johanniskraut und Citalopram

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yayoi
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Registriert: 25. Okt 2003, 01:19

johanniskraut und Citalopram

Beitrag von yayoi »

Hallo,

meine Frage klingt vielleicht etwas komisch, ist aber ernst gemeint, weil ich mich wirklich wundere; man bekommt ja immer gesagt, daß man auf keinen Fall Johanniskraut einnehmen soll, wenn man ein Antidepressivum aus der SSRI-Gruppe nimmt. Soweit kein Problem. Jetzt habe ich in einem Buch über Roiboos-Tee gelesen, daß dieser dieselben Wirkstoffe enthält, die auch im Johanniskraut für die antidepressive Wirkung verantwortlich sind (lateinische Bezeichnung hab ich leider vergessen...)
Erstmal würde ich gerne wissen, was genau so gefährlich an der Kombination ist, und ob ich am besten jetzt auch keinen roten Tee mehr trinken sollte... vielen Dank!

Gruß,
Yayoi
freaklin
Beiträge: 184
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: johanniskraut und Citalopram

Beitrag von freaklin »

> ... man bekommt ja immer gesagt, daß man auf keinen Fall Johanniskraut einnehmen soll, wenn man ein Antidepressivum aus der SSRI-Gruppe nimmt.

Unter http://www.infomed.org/bad-drug-news/bdn61.html liest sich dazu folgendes:
"Das Serotoninsyndrom ist gekennzeichnet durch Agitiertheit, Verwirrtheit, Tremor, Myoklonien, Schwitzen, Diarrhoe, Fieber oder Schüttelfrost. Es wird durch einen Serotoninüberschuss im Gehirn ausgelöst, meistens wenn zwei Medikamente verabreicht werden, welche die Serotoninkonzentration erhöhen: typisches Beispiel ist die Kombination von Serotonin-Wiederaufnahmehemmern mit MAO-Hemmern. Auch Tramadol hemmt die Serotonin-Wiederaufnahme und kann, wie sechs in Australien gemeldete Fälle wieder zeigen, ein Serotonin-Syndrom auslösen, wenn es zusammen mit Antidepressiva wie Serotonin-Wiederaufnahmehemmern, gewissen Trizyklika (Amitriptylin = Saroten® Retard, Clomipramin = Anafranil®), Venlafaxin (Efexor®), Moclobemid (Aurorix®) oder Johanniskraut gegeben wird."

> Soweit kein Problem. Jetzt habe ich in einem Buch über Roiboos-Tee gelesen, daß dieser dieselben Wirkstoffe enthält, die auch im Johanniskraut für die antidepressive Wirkung verantwortlich sind (lateinische Bezeichnung hab ich leider vergessen...)

Naja, der Roiboos-Tee wird wohl kaum eine derart starke serotogene Wirkung wie Johanniskraut oder ein SSRI haben. Ich habe zumindest auf mehreren SSRIs gelegentlich Roiboos-Herbstlaub-Tee ohne die oben beschriebenen Symtome getrunken.

> Erstmal würde ich gerne wissen, was genau so gefährlich an der Kombination ist, und ob ich am besten jetzt auch keinen roten Tee mehr trinken sollte...

Abgesehen davon, daß das Serotonin-Syndrom sicher nicht durch den Genuss von Roiboos-Tee bei gleichzeitiger SSRI-Einnahme zustandekommt, ist ein Serotonin-Syndrom soweit ich weiß nichts gefährliches, sondern vielmehr nur äußerst unangenehm für den Betroffenen.
wuschel
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Re: johanniskraut und Citalopram

Beitrag von wuschel »

Linse2
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Registriert: 20. Mär 2003, 11:08

Re: johanniskraut und Citalopram

Beitrag von Linse2 »

hi,
man sollte tatsächlich nicht johanniskraut mit ssri´s nehmen (steht auch in den beipackzetteln) aber zur kur wurde mir genau diese kombination gegeben. ich hatte neben anderen medi´s auch trevilor + sedariston. dieses syndrom bekam ich trotzdem nicht, gott sei dank. johanniskraut wird im allgemeinen hochdosiert eingesetzt und ich kann mir nicht denken daß in den tees so viel drinn sein sollte.
mfg linse
Caroline1
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Registriert: 19. Mär 2003, 16:48

Re: johanniskraut und Citalopram

Beitrag von Caroline1 »

Kleiner Beitrag von mir: Wuschel hat recht, ein richtiges Serotoninsyndrom ist sehr gefährlich und kann sogar letal enden! Deshalb ist ein Verdacht auf ein solches immer ein ganz akuter Notfall, und es muss sofort gehandelt werden, sprich den Patienten in eine Intensivstation eines Krankenhauses bringen.

Das andere Problem ist beim JK, dass es nicht nur selbst serotonerg wirken kann, sondern dass es innerhalb der Leber den Abbau einer ganzen Reihe anderer Medis hemmt. Was dann zur Folge haben kann, dass der Blutspiegel und folglich die Wirkung dieser Medis zunimmt. So kann dann eine Substanz auch plötzlich toxisch wirken, oder zumindest einen gefährlich hohen Blutspiegel erreichen, auch wenn sie in der korrekten Dosierung eingenommen wurde. Das ist eine typische Arzneimittelinteraktion, und die betrifft eben alle Medis, deren Abbau in der Leber zum größten Teil auch über das Enzym geschieht, der für den Abbau des JK zuständig ist. Die Affinität von JK zu diesem Enzym liegt um ein vielfaches höher als jene von andern Substanzen, somit besetzt JK diesen bevorzugt, und andere Substanzen müssen sozusagen auf ihren Abbau warten und können also ungehindert weiterhin wirken. Es ist also logisch, dass da Probleme entstehen können. Und SSRI-Hemmer fallen eben auch unter diese Medis, die um jenes Enzym konkurrieren.

Was jetzt den Rooibushtee angeht, da kann ich nichts dazu sagen, weil ich nichts davon weiß. Es scheint mir allerdings auch ziemlich unwahrscheinlich, dass Rooibushtee zu einem Serotoninsyndrom führen könnte.

Herzliche Grüße

Caroline
Nico Niedermeier
Moderator
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Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: johanniskraut und Citalopram

Beitrag von Nico Niedermeier »

Ich denke alles was Caroline geschrieben hat trifft es auf den Punkt
Gruss
Dr. Niedermeier
yayoi
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Registriert: 25. Okt 2003, 01:19

Re: johanniskraut und Citalopram

Beitrag von yayoi »

vielen dank erstmal für die vielen und ausführlichen antworten
ich denke, da sie in diesem buch roiboos-tee sowieso als allheil-wundermittel angepriesen haben, werden sie in diesem punkt wohl auch stark übertrieben haben... dann kann ich ja beruhigt weiter tee trinken

Gruß,

Yayoi
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