Trevilor/Rückfall

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Dotty
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Trevilor/Rückfall

Beitrag von Dotty »

Hallo,
letztes Jahr im April wurde bei mir eine
schwere Depression festgestellt.
Daraufhin bekam ich Remergil, was mir jedoch nicht half, danach Paroxetin und dann letztendlich Trevilor, das ich seit fast 11 Monaten nehme in einer Dosis von 225 mg. Erst durch Trevilor konnte ich wieder arbeiten und hatte überhaupt wieder
Antrieb. Ich gönnte mir einige Träume und mir ging es wirklich gut. Nun habe ich vor einigen Wochen angefangen die Dosis auf 150 mg runterzusetzen. Erst habe ich nichts gemerkt. Doch jetzt habe ich wieder das Bedürfnis mich ins Bett zu verkriechen und bin sehr traurig. Liegt das an der geringeren Dosis oder vielleicht auch an dem Wetter? Ich habe hier gelesen, daß viele regelmäßig Ihr Blut testen lassen. Ich nehme jetzt seit 1,5 Jahren Antidepressiva in mittleren-hohen Dosen und bin da noch nie gecheckt worden. Ist das wichtig?
Viele Grüße
Dotty
kirchi
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Re: Trevilor/Rückfall

Beitrag von kirchi »

Hallo Dotty,
ich gehöre auch zu den Trevilorern,und das Jetzt schon seit drei Jahren bei einer Dosis von 75 mg retard so jetzt zu dir du könntest wenn es dir weiter nicht gut geht zu deinem Arzt gehen und evt. die Dosis zu erhöhen (vorrübergehend),eine andere Möglichkeit die ich mache,(wenn ich merke es geht mir schlechter)gehe ich viel raus und laufe.Was die regelmäßigen Blutwertkontrollen anbetrifft sind die insofern wichtig da sie über die Leberwerte Auskunft geben,wird die Leber durch das Medikament zu sehr belastet oder ist es o.k.Das ist bei den ADs verschieden wie man darauf reagiert bzw. deine Leber,deshalb sollte man die Werte kontrollieren lassen.Steh deinem Arzt auf die Füße.Abschließend wünsche ich dir etwas Sonne! Gruß Kirchi
eulalia
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Re: Trevilor/Rückfall

Beitrag von eulalia »

Hallo Dotty,

ich nehme ebenfalls Trevilor seit 2 Jahren und habe vor einigen Wochen begonnen zu reduzieren (bin jetzt bei ca. 25 mg).

Aber ich merke auch deutliche Absetzerscheinungen, unter anderem wieder zunehmende (Alb-) Träume, nächtliches Schwitzen und auch eine gewisse Traurigkeit und Gedämpfheit.

Ich bin aber ziemlich sicher, dass dies Absezterscheinungen sind und mache einfach in kleinen Schritten weiter.

Ich habe mein Sportprogramm ebenfalls hochgeschraubt und mache drei- bis viermal Sport, was mir wirklich guttut!!

Gruesse Katja
Xavro
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Re: Trevilor/Rückfall

Beitrag von Xavro »

Hallo Dotty,

die Untersuchung des Blutes unter Antidepressiva hat meines Wissens primär den Zweck zu prüfen, ob sich eine der eingenommenen Dosis des Medikamentes entsprechende Menge an Wirkstoff im Blut befindet. Manche Wirkstoffe werden nicht von allen Menschen gleich gut aufgenommen. Im Gegensatz zu einer normalen Blutuntersuchung sind diese speziellen Analysen sehr teuer und können nur von bestimmten Laboratorien durchgeführt werden. Im Allgemeinen wird das aber erst dann gemacht, wenn sich trotz hoher Dosierung keine entsprechenden Wirkungen (und Nebenwirkungen) zeigen. Bei einer nicht eintretenden Wirkung wird der Arzt in der Praxis zunächst einmal das Medikament wechseln, so wie das bei Dir ja auch gemacht wurde.

Es gibt jedoch auch die Leute, die auf kein Medikament ansprechen und da kann es dann schon mal sinnvoll sein, den Blutspiegel zu untersuchen, denn es gibt Möglichkeiten, die Verstoffwechselung durch ergänzende Medikation zu beeinflussen.

Ich hatte zu dem Thema Blutkontrolle schon einmal Briefverkehr mit Wyeth (der Hersteller von Trevilor). Von dort kam die Aussage, daß eine Blutuntersuchung im Allgemeinen nicht erforderlich ist.


Elke hat natürlich auch recht, daß es nicht schaden kann, bei einer Dauermedikation ab und an mal eine "normale" Blutanalyse machen zu lassen (also Blutbild, Leberwerte, Cholesterin etc.). Das gilt aber für alle Medikamente gleichermaßen. Manchmal wird das auch im Beipackzettel empfohlen. Du kannst ja mal Deinen Arzt darauf ansprechen.

Ich nehme seit mehr als zwei Jahren Trevilor, inzwischen 300 mg. Meine Neurologin hat mir auch noch nie Blut abgezapft und hat auch noch nie nach meinen Werten gefragt, denn bei mir wird aus beruflichen Gründen alle 6 Monate eine umfassende Blut- und Urinanalyse gemacht. Ich habe daher meine allgemeinen Werte im Blick (auf Medikamente wird nicht geprüft). Eine Veränderung durch Trevilor läßt sich bis jetzt nicht erkennen.

Ich könnte mir schon vorstellen, daß Deine Beschwerden durch die Reduktion der Dosis kommen. Jedes Antidepressivum hat eine Wirkschwelle, die für jeden anders ist. Wenn Trevilor bei dir erst ab 225 mg wirkt und darunter nicht, ist das auch okay. Das müsstest du leicht feststellen können, wenn Du die Dosis in Absprache mit Deinem Arzt wieder erhöhst. Es kann sehr gut sein, daß Du ein Antidepressivum sehr viele Jahre nehmen mußt.

Bei Trevilor kommt noch ein besonderer Aspekt hinzu. In niedrigen Dosen wirkt es ausschließlich auf das Serotonin-System ein. Dagegen wirkt es in mittleren und hohen Dosen auf das Noradrenalin-System (in extrem hohen Dosen kommt dann noch das Dopamin-System dazu). Vielleicht brauchst Du ja die Wirkung auf das Noradrenalin-System und daher auch eine etwas höhere Dosis.

Gruß
Xavro
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lollardy
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Re: Trevilor/Rückfall

Beitrag von lollardy »

Hallo Dotty,

ich habe gerade Deinen Beitrag gelesen. Ich nehme seit 5 Monaten Trevilor (75 mg) und komme damit gut zurecht. Sowohl mein Psychiater als auch meine Frauenärztin haben mir empfohlen, anfangs alle 6 Wochen meine Blutwerte, vor allem die Leberwerte, kontrollieren zu lassen. Später dann nur noch halbjährlich. Dass Wyeth sagt, Blutkontrollen seien nicht nötig ist ja klar (s. Xavio) Schaden kann´s ja nicht.
Also, ich hoffe, Dir geht es etwas besser.
Xavro
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Re: Trevilor/Rückfall

Beitrag von Xavro »

Hallo Leute,

bevor Wyeth jetzt hier zu Unrecht der möglichen Verharmlosung beschuldigt wird, muß ich etwas klarstellen.

Die Aussage von Wyeth bezüglich der Blutkontrolle bezog sich ausschließlich auf die Kontrolle des Wirkstoffes Venlafaxin im Blut.

Ich muß zugeben, daß der doppelte Zeilenumbruch zwischen den beiden Abschnitten in meiner Mail nicht wirklich ausreichend ist, um die Trennung der Themen zu verdeutlichen.

Hinsichtlich der üblichen Blutuntersuchungen schreibt Wyeth im Beipackzettel zu Trevilor unter anderem, daß bei höherer Dosierung eine Überwachung des Cholesterinspiegels erforderlich sein kann. Dazu kommen noch einige Untersuchungen bei besonderen Risikogruppen. Grundsätzlich sollten auch Blutdruck und Herzfrequenz im Auge behalten werden. Es werden also sehr wohl gewisse Kontrolle empfohlen, es obliegt jedoch dem behandelnden Arzt zu entscheiden, ob das für den jeweiligen Patienten relevant ist, oder nicht.

Nur, warum sollte ein Arzt bei einem ansonsten gesundem jungen Menschen außerhalb jeder Risikogruppe unter Trevilor Laboruntersuchungen veranlassen? Das kostet schließlich alles Geld. Ein zeitweise erhöhter Cholesterinspiegel alleine muß schließlich kein signifikantes Risiko bedeuten.

Bei einer "Mini-"Dosierung von 75mg halte ich persönlich eine regelmäßige Blutkontrolle schlicht für Verschwendung von Krankenkassenbeiträgen (natürlich nur, solange kein anderes Risiko besteht).

Man kann über die von mir nachfolgend gemachte Einteilung natürlich streiten, aber ich möchte das mal zur Orientierung darstellen:

<75 mg - sehr niedrige Dosierung (gibt es als retard gar nicht)
75 mg - niedrige Dosierung
150-225 mg - mittlere Dosierung
300 mg - hohe Dosierung
375 mg - sehr hohe Dosierung (laut Wyeth maximale Dosis)
>375 mg - extrem hohe Dosierung

Im übrigen kann ich bei allem Medikamenten nur empfehlen den Beipackzettel gründlich zu lesen (auch hinsichtlich erforderlicher Blutuntersuchungen).

Gruß
Xavro
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kirchi
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Re: Trevilor/Rückfall

Beitrag von kirchi »

Hallo Xavro,
du schreibst, daß es Trvilor 75mg retard gar nicht gibt,ich habe sie neben mir liegen und nehme sie ja auch schon seit längerem.Zur Blutuntersuchung sviel noch ich finde es ganz wichtig daß nach den Leberwerten geschaut wird,ich habe in einer Klinik mit der Einnahme von AD begonnen und hatte das Riesenvergnügen daß ich 2x das AD wechseln mußte weil meine Leber allergisch reagiete,was nützt es mir auch wenn es mir psychisch wieder gut geht und meine Leber ist dann im Eimer! Außerdem da ich normalgewichtig bin,Nichtraucherin und auch nicht trinke hätte ich nicht zu einer Risikogruppe gehört uralt bin ich auch noch nicht.Mit Trevilor kommt mein Stoffwechsel offensichtlich auch gut zurecht,und ich muß sagen daß ich froh war daß die UMstellung von einem Medi auf das andere noch in der Klinik gemacht wurde denn dabei ging es mir ganz bescheiden. Grüße Elke
Xavro
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Re: Trevilor/Rückfall

Beitrag von Xavro »

Hallo Elke,

nichts für ungut, aber ich finde, Du solltest meine Nachrichten schon genau lesen.

1.
Natürlich gibt es Trevilor retard 75. Ich habe geschrieben, daß es die Dosierung kleiner 75 mg nicht als retard gibt.

2.
Ich habe nicht behauptet, daß Blutuntersuchungen niemals nötig sind.

Spätestens seitdem Dir das erste Antidepressivum auf die Leber geschlagen ist, gehörst Du zu einer Risikogruppe (tut mir übrigens leid für Dich. Ist natürlich Mist, wenn sowas passiert. Ich hoffe es hat keinen bleibenden Schäden hinterlassen). Ich kann natürlich nicht sagen, ob bei deinem ersten Medikament eventuell eine Blutuntersuchung eher angesagt war. Das hängt halt vom Medikament ab. Wie Du selbst bestätigst, hast du aber trotz allgemeiner Empfindlichkeit keine Probleme mit Trevilor. Ergo: es ist gut verträglich und bedarf also in der Regel keiner extremen Kontrolle.


So langsam höre ich mich schon an wie ein Vertreter von Wyeth. Ich will auch Trevilor nicht über alle Maßen loben. Ganz im Gegenteil, bei mir scheint es allenfalls bescheiden zu wirken. Außerdem gab es bei mir eine deutliche Gewichtszunahme unter Trevilor, was statistisch betrachtet eigentlich eben nicht passieren soll. Nichts desto Trotz muß man schon objektiv bleiben. So bedauerlich bestimmte Einzelfälle auch immer sind, dürfen sie aber nicht automatisch verallgemeinert werden.

Natürlich schlucken wir alle keine Bonbons (die auf Dauer übrigend auch Nebenwirkungen haben), sondern Medikamente und die haben Risiken. Die sollen und dürfen natürlich nicht verschwiegen werden. Ich personlich finde es aber sehr fatal, wenn depressive Menschen, die ohnehin schon unsicher und verängstigt sind, hier ständig unausgewogene Schreckensmeldungen (das betrifft jetzt nicht unbedingt Elke) über die Medikamente lesen, die ihnen der Arzt gerade verordnet hat und von denen sie hoffen, daß sie sie gesund machen und nicht noch kränker.

Gruß
Xavro
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lollardy
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Re: Trevilor/Rückfall

Beitrag von lollardy »

Hallo Xavro,
ich wollte hier keine riesen Diskussion lostreten. Ich habe lediglich wiedergegeben, was mir meine Ärzte geraten haben. Da ich auch nicht zur Risikogruppe gehöre, denke ich, dass ich zunächst mal den Rat meiner Ärzte befolgen werde und die Werte regelmäßig kontrollieren lasse. Ich muss eh alle 6 Monate meine Schilddrüsenwerte checken, daher werden die Leberwerte dann gleich mitgetestet, kostet also nicht viel mehr. Ansonsten bin ich mit Trevilor gut zufrieden. Ich habe eine Weile in einem medizinischen Verlag gearbeitet (speziell für psychiatrische u. neurologische Themen) und dort einen recht guten Einblick in den aktuellen Stand des Pharmamarktes bekommen. Trevilor kommt immer sehr gut weg, doch muss man natürlich immer im Hinterkopf behalten, dass uns nicht alle Studien offenbart werden, die negativen erst recht nicht (s. VIOXX). Ich denke, jeder sollte selber entscheiden, was er macht, inwieweit er seinen Ärzten vertraut und sich weiter informiert. Alle Risiken abdecken kann man eh nicht.
Also, nix für ungut
Lo
Dotty
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Re: Trevilor/Rückfall

Beitrag von Dotty »

Hallo Xavro,

was genau meinst Du hiermit:?
Bei Trevilor kommt noch ein besonderer Aspekt hinzu. In niedrigen Dosen wirkt es ausschließlich auf das Serotonin-System ein. Dagegen wirkt es in mittleren und hohen Dosen auf das Noradrenalin-System (in extrem hohen Dosen kommt dann noch das Dopamin-System dazu). Vielleicht brauchst Du ja die Wirkung auf das Noradrenalin-System und daher auch eine etwas höhere Dosis.
Ich habe wg. einer Beerdigung einen Tag lang wieder die höhere Dosis genommen und war voll aufgekratzt, habe keine Träne vergissen können. Nachts jedoch konnte ich nicht schlafen und hatte Nervenzucken in den Beinen.
LG Dotty
PS: Vielen Dank an alle für die Tipps
Xavro
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Re: Trevilor/Rückfall

Beitrag von Xavro »

Hallo Dotty,

das nervöse "Nervenzucken" (ich nenne es lieber "Muskelzucken", denn es bewegen sich ja die Muskeln, nicht die Nerven) ist (normalerweise) ein Signal für einen kurzfristigen Überschuss an Serotonin und eine typische Nebenwirkung von AD. Das ist völlig harmlos (solange Du nicht gerade eine Tasse Kaffee in der Hand hast) und sollte bald wieder verschwinden. Gesunde Menschen haben das auch von Zeit zu Zeit.


Ich will versuchen Dir den dualen Wirkmechanismus von Trevilor zu erklären:

Was Depressionen wirklich verursacht, ist bis heute unbekannt. Eher zufällig ist man darauf gekommen daß Tricyclika helfen. Man hat dann untersucht was diese bewirken und festgestellt, daß sie in bestimmte Regelungskreisläufe im Nervensystem eingreifen. Tricyclika hemmen die Wiederaufname verschiedener Neurotransmitter an einer Reihe von Rezeptoren. Bei Depressionen scheinen vor allem die Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin wichtig zu sein.

Das hat in der ersten Stufe dazu geführt, das man Medikamente entwickelt hat, die ausschließlich auf das Serotonin-System einwirken (Selektive Serotonin Wiederaufnahmehemmer = SNRI).

Bei manchen Patienten scheint aber nicht das Serotonin-, sondern das Noradrenalin-System relevant zu sein. Also kamen die Selektiven Noradrenalin Wiederaufnahmehemmer SNRI.

In dieser Hinsicht stellte sich das Venlafaxin (Wirkstoff von Trevilor) als eine sehr interessante Substanz heraus. Zum Einen ist es sehr selektiv und besetzt fast nur die erwünschten Rezeptoren (daher relativ wenig Nebenwirkungen). Darüber hinaus wirkt es in geringen Konzentration ausschließlich auf das Serotonin-System und gar nicht auf das Noradrenalin-System (daher auch keine entsprechenden Nebenwirkungen). Erst in höheren Konzentrationen wirkt Venlafaxin auch auf das Noradrenalin System ein.

Man kann daher einigermaßen genau steuern und beobachten welcher Wirkungsmechanismus dem Patienten hilft.

Da Dir die hohe Dosis geholfen hat, die niedrigere aber nicht so gut, habe ich gefolgert, dass Du vielleicht die Wirkung auf das Noradrenalin-System brauchst, um stabil zu werden.

Das sind natürlich alles keine kurzfristigen Effekte. Wie Du selber gemerkt hast hilft es bei Antidepressiva nicht, kurzfristig die Dosis zu erhöhen. Zuerst kommen immer die Nebenwirkungen, die antidepressive Wirkung läßt immer eine Weile auf sich warten. Warum das so ist, weiß die Wissenschaft auch noch nicht so recht, aber das ist eine andere Geschichte.

Mit der Unruhe hast Du übrigens eine typische Nebenwirkung von Noradrenalin erlebt. Man kann "Unruhe" positiv übrigens auch als "Antrieb" bezeichnen. Typisch für Noradrenalin sind auch: Schwitzen, Kreislaufprobleme, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit. Vielleicht hast Du davon auch was bemerkt.

Ich hoffe, ich konnte Dir die Angelegenheit etwas verständlicher machen. Falls nicht, frag einfach weiter

Falls Du Dich für das Thema "Wirkungsweisen von Antidrepressiva" näher interessierst, kannst Du in der Rubrik Wissenschaft auf meiner Homepage (http://www.ak-extra.de) einen entsprechenden Artikel nachlesen.

Gruß
Xavro
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bini
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Re: Trevilor/Rückfall

Beitrag von bini »

Hallo,

ich heiße Sabine und nehme seit über einem Jahr Treviler 150 gegen Depressionen und Angstzuständ. Leider habe ich in dieser Zeit immernoch Depressionschübe. Meine Ärztin allerdings meint, dass die Dosis in Ordnung sei.....!Meine Frage an Euch, ist es wirklich so, dass Trevilor nur in der richtigen Dosis wirkt ansonsten gar keine Änderung zu bemerken ist. Wenn Jemand Erfahrungen mit der Einstellung hat,wäre schön diese mit mitzuteilen.
Ansonsten finde ich die Beiträge in diesem Forum echt interessant, vielleicht hilft es mir ein Stück weiter meine Krankheit anzunehmen.

Gruß Sabine
dorothee schrieb:
> Hallo,
> letztes Jahr im April wurde bei mir eine
> schwere Depression festgestellt.
> Daraufhin bekam ich Remergil, was mir jedoch nicht half, danach Paroxetin und dann letztendlich Trevilor, das ich seit fast 11 Monaten nehme in einer Dosis von 225 mg. Erst durch Trevilor konnte ich wieder arbeiten und hatte überhaupt wieder
> Antrieb. Ich gönnte mir einige Träume und mir ging es wirklich gut. Nun habe ich vor einigen Wochen angefangen die Dosis auf 150 mg runterzusetzen. Erst habe ich nichts gemerkt. Doch jetzt habe ich wieder das Bedürfnis mich ins Bett zu verkriechen und bin sehr traurig. Liegt das an der geringeren Dosis oder vielleicht auch an dem Wetter? Ich habe hier gelesen, daß viele regelmäßig Ihr Blut testen lassen. Ich nehme jetzt seit 1,5 Jahren Antidepressiva in mittleren-hohen Dosen und bin da noch nie gecheckt worden. Ist das wichtig?
> Viele Grüße
> Dotty
Xavro
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Re: Trevilor/Rückfall

Beitrag von Xavro »

Hallo Sabine,

Deine Frage kann man so eigentlich gar nicht beantworten. Bei der Behandlung mit Antidepressiva gibt es so viele Dinge, die berücksichtigt werden müssen, daß es eigentlich unmöglich ist via Internet eine eindeutige Antwort zu geben. Dazu reagiert auch noch jeder Mensch anders. Bei dem einen reichen 75 mg täglich, der andere braucht 225 mg und der nächste gar 375 mg. Das kann man nicht so einfach übertragen.

Welche Dosis die richtige ist, kann auch ein Arzt nicht vorhersagen. In den meisten Fällen fangen die Ärzte mit einer niedrigen Dosis an und erhöhen dann so lange, bis eine Wirkung eintritt, wobei es natürlich Erfahrungswerte gibt. Sehr häufig muß auch das Medikament gewechselt werden, weil es gar nicht anschlägt. Nicht umsonst gibt es soviele verschiedene Typen von Antidepressiva.

Ich kann Deine Zweifel im übrigen sehr gut verstehen, denn ich liege zur Zeit mit meiner Neurologin auch im Clinch was die Medikation angeht. Im Prinzip vertraue ich ihr und sie hat halt auch mehr Erfahrung als unser einer. Auf der anderen Seite scheint das Trevilor bei mir auch nicht zu helfen, so daß ich inzwischen eigentlich gerne das Medikament wechseln würde. Sie sagt aber, es besteht doch noch Hoffnung, daß es noch anschlägt.

Also was tun? Ich folge jetzt erst einmal weiter ihrer Anweisung. Gleichzeitig habe ich mir aber auch eine zweite Meinung von einem anderen Psychiater eingeholt, ob so eine Vorgehensweise fachlich okay ist. Sein Kommentar: man könne zwar auch dieses oder jenes noch machen, aber im Prinzip ist die Vorgehensweise meiner Neurologin eine zulässige Variante.

Das hat mich zwar nicht wirklich überzeugt, aber es hat mich etwas beruhigt. Jetzt weiß ich, daß sich meine Neurologin nicht irgendwo verrennt. Beim nächsten Termin werde ich dann mit Ihr über die anderen Vorschläge sprechen.

Den einzigen Rat, den ich Dir geben kann und möchte, wäre also auch eine zweite Meinung einzuholen. Das Forum hier kann halt doch keinen Arzt ersetzen.

Falls Du gesetzlich krankenversichert bist, kann es eventuell Probleme geben, wenn Du in einem Quartal zu zwei unterschiedlichen Ärzten gehst. Das läßt sich aber durch ein Gespräch mit der Kasse regeln.

Gruß
Xavro
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jes
Beiträge: 681
Registriert: 14. Okt 2004, 00:48

Re: Trevilor/Rückfall

Beitrag von jes »

Hallo, ich bin neu hier und finde das hier geschrieben sehr interessant.
Ich nehme seit 12 Wochen Trevilor. Ich muss dazu sagen das ich stationär auf die Tabletten eingestellt wurde, am Anfang war es nur eine kleine Dosis(75mg). Momentan bin ich bei 300 mg, und ich muss sagen ich bin wirklich ein kleines zartes Persöhnchen
Die erste Woche ging es mir sehr schlecht , hatte Übelkeit bis zum Erbrechen und habe die Nahrungsaufnahme gänzlich verweigert.
Die Ärtze in der Klinik meinen ich müsse wenigstens 7 Tage durchhalten, die meisten Nebenwirkungen verschwinden dann meist von allein.
Ich hab es durchgehalten, und komme jetzt mit dem Nebenwirkungen sehr gut klar.
Was ein wesentlicher Vorteil noch bei Trevilor ist, das es auch auf mein anderes Krankheitsbild, nämlich die Soziale Phobie wirkt. Meine Ängste sind weniger stark geworden und durch den stationären Aufenthalt in der Uniklinik bin ich weitesgehend gefestig worden. Ich hatte heute meinen 2 Arbeitstag, und mir geht es relativ gut, gar nicht auszudenken wie tief ich am Boden war vor 12 Wochen.
Zuletzt möchte ich noch sagen das ein Medikament allein keine Wunder bewirkt, wer sein Verhalten und seine Umstände nicht bearbeiten will den helfen auch kaum Tabletten.
Ich bleibe bei Trevilor und mache ambulant die Verhaltenstherapie weiter.
Wünsche euch allen viel durchhaltevermögen.
Sich selbst zu lieben ist der Anfang einer lebenslangen Romanze.

(Oscar Wilde)
Dotty
Beiträge: 4
Registriert: 6. Okt 2004, 18:09

Re: Trevilor/Rückfall

Beitrag von Dotty »

Hallo,
ihr schreibt, daß ihr Depressionsschübe trotz Trevilor habt. Wie genau sieht das bei Euch aus? Bei mir ist es so, daß ich mich am Liebsten wieder verkrümeln möchte, nicht aus dem Bett raus, jeder Schritt ist mir zuviel, und ich habe starke Selbstzweifel. Und das Schlimmste: diese tiefe Traurigkeit, die mich den ganzen Tag begleitet - nur nachts im Schlaf habe ich endlich Ruhe. Kennt ihr das? Ich fühle mich manchmal so hilflos und strange.
Grüße Dotty
DepriXX
Beiträge: 1498
Registriert: 5. Feb 2004, 10:57

Re: Trevilor/Rückfall

Beitrag von DepriXX »

hallo dorothee

so wie du es beschreibst, denke ich , dass trevilor bei dir nicht positiv wirkt.
ist denn dein zustand besser als ohne trevilor?

trevilor soll schon eine verbesserung deines befindes bewirken, ansonsten mal den doc nach einem anderen ad fragen.

stimmungsschwankungen sind unter einem ad auch normal, so kenne ich das zumindest. aber es bei manchen menschen wirken ads auch so gut, dass sie fast immer gut oder besser drauf sind.

ich würde dringend rücksprach mit deinem psychiater halten!
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



KatzeI
Beiträge: 136
Registriert: 15. Okt 2004, 05:59

Re: Trevilor/Rückfall

Beitrag von KatzeI »

Liebe Dorothee,
seit fünf Monaten nehme ich nun die Trevilor ein. Es gibt bei mir immer wieder Phasen mit Depressionen, Suizidgedanken, Panikanfällen, Albträumen. Zur Zeit geht es zwar ganz gut aber auch nur im Hinblick dessen,das ich wieder eine Phase der Anorexie habe und mich mehr auf Essen bzw. nicht Essen konzentriere. Versuche etwas zu finden, das Dir in solchen Phasen hilft, darüber zu stehen und Dich nicht unterkriegen zu lassen!
Ich wünsche Dir ganz viel Sonne im Herzen und weiterhin den Mut und Willen Dich nicht unterkriegen zu lassen.
Gruss Kathrin
Erst wenn man unten ist, weiß man wie es oben aussieht..
Bonaventura
Beiträge: 3
Registriert: 14. Okt 2004, 15:25

Re: Trevilor/Rückfall

Beitrag von Bonaventura »

Hallo Trevilorer,
dieses interessante Forum kenne ich erst seit gestern, und freue mich, hier soviel Wichtiges zum Thema zu entdecken.
Seit zwei Jahren nehme ich Trevilor 150 mg Retard, und es geht mir wirklich gut damit. Auch ich habe immer wieder Phasen, in denen ich destabilisiert, also depressiv bin und Ängste habe. Vorher nahm ich zwei Jahre Zoloft, das allerdings bei einer Angstneurose nicht angezeigt zu sein scheint. Gerade die letzten zwei Wochen waren wieder eine schwierige Zeit. Dennoch gelingt es mir immer wieder das Ruder herumzureißen und mein Augenmerk auf die sehr positiven Dinge, die es auch in meinem Leben gibt, zu lenken. In meinem Fall helfen besonders gut Aktivitäten, die eine ordnende Funktion haben. Aber das wird nichts Unbekanntes sein. Was Blut- und Herzuntersuchungen anbelangt, ist es so, dass mein Psychiater mich jedes halbe Jahr dazu anhält, ein Blutbild und ein EKG machen zu lassen. Dass Trevilor den Cholesterinspiegel eventuell negativ beeinflusst, wusste ich nicht. Ich habe schon Angst davor, die Einnahme von Trevilor irgendwann zu reduzieren, weil ich (noch) nicht weiß, ob ich dann meiner zurückgewonnenen Stärke vertrauen kann.
bini
Beiträge: 2
Registriert: 11. Okt 2004, 18:56

Re: Trevilor/Rückfall

Beitrag von bini »

Hallo Xavro,

vielen Dank für Deine schnelle Antwort.
Ich werde bei meinem nächsten Arzttermin eine Erhöhung der Dosis vorschlagen, aber ich denke, da es mir mit der jetzigen Medikation nicht so gut geht, wird meine Neurologin dies von selbst vorschlagen.
Ich habe gerade festgestellt, dass ich mich bei den Artzbesuchen oft selbst betrüge, indem ich, warum auch immer, oft nicht zugebe, dass es mir nicht gut geht......

Mit einem anderen Medikament habe ich noch gar keine Erfahrung. Ich "kämpfe" nunmehr seit fast 30 Jahren mit neurotischen Depressionen. Habe also schon einiges hinter mir. Oftmals habe ich gedacht, jetzt kann dir nichts mehr passieren, jetzt hast Du es geschaftt, aber ich wurde immer wieder eines Besseren belehrt und muß kämpfen.
Aus diesem Grunde bin ich oftmals so müde, dass ich für alle anderen Dinge im Leben kaum Kraft habe. Trotzdem habe ich nie aufgegeben und hoffe irgendwann doch auf ein relativ normales Leben.
Einen schönen Samstagabend wünscht Euch allen Sabine.
uschi2
Beiträge: 0
Registriert: 21. Sep 2004, 18:20

Re: Trevilor/Rückfall

Beitrag von uschi2 »

Hallo Xavro,
ich finde du kennst dich toll aus mit Trevilor. Vielleicht kannst du mir acuh weiter helfen. Meine Geschichte findest du unter "Angehörige - Depression - Trevilor" von Uschi. Kurz: Mein Mann nahm Trevilor und setzte es jetzt zum zweiten Mal nach drei Jahren ab. Er reagiert daraufhin mit einem emotionalen rückzug von mir, zu allen anderen ist er nett, aber nur mit mir kann er es nicht, salopp gesagt. Kannst du dir das vom medikament her erklären? wäre dankbar für deine Rückmeldung.
Viele Grüße
Uschi
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