tut mir leid!

Alles Liebe,
Steffi
"Das Schwierigste am Leben ist es, Herz und Kopf dazu zu bringen, zusammenzuarbeiten.

In meinem Fall verkehren sie noch nicht mal auf freundschaftlicher Basis." (by Woody Allen)
Emily
Beiträge: 1217
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Selbst verzeihen - Anfangen zu Leben

Beitrag von Emily »

Liebe Steffi,

du hast vor ein paar Tagen geschrieben:

"Ständig habe ich das Gefühl daran schuld zu sein, dass meine Mutter in ihrem bisherigem Leben so viel leiden musste. Ich hasse mich dafür, dass ich sie heute morgen, eigentlich grundlos, angeschrien habe und das nur weil über Nacht wieder so viel Wut und Hass in mir hochkam. Es tat so weh mir von ihr sagen lassen zu müssen, dass ich mich nie ändern werde, dass ich immer dieser gehässige, egoistische Mensch bleiben werde." Weiß deine Mutter eigentlich, wie viel Enttäuschung in dir steckt aufgrund der Tatsache, dass du dich als Kind so ungeliebt gefühlt hast? Ist ihr dies überhaupt bewusst? Habt ihr schon einmal darüber offen darüber geredet, und hast du ihr schon gesagt, wie weh es dir getan hat oder noch tut, dich ungeliebt zu fühlen? Wenn ja, wie geht sie damit um? Ist ein Kind denn wirklich egoistisch, wenn es sich verzweifelt die Liebe und Anerkennung seiner Eltern wünscht? Ist es egoistisch, wenn es hören möchte, dass es erwünscht war? Und wenn dem nicht so war: Ist dieses Kind dann egoistisch, wenn es zumindest NICHT hören will, dass es unerwünscht war?

"Ja, ich bin voll Hass...voll mit Hass auf andere, die mir meine Kindheit zerstört haben, die nie für mich da waren...aber noch viel mehr Hass und Wut trage ich gegen mich selbst in mir...weil ich es damals nicht geschafft habe mich dagegen zu wehren und es heute immer noch (nicht?) schaffe." Mir scheint, du hast den Hass und die Wut auf dich als negative Gefühle genauso übernommen, wie andere Kinder die Liebe ihrer Eltern ganz selbstverständlich als Selbstliebe für sich übernehmen. Vielleicht kannst du das alles mal unter folgendem Aspekt sehen: Ich frage mich, wie hättest du es denn als Kind überhaupt schaffen sollen, dich gegen die Ablehnung deiner Eltern aufzulehnen? Ich kann mir nicht vorstellen, wie ein lieblos behandeltes Kind dies effektiv tun könnte. Ein Kind, das sich ungeliebt fühlt, wird doch eben gerade alles tun, um sich die Liebe seiner Eltern zu "verdienen" und sie zu gewinnen. Ein solches Kind wird doch auf gar keinen Fall ein Risiko eingehen, sich bei seinen Eltern durch Auflehnung noch "unbeliebter" zu machen. Und für einen Menschen im jugendlichen Alter gilt dies womöglich ebenfalls.

Thomas hat geschrieben, dein Thread könnte vielleicht besser heißen: "Anderen verzeihen, anfangen zu leben." Ich finde, das trifft den Nagel auf den Kopf. Du hast dir nichts zu verzeihen, denn du warst es ja nicht, die dir die Liebe verweigert hat. Du hattest aufgrund der Verweigerung gar keine Chance, zu lernen, dich anzunehmen und selbst wertzuschätzen. Sich selbst lieben zu lernen, ist ein Prozess, den man wohl genauso durchlaufen muss wie z.B. den Prozess des Laufenlernens. Du machst dir sehr viele Gedanken um dich, das finde ich gut. Vielleicht ist es ein kleiner Trost für dich, dass sich der eine oder andere verpasste Lernprozess im Leben evtl. doch noch nachholen lässt. Vielleicht mit Lücken und Hindernissen und Rückschlägen, aber ich würde es auf jeden Fall immer und immer wieder versuchen.

Lieber Gruß,
Emily.
wolkenreise
Beiträge: 28
Registriert: 25. Mai 2003, 10:54

Re: Selbst verzeihen - Anfangen zu Leben

Beitrag von wolkenreise »

Liebe Steffi,

trag nicht das Leid Deiner Mutter. Das macht es Euch beiden schwer. Ich habe die verblüffende Erfahrung gemacht, wie heilsam es ist, wenn die Schuld, Last oder wie auch immer Du es nennen möchtest dorthin zurückgegeben wird, wo sie hingehört. Das wäre nicht nur für Dich eine Entlastung, sondern auch für Deine Mutter. Ja, Du stärkst Deine Mutter, wenn Du Ihr das Leid läßt, das zu ihr gehört. Vertraue Ihr, dass sie es tragen kann.

Und mische Dich nicht in Sachen ein, die Dich als Kind nicht's angehen! Was Deine Eltern getan haben, dass Sie Dich gezeugt und geboren haben, dass Deine Eltern geheiratet haben, das liegt in der Verantwortung Deiner Eltern. Maße es Dir als Kind nicht an, Dich in die Angelegenheiten Deiner Eltern einzumischen! Es steht Dir nicht zu und bewirkt nichts Gutes. Mein Ton war jetzt etwas autoritär, aber das musste an dieser Stelle mal sein.

Bei der Suche nach einem Familienaufsteller könnte ich Dir eventuell behilflich sein, wenn Du wie ich im Rhein-Main-Gebiet wohnst. Das sollten wir aber besser per Mail ausmachen (geht das hier in diesem Forum?).

Alles Liebe

Dirk
tomroerich
Beiträge: 3102
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: Selbst verzeihen - Anfangen zu Leben

Beitrag von tomroerich »

Hallo liebe Steffi und die anderen,

bin jetzt hier in Sougia an der Suedkueste Kretas und hier steht die Zeit still, wie angenehm! Meer, Vertraeumtheit und gutes Essen. Aber ich will niemanden neidisch machen und behalte den Rest lieber fuer mich.

Lass dich nicht verunsichern von Sewi. Wir beide koennen nicht besonders gut miteinander und leider muss sie immer wieder abwertende Dinge sagen. Ich mache das ganz sicher nicht aus Zeitvertreib. Ich habe selbst lange genug an der Krankheit gelitten und tue es auch heute noch. Ich kenne Besseres fuer den Zeitvertreib.

Ciao und bis bald,

Thomas
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
LadyFreeZe
Beiträge: 89
Registriert: 1. Mai 2003, 14:05
Kontaktdaten:

Re: Selbst verzeihen - Anfangen zu Leben

Beitrag von LadyFreeZe »

Hallo, lieber Thomas!

Du kannst wohl nicht mal im Urlaub die Finger vom Computer lassen!
Wünsche dir auf jeden Fall weiterhin einen schönen, erholsamen Urlaub (um den ich dich total beneide)

Steffi
"Das Schwierigste am Leben ist es, Herz und Kopf dazu zu bringen, zusammenzuarbeiten.

In meinem Fall verkehren sie noch nicht mal auf freundschaftlicher Basis." (by Woody Allen)
LadyFreeZe
Beiträge: 89
Registriert: 1. Mai 2003, 14:05
Kontaktdaten:

Re: Selbst verzeihen - Anfangen zu Leben

Beitrag von LadyFreeZe »

Liebe Emily, lieber Dirk,

nein, ich glaube nicht, dass meine Mutter weiss wie es mir wirklich geht und was ich empfinde. Aber soll ich zu ihr gehen und sagen: „Mama, ich fühle mich daran schuld, dass du meinen Vater geheiratet hast. Wolltest du überhaupt wirklich, dass ich zur Welt komme?“
Kann ich ihr das antun? Kann ich das überhaupt verantworten?
Vor allem, wird sie sowieso sagen, ich solle keinen so einen „Scheiss“ erzählen. Sie wird alles abstreiten.
Selbst wenn ich ein Wunschkind war/bin, würde sich nichts an meiner Situation ändern. Eher würde alles noch viel schlimmer werden. Ich würde überhaupt nicht mehr verstehen warum ich mich so ungeliebt gefühlt habe bzw. immer noch fühle. Ich hätte plötzlich keine Begründung mehr für all das und dann das Gefühl ich würde mir alles nur einreden und wäre total „verrückt“.

Mein Vater hat mal gesagt: „Ich weiss, dass ich viel falsch gemacht habe und möchte jetzt vieles wieder gut machen.“ Aber wie kann man so etwas gut machen? In dem man seiner Tochter den Führerschein bezahlt? In dem man sie ins Kino einlädt? Nein, bestimmt nicht!
Das möchte ich ihm, aber nicht sagen. Ich weiss, dass er mich liebt (zumindest jetzt) und ich weiss auch, dass er es sehr gut mit mir meint.
Ich möchte ihm nicht sagen wie sehr mich meine Kindheit beschäftigt, denn ich habe Angst davor, dass er wieder zum Alkohol greift. Und das könnte ich erst recht nicht verantworten!!!

Ach, wie gerne würde die Vergangenheit einfach da lassen wohin sie gehört. Wie gerne würde ich das alles als VERGANGEN und nicht mehr änderbar akzeptieren. Warum müssen diese Gedanken und Gefühle von früher immer wieder in mir hoch kommen?

Steffi
"Das Schwierigste am Leben ist es, Herz und Kopf dazu zu bringen, zusammenzuarbeiten.

In meinem Fall verkehren sie noch nicht mal auf freundschaftlicher Basis." (by Woody Allen)
janah
Beiträge: 7
Registriert: 2. Jun 2003, 15:35

Re: Selbst verzeihen - Anfangen zu Leben

Beitrag von janah »

Liebe Steffi!

Meine Schwester hat zu mir einmal gesagt, dass unsere Mutter sie nicht lieben würde, und dass sie vielleicht sogar froh wäre, wenn sie nicht mehr da wäre. Das waren wohl mit so ihre letzten Worte - und seit dem denke ich mir "hoffentlich kannst Du von irgendwo mit ansehen, wie sehr sie um Dich trauert, wie falsch Du gelegen hast" - bis heute. Ich hab mich früher auch oft unverstanden und ungeliebt von meiner Mutter gefühlt, aber diese frühere Erfahrung hat mir immer wieder schnell in Erinnerung gerufen, wie falsch ich liege.

Es gibt leider Mütter, die ihre Liebe nicht, oder nur auf die falsche Weise vermitteln können. Dazu zählen wohl unsere Mütter auch, aber meine konnte mir ein Mal wirklich helfen, und ich hoffe ganz fest, dass es bei Dir auch zutrifft:

Ich erzählte ihr in einem Heulkrampf, dass ich ihr gegenüber ein so schlechtes Gewissen hätte, weil sie es im Leben immer nur hart hatte und ich für sie doch auch nur noch eine zusätzliche Belastung wäre. Ich sei undankbar usw. Und sie sagte darauf, ich sei so dumm (nett gemeint!), denn ich würde ihr so viel Freude bereiten, hätte ihr schon so viele unvergessliche wunderbare Momente geschenkt.

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich nicht die geringste Ahnung hatte, was ich denn für sie Gutes getan haben sollte. Aber schenken Menschen nicht manchmal anderen Menschen solche Momente, ohne dass sie wissen, wie wichtig dieser gefühlt wurde?

Was ich Dir damit sagen will, ist, dass selbst wenn Du Deiner Mutter gegenüber ein schlechtes Gewissen hast, darfst Du nicht vergessen, was sie alles verpasst hätte, hätte sie Dich nicht bekommen. Und so denkst sie ganz bestimmt auch.

Alles Liebe
Janah
wolkenreise
Beiträge: 28
Registriert: 25. Mai 2003, 10:54

Re: Selbst verzeihen - Anfangen zu Leben

Beitrag von wolkenreise »

Danke, Janah
LadyFreeZe
Beiträge: 89
Registriert: 1. Mai 2003, 14:05
Kontaktdaten:

Re: Selbst verzeihen - Anfangen zu Leben

Beitrag von LadyFreeZe »

Liebe Janah, liebe Emily, lieber Thomas, lieber Dirk und all die anderen,

warum bekommt man sobald man es ein Stück weiter geschafft hat, wieder den nächsten Stein in den Weg gelegt?
Dabei hatte man noch nicht mal Zeit sich über das gelöste Problem zu freuen...

Ich habe sehr lange über das nachgedacht, was du, liebe Janah, geschrieben hast und ich muss (nein, ich MUSS es nicht, ich WILL es) dir recht geben. Meine Mutter liebt mich. Sie hat es mir gestern gezeigt, nur halt auf ihre Art. Das ist zwar nicht die Art wie ich es mir wünsche, aber vielleicht sollte ich es einfach so akzeptieren. Sie kann es halt nicht anders. Fertig. Irgendwann muss und will ich meine Vergangenheit bei Seite legen. Habe schließlich genug Zeit damit verschwendet...

Das Schlimme ist nur ich habe im Moment absolut keine Kraft zu Leben, alles fällt mir so schrecklich schwer. Ich will nicht mehr gegen die Depression ankämpfen...ich kann nicht mehr...
Trotzdem Danke für alles!

Steffi
"Das Schwierigste am Leben ist es, Herz und Kopf dazu zu bringen, zusammenzuarbeiten.

In meinem Fall verkehren sie noch nicht mal auf freundschaftlicher Basis." (by Woody Allen)
janah
Beiträge: 7
Registriert: 2. Jun 2003, 15:35

Re: Selbst verzeihen - Anfangen zu Leben

Beitrag von janah »

Liebe Steffi,
hab gerade Deinen Thread gelesen - bist Du noch im Forum?
LadyFreeZe
Beiträge: 89
Registriert: 1. Mai 2003, 14:05
Kontaktdaten:

Re: Selbst verzeihen - Anfangen zu Leben

Beitrag von LadyFreeZe »

Hallo liebe Janah,

schade...ich war leider nicht mehr da!
Sorry!

@ Dirk: Danke, für den Versuch mir einen Familienaufsteller zu vermitteln...nur ich wohne leider nicht im Rhein-Main-Gebiet!

Alles Liebe,
Steffi
"Das Schwierigste am Leben ist es, Herz und Kopf dazu zu bringen, zusammenzuarbeiten.

In meinem Fall verkehren sie noch nicht mal auf freundschaftlicher Basis." (by Woody Allen)
sewi
Beiträge: 1606
Registriert: 15. Feb 2013, 23:02

Re: Selbst verzeihen - Anfangen zu Leben

Beitrag von sewi »

LadyFreeZe
Beiträge: 89
Registriert: 1. Mai 2003, 14:05
Kontaktdaten:

Re: Selbst verzeihen - Anfangen zu Leben

Beitrag von LadyFreeZe »

Ich glaube, als depressiver Mensch sieht man mit der Zeit vieles anders. Mir geht es zumindest so. Oft fühle ich mich meinen Freunden weit voraus, fast so als wäre ich um Jahre älter. Dabei bin ich eigentlich die Jüngste in meinem Freundeskreis. Aber manchmal kommen mir deren Gespräche so oberflächlich vor, dass ich am liebsten davon laufen würde.
Die haben es (zumindest scheint es so) so einfach im Leben! Für meine Freundin zählt nur Make-Up, Frisuren, Männer und das grösste Problem ist was sie am Abend in die Disco anzieht... Wie oberflächlich!
Klar, die sind jung (das bin ich doch auch!) und wollen LEBEN....da denkt man nicht darüber nach was in der Vergangenheit schief gelaufen ist, zumindest dann nicht wenn man sich nicht jeden Tag mit dem Leid einer Depressionen rumschlagen muss (ohne jammern zu wollen .

Einerseits beneide ich sie um dieses "unbeschwerte Leben", aber andererseits bin ich dann doch ganz froh andere Erfahrungen machen zu dürfen und dadurch vielleicht, das Leben anders schätzen zu können (so denke ich zumindest an guten Tagen!). Leider ist das meistens mit Einsamkeit und Unverstandenheit verbunden...

Steffi
"Das Schwierigste am Leben ist es, Herz und Kopf dazu zu bringen, zusammenzuarbeiten.

In meinem Fall verkehren sie noch nicht mal auf freundschaftlicher Basis." (by Woody Allen)
TMS
Beiträge: 11
Registriert: 28. Mai 2003, 17:04

Re: Selbst verzeihen - Anfangen zu Leben

Beitrag von TMS »

Lieber Thomas,
schöne Beiträge, musste weinen.

Liebe Steffie,
ich umarme Dich herzlichst und wünsche Dir weiterhin viel Mut und Kraft.

Gruß, die kleine Theresa
Conny37
Beiträge: 244
Registriert: 24. Mai 2003, 21:34

Re: Selbst verzeihen - Anfangen zu Leben

Beitrag von Conny37 »

Hallo Steffi,

ich habe mir es als "Neuling" hier zur Gewohnheit gemacht, nachzuschauen, wen ich am Abend vorher im Chat getroffen habe. Deine Geschichte ist ja im wahrsten Sinne des Wortes "Nicht von schlechten Eltern" (oder so).
Auch bei mir gibt es in dieser Hinsicht dunkle Punkte in der Vergangenheit- aber völlig anders gelagert.
Was mir spontan zu Dir eingefallen ist - ist ähnlich, wie es janah schon beschrieben hat. Ich kann Dir aus der Sicht als Mutter von zwei Kindern sagen, dass diese mir durch ihr Dasein das grösste Geschenk auf der Welt gemacht haben. Nun lasse ich mal dahingestellt, ob es Wuschkinder waren. Manchmal nimmt man sein Schicksal so an und erlebt unglaubliches.
Ich zeige meinen Kindern dass ich sie liebe- kenne aber genug Leute, die das nicht können.
Sprich mit deiner Mutter! Dieses scheint ein Schlüsselpunkt in deinem Leben zu sein. Sieh es doch mal so - wieso wollte sie denn noch mehr Kinder, wenn Du so etwas Schreckliches gewesen sein sollst, was ihr passiert ist???? Und wieso wieder von diesem Mann- von dem du denkst, dass er sie nur deinetwegen geheiratet hat?

Das lasse ich jetzt mal so stehen.

Vielleicht treffen wir uns mal wieder im Chat.

Es grüsst Dich herzlich
Conny
Conny
TMS
Beiträge: 11
Registriert: 28. Mai 2003, 17:04

Re: Selbst verzeihen - Anfangen zu Leben

Beitrag von TMS »

Lieber Thomas,

schöner Beitrag, musste weinen.

Schöne Grüsse, die kleine Theresa
TMS
Beiträge: 11
Registriert: 28. Mai 2003, 17:04

Re: Selbst verzeihen - Anfangen zu Leben

Beitrag von TMS »

Lieber Thomas,

schöner Beitrag, musste weinen.

Schöne Grüsse, die kleine Theresa
TMS
Beiträge: 11
Registriert: 28. Mai 2003, 17:04

Re: Selbst verzeihen - Anfangen zu Leben

Beitrag von TMS »

Lieber Thomas,

schöner Beitrag, musste weinen.

Schöne Grüsse, die kleine Theresa
TMS
Beiträge: 11
Registriert: 28. Mai 2003, 17:04

Re: Selbst verzeihen - Anfangen zu Leben

Beitrag von TMS »

Entschuldigt, irgend etwas ist schief gelaufen.
LadyFreeZe
Beiträge: 89
Registriert: 1. Mai 2003, 14:05
Kontaktdaten:

Re: Selbst verzeihen - Anfangen zu Leben

Beitrag von LadyFreeZe »

Liebe Conny,

danke für dein Verständnis!
Mittlerweile sehe ich selbest ein, dass mich meine Mutter liebt (nur will ich das wohl nicht an mich heran lassen, sehe mich ständig als wertloser und nicht liebenswerter Mensch). Ich weiss auch, dass es mir sehr helfen würde wenn ich mit ihr über alles reden würde.
Aber ich kann das nicht!
Ich weiss gar nicht wie ich ein solches Gespräch beginnen soll, was ich sagen soll und noch viel mehr habe ich Angst davor wie sie reagiert. Wahrscheinlich erklärt sie mich dann für total verrückt und wir fangen an zu streiten. Das möchte ich auf keinen Fall!
Darum lass ich es lieber...

@ Theresa: Danke für deine Umarmung!
"Das Schwierigste am Leben ist es, Herz und Kopf dazu zu bringen, zusammenzuarbeiten.

In meinem Fall verkehren sie noch nicht mal auf freundschaftlicher Basis." (by Woody Allen)
tomroerich
Beiträge: 3102
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: Selbst verzeihen - Anfangen zu Leben

Beitrag von tomroerich »

@ Theresa
oh danke, welchen Beitrag meinst du?
Gruss aus Kreta
Thomas
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
tomroerich
Beiträge: 3102
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: Selbst verzeihen - Anfangen zu Leben

Beitrag von tomroerich »

Liebe Steffi, liebe Alle

die wunderbare Zeit in Sougia ist schon vorbei, Mann, war das toll dort. Habe selten so gut entspannt. Tja, nun sitze ich in Chania, wo es nett aber bereits deutlich unentspannter ist und uebermorgen gehts wieder nach Hause.

Bis die Tage....

Thomas
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
TMS
Beiträge: 11
Registriert: 28. Mai 2003, 17:04

Re: Selbst verzeihen - Anfangen zu Leben

Beitrag von TMS »

Hallo Thomas,
erstmal wünsche ich Dir eine gute Heimreise.
Zu deiner Frage, ich finde alle Deine Beiträge tröstlich und liebevoll. Sehr berührt haben mir v.a. die Beiträge:
-...alte Geschichten ad acta zu legen.....
-...sich neben anderen als Versager fühlen...
-...wie kann man sein Herz davon überzeugen, dass sich etwas geändert hat....
- ...meine eigene Geschichte erzählen....
Ich wünsche Dir noch einen schönen Rest-Urlaub. Viel Spaß.
Ich grüsse Dich herzlichst, Theresa
LadyFreeZe
Beiträge: 89
Registriert: 1. Mai 2003, 14:05
Kontaktdaten:

Re: Selbst verzeihen - Anfangen zu Leben

Beitrag von LadyFreeZe »

Hallo,

hatte jetzt zwei echt harte Tage und möchte mir hier einfach alles von der Seele schreiben.
Kennt ihr das, wenn es einem sowieso schon schlecht geht, bekommt man ständig noch mal eins „reingedrückt“. Und sobald man sich aufgerappelt hat kommst das nächste Problem. Eigentlich waren alles nur Kleinigkeiten, Dinge mit denen ich, normalerweise, hätte umgehen können. Aber wenn alles auf einmal kommt...

Gestern Nachmittag war es so schlimm, dass ich aus lauter Druck anfing mich selbst zu verletzen. Dabei waren meine Narben vom letzten halben Jahr so schön verheilt und ich war stolz darauf, ohne ständige Selbstverstümmelung zu leben. Irgendwann bin ich dann heulend eingeschlafen, aber als ich heute morgen aufgewacht war alles noch viel schlimmer.
Mein Rechner fing das Spinnen an, dabei wollte ich doch nur meine Arbeiten, die ich heute abgeben musste, kopieren. Ich entwickelte eine solche Wut auf mich und alles um mich herum, dass ich einfach einige Teller auf den Boden geworfen habe. Danach bin ich, wieder heulend, zusammen geklappt. Irgendwie hatte ich nur noch den Wunsch zu sterben, weg von dem ganzen Leid zu kommen. Ständig fragte ich mich „Warum ich....was hab ich nur falsch gemacht??“ Schon wieder.
Als mein Vater kam, hab ich mich wieder aufgerappelt, ich wollte nicht, dass er was merkt.

Ja, ich weiss, eigentlich hätte ich zum Arzt gehen müssen. Hatte das eigentlich auch vor. Doch im laufe des Nachmittags ist es besser geworden.
Ich möchte auch nicht wieder irgendwelche starken Medikamente nehmen oder in eine Klinik müssen. Ich will doch nur mein Leben leben. Ist das so viel verlangt?

Jetzt hoffe ich nur, dass dieser Suiziddruck nicht wieder kommt und dass es wieder aufwärts geht. Schlimmer kann es doch fast nicht mehr werden...

Steffi
"Das Schwierigste am Leben ist es, Herz und Kopf dazu zu bringen, zusammenzuarbeiten.

In meinem Fall verkehren sie noch nicht mal auf freundschaftlicher Basis." (by Woody Allen)
Salem
Beiträge: 17
Registriert: 12. Jun 2003, 17:46

Re: Selbst verzeihen - Anfangen zu Leben

Beitrag von Salem »

Stefi,
hör mir zu. Ich weiss das klingt sicher doof,
aber ich habe alle diene threads gelesen und verfolgt. Ich hab dich echt lieb gewonnen.
Dass will ich dir echt sagen. Das kommt wahrscheinlich sehr unpersönlich rüber.
Auch ich leide an Depressionen. Wann triffst du deine(n) Therapeuten wieder?
Könntest du dir vorstellen statt dich zu schneiden etwas auszuschneiden von einem Papier?
Mir hilft das manchmal. Ich schneide
dann irgendetwas aus dem Papier und manchmal kommt etwas schönes raus. Wenn nicht werf ich es einfach weg und habe keine erinnerungen.
Antworten