Fluctin

outcast
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Re: Fluctin

Beitrag von outcast »

Hallo evelyna.

Du schriebst.
"Nachdem ich hier einiges über Fluoxetin und den Vergleich mit Ecstasy und Koks gelesen habe, muss ich hier wohl erstmal einiges klarstellen."

Das was Du dann "klarstellst" ist eine Beschreibung Deiner eigenen Erfahrungen - wenn die anders waren/sind heisst das aber doch nicht, daß die Erfahrungen eines anderen deshalb nicht stimmen, oder? Ich hatte zum Beispiel Halluzinationen auf Paroxetin, die vergleichbar mit LSD Erfahrungen waren (das wirkt u.a. auch auf den Serotoninspiegel).
Dazu kommt noch, daß SSRIs und z.B. Ecstacy (MDMA) beide eine Erhöhung des Serotoninspiegels bewirken - zwar auf unterschiedliche Arten und in unterschiedlicher Stärke und Dauer, aber Du musst zugeben, daß das schon vergleichbar ist (biochemisch gesehen). Nur weil das eine verboten ist und das andere Medikament heisst, heisst das nicht, daß sie nicht miteinander verwandt oder auch nur ähnlich sein "dürfen". Und insofern gibt's da nichts klarzustellen indem man seine eigenen Erfahrungen zum allgemeinen Masstab erhebt.

Alles Gute
Oliver
christoph6667
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Re: Fluctin

Beitrag von christoph6667 »

Ja genau.

Ich habe auch mal vor ein paar Jahren ein paar mal Extasy genommen, wie auch nicht wenige in meinem Alter.

und liebe Evelina , ich glaube kaum,dass du erfahrungen mit extasy und speed hast.
(vom Alter her, wenn du einen 24-jährigen Sohn hast)

also woher glaubst du zu wissen, dass die Wirkung von Fluctin einen dann nicht ein wenig an extasy zurückerinnert.

Wir haben uns das ja nicht ausgesucht, und wir sind darüber wirklich nicht beglückt, hätten wir doch auch genauso gerne wie du ein Mittel, das uns endlich hilft.

" wie Extasy", nur ohne Glücksgefühle. Aufgewühlte Emotionen, die mich nur an schmerzhafte Dinge zurückerinnern, die ich " damals" noch nicht kannte.
Kein Gefühl mehr, ein Teil des Ganzen zu sein, sondern stattdessen ein " Abgeschnittensein" .
Ängste und ein Gefühl der Unsicherheit, das ich sonst auch habe, nur längst nicht so verstärkt.Aber damals noch nicht, als ich die Drogen probiert habe.

Das habe ich gespürt bei Fluctin, aber noch viel mehr bei Trevilor.

Also bitte, ein bisschen verständnis für leute, denen diese mittel nix bringen.

ich hätte zu diesem Thema auch garantiert nichts geschrieben, aber als ich den Satz von Evelina gelesen habe ..." nur weil ihr VIELLEICHT schlechte Erfahrungen mit Fluctin gemacht habt, solltet ihr es nicht schlechtreden.." ( oder so ähnlich).Das fand ich nicht so toll.

Nichts für ungut,
Gruss von Barbara
Silence
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Re: Fluctin

Beitrag von Silence »

Hallo,

@ Oliver:
Ich verstehe Deinen Standpunkt sehr gut, weil ich eben auch so sehr kritisch bin.
Aber durch diese vielen negativen Berichte suche ich schon die ganze Zeit bei mir nach irgendwelchen Anzeichen und das verunsichert mich einfach total.
Bei allem was ich denke, mache ich mir Gedanken, ob das normal ist, aber meine guten Freunde, die mich lange kennen bestätigen mir glücklicherweise immer wieder, dass ich noch normal bin, nur eben unternehmungslustiger und das war nach drei Jahren zu Hause verkriechen auch mal wieder nötig.

Sag mal, nimmst Du jetzt gar keine Medis mehr und wie kommst Du damit zurecht, denn ich hoffe auch auf eine "Drogen-"freie Zukunft.

Liebe Grüße,

Silence
christoph6667
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Re: Fluctin

Beitrag von christoph6667 »

outcast
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Re: Fluctin

Beitrag von outcast »

Hallo.

@Nele: Wie es funktioniert, weiss ich leider auch nicht, aber bei Venlafaxin ist es halt so. Bei einer täglichen Dosis von bis zu 150mg ist es ein reiner SSRI und wenn man täglich mehr als 150mg nimmt, hemmt Venlafaxin auch noch die Wiederaufnahme von Noradrenalin ... was verwirrt Dich denn genau daran?

@silence: Das ist aber doch vielleicht gar nicht schlecht, wenn Du ein bisschen genauer hinschaust und auch Dein Umfeld Dich genauer beobachtet zumindest für eine gewisse Zeit - es gibt halt ein paar Risiken bei diesen Substanzen und die sollte man nicht ignorieren. Was Deine Frage angeht: ich nehme seit Anfangt August kein Paroxetin mehr, ich habe es aber insgesamt auch nur etwas länger als einen Monat genommen - die Nebenwirkungen waren echt zu strange und zu zahlreich (trotzdem hätte ich es weitergenommen, wenn mein Neurologe mich mit Durchhalteparolen gefüttert hätte). Ich habe sogar nach dieser kurzen Zeit sehr seltsame Absetzsymptome gehabt und habe mich deswegen eingehender über SSRIs informiert ... mittlerweile ist "Geschichte der Psychopharmakologie" eines meiner Hobbies sehr erhellend ... ich habe normalerweise immer im Frühjahr ein paar Monate schwere Depressionen deshalb bin ich prophylaktisch auf das Zeug gesetzt worden, als ich mal wieder aus meinem Loch beim Neurologen auftauchte - mir ging es also gut als ich anfing es zu nehmen, deshalb konnte ich sehr gut beobachten welche Effekte die Substanz auf mich hat.

Ich konzentriere mich mittlerweile auf andere Arten mit meiner Depression umzugehen - vor allen Dingen sie als einen Teil von mir zu sehen und mich nicht mehr dafür zu schämen oder dagegen anzukämpfen. Ich treibe Ausdauersport, und habe eine knapp zweijährige Therapie mit der Note "befriedigend" abgeschlossen

Alles Gute
Oliver
triste
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Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: Fluctin

Beitrag von triste »

Hallo kelvingrovebaby,
ich habe Fluoxetin ein 3/4 Jahr genommen,
hatte praktisch keine Nebenwirkungen am Anfang, nach 1 Woche überhaupt keine NW mehr, kam Dank dieses Medikaments aus einem tiefen Loch heraus, war die ganze Zeit über völlig ich selbst und hatte keinerlei Absetzerscheinungen und/oder 'Entzugserscheinungen' beim und nach dem Ausschleichen.
Alles Gute,
Virginia
malin
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Re: Fluctin

Beitrag von malin »

Hallo Oliver,
tja, was verwirrt mich?
Also, ich habe ein wenig auf Eurer Seite gestöbert und bin da auch auf das Arzneimittel-Kompendium der Schweiz gestoßen und fand das, was dort über Trevilor steht auch sehr interessant.
Nur steht da halt: "Venlafaxin ist ein von seiner Struktur her neuartiges Antidepressivum, welches chemisch nicht mit mit SSRI, trizyklischen... Antidepressiva verwandt ist."
Dort steht auch nichts davon, daß es erst bei einer Mindestdosis von 150 mg auf den Noradrenalinspiegel wirkt.
Außerdem frage ich mich, woher die magische Dosis von gerade 150 mg kommt. Studien? Erfahrungswerte? Was ist mit Menschen wie mir, die auf sehr geringe Dosen von Medikamenten reagieren, braucht man dann weniger?
Fragen über Fragen...
Woher kommen denn Deine Infos? Wäre schön, wenn Du dazu mehr sagen könntest.
Liebe Grüße
Nele
outcast
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Re: Fluctin

Beitrag von outcast »

Hallo Nele.

Tja, die Infos über diese Substanzen sind nicht immer so eindeutig - auf universimed.com steht zum Beispiel, daß Venlafaxin erst ab 200mg täglich zusätzlich ein Noradrenalin Aufnahmehemmer ist. Von David Healy habe ich die 150mg als Grenze und woanders steht wieder was anderes - auf Medizininfo.de steht einfach nur, daß Venlafaxin ein SNRI ist. In der Pharma-Kritik steht, daß es zusätzlich zu Serotonin und Noradrenalin in geringerem Maße auch noch die Wiederaufnahme von Dopamin hemmt ...

Ich denke das ist ein Teil des Problems. Im Gründe müssten Ärzte und Wissenschaftler viel öfter "Das wissen wir ehrlich gesagt auch nicht so genau" sagen ... aber das klingt einfach nicht so gut Die ganzen Substanzen wirken individuell höchst verschieden - da gibt's ja auch noch die unterschiedlichen Geschwindigkeiten in denen unterschiedliche Menschen die Medikamente metabolisieren und, und, und. Ich bin bei 20mg Paroxetin auch schon ganz schön abgegangen, andere merken da vielleicht gar nix - auf manche wirkt ein SSRI vielleicht sogar beruhigend und auf den anderen wirkt es wie 20 Kannen Kaffee auf Ex. Bei 38% der Einnehmenden wirken SSRI gar nicht, aber bei denen wirken vielleicht Trizyklika ... jetzt bin ich auch verwirrt

Alles Gute
Oliver
kelvingrovebaby
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Re: Fluctin

Beitrag von kelvingrovebaby »

Hallo Sunni,
hier bin ich wieder. Auch wenn ich das vor ein paar Tagen fast nicht mehr geglaubt hätte ...
Ich habe angefangen, Fluctin zu nehmen, vor 6 Tagen. Bin am 07. zum Arzt, hab mich drei Tage krankschreiben lassen. Es ging echt nichts mehr. Im Nachhinein bin ich froh, so gehandelt zu haben, es war das einzig Vernünftige, was ich tun konnte. Heulend am Schreibtisch zu sitzen hätte meine Situation bestimmt auch nicht einfacher gemacht.
Was die Nebenwirkungen angeht kann ich sagen, alles im grünen Bereich. Schwitzige Hände, seltsame Verdauung. Meine Hände zittern ziemlich, und ich bin fahrig. Schlafen tu ich auch nicht so dolle, aber das führe ich eher auch darauf zurück, dass mein Körper nicht wirklich müde "gemacht wurde", durch das viele Rumhängen auf dem Sofa. Aber keine Angstzustände, davor hatte ich den größten Horror.
Hätte nicht gelaubt, dass meine Frage so eine heftige Diskussion auslöst! Jeder hat dazu seine eigene Meinung, das zeigt sich ganz deutlich. Jeder hat halt auch eine eigene Persölichkeit, Biografie, Disposition. Stellenweise haben mich die Beiträge auch sehr erschreckt. Scientology? Hilfe. Vieles hab ich schlichtweg nicht kapiert, Abkürzungen, Namen von Medikamenten ... Man möge mich einen "unmündigen Patienten" nennen, zu dem ich mich freiwillig mache, aber für mich waren und sind wirklich im Moment nur ganz wenige Dinge wirklich wichtig: Fluctin wird mir eher nützen als schaden. Ich werde davon keine nachhaltigen Schäden davontragen. Und: Ich werde heute und morgen überleben. Und vielleicht übermorgen eine Lust erahnen, mein Leben zu gestalten?
Im Moment stellt sich das Gefühl noch nicht ein, heute bin ich wieder total am Durchhängen ohne Lust auf irgendwas. Ich setze halt auf die Karte "Zeit". Und versuche, Montag wieder arbeiten zu gehen.
Für den Moment viele Grüße,
kelvingrovebaby
Caroline1
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Registriert: 19. Mär 2003, 16:48

Re: Fluctin

Beitrag von Caroline1 »

Hallo Nele

Venlafaxin ist eine Substanz, die wohl auf mehrere Rezeptortypen wirkt. Die 150 mg-Dosis, ab der V auch mit NA-Rezeptoren agiert, ist ein relativ oft beobachteter Wert bezüglich dieses Phänomens. Man sollte das schon so sehen, wie Oliver es beschreibt: ganz genaue Daten gibt es nicht dazu. Ich will dir die Theorie erklären, wieso ein Medi erst ab einer bestimmten Dosis auch auf einen 2. Rezeptortypus agieren kann. Dazu musst dir vorstellen, dass V zuerst die Serotoninrezeptoren besetzt. Wird die Dosierung dann erhöht, kommt ja vermehrt V in den synaptischen Spalt. Da die S-Rezeptoren ja aber bereits besetzt sind, dockt V dann an andern Rezeptoren an. Und das sind dann eben die NA-Rezeptoren. Das klappt aber nur, wenn eine Substanz von seiner eigenen Struktur her auch beide Arten von Rezeptoren besetzen kann. Und das ist bei V. eben der Fall, bei den reinen SSRIs aber eben nicht. V ist ein Molekül, das einen "Arm" für S-Rezeptoren hat und einen andern für NA-Rezeptoren, und möglicherweise einen dritten für Dopamin. Der "rechte" Arm ist der für S, also der, der am "leichtesten" funktioniert, um mal bei diesem Bild zu bleiben. Deshalb reagiert V eben zuerst, will heissen bereits bei niedriger Dosierung, mit Serotoninrezeptoren.

Dies ist alles ziemlich theoretisch, hoffentlich konnte ich dir einige Fragen beantworten.

Eine andere Möglichkeit, diese verschiedenen Ansatzpunkte zu verstehen, sind die NW von V. In niedrigen Dosen treten vor allem serotonerge NW auf, Übelkeit etc. Erst in höheren Dosen dann auch NA-typische, wie zB Herzklopfen, erhöhter Blutdruck.

Wie gesagt, dies ist alles ein theoretisches Modell, das in vielen Fällen auch stimmig ist. Aber eben nicht in jedem. Es sind immer nur Modelle, und keine absoluten Wahrheiten, das ist nun mal so.

Herzliche Grüße

Caroline
malin
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Registriert: 27. Jun 2003, 22:57

Re: Fluctin

Beitrag von malin »

Hallo Caroline,
vielen Dank für Deine tolle Antwort!
Jetzt habe ich endlich zum ersten Mal das Gefühl, zu verstehen, wie und warum die Medikamente wirken. Und es ist auch gut zu hören, daß es nicht so genau erklärbar ist, wie die Wirkung sein wird und daß sie bei jedem anders ist. Es ist letztendlich wohl wirklich mehr ein individuelles Ausprobieren...
Bei mir hat das Trevilor jedenfalls gut gewirkt, auch wenn ich "nur" eine niedrige Dosis genommen habe, aber wenn es hilft, ist es ja egal...
Vielen Dank noch mal für Deine Mühe!
Liebe Grüße
Nele
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