schweigen in der therapie

Antworten
yayoi
Beiträge: 49
Registriert: 25. Okt 2003, 01:19

schweigen in der therapie

Beitrag von yayoi »

ich bin jetzt seit einem Jahr in einer Verhaltenstherapie und halte meinen Therapeuten eigentlich auch für ziemlich geeignet und kompetent, was auch immer, und obwohl es nur langsam vorangeht glaube ich eigentlich auch, daß es mir helfen wird.
die letzte sitzung hat mich allerdings irgendwie ziemlich fertiggemacht, und ich frage mich eigentlich auch, was das soll, nämlich, wir haben uns fast die ganze Zeit angeschwiegen, über eine halbe Stunde lang, gegen Ende dachte ich fast er wäre eingeschlafen... ich habe (wir wohl viele depressive) probleme damit, über mich zu reden, und ich brauche einfach ein wenig hilfe, vielleicht wenigstens eine frage, eine floskel, die interesse anzeigt, zur ermutigung, von mir aus kann ich manchmal nicht ein einziges wort sagen. das ist in der therapie ganz besonders schlimm, weil ich einfach keinen mut habe, einem menschen etwas zu erzählen, der noch nichtmal persönliches interesse an mir hat, in dem sinne, daß ich weiß es ist ein freund der mich mag und will daß es mir gut geht.
ich kann im moment nicht so gut schreiben, aber kann mir vielleicht jemand sagen, wie ich das aufnehmen soll? ist das vielleicht ein test oder eine kraftprobe oder...? ich weiß im moment irgendwie nicht so ganz, was ich machen soll, was mit mir ist...

vielleicht denkt er ja ich will garnicht, daß es mir besser geht, wenn ich nicht rede, aber das stimmt nicht und sollte er das nicht auch wissen als therapeut?
schnüffel
Beiträge: 7
Registriert: 9. Jan 2004, 13:16

Re: schweigen in der therapie

Beitrag von schnüffel »

ich habe auch eine therapie bei einem verhaltenstherapeuten gemacht und irgendwie war das bei mir auch so, das ich von selber nicht wusste was ich sagen soll, obwohl ich eigentlich sehr gerne erzähle. ich hab die therapie dann aufgehört, weil ich dachte, jetzt kann er mir nicht mehr helfen und ich benötige keine therapie mehr. ich meine, wenn er mir hätte helfen wollen, hätte er mich doch was fragen müssen, oder? ich weiss ja nicht, wie das bei anderen leuten abläuft, aber ich habe mich in der situation unwohl gefühlt

liebe grüsse
Mausi221

Re: schweigen in der therapie

Beitrag von Mausi221 »

Hallo!

Ich mache auch seid eineinhalb Jahren eine Therapie. Zusätzlich war ich auch für 11 Wochen in der Psychosomatik.
Ich denke es war wirklich ein Test von dem Therapeuten. Ich kenne es aus den Gruppentherapien, da hat sich auch oft keiner getraut was zu sagen. Der Therapeut hat geschwiegen, um zu gucken wie manche mit den Schweigen umgehen können. Es gibt Menschen die können das nicht ertragen und plaudern einfach darauf los, um die Stille nicht ertragen zumüssen. Vielleicht wollte er auch mal testen, ob du inzwischen Vertrauen genug hast, um von selbst anzufangen, ohne "Starthilfe". Nur Mut!!! Er wollte dir nichts böses, da bin ich mir sicher.

Gruss Mausi
Dendrit
Beiträge: 4981
Registriert: 23. Mai 2003, 11:14
Wohnort: Oberbayern
Kontaktdaten:

Re: schweigen in der therapie

Beitrag von Dendrit »

Hallo!

Hmm, da sind mir ja mal wieder Paralellen aufgefallen: mein Psychiater in der Geschlossenen sagte mir, dass er einiges von der Verhaltenstherapie an mir vorgezogen hat - was genau, weiß ich nicht. Wenn er mich in sein Zimmer holte, fragte er wie's mir gehe (OK, diese Floskel war noch da), dann lümmelte er sich in seinen "Arztstuhl" und der Schalk im Nacken lugte durch seine lustigen Augen - aber er schwieg. Einmal schwieg er auch, nachdem mein Befinden erzählte. Keine weiteren Fragen. Und ich kann diese "Stille" auch nicht ertragen. So baute ich mein "Befindung" aus oder stellte Fragen, worauf nur ein Lächeln folgte. Gut, ich war in der Geschlossenen und da kann man keinen wohl so hängen lassen. Ich nehm an, dass das auch was vorgezogenes war.

Als ich zuletzt in einer Klinik war, war es für mich schlimm, wenn in der Gruppenpsychotherapie Schweigen herrschte. 5 Min. 10 Min. Ein Seufzen. Weitere 3 Min. Ein paar Blicke auf die Uhr. Pfleger und Psychologe spielten mit der Uhr, fuhren sich durch die Haare, einer nach dem anderen in der Runde starrte einander an. Ich, weil ich mich so unwohl fühlte, betrachtete einen Schuh nach dem anderen. Schrecklich. Ich kam mir so blöd vor. Dass mir nichts einfiel, das Schweigen zu brechen. Irgendwann fing dann jemand an, gequält - aber alle stürzten sich auf diesen "Aufhänger".

Und jetzt soll ich eine VT machen. Bin froh, dass Ihr das angeschnitten habt. Dann weiß ich wenigstens, dass ich mich nicht verrückt machen brauche bzw. panisch nach einem "Wort" zu suchen.

LG, Manuela
pascale
Beiträge: 265
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: schweigen in der therapie

Beitrag von pascale »

hallo zusammen,

auch ich habe 3 jahre einen ziemlich schweigsamen therapeuten ertragen. im dezember haben wir abschied gefeiert. auch wenn er und ich sicherlich am anderen oft fast verzweifelt ist, und es garantiert keine therapieform ist, die ich je wieder in anspruch nehmen würde, so bin ich doch heute am anderen ende der spirale als zu dem zeitpunkt, da ich zum ersten mal seine praxis betrat.

was uns vielleicht oft gar nicht so bewußt ist, ist eine aussage, die er einmal tätigte und die ich nie vergaß: als ich die ersten zwei/drei mal bei ihm war, war ihm schon klar, daß er mir evtl. nicht helfen konnte und mich besser zu einem kollegen schicken sollte. er hatte seinerzeit davon abstand genommen, da ihm bewußt war, dass ich diese abweisung wohl nicht auch noch gepackt hätte. so haben wir uns durch die undendlichen monate hindurchgeboxt. rückblickend kann ich sagen, dass wir zwar eine ziemlich schwierige therapeuten-patienten-endlossitzung hatten, doch ich froh darum bin, diesen weg gegangen zu sein.

deshalb wäre es vielleicht nicht verkehrt, erst einmal eine zeitlang zu prüfen, ob man mit dem therapeuten klar kommt. ich hab immerhin über ein jahr dafür gebraucht - und das lag weiß gott nicht am therapeuten.

einen angenehmen abend wünsche ich euch und grüße alle die, die mich noch kennen.

pascale
yayoi
Beiträge: 49
Registriert: 25. Okt 2003, 01:19

Re: schweigen in der therapie

Beitrag von yayoi »

ich bin euch allen sehr dankbar für eure antworten. ich dachte schon irgendwie, daß das mit dem schweigen öfter vorkommt, aber es ist für mich sehr quälend und schwer einzuordnen... dank eurer antworten wird es mir sicher etwas leichter fallen, damit umzugehen... hoffentlich schaffe ich es auch irgendwann, etwas zu sagen, auch wenn ich nicht direkrt gefragt werde... *puh*

liebe grüße,

yayoi
Antworten