Wie soll ich einen 5-tägigen Urlaub mit der Depression durchhalten?

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Tesora

Wie soll ich einen 5-tägigen Urlaub mit der Depression durchhalten?

Beitrag von Tesora »

Hallo ihr,

ich lese sehr oft Beiträge aus dem Forum, wenn´s mir nicht so gut geht und das gibt mir zumindest etwas Hoffnung.

Mein Problem ist, dass ich vor längerem (bevor es mir mit der Depression so schlecht ging)schon ein paar Freundinnen versprochen habe mit ihnen demnächst in den Urlaub zu fahren. Jetzt steht der fixe Termin demnächst vor der Tür und ich habe totale Panik, dass ich das nicht durchstehe. Denn bis jetzt konnte ich mein Gesicht wahren und war in ihren Augen die Alte. Aber wenn wir 5 Tage jede Minute zusammen sind, dann habe ich Angst, dass es mir wieder schlecht gehen könnte und mir dort im Ausland keiner helfen könnte. Bzw. meine Freundinnen diese psychische Krankheit nicht verstehen.

Am liebsten war mir in den letzten Wochen meine gewohnte Umgebung. Ich habe zwar meine Pflichten trotz schlechter Phasen gemeistert, aber ich war schon ewig nicht mehr alleine weg (Anm. ich bin 19 und wohne noch zuhause). Die AD`s wirken schon, doch manchmal gehts mir halt mental noch nicht so gut: alles etwas sinnlos, wie soll alles weitergehen.

Wie habt ihr solche Situationen gemeistert? Ich will meine Freundinnen ja auch nicht enttäuschen, weil sie mir eigentlich sonst immer (im Moment halt nicht so) wichtig sind/waren. Welche hilfreichen Tricks habt ihr in solchen Situationen oder soll ich´s ihnen sagen, damit ich weniger Druck habe?

Liebe Grüße,
Tesora
Nachttaube
Beiträge: 295
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Wie soll ich einen 5-tägigen Urlaub mit der Depression durchhalten?

Beitrag von Nachttaube »

Hallo Tesora,
ersteinmal willkommen in diesem Forum.
Ich glaube nicht, dass es erfolgreiche Tricks gibt. Du musst Dir die Frage beantworten, ob Du die Reise mitmachen willst, oder nicht. Wenn Dir alleine die Vorstellung schon unangenehm ist, dann rate ich davon ab.
Überlege Dir, ob Du deinen Freundinen vertrauen kannst und ob Du dich öffnen willst. Wenn das der Fall ist, kannst Du Ihnen erklären, was mit Dir los ist. Allerdings musst Du es auch in Erwägung ziehen, dass Du Unverständnis erhälst.
Angy
Beiträge: 12
Registriert: 6. Mai 2003, 11:36

Re: Wie soll ich einen 5-tägigen Urlaub mit der Depression durchhalten?

Beitrag von Angy »

Hallo liebe Tesora!

Ich bin auch 19 Jahre alt und kenne diese Problematik, wenn man mit einer Gruppe in den Urlaub fahren "muss". Ich leide schon seit mehreren Jahren an einer Depression mit einer Essstörung und immer wieder musste ich mich mit diesem Thema auseinandersetzen. Vor jeder Reise hatte ich total Panik und wollte am liebsten absagen. Oft habe ich mir schon jede Menge Ausreden einfallen lassen.
Doch Absagen war dann nicht so einfach. Manc hmalö waren es ja auch Pflichtveranstaltungen von der Schule aus.

Doch ich kann dich eigentlich nur beruhigen, denn letztendlich war es dann meist gar nicht so schlimm, wie ich immer befürchtet hatte. Du wirst mekren, dass viele Leute ähnlich fühlen (nur nicht so extrem)und wollen auch mal gerne alleine sein und nicht immer in Gesellschaft. Obwohl wir mit unserer Stufe weg waren, habe ich mir manchmal Zeit genommen, um alleine zu sein und evtl. auch um diesen Urlaub ein wenig zu genießen. - Wirklich, man sollte es darauf ankommen lassen, ob der Urlaub nicht doch positive Seiten haben kann.
Klar, es ist schwer, da man sich immer das Schlimmste vorstellt, doch ich kann nur sagen, dass ich hinterher erleichtert, aber auch recht zufrieden mit mir und der ganzen Situation war.

Liebe Grüße, deine Angy.
putzi
Beiträge: 1
Registriert: 19. Mai 2003, 13:21

Re: Wie soll ich einen 5-tägigen Urlaub mit der Depression durchhalten?

Beitrag von putzi »

Hallo Tesora!

Ich hatte mit dieser Problematik auch oft Auseinandersetzungen. Aber ich habe mittlerweile die Erfahrung gemacht, dass die Angst tatsächlich nur noch grösser wird, wenn man ihr nachgibt und man sich in der Konsequenz noch mehr isoliert.

Versuch Dir einfach mal das Schlimmste vorzustellen, was passieren könnte und ob du das bei anderen schlimm finden wuerdest.

Diesen "Tip" bekam ich von meiner Therapeutin und bin damit ganz gut gefahren.

Ausserdem glaube ich, dass "echte" Freunde damit sehr wohl umgehen können.
Ich selbst habe meinen frueher recht grossen Bekanntenkreis von Quantität auf Qualität umgestellt. Und bei den Freunden, die ich jetzt noch habe, brauche ich nicht mehr die Fassade wahren und allein das hilft schon.

Wag es, denn schlechter als zuhause wird es Dir wahrscheinlich auch nicht gehen. Aber das Gefuehl sich der Angst gestellt zu haben, wird dir sicher gut tun.

Viel Kraft dafuer Katja
Reni
Beiträge: 71
Registriert: 20. Mai 2003, 18:16

Re: Wie soll ich einen 5-tägigen Urlaub mit der Depression durchhalten?

Beitrag von Reni »

Hallo Tesora,
kann Deine Angst gut nachvollziehen. Auch mir geht - oder besser gesagt ging es so wie Dir. Ich hatte Angst zu verreisen. Habe aber mittlerweile 2 Kurzreisen gemacht. Zu Ostern war ich mit meinem Freund 4 Tage in Paris und 2 Wochen drauf 3 Tage in Venedig. Konnte mir das vorher nicht vorstellen, aber kaum saß ich im Bus, ging es mir besser. Die Tage in Paris überstand ich fast ohne Schwierigkeiten, nur eine kleine Unruhe gleich an jedem Morgen war spürbar.Aber dann im Frühstücksraum war ich so abgelenkt, daß es mir gleich besser ging. In Venedig wars dann leider anders. Als wir Mittags in Mestre vor unaserem Hotel ankamen, bekam ich eine Panikattacke, noch bevor ich ausstieg. Ich hatte natürlich dann Angst davor, daß es so weitergeht. Aber ich bekam dies dann doch einigermaßen in den Griff. Jedenfalls war alles leichter, als ich mir das gedacht habe. Wenn ich nämlich abgelenkt bin oder einfach eine andere Umgebung habe, geht es mir bisser als daheim. Seitdem traue ich mir wieder fast jede Reise zu, was für mich ein Schritt nach vorne bedeutet. Das letzte Mal war ich 1995 in Urlaub, da gings mir aber noch gut. Seitdem war es mir am liebsten zu Hause in meiner gewohnten Umgebung. Da ich jetzt eine neue Beziehung habe, wäre es schlimm für mich, wenn ich nicht verreisen könnte, denn mein Freund reist sehr gerne. Aber ich hab ihm auch von meiner Krankheit erzählt, damit er Bescheid weiß, daß ich vielleicht nicht immer alles machen kann, wenn es mir mal schlecht geht. Vielleicht haben Deine Freundinnen ja auch für Dich Verständnis. Ich fände es wichtig, ihnen das auch zu sagen, denn sonst setzt Du Dich sehr stark unter Druck, was ja wieder eine Belastung für Dich bedeutet. Laß Dir die Möglichkeit offen, Dich auch mal zurückziehen zu können, wenn es Dir nicht so gut geht, ohne daß Deine Freundinnen beleidigt sind. Ohne Zwang geht vieles besser als man denkt. Hab den Mut und fahr mit. Ich denk mir immer selbst: Die Zustände habe ich daheim genauso, aber Ablenkung hat immer geholfen.
Würde mich freuen, wenn Du mir nachher über Deine Erfahrungen berichten würdest.

Wünsche Dir allen Mut und daß Du die Zeit doch etwas genießen kannst.
Viele Grüße
Renate
Tesora

Re: Wie soll ich einen 5-tägigen Urlaub mit der Depression durchhalten?

Beitrag von Tesora »

Ich wollte mich erst mal ganz herzlich bei euch allen bedanken, die mir geantwortet haben. Das baut mich echt auf und ich werde auf alle Fälle am Sonntag nach Italien fahren. Denn man kann sein Leben ja nicht der Krankheit überlassen, sondern man muss dagegen ankämpfen, wenn es jemals wieder in der Zukunft so sein soll, wie es vorher war! Das wurde mir durch eure Erfahrungen und Tipps bewusst. Ihr habt mir echt Mut gemacht. Ich werde auf alle Fälle berichten, wie es gelaufen ist!

Liebe Grüße
Tesora
tesora schrieb:
> Hallo ihr,
>
> ich lese sehr oft Beiträge aus dem Forum, wenn´s mir nicht so gut geht und das gibt mir zumindest etwas Hoffnung.
>
> Mein Problem ist, dass ich vor längerem (bevor es mir mit der Depression so schlecht ging)schon ein paar Freundinnen versprochen habe mit ihnen demnächst in den Urlaub zu fahren. Jetzt steht der fixe Termin demnächst vor der Tür und ich habe totale Panik, dass ich das nicht durchstehe. Denn bis jetzt konnte ich mein Gesicht wahren und war in ihren Augen die Alte. Aber wenn wir 5 Tage jede Minute zusammen sind, dann habe ich Angst, dass es mir wieder schlecht gehen könnte und mir dort im Ausland keiner helfen könnte. Bzw. meine Freundinnen diese psychische Krankheit nicht verstehen.
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> Am liebsten war mir in den letzten Wochen meine gewohnte Umgebung. Ich habe zwar meine Pflichten trotz schlechter Phasen gemeistert, aber ich war schon ewig nicht mehr alleine weg (Anm. ich bin 19 und wohne noch zuhause). Die AD`s wirken schon, doch manchmal gehts mir halt mental noch nicht so gut: alles etwas sinnlos, wie soll alles weitergehen.
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> Wie habt ihr solche Situationen gemeistert? Ich will meine Freundinnen ja auch nicht enttäuschen, weil sie mir eigentlich sonst immer (im Moment halt nicht so) wichtig sind/waren. Welche hilfreichen Tricks habt ihr in solchen Situationen oder soll ich´s ihnen sagen, damit ich weniger Druck habe?
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> Liebe Grüße,
> Tesora
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