Eine Welle kommt und ist nicht greifbar...

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schnick
Beiträge: 11
Registriert: 25. Mai 2003, 09:11

Eine Welle kommt und ist nicht greifbar...

Beitrag von schnick »

Hi,
kennt Ihr das?
Ich sitze hier und frage mich, was ich eigentlich mache.
Seit einem Jahr bin ich "bewußt" krank.
Vorher dachte ich immer, ich sei einfach faul, überfordert, jammerig etc.
Lange davor.

So, dann kam der Zusammenbruch, das wie gelähmt sein, Tabletten, Selbstreflektion ohne Ende, Beginn der Therapie.

Medis nehme ich nimmer (Therapeutin findet das ok), die Therapie läuft gut, meine Stimmungen sind längst nimmer so schlimm.-Ich falle zwar immer wieder ins Loch, aber nach ein paar Tagen bin ich wieder draußen.Ich habe schon viel begriffen und teils verändert, was mich kaputt macht.

Ich habe Frühwarnzeichen (wenn ich wieder anfange, um 5h aufzuwachen, wenn ich ständig denke, ich hab keine Zeit, zuviel zu tun etc.)

Zur Zeit stehe ich unter starkem Druck (bin selbstständig und es läuft nicht so dolle, geht aber noch).

Nach dem Zusammenbruch hat sich also alles irgendwie eingependelt.Die Rückfälle sind zwar frustrierend, aber gehören halt dazu.

Ich denke nicht an Selbstmord, ich habe länger nicht mehr meine Oberarme zerschnippelt (und verspüre auch zur Zeit nicht das Verlangen), ich habe den Alltag einigermaßen im Griff.

Und trotzdem spüre ich deutlich, etwas Großes rollt auf mich zu.
Mir ist Gestern klargeworden, wie sehr ich mich im letzten Jahr (bis heute) isoliert habe.Meine Kontakte nicht pflege, wenig Liebe oder Interesse für andere Menschen aufbringe (außer für mein unmittelbares Umfeld).
Vor dem Zusammenbruch habe ich mich für Alles und jeden stark gemacht und massig Gefühle gehabt.
Ich dachte, mein Nichtinteresse sei nur eine gesunde Wende, damit ich mich nicht für jeden verrückt mache.

Seit Gestern glaube ich, daß ich mich die ganze Zeit selbst beschissen habe.
Ich habe so sehr den Wunsch, in eine Klinik zu gehen.
Weg von Allem, den Sorgen, den Ansprüchen, der Lächelalltagsmaske.
Nicht mehr stark sein.

Damit man mich länger beobachten kann und mich durschaut.
Ich bin ein super Täuscher.
Gleich zwei Psychologen kamen mit mir nicht zurande.
Der Erste bat mich, wiederzukommen, wenn es mir richtig schlecht geht, damit er sich das mal angucken kann (Arsch - mir ist es nie schlechter gegangen als zu der Zeit!) und nachdem ich mich anderweitig orientiert habe (nach 4 Besuchen beim Ersten war es gut, schlecht behandeln kann ich mich immer noch selber am besten *g*), kam ich zu einer "Expertin", die auch nicht wußte, was ich da wolle.Es würde mir doch gerade gut gehen (mein Arm war Hackfleisch, weil ich den Abend davor den Druck nicht mehr hatte aushalten können).Da ich keine neuen Medis wollte (ich durfte sogar an ihre Schublade und hätte wählen können - die spinnen doch Alle), wußte sie nicht mehr weiter.
Ich KANN nicht heulend irgendwo hin gehen, weil es gerade gut passen würde.

Ich bin schon immer falsch eingeschätzt worden.Lustig, stark - eine echte "Löwen"geborene.

Also, ich merke, irgendwas stimmt überhaupt nicht mit mir.Da kommt was Übles auf mich zu.Größer als Alles, was im letzten Jahr kam.
Nichts greifbares.
Kein Heulen, kein Gelähmtsein oder so ist zur Zeit da.
Nur das überwältigende Gefühl,ganz schnell Hilfe zu wollen, bevor es mich kalt erwischt.

Klingt völlig bescheuert, gell?

Jedenfalls bin ich arg verunsichert und hoffe, das gehört zum Krankheitsbild und es hat mich bisher einfach noch nicht "getroffen".

lieber Gruß
Maren
Emily
Beiträge: 1217
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Eine Welle kommt und ist nicht greifbar...

Beitrag von Emily »

Liebe Maren,

wenn dein Wunsch nach einer klinischen Behandlung so stark in dir ist, dann wäre es vielleicht jetzt wirklich an der Zeit, einen Klinikaufenthalt ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Ich bin der Meinung, die Gedanken und die Symptome des Körpers, sowie das "Bauchgefühl" zeigen einem oft die richtige Richtung. Und wenn du sehr große Angst davor hast, dass du dort nicht zeigen kannst, wie schlecht du dich wirklich fühlst, dann drucke dir doch dein obiges Posting aus und nimm es einfach mit. Es enthält ja ganz wichtige Hinweise. Zumindest sollten sie genügen, um die Psychologen auf die richtige Spur zu bringen. Oder setze für dich persönlich einen neuen Text auf, in welchem du die Dinge noch klarer auf den Punkt bringst. So könntest du dich vor dem erneuten Zuschnappen der Falle "starke Frau, der gar nichts fehlt" schützen.

Lieber Gruß, Emily.
schnick
Beiträge: 11
Registriert: 25. Mai 2003, 09:11

Re: Eine Welle kommt und ist nicht greifbar...

Beitrag von schnick »

Hi Emily,
recht hast Du (o:
Habe nach dem Beitrag mit meinem Mann gesprochen.Ihm erzählt, was in meinen Hirnwindungen tobt.
Die Gründe, um in eine Klinik zu gehen, weiß ich.
Dagegen sprechen Ängste.
Einmal, meine Familie hier sitzen zu lassen.
Die Kids sind noch nicht in der Schule, man könnte sie also zur Oma geben.
Weshalb es auch bald sein müßte, weil September die Schule für den Großen beginnt.

Aber ich habe mich selbstständig gemacht (ein enormer Auslöser für den Zusammenbruch).
Da gibt es finanzielle Verbindlichkeiten, die ich erfüllen muß.

Wir rechnen noch daran herum, ob es möglich wäre.Und mein Mann würde meine begonnenen Arbeiten zuende bringen.

Aber - vielleicht laufe ich auch nur vor meinen Problemen davon?
Wenn ich woanders hocke, wird mir alles abgenommen.
Komme ich heim, wird wieder alles, wie es ist.

Letztes Jahr habe ich zu Beginn der Therapie gesagt, daß ich den Eindruck habe, meine Befindlichkeit ist nur ein "Nebel".
Zusammenbruch, Depression - aber ich hatte den Eindruck, etwas Größeres stünde dahinter.
Das ich "wirklich" verrückt werde.

Vielleicht schizophren oder wer weiß was.
Und das sich das hinter der Depression verbirgt.

Und dieses Gefühl habe ich jetzt wieder.
Freitag hatte ich Therapie und wegen der Ferien demnächst habe ich erst danach wieder einen Termin.
Sie hat (macht sie sonst nicht) gesagt, daß ich ruhig nächste Woche anrufen und kommen kann, falls was ist.
Obwohl wir nichts Schwieriges hatten.
Dachte später, was hat sie mir angesehen, was mir da noch nicht bewußt war?

Nee - ich geh da nächste Woche hin und besprech das mir ihr wegen Klinik.

Vielleicht krieg ich ja auch einfach wieder Panikattacken - "Angst" vor etwas nicht greifbarem.
Wäre ziemlich blöd.
Angst finde ich für mich schrecklicher als Depressiv.

Wie auch immer - danke für Deine Worte ((o:
Maren
albert
Beiträge: 1284
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
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Re: Eine Welle kommt und ist nicht greifbar...

Beitrag von albert »

Hallo Maren,
in deinen Worten finde ich mich wieder.
Ich hatte auch mal einen Zusammenbruch, habe mich wieder hoch gerappelt, fing wieder an zu arbeiten, freiberuflich, angestellt und wieder freiberuflich. Dann kam die Zeit der Klagelieder, die ich an mein Therapeutenpaar geschrieben habe. Die Frau rief mich an, und sagte mir, Albert, du hast eine Depression, warum ich nicht in eine Klinik gehen wolle, weil ich doch so leide. Aber ich wollte das Projekt nicht abbrechen und habe weitergearbeitet mit doppeltem Pensum. Im Jahr danach kam wieder ein halber Zusammenbruch. So ging das mit Schwankungen. Das war vor 7-8 Jahren. Seit drei Jahren weiß ich um meine bipolare Störung, dass ich regelmäßige Schwankungen in Stimmung und Antrieb habe. Wäre jenes Projekt in eine Periode mit depressiver Stimmung gefallen, hätte es mich wahrscheinlich umgehauen.
In der Zwischenzeit habe ich Entspannungstechniken gelernt, habe meine Kraftquellen gefunden und ich habe mir in der Arbeit den Lebenssinn erarbeitet. Heute kann ich gegen neue Depressionsschübe aktiv arbeiten, habe dafür mein Frühwarnsystem. Die Stimmungsschwankungen haben sich auf ein Minimum eingependelt.
Aber das muss jeder für sich entscheiden, was er/sie sich zumuten kann und wann er/sie eine Erholungspause braucht.
Ich wünsche dir alles Gute
herzliche Grüße
Albert
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