Strukturen einer Depression Teil 2

Faustus
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Strukturen einer Depression Teil 2

Beitrag von Faustus »

Hallo,


dank der gegen unendlich konvergierenden Ladezeiten habe ich mich entschlossen, den Thread zu splitten (tolles Deutsch) und nochmal von vorn anzufangen. Mein letztes Posting des Threads "Strukturen einer Depression" mause ich hier dran.

Alles Liebe,

Faustus

-----------------------------------------------

Hallo ...


Ich glaube, ich werde bald den Thread "Strukturen einer Depression Teil 2" aufmachen, damit die Diskussion wieder in Gang kommt. Die Ladezeiten fuer Langthreads der neuen
Forensoftware sind gnadenlos ...

Zu mir: Nach Psychologieseminar, einer weiteren Therapiestunde und Osterpause habe ich mich ein Stueck weiterentwickelt. Ich arbeite an drei verschiedenen Fronten:

- Medikamentoes: Immer noch Fluoxetin, 40mg/Tag, wirkt mittlerweile ganz gut.

- Verhaltenstherapeutisch: Mit meinem Therapeuten hier in England - er geht nicht so sehr in die Tiefe, sondern versucht mir rascher zu helfen. Hierzu gibt er mir "Hausaufgaben"
auf, wie z.B. negative Gedanken zu hinterfragen oder "mal unverantwortlich zu sein" - letzteres faellt mir ziemlich schwer. Schliesslich will ich ja nicht ueber die Strenge schlagen.
Aber okay, ein bisschen oefter mal rausgehen und unproduktiv sein, so wird ers wohl meinen ...

- Tiefenpsychologisch: Sowohl das Seminar mit seiner Analyse nach Alice Miller als auch die Buecher dieser Autorin haben mir gezeigt, dass selbst ziemlich disjunkte Strukturen
meiner Depression augenscheinlich auf eine Ursache zurueckzufuehren sind: Die unbewusste Weitergabe erzieherischer "Werte" durch die Eltern. Ich habe inzwischen den Mut
gehabt, mit meinen Eltern ueber alles zu sprechen - meine negativen Kindheitserinnerungen, meine Depressionen, meine Sexualprobleme ... das war hart, aber irgendwo war es
wichtig, darueber gesprochen zu haben. Vor allem habe ich meinen Eltern mehrfach und gleich vorneweg gesagt, dass das kein Tribunal werden soll - dass sie unbewusst ihre
strenge/kleinbuergerliche Erziehung an mich weitergaben und es hier nicht um Schuld geht. Einige Dinge kamen ans Tageslicht. So beispielsweise, dass meine Mutter waehrend der
Schwangerschaft mit mir umfeldbedingt Depressionen und Streit mit meinem Vater hatte. Mein Vater, selbst immer darauf gedrillt, zu funktionieren, eroberte sich seine Freiheit,
indem er Hobbies nachging und Vereinen beitrat. Meine Mutter sass dann oft allein zuhause und die Dissonanz war da. Und das habe ich oft als Kind mitbekommen. Auch viele
Zwanghaftigkeiten im Kleinkindalter, so bekam ich gleich nach meiner Geburt Kunststoffrohre ueber die Arme gestuelpt, weil ich mich andauernd kratzte. Auch war ich zu frueh
sauber, was ich fuer meine sexuelle Deviation verantwortlich mache. Durch meine weitgehende Isolation vor dem Kindergartenalter, verstaerkt durch ein Jahr Taubstummheit
(Mittelohrentzuendung) und richtigem Sehen erst mit dem 4. Lebensjahr (vorher gabs halt keine Brille), habe ich bis heute meine Probleme mit Sozialkontakten: Ich kann mir
Personen/Namen nicht merken und gruesse auf der Strasse erst, wenn das Gegenueber mich gruesst, weil ich zu oft den Falschen erwischt habe.

Es ist hart, verdammt hart, aber ich forsche weiter ! Es ist nun auch nicht so, dass mein Medikament mich "gluecklich macht", ich hatte auch wieder fette Depris in den letzen
Wochen, aber doch irgendwie stabilisiert.


Liebe Gruesse, vor allem auch an Gretchen und Arte ...
Faustus
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Weiss nicht ...

Beitrag von Faustus »

Irgendwie gehts mir wieder schlechter. Der kommende Sommer, die Sonnenstrahlen machen mich depressiv. Nutzt mein Medikament ab (Fluoxetin) ? Keine Ahnung. Jedenfalls kann ich kaum noch Freude im Leben finden. Gestern war ein besonderes astronomisches Ereignis, ich nahm mir frei und wir hatten ein Sauglueck mit dem Wetter - ich konnte Merkur vor der Sonnenscheibe sehen und Fotos davon machen. Dennoch, wieder zuhause war ich traurig.

Andere Sterngucker verweisen oft darauf, dass ich ja auch Profi bin - mit einer gewissen Ehrfurcht reden sie mit mir. Warum ? Alle denken sie, ich sei gluecklich und erfolgreich - dabei haben sie komplette soziale Einbindung inklusive Familie, waehrend ich ein Einsiedler bin.

Heute ruft mich der Chef zu sich, ein neues Aufgabengebiet und er meint, ich waere dafuer der Geeigneteste. Eine tolle Bestaetigung, dennoch koennte ich jetzt wieder heulen. Warum ? Komme gerade von einem "Social Event" eines wissenschaftlichen Studentenclubs, dem ich beigetreten bin um ein bisschen unter Leute zu kommen. Wir waren in der Pizzaria, alle unterhielten sich oder befummelten ihre Mobiltelefone, mit mir sprach keiner. Ich haette genausogut nicht da sein brauchen. Wurde immer trauriger ... habe schonmal versucht, mein Amt in diesem Club aufzugeben, aber sie liessen mich nicht gehen, wollten auf meine Expertise nicht verzichten. Aber reden will auch keiner mit mir ... weil ich nicht so schnell englisch sprechen kann, und weil ich die neuesten Kinofilme nicht kenne. Jedenfalls geben mir solche Meetings immer das Gefuehl, nicht dazuzugehoeren und ein alter Sack zu sein ...

Ich schreib das hier einfach mal nieder - mal was anderes als mit den Waenden zu reden ... obwohl seit der neuen Forensoftware der Unterschied geringer geworden ist ...

Vor einigen Tagen hatte ich einen ziemlich geschmacklosen Traum - er erschuetterte mich ins Mark, inzwischen weiss ich ihn aber zu deuten. Ich gehoere zu den Leuten, die auch um drei Uhr nachts vor einer roten Ampel warten und keiner Fliege was zuleide tun. Nun traeumte ich, ein Verbrecher zu sein - ich hatte ein Kind (!) umgebracht und versuchte es zu verstecken. Dabei hatte ich es nicht bei mir, wohl aber ein Skalpell aus unserem Labor und einen Spaten. Ich ging durch einen Wald, doch ueberall waren Leute und ich wollte alleinsein. Ich ging in eine Hoehle, immer tiefer und die Schuldgefuehle wurden immer groesser. Schliesslich spaltete sich meine Person in einen Mann und eine Frau - ich war auf einmal die Freundin dieses Moerders. Ich sah ihn nun von aussen, wie er ein Loch grub, und ich sagte ihm, dass ich das nicht mehr mitmachte und ich ging. Und je weiter ich mich von diesem finsteren Ort entfernte, desto besser fuehlte ich mich ...

Aufgewacht, war ich ueber diesen grotesken Traum ziemlich erschreckt. Stundenlang versuchte ich ihn zu deuten. Nun, das Skalpell aus dem Labor, wie oft hatte ich es in der Hand gehalten und dabei an Selbstzerstoerung gedacht. Auch der Umstand, dass ich das Opfer als Taeter nicht mit mir trug ... mir wurde klar, das Kind was ich umbrachte war das Kind in mir ! Jahrelang war fuer dieses Kind kein Platz, ich musste die Maschine sein, ja keine Emotionen zeigen, funktionieren. Dies fuehrte zu den Depressionen, symbolisiert durch die Hoehle im einsamen Wald und die Schuldgefuehle. Die Frau, die sich von mir abspaltete, war mein Gefuehl - ich entdecke, dass irgendwas falsch laeuft und versuche, mich aus dem Problemfeld zu entfernen.

Nun stellt sich die Frage: Ist das Kind in mir schon tot, also alle Hoffnung verloren und der Zug abgefahren ? Oder kann die "Freundin", das Gefuehl, dieses Kind wiederfinden und reanimieren ?

Worueber ich oft nachdenke.


Ein trauriger Faustus ...
tomroerich
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Re: Weiss nicht ...

Beitrag von tomroerich »

Hallo Faustus,

das ist ja ein ganz wunderbarer Traum!! Nicht wegen des finsteren Themas aber wegen seiner Klarheit und Kraft. Ich denke, dass solche Träume immer bedeuten, dass du dich entwickelst, sich etwas in dir entwickelt. Und DU kannst ihn deuten, kannst etwas damit anfangen, du hast einen "Draht" zu deinem Inneren.
Für mich waren meine Träume meine größten Helfer bei der Überwindung meiner Depr. und ich habe gefunden, dass die drastischsten und grausamsten, von denen ich eine Menge hatte, auch mit dem intensivsten Gefühlswert geladen waren. Manche waren geradezu archaisch und purer Horror, passten überhaupt nicht zu meiner Denk- und Fühlweise, da bin ich eher wie du gelagert. Aber im Grunde drücken diese Träume von Mord und Totschlag, von Begraben und Vernichten sehr viel von dem aus, was es uns überhaupt erst ermöglicht, so brave Lämmchen zu sein. Das bekommen wir wohl nur hin, weil wir vom Rest nichts wissen wollen, oder? Jedenfalls habe ich sie schätzen gelernt, diese offenen Träume verborgener Gewalt, da steckt Lebenskraft drin und Weisheit.

Träum weiter!

Thomas

P.S. Hier deutest du zu wörtlich, wenn du meinst, das Kind sei tot oder gar von dir umgebracht worden. Ich würde sagen, es darf nicht leben, obwohl es will, dann klingt das schon ganz anders.
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Chi
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Re: Weiss nicht ...

Beitrag von Chi »

Hallo Faustus,

ich glaube bestimmt nicht dass das kind schon tot ist!
Manchmal braucht es mit verschreckten Kindern einfach viel Liebe und sehr viel Geduld...
Bis das Kind sich wieder traut die Augen aufzumachen?
Vielleicht funktionierts ja mit der alten "Kinderlogik" auch umgekehrt: wenn das kind die augen wieder aufmacht, wieder sehen kann, kann es auch wieder gesehen werden, ist "wieder da"...

Liebe Grüsse,
Clara
susan
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Re: Weiss nicht ...

Beitrag von susan »

Lieber Faustus

ich habe Bücher zu dem Thema gelesen

"Entdecke dein inneres Kind" sowie
"Aussöhnung mit dem inneren Kind"
von E.Chopich/M.Paul

Sie haben mir den Weg zu dem Kind in mir gezeigt. Es ist kein einfacher Weg, weil dieses Kind sehr ängstlich ist und sich ganz weit zurückgezogen hat, weil es niemand haben wollte, aber es ist möglich, sich ihm wieder zu nähern - es braucht Zeit...

Ich wünsche dir sehr, das du ES auch findest und glaub' mir
ES LEBT!!

Lieber Gruß
Susan


Faustus
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Danke und ...

Beitrag von Faustus »

... es ist mir eine Freude, zu sehen, dass ich doch nicht nur mit Waenden rede !


Zum Thema "Aussoehnung mit dem Inneren Kind" habe ich ein Seminar mit praktischen Uebungen besucht. Ausserdem gibt es ja die Buecher von Alice Miller. Danke fuer die Buchtips, ich werde dem mal nachgehen ...

Ich glaube, der Traum war schon "zu schwarz" und das Kind lebt noch. Wie ist sonst die Wendung zu verstehen, dass ich auf einmal das Gefuehl befrage, welches mich aus dem Loch heraus begleitet - in Gestalt einer Frau. Darueber muss ich nochmal nachdenken ...

Geht Euch das auch so, dass bestimmte Muster in Traeumen immer wiederkehren ?

- Ich fahre im Traum oft Bahn, doch immer verpasse ich den Anschluss oder steige gar in den falschen Zug. Deutung ? Vielleicht habe ich zu wenig feste Bezugspunkte im Leben, bin ueberall Fremder und nirgends richtig zuhause ?

- Komme ich in eine Gefahrensituation, rufe ich je nach Situation Polizei oder Feuerwehr an. Doch im Traum kommt immer was dazwischen - entweder bekomme ich die Nummer nicht gewaehlt, oder ich kriege keinen Ton raus oder die Jungs am anderen Ende nehmen mich nicht ernst. Deutung ? Vielleicht fuehle ich mich von allen missverstanden oder im Stich gelassen ... oder ich habe allgemein das Gefuehl, mit meinen Problemen ganz allein darzustehen.


Auf jeden Fall interessant, diese Muster ...



Alles Liebe !


Faustus
tomroerich
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Re: Danke und ...

Beitrag von tomroerich »

Hallo Faustus,

ich bins, Thomas, die Wand

Ich kenne 2 Traumserien, die mich seit vielen Jahren begleiten. Immer die gleiche Szenerie aber meine Rolle veränderte sich im Laufe der Zeit:

- New York: Die Serie begann nach meinem ersten Besuch in dieser Stadt (1994), ich war furchtbar beeindruckt von New York. Seitdem spielen viele meiner Träume dort. Praktisch immer geht es darum, mich zurecht zu finden in dieser riesigen Stadt. Anfangs war die Verlorenheit dominierend aber heute bin ich aktiv bei der Sache und bestehe diverse Abenteuer. Ich habe sogar schon Fremden die Stadt gezeigt Meine Analytikerin meinte mal, es drehe sich dabei um die neue Welt, die es zu erobern gilt. Und das passt für mich auch.
Deine Serie vom Bahnfahren erinnert mich sehr an meine New-York-Träume. Die Orientierungslosigkeit, die Überforderung, kein Zuhause haben.

Hmm, ich will deine Träume nicht deuten aber sagen kann ich ja, was mir einfällt. Polizei und Feuerwehr sind typische Vertreter der Elterninstanz. Was wird aus den Träumen, wenn du es so ansiehst?

- Die Schule: Eine Traumserie seit Beginn meiner Therapie 1996. Eines ist immer gleich: Ich will mein Abitur noch einmal machen, weil ich mit dem Ergebnis des ersten unzufrieden bin (mit Grund, Schnitt 3,6 *schäm*) aber es gelingt mir nicht in Erfahrung zu bringen, was ich denn lernen soll. Sitze in der Klasse herum, habe keinen Stundenplan, keine Bücher, niemand hilft mir. Ja und dann die Prüfung, ich weiß, dass ich nichts weiß.

Diese Serie drückt zweifelsfrei meine Unentschlossenheit aus, was ich denn mit meinem Leben am besten anfange. Was soll ich darstellen im Leben, wo ist mein Platz, wie bewähre ich mich und finde Anschluss? Im letzten Traum dieser Serie war etwas anders: Ich beschloss einfach, dass mein altes Abi gut genug für mich sei, wenn ich nicht besser abschneiden kann. Vielleicht wars das dann mit dieser Serie, mal sehen.

Ich bin auch immer wieder fasziniert, wie enorm klar Träume das vorwegnehmen können, was durch Entwicklung erst geschehen muss, diese Traumserien sind so etwas. Es braucht Jahre der Entwicklung, bevor manche Träume klar verständlich werden. Werden wir doch irgendwie durchs Leben geführt von so einem kleinen inneren Schlaumeier?

Ein gutes WE wünscht dir

Thomas
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DYS-
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Re: Danke und ...

Beitrag von DYS- »

Hallo Wand, öhm Thomas.

Deine Deutungen sind sehr aufschlßreich. Ich finde, wir sollten mal einen Traumdeutungsbereich hier eröffnen.
Hast du eine Idee, was Träume bedeuten in dem die eigenen Kinder durch Fahrlässigkeit des Träumenden in großer Gefahr geraten?

Gruß DYS
°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°

Gerade weil wir alle in einem Boot sitzen,

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Bolek

Re: Danke und ...

Beitrag von Bolek »

DYS-
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Re: Strukturen einer Depression Teil 2

Beitrag von DYS- »

Bolek, was soll das denn nun schon wieder???? Sollen wir uns nun dafür entschuldigen das wir uns krank fühlen???? Sag, was zieht dich denn immer wieder in dieses Forum wenn doch alle hier so bescheuert sind??
Wenn ich so denken würde, hätte ich besseres zu tun.

Gruß DYS
°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°

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tomroerich
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Re: Danke und ...

Beitrag von tomroerich »

Hi Bolek,

du verwechselst da was. Depr. zu haben kannst du nicht gleichsetzen mit Weltschmerz oder so. Nicht einmal mies drauf zu sein trifft es auch nur annähernd. Gut, die Grenzen sind fließend, kein Mediziner kennt einen Test der aussagt, Depri oder nicht. Ich selber habe dieses Problem: bin ich mies drauf und habe zu nichts Lust, kommt der Gedanke, ob die Depr. zurückkommt. Bloß eines ist ganz sicher: Wenn du eine schwere Depr. hast, ist das ein Ausnahmezustand der so schlimm ist wie die Hölle und mit nichts zu vergleichen, was man jemals erlebt hat.

Ich glaube nicht, dass Depr. darauf warten, dass die Welt schön und problemlos wird. Ich sage dir allen Ernstes, wenn man mich vor die Wahl stellen würde, ob ich lieber ein Leben lang mit Depr. leben würde oder ohne, aber dafür als mittelloser Glochard, ich würde nicht lange zögern. Ein Glochard lebt wenigstens.

Und wie früher sein wollen heißt nur, aus dem Albtraum aufwachen zu dürfen und wieder fühlen und leben zu dürfen. Ich war nie Alki und es ist mit Sicherheit beschissen und schwer. Aber als ich schwer krank war, hätte ich mein Problem gegen jedes andere eingetauscht. Gegen jedes. Ich wäre auch in den Krieg gezogen, wenn es nur aufgehört hätte.

Thomas
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susan
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Re: Danke und ...

Beitrag von susan »

hi Bolek

na klar, gibt es unendlich viel Leid auf der Welt und auch ich sehe das. Doch wie kannst du beurteilen, was für den Einzelnen hier seine Krankheit bedeutet?

"....Angst und Bange wird mir. Bei all den Postings hier im Forum..."

Die Menschen hier sind verzweifelt, weil ihr Leben aus den Fugen geraten ist und sie versuchen, einen Weg DA-raus zu finden.
Das Mass aller Dinge gibt es hier nicht.


Weshalb regst du dich so auf? Warum fängst du nicht mit deinem Problem an, anstatt dir Gedanken darum zu machen, ob andere krank oder nur wehleidig sind?

Ich wünsche dir...
Susan


Bolek

Re: Danke und ...

Beitrag von Bolek »

susan
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Re: Danke und ...

Beitrag von susan »

Bolek,
ich hätte nichts dazu geschrieben, wenn du es nicht so allgemein formuliert hättest. Ich fühlte mich halt angesprochen. Die Depression hat mein ganzes Leben in Frage gestellt und ich bin sehr unglücklich darüber. Ich messe mich nicht an anderen und lege auch nicht fest, das es mir am "schlimmsten" geht, ich möchte nur ernst genommen werden - mehr nicht.

Ich hätte so manches, was ich dir hier schrieb, nicht unbedingt ins Forum gestellt, aber dein "Profil" läßt keine andere Möglichkeit zu - dein gutes Recht.

Ich wünsche dir sehr, das du es schaffst, der Mensch zu werden, den DU magst.

Lieber Gruß
Susan


Bolek

Re: Danke und ...

Beitrag von Bolek »

Caroline1
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Re: Danke und ...

Beitrag von Caroline1 »

Bolek, bitte, das macht doch keinen Sinn! Was soll dieser blödsinnige Wettbewerb "wem gehts am schlechtesten auf der ganzen Welt"? Hilft das irgendeinem wirklich weiter??????

OK, du kannst von Depressionen und Depressiven halten, was du willst. Du kannst diese Krankheit ernst nehmen oder nicht. Du kannst auch deine eigene ernst nehmen oder nicht. Du kannst dein ganzes Leben ernst nehmen oder auch nicht. JETZT hast du die Wahl, ob oder ob nicht. Aber es bringt doch nichts, auf andern Menschen mehr oder weniger blind rumzuhacken. Oder wenn ich mich irre, dann sag doch mal, WAS es dir bringt. Den Alk (oder sonst was) immer als Alibi vor sich herzuschieben, um KEINE Verantwortung gegenüber einem selbst und auch keine andern Menschen gegenüber zu übernehmen brauchen, das finde ich irgendwann nur noch billig und sogar schäbig!

Jaja, du hast nicht mit mir gesprochen, ich habe dir trotzdem geantwortet. Aber komm mir jetzt bitte nicht mit einem "zisch ab" oder ähnlichen Nettigkeiten. Daraus würde ich schließen, dass ich einen wunden Punkt bei dir getroffen hätte, und dass du alles tun würdest, ihn NICHT sehen zu müssen.

Gruß
Caroline
tomroerich
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Re: Danke und ...

Beitrag von tomroerich »

Du bist zynisch, Bolek. Was tun wir hier gerade? Uns drum streiten, was wirklich schlimm ist? Das sollten wir lieber lassen, jeder erlebt subjektiv sein Problem als schlimm. Aber es gibt in deinem posting Aussagen, die sind schlicht haarsträubend.

Eben, und deshalb will jeder Puparsch Depri werden, wenn ihm die Decke auf den Kopf fällt.

Du gehst wohl immer noch davon aus, dass man Depri werden kann in dem Sinne, dass man sich dazu entscheidet. Hast du eigentlich überhaupt irgendetwas kapiert ind den Jahren, die du hier liest? Denkst du immer noch, wie es ja die meisten nicht Betroffenen tun, Depr. hätte etwas mit Durchhängen zu tun, mit Sichgehenlassen weil man mit dem Leben nicht klarkommt? Wenn man morgens nicht aus dem Bett kommt, dann hat das einen ähnlichen Grund wie bei einem Unfallopfer: Es geht nicht. Nicht weil man keinen Bock hat, sondern weil es eben nicht geht. Man hat keine Kontrolle mehr darüber, fertig aus.

Jetzt dramatisierst Du ein bisschen Thomas. Ein Zustand so schlimmmm wie die Hölle, was soll das sein???, dass man den Hintern nicht aus dem Bett bekommt, dass man es tun möchte aber aus Feigheit nicht schafft, den Exitus? Nicht zur Arbeit schafft, und deshalb um die Existenz fürchtet? Keine Freunde hat? Wer hat schon Freunde?


Ich dramatisiere gar nichts. Diese Aussage habe ich von vielen gehört, in der Klinik z.B. In der Literatur wird sie als das "gefürchtetste aller Leiden" bezeichnet. Es geht nicht um das was man vermisst oder dass man den Hintern nicht hochbekommt. Das sind alles nur harmlose Nebensächlichkeiten und eben das, worüber man wenigstens noch mit denen reden kann, die nicht verstehen. Aber das man sich monatelang fühlt, als sei man lebendig begraben, dass man grauenhafte Ängste durchstehen muss als lebe man in einem Albtraum, dass man alles auf einmal verliert weil man nichts mehr fühlen kann außer Angst und namenloses Entsetzen und dazu noch Schmerzen hat, Atemenge und weiß der Geier alles für Probleme mit dem Körper, das kann man ja doch niemandem klar machen. Da kommt es echt gut zu hören, dass man ein puparsch ist, dem ja nur die Decke auf den Kopf fällt. Du kannst diese Krankheit mit nichts vergleichen, was du aus deinem Leben kennst, mit nichts. Denn wenn du es könntest, dann wüsstest du, wovon ich rede. So bist du halt einer von denen die etwas augenzwinkernd meinen, na ja, ist halt ne saft- und kraftlose Lusche, der zieht sich in eine schwammige Angelegenheit namens Depression zurück, was soll das schon sein? Aber die Realität ist eben eine ganz andere und ich glaube nicht, dass sich pro Jahr ca. 11.000 Menschen in Deutschland deshalb das Leben nehmen, weil sie ihren Arsch nicht aus dem Bett kriegen. Der Grund ist einfach der, dass es kaum auszuhalten ist. Ein Krebspatient hat des Recht von der Hölle zu reden, weil er da durch muss, weil sein Leben bedroht ist. Und in einer Depr. erlebst du eine andere Hölle. Ich wünsche dir nicht, dass du das je wirst erleben müssen.

Ein Depri wird wohl nur in den allerseltensten Fällen ein Banner vor sich hertragen und mit seiner Krankheit angeben. Ich kenne keinen. Und diese Diskussion findet ja gerade auch nur statt, weil du nicht anerkennen willst, was die Leute hier teilweise hinter sich haben.

Simulanten mag es geben, die gibt es immer und auf jedem Gebiet. Genauso, wie es Sozialschmarotzer gibt, die Not simulieren. Aber willst du deshalb alle, die unter dieser Krankheit leiden, nicht mehr ernst nehmen? Weil man es von außen nicht sieht und man die Krankheit nicht beweisen kann? Reichen 11.000 Tote allein in Deutschland nicht als Beweis? Oder dass die WHO sagt, die Depr. ist der größte Killer unserer Zeit? Sie tötet mehr als der Verkehr, alle Gewalttaten, Aids und Drogen zusammen.

Wünsch dir auch was

Thomas
Betroffene für Betroffene

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Emily
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Re: Danke und ...

Beitrag von Emily »

Hallo Caroline und Thomas,
euren Beiträgen kann ich nur beipflichten.

Hallo Bolek,
ich würde auch sagen, dass die Frage, wessen Krankheit oder Leiden die/das Schlimmere ist, völlig zweitrangig ist. Viel wichtiger scheint mir die Frage zu sein, wie man es schaffen kann, die Krankheit oder das Leiden, von der/dem man gerade im Moment SELBST gequält wird, in den Griff zu bekommen und zu überwinden. DAS ist in meinen Augen die Aufgabe. Die "Bewertung" des Leidens von anderen steht einem eigentlich gar nicht zu.

Schafft man es, das eigene Problem zu lösen, kann es durchaus sein, dass das nächste Problem sich möglicherweise nahtlos anschließt. Keiner kann einem auf dieser Welt sagen, warum das so ist. Es geht darum, dass man das EIGENE, akute Problem in Angriff nimmt und einen Weg sucht, der einen wieder herausführt. Und wenn sich dann eine neue Problemstellung ergibt, muss man eben mit der Arbeit an diesem Problem wieder von vorne anfangen, und es fragt keiner danach, ob einem das jetzt gerade in den Kram passt, oder nicht.

Wie sehr ein anderer leidet, kann man vielleicht erst sehen, wenn man die eigene Krankheit überwunden hat. Während der eigenen Krankheit fehlt einem dafür wohl die nötige objektive Sicht der Dinge. Man meint, man wäre der einzige, der schlimm dran ist, und alle anderen sind sowieso viel besser dran. Das ist menschlich und durchaus verständlich, nutzt einem aber rein gar nichts, da es als Ausrede auch nur eine - wenn auch recht angenehme - Rechtfertigung für das Verharren in der eigenen Problematik bereitstellt.

Noch etwas zu dem, was du weiter oben geschrieben hast. Du hattest es dort angezweifelt, dass man eine Depression als "Hölle" bezeichnen kann. Ich würde aus meiner Erfahrung sagen: Dieser Begriff ist noch viel zu schwach! Man könnte auch dafür sagen "lebendig tot sein" oder Ähnliches, aber diese Begriffe gehen durchaus in die richtige Richtung.

Lieber Gruß,
Emily.
DYS-
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Re: Danke und ...

Beitrag von DYS- »

Caro und Thomas, danke für Euere Zeilen.
°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°

Gerade weil wir alle in einem Boot sitzen,

sollten wir heilfroh darüber sein,

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Chi
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Re: Strukturen einer Depression Teil 2

Beitrag von Chi »

Hallo Faustus, Thomas, Dys und ihr anderen,

ja, einen Traumdeutungsbereich fänd ich auch mal echt interessant!

in letzter Zeit kann ich mich zwar kaum noch an Träume erinnern, und wenn, dann sind es oft recht klar den mehr oder weniger aktuellen Erlebnissen im "Wachleben" zuzuordnende Sachen. (ich schlafe aber glaub ich auch einfach zu wenig um viel "träumen zu können".) Da passiert offensichtlich z.Zt. bei mir so viel, und ich bin eigentlich ganz froh, dass es dann auch in meinen Träumen "bearbeitet" wird, ich hoffe das es dann nicht so tief vergraben wird und später umso heftiger wird...

Früher hatte ich oft auch so "Traumserien". Und viele Träume, die mich monate-, jahrelang immer wieder und noch beschäftigten. Eure Interpretationsansätze hier fand ich echt spannend!
Ich habe den Eindruck dass ganz viel, womit man im Leben nicht zurecht kommt, in den Träumen dann irgendwann rauskommt, und oft (für mich) sehr viel klarer als ich das im "Wachleben" erkennen / analysieren kann. Zeigt mir oft sozusagen, wonach ich eigentlich mal gucken muss, und manchmal sogar Lösungsansätze oder ein kleines Stückchen neue Hoffnung (bei mir oft sogar auch bei eigentlich gar nicht so schönen Träumen).

Liebe Grüsse,
Clara



@Bolek:
Solltest du diese "Hölle" nie erlebt haben, dann freu dich doch DArüber! Ich wünsch sie echt keinem...
Klar, es gibt auch ganz viele andere schlimme Dinge im Leben. Manches kann man vielleicht auch nicht ändern. Aber irgendwas kann man meistens tun, und sei es auch nur, daran zu arbeiten dass man das schlimme besser ertragen lernt, und wenigstens ab und zu sich auch mal etwas glücklich fühlen kann, für den moment. Auch mal etwas geniessen kann.
Bolek, TU was! Tu was bei dir, denk ich öfters mal hier. Und hau nich einfach immer nur woanders drauf.

ich finde übrigens diese Diskussion um was schlimmer ist, mit Diabetes und Krebs etc., hier echt schlimm. Oft ist es nämlich bei chronisch kranken auch noch so, dass sich dann, mit so'ner "aussichtslosen" Situation, Depressionen dann noch dazugesellen. Auch bei sehr langdauernden schweren krankheiten mit wenig heilungschancen ist es wohl eher ein Kunststück, NICHT depressiv zu werden. Und wie schlimm Depr. ist brauch ich ja hier nicht sagen. (egal ob 'mit' oder 'ohne' oder aus welchem "Grund" man sie hat.)
Das musste ich jetzt dazu mal loswerden.
Clara
Xenia
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Registriert: 20. Apr 2003, 12:31

Re: Strukturen einer Depression Teil 2

Beitrag von Xenia »

@Bolek,

ich kann mich den anderen nur anschließen. Es geht überhaupt nicht darum, wer am depressivsten ist, genausowenig wie es darum geht, wer seine Depression vortäuscht.
Du denkst, Du weißt was über Hölle und wie es ist, sich dort zu befinden?? Wie kannst Du das denn beurteilen, wenn Du überhaupt nicht depr. bist, wie Du ständig betonst?
"Jeder will Depri werden..." Du hast keine Ahnung, wie es ist, eine schwere Depr. zu haben. Oder weißt Du, wie es sich anfühlt, innerlich tot zu sein, gar nichts mehr fühlen, nichts denken, einfach versteinert im Bett liegen? Wenn Du noch nicht einmal S*****gedanken hast, nicht einmal mehr weinen kannst? Oder kennst Du vielleicht auch psychotische Symptome? Hast Du schon mal eine Zeit, in der Du so tot warst innerlich, daß Du nicht mehr gegessen und getrunken hast? Daß Du in der Psychiatrie unter Aufsicht Dein Tagespensum Flüssigkeit zu Dir nehmen mußtest? Bei Dir klingt es so, als ob eine Depr. nichts anderes ist, als eine Modeerscheinung in unserem Wohlstand. Dann kannst Du mir vielleicht auch erklären, warum ich aufgrund von Depr. (und auch einer Borderline-Störung) drei Jahre arbeitsunfähig war und jetzt im Besitz eines Schwerbehindertenausweises mit 80 % bin.
Soviel mal zu Deiner etwas seltsamen Auffassung von Depr.
Dann möchte ich noch etwas zu Deinem Beitrag zu Kaspar schreiben (09.05., 18.14 Uhr).

> ob das etwas mit pornographie zu tun hatte, age aber ich zu bezweifeln. schliesslich fehlte die graphie.


Entschuldige bitte, aber das ist Quatsch. Es ist nämlich so, daß die Endung "graphie" nichts anderes heißt als "Schreibweise, Schreibung". Jeder weitere Kommentar meinerseits ist Energieverschwendung, daher lasse ich das einfach mal so stehen.

> Auf der EINGANGSTÜR STEHT NUNMAL Depressionsforum, und nicht missbrauchtenforum oder ähnlich.

Ja, das ist es, ein Depr.-Forum. Warum bist Du denn immer hir, wenn Du keine Depr. hast und Depr. auch nicht als Krankheit anerkennen kannst??

> Soll ich mir also auch jedesmal überlegen ob ich das wort rasierklinge hier benütze, ob es denn einem "ssvler" schadet?

Sprich' doch bitte nicht von Sachen, von denen Du keine Ahnung hast. Oder kennst Du es, wie ätzend es ist, sich zu verletzen? Daß man sich in der Chirurgie blöde Sprüche anhören darf. Weißt Du auch, wie es ist, jeden, wirklich jeden einzelnen Tag an traumatische Ereignisse zu denken? Ich meine, was bringt Dich dazu, Dich aufzuregen über die Verletzbarkeit anderer? Bist Du tatsächlich der Meinung, Dein Leben war das schlimmste was man sich vorstellen kann? Dazu möchte ich nur eines sagen: "schlimm" ist ein äußerst subjektives Wort. Was für mich schlimm ist, mag für Dich lächerlich sein, aber aus andersherum, vielleicht kann ich nur milde lächeln über Dein Leben? Nein, das maße ich mir nicht an. Es gibt keine offizielle Skala für "schlimm", es ist nicht so wie bei einer Erdbebenskala.

Ach, vorhin hast Du geschrieben, daß Dich keiner in eine Praxis bringt, bevor Du nicht Deine Versicherung bekommst. Und daß das ein Tip für alle ist, um nicht in die Sozialhilfe zu rutschen. Lieber Bolek, man kann auch aus der Sozialhilfe wieder herauskommen. Ich habe es auch geschafft, mich wieder herauszuschaffen. Und weißt Du was, es war ein tolles Gefühl, dem Sachbearbeiter zu schreiben, daß ich eine Arbeitsstelle habe und daher keine Sozialhilfe mehr benötige. Dir geht es offensichtlich nicht so, aber ich wollte nicht mehr so leben.

Und worauf möchtest Du eigentlich Deine Berufsunfähigkeit stützen? Auf den Alk?

Abschließend noch eines: wenn jemand so eine Angst vor einer Therapie hat wie Du, dann hättest Du bestimmt Gründe genug, eine zu machen. Ich denke mir oft, wenn ich auf der Straße all die hübschen, eitlen Menschen sehe, daß ich wenigstens den Mumm hatte, anzufangen, mein Leben aufzuräumen. Du denkst wahrscheinlich, eine Therapie zu machen ist feige, nichts für starke Männer. Es ist nicht so, im Gegenteil: eine Therapie zu beginnen und dann dabeizubleiben, erfordert eine Menge Mut und eine Menge Stärke.

Vielleicht bist Du in der Lage zu reflektieren.

Xenia

P.S. an die anderen: normalerweise bin ich ein friedlicher Mensch...
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
tomroerich
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Re: Strukturen einer Depression Teil 2

Beitrag von tomroerich »

Hallo Dys und Clara,

ich bin etwas skeptisch wenn es um das Deuten der Träume anderer geht, weil die nun mal nur im Kontext des Träumenden zu verstehen sind. Allgemeine Traumdeutung ist nur sehr beschränkt möglich, nämlich dann, wenn es um Dinge geht, die wir alle miteinander seelisch teilen. Ich habe ja wie gesagt die Erfahrung gemacht, dass evtl. eine jahrelange Entwicklung stattfinden muss, um einen Traum oder eine Serie zu verstehen. Da kann dann eine fertige Deutung, die einem zwar einleuchtet aber eben doch nicht die eigene ist, vieles verderben und auf eine falsche Spur führen.

Aber etwas anderes kann man machen: Man kann dem Träumer die eigenen Fantasien mitteilen, die man mit dessen Traum hat. Auch wenn sie noch so unausgegoren und scheinbar unsinnig sind. Das ist dann etwas ganz anderes als Deutung, zu der man ja bekanntlich den Kopf einsetzt. Die eigenen Fantasien aber kommen aus einer ganz anderer Quelle und dann bleibt es etwas eigenes, eben die Art, wie der Traum auf einen gewirkt hat, nicht wie man ihn versteht. Wenn das gelingt, passiert manchmal Erstaunliches und wirklich Hilfreiches für den Träumer.
Auf diese Art mit den Träumen anderer umzugehen, würde mich reizen und dann wäre ich auch gerne dabei.

Gruß an euch!

Thomas
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albert
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Re: Strukturen einer Depression Teil 2

Beitrag von albert »

Hallo Thomas,
deiner Skepsis zur Traumdeutung kann ich nur zustimmen, obwohl ich selber hier schon fremde Träume bearbeitet habe. Was heißt das Deuten oder Bearbeiten?
Da laufen im Traum Bildergeschichten ab.
Jedes Bild hat eine Bedeutung. Richtig genommen steht solch ein Bild für sich und es spricht für sich. Gut oder schlecht, ich kann in manchen Fällen die Bedeutung eines Traumbildes erklären. Aber wird und kann das für fremde Träume immer richtig und zutreffend sein?
Meine eigenen Träume darf ich erklären, da habe ich keine Scheu, denn ich fühle mich kompetent für meine Träume, fühle mich auch zuständig.
Aber bin ich auch zuständig für fremde Träume? Ich hab mich mal versucht an fremden Träumen, habe gesagt, dass ich Fragen stellen kann. Und hinterher habe ich gemerkt, dass ich mehr tat, als nur Fragen stellen. Heute habe ich das Gefühl, dass ich damals die Grenzen meiner Zuständigkeit überschritten hatte. Ich bitte um Entschuldigung.
Ein schönes Wochenende
wünscht dir
mit herzlichen Grüßen
Albert
albert
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Re: Strukturen einer Depression Teil 2

Beitrag von albert »

Hallo Thomas,
entschuldige bitte, das war doppelt geworden, also her mit der Löschung und dazu eine Ergänzung:
ich darf für andere Personen träumen, ich kann auch solch einen Traum im geschlossenen Kreis, Gruppe erzählen, aber deuten darf ich ihn nicht, denn die Bilder sprechen für sich.
Mit herzlichen Grüßen
Albert
Chi
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Re: Strukturen einer Depression Teil 2

Beitrag von Chi »

Hallo Thomas und Albert,

ich hatte auch nicht an so etwas gedacht wie: ich sage meinen Traum und ihr sagt mir was das bedeutet ... !
Eher an sowas wie selber darüber nachzudenken; Ideen / Ansätze für sich selber daraus mitnehmen zu können wie andere über ihre Träume denken / damit umgehen; vielleicht auf solche Weise mal nen Denkanstoss...
vielleicht auch mal nen Hinweis von anderen, wenn man vielleicht selber auch mal in ner anderen Richtung nochmal gucken / nachdenken sollte/könnte, und grad zu verbissen nur in die eine guckt (sowas passiert mir zumindest manchmal) ...

Sowas in der Art eher hatte ich mir dabei vorgestellt. Nicht eine "Fremdinterpretation", dabei würde mir auch zu sehr mein Kontakt zu meinem Innendrin fehlen.
Und ich kann eh ganz bestimmt niemandem eine fertige "Deutung" für seinen Traum liefern.

Liebe Grüsse,
Clara
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