Frust mit Therapeuten

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ff
Beiträge: 80
Registriert: 25. Aug 2003, 22:44

Frust mit Therapeuten

Beitrag von ff »

Hallo Leute,

kennt ihr das auch, dass ihr nach einer Weile mit eurem Therapeuten bzw. eurer Therapeutin nicht so weiterkommt?
Habe jetzt ca. 10 Wochen Sitzungen hinter mir und ich habe immer mehr das Gefühl, ich könnte all meinen Seelenmüll auch an der nächsten Laterne abwerfen, d.h. ich rede, rede und rede und shwupps ist die Stunde um.
Dann kommen irgendwelche Hausaufgaben, die ich mir auch schon selbst ausgedacht habe.
Ich könnte genauso mit guten Freunden über alles reden. Der Therapeut sitzt nur da und hört zu. Aber konkrete Hilfe habe ich bislang wenig bekommen. Mein Problem ist die Antriebslosigkeit und deswegen wurde mir eine Verhaltenstherapie empfohlen.
Das eigentliche Problem oder die Gründe meiner Probleme - da wird kaum herumgedoktert. Vielleicht ist das so bei einer Therapie, dass man erst nach einer langen Zeit das Mosaik erkennt. Bestimmt bin ich aber auch zu ungeduldig.
Kann wohl jetzt leider nicht mehr wechseln, da die fünf Schnupperstunden schon längst vorbei sind, so dass ein Wechsel von der Krankenkasse nicht mehr genehmigt wird. Außerdem war ich seinerzeit froh, dass ich schnell und ohne lange Wartezeit einen Therapeuten gefunden habe.
Fühle mich irgendwie wohl verstanden, aber das richtige Werkzeug wird mir nicht gereicht.
Vielleicht habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht.
Grüße
ff
winnie
Beiträge: 1683
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Frust mit Therapeuten

Beitrag von winnie »

Hallo ff,

ooohja, das kenn ich.
Bei mir war's genauso. Ausgenommen die Hausaufgaben, sowas bekam ich gar nicht erst. Ich hab das sogar drei Jahre lang mitgemacht, blöd wie ich war. Aber man traut sich ja nicht, was zu sagen, denkt, es liegt nur an einem selbst.
Inzwischen mag ich nicht mehr.

Ich denke, man sollte vielleicht ein gesundes Mißtrauen entwickeln, wenn ein Therapeut ganz offensichtlich viele freie Termine hat...

Gruß,
Winnie
igel
Beiträge: 924
Registriert: 26. Jul 2003, 11:19

Re: Frust mit Therapeuten

Beitrag von igel »

Hallo ff,

Frust mit Therapeuten gehört einfach dazu! Genau, wie es ja auch Frust im Leben gibt...
Laß´Dich nicht entmutigen!


Alles Gute Dir,
igel
Xenia
Beiträge: 2051
Registriert: 20. Apr 2003, 12:31

Re: Frust mit Therapeuten

Beitrag von Xenia »

Hallo,

versuche doch mal, Deinen Frust mit dem Therapeuten zu besprechen. Vielleicht läßt sich die Sache ja klären. Ich denke, daß nach zehn Wochen Therapie (10 Sitzungen?) noch vieles möglich ist und Ihr Euch vielleicht noch gar nicht so richtig kennengelernt habt. Daß an die Gründe für Deine Depression nach zehn Wochen noch nicht gegangen wird, finde ich nicht so überraschend. Der Therapeut muß Dich ja erstmal einschätzen können und je nach dem wie es Dir gerade geht, ist es vielleicht auch erstmal ein Ziel, daß Du ein wenig stabiler wirst, bevor es ans Eingemachte geht.

Nur, wenn der Therapeut sagt, daß er überhaupt nicht an die Gründe gehen will, würde ich mir an Deiner Stelle überlegen, zu wechseln. Und deshalb denke ich, daß es wichtig ist, mit dem Therapeuten zu sprechen. Denn falls tatsächlich ein Therapeutenwechsel nötig wird, sollte dieser natürlich so früh wie möglich vonstatten gehen. Je länger Du bei dem Therapeuten in Behandlung bist, desto schwieriger wird es mit der Krankenkasse, denke ich. Am Anfang kommt es sicherlich öfter mal vor, daß man sich doch noch trennt.

Bei meiner jetzigen Therapeutin habe ich nach ca. 10 Sitzungen auch überlegt zu wechseln - ich empfand sie so distanziert. Ich habe dann allerdings meinen ganzen Mut zusammengenommen und mit ihr geredet - ich werde weiterhin bei ihr Therapie machen. Und bei mir ist es auch so, daß ich erstmal stabiler werden muß, bevor es an die Gründe für meine Erkrankung geht. Das ist auch richtig so, denke ich.

Viel Glück! Und ein bißchen mehr Geduld...

Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
flora80
Beiträge: 3620
Registriert: 24. Mär 2003, 18:48

Re: Frust mit Therapeuten

Beitrag von flora80 »

Hallo ff!

Hm, was du da beschreibst, das kenne ich irgendwie auch. Als ich mit der Therapie angefangen habe (vor 14 Monaten), da ging es mir wirklich ganz entsetzlich schlecht und mein therapeut war der einzige, der mir einen Termin direkt am nächsten Tag anbieten konnte. Ich war da sehr misstrauisch, weil ich ja wusste, dass man normalerweise ziemlich lange auf einen Platz wartet, aber eine meiner wenigen Deprieigenschaften, die ich als positiv empfinde, ist die, dass ich jedem eine Chance gebe und wenn es sein muss auch mehrere.
- Ich merke grad, das wird jetzt ne längere Geschichte, die nicht nur was mit deiner Frage zu tun hat. Ist aber auch ein bisschen amüsant und deshalb erzähl ich jetzt einfach mal...-
Ich also hin zu meinem ersten Termin. So wie man sich das vorstellt: Total nervös, hab mich gefragt, was da grad überhaupt mache, ob ich jetzt total bescheuert geworden bin und so. Ich war zu früh und bin 15 Minuten rund um das Haus gelaufen, weil ich mich nicht rein getraut habe, in der Angst, ich könnte jemandem im Hausflur begegnen... LOL... Gut, als es endlich so weit war, hab ich allen Mut zusammengenommen, bin rein hab geschellt. Mir öffnete ein total seltsamer Typ, der irgendwie an mir vorbei geschielt hat und mir etwas verklemmt die Hand gab... Mein erster Gedanke war: "Oh mein Gott, der ist mehr psycho als ich. Ich weiß schon, weshalb ich direkt kommen konnte..." - der arme Kerl, passiert ihm bestimmt öfter...*g*
Aber, wie gesagt, ich geb jedem eine Chance und über Äußerlichkeiten kann ich ziemlich schnell hinweg sehen. Ich hab mir also gedacht, wenn es total grausam wird, dann brauchst ja nicht mehr wieder zu kommen. Und außerdem hab ich sehr, sehr dringend eine Therapie gebraucht, hab also nach jedem Strohhalm gegriffen. Und ich habe gedacht, wenn jemand ein Universitätsdiplom in Psychologie hat, dann kann er ja nicht ganz dumm sein, wenn vielleicht auch nicht DER Therapeut schlechthin, so wird er schon irgendwie Ahnung haben.
Das erste Gespräch verlief eigentlich recht gut. Er war irgendwie nervöser, als ich, hatte ich den Eindruck, was ich einerseits seltsam fand, andererseits aber auch sympathisch. Ich habe mich in der Situation komisch gefühlt, war mir unsicher, ob das was für mich ist, aber ich habe mich jedenfalls nicht abgelehnt gefühlt. Warum ich dann eine weitere Stunde ausgemacht habe, kann ich garnicht sagen. Vielleicht Intuition, die sich nicht rational erklären lässt...? Ich bin immernoch beim selben Therapeuten übrigens.
Die ersten 10 Stunden oder sogar mehr, hatte ich das Gefühl, er versteht schon, was ich erzähle, aber ich hatte irgendwie etwas anderes erwartet. Ich wollte ganz konkret wissen: "tun sie dieses oder jenes und dann gehts ihnen gut!" - nur leider funktioniert das so nicht. Mir ging das alles nicht schnell genug, hätte am liebsten alles in drei Sitzungen geklärt, aber nach einer Weile wurde mir klar, dass er mich kaum kennt und deshalb gar nicht so schnell sagen kann, was ich tun oder lassen kann und der bessere Weg ist es eh, wenn er einen dazu kriegt, dass man von selbst drauf kommt. Aber der Punkt mit dem kennenlernen ist glaube ich sehr, sehr wichtig. Das dauert einfach eine Weile und 10 Wochen sind da nicht viel. Mir ist es noch nach einem halben Jahr passiert, dass ich etwas erzählt habe und er gesagt hat, dass ihn das jetzt ziemlich überrascht. Und auch ich musste ihn erst kennelernen, damit ich wusste, wie er eigentlich arbeitet und was das bewirkt. Was mich am Anfang sehr gestört hat, war, dass oft in der Stunde unangenehme Schweigepausen entstanden sind, in denen ich das Gefühl hatte, dass er grad nicht weiter weiß. Mittlerweile weiß ich, dass er einfach nicht die Spontneität in Person ist und zwischendurch auch mal denken muss....
Jetzt, wo ich ihn ziemlich gut kenne, da finde ich das nicht mehr schlimm. Am Anfang jedoch habe ich dann immer gedacht: "Wenn selbst er nicht mehr weiter weiß, dann ist eh alles aus..."
Aber jetzt, nach über einem Jahr, kann ich sagen, dass ich tausend Schritte weiter gekommen bin und der ein oder andere hier im Forum kannn das vielleicht bestätigen. Es gibt einfach sehr viel zu bearbeiten in der Therapie und das kann nicht innerhalb von ein paar Wochen erledigt werden. Nach 10 Wochen, da dachte ich auch, dass mir das alles nichts bringt, aber jetzt weiß ich, dass es mir das Leben gerettet hat. Ich bin noch lang nicht fertig, aber mein Psycho ist der Beste! Das hab ich erst gemerkt, als ich mich auch ein bisschen auf ihn einlassen konnte, denn je mehr ich das konnte, desto mehr konnte ich mich auch öffnen und desto besser konnte er mich verstehen und desto besser konnte er mir helfen.
Das warn jetzt meine ganz subjektiven Erfahrungen mit meinem Therapeuten. Es gibt sicherlich Therapeuten, die unpassend für einen sind und wenn man das merkt, dann sollte man auch wechseln. Aber manchmal dauert es vielleicht auch einfach, bis man den Wert eines Therapeuten erkennt.
Wenn ich du wäre, dann würde ich das versuchen anzussprechen, wie dir ja auch schon jemand geraten hat.

Viele liebe Grüße,

Flora
Captain Kirk
Beiträge: 633
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Frust mit Therapeuten

Beitrag von Captain Kirk »

Hi Winnie,
degradiere dich doch nicht als "blöd". War eben auch ein Entwicklungsprozess. Und der brauchte seine Zeit.

Gruß
c.
mia
Beiträge: 41
Registriert: 20. Mär 2003, 18:16

Re: Frust mit Therapeuten

Beitrag von mia »

Hallo ff,

Ja, Frust mit dem Therapeuten kenne ich auch. Und das dumme an der Sache ist, dass ich das eigentlich schon während der Probestunden geahnt habe. Und trotzdem hab ich ein 3/4 Jahr durchgehalten bei ihm. Ich weiß nicht wie oft ich mir die immer selben Geschichten aus seinem Leben angehört habe, zum Schluß konnte ich sie auswendig. Ach, ich könnte noch so viele andere Dinge aufzählen, aber das hilft ja auch keinem weiter...
Irgendwo habe ich gelesen, dass nicht die Art der Therapie, sondern vielmehr der richtige Therapeut ausschlaggebend für den Therapieerfolg wäre. Und ich denke, da ist was dran. Morgen habe ich die erste "Schnupperstunde" bei einer neuen Therpeutin. Und diesmal werde ich einfach mein Gefühl entscheiden lassen. Glücklicherweise bin ich momentan nicht darauf angewiesen, den erstbesten Psychologen mit den kürzesten Wartezeiten nehmen zu müssen. Aber wenn es einem wirklich schlecht geht, greift man nunmal nach dem nächsten Strohhalm.
Bitte lass Dich nicht entmutigen, und versuch ein klärendes Gespräch mit ihm. Wenn Dich das jedoch nicht überzeugt, dann würde ich mich doch umschauen, welche Alternativen es für Dich gibt.

Viele Grüße,
Mia
sandrak
Beiträge: 530
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Frust mit Therapeuten

Beitrag von sandrak »

Hallo ff,

na klar, kenn ich auch,.....
ist ja auch viel Eigeninitiative gefordert, und wenn man sich mal nicht so zeigt in der Stunde, kann es leicht sein, dass man sich nicht geholfen fühlt. Will damit nur sagen, dass es auch viel von einem selber abhängt,....kann aber auch anders sein bei dir, ich weiß es nicht.
auf jeden fall ist es meist so, wenn ich nicht will/kann mitarbeiten hat es oft nicht die gleiche Wirkung, als wenn ich es täte.
Es ist Zusammenarbeit,......
ich bin jetzt seit 4 jahren in Therapie, und es gibt immer wieder was neues,.....
aber muß ja nicht bei jeden so sein.

jeder ist anders
lieben gruß
Sandra
Dilbertina
Beiträge: 35
Registriert: 21. Aug 2003, 12:14

Re: Frust mit Therapeuten

Beitrag von Dilbertina »

Hi,

ja ich fühlte mich auch verstanden und ohne Hilfe.
Nach ca. 3 erfolglosen Jahren erkannte ich, dass mir meine Ex-Therapeutin schlicht nicht "wirklich" zugehört hatte - oder das Gehörte nicht verstanden...
Vorsicht mit so etwas!
Ich habe sehr unter dem Therapie-Frust gelitten, das aber auf die "alten Geschichten" geschoben, was leider falsch war, wie ich heute erkenne.

Hinterher ist man immer schlauer.


CU

Dilbertina


ff schrieb:
> Hallo Leute,
>
> kennt ihr das auch, dass ihr nach einer Weile mit eurem Therapeuten bzw. eurer Therapeutin nicht so weiterkommt?

> Grüße
> ff
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