Fluoxetin

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puks
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Registriert: 13. Dez 2003, 10:50

Fluoxetin

Beitrag von puks »

Hallo,

ich bin seit längerem depressiv und nun endlich zum Arzt gegangen. Unter dem Vorbehalt einer Therapie, hat er mir erst mal Fluoxetin mitgegeben, damit ich erst mal aus meiner Isolation rauskommen - ich nehme abends 20mg. Nun habe ich mich zu Hause gleich an den PC gesetzt und darüber "geforscht", Nebenwirkungen und dergleichen. Den Beipackzettel habe ich natürlich auch studiert. Die negativen Dinge prägt man sich natürlich doppelt ein und über Fluoxetin gibt es wahre Horrorgeschichten. Ich hab sie aber trotzdem genommen, denn so wie es war, KANN es nicht weiter gehen.

Nun meine Frage - kann es sein, dass ich mir Nebenwirkungen nur einbilde, weil ich welche erwarte? Ich habe das Gefühl, ich bin den ganzen Tag zittrig und habe Dauerkopfschmerzen. Ich habe Herzrasen und bin total müde, kann aber abends nicht einschlafen. Dann habe ich Muskelschmerzen und das Gefühl von schwerer und schwacher Muskulatur. Vor einigen Wochen noch ging es mir richtig schlecht - seelisch, aber auch körperlich. Ich bin nicht mehr rausgegangen und habe mich total isoliert und nichts mehr auf die Reihe gekriegt. Ich denke schon, dass ich da ähnliche Anzeichen hatte, aber durch meinen allgemeinen Zustand nicht in der Lage war, das wahrzunehmen.

Also, wenn jemand von Euch Fluoxetin nimmt - wann hat bei Euch was eingesetzt? Ab wann kann ich "beruhigt" sein, dass wirklich keine "ernst zu nehmenden" Nebenwirkungen mehr kommen? Man liest immer nur, dieses und jenes könnte auftreten, aber zeitlich werden die Nebenwirkungen nicht näher klassifiziert. Freu mich über alle Erfahrungsberichte.

Lieben Gruß,

puks
Flo
Beiträge: 14
Registriert: 17. Dez 2003, 14:04

Re: Fluoxetin

Beitrag von Flo »

Hallo puks,
mir erging es ähnlich, wie dir. Nach (zu) langem Hadern mit meinem "Geisteszustand" musste es erst zu einem größeren Zusammenbruch kommen, bis ich mich getraut habe, zum Arzt zu gehen. Der hat mir Fluoxetin verschrieben (20mg pro Tag). Das war vor fünf Wochen.
Der Arzt sagte mir, dass Fluoxetin nebenwirkungsarm sei, außer einer leichten Übelkeit nach der Einnahme sei nichts zu erwarten. So ganz habe ich ihm das natürlich nicht geglaubt und zuhause erstmal den Beipackzettel gelesen. Was dort an Nebenwirkungen aufgezählt ist, fand ich doch etwas gespenstisch - und habe darauf den Beipackzettel weggeschmissen und mir verboten, im Internet nach weitern Informationen zu suchen. Um mögliche Nebenwirkungen zu wissen, ist der erste Schritt, diese tatsächlich zu erfahren.
Was sich bei mir nach ein paar Tagen der Einnahme bemerkbar machte, waren (zwar nicht besonders intensive, aber) langanhaltende Kopfschmerzen und ein leicht trockener Mund. Von Übelkeit hingegen keine Spur. Die Kopfschmerzen haben sich nach etwa drei Wochen wesentlich gebessert, im Prinzip sind sie gänzlich verschwunden, kommen nur noch gelegentlich und gehen wieder nach einer Stunde. Die Mundtrockenheit ist geblieben, lässt sich aber hervorragend durch regelmäßigen Mineralwasserkonsum beheben. Das einzige, was mich ein wenig stört, ist, dass ich seit ein paar Wochen jede Nacht zwischen 3 und 5 Uhr aufwache und schwer wieder einschlafen kann. (Vergleich: Vor Beginn der Einnahme habe ich jahrelang selten vor 2 Uhr Ruhe gefunden, trotz überwältigender Müdigkeit.)
Ich finde es sehr plausibel, anzunehmen, dass man sich Nebenwirkungen zu einem großen Teil einbilden kann. Vor allem, weil die Depressivität mit Beginn der Einnahme natürlich nicht gleich schwindet. Es ist ja doch ein recht großer Schritt, sich einzugestehen, Medikamente zu brauchen - und auf die Wirkung des Antidepressivums zu vertrauen. Gib dem Fluoxetin einfach ein wenig Zeit. Es ist wahrscheinlich, dass nach einer Weile manche der Nebenwirkungen, die du erfährst - ob sie nun eingebildet sind, oder nicht - verschwinden.
Bei mir hat nach drei Wochen langsam eine antidepressive Wirkung eingesetzt. Ich konnte morgens besser und früher aufstehen, wurde am Abend früher müde. Seit einer Woche merke ich, dass ich insgesamt fröhlicher geworden bin, mich über Dinge freuen kann (zum Beispiel, wenn im Radio ein gutes Lied läuft...) und in Gesprächen mit anderen Leuten auch mal lächeln kann. Ich kann mich wesentlich besser konzentrieren, wieder lesen und beginne, mich wieder für das aktuelle Tagesgeschehen zu interessieren.
Es mag zwar etwas komisch klingen, aber versuche, auf die langfristige Wirkung des Mekdikametes zu vertrauen. Mache dir über mögliche Nebenwirkungen nicht so viele Gedanken. Eine Depression ist schon belastend genug, da sind übertrieben viele Gedanken an Nebenwirkungen&Co doch reine Energieverschwendung
Was die Einschlafstörungen, die du beschreibst, betrifft: Mein Arzt meinte, Fluoxetin wirke leicht aktivierend, deshalb solle ich es am Morgen nehmen. Vielleicht bringt es ja etwas, wenn du die Einnahmezeit um einen halben Tag nach vorn verlegst...
Ich hoffe, diese kleine Beschreibung meiner bisherigen (wenn auch noch nicht so langen) Erfahrungen mit Fluoxetin helfen dir ein wenig weiter
-Flo
Silence
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Registriert: 4. Jun 2003, 18:12

Re: Fluoxetin

Beitrag von Silence »

Hallo Puks,

ich nehme auch Fluoxetin. (Siehe einen älteren Thread von mir.)

Am Anfang ging es mir genauso wie Dir.
Habe riesen Angst vor dem Medi gehabt und nur rumgeforscht.
Nachdem mein Hausarzt mir gut zugesprochen hat, und das obwohl er Naturheilkunde, Homöopathie und so macht, habe ich mich durchgerungen, damit anzufangen.
Schau mal in meinem alten Thread, da haben einige Leute geantwortet und über ihre Fluoxetin-Erfahrungen berichtet.

Ich nehme es jetzt seit 10 Tagen, allerdings nur 10 mg, wobei ich eigentlich nach 5-6 Tagen auf 20 mg steigern sollte.
Ab Samstag werde ich dann auch die 20 mg nehmen.

zur Zeit merke ich kaum Nebenwirkungen, außer einer gewissen Unruhe und weniger Schlaf. Und ich träume mehr, bzw. kann mich besser an meine Träume erinnern.

Ich finde es gut, dass Du Dich entschlossen hast gegen Deine Depri zu kämpfen!!!
Ich wünsche Dir erst mal alles, alles Gute!!!

Liebe Grüße,

Silence
puks
Beiträge: 47
Registriert: 13. Dez 2003, 10:50

Re: Fluoxetin

Beitrag von puks »

Hallo Flo,
Hallo Silence,

erste einmal vielen Dank für Eure lieben Worte!

Therapie will ich noch machen - stehe ja gerade erst am Anfang. Morgen habe ich mein erstes Vorgespräch, ich bin jetzt schon nervös. Aber das bin ich in den letzten Tagen sowieso andauernd ...

Mit den Nebenwirkungen und dergleichen beschäftige ich mich zur Zeit so intensiv, weil ich glaube, dass es mir hilft. Ich habe dann das Gefühl, dass ich konstruktiv mit meiner Krankheit umgehe. Im Klartext, ich habe Angst, dass ich sonst wieder in meine typischen Verhaltensmuster zurückfalle - kaum reden, nicht raus gehen, nur im Bett abhängen. Na ja und wenn ich nach Infos suche, habe ich das Gefühl, ich habe was "erlebt". Ich sitze mit meinem Mann jeden Abend zusammen und dann fragt er mich, ob ich schon was neues gefunden habe und dass ich ihm ruhig die links geben soll - das ist das erste gute Gefühl seit langem!

Ich habe jetzt die 3te Fluoxetin genommen und bin unglaublich unruhig. Das mit dem "merkwürdigen" Schlaf habe ich auch. Letzte Nacht - ich hatte mich am Tag extra nicht hingelegt, obwohl ich kaum krauchen konnte - bin ich trotzdem um 2:30 aufgewacht und habe lange wach gelegen, obwohl ich körperlich super erschöpft war.

Vertrauen tue ich auf die Wirkung noch nicht, aber ich hoffe und das habe ich auch schon lange nicht mehr gemacht. Auf jeden Fall ist es ein GEFÜHL!! Außerdem "unterstelle" ich den Ärzten (natürlich nicht allen) gerade bei Depressionen eher, dass sie einem vielleicht ein Plazebo unterjubeln. So nach dem Motto, die muss nur dran glauben, dann klappt das schon.

Euch eine schöne und vor allem lange Nacht.

Lieben Gruß,

puks
Walter
Beiträge: 8
Registriert: 26. Nov 2003, 16:58

Re: Fluoxetin

Beitrag von Walter »

Walter
Beiträge: 8
Registriert: 26. Nov 2003, 16:58

Re: Fluoxetin

Beitrag von Walter »

Hallo Puks,

ich nehme auch Fluoxetin seit ca. 16 Tagen und zwar morgens 20 mg.. Da ich vorher Saroten genommen habe muß ich zusätzlich z.Z. noch eine halbe von den Saroten abends nehmen. Die einzigen Nebenwirkungen die ich bis jetzt hatte waren z.B., das ich etwas nervöser geworden bin und auch in der Nacht so ca.gegen 4 Uhr aufwache und dann schlecht einschlafen kann. Nach 16 Tagen merke ich so langsam eine Stimmungsbesserung bzw. Aufhellung, darum erwarte keine zu schnelle Besserung, sie kommt so nach und nach, man muss sich einfach Zeit nehmen, ich weiß wie leicht das zu sagen ist, wenn man diese endlose Zeit noch vor sich hat.
Ich wünsche dir alles Gute
Viele Grüße
Walter
saha9
Beiträge: 38
Registriert: 13. Nov 2003, 17:37

Re: Fluoxetin

Beitrag von saha9 »

Liebe(r) Puks!
Ich habe kürzlich auch schonmal über meine Fluoxetin-Erfahrungen geschrieben.
Das war mein erstes Medikament. Ich bekam's vom Arzt mit der Anmerkung, leichte NW's wie Kopfschmerzen und "Rumoren" im Bauch, es solle nach 1-2 Wochen wirken.
Die ersten beiden Wochen waren nicht besonders. Konnte kaum essen, war nachts ähnlich wie Du länger wach, hatte unbestimmte Angstgefühle usw. Also nicht besonders. Als es nach 3 Wochen immernoch so war, dachte, ich, das mach ich nicht länger mit. Hab mich dann aber nochmal zu Geduld gezwungen, weil im Beipackzettel was stand von Wirkungseintritt nach 2-6 Wochen.
Und es war dann so: Pling!
Nach genau 4 Wochen ging's mir gut, und zwar richtig gut, so gut wie lange nicht vorher. (Dran geglaubt hatte ich nicht mehr, zum Thema Placebo-Effekt)ich dachte, aha, so kann das Leben sein, wie schön!!
Daher: Geduld, Geduld, nicht zu früh aufgeben.
Ich hab's blöderweise nach 1/2 Jahr abgesetzt, und beim Zweiten Versuch wieder 1/2 Jahr später hat es nicht mehr gewirkt wie vorher.
Das habe ich nun auch schon öfter gelesen, dass es anderen mit ihrem SSRI so ging.
Wenn es bei Dir also gut wirkt, überlege Dir sehr genau, ob und wann Du es wieder absetzt!
Viel Glück!
charlie
atetobi
Beiträge: 274
Registriert: 12. Feb 2004, 14:02

Re: Fluoxetin

Beitrag von atetobi »

Hallo puks,
ich bin heute zufällig bei eigener Hilfesuche auf diese Seite geraten und habe mit viel Interesse Deinen Beitrag gelesen.
Seit ca. 3 1/2 Jahren nehme ich regelmäßig Fluoxetin, 20 mg morgens, zwischenzeitlich war ich auf 40 mg, was die Wirkung allerdings nicht verbessert hat. Magen-/Darmprobleme habe ich bis heute, sie sind wesentlicher leichter auszuhalten als ein akute Depression.
Du solltest im Vorfeld nicht mit Nebenwirkungen rechnen bzw. nicht einmal den Beipackzettel lesen. Er verunsichert oft nur.
Bei den Anzeichen, die Du beschreibst, könnte es sich auch um Anzeichen der vorhandenen Depression handeln. Das solltest Du mit Deinem Arzt besprechen.
Ich drücke Dir ganz fest die Daumen, dass Du den für Dich richtigen Weg finden wirst. Es ist wahnsinnig schwer, aber: NICHT AUFGEBEN!
Liebe Grüße
Beate
Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.
puks
Beiträge: 47
Registriert: 13. Dez 2003, 10:50

Re: Fluoxetin

Beitrag von puks »

Hallo Ihr Lieben,

nun nehme ich das Fluoxetin schon seit über 2 Monaten und es geht mir "besser"!? Die Nebenwirkungen sind weg, aber damit auch meine sexuelle Lust - ich bin zum Neutrum geworden. Der Sex mit meinem Mann, der mir vorher so unglaublich viel Spass gemacht hat, ist weg. Ich weiche jeglicher intimen Berührung aus.

Mein Mann ist ein Schatz und ich weiss, er kann warten. Er weiss ich bin krank und er "wartet" geduldig auf meine Genesung. Aber ich will nicht mehr warten! Was soll ich denn tun, wenn ich die Scheiß ADs noch 2 Jahre nehme muss? Schön, dass ich jetzt wieder funktioniere, aber der richtige Spass, der Kick fehlt total!

Wie komme ich da nur raus?
juan
Beiträge: 211
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Fluoxetin

Beitrag von juan »

du kannst deinen arzt mal darauf ansprechen.ansonsten mußt du damit erstmal klarkommen lieber nebenwirkungen als depression.um einen rückfall zu vermeiden
sollte man die antidepressiva noch mindestens sechs monate nach verschwinden der depression weiternehmen und dann auch nur langsam herunterdosieren(ausschleichen) und das auch nur nach absprache mit dem arzt.
atetobi
Beiträge: 274
Registriert: 12. Feb 2004, 14:02

Re: Fluoxetin

Beitrag von atetobi »

Hallo Puks,

ich stimme in Bezug auf die "sexuelle Unlust" juan chili zu. Du solltest ganz offen mit Deinem Arzt darüber sprechen. Habe ich nach viel Überwindung auch mal getan und war total erstaunt über die positive Reaktion.

Ich schrieb bereits, dass ich seit mehr als drei Jahren Fluoxetin nehme. Und mir ging es genau anders herum als Sun. Vor ca. einem Jahr wechselte ich zu Paroxetin, weil ich das Gefühl hatte, Fluoxetin zeige nicht mehr so recht seine Wirkung. Unter Paroxetin graute mit vor jedem intimen Kontakt. Als ich dann mit meinen Arzt darüber sprach, fand ich sehr viel Verständnis. Er meinte, das sei ein sehr wichtiger Aspekt. Also ging ich wieder auf Fluoxetin. Und: Die Freude am intimen Kontakt kam fast sofort wieder.

Man sieht daran wieder einmal: Nicht Jeder reagiert auf bestimmte Wirkstoffe wie der Andere. Es ist eine Sache des Ausprobierens. Oft langwierig, aber es lohnt sich.

Sun: "Was ich noch am überlegen bin..grübel..vielleicht ist das Medikament da gar nicht so ausschlaggebend.Ich meine jetzt>Depression,dann Medi Anfangen..alles ein bißchen viel auf einmal,da ist es vielleicht auch kein Wunder,wenn die Lust mal weg bleibt.Vielleicht löst sich dein Problem von ganz alleine,lass dir einfach noch ein bißchen Zeit"
Diesem Punkt stimme ich zu. In Zeiten von Stress oder Überforderung haben viele Menschen, sowohl Männer als auch Frauen, "einfach keine Lust". Und Du stehst zurzeit unter einer sehr großen Belastung.

Gib Dir Zeit! Ich weiß, das ist schwer, aber nötig. Und wenn Du so einen prima Partner an der Seite hast ... !!!

Meine guten Wünsche für Dich.
Beate
Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.
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