Nähe in der Therapie

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Sadness
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Registriert: 5. Apr 2003, 19:56

Nähe in der Therapie

Beitrag von Sadness »

Hallo all Ihr vielen Leute,
nach langer Zeit schreibe ich hier mal wieder was, weil es mir am Herzen liegt.
Ich habe eigentlich seit meiner Kindheit keine großartige Zuneigung mehr bekommen. Ich hatte noch nie eine Beziehung, daher keine Erfahrung mit Zärtlichkeiten, von Sex ganz zu schweigen. So hat sich eine ziemlich große Angst vor Nähe entwickelt. Die Vorstellung, jemanden zärtlich oder sogar intim zu berühren bzw. berührt zu werden ist der Horror für mich. Auf der anderen Seite spüre ich aber so stark, dass mir Kontakt und Wärme so sehr fehlt. Da ist einfach was verkümmert in mir und es wird mir langsam so schmerzlich bewusst. Meine Therapeutin hat mich da erst drauf gebracht und sie geht so wunderbar darauf ein. Neben ihr kann ich ewig sitzen, wenn sie meine Hand nimmt oder ihre Hand auf meinen Arm oder Rücken legt und ich dabei einfach nur spüren kann. Nähe spüren, Wärme spüren und allen Gefühlen freien Lauf lassen. Nur wie soll ich mit all diesen Gefühlen umgehen, wenn ich wieder alleine bin? Mit diesem Mangel, diesem großen Bedürfnis nach Nähe und der gleichzeitigen Angst davor? Bei meiner Therapeutin kann ich das zulassen, aber im "richtigen Leben"?
Kennt Ihr das Problem auch? Außerdem habe ich Angst, dass ich so noch schwerer loslassen kann am Ende der Therapie. Aber ich brauche das im Moment doch so sehr...
Schreibt mir bitte was dazu.
Gruß,
Sad
Xenia
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Registriert: 20. Apr 2003, 12:31

Re: Nähe in der Therapie

Beitrag von Xenia »

Liebe Sadness,

das Thema "Nähe in der Therapie" ist geradezu für mich erfunden worden... Bin jetzt aber zu müde und antworte Dir morgen, okay?

Gute Nacht, liebe Grüße

Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
sewi
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Registriert: 15. Feb 2013, 23:02

Re: Nähe in der Therapie

Beitrag von sewi »

sewi
Beiträge: 1606
Registriert: 15. Feb 2013, 23:02

Re: Nähe in der Therapie

Beitrag von sewi »

Sadness
Beiträge: 812
Registriert: 5. Apr 2003, 19:56

Re: Nähe in der Therapie

Beitrag von Sadness »

Hallo Xenia,
freue mich auf Deine Antwort!! Gute Nacht auch an Dich.

Hallo Sewi, wieso findest Du die Vorstellung so schlimm? Geht Dir das grundsätzlich bei Berührung so? DAnn geht es Dir ja ähnlich wie mir, nur bei meiner Therapeutin habe ich so viel Vertrauen und kann ihre Nähe genießen. Das ist eine wichtige Erfahrung für mich.
Naja, wünsch Dir 'ne gute Nacht.

Gruß, Sadness
sewi
Beiträge: 1606
Registriert: 15. Feb 2013, 23:02

Re: Nähe in der Therapie

Beitrag von sewi »

flora80
Beiträge: 3620
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Re: Nähe in der Therapie

Beitrag von flora80 »

Hallo Sadness!
Jaaaaa, Nähe! Mein Thema!!!

Also, im Prinzip geht es mir sehr ähnlich, wie dir. Auch ich kann allzu große Nähe (insbesondere eben auch körperliche) nur schwer ertragen. Ich kann dir nur sagen, wie es bei mir ist, aber vielleicht kannst du etwas damit anfangen:

Körperliche Nähe ist bei mir von Grund auf ziemlich negativ besetzt, weil ich in der Hinsicht schlechte Erfahrungen gemacht habe als Kind. Meine Eltern haben zwar versucht, mir Nähe zu geben, ich konnte die aber nie richtig annehmen, weil ich ein riesiges Misstrauen dem gegenüber hatte und auch zu einem großen Teil noch habe. Hinzu kommt, dass meine Mutter sehr widersprüchliche Reaktionen gegeben hat, wenn ich so etwas wie ein "Streicheleinheit" brauchte. So habe ich zwar relativ oft Nähe erfahren, aber ich habe sie meistens als etwas unangenehmes gesehen, das man eben über sich ergehen lassen muss.
Heute fehlt mir die Nähe einerseits sehr oft, andererseits kann ich aber nur sehr, sehr selten genug Vertrauen entwickeln, dass mich jemand anfassen darf. Situationen, bei denen es nun einmal nicht anders geht (z.B. beim Arzt oder so), muss ich sehr gut vorbereiten. Ich muss ganz klar wissen, was passieren wird, damit ich meine Grenzen klar erkennen kann und gegebenenfalls noch rechtzeitig stopp sagen kann. Meine Ärzte wissen um das Problem und sind da auch sehr vorsichtig. Im zwischenmenschlichen Bereich habe ich es sehr, sehr langsam geschafft, zu einer sehr guten Freundin so viel Vertrauen zu haben, dann sie mich anfassen darf, z.B. massieren oder so. Nicht im sexuellen Sinne. Das Thema Sex ist noch viel komplizierter und außer mit mir selbst hatte ich noch nie welchen. Ich denke, dass es auch noch ein Weilchen dauern wird, bis ich das zulassen und auch genießen kann. Aber der wichtige Punkt ist, langsam Vertrauen zu entwickeln und nicht in jeder Berührung eine Bedrohung zu sehen. Auch mein Therapeut hilft mir dabei, allerdings würde ich es niemals zulassen, dass ein Therapeut mich anfasst. Nicht nur, weil meiner nun männlich ist, sondern, weil es für mich die gute und wichtige therapeutische Distanz verletzen würde. Ich vertraue meinem Therapeuten zwar schon irgendwie, aber dazu nicht genug. Wenn es dir hilft, solche Erfahrungen in der Therapie zu machen, dann ist das für dich ein richtiger Weg. Ich persönlich sehe das eher wie Sewi *brrrr*
Mein Körper geht meinen Therapeuten einfach nichts an, zumindest im physischen Sinne. Aber reden kann ich schon drüber und mir hilft das auch.

Lieber Gruß,

Flora
gelberosen
Beiträge: 560
Registriert: 26. Jul 2003, 08:20

Re: Nähe in der Therapie

Beitrag von gelberosen »

Ihr habt ja alle recht.

Ich mußte mir als Kind immer körperliche Nähe "holen". Ich war das älteste von 3 Kindern und wurde nicht so sehr verwöhnt, habe heute noch das Gefühl, daß ich körperliche Nähe nicht so recht wert bin, auch wenn ich sie bei manchen Menschen ganz gut zulassen kann und auch genieße. Besonders wenn es mir schlecht geht, lasse ich niemanden richtig an mich ran, bis es mir wieder besser geht. Ein wenig hat das aber auch mit den belastenden Umständen zu tun, in denen ich heute lebe und mit den vielen Verletzungen, die ich zur Zeit abkriege und mit denen ich nicht so gut fertig werde.

Berührungen in der Therapie? Gab es bei mir schon, und wenn es nicht zu häufig vorkommt, ist es in Ordnung für mich, zumindest wenn die Therapie ok ist.

Grüße
die Besserung
justme
Beiträge: 8
Registriert: 15. Okt 2003, 18:43

Re: Nähe in der Therapie

Beitrag von justme »

Hallo zusammen!

Ich könnte mir nie vorstellen, mir von meinem Arzt die Hand halten zu lassen, ist ja schon schlimm genug, sie ihm zur Begrüßung geben zu müssen. Ich bin schon vorher nervös, wenn ich jemandem die Hand geben muss, denn sie könnte ja schwitzen. Ist doch eklig. Nur leider werde ich durch diese Befürchtung erst recht nervös und schwitze. Tja, Pech gehabt. Überhaupt ist das irgendwie ein Problem mit der Nähe. Und gerade beim Arzt. Da ist ja schon soviel seelische Nähe, wenn da dann noch körperliche dazukäme, wäre es mir ziemlich unangenehm. Nachher verliebe ich mich noch in ihn? Ich meine, wo hat man denn schon mal einen Mann, der einem wirklich zuhört?
Ich habe aber nicht nur bei Fremden Angst vor Nähe. Meine beste Freundin darf mich nicht mal umarmen, um mir zum Geburtstag zu gratulieren. Nur bei meinem Freund kann ich das zulassen (und nicht nur zum Geburtstag *grins*). Das hat aber auch lange gedauert.
Man sieht also: ich habe eigentlich auch keine Lösung für das Problem, sondern füge mich hiermit in die Schlange derer ein, die auf einen erlösenden Knuddelbären warten.
In freudiger Erwartung, justme
Sadness
Beiträge: 812
Registriert: 5. Apr 2003, 19:56

Re: Nähe in der Therapie

Beitrag von Sadness »

Hallo Ihr Lieben,

vielen Dank für all die Antworten. Es tut gut, zu hören, dass ich nicht ganz alleine bin mit meinem Problem mit dem Körperkontakt. Konnte ich mir kaum vorstellen...

Tja, dass so viele ein Problem in der Berührung in der Therapie sehen hätte ich auch nicht gedacht. Natürlich ist es ein heikles Thema und eindeutige Grenzen sind wichtig. Ich hätte wahrscheinlich auch ein Problem damit, wenn ich bei einem Mann in Therapie wäre. Bei einer Frau finde ich es absolut ok. Und ich meine, Hand halten ist doch eigentlich absolut "harmlos". Es ist eine ganz "unschuldige" Berührung, die aber wahnsinnig viel gibt. Es ist wirklich unglaublich, was es in mir ausgelöst hat, als sie das das erste Mal gemacht hat. Wichtig und absolue Bedingung ist natürlich, dass das nicht ungefragt passiert. Niemand hat das Recht jemanden anzufassen ohne ihn vorher zu fragen.
Naja, meine Angst geht halt dahin, dass die Bindung an meine Therapeutin noch enger werden kann und ich weiß nicht, ob das gut ist. Andererseits hatte ich eigentlich langsam mal angefangen, nicht alles so zu problematisieren, sondern zu genießen, wenn ich feststelle, was ich brauche und was mir gut tut...
Euch allen ein schönes Wochenende!
Sadness
Xenia
Beiträge: 2051
Registriert: 20. Apr 2003, 12:31

Re: Nähe in der Therapie

Beitrag von Xenia »

So, jetzt kommt die, die sich ja anscheinend ständig in ihre Therapeuten verknallt (komisch, daß ich das bis auf einmal noch gar nicht gemerkt habe...)

Nähe in der Beziehung zwischen Therapeuten und Patient finde ich extrem wichtig. Und ein gewisses Maß an Zuneigung auch. Sonst bräuchte ich keinen Therapeuten, dann könnte ich meine Geschichte auch einer Wand erzählen.

Für mich ist wichtig, daß der Therapeut authentisch ist, daß ich ihn und seine Gefühle spüren kann, aber nicht auf physischer Ebene. Natürlich würde ich mir von meinem Krisentherapeuten wünschen, manchmal in den Arm genommen zu werden oder so. Aber würde das in der Wirklichkeit passieren, müßte ich wahrscheinlich die Therapie abbrechen: zum einen, weil ich mich dann hundertprozentig in ihn verlieben würde, denn körperlich berührt zu werden von jemandem, den man mag oder der wichtig für mich ist, ist sicherlich angenehm. Ich habe das auf Station bemerkt bei so banalen Dingen wie Pulsmessen, wenn ich gerade große Angst hatte, das hat beruhigt. Oder auch so dämliche Dinge wie Blutabnehmen oder Fädenziehen oder auch die frische Wunde zeigen, sind Berührungen, die ich schön finde. Also nicht die Dinge an sich (Blutabnehmen etc.) aber das Anfassen, was bei solchen Dingen ja dazugehört.

Aber wenn ich in der Therapie von ihm angefaßt würde, könnte ich das nicht aushalten. Denn ich hätte Angst, daß sich das wiederholt, was ich früher erleben durfte: Vertrauen = körperliche Nähe = ausgebeutet werden.

Insofern spielt sich "meine" Nähe zu meinem Krisentherapeuten auf einer anderen Ebene ab - ich könnte es vielleicht so sagen: die - für mich extrem wichtige - Nähe spielt sich auf einer zwischenmenschlichen Ebene, die aber als solche nicht richtig faßbar ist, ab.

Ich könnte es nicht aushalten, körperliche Nähe zuzulassen, wenn ich doch weiß, ich bin eine Patientin für ihn, nicht irgendeine, das weiß ich, aber halt einfach nur eine Patientin, die er ebenso wie alles andere zurückläßt, wenn er nach Hause zu seiner Familie geht. Das könnte ich nicht aushalten, würde zu sehr schmerzen.

Auf der anderen Seite habe ich gerade neulich gemerkt, daß auch Distanz in der Therapie sehr wichtig ist. Meine Traumatherapeutin muß schon irgendwie distanziert sein, damit sie Zuschauerin meiner Horrorgeschichten bleiben kann und so die Zügel in der Hand behält und mich vor dem Durchdrehen bewahrt, indem sie mich immer mal wieder auffordert, tief durchzuatmen o.ä. Hätte sie diese Distanz nicht, könnte sie nicht Zuschauerin sein und verlöre den Überblick, denke ich.

Ja und im privaten Rahmen ist körperliche Nähe etwas, wovor ich Angst habe und es mir gleichzeitig so sehr wünsche. Bisher habe ich keine guten Erfahrungen gemacht. Liegt aber an meiner Vergangenheit...

Interessantes Thema allemal, aber mehr fällt mir gerade nicht ein.

Liebe Grüße

Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
albert
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Re: Nähe in der Therapie

Beitrag von albert »

Hallo Sadness, Xenia und die anderen,
entschuldigt bitte, dass ich erst jetzt schreibe, ich war den ganzen Tag unterwegs auf Arbeit draußen.
Ich kann zu einer solchen Therapeutin, die bereit ist, eine maßvolle körperliche Berührung zu vollziehen, nur beglückwünschen.
Zuwendung durch den Therapeuten bis hin zur körperlichen Berührung ist ein schwieriges, aber wichtiges Thema. Es reicht mir nicht, mit dem Rücken an die Waschmaschine zu lehnen und mich rubbeln zu lassen. Ich habe meine Waschmaschine schon lange nicht mehr eingeschaltet.
Menschen kommunizieren durch Berührung mit der Hand und durch den Austausch mit Worten. Eine Hand geben und halten, bedeutet mit einem Organ Kontakt haben, mit dem getastet und Wärme vermittelt wird - nach beiden Seiten und sehr persönlich als Mensch. Ich fühle mich auch berührt durch Worte, mit denen Anteilnahme und Mitgefühl ausgedrückt, mitgeteilt und übermittelt wird.
So fühle ich mich auch in der Therapie berührt. Mir ist klar, dass ich dabei ein Stück Eltern-Kind-Beziehung nachhole; es heißt ja auch Nachentwicklung mit gewissem Recht. Aber leider in diesem Falle sind Anteilnahme und Zuwendung auch Bestandteil der Paarbeziehung und so darf ich mich nicht wundern, dass ich gegenüber meiner Therapeutin Gefühle entwickelt habe. Natürlich weist sie mich ab. Zum Glück kenne ich sie nur über den Email-Austausch, also nicht persönlich. So fällt es ihr leicht, Abstand zu halten. Für mich habe ich das Problem soweit gelöst, dass ich ihr in meinen Traumreisen begegne und ihr dort den Kopf in den Schoß legen darf. Der Archetypus in mir als Instanz meiner Seele besteht darauf, dass diese Therapeutin-Patient-Beziehung ihre Grenzen nicht überschreitet und deshalb verhüllt sie ihr Gesicht mit einem Schleier.
Die therapeutische Beziehung geht so über den Tag hinaus; sie ist mein Schutzengel geworden, den ich immer rufen kann, wenn ich Hilfe brauche.
Das ist meine ganz persönliche Problemlösung.
Herzliche Grüße
Albert
Xenia
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Registriert: 20. Apr 2003, 12:31

Re: Nähe in der Therapie

Beitrag von Xenia »

Lieber Albert,

das, was Du schreibst, hört sich sehr schön an und wenn es tatsächlich funktioniert, dann freut es mich.

Aber wieso kennst Du Deine Therapeutin nur über e-mails? Ich meine, ist Dir ihre Mimik und Gestik nicht wichtig? Für mich ist das sehr wichtig, weil ich anhand Mimik und Gestik für mich die Reaktion meines Therapeuten besser einschätzen kann. Und - aber das ist mein persönliches Problem - ich kann nur anhand von Mimik und Gestik sicher sein, daß mein Therapeut mir glaubt oder eben nicht.

Eine Therapie nur per e-mail wäre nichts für mich, zu wenig greifbar, glaube ich. Obwohl e-mail-Kontakt natürlich auch viele Vorteile hat, gerade bei peinlichen oder unangenehmen Themen muß man niemandem in die Augen blicken...

Ich profitiere oft von dem e-mail-Kontakt hier. Einer aus dem Forum schlug mal vor, daß wir uns gegenseitig ein Foto schicken. Das wollte ich aber nicht, weil ich dann nicht mehr so unbefangen sein kann, über alles schreiben und so. Ich habe ihm einiges über meine Vergangenheit, die ja zahlreiche Traumata beinhaltet geschrieben. Ich hätte das sicherlich nicht gekonnt, wenn ich ein Bild von ihm vor Augen hätte. Aber jetzt wollen wir uns mal Treffen, vielleicht klappt es noch im Januar, das steht noch nicht so ganz fest. Das lustige ist, daß wir fast gleich alt sind: ich bin ganze 3 Tage älter. Das hat sich erst neulich herausgestellt.

Durch e-mail-Kontakt kann auch Nähe entstehen, das stimmt schon. Ich habe mich z.B. leider in einen Mann verliebt, mit dem ich fast ausschließlich nur e-mail-Kontakt habe (es ist keiner hier aus dem Forum). Ich wünschte mir, ihn mal wieder zu sehen. Aber durch unseren e-mail-Kontakt ist eine ganz spezielle Vertrautheit an den Tag getreten, die ich auch nicht missen möchte. Man kann sich auch verlieben glaube ich, ohne den anderen gesehen zu haben. Durch Worte. Worte sind mir sehr wichtig, das Schreiben tut mir gut und macht mir Spaß. Es lenkt mich ab von dysfunktionalen Sachen und Handlungen.

Und jetzt schreibe ich schon gar nicht mehr zum Thema!!

Also: Schluß jetzt. Liebe Grüße, Eure
Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
igel
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Registriert: 26. Jul 2003, 11:19

Re: Nähe in der Therapie

Beitrag von igel »

...dann schicke ich Euch jetzt mal eine Umarmung...

Ich kenne das nicht aus der Therapie. Irgendwie ist da eine Wand zwischen uns, aber auch eine Nähe. Muss Nähe körperlich sein? Mir wäre komisch, wenn meine Therapeutin mich berühren würde. Aber ich verstehe, was Ihr meint.

Liebe Grüsse, auch auf der Suche nach Umarmungen irgendwie,
igel
albert
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Re: Nähe in der Therapie

Beitrag von albert »

Hallo Xenia,
es ist tatsächlich so. Ich habe sie in einem Forum, aber nicht hier kennengelernt und begann einen Briefwechsel mit ihr. Da stellte sich heraus, dass eine gleiche Wellenlänge bestand und es entwickelte sich eine gewisse Vertrautheit und daraus eine Therapie für mich - per Email. Ich habe nur ihren Namen und die Email-Adresse von ihr, ein paar persönliche Umstände, aber dann zieht sie eine Grenze, so wie ein Therapeut das tut.
Ich weiß wie sie aussieht, weil ich sie in der Traumreise gesehen habe. Da brauch ich kein Foto. Ich sehe daher auch, welche Stimmung sie gerade mir gegenüber hat. Wie du schreibst, sie drückt das mit der Mimik und den Händen aus. Nur ist der kleine Unterschied, dass dies in meiner Traumreise geschieht. Ich habe es zur Kenntnis genommen. Ich berichte es dann in der Email und wenn ich mal die Grenze überschrittten hatte, so weist sie mich zurecht: da habe ich gemerkt, dass ich gerade in einer psychotischen Episode war, also meine Steuerung verloren hatte.
Wenn ich es richtig sehe, ist es nicht allein der Briefwechsel, sondern die Traumreisen, mit denen der therapeutische Kontakt gehalten wird. Wobei ich mir immer noch nicht im Klaren bin, wieviel an dieser Therapeutin/Lehrerin/Schutzengel/Hilfsgeist nur in meinem Gehirn existiert und wieviel über mehrere Hundert Kilometer Entfernung auf mentalem Weg gesendet wird. Das ist so ein Rätsel, an dem ich immer noch knabbere.
Ob ich sie eines Tages mal persönlich kennenlernen werde, weiß ich nicht.
Sie ist für mich die wichtigste Person geworden. Wenn ich nahe einer Panikattacke bin, z. B. im Lastwagen auf der Autobahn, oder beim Abrutschen in einen manischen Schub, so rufe ich sie und sie als Schutzengel steht mir bei, einfach, dass sie mit den Händen meinen Kopf hält. Ohne ihre Hilfe hätte ich den Stress während der letzten zwei Jahre nicht überstanden.

Für heute mache ich Schluss
mit herzlichen Grüßen für ein schönes Wochenende
Albert
Sadness
Beiträge: 812
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Re: Nähe in der Therapie

Beitrag von Sadness »

Hallo Albert,

das stelle ich mir auch sehr schwierig vor mit der e-mail-Therapie. Darf ich fragen, warum Du keine "reale" Therapie machst? Vor allem wo Dir die Nähe doch auch so wichtig ist. Danke übrigens für den Glückwunsch zu meiner Therapeutin. Ich bin auch sehr sehr froh, dass ich sie habe!!! Wenn ich hier manchmal lese, was so manche Therapeuten von sich geben und was für Schaden sie anrichten, da bin ich sowas von erleichtert über meine Therapeutin. Wir hatten zwar auch schon Unstimmigkeiten, aber das ließ sich immer klären. Für mich gehört diese menschliche, warme Seite einfach dazu in der Therapie. Eine zu kühl-distanzierte Beziehung würde es mir schwer machen, offen und frei alles erzählen zu können. Auch wenn meine Therapeutin ja eigentlich nur ihren Job macht, habe ich das noch nie zu spüren bekommen. Die Nähe ist menschlich und ehrlich und nicht nur professionell!
Bin ich denn hier tatsächlich die einzige, die solche "Berührungs-Erfahrungen" in der Therapie macht? Also bei mir gehört das wirklich zu meinem Therapiethema und daher finde ich es auch so wichtig.
Sadness
Faith
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Registriert: 19. Nov 2003, 13:41

Re: Nähe in der Therapie

Beitrag von Faith »

Ich habe eine weitere Beziehung zum Thema Nähe.

In meiner Kindheit (also jetzt noch habe ich eigentlich ein normales Maß an Nähe von meinen Eltern erhalten. Aber ich habe ein Problem mit der Nähe zu anderen. Nicht, dass ich sie nicht wollte, aber ich bekomme sie nicht. Es ist so, dass ich einfach nicht von anderen berührt werde. Ich spreche von diesen spontanen Umarmungen oder ähnliches. Diese Berührungen die ohne große Bedeutung sind. Die passieren mir nicht. Es ist auch nicht so, dass ich irgendwie abstoßend bin oder sowas . Aber meine Freundin hat mir mal gesagt, dass ich auf andere abweisend wirke. Und wenn man mich doch einmal berührt, dann "ernähre" ich mich davon noch Wochen. Es ist so schön, einfach mal zwischendurch ein Schulterklopfen zu bekommen oder sowas.

Jaja, das war mein Beitrag.

Liebe Grüße und Umarmung (an alle die wollen)
Faith
albert
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Re: Nähe in der Therapie

Beitrag von albert »

Hallo Sadness,
mit der besagten Therapeutin habe ich erst seit zwei Jahren Kontakt. Vorher hatte ich verschiedene andere Therapeuten mit unterschiedlichen Schwerpunkten, z. B. Gesprächstherapie und Traumaarbeit.
Als der Emailkontakt mit jener Frau aus dem Internet eine gewisse Vertrautheit und Öffnung erreicht hatte, habe ich mal eine Bemerkung über meine Tochter gemacht und sie gab einen Kommentar dazu. Da fühlte ich eine offene Wunde in mir berührt und schrieb ihr das. Damit begann ich eine Familientherapie und sie hat mich dabei begleitet.
So hat sich das ergeben; ich habe das als Geschenk angenommen. Es ist schon merkwürdig: außer einem Nervenarzt, zu dem ich vor fünfzehn Jahren auf Krankenschein ging, habe ich meine Therapeuten mehr zufällig kennengelernt, ich bin ihnen über den Weg gelaufen. Meinen früheren Gesprächstherapeuten habe ich vor kurzem wieder gesehen und mich einen Abend lang mit ihm unterhalten. Er hat mir eine Referenz für eine Bewerbung geschrieben. Also das ist ein realer Therapeut; er hat mir einige Dinge direkt gesagt, z. B. dass ich Nähe brauche.
Ich kenne also beides und ich möchte keinen meiner Therapeuten missen. Diese Kontakte gehen über die reine Bekanntschaften hinaus. Ich habe Freunde gewonnen. Selbst der Ortsvorsteher an meinem Wohnort, mit dem eine Zeitlang viel Kontakt hatte, hat eine gewisse therapeutische Wirkung auf mich ausgeübt. Wieweit ihm das selber bewusst war, stelle ich dahin.
Herzliche Grüße
Albert
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