Diagnose?

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meta
Beiträge: 14
Registriert: 4. Apr 2003, 12:53

Diagnose?

Beitrag von meta »

Hallo,
mal eine Frage, hat man Euch so einfach die Diagnose gesagt?
Ich war mehrere Monate in einer psychosomatische Klinik und hinterher gabs einen Bericht, den mein Hausarzt einsehen durfte, ich nicht. Man hat mir nicht einmal die genaue Diagnose gesagt, mit der Begründung, ich könnte mich zu sehr damit identifiziern.
Es hieß nur Persönlichkeitsstörung und schwere Depression.
Auch meine jetzige Therapeutin hat mir nichts gesagt.
Ist das so üblich?
gruß meta
Xenia
Beiträge: 2051
Registriert: 20. Apr 2003, 12:31

Re: Diagnose?

Beitrag von Xenia »

Liebe Anja,
Dauermedikation mit ADs ist in manchen Fällen notwendig. Ich nehme jetzt seit ca. 5 Jahren durchgehend irgendwelche ADs. Ich weiß jetzt nicht, ob das Deine erste Depr. ist, aber ich möchte Dir sagen, daß eine Dauermedikation über viele Jahre hinweg nicht unbedingt sein muß. Bei mir ist es leider notwendig, weil ich schon seit 15 Jahren u.a. an Depr. leide.
Psychisch abhängig bist Du vom Zoloft mit Sicherheit nicht. Normalerweise kann man von ADs nicht abhängig werden, weder psychisch noch physisch. Was natürlich sein kann, ist, daß Du zu sehr auf die Medis setzt, also denkst, daß eine Depression nur mit ADs in den Griff zu kriegen ist. Das geht aber nicht. Meiner Meinung nach ist eine Psychotherapie unerlässlich bei Depr. Die Medis können nur helfen, die Therapie überhaupt möglich zu machen (stimmungsmäßig).
Ich hoffe, daß ich Dich jetzt nicht total beunruhigt habe, liebe Grüße, Xenia



Hallo,
mal eine Frage, hat man Euch so einfach die Diagnose gesagt?
Ich war mehrere Monate in einer psychosomatische Klinik und hinterher gabs einen Bericht, den mein Hausarzt einsehen durfte, ich nicht. Man hat mir nicht einmal die genaue Diagnose gesagt, mit der Begründung, ich könnte mich zu sehr damit identifiziern.
Es hieß nur Persönlichkeitsstörung und schwere Depression.
Auch meine jetzige Therapeutin hat mir nichts gesagt.
Ist das so üblich?
gruß meta

Liebe Meta,
leider ist es so, daß man als Patient zwar grundsätzlich einen Anspruch auf Einblicknahme in seine Krankenunterlagen hat. In der Psychiatrie ist es aber so, daß man als Patient diesen Anspruch nicht hat. Es entscheidet der Psychiater, ob er Dich die Arztbriefe einsehen lässt oder nicht.

Meine Erfahrung ist, daß insbesondere Therapeuten, die analytisch arbeiten, ein riesiges Geheimnis um die Diagnose machen und dem Patienten nicht ausführlich auf die Frage der Diagnose antworten. Keine Ahnung, warum das so ist.

Auf Frage, warum ich den Arztbrief nicht einsehen darf, hieß es, daß ich als Patientin es vielleicht nicht „verkraften“ könne, was dort steht. Und ich meine, mich zu erinnern, daß sie auch gesagt haben, ich könne mich zu sehr damit identifizieren.

Bei mir war es nach meinem Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik genauso. Ich wusste nur, daß ich an einer schweren Depr. leide. Das wusste ich aber schon vorher, weil ich damals schon viel Erfahrung mit Depr. hatte. Später habe ich erfahren, daß sie noch eine zweite Diagnose gestellt hatten: Borderline-Persönlichkeitsstörung. Mit diesem Begriff konnte ich damals überhaupt nichts anfangen. Ich wurde dann in die hiesige Uni-Klinik f. Psychiatrie überwiesen, um dort eine ambulante Therapie zu beginnen. Dort hat man zunächst eine mehrstündige Diagnostik mit mir gemacht, danach wurde die Diagnose „Borderline-Störung“ bestätigt. Als ich dann eine speziell auf Borderline-Störungen ausgerichtete Therapie begonnen habe, hat mich meine Therapeutin erst mal ausführlich über die Krankheit aufgeklärt, ohne daß ich darum bitten musste. Das war sehr hilfreich für mich.

Wenn es Dich zu sehr belastet, nicht genau Bescheid zu wissen, was mit Dir los ist, würde ich Dir raten, genau das Deiner Therapeutin zu sagen und sie nochmal zu bitten, Dir die Diagnose zu verraten.

Ich wünsche Die viel Glück! Liebe Grüße, Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
martina_1957
Beiträge: 21
Registriert: 4. Apr 2003, 15:35

Re: Diagnose?

Beitrag von martina_1957 »

Hallo liebe Meta und liebe Xenia,
auch ich kann nur bestätigen, daß man in der Psychatrie keine Diagnose verraten bekommt.Erfahren habe ich sie, weil ich dreist und frech einfach den Arztbrief geöffnet habe.Ich finde diese Art der Entmündigung nicht fair von den Ärzten, denn man kann sich ohne Diagnose oder mit nur ungenauen Angaben nicht damit auseinandersetzen >>Was ich aber für sehr wichtig halte<<

Ich für meinen Teil frage so lange nach oder greife auch zu unerlaubten Mitteln bis ich das weiß, was ich wissen möchte.

Martina
winnie
Beiträge: 1683
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Diagnose?

Beitrag von winnie »

Also ich kenn diese "Entmündigung" nicht nur aus dem psychiatrischen Bereich. Mir wurde zum Beispiel seinerzeit verwehrt, die Ergebnisse der Gutachten über meinen behinderten Sohn einzusehen - mir wurde das so erklärt, daß Eltern als in der Regel medizinische Laien damit ohnehin nicht viel anzufangen wüßten und nur verunsichert würden... Der Therapeut, der damals im Rahmen der Frühförderung mit meinem Sohn arbeitete, fand das genauso unmöglich wie ich - allerdings durfte ER diese Einsicht nehmen und erzählte mir dann, was drinstand.

Ich habe mich damals auch schon gewaltig geärgert. Und ich empfinde sowas bis heute einen untragbaren Eingriff in unsere Persönlichkeitsrechte. Man sollte ja wohl das Recht haben, seine eigene Diagnose (bzw. die seines Kindes) klar und deutlich zu erfahren. Ob es mich verunsichert oder nicht, möchte ich doch gerne mir selbst überlassen haben.

Winnie
ricky
Beiträge: 1450
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Diagnose?

Beitrag von ricky »

Ihr Lieben,

Ich habe eine andere Erfahrung gemacht als ihr.

Gestern habe ich meinen kompletten Entlassungsbericht von der Klinik geschickt gekriegt.
Da stand alles drin,incl. Diagnose,Blutwerte,EKG,EEG - Befunde,Aufnahmestatus,Körp. Untersuchung,Testergebnisse d. psychologischen Tests etc. ...

Ich habe diesen Arztbericht ohne Aufforderung bekommen,genau wie mein behandelnder Psychiater.

Wollte ich nur mal gesagt haben:


Liebe Grüsse Uta
*Zahme Vögel haben Sehnsucht. Wilde fliegen.*
Heulerchen
Beiträge: 10
Registriert: 29. Apr 2003, 18:23

Re: Diagnose?

Beitrag von Heulerchen »

Hallo Martina
Ich finde es überhaupt nicht dreist, dass du den Arztbrief geöffnet hast. Es geht schließlich um dein Leben. Ich habe seinerzeit bei meinem Hausarzt eine Kopie meines Abschlußberichtes angefordert und auch anstandslos bekommen.
Captain Kirk
Beiträge: 633
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Diagnose?

Beitrag von Captain Kirk »

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