bin verliebt

rapunzel12

Re: bin verliebt

Beitrag von rapunzel12 »

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Martina71
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Re: bin verliebt

Beitrag von Martina71 »

Hallo Rapunzel,

das mit dem Verliebtsein ist ja schön, wenn es dich momentan in deiner Thera voranbringt. Was aber ist, wenn die Thera um ist und du weisst, das du ihn nicht mehr siehst? Nichts gegen dieses Verliebtsein, die meisten von uns kennen das wohl mehr oder weniger, aber danach in ein Loch zu fallen kanns ja auch nicht sein oder?
Wie gehst du dann damit um? Oder denkst du da einfach noch nicht ans Ender der Thera Zeit?
VLG Martina
-----------------------------



Das menschliche Dasein ist zu beschwerlich, darum will man es wenigstens in der Phantasie abschütteln!



(Franz Kafka)
rapunzel12

Re: bin verliebt

Beitrag von rapunzel12 »

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bs

Re: bin verliebt

Beitrag von bs »

Hallo rapunzel, hallo Martina!

@rapunzel
Hatte Deinen Hinweis auf Urlaub übersehen und schon gedachte, dieser thread hätte Dich ermüdet, weil Du solange schwiegst. Wie schön, dass Du weider da bist.
Dein Einverständnis vorausgesetzt habe ich mir Deine letzte Antwort übrigens auf meinem Computer gespeichert. Die Zitate haben mir echt zu denken gegeben. Besonders dieses:
" ...von der Liebe, mit der wir operieren, versengt zu werden, das sind unsere Berufsgefahren..."

Das ist etwas, was ich bei meinem Therapeuten sehr spüre. Er läßt unglaublich viel Nähe zu, erzählt viel von sich, sogar wie er selbst die Angstbewältigungsmethoden anwendet, die er uns Angstpatienten beibringt. Er gab auch zu, dass diese Nähe ein Problem werden könnte.
Außerdem sprach er davon (in meiner 2. oder 3. Sitzung, nachdem er mir bis zu 2 Jahre Therapie angekündigt hatte. Ich war ganz schön geschockt!!) dass für ihn der Abschied von einem Klinenten auch oft sehr schwer ist, weil man sich ja zwangsläufig sehr nahe kommt.
ganz nachdenklich...
Es knistert laut und vernehmlich und trotzdem macht er diese Art von Therapie...
Mein erster Impuls war: Mein Gott, wie kann ICH verhindern, dass Grenzüberschreitungen passieren?
Aber das ist eine für mich unlösbare Aufgabe, da ich doch gerade lernen will, selbst mehr Nähe zuzulassen. Weggelaufen bin ich mein Leben lang. Ich möchte das jetzt mal unverfälscht erleben. Die Verantworung kann er viel besser tragen, weil er gelernt hat sich zu distanzieren. Leider bin ich doch noch immer ein wenig in Hab´-Acht-Stellung, obwohl ich schon viel mehr riskiere. Aber darüber geredet zu haben, hat tatsächlich auch bei mir eine Hemmung beseitigt. Seit beide Seiten bescheid wissen, geht manches leichter.


@Martina
Darf ich auch etwas dazu sagen, obwohl Du rapunzel direkt angesprochen hast?
Deine Frage nach den Folgen der Verliebtheit gerade am Ende einer Therapie habe ich mir auch schon gestellt - mich um die Antwort aber irgendwie gedrückt.
Anlässlich dieser letzten Beitäge drängt sie sich aber wieder auf und mir fällt dazu folgendes ein.
So, wie uns das Gefühl des Verliebtseins unversehens überkommen hat und mit Hilfe des Therpeuten in "geordnete Bahnen" gelenkt wird, so werden sicher auch zum Ende der Therapie Liebe und Abschied thematisiert werden. Vielleicht hat sich während der Therapie dann inzwischen eine innere Stärke und Unabhängigkeit entwickelt, so dass man sich ohne große Schmerzen trennen kann?
Oder die Therapeuten helfen uns, anstelle der verlorenen Liebe, eine Dankbarkeit mit in den neuen Lebensabschnitt hinüberzuretten?

Keine Ahnung, wie sich das entwickeln wird.
Auf alle Fälle wäre es spannend, dieses Thema weiter im Auge zu behalten.
rapunzel, ich wollte Dir nicht vorgreifen. Deine Gedanken dazu interessieren mich auch sehr.

Viele liebe Grüße

Lieschen

PS @rapunzel
Möglicherweise wären wir selbst die Verlierer bei einem scheinbaren Happy End, weil durch eine sexuelle Beziehung zum Therpeuten mit echter Liebe seinerseits (im Gegensatz zu schlichtem Missbrauch) bestimmt seine Professionalität und Distanz leiden würden.
Ich bin inzwischen davon überzeugt, dass es auch für uns so das beste ist. Davon abgesehen wäre das andere auch verboten.
rapunzel12

Re: bin verliebt

Beitrag von rapunzel12 »

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Lakota
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Re: bin verliebt

Beitrag von Lakota »

Hallo,
ich habe gerade mit grossem Interesse die Beiträge gelesen. Auch ich war schon einmal in der Situation wie Rapunzel.Allerdings habe ich es meinem Therapeuten, als die Gefühle akut waren,nicht erzählt.Erst später und er hat mir erklärt,dass ein verantwortungsvoller Therapeut mit solchen Gefühlen umgehen kann.Er meinte auch,dass diese Gefühle in der Therapie ausgesprochen werden müssten. Allerdings macht er dann seinen Patientinnen ganz unmissverständlich klar, dass diese Gefühle nicht erwidert werden.Auf meine Frage, was er denn machen würde, wenn er einmal tiefere Gefühle für eine Patientin empfinden würde, sagte er mir, dass er dann die Therapie sofort abbrechen würde und die Person an einen Kollegen weiterüberweisen würde. Denn dann wäre er gehemmt und nicht mehr objektiv. Wir haben uns darüber wirklich lange und ausführlich unterhalten.
Bei mir war es so, dass die Verliebtheit weggegangen ist, als wir eine Pause machten, da es mir besser ging. Damals dachte ich , dass verkrafte ich nicht, aber natürlich ging es. Im Moment bin ich zwar wieder in Behandlung bei ihm und es tut mir wirklich gut, mich bei ihm auszusprechen. Ich mag ihn auch wirklich total gerne und er ist ein besonderer Mensch für mich. Vielleicht ist es auch etwas mehr als nur "normal" mögen, es ist aber auch kein Verliebtsein. Gibt es so etwas? Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich ja weiss, dass er eine Lebensgefährtin hat. Worüber ich mich freuen würde, wäre, dass ich ihn auch privat kennen dürfte. Er ist nämlich von seiner Art zu denken und zu leben sehr interessant und manchmal erzählt er auch von sich und seinem Leben. Wenn ich in sein Haus komme, er hat keine Praxis im herkömmlichen Sinn, dann fühle ich mich einfach geborgen.
So, das ist jetzt länger geworde, als ich dachte. Rapunzel, geniesse Dein Verliebtsein, aber verliere Dich nicht in Deinen Träumen.
Vielleicht schreibt man sich mal wieder, bis dahin alles Gute,
Lakota
bs

Re: bin verliebt

Beitrag von bs »

Liebe rapunzel,

da bist Du mir mit Deiner Antwort auf Martina anscheinend zuvorgekommen, als ich noch beim Schreiben war. Was es alles gibt!

Ich empfinde den Austausch mir Dir auch schon seit langem als besonders - ja was eigentlich: nutzbringend? angenehm? verstehend? Es gibt wirklich viele Parallelen

a) Mein Therapeut hat sich auch noch nicht wirklich geoutet, wie seine Gefühle für mich denn tatsächlich sind. Irgendetwas hat mich bisher auch zurückgehalten, explizit zu fragen. Aus gutem Grund, wie es aussieht, denn er darf es anscheinend nicht offenbaren.
Ich merke, da ist auch von seiner Seite etwas und das muss mir genügen.
Ich bin darüber genauso traurig, wie Du.

b) Auch das kenne ich:
> Obwohl ich das alles weiß, wünsche ich mir manchmal nichts mehr, als von Ihm in die Arme genommen zu werden. Diese Sehnsucht in mir ist oft so groß, daß sie anfängt an mir zu nagen und dann fühle ich mich total schlecht. Das ist die Kehrseite der Medaille des Verliebtseins.<

c) auch ich bin seit Ende Februar erst mit größeren Abständen, ab nächstem Quartal mit wöchentlichen Terminen bei ihm in Therapie.
Komisch, in diesem Quartal habe ich auch dienstags und freitags Termine gehabt...

Jetzt wo ich das schreibe durchströmt mich wieder eine Welle der Liebe und Tränen treten in meine Augen.

Hoffentlich hat Barbara aus dem thread "Ein merkwürdiger?? Therapeut " nicht recht, wenn sie ihren Therapeuten zitiert, der sagt, dass das, was wir hier im Forum austauschen ja der Therapie entzogen wird und dort nicht mehr verwendet werden kann.


Nun muss ich erst mal Schluß machen, weil mein Mann mit mir eine kleine Fahrradtour machen will.

Heute bin ich total verwirrt, kann nicht klar denken.


Liebe Grüße

Lieschen
Barbra
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Re: bin verliebt

Beitrag von Barbra »

Liebes Lieschen,

ich glaube, ich hab mich missverständlich ausgedrückt. Gut, dass ich hier mitlese Ich wollte keinesfalls irgendwelche Sorgen oder Zweifel auslösen.


Ich probier's nochmal, hole etwas aus, wenn's Dich nicht stört: Es hätte ihn interessiert, was und wie hier so geschrieben wird, ganz generell. Wie das Forum aufgebaut ist, etc. Dann dachte er, vielleicht wolle ich ja nicht, dass er meine Beiträge liest oder es mir generell unangenehm sei, und sagte dann auch, er würde also nicht reingucken, bisher hätte er ohnehin noch keine Zeit gehabt. Er bat mich aber aus diesem Grund, ihm mitzuteilen was ich hier schreibe. Gerade auch über ihn. Er will es wissen, gab er als Begründung an, es gehe ansonsten für die Therapie mit ihm verloren. Wenn ich ihm davon nichts sage, ist das an 2 Stellen arbeiten, und im Ganzen aber weniger vorankommen. - Meine Interpretation. Ich glaube, so hat er es gemeint. Verwendet werden in der Therapie kann es ja nur dann, wenn man es auch erzählt.

Sorry, ich glaube, jetzt habe ich den ganzen langen Beitrag geschrieben und im Prinzip doch nur wiederholt, was Du bereits sagtest. Es erschrak mich nur irgendwie, das so hart in diesem Kontext zu lesen, ich weiß nicht. Hatte einfach Angst, missverstanden zu werden und möglicherweise noch schlechte Gefühle damit auszulösen

Lieben Gruß
Barbara
rapunzel12

Re: bin verliebt

Beitrag von rapunzel12 »

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bs

Re: bin verliebt

Beitrag von bs »

Liebe Barbara, liebe rapunzel


@Barbara
wie schön, dass Du Dich auch hier zu Worte meldest. Ich wollte Dich bestimmt nicht erschrecken, und Du hast auch nur bedingt Sorgen und Zweifel bei mir ausgelöst.
Im Prinzip nagten ähnliche Gedanken nämlich schon länger in meinem Kopf, da wir in der Tagesklinik, in der ich für 16 Wochen war, von einer Therapeutin ziemlich genau dasselbe gesagt bekommen hatten. Damals ging es um Dissonanzen unter zwei Gruppenmitgliedern, die wir nicht NEBEN, sondern IN den Gesprächstherapiestunden bearbeiten sollten. Begründung: Weil sie sonst der Therapie verloren gingen. Es gehört alles in die Therapie.
Ich habe ein schlechtes Gewissen und fühle mich feige, dass ich bei meinem Therapeuten immer ein wenig um den heißen Brei herumrede oder gar abwiegele, während ich hier viel konkreter werde.

Vielleicht ist es aber auch vollkommen okay, dass ich in der Therapie einfach versuche, meine Gefühle in neue Verhaltensweisen und Dekmuster umzusetzen? Das klappt komischerwiese ganz gut.

Im Prinzip erfahre ich von Dir, rapunzel, viel mehr über mögliche Gefühle und Beweggründe meines Therapeuten, als von ihm selbst. Bestimmt kommt das daher, dass Du so viel darüber gelesen hast, und die Situation schon besser verstehst.
Dein Therapeut scheint sich ja auch nur in Andeutungen zu ergehen.

Es genau zu erfragen ist doch irgendwie schambehaftet und genau genommen ja auch sinnlos, da es im günstigsten Falle nichts an unseren Gefühlen ändern, im schlimmsten Falle alles nur noch schlimmer machen würde.
(Siehe Abstinenzgebot und Therapie= Beziehung auf Zeit)
Sowohl Bestätigung als auch Verneinung der Intensität seiner Liebe würde zumindest mich total verunsichern.

Ich fange schon an mich zu fragen, wie ein Therapeut es verarbeiten würde, wenn es ihn so sehr "erwischt" wie seine Patientinnen.
Das müsste ja für ihn ein ebenso schwieriges Wechselbad der Gefühle sein.

HALT - STOP!!!
Dieser Gedankengang führt ja in eine total unsinnige Richtung. In der Therapie soll es um mich gehen!

Lakota,
gerade habe ich auch Deinen Beitrag noch einmal gelesen. Ich lerne daraus, dass die Tatsache, dass mein Therapeut mich nicht an einen Kollegen verweist, darauf hindeutet, dass er NICHT seinerseits in mich verliebt sein kann. (Ich halte ihn für ebenso pflichtbewußt und verantwortungsbewußt wie Du Deinen). Aber was ist dann mir der Übertragungsliebe?

Im Moment verstehe ich überhaupt nichts mehr...

Verwirrte Grüße an Euch alle

Lieschen
Lakota
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Re: bin verliebt

Beitrag von Lakota »

Hallo Rapunzel,
nachdem ich gestern den Beitrag geschrieben habe, war ich ganz schön aufgewühlt und habe sehr viel über meinen Therapeuten nachgedacht. Ich denke ich kann mich glücklich schätzen, dass er so ist, wie er eben ist. Er erzählt doch einiges von sich, natürlich immer passend zu dem Thema, dass wir gerade besprechen. Und durch diese Aussagen habe ich festgestellt, dass er wirklich ein sehr interessanter Mensch ist, von dem ich viel lernen könnte. Leider habe ich nur noch einen festen Termin bei ihm, dann können wir erst nächstes Jahr im Juni wieder eine Therapie beantragen. Ich glaube schon, dass ich soweit zurecht kommen werde, zumal er mir angeboten hat, dass ich einfach anrufen soll, wenn es kritisch werden sollte. Ich bin das letzte halbe Jahr nur noch alle 3-4 Wochen für eine halbe Stunde bei ihm gewesen, aber darauf habe ich mich immer gefreut. Ich hab`auch schon mal überlegt, ihm zu sagen, dass ich ihn und die Art wie er sein Leben führt sehr interessant finde, doch dann denke ich mir wieder, was das bringen soll. Er wird kaum sagen:"Na dann treffen wir uns doch mal ausserhalb der Sprechzeiten und ich erzähle Ihnen mehr von mir." Aber vielleicht mach ich es doch mal..... Was meinst Du (Ihr alle) dazu? Nicht dass er glaubt, ich hätte wieder tiefere Gefühle für ihn entwickelt.

Dann habe ich noch eine kleine Anekdote für Euch die sich so abgespielt hat: Ich war mal wieder am rumnörgeln, wie unzufrieden ich mit mir bin(war dabei aber wirklich nicht auf ein Kompliment aus), als er meinte, dass ich doch recht putzig wäre. PUTZIG!? Putzig ist für mich ein kleiner Hund. Aber was solls. Er ist, was das Äussere betrifft,ja eigentlich auch nicht mein Typ. Trotzdem fing es dann irgendwann zu kribbeln an. Was ich damit sagen will ist, dass es doch eigentlich keine Rolle spielt, ob uns der Therapeuth attraktiv findet. Ich denke es ist viel wichtiger, dass auch er gerne mit uns arbeitet und uns wenigstens sympathisch findet. Also, ich weiss jetzt auch nicht, wenn ich wirklich schon absolut cool wäre was ihn betrifft, würde ich mir wahrscheinlich nicht so viele Gedanken zu diesem Thema machen. Denn eigentlich bin ich ja verliebt, allerdings auch in einen Mann, der absolut Tabu ist.
Tja, schon eine komische Sache mit den Therapeuten. Ich glaube schon, dass es einen bestimmten Sinn hat, warum man gewisse Menschen kennenlernt. In meinem Leben gibt es, ausser meiner Familie, drei von diesen ganz besonderen Menschen und mein Therapeuth ist einer von ihnen.
Jetzt höre ich lieber auf, sonst komme ich noch ins philosophieren.
Alles Gute bis zum nächsten Mal,
Lakota
rapunzel12

Re: bin verliebt

Beitrag von rapunzel12 »

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Tina85
Beiträge: 12
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Re: bin verliebt

Beitrag von Tina85 »

Hi Rapunzel,
ich fand dein Posting schön! Ich meine, Verliebtheit ist doch wohl das schönste Gefühl, das es gibt. Und wenn es dir helfen kann, etwas glücklicher zu sein, ist es noch besser. Und fals er deine Gefühle erwidert - wieso sollte nichts daraus werden? Wenn zwei sich wirklich lieben, spielt es doch keine Rolle, wer sie sind und in welcher Position sie sind. Und falls er deine Gefühle nicht erwidert - sieh es so: du empfindest Gefühle und das istauch etwas sehr Positives!
Ich habe zwar momentan keine Depression, kann deshalb in diesem Punkt nicht mitreden, aber ich war auch schon oft unglücklich verliebt. Bin aber leider so eine dumme Romantikerin, die nichts draus lernt;-)
Ich wünsch dir jedenfalls alles Gute und geniess diesen Zustand einfach, egal, wie es sich entwickelt.
LG,Tina
P.S. Muss noch einmal sagen, dass ich dein Posting ganz schön fand!
Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: bin verliebt

Beitrag von Bellasus »

Hallo,

ich lese hier schon eine Weile mit, weil mich das Thema auch ein wenig betrifft. Aber so wie ihr möchte ich es nicht erleben, ich weiß gar nicht wie ihr das aushaltet?

Ja, ich bin sicher, es macht einen Sinn, bestimmte Menschen kennzulernen, auch wenn man den Sinn erst später erkennt. Ich habe letzten Sommer nach einem Unfall meinen neuen Hausarzt kennengelernt, mich innerhalb von 3 Sekunden verliebt und mich nach einigen Wochen getraut, ihn anzusprechen. Wir waren Kaffeetrinken und 3 Tage später zusammen - wie im Kitschroman, es war nämlich ein Sturz vom Pferd, weswegen ich da war. Er war stark, und mir ging es das ganze Jahr schon schlecht, wie ich jetzt weiß hatte ich ja schon lange immer wieder Depressionen. Mit ihm als Rückhalt traute ich mich, eine Therapie zu beginnen und dann kam ganz schnell der Zusammenbruch mit Klinikaufenthalt usw., weil mich meine ganzen alten Probleme einfach weggeschwemmt haben. Kurz nach meinem Zusammenbruch haben wir uns schon wieder getrennt, ich konnte ohne seinen Halt gar nicht mehr existieren, und das konnte er nicht ertragen, war aber noch als Freund wirklich für mich da.

Meine Probleme sind uralt, er hat da gar nichts mit zu tun, aber er hat es hervorgeholt. Wie er mir nämlich erzählte, als wir schon zusammen waren, macht er gerade die Ausbildung zum Psychotherapeuten, und das befähigt ihn natürlich, ein bißchen hinter die Oberfläche zu sehen. Ich habe ihn mir wohl ausgesucht, weil ich spürte, dass er wichtig für mich ist. Durch ihn wurde mir klar, dass ich wirklich dringendst etwas unternehmen muß, und ich habe mich getraut, was ich schon Jahre vor mir hergeschoben habe. Dafür war er da, das war seine Aufgabe in meinem Leben, und dafür werde ich ihm immer dankbar sein, auch wenn wir jetzt keinen Kontakt mehr haben. Dafür ist es noch zu frisch, und ich habe genug mit mir zu tun.

In der Klinik sagte man mir übrigens, dass das eigentlich schon nicht mehr lupenrein war, dass er als Arzt sich mit einer Patientin eingelassen hat.

Nach dieser Erfahrung habe ich mir lieber eine Therapeutin gesucht, sicher ist sicher. Euch wünsche ich, dass ihr aus der Situation gestärkt herauskommt - alles Gute

Annette




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
Xenia
Beiträge: 2051
Registriert: 20. Apr 2003, 12:31

Re: bin verliebt

Beitrag von Xenia »

Guter Beitrag, liebe Annette! Ich glaube, viele begeben sich da in Scheinwelten, aus denen kein leichtes Entrinnen ist... Ist nicht böse gemeint, ist mir auch mal passiert: seither nur noch Therapeutinnen, ist besser so...

Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
Mélange
Beiträge: 18
Registriert: 23. Jul 2004, 10:22

Re: bin verliebt

Beitrag von Mélange »

nach den Beiträgen von xenia und bellasus wage ich mich überhaupt wieder ran an dieses Thema. Ein Mitpatient von mir sagte einmal: bei Depressiven ist ja nicht der Verstand krank, die Gefühle sind krank. Und diesen kranken Gefühlen kann ich nicht trauen. Was soll denn gut oder schön oder heilsam sein am Festhalten an einer aussichtslosen Liebe? Vor allem: wie oft passiert dies einem Therapeuten im Laufe seines Lebens?
Es ist doch nur das Träumen, das schön ist und zwar schön wie eine Droge. Wer es schafft, davon loszukommen, hat auf jeden Fall eine Menge gewonnen. Und man schafft es sicher nur mit entsprechender Hilfe...Verliebtsein ist ein Gefühl wie eine Droge, deren Wirkung unweigerlich nachlässt...rapunzel, such dir andere Hilfe...es wird bergauf gehen, aber erst nach diesem Schritt.
Liebe Grüße
Mélange
Mélange
rapunzel12

Re: bin verliebt

Beitrag von rapunzel12 »

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bs

Re: bin verliebt

Beitrag von bs »

Hallo Ihr Lieben!
meinen heutigen Beitrag habe ich eben in Word vorgeschrieben und werde ihn hereinkopieren. Leider knüpft er dadurch etwas unvermittelt an gestern an. Bitte habt Verständnis.

Liebe rapunzel,

wie ein Geistesblitz durchzuckte mich vorhin beim Mittagessen kochen die Erkenntnis, wie Deine Beiträge für mich sind, nachdem ich ja gestern vergeblich nach einem passenden Wort gesucht hatte:
Es ist für mich, als würde ich in einen Spiegel sehen!
Du beantwortest mir durch Deine Worte und durch die Deines Therapeuten Fragen, die ich noch nicht einmal in meinem Kopf zuende formuliert habe. Manchmal beschreibst im Du Nachhinein Empfindungen, die ich sehr sehr ähnlich hatte, ohne sie mit meinem Techniker-Hirn jemals in solche Worte hätte fassen können. Und dennoch treffen Deine Worte genau ins Schwarze.
Wo hast Du gelernt, so über Gefühle zu sprechen?
Woher weißt Du so viel über Psychotherapie?

Wie sehr sich auch unsere Themen ähneln? Mit Angst vor Sex bin ich noch mit über 30 in meine Ehe gegangen, nachdem ich davor eine Beziehung hatte, in der 7 ½ Jahre nichts dergleichen stattgefunden hat (davor natürlich auch nicht). Dass ich auch viel an meinen Therapeuten denke und - wie ein Mantra - 100 mal am Tag seinen Namen sage, ist da fast nebensächlich. Das wird jeder verliebten Patientin so gehen. Aber Du scheinst irgendwo in Deutschland (?) gerade dieselben Phasen durchzumachen wie ich. Das erzeugt bei mir ein Gefühl von Nähe.
(Ich hoffe, dass ich Dir damit nicht zu nahe trete)

Du musst einen wunderbaren Therapeuten haben. Ich aber auch. Außer dem fehlenden Händeschütteln bei Begrüßung und Verabschiedung verhält sich mein Therapeut genau wie Deiner. Ich denke sogar, er hätte mir ganz ähnlich Antworten gegeben, wenn ich ihn nur direkt gefragt hätte.
Und wenn ich vernünftig zuhören würde!!
Ich rede meist so viel und so schnell, oft aus purer Verlegenheit, dass er mitunter gar nicht zu Wort kommt. Das kommt mir fast wie ein Schutzpanzer vor, den ich um mich errichte, um seine Worte nur nicht so nahe an mich herankommen lassen zu müssen.
(Du hast recht, als die Sprache auf Gefühle kam, die ihn betreffen, fing das eigentlich an.) Meistens komme ich mit bestimmten Sachverhalten und deren fertiger Interpretation in die Stunde und bin nicht recht aufnahmefähig für seine Anregungen.
Ich hoffe, er ist mir deshalb nicht böse. Muss ja frustrierend sein für einen Therapeuten!!
In meinem Hinterkopf „arbeiten“ seine Worte jedoch trotzdem - manchmal fällt erst Tage später der Groschen und Zusammenhänge werden mir klar, die ich so noch nie gesehen habe. Es ist auch schon vorgekommen, dass ich ihm im mit etwas Abstand zu der Sitzung heimlich recht gegeben habe, obwohl ich ihm gegenüber vehement abgestritten habe.
Mein Verhalten wundert mich eigentlich etwas, denn im Gespräch mit anderen Menschen kann ich stundenlang zuhören, ohne selbst etwas beizusteuern. Wieso bin ich in der Therapie so wenig offen?
Mir fällt gerade ein, dass ich mal etwas von „ungestilltem Mitteilungsdrang“ gelesen habe bei einer der Angststörungen. Ob es das ist? Dann hätte ich ja gute Chancen das eines Tages lassen zu können.
Tja, Psychotherapie ist schon eine spannende Angelegenheit. Ich hätte bereits früher Hilfe in Anspruch nehmen sollen. Aber dann wäre ich nicht an ihn geraten. Es ist schon gut so wie es gekommen ist. Bestimmt hat das auch alles einen tieferen Sinn. Für mich war eben jetzt der richtige Zeitpunkt.
Daher freue ich mich auch total auf jedes Treffen.

Liebe Grüße

Lieschen
Martina71
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Re: bin verliebt

Beitrag von Martina71 »

Also es ist und bleibt wahrhaftig ein spannendes Thema und ich weiss im Moment nicht, ob meine "Zuneigung" die ich weiter oben mal kurz erläutert habe, nicht doch auch ein bisschen "Verliebtheit" ist...
So long- VLG und ein paar Sonnenstrahlen aus dem Südwesten
Martina
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(Franz Kafka)
rapunzel12

Re: bin verliebt

Beitrag von rapunzel12 »

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Bellasus
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Re: bin verliebt

Beitrag von Bellasus »

Hallo,

ich kann heute nicht denken, bin nicht gut drauf. Nur soviel, Rapunzel:

Ich habe an anderen Stellen hier im Forum meine Geschichte schon beschrieben – sie ist lang (mind. 20 Jahre), und genauso lange habe ich alles unter den Teppich gekehrt, bis es eben nicht mehr ging. Dass ich vom Pferd gefallen bin, kam auch schon daher, dass ich das ganze letzte Jahr am Limit war und massiv abgebaut habe. Ja, dann kam der Arzt... Ein kurzes Hoch, ich war glücklich, ein paar Wochen lang, und dann wurde mir klar, dass eine glückliche Beziehung meine Probleme nicht löst. Ich war einfach am Ende, hatte keine Kraft mehr, habe ihn ganz schön beansprucht, bis er das erste Mal das Wort Depression aussprach. Das war der Anfang meines Zusammenbruchs, ich wußte plötzlich, dass er recht hat. Kennt ihr Kinesiologie? Muskeln reagieren auf Sätze, die für diesen Menschen stimmen, die Muskeln verlieren dann plötzlich ihre Spannung und Kraft, es ist wie ein Durchsacken. So ging es mir mit dem Wort Depression.
Also Therapeutin gesucht, leider die falsche erwischt, und innerhalb von zwei Wochen ging gar nichts mehr, Nervenzusammenbruch, ausgeknockt. Ich wollte am liebsten sofort in die Akutpsychatrie, aber das hat er mir ausgeredet, obwohl ich ihn geradezu angefleht habe, mich ins Auto zu packen und irgendwo abzuliefern. Irgendwie habe ich die paar Wochen dann überlebt, bis ich nach Rinteln konnte, und da bin ich heute froh drum. Aber akut hätten sie mich bestimmt auch dabehalten, ich hatte riesige Angst, Unfug zu machen, die Kontrolle zu verlieren.
In unserer Beziehung hatte sich schon Wochen vorher eine ganz unterschwellige Distanz eingeschlichen, beide haben wir sie gespürt und nicht ausgesprochen, aber ich konnte das nicht aushalten, wurde immer weniger, habe immer mehr geklammert und ihn damit überfordert. Es war keine gleichberechtigte Beziehung mehr, und die Trennung habe ich veranlaßt, obwohl ich ihn geliebt habe wie noch niemanden.

Noch als wir zusammen waren, sprach er mit seiner Psycho-Ausbilderin. Sie sagte, er müsse entweder die Beziehung oder die medizinische Betreuung sofort abbrechen, beides gleichzeitig sei fatal. Bei Husten mag das egal sein, aber er hat mir notfallmäßig auch mein erstes AD gegeben. Danach hätte er mich sofort woanders hin überweisen müssen, aber er hatte das alles deutlich unterschätzt.

Sorry, wollte gar nicht so viel von mir schreiben. Aber ich glaube, Therapeut-Patient-Beziehungen können im privaten Bereich niemals gleichberechtigt sein. Wie soll das gehen, der Therapeut weiß fast alles von dir, du fast nichts von ihm, und das läßt sich bestimmt nicht so schnell ausgleichen. Zumal man einem Therapeuten ja vielleicht auch mehr erzählt als einer Beziehung. Er ist auf jeden Fall immer der Starke, die Rollenverteilung ist sehr ausgeprägt. Mal ganz davon abgesehen, dass ich es mir schon schwierig vorstelle, mit einem Psychologen/ Therapeuten zusammen zu sein, den ich irgendwo kennengelernt habe wie jeden anderen auch. Kann er wohl das ewige Analysieren und Hinterfragen nach Feierabend abstellen? Fühlt man sich nicht immer durchleuchtet? Und die Scheidungsrate ist bei Psychologen höher als in allen anderen Berufsgruppen, wenn ich richtig informiert bin. Das Risiko wollt ihr doch bestimmt nicht eingehen?

Aber wenn ich eure Gedankengänge so verfolge, nutzt ihr das Ganze glaube ich sehr gut zum reflektieren, was da eigentlich in euch vorgeht, und ganz bestimmt ist es ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Gesundung. Und dafür drücke ich euch ganz fest die Daumen!

liebe Grüße
Annette

P.S. Schreibe auch meistens offline, darum paßt manchmal der Anschluß nicht.




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
Lakota
Beiträge: 41
Registriert: 25. Aug 2004, 00:37

Re: bin verliebt

Beitrag von Lakota »

Hallo Ihr Lieben,
es ist wirklich erstaunlich, welche Resonanz es auf dieses Thema gibt. Ich bin jetzt erst ein paar Tage dabei, doch jedesmal stürze ich auf meinen PC, um zu sehen, was es Neues gibt. Ich habe in den letzten Tagen viel über meine Therapeutenbeziehungen nachgedacht.
Meine erste Therapeutin hatte ich mit ca. 20 Jahren. Bei ihr war ich nur ein paarmal, da ich mich nicht öffnen wollte. Ich hatte Angst, dass sie mir den Rat geben würde, mich von meinem damaligen Freund zu trennen. Selbstverständlich kam die Trennung nach weiteren fünf nervenaufreibenden Jahren sowieso. Danach hatte ich eine Therapeutin, bei der ich, mit Pausen, ca. sieben Jahre in Behandlung war. Ich kam mit ihr ganz gut zurecht, aber es entstand nie eine engere Bindung. Ich glaube die Chemie stimmte nicht wirklich. Vor 2 Jahren hatte ich dann einen totalen Zusammenbruch, lag nur noch im Bett, da hat sie mich dann in eine Klinik überwiesen. Dort hatte ich einen Therapeuten, von dem ich am Anfang total begeistert war. Da ich aber so in mir gefangen war und mich nur auf ein Problem fixierte (jetzt weiss ich, dass es Zwangsgedanken waren), konnte er nicht richtig mit mir arbeiten und war teilweise ziemlich genervt. Was mich wiederum sehr verletzt und auch wütend gemacht hat. Als ich dann erfuhr, dass ich die Klinik verlassen sollte(ich wollte nicht gehen), hatte ich auf einmal das Gefühl, dass ich nicht ohne ihn kann und es stellte sich eine Art Verliebtheit ein. Nichts heftiges, aber es tat weh, zu gehen. Als ich dann zu Hause wieder ein Gespräch mit meiner Therapeutin hatte, kam ich einfach nicht mehr mit ihr klar. Ich hatte das Bedürfniss, mich einem Mann anzuvertrauen, was sie auch nicht verkehrt fand. Und so landete ich bei meinem jetzigen Therapeuten. Und bei ihm habe ich das Gefühl, angekommen zu sein. Dann fällt mir noch ein, dass ich vor einigen Jahren, nach der Trennung von meinem damaligen Freund, heftigst in meinen Hausarzt verliebt war. Er nahm sich viel Zeit für mich, hörte mir zu und gab mir Ratschläge für mein Leben.
Wenn ich das jetzt alles Revue passieren lasse, fällt mir auf, dass ich mich immer zu den Männern hingezogen fühle, die sich auf die eine oder andere Art um mich kümmern(da es ja ihr Job ist). Obwohl mir das bewusst ist, passiert es aber immer wieder. Ich glaube es liegt daran, dass ich in meinen Beziehungen noch nicht wirklich das Verständnis erfahren habe, das ich brauche. Ausserdem ist mein Therapeut (auch die anderen beiden) fast 20 Jahre älter als ich. Vaterkomplexe? Vielleicht unbewusst. Obwohl besagte Gefühle absolut gar nichts mit den Gefühlen zu tun haben, wie man sie zu einem Vater hat:)
@Lieschen: Es würde mich interessieren, wie Du damit klar kommst, dass Du einerseits in Deinen Therapeuten verliebt bist, andererseits Deinen Mann zu Hause hast. Ich könnte mir vorstellen, dass die Sache für Dich noch um einiges komplizierter ist als für mich oder Rapunzel, da wir beide nicht gebunden sind (oder Rapunzel?). Was würdest Du tun, wenn Dein Therapeut Deine Gefühle doch erwidern würde? Für wen würdest Du Dich entscheiden? Falls ich Dir mit diesen Fragen zu nahe treten sollte, entschuldige ich mich auch gleich dafür. Dann ignoriere sie einfach.
Ich bin heute ziemlich durch den Wind, aber das Schreiben hier tut mir gut, vielleicht ist es ein Stück Aufarbeitung.So oft wie in den letzten Tagen, habe ich das Wort "Therapeut" in meinem ganzen bisherigen Leben noch nicht geschrieben.
Ganz liebe Grüsse an alle,
Lakota
rapunzel12

Re: bin verliebt

Beitrag von rapunzel12 »

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bs

Re: bin verliebt

Beitrag von bs »

Hallo zusammen.
Wie Ihr bin ich echt fasziniert, wie lebhaft wir debattieren!

@rapunzel
wenn ich Deinen Beitrag früher gelesen hätte, dann wäre mir glaube ich ein großer Fehler erspart geblieben.
Ich habe meinem Therpeuten am Sonntag spät eine sehr gefühlvolle Mail geschreiben. Ich habe unumwunden sagen konnte:"Ich liebe Dich" Ich habe das außer meinem Mann noch niemandem gesagt... Das ist immernoch ein komisches Gefühl. Leider habe ich auch nach seinen Gefühle gefragt. Das war bestimmt ein Fehler. Wie waren Deine Worte?

>Sie hatte mir geraten, daß ich die Sache auf sich beruhen lassen soll. Sie sagt, auch wenn er meine Gefühle erwidert, dann darf er nicht darüber reden und ich bringe ihn jedesmal in Verlegenheit, wenn ich darauf herumreite. Schließlich hat er mir ja schon indirekt gesagt, daß er Gefühle für mich hat und das soll mir reichen. Ich denke, meine Freundin hat recht. Ich werde versuchen, nichts aus meinem Therapeuten herauszuquetschen, was er mir nicht sagen kann und soll.>

Ich habe die Nacht dann überhaupt nicht geschlafen - nicht eine Minute. Mein Kopf dröhnte, ich schwitzte und Liebe und Angst wühlten mich auf. Um 3.00 morgens habe ich eine Schmerztablette genommen, aber da hat auch nicht geholfen, einzuschlafen. Um es mit einer Entspannungsübung herunterzufahren, war es aber auch wieder zu schön. Ich habe es ausgehalten.
Den halben Montag bin wie benebelt herumgelaufen und habe nur igendwie funktioniert. Gut dass ich gerade ich arbeite; viel hätte ich sicherlich nicht geschafft.
Hoffentlich ist nun nicht alles aus. Ich habe auf einmal schreckliche Angst vor der nächsten Sitzung. Wie soll ich ihm in die Augen sehen, wie wird alles weitergehen?

Die Frage war eigentlich vollkommen überflüssig!!. Warum wollen wir Frauen immer alles so genau gesagt bekommen? Man muss nicht alles sagen. Im Grunde WEI SS ich schon lange, dass er mich auch liebt(wie sehr ist ja egal). Weißt Du, es sind so Kleinigkeiten, Gesten, Blicke...
Soetwas erfasse ich intuitiv innerhalb eines kurzen Augenblicks und brauche keine weiteren Erklärungen. Habe mal gelesen, Intuition sei plötzliches sicheres Wissen. Ja, ich weiß, dass er mich liebt. Die ganze Atmosphäre ist von einer besonderen Wärme durchdrungen. Eine Übung war mal, ihm zu sagen, was ich an ihm alles schätze. Du glaubst nicht, wie warm und sanft sein Blick da geworden ist. Dazu ein verlegenes jungenhafte Lächeln... Ich war ganz gerührt, weil ich diese nonverbalen Signale selbst auch ziemlich gut lesen kann.
Du hast recht, ich werde auch nicht direkt danach fragen. Was sollte das auch werden? Vielleicht ist es so viel spannender. Ich glaube wir haben einen guten Weg gefunden, miteinander zu kommunizieren, Und wenn ich ehrlich bin, dann vermisse ich nichts. Ich bekomme eine wunderbare Therapie, schwelge in Gefühlen wie schon lange nicht mehr und gestern, als ich unterwegs war, durchströmte mich ein ganz starkes Gefühl okay zu sein. Ein leichtes Lächeln trat von innen heraus auf mein Gesicht, fremde Leute haben mich zurück angelächelt und gegrüßt. Ich sagte leise seinen Namen (den ganzen sage ich immer) und war von großer Dankbarkeit erfüllt.
Sind solche wunderschönen Folgeerscheinungen nicht viel wertvoller als ein erzwungenes Geständnis, das dann wie eine Mauer zwischen uns steht oder zum Abbruch der Therapie führen müsste? Die Verständigung klappt doch auch so.

Gestern abend bin ich schon früh ins Bett gegangen und brauchte weder Kopfschmerztabletten noch eine Entspannungsübung um einzuschlafen. Heute morgen zog es mich dann geradezu an meinen Rechner, weil ich diese Verwandlung doch irgendwie in Worte fassen musste.

rapunzel, bitte erschrick nicht über so Persönliches. Ich weiß auch nicht, was da bei mir losgetreten worden ist. Bleibe bitte mit mir in Kontakt hier im Forum, auch wenn ich Dir niemals so viel geben kann, wie Du mir durch Deine postings. Ich bin so froh, dass es dieses Forum gibt!
Ich kann nämlich sonst mit niemandem über diese Dinge reden.


@Lakota und rapunzel
ich danke Euch für Eure Anteilnahme. Die Frage nach meinem Mann ist in der Tat sehr angebracht. Ja, mein Mann weiß von meiner Verliebtheit. Ich habe ihm auch damals von meinem Schwärmen für meinen neuen Vorgesetzten erzählt. Ihr müsst dazu vielleicht wissen, dass mein Mann 25 Jahre älter ist als ich. Er ist sehr klug und lebenserfahren. Er weiß, dass er mich nicht festbinden kann. Seine Meinung ist, dass man mehr als einen Menschen lieben kann. Er bekommt deswegen ja nicht weniger Liebe von mir. Ich liebe ihn für seine Eigenschaften und dafür, wie er mich liebt, wie er für mich sorgt. Meinen Therapeuten liebe ich für etwas anderes. Das konkurriert nicht miteinander. Als Lebenspartner könnte ich mir meinen Therapeuten glaube ich nicht so recht vorstellen. Er wäre mir etwas zu dynamisch. Seine Art grenzt manchmal ans Chaotische, das könnte ich nicht den ganzen Tag um mich ertragen, weil ich selbst ja innerlich so unruhig bin. Mein Mann strahlt da genau die notwendige Ruhe aus, die mich dannn äußerlich stabilisiert. Mein Problem war, dass ich immer dachte, dass ein Ehemann alle Bedürfnisse befriedigen soll, die man als Frau so hat, dass man als anständige Ehefrau keine Beziehungen außerhalb der Ehe haben kann - allenfalls zu Frauen, weil das mit Männern ja immer irgenwie gleich einen gewissen touch bekommt. Es hat lange gedauert, bis mir auffiel, dass ich aber Dinge brauche, die mein Mann mir nicht geben kann. Dazu gehören z.B. intellektuelle Austausch, anregende Gespräche, Dynamik und Geselligkeit. Er ist mit selbst zufrieden, geht selten unter Leute und braucht das auch nicht.
Ich weiß aber, dass ich nur gesund werden und bleiben kann, wenn ich von all dem genügend bekomme. Wir haben auch schon oft darüber gesprochen. Daher ermuntert er mich auch, mich anderweitig zu engagieren. Ich war eine zeitlang politisch ziemlich aktiv. Das hat mir Geselligkeit und intellektuellen Anreiz gegeben. Die Leute waren sehr nett und ich bin noch nie irgendwo so offen aufgenommen worden, wie in dieser Partei.
Leider sind dann die beruflich Krise, meine Krankeit und das alles dazwischen gekommen, so dass ich mich ein Stückchen zurückgezogen habe. Dadurch, dass ich auch noch vor kurzem gekündigt habe, sind jetzt praktisch 2 Säulen für soziale Kontakte weggefallen und ich merke, daß mir das nicht guttut.
Da stürze ich mich natürlich auf die wenigen Beziehungen, die geblieben sind.

Die zu meinem Therapeuten ist natürlich die wichtigste. Die ist zudem druchdrungen von einer Erotik, die wie bei Dir, rapunzel, zu allerlei Phantasien anregt. Sexualität war ja auch für mich lange Zeit nicht vorhanden, so dass jetzt das Bedürfnis entsteht, etwas nachzuholen. Ich habe mir schon Bücher ausgeliehen, in denen Frauen beschreiben, wie sie neben einer guten Ehe auch noch einen Liebhaber haben. Das werde ich nicht gezielt suchen, aber wegen der Liebe zu meinem Therapeuten halte ich es inzwischen nicht mehr für ausgeschlossen, dass es auch mir mal passiert. Mein Mann kennt meine Geschichte natütlich und er sagt, er würde es mir sogar gönnen. Nur Details will er dann nicht wissen. Er hat eine sehr entpannte, natürliche Haltung zur Sexualität, zum Leben insgesamt. Ich habe viel von ihm gelernt, auch meine Angst vor Sex abzulegen. Zu der Gefahr, mich an einen jüngeren Mann zu verlieren dagt er nur:" Dann habe ich Dich nicht genug geliebt"
Manchmal wünsche ich mir, dass er mich mehr an die Kette legen würde, wie mein Vater, damit ich weiß, wo meine Grenzen sind. So trage ich selbst die Verantwortung dafür, was passiert oder eben nicht. Ich habe ein wenig Angst vor einer Situation, in der mich mich dann mal entscheiden muss. Im Moment würde sicher noch das alte Denken greifen und ich würde weglaufen.
Aber Glaubenssätze aus meiner Erziehung lösen sich so langsam auf, es kommt etwas in Bewegung und neue Gedanken dringen in mein Bewußtsein. Just im Augenblick erkenne ich, dass die Therapie das bewirkt. Ich probiere ja bei meinem Therpeuten, wie ich mich trotz der Zuneigung, die ich habe, in Beziehung bleiben kann, ohne wie früher immer flüchten zu müssen und statt dessen die Bezeihung mit gestalten zu können. Da löst offensichtlich neues Verhalten neues Denken und Fühlen, oder so. Oje, was geschieht da mit mir?!?

Hey, ich brauche keine Angst zu haben. Ich habe ja meinen Therapeuten. Der wird mir bei allem helfen.

Nun ist es doch wieder länger geworden als geplant. Aber ich wollte doch wenigstens noch auf Eure Fragen antworten, nachdem ich zunächst die Gedanken der Nacht losgeworden bin.

Ich wünsche Euch allen einen schönen Tag.

Lieschen
Barbra
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Registriert: 7. Aug 2004, 08:16
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Re: bin verliebt

Beitrag von Barbra »

Hallo Ihr alle!

Es ist doch angenehm zu lesen, dass es so vielen andern ähnlich geht wie einem selbst. Auch wenn's bei mir (noch?) nicht ganz so ausgeprägt ist. Ich dachte ja, ich wäre runtergekommen, hätte mich wohl da nur reingesteigert. Nach meinem aggressiven Ausfall mit ihm, nach dem ich hochgradig wütend aus der Praxis rannte, rief er mich am nächsten Morgen an, dadurch entschied ich mich überhaupt wieder hinzugehen; seither aber reichlich distanziert was meine anfängliche "Schwärmerei" anging. War eigentlich gut, ich dachte jetzt auf einem guten Level zu sein. Vertrauen und Verständnis, offen sein können, aber auch nicht mehr. Und jetzt, gestern, auf einmal wieder ein PENG! Ich wollte grad gehen, Zeit war um, auf einmal stand er ganz ganz nah bei mir. Zu nah. Eine körperliche Anziehungskraft, die hat mich fast überwältigt...seufz. Ich guck hoch zu ihm, grins ihn an und drück natürlich irgendeinen dummen Spruch ab. Zu was anderm war ich nicht mehr imstande. Unfassbar, wie lange einem sowas hinterher gehen kann. Es beschäftigt micht jetzt immer noch! Vor allem auch der Gedanke, ob er das genauso empfunden hat. Hab vorhin gerade mit meinem besten Freund drüber diskutiert, so was ist doch meist beidseitig?? Er muss das doch gespürt haben?!

Lieschen, ich lese Deine Zeilen über Intuition und frage mich ob das stimmt. Ich glaube das nämlich auch, möchte es aber immer gern anzweifeln weil dann ja feststünde, dass mein Thera sich auch zu mir hingezogen fühlt Allein schon seine Blicke, seine Mimik sind so aussagekräftig...
Bei Dir ist das ja was anderes, Du kennst Deinen Thera schon länger (glaub ich?), und kannst auch alles besser einordnen. Puh, wieder mal reichlich verwirrend. - Manchmal finde ich, ein Leben ohne diese extremen Emotionen wär doch deutlich angenehmer.

Rapunzel, danke für diesen Thread Es hilft so sehr, hier einfach nur mitzulesen und mich in vielem wiederzufinden. Diese Anziehungskraft scheint doch sehr häufig aufzutreten, kann vermutlich auch gar nicht anders sein wenn man sich jemandem so öffnet und sich so einlässt. Ich persönlich kann mich noch nicht so ganz damit abfinden, überlege des öfteren, dass ich mich vielleicht doch ein wenig innerlich distanzieren sollte. Es macht mich ratlos, ich schwanke hin und her

Lieben Gruß
Barbara
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