Ein merkwürdiger (?) Therapeut

Barbra
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Ein merkwürdiger (?) Therapeut

Beitrag von Barbra »

susan
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Re: Ein merkwürdiger (?) Therapeut

Beitrag von susan »

Liebe Barbara,

wenn ein Therapeut meint, dass eine Stunde pro Woche nicht ausreicht, finde ich das noch nicht bedenklich. Was mir Probleme machen würde, ist die Nähe, die er zulässt. So wie ich dich verstehe, hast du aber ein gutes Gefühl dabei...?

Es bleibt auch die Frage, ob noch ausreichend Platz für deine Probleme in der Therapiestunde bleibt, wenn er einiges von sich erzählt....? Ich habe in meinen Therapien bis jetzt noch nicht erlebt, dass ein Therapeut viel von sich erzählt hat - nur etwas und das hat mich nicht gestört, weil es mir gezeigt hat, dass ein Therapeut auch nur ein Mensch ist Was mich immer interessiert hat, ist seine Ausbildung und ob er mit meiner Diagnose vertraut ist. Am allerwichtigsten ist jedoch, dass die Chemie stimmt, dass ich mich verstanden fühle und ihm vertrauen kann.

Ich finde auch, du solltest mit ihm über deine Bedenken offen reden. Wenn du merkst, dass ihm mehr an dir als an der Therapie liegt, bleibt immer noch die Möglichkeit, einen anderen Therapeuten aufzusuchen. Wünsche dir, dass du eine für dich annehmbare Lösung findest!

Liebe Grüße
Susan


Barbra
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Re: Ein merkwürdiger (?) Therapeut

Beitrag von Barbra »

susan
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Re: Ein merkwürdiger (?) Therapeut

Beitrag von susan »

Liebe Barbara,

so wie du es beschreibst, würde ich auch unsicher sein..... Ich würde es dennoch auf dem direkten Weg (ansprechen) versuchen. Was bringen dir diese unausgesprochenen Zweifel? Du solltest im Mittelpunkt der Therapie stehen - wer sonst....? Wenn du ständig damit beschäftigt bist, auf seine Blicke usw zu achten und diese zu deuten, dann kannst du dich nicht in vollem Umfang auf die Therapie konzentrieren.

Ich kann verstehen, dass es dir schwerfällt, es so direkt anzusprechen, auch deine Befürchtung, dass er die Therapie dann abbricht, kann ich nachvollziehen, aber um Klarheit zu bekommen, ist es sicher der beste Weg. Du brauchst es ja nicht überstürzen. Lass dir die Zeit, die du brauchst. Versuche, dir über deine Gefühle klarzuwerden, und finde heraus, ob du DIESEM Mann zutraust, Therapie mit dir zu machen, Therapie, die DIR etwas bringt. Wenn Fragen auftauchen, stelle sie, es ist besser, als wenn du dich vor lauter Unsicherheit auf etwas einläßt, was dich nicht weiterbringt. Alles Gute dafür! Und lass wieder von dir hören, wenn du magst...Wann ist denn der nächste Termin?

Liebe Grüße
Susan


Barbra
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Re: Ein merkwürdiger (?) Therapeut

Beitrag von Barbra »

susan
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Re: Ein merkwürdiger (?) Therapeut

Beitrag von susan »

Liebe Barbara,

auch wenn die Gefühle jetzt noch "verrückt" spielen, was diesen Therapeuten betrifft, so ist es bestimmt kein Grund, gleich aufzugeben. Du könntest dir nach jeder Therapiestunde aufschreiben, was dir gut getan hat und was du eher als negativ empfindest. So kannst du sehen, was überwiegt und evtl. fällt es dir dann auch leichter - mit den Notizen oder ohne - mit ihm darüber zu reden. Ich drück' dir die Daumen, dass dich dein Gefühl in die richtige Richtung lenkt!

Lieber Gruß
Susan


Frauw
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Re: Ein merkwürdiger (?) Therapeut

Beitrag von Frauw »

Liebe Barbara,

das mit dem zweimal die Woche fände ich auch noch nicht bedenklich, aber was macht er denn für eine Kombinationstherapie?
Ich finde seine Äusserung bezüglich Deiner eventuellen Agressionen, die Du hoffentlich nicht gegen ihn richten wirst sehr seltsam. Denn dafür ist er da und dafür gehst Du hin, dass Du Deine Emotionen an ihm auslassen kannst und bestimmte Verhaltensmuster auf ihn projiziert, damit ihr sie dann zusammen lösen könnt. Das ist nur mein Eindruck.
Dazu muß ich noch sagen, ich war mal bei einer Therapeutin, die hat auch private Dinge erzählt, das kommt wohl nicht häufig vor, aber total unüblich scheint es auch nicht zu sein - ich finde es auch okay, so lange noch genug Zeit für Deine Probleme bleibt und nicht die ganze Stunde über ihn gesprochen wird und Du immer noch das Gefühl hast, er nimmt Dich wahr und Du stehst im Mittelpunkt.

Ich finde auch das Beste, wenn Du das alles mal ansprichst, ich glaube durch seine Reaktion bekommst Du am meisten Klarheit.

Liebe Grüsse
Silke
Barbra
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Re: Ein merkwürdiger (?) Therapeut

Beitrag von Barbra »

Barbra
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Re: Ein merkwürdiger (?) Therapeut

Beitrag von Barbra »

Nachtrag:

Was ich gestern nicht erwähnt hatte, war dass ich ihn mehr oder weniger überredet hatte mir eine Diagnose zu stellen. Er zögerte sehr, kam dann aber mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung und noch anderen Dingen, die aber net ganz so wichtig sind. Inzwischen ist mir klar, dass wohl genau diese Diagnose mir, die ich doch gedacht hatte "einfach nur depressiv" zu sein, übelst aufstösst. Ich bin jetzt auch wütend geworden. Auf ihn, auch wenn er nix dafür kann, und vor allem auf meine Eltern.
Es macht mir einfach Angst.

Dies einfach nur als Info, falls es euch interessiert und weil mein Beitrag gestern so chaotisch und emotional war.

Lieben Gruß
Barbara
susan
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Re: Ein merkwürdiger (?) Therapeut

Beitrag von susan »

Liebe Barbara,

dass dein Therapeut nun den ersten Schritt getan hat, ist doch kein schlechtes Zeichen. Es zeigt seine Offenheit, die Dinge anzusprechen und das ist eher zu begrüßen. Na klar, bist du durcheinander, weil du damit nicht gerechnet hast. Du wolltest es aufschieben, dir Zeit lassen, und nun ist es anders gekommen. Es kann doch sehr hilfreich sein, wenn er Dinge anspricht, die du dich nicht traust, weil du dir unsicher bist. Er nimmt dir diesen Schritt ab und öffnet eine Tür. Du kannst dir überlegen, ob du hindurchgehst, auf ihn zu oder ob du noch Zeit brauchst, um Klarheit über deine Gefühle zu bekommen. Dann solltest du ihm das sagen, er wird es sicher verstehen. Lass dir die Zeit, die du brauchst, egal welches Tempo er vorgibt. Versuch, alles so offen wie möglich anzusprechen, dann kommt es nicht zu Missverständnissen und du fühlst dich am Ende wohler damit, als wen es in dir "brodelt".

Liebe Grüße
Susan


Barbra
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Re: Ein merkwürdiger (?) Therapeut

Beitrag von Barbra »

Oh Susan,

warum ist das alles so schwer? Ich will ja gar net rumjammern, aber genau das tu ich wohl grade

Selbstverständlich will ich bei ihm bleiben. Er ist auch superlieb zu mir, bietet mir an ihn jederzeit, auch am Wochenende anzurufen. Habe ich allerdings kategorisch abgelehnt, ich würde schon alleine klarkommen.Er würde mir ja selbstverständlich auch nicht den vollen Satz verlangen, falls die KK sich doch weigern sollte usw.

Aber jetzt habe ich das Gefühl wie von einem ganz tiefen Fall. Es geht mir schlechter als vorher, einmal aufgrund der Diagnose, und dann noch wegen des Gesprächs, ich fühle mich so "erkannt". Habe ich das einigermaßen verständlich formuliert? "Erkannt" in dem Sinne, dass es mir peinlich ist, ich mich schäme für mich selber, ich weiß net..Chaos in meinen Gefühlen

Ganz viel Danke Susan für dein Verständnis von einer grade sehr traurigen Barbara
Barbra
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Re: Ein merkwürdiger (?) Therapeut

Beitrag von Barbra »

Liebe Sandra,

nee nee, das seh ich anders, sorry. Der Vorschlag mit einem neuen Therapeuten kam nur aus dem Grund, weil ich gefragt hatte was wir tun wenn die KK ablehnt zu zahlen. Da war dann die Antwort, dann helf ich Ihnen entweder einen neuen Therapeuten zu suchen oder ich stunde Ihnen das Honorar; und er würde mich keinesfalls hängenlassen, hat er ausdrücklich betont. Ich hab's keinesfalls so aufgefasst als dass er net mehr mit mir arbeiten wolle (eher im Gegenteil aufgrund seines Angebots, nicht mal das volle Honorar zu verlangen).

Lieben Gruß
Barbara
Barbra
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Re: Ein merkwürdiger (?) Therapeut

Beitrag von Barbra »

susan
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Re: Ein merkwürdiger (?) Therapeut

Beitrag von susan »

Liebe Barbara,

es ist verständlich, dass du dich "erkannt" fühlst. Du hast aber keinen Grund, dich dafür zu schämen. Sieh es positiv, sieh, dass dieser Therapeut sich gut in dich einfühlen kann. Es kann von Vorteil für den Verlauf der Therapie sein, dass er so offen zu dir ist.
Auch wenn dich das durcheinanderbringt und wenn die Gefühle aufgewühlt sind, nimm dir Zeit, um festzustellen, ob DIESE Art dir gut tut. Ob du dich weiterhin verstanden und angenommen fühlst oder ob es dich "überrollt". Dann wäre es wichtig, dass du ihm sagst, wie du dich damit fühlst. Dann kann er dir Raum geben, deine Gefühle und Gedanken zu ordnen und du bist eher in der Lage, Fragen zu stellen und auf seine Äußerungen zu reagieren.

Auch wenn es sich jetzt noch so chaotisch anfühlt, wenn Wut sich mit Freude, Angst, Traurigkeit, Unsicherheit u.a vermischt, versuche einen "klaren" Kopf zu bekommen, mach dir Notizen, wäge das für und wider ab und nimm all diese Gedanken mit in die nächste Therapiestunde und sprich das an, was dir wichtig ist. Alles Gute dafür!

Lieben Gruß
Susan


Frauw
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Re: Ein merkwürdiger (?) Therapeut

Beitrag von Frauw »

Liebe Barbara,

ich kann verstehen, dass Du jetzt total aufgewühlt bist und ich glaube auch, dass Du Dich immer wieder fragen musst, istdie Therapie o wie sie abläuft gut für mich, fühle ich mich verstanden und sicher bei meinem Therapeuten? Ich glaube wenn dem so ist, spricht nichts gegen Deinen Therapeuten.
Übrigens habe ich Gestern noh gelesen, dass die Therapien am meisten etwas bringen, in denen man die Gefühle in der Therapie ausleben kann und es nicht nur um Erzählungen geht, von dem, wie es einem so geht. Also von dem Standpunkt aus, wäre Deine Situation jetzt natürlich optimal.
Aber übernimm Dich nicht und zieh die Notbremse, wenn Du merkst, Deine Gefühle für ihn gehen doch zu weit und es wirkt Deiner Therapie nur entgegen.

Ich wünsche Dir alles Gute

Silke
Barbra
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Re: Ein merkwürdiger (?) Therapeut

Beitrag von Barbra »

Hallo Ihr Lieben!

Nachdem ich mich jetzt seit Freitagnachmittag konsequent verkrochen und reingesteigert habe, bin ich jetzt so weit, etwas klarer sehen zu können. Meinem engeren Umfeld habe ich telefonisch die Diagnose mitgeteilt, sehen wollte ich natürlich keinen. Immerhin hab ich ganz positive Feedbacks gekriegt, ein Bekannter meinte sogar "mach dir nix draus, hab ich auch gehabt" Kostete ihn allerdings 10 Jahre Behandlung.

Mit meinem Ex hatte ich gestern ein sehr gutes Gespräch, glücklicherweise sind wir zu der Einsicht gekommen, dass unsere Freundschaft zu wertvoll ist, um sie jetzt nach der Trennung einfach wegzuwerfen. Er meinte, er halte nix davon, diese Gefühle so sehr auf meinen Thera zu projizieren. Ich steigere mich ohnehin immer extremst rein, und es könnte gefährlich werden, wenn ich dann nicht bekäme was ich wolle. Dass ich mir durchaus bewusst bin, dass da nie was sein wird, wollte er mir nicht ganz abnehmen, das würde sich ja noch anders entwickeln.

So weit, so gut. Jetzt wird halt dran gearbeitet, schließlich hab ich schon so vieles im Zusammenhang mit meiner früheren Sucht bearbeitet, dann wird das auch noch gehen. Das einzige was ich mir nun noch wünsche, ist auch wieder an andere Dinge denken zu können. Momentan herrschen doch noch Wut, Trauer und Angst vor, und in meinem Kopf dreht sich noch alles hin und her. Kann net aufhören nachzudenken. Aber selbst das kann ja durchaus sinnvoll sein.

Liebe Grüße
Barbara
bs

Re: Ein merkwürdiger (?) Therapeut

Beitrag von bs »

Hallo zusammen,

konnte leider erst heute wieder in Forum kommen und bin total begeistert von der Diskussion!!

@barbara
Tut mir leid, wenn ich Dich verunsichet habe - aber die spärlichen Informationen am Anfang ...

Inzwischen hört sich das nicht mehr so gefährlich an, eher nach ganz normaler Therapie. Bei Suizidgefahr sind vielleicht tatsächlich auch 2 Stunden pro Woche normal, keine Anhnung.
Mein Therapeut hat mich auch eines Tages gefragt, ob ich in ihn verliebt sei und wir sind darüber halbwegs ins Gespräch gekommen, wobei so mancher innere Konflikt zur Sprache kam.

Zu einer ähnliche Auffassung, wie Du in Deinen letzten Zeilen schreibst, bin ich daher auch inzwischen gelangt: Ich muss eben lernen, mit solchen Gefühlen umzugehen. Da war mein Verhaltens-Repertroire nicht besonders groß, selbstschädigend und vor allem unangemessen. Aber gerade deswegen bin ich ja in der Therapie.


Alles Liebe und viel Erfolg bei Deiner Therapie

Lieschen
Barbra
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Re: Ein merkwürdiger (?) Therapeut

Beitrag von Barbra »

Hallo Lieschen,

Du hattest mich verunsichert, ja. Aber das ist absolut ok, auch das hilft beim Klarwerden. Die spärlichen Infos, na ja, der Thread war halt schon so lang...

Was jetzt noch schön wäre bzgl all dieser wirren Gefühle, wäre wenn da etwas mehr Ruhe reinkommt. Alles überschlägt sich momentan richtiggehend . Es kann doch net gesund sein, wenn sich in mir alles nur noch im Kreis dreht?

Wobei ich auch anfange, all das auch ganz spannend zu finden, es kann sich in so viele Richtungen weiterentwickeln, jetzt da ich weiß woran ich bin.

Ich hätte noch eine Frage an Dich, wenn ich darf. Wie lange bist Du jetzt schon bei Deinem Therapeuten, und wie lange dauerte es bis er Dich fragte ob Du in ihn verliebt seist?

Lieben Gruß
Barbara
titanic
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Re: Ein merkwürdiger (?) Therapeut

Beitrag von titanic »

Hallo Barbara,
ohne dass ich mir ein Urteil bilden kann über diese Art therapeutische Beziehung, wie du sie beschreibst, so klingeln doch in mir ein paar Alarmglocken - vielleicht weil ich selbst einmal Gefahr gelaufen bin, mich von der Attraktivität und Herzenswärme eines bestimmten Therapeuten anziehen zu lassen.
Zum Glück habe ich mich rechtzeitig auf den eigentlichen Sinn und das angestrebte Ziel meiner Therapie, nämlich Zustandsverbesserung, besonnen und bin auf einen normalen Level zurückgekehrt, ohne dass er von meinen "Verirrungen" erfuhr.

Du meinst, dass dein Therapeut dir entsprechende Gefühle entgegenbringt, aber könnte dieses Empfinden nicht auch ein Symptom deiner NPS sein, bei der ja eine sehr ungestillte Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung vorherrscht ?
Wenn es aber wirklich so sein sollte, dass der Therapeut sich dir in dieser Weise "nähert", dann wäre das absolut unprofessionell von ihm und bringt früher oder später für dich und auch für ihn unendliches Leid hervor, ganz abgesehen davon, dass eine richtige Therapie unter diesen Bedingungen nicht stattfinden kann.

Ein Buch kann ich dir empfehlen, dass u.a. auch auf dieses Thema eingeht: "Angst und Drepressionen im Alltag" von Nossrat Peseschkian und Udo Boessmann.

Alles Gute
wünscht dir
Titanic
Liebe Grüße auch an dich, Susan.
Barbra
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Re: Ein merkwürdiger (?) Therapeut

Beitrag von Barbra »

lucy
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Re: Ein merkwürdiger (?) Therapeut

Beitrag von lucy »

Hi Barbara,
also ich finde es ganz normal, dass man sich erstmal in den Therapeuten verliebt. Das war ich auch gleich ziemlich schnell. Wow, endlich mal ein Mann der mich versteht und mich so wertschätzt, da kann man schon mal auf nen Verliebtheits-Kribbel Trip kommen.
Wie bei Dir hat mein Thera es bald darauf angesprochen. Zuerst habe ich mich geschämt und dann hat er es geschafft es in eine gute Patienten - Patient Ebene mit freundschaftlichen Gefühlen zu verwandeln. Genauso wie er seine professionalität hat hast Du auch die Möglichkeit es realistisch zu betrachten.
Dein Therapeut erhält für die Gespräche mit Dir Geld. Er hat viele Patientinnen, die sich wahrscheinlich zur Hälfte in ihn verliebt haben.
Ist doch doch, dass Du Dich bei ihm aufgehoben fühlst, betrachte es aber realistisch, er ist so ne Art gekaufter Freund, er hilft Dir, unterstützt Dich und wird Dein Selbstwertgefühl steigern. Mehr soll er nicht.
Übrigens finde ich jeden Therapeuten Verachtenswert, der sich in dieser Hinsicht unprofessionel verhält, denen gehört die Lizens entzogen. Meine Schwester hatte mal so einen Therapeuten. Kurz bevor sie die Therapie bei ihm beendet hat, hat er sie privat eingeladen. Sie hat natürlich abgelehnt, da sie erstens eine gute langjährige Beziehung hatte und zweitens, weil sie es komisch fand.
Also, so lange nur die Wellenlänge stimmt und du Dich bei ihm wohl fühlst ist alles im grünen Bereich.
Gruß Lucy
Barbra
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Re: Ein merkwürdiger (?) Therapeut

Beitrag von Barbra »

Hallo,

eigentlich wollte ich meine Beiträge hier jetzt löschen. Wir hatten heute wohl nicht gerade was man eine produktive Sitzung nennt. Ich bin stinkwütend auf ihn. Momentan ist auch nicht mal mehr ein Funke Sympathie vorhanden. Davon abgesehen war ich auch noch blöd genug, ihm zu sagen in welchem Forum ich bin, was also heisst dass er das mit Sicherheit auch noch lesen wird!

Aber ich lass es stehen. Soll er doch lesen, mir doch egal. Ich weiß ohnehin net, ob ich noch hingehen werde oder net. Weiß eigentlich gar nix mehr, außer dass es mir seit Freitag superbeschissen geht und er es noch verschlimmert hat. Das kann ja wohl kaum Ziel eines Therapeuten sein. - Aber ich stell mich ja bestimmt nur an, benehme mich mal wieder überempfindlich und trotzig und kindisch und hab überhaupt keinen Grund zu solch einer Reaktion

Ich will aus diesem Leben raus.

Barbara
Barbra
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Re: Ein merkwürdiger (?) Therapeut

Beitrag von Barbra »

Ich musste doch löschen, ging nicht anders. Auch wenn's doof ist, tut mir leid.

Barbara
bs

Re: Ein merkwürdiger (?) Therapeut

Beitrag von bs »

Hallo Barbara,

Du fragtest:
Ich hätte noch eine Frage an Dich, wenn ich darf. Wie lange bist Du jetzt schon bei Deinem Therapeuten, und wie lange dauerte es bis er Dich fragte ob Du in ihn verliebt seist?

Nun, in die psychiatrische Sprechstunde bin ich das erste Mal Mitte Juli 2003 gekommen. Weil er äußerlich genau mein Typ ist, und ich wußte, in welche Gefühlsverwirrungen ich geraten könnte, habe ich eine Weile im Wartezimmer gesessen und ernsthaft überlegt, ob ich nicht doch besser einen anderen suchen sollte. Die Art, wie er mich dann in sein Sprechzimmer gebeten hat und einige andere Details des ersten Gesprächs haben mich dann aber davon überzeugt, dass er der richtige Therapeut für mich ist.
Meine Symathie für ihn hat er schon im ersten Gespräch abgefragt, weil ich entstprechenden Ausdruck in meinem Blick natürlich nicht verbergenkonnte. Da begann auch schon das mit dem komplimentenartigen Feedback über meine Gestik und Mimik.

Gut 1/2 Jahr später habe ich mit EInzeltherpie begonnen und habe 10 Sitzungen für ein sehr blockierendes Thema gebraucht. In der 11. saß ich etwas wortkarg herum und deshalb hat er mich das gefragt. Das würde meine Kommunikationshemmung erklären, meinte er. Ich habe ihm dann später als Hauptgefühle Dankbarkeit, Vertrauen und Hoffnung auf Hilfe genannt aber auch das mit seinem Äußeren.

Nach 2 weiteren Sitzungen hatten wir das etwa soweit, wie Lucy das heute Mittag beschrieben hat.

Darüber gesprochen zu haben und betont zu haben, dass ich ihn trotzdem jetzt als Therapeuten und als nichts anderes will, hat irgendwie eine weitere Blockade gelöst.
Seit dem bin ich selbst aktiver in den Sitzungen, lasse mich auf das Freundschaftsangebot auf Zeit ein und kann üben, eine Beziehung nach meinen Wünschen mit zu gestalten.

Die Komplimente werden nun auch weniger, aber möglicherweise waren sie ja auch nur ein Mittel, um o.g. Zweck zu erfüllen.
Dafür kommen jetzt weitere Themen.

Glaubst Du eigentlich echt, dass Therpeuten in diesen Foren auch lesen und ihre "Schäfchen" womöglich erkennen??

@Lucy
Du hast das wunderbar treffend beschrieben und ich denke auch, dass wir bei weitem keine Einzelfälle sind.

@alle
Ohne das Lesen und schreiben im Forum hätte ich sicher nicht so schnell erkannt was da lo ist, woher das kommt und wozu es gut sein kann. Ich bin allen dankbar, die sich hier so offen geäußert haben oder auch mir Rückmeldung gegeben haben.

Ich lerne sehr viel durch diesen Austausch.


Viele Grüße

Lieschen
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