Kur- ja oder nein?

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Sadness
Beiträge: 812
Registriert: 5. Apr 2003, 19:56

Kur- ja oder nein?

Beitrag von Sadness »

Hallo, schreibe heute zum ersten Mal hier und hoffe, Ihr könnt mir was zum Thema Kur sagen! Ich bin seit 1,5 Jahren in Therapie, kriege diese Tiefs aber einfach nicht in den Griff und wünsche mir oft, einfach mal rauszukommen, irgendwohin, wo man sich mal richtig um mich kümmert und ich mal für eine Zeit die Verantwortung für mich los bin. Klingt blöd, aber so ist es. Eine stationäre Therapie will ich nicht. Jetzt sprach meine Therapeutin von einer psychosomatischen Kur. Hat hier jemand Erfahrung, wie so eine Kur abläuft? Kann man da wirklich Hilfe bekommen? Und wo wart Ihr?
Würde mich sehr über Antworten freuen.
Liebe Grüße, Sadness
Sadness
Beiträge: 812
Registriert: 5. Apr 2003, 19:56

Re: Kur- ja oder nein?

Beitrag von Sadness »

Gibt's hier denn niemanden, der mir etwas über Kurerfahrung berichten kann? Das gibt's doch gar nicht...
Trauriger Gruß, Sadness
Xenia
Beiträge: 2051
Registriert: 20. Apr 2003, 12:31

Re: Kur- ja oder nein?

Beitrag von Xenia »

Liebe Sadness,
ich habe nicht genau verstanden, was Du meinst, keine stat. Therapie zu wollen. Ich gehe mal davon aus, daß das bedeutet, nicht in die Psychiatrie zu wollen.
Ich war zweimal in einer psychosomatischen Klinik und mehrmals in einer Uni-Klinik für Psychiatrie. Ich würde heute auf keinen Fall mehr in eine psychosomatische Klinik gehen. Es gibt dort nicht so eine gute Betreuung wie in einer guten Psychiatrie. Auch das Therapieangebot ist besser in der Psychiatrie (zumindest in der, in der ich war).
Ich war in der psychosomatischen Klinik Kinzigtal, in Gengenbach (in Südbaden, Nähe Freiburg), allerdings vor fünf Jahren. Mir hat es überhaupt nicht geholfen, weil eben die Betreuung nicht so eng war, wie in der Psychiatrie.
Was noch für die Psychiatrie spricht, ist, daß es meines Wissens zwischenzeitlich so ist, daß die Stationen störungsspezifisch sind, also mit einer Depression kommst Du auf die Station für affektive Störungen. Das hat den großen Vorteil, daß sich das Team damit auskennt und es oft eben auch eine spezielle Psychotherapie gibt.
Über den Ablauf der Kur kann ich Dir, wenn Du möchtest, noch etwas schreiben, zur Psychiatrie auch.
Aber jetzt bin ich zu müde.
Liebe Grüße, Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
Sadness
Beiträge: 812
Registriert: 5. Apr 2003, 19:56

Re: Kur- ja oder nein?

Beitrag von Sadness »

Liebe Xenia,
danke für Deine Antwort. Ich habe einfach Angst vor der Psychatrie. Bei einer Kur würde ich mich, glaube ich, freier fühlen. Ich weiß auch nicht. Klar kann ich auch freiwillig in die Psyachtrie gehen, aber für mich ist da irgendwie ein Unterchied. Ich weiß auch nicht, ob es mir so schlecht geht, daß es einen stationären Psychatrieaufenthalt rechtfertigen würde. Bei der Kur stünde für mich im Vordergrund, mal aus meinem Umfeld rauszukommen, andere Denkanstöße und mehr therapeutische Begleitung als bei einer ambulanten Therapie zu bekommen. Ich kann mir nur nicht viel vorstellen, wie die Kur so abläuft. Gibt es ein strenges Therapiekonzept, einen festen Plan, wo man alles mitmachen muß. Würde mich freuen, mehr vor dir darüber zu lesen.
Gruß, Sadness
ricky
Beiträge: 1450
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Kur- ja oder nein?

Beitrag von ricky »

Hallo Sadness,

wenn ich mich mal kurz einmischen darf...

Ich kann dich sehr gut verstehen,dass du Angst vor der Psychiatrie hast.

So ging`s mir auch,aber dann hab` ich es doch gewagt.

Bin 3 Monate auf einer Depressionsstation gewesen,und ich kann dir das echt nur empfehlen.

Das ganze Team bestehend aus Schwestern/Pfleger,Ärzten und Therapeuten ist spezialisiert auf den Umgang mit Depri`s.Sie sind total fähig und einfühlsam.

Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt und die Betreuung ist echt klasse.
Der Aufenthalt hat mir wirklich sehr viel gebracht.

Ich war noch nicht in einer Kur,aber ich kann mir vorstellen,dass die Betreuung nicht so intensiv ist wie in der Klinik.

Denk` mal drüber nach...

Liebe Grüsse Uta
*Zahme Vögel haben Sehnsucht. Wilde fliegen.*
Xenia
Beiträge: 2051
Registriert: 20. Apr 2003, 12:31

Re: Kur- ja oder nein?

Beitrag von Xenia »

Liebe Sadness,
im Prinzip kann ich mich Uta nur anschließen. Ich glaube, viele Menschen, auch Depressive haben eine Scheu vor der Psychiatrie, weil die Psychiatrie leider immer noch so einen Hauch von „Verrücktsein“ hat.
Einerseits sagst Du, daß Du nicht weißt, ob Deine Depr. so schlimm ist, daß ein Aufenthalt in der Psychiatrie gerechtfertigt ist. Auf der anderen Seite möchtest Du aber in eine psychosomatische Klinik. In beiden Fällen findet doch eine stationäre Therapie statt?!

Der Tagesablauf ist in beiden Fällen ähnlich: Du hast Dein individuelles Therapieprogramm, das Du täglich wahrnehmen musst.

Aber es ist wirklich so, daß die Therapie in einer Psychiatrie viel intensiver ist. Hinzu kommt, daß das jeweilige Team eben Fortbildungen hat, je nach dem, auf welcher Station sie arbeiten. Auf der Depr.-Station sind sie dann eben auf dem Gebiet der Depressionen fit. Es wird eine spezielle, auf Depr. zugeschnittene Therapie angewandt.
In einer psychosomatischen Klinik ist das nicht so (soweit ich weiß). Eine psychosomatische Klinik ist im Grunde für psychosomatische Erkrankungen geschaffen, d.h. Krankheiten, die sich auch körperlich auswirken.
Meine eigene Erfahrung ist, daß man mit einer schweren Depr. relativ alleine dasteht. Was nützt mir Sport oder eine schöne Natur, wenn ich schwer depressiv bin und nicht schaffe aufzustehen? Ich habe auch die Erfahrung gemacht, daß in einer psychosomatischen Klinik viel schneller mit Benzodiazepinen behandelt wird, wenn man akut suizidal ist. Das habe ich in der Psychiatrie nicht so erlebt. Wenn Du in der Psychiatrie so suizidal wirst, daß Du nicht mehr für Dich garantieren kannst, wirst Du auf die geschlossene Station verlegt, bis die Krise wieder vorbei ist. Okay, es ist ätzend, auf einer geschlossenen Station zu sein, weil Du ja nicht raus darfst. Aber lieber bin ich dort, als mit Medis abgeschossen in einer schönen Umgebung. Ich kann Dir echt nur raten, in die Psychiatrie zu gehen, anstatt in eine psychosomatische Klinik. Aber das ist lediglich meine Sicht der Dinge. Vielleicht habe ich auch bloß Glück, daß ich in einer sehr guten Uni-Klinik für Psychiatrie behandelt werde. Ach ja, in einer Psychiatrie kennen sich die Ärzte auch besser aus mit Medis, an einer Uni-Klinik wird ja sehr viel geforscht.
Also, wie gesagt, das ist meine Meinung. Mach’ doch folgendes: sieh’ Dir im internet verschiedene Homepages an, von psychiatrischen und psychosomatischen Kliniken.
Liebe Grüße, Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
Roborus
Beiträge: 4
Registriert: 27. Apr 2003, 18:39

Re: Kur- ja oder nein?

Beitrag von Roborus »

Liebe Xenia,
wenn ich eine Entscheidung fällen müßte, zwischen einem zwar emotionsgedämpften aber angstfreien Zustand unter Benzodiazepin-Einfluß, in dem ich mich "frei" in meiner Umwelt bewegen kann, und der Enge und Beklemmung einer geschlossenen Station, auf der man eventuell unliebsamen Mitpatienten nicht entgehen kann, Frischluft aus einem maximal 5 cm weit zu öffnendem Fenster besteht, etc, etc, wäre diese Entscheidung sehr schnell getroffen. In aller Regel wird man auch nicht vor eine Entscheidung gestellt; in Krisenzeiten (Suizidalität) wird zumeist über den eigenen Kopf hinweg entschieden - durchaus nicht unberechtigt.
Stefan
Xenia
Beiträge: 2051
Registriert: 20. Apr 2003, 12:31

Re: Kur- ja oder nein?

Beitrag von Xenia »

Lieber Stefan,
ehrlich gesagt, verstehe ich Deinen Beitrag nicht so ganz. Ich nehme mal an, Du würdest in gewissen Situationen kurzfristig lieber ein durch Benzos emotionsgedämpftes Leben führen und Dich frei bewegen.
Wenn ich das richtig verstanden habe, glaubst Du, daß Du bei akuter Eigengefährdung Dich in der Klinik frei bewegen kannst, wenn Du nur genug Benzos genommen hast? Das meinte ich in meinem Beitrag nicht. Ich spreche hier nicht von einer leichten Sedierung, sondern von einem Abschießen und zwar so, daß Du überhaupt nicht mehr in der Lage bist, aufzustehen und herumzuspazieren.
Ehrlich gesagt, ziehe ich da eine geschlossene Station vor. Ich würde sagen, daß ich ausreichend Erfahrungen mit der „Geschlossenen“ habe, in zwei Kliniken. Diese beiden Stationen waren weder eng, noch konnte man das Fenster nur 5 cm öffnen. Okay, Du kannst Deinen Mitpatienten nicht aus dem Weg gehen. Aber das kannst Du auf einer normalen, offenen Station oder in einer psychosomatischen Klinik auch nicht.
Ich muß sagen, daß ich mich in den Situationen, in denen ich auf die „Geschlossene“ kam, immer sehr aufgeregt habe, ich wollte nicht eingesperrt sein. Aber jetzt im nachhinein finde ich, daß jede Einweisung bzw. Verlegung dorthin berechtigt war und gut.
Was das Über-den-Kopf-hinweg-Entscheiden betrifft, hast Du teilweise recht. Ab einer gewissen Situation entscheidest Du nicht mehr selbst, das ist richtig. Aber bevor diese Situation eintritt, wirst Du schon häufiger gefragt, ob Du noch für Dich garantieren kannst. Und glaube mir, auf einer Depressionsstation merken sie es, wenn Du die Unwahrheit sagst, oder Du unsicher bist. Hier wird folgendermaßen vorgegangen: der Ausgang wird beschränkt, sollte sich der Zustand verschlechtern, wird er ganz gestrichen. Ist es damit nicht getan, kann hier in „meiner“ Klinik die Station kurzfristig (ich glaube höchstens 72 Stunden) geschlossen werden. Das bedeutet, alle Mitpatienten dürfen nach wie vor raus wie vorher auch, müssen sich allerdings die Tür aufschließen lassen, nur der betroffene Patient darf halt nicht raus und wird regelmäßig nach seinem Befinden gefragt. Nach Ablauf dieser 72 Stunden gibt es dann halt die Verlegung auf die „Geschlossene“. Ich finde, das ist ein faires „Verfahren“.
Wenn Du im Notdienst auftauchst und akut gefährdet bist, dann wird der Arzt natürlich kein Risiko eingehen und Dich direkt auf die „Geschlossene“ bringen. Das ist absolut verständlich, finde ich.

Okay, zurück zu dem Thema Psychosomatik vs. Psychiatrie. Meine persönliche Erfahrung ist halt, daß man in einer Psychiatrie eine engmaschigere Betreuung gibt.

Liebe Grüße, Xenia
P.S.: Sage mir bitte, wenn ich Dich falsch verstanden habe!
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
sewi
Beiträge: 1606
Registriert: 15. Feb 2013, 23:02

Re: Kur- ja oder nein?

Beitrag von sewi »

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