Antidepressiva vom Typ SSRI nicht ohne Risiko

CloneX
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Re: Antidepressiva vom Typ SSRI nicht ohne Risiko

Beitrag von CloneX »

Deswegen möchte ich abschließend einfach denjenigen, die sich informieren wollen, folgendes empfehlen:

http://www.google.com
Und suchen nach "ssri withdrawal".

Withdrawal = Entzug

Leider auf Englisch ich weiß. Aber so müsst ihr nicht auf das "dumme Geschwätz" von uns hören sondern könnt euch selber ein Bild machen



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http://www.antidepressiva-forum.de
Anne2
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Re: Antidepressiva vom Typ SSRI nicht ohne Risiko

Beitrag von Anne2 »

Hallo an alle!

Ich gehöre zu den Betroffenen, die unter der Einnahme von Paroxetin schwere Nebenwirkungen hatten. Nach dem Versuch von Paroxetin auf Citalopram zu wechseln habe ich unter anderen noch verstörenderen Symptomen gelitten. Daraufhin habe ich (nicht mehr im Besitz meiner vollen geistigen Kräfte) die Medikamente ganz abgesetzt und weitere sechs Monate unter Entzugssymptomen gelitten. Insgesamt empfinde ich es so, daß mir die Medikamente mehr Leid zugefügt haben, als sie mir genommen haben. Ich war dabei von einem sehr belesenen Arzt betreut, der trotzdem nichts von den Symptomen wußte, die unter Paroxetin auftreten können und mir entsprechend verkehrte Ratschläge gab.

Heute, acht Monate nach dem Entzug geht es mir wieder gut. Da ich die Situation, die zum Ausbruch meiner Krise geführt hat, ändern konnte (Wechsel von Arbeitsplatz und Wohnort, Ausstieg aus dem "Krankheitsdenken") ist meine psychische Situation wieder gefestigt. Im Nachhinein betrachtet, war die Medikamentation unnötig und hat mein Leiden erheblich verlängert.

Ich klage vorallem meinen Arzt an, der mir versichert hat, daß SSRI "nebenwirkungsarm" und "gut verträglich" seien. Ich habe vom ersten Tag an, an dem ich Paroxetin genommen habe, keinen Schlaf mehr gefunden. Ich konnte nicht einmal mehr liegen, so unruhig war ich. Das verstehe ich nicht unter einer "leichten Nebenwirkung". Nach drei vollkommen schlaflosen Nächten, war ich mit meinen Kräften komplett am Ende. Ein Schlafmittel hat mir zwar den Schlaf zurückgegeben, aber nicht die Schlafqualität, außerdem war ich natürlich zusätzlich auf ein weiteres Medikament angewiesen . Ich habe sehr unter Erschöpfung und Konzentrationsproblemen gelitten. Dann kam immer mehr das Gefühl "in Watte gepackt zu sein". Meine sexuellen Empfindungen waren von Anfang an weg. Das ist zwar keine gefährliche Nebenwirkung, aber sie hat meine Lebensqualität erheblich eingeschränkt. Auch für meine Beziehung war das nicht gerade einfach. Das Gefühl in Watte gepackt zu sein, einfach keine Empfindung mehr ernst zu nehmen war schon gefährlicher. Ich habe heute das Gefühl, daß ich meine Probleme nicht aufgearbeitet habe in der Zeit der Einnahme und daß sie nach dem Absetzen in voller Wucht zurückkamen. Ich hatte das Gefühl Strategien, die ich vor der Einnahme gelernt habe um mit Ängsten umzugehn nicht mehr anwenden konnte, weil mir der Zugang zu meinen Gefühlen verwehrt war. Allgemein hatte ich das Gefühl, daß das Medikament einen "Rundumschlag" mit mir machte, dem ich psychisch nicht gewachsen war.
Nach vier Monaten hatte der Arzt auch das Gefühl, daß die Nebenwirkungen die Wirkung nicht rechtfertigen und versuchte mich auf Citalopram umzusetzen. Dabei, so sagte er "gibt es keine Schwierigkeiten". Von wegen. Ich bekam nach einigen Tagen schwere aggressive Gedanken. Ich quälte mich täglich mit Vorstellungen, wie ich einen Menschen, der mir einmal sehr wehgetan hat (und damit ein Auslöser der Krise war, die zur Medikamenteneinnahme führte) ums Leben bringe. Die Vorstellungen waren schlimm und endeten immer damit, daß ich die Aggressionen gegen mich selbst richtete. Ich war schwer suizidal und fing an mich selbst zu verletzen. Ich war emotional hoch empfindlich und bekam große zwischenmenschliche Probleme. Meine Beziehung geriet in eine Krise. Mein Arzt riet mir meine Dosis Citalopram zu verdoppeln. Sollte es nicht besser werden, würde er mir Neuroleptika verschreiben. Ich verdoppelte die Dosis und drehte komplett durch. Zum Arzt konnte ich nicht mehr gehn. Nach einer Woche setzte ich alle Medikamente ab und litt noch Monate unter dem Entzug. Meine Therapeutin, mein Partner, meine Familie, ein Arzt der Krisenstation, alle waren hilflos und hatten so jeder seine eigene Theorie was mit mir passiert war. Ich selbst war überzeugt psychisch erkrankt zu sein. Ich nahm wieder Antidepressiva, diesmal Amitriptylin, was ich besser vertrage (und inzwischen seit kurzem wieder relativ mühelos abgesetzt habe).
Dann entdeckte ich die Seite www.antidepressiva-forum.de und begann herauszufinden, daß mein Fall kein Einzelfall ist. Heute weiß ich, daß ich die Nebenwirkungen von Paroxetin nicht so lange in Kauf hätte nehmen müssen. Und daß ich den Wechsel von Paroxetin auf Citalopram einfach nicht vertragen habe und mich sofort wieder auf Paroxetin hätte umstellen lassen müssen . Ich denke auch, daß ich mit 20 mg Paroxetin vermutlich zu hoch dosiert war. Und schließlich, daß Paroxetin das SSRI ist, daß für viele Menschen sehr schwer abzusetzen ist und in meinem Fall über Monate hätte ausgeschlichen werden müssen.
Es geht mir im Wesentlichen darum, diejenigen unter den SSRI Konsumenten, die unter Nebenwirkungen leiden und diejenigen, die unter Absetzschwierigkeiten leiden zu unterstützen und aufzuklären. Auch diejenigen, die sich nicht sicher sind, ob sie ein Medikament nehmen wollen. Auf der Seite www.antidepressiva-forum.de gibt es ein Forum, in dem diese Menschen Rat und Hilfe finden.
Sicherlich geht es auch irgentwann darum die Ärzte besser zu informieren und ihren Blick für die Probleme, die unter SSRI auftreten können zu schärfen. Viele Ärzte wissen nichts von den verstörenden Absetzerscheinungen, die vorallem bei Paroxetin und Venlafaxin auftreten können. Viele Ärzte wissen nicht, daß es SSRI induzierte "Psychosen" gibt. Das Problem ist häufig, daß die Symptome der "Grunderkrankung" und die Nebenwirkungen und Absetzprobleme sich sehr ähnlich sind. Es ist selbst für die Betroffenen schwer aufeinanderzuhalten.

Ich bin selbst Wissenschaftlerin von Beruf und nachdem ich begonnen habe mich mit der wissenschaftlichen Literatur zu SSRI auseinanderzusetzen bin ich erschrocken darüber, wie wenig SSRI tatsächlich erforscht sind. Es gibt ein paar Hinweise darauf, daß sie vor einem unterschiedlichen genetischen Hintergrund unterschiedlich wirken können. Aber das ist offensichtlich den Ärzten kaum bekannt. Ich wäre froh, wenn ich mich mit dieser Behauptung irren würde...

Liebe Grüße, Anne
Captain Kirk
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Re: Antidepressiva vom Typ SSRI nicht ohne Risiko

Beitrag von Captain Kirk »

Captain Kirk
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Re: Antidepressiva vom Typ SSRI nicht ohne Risiko

Beitrag von Captain Kirk »

MissMarple

Re: Antidepressiva vom Typ SSRI nicht ohne Risiko

Beitrag von MissMarple »

An Anne und Oliver,

bei Euren postings hatte/habe ich von Anfang an ein sehr ungutes Gefühl, diese Vehemenz, mit der Ihr Euch gegen ADs vom Typ SSRI „ereifert“ war/ist mir sehr suspekt. Wie ich allen „Eiferern“ sehr skeptisch gegenüberstehe.

Außerdem fiel mir auf, dass Ihr hier in einem sehr kurzem Zeitraum „aufgetaucht“ seid und ausschließlich zum Thema SSRI schreibt.

Jetzt habe ich mir doch einmal den Klick auf das antidepressiva-forum Deutschland „erlaubt“ und, wenn ich lese:

Was ist das Antidepressiva Forum?
Dieses Forum ist der neuesten Generation der Antidepressiva gewidmet - den Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (auch: SSRI).
Die SSRI gehören zu den bestverkauften Medikamenten weltweit und bedürfen deshalb sicher nicht der Verteidigung oder weiterer Propagation. Die Risiken der Einnahme von SSRIs und die Probleme beim Absetzen werden unserer Meinung nach von vielen Ärzten und der "öffentlichen Meinung" verharmlost. In den USA und England gibt es bereits ein größeres Bewußtsein der Problematik und weit mehr Informationen zu dem Thema.

Wir verfolgen mit dieser Seite zwei Ziele:
1. Wir wollen die bisher nur auf Englisch erhältlichen Informationen nach und nach auf Deutsch zur Verfügung und zur Diskussion stellen. Wir tun dies in unserer Freizeit aus einem privaten Anliegen heraus.

2. Das Forum soll den Menschen, die Bekanntschaft mit der "dunklen Seite" der SSRI machen oder gemacht haben eine Plattform bieten, um sich mit anderen darüber auszutauschen und gegenseitig Hilfestellung und Hoffnung zu geben.

stehen mir die Haare zu Berge, denn Ihr wollt ja Positives über SSRI-ADs gar nicht sehen.

Und ich dann noch feststellen muss, dass es sich bei Euch beiden um Moderatoren dieses Forum handelt, dann kann ich nur sagen, bleibt in „Eurem“ Forum und lasst „unser“ Forum einfach in Ruhe.

Wenn Ihr „Werbung“ für „Euer“ Forum braucht, dann macht es bitte überall nur nicht hier.

Birgit
Captain Kirk
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Re: Antidepressiva vom Typ SSRI nicht ohne Risiko

Beitrag von Captain Kirk »

Und was ist mit DEINER Vehemenz Birgit? Scheuklappentechnik.

Hier im Forum gibt es auch Menschen, die gerne beide Seiten der Medaille sehen wollen.

Gruß
c.
CloneX
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Re: Antidepressiva vom Typ SSRI nicht ohne Risiko

Beitrag von CloneX »

@Birgit

Du hasst es leider nicht verstanden. Natürlich geht es auf der Antidepressiva Forum Seite vornehmlich um die "dunklen Seiten" der Antidepressiva. Was soll denn da groß über die guten Seiten berichtet werden ? Das ist nicht das Thema der Seite. Über die Vorteile der Antidepressiva kannst du dich auf vielen anderen Seiten im Internet informieren. Thema des Antidepressiva Forums sind aber die Risiken der SSRI.

Und wenn du dir das das Forum genauer angeschaut hättest, würdest du auch merken, dass dort keinesfalls die SSRI um jeden Preis in der Luft zerissen werden. Dort sind keine keine Extremisten, die behaupten würden dass SSRI für alle schlecht sind.

Wenn jemand die Entscheidung getroffen hat ein SSRI zu nehmen, dann wird das respektiert und genau so geholfen. Trotzdem werden vorher über die Risiken gewarnt - das ist ja auch das gute Recht. Und wenn es Probleme gibt bezügl. Nebenwirkungen oder Absetzung/Entzug, dann kann man dort Hilfe finden und man wird nicht als Trottel angesehen, weil man ja eine Symptomatik aufweißt die es ja "eigentlich" gar nicht gibt. Für viele Menschen ist das in England und USA bereits eine Erleichterung. Ich hoffe in Deutschland wird das jetzt auch so einen "Erfolg" haben.

Am liebsten wärs mir natürlich immer noch wenn endlich die Warheit ans Licht kommt...Aber solange das noch nicht so ist, bietet das Antidepressiva Forum Hilfe. Ich bin froh, dass es sowas jetzt auch auf Deutsch gibt. Im englischen Internet gibts sowas ja schon zu Hauf...aber das ganze auf Deutsch zu lesen ist doch noch etwas...näher.



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http://www.antidepressiva-forum.de
Anne2
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Re: Antidepressiva vom Typ SSRI nicht ohne Risiko

Beitrag von Anne2 »

Hallo Birgit!
Es geht mir überhaupt nicht darum hier einen Grabenkrieg zu verschärfen. Mir ist sehr wohl bekannt, daß die adversiven Nebenwirkungen von SSRI nicht alle treffen. Nach Kaplan (Journal of Clinical Psychiatry 1997) brechen 30% aller SSRI Konsumenten ihre Behandlung wegen adversiver Nebenwirkungen ab. Das heißt aber auch, daß 70% keine so schwerwiegenden Nebenwirkungen haben. Ich verstehe nicht, warum es jetzt einen Glaubensstreit geben sollte, zwischen den Menschen, die SSRI vertragen und denen die sie nicht vertragen. Ich gehöre unglücklicherweise zu den Menschen, die sie nicht vertragen. Warum das so ist, weiß man bisher nicht. Es gibt jedoch Hinweise (das hab ich schon an anderer Stelle geschrieben) daß der genetische Hintergrund von Bedeutung ist. Im Verdacht stehen mehrere Proteine. Zum einen das Entgiftungsenzym CYP 2D6, das bei etwa 7% aller Europäer und weißen Amerikaner defekt ist und darum bestimmte Medikamente und andere Substanzen nicht mehr so gut abbauen kann. Einige SSRI darunter Paroxetin werden von CYP 2D6 abgebaut. Weiter wird der Serotoninrezeptor 5-HT2A untersucht. Er tritt in zwei Varianten auf und eine Variante scheint mit adversiven Effekten verknüpft zu sein. Ein ganz neuer Artikel aus diesem Monat (Biol. Psychiatry, Perlis. et al) untersuchen den Serotonintransporter, der ebenfalls in verschiedenen Varianten vorkommt. Das sogenannte Paroxetin Absetzsyndrom (in der englischen Literatur als "disconntinuation syndrome" bekannt, nur selten wird es in der wissenschaftlichen Literatur "withdrawal syndrome" genannt, aber auch das kommt vor) wird von der Wissenschaft immer stärker beachtet und ist kein Hirngespinst einzelner Betroffener.
Was für mich persönlich besonders schlimm war und das ist tatsächlich auch meine Motivation hier zu schreiben, war die Tatsache, daß mir lange Zeit keiner helfen konnte. Ich habe in meiner Verzweiflung viele Gespräche geführt mit den Krisendienst, mit Ärzten, mit meiner Therapeutin, ich habe in Foren gesucht (auch hier) und geschrieben. Mir wurde meist gesagt, ich hätte einen Rückfall ("Atavismus" nannte es der Arzt). Mein Einwand, daß ich die Symptome nach dem Absetzen noch nie vorher erlebt habe, wurden nicht beachtet. Der Arzt, den ich in meiner Verzweiflung aufsuchte, gab mir eine psychiatrische Diagnose und wollte mir weitere Medikamente verschreiben. Er kam nicht auf den Gedanken, daß die Symptome von Medikamenten ausgelöst worden sein könnten.
Ich war sehr froh, als ich in einem Forum den Hinweis auf das antidepressiva-forum fand. Nie wäre ich auf den Gedanken gekommen in englischen Foren zu suchen, da ich nicht geglaubt habe, daß dort andere Informationen zu lesen seien als hier.
Ich bin gerne bereit über alle Informationen zu diskutieren und akzeptiere andere Meinungen ohne diese missionieren zu wollen. Ich bitte nur darum mich in einem angemessenen Ton zu behandeln.
Liebe Grüße, Anne
sewi
Beiträge: 1606
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Re: Antidepressiva vom Typ SSRI nicht ohne Risiko

Beitrag von sewi »

Captain Kirk
Beiträge: 633
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Re: Antidepressiva vom Typ SSRI nicht ohne Risiko

Beitrag von Captain Kirk »

Schweizerische Ärztezeitung / Bulletin des médecins suisses / Bollettino dei medici svizzeri •2001;82: Nr 3 65
Editores Medicorum Helveticorum

Einleitung
Die modernen Antidepressiva nehmen eine wichtige Stellung im schweizerischen wie auch weltweiten Arzneimittelmarkt ein. Ihr Anteil am Gesamtmarkt der Antidepressiva betrug 1999 64% und im Jahr 2000 wird der Anteil auf 72% geschätzt [1].

Die selektiven Serotonin-/Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer
(SSRI/SNRI) haben aufgrund der geringen anticholinergen, antihistaminergen und
kardiovaskulären Wirkungen eine grosse therapeutische Breite und ein günstiges Nebenwirkungsprofil.Ihre Verträglichkeit ist auch bei polymorbiden und betagten Patienten in der Regel gut.
1995 veröffentlichte die SANZ erste Erfahrungen im Umgang mit modernen Antidepressiva. Das damals dargestellte Nebenwirkungsprofil mit überwiegend
zentralnervösen unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) hat sich in der Zwischenzeit weitgehend bestätigt [2].

«Entzugssymptome» beim Einsatz von Psychopharmaka wie den Benzodiazepinen
sind schon länger bekannt und gut dokumentiert. Ebenfalls gut dokumentiert sind «Entzugssymptome» beim Einsatz von Psychopharmaka wie den trizyklischen
Antidepressiva (TCA) beim abrupten Absetzen
dieser Substanzen. Man spricht daher auch von einem Absetzphänomen. Bei diesen «Entzugssymptomen» handelt es sich nicht um einen eigentlichen «Entzug»
mit dem Bedürfnis, die Substanz wieder zu nehmen, sondern diese «Entzugssymptome» treten beim abrupten Absetzen der Antidepressiva auf.
1992 beschrieben Szabadi et al. erstmals ein «Entzugssyndrom
» nach Absetzen von Fluvoxamin [3].

Der inzwischen unter dem Begriff «SSRI-Entzugssyndrom » bekannte Symptomenkomplex besteht aus Schwindel, grippeähnlichen Symptomen, Übelkeit,Gleichgewichtsstörungen, Nervosität, Schlafstörungen, Schwäche und Beeinträchtigung von Konzentration
und Gedächtnis [4]. Als Grundlage dieser
«Entzugssymptome» werden zentralnervöse Adaptationsmechanismen, insbesondere die Desensibilisierung postsynaptischer Serotonin-/Noradrenalinrezeptoren,
angesehen. Dies führt bei abruptem Absetzen
des Antidepressivums zum hyposerotonergen/
-noradrenergen Zustand im Zentralorgan [5].

Die beim TCA-«Entzugssyndrom» ursächlichen anticholinergen Mechanismen scheinen bei den SSRI eine untergeordnete Rolle zu spielen. In diesem Artikel werden die Absetzphänomene der in der Schweiz gebräuchlichen
SSRI/SNRI anhand der SANZ-Datenbank
aufgezeigt.

Methodik
Die der SANZ vorliegenden Einzelberichte über Absetzsymptome
von SSRI beruhen auf dem Spontanmeldesystem.
Das spontane und freiwillige Melden
dient der Entdeckung seltener und bisher unbekannter
Arzneimittelnebenwirkungen. Da Spontanmeldungen
keinen repräsentativen Querschnitt über die
Gesamtbreite der SSRI und deren Toxizität bieten
können, verbieten sich Rückschlüsse auf die relative
Häufigkeit der beschriebenen Absetzphänomene.
Resultate
Seit der Markteinführung der SSRI Anfang der 90er
Jahre gingen bei der SANZ 638 Meldungen zu
SSRI/SSNRI ein, wovon 28 Absetzsymptome betreffen.
23 dieser 28 Fälle sind gut dokumentiert und
wurden in der Folge in die deskriptive Auswertung
einbezogen. Die Gruppe besteht aus 14 Frauen und
9 Männern mit einem Durchschnittsalter von 38 (22
bis 60) Jahren. 9 Meldungen betreffen Citalopram
(30%), 6 Paroxetin (14%), je 3 Venlafaxin (9%) und
Sertralin (7%) und je 1 Fluvoxamin und Fluoxetin
(11%) (in Klammern der Anteil des entsprechenden
«Entzugssymptome»
der modernen
Antidepressiva
SANZ-Streiflicht Nr. 42
Markus Joerger a, Markus Bünter b, Katharina Hartmannc, Max Kuhnc
a Universitätsspital, Zürich
b Kantonal-psychiatrische Klinik Waldhaus, Chur
c Schweizerische Arzneimittel-Nebenwirkungs-Zentrale SANZ, Chur
Medizin
Médecine
Medicina SANZ-Streiflicht
Korrespondenz:
Dr. med. Max Kuhn
SANZ
Neubruchstrasse 37
CH-7000 Chur
Schweizerische Ärztezeitung / Bulletin des médecins suisses / Bollettino dei medici svizzeri •2001;82: Nr 3 66
Editores Medicorum Helveticorum
Präparates am Schweizer Gesamtmarkt der Antidepressiva
im ersten Halbjahr 2000). Die durchschnittlichen
Tagesdosen betragen 20 mg Paroxetin, 300 mg
Fluvoxamin, 20 mg Fluoxetin, 50 mg Sertralin, 20 mg
Citalopram und 75–300 mg Venlafaxin, was Normaldosierungen
entspricht. 20 Patienten nehmen
Antidepressiva wegen einer Depression, 2 bei Angststörung
und eine Patientin bei Bulimie. Die Absetzsymptome
sind in Tabelle 1 zusammengestellt. Berichtet
werden 51 Symptome bei 23 Fällen. Schwindel
ist Leitsymptom bei 20 Patienten. Es traten keine
ernsten UAW (akute Gefährdung des Patienten, Hospitalisation,
Exitus) auf.
Die Einnahmedauer reicht von 1 Monat bis zu 10
Jahren. Die Latenz zwischen Medikamentenstopp und
Auftreten der Symptome ist in 13 der 23 Fälle bekannt
und variiert zwischen 1 und 4 Tagen. Eine
kontrollierte Reexposition führte in 10 Fällen zum
prompten Verschwinden der Absetzsymptome. Ein
wahrscheinlicher oder möglicher Zusammenhang der
Symptome mit der Arzneimitteleinnahme wird in
allen Fällen postuliert. Bei 2 Patienten führten mehrere
Absetzversuche zur Provokation gleicher oder
ähnlicher Absetzsymptome:
Fall 1: Eine 37jährige Frau wurde seit Juni 1994
wegen einer reaktiven Depression mit 20 mg Citalopram
täglich behandelt. Ein erster Absetzversuch
Ende 1998 führte 4 Tage später zu Schwindel und Gefühl
der «Orientierungslosigkeit». 3 weitere Absetzversuche
provozierten gleiche Symptome, welche
jeweils nach Reexposition mit Citalopram sistierten.
Fall 2: Eine 41jährige Frau wurde von Juni 1996 bis
Januar 2000 wegen einer Depression mit 20 mg Citalopram
täglich behandelt. Ein erster Absetzversuch
im April 1997 führte zu Rhythmusstörungen (monomorphe
VES mit couplets), Schwindel und Kopfschmerzen,
ein zweiter Absetzversuch im April 1998
zu Tinnitus rechts und ein letzter Absetzversuch im
Januar 2000 zu starkem Schwindel. Reexposition mit
Citalopram führte zum Sistieren der Symptome.
Diskussion
Zentralnervöse Adaptationsmechanismen unter SSRI
führen möglicherweise zur Rezeptordesensibilisierung,
was als molekularbiologisches Korrelat der gewünschten
antidepressiven Wirkung, aber auch des
«Entzugsyndromes» angesehen werden kann. Der Begriff
«Entzugssymptome» ist in seiner Bedeutung von
den suchtmachenden Substanzen, z.B. den Benzodiazepinen,
besetzt. Bei den Antidepressiva handelt
es sich bei den hier festgestellten «Entzugssymptomen
» eigentlich um Absetzphänomene. Ein psychischer
Entzug, nämlich das Bedürfnis, die Substanz
wieder nehmen zu müssen, stellt sich bei den Antidepressiva
nicht ein. Das Absetzphänomen oder
«Entzugssyndrom» bei Antidepressiva vermeidet man
am besten, indem man nicht abrupt absetzt, sondern
ausschleicht [6]. In der Literatur wird bei abruptem
SSRI-Entzug am häufigsten über Schwindel berichtet,
seltener über depressive Verstimmung und neuropsychologische
Störungen wie Unruhe, Insomnie
oder Angstzustände [7]. Beim Auftreten depressiver
Symptome besteht die Schwierigkeit, Absetzsymptome
vom Wiederauftreten der depressiven Grunderkrankung
zu unterscheiden. Hier bieten die zeitlichen
Verhältnisse oder eine Reexposition Entscheidungshilfen.
Die Latenz bis zum Auftreten der
Symptome nach Absetzen wird in der Literatur mit
1–5 Tagen angegeben. Mit Absetzsymptomen muss
bereits nach einer Einnahmedauer von 1 Monat gerechnet
werden [5]. Die vorliegenden Spontanmeldungen
über Absetzsymptome bei SSRI lassen keine
Rückschlüsse auf Inzidenz und Prävalenz zu. Die relative
Häufigkeit der beschriebenen Symptome bei
einzelnen SSRI-Vertretern scheint mehr die aktuellen
Umsatzzahlen denn präparatespezifische Eigenschaften
widerzuspiegeln. So weisen diejenigen Präparate
mit dem grössten Marktanteil auch die häufigsten
Spontanmeldungen von Entzugssymptomen auf. Wir
beziehen uns diesbezüglich auf Daten des Schweizerischen
Institutes für Marktanalysen [1].
Wie beim Benzodiazepinentzugssyndrom werden
Absetzsymptome am häufigsten bei SSRI mit kurzer
Halbwertzeit beobachtet [5, 8]. Durch Einsatz von
SSRI mit langer Halbwertzeit können diese Symptome
trotz abruptem Absetzen möglicherweise verhindert
werden [9].
In therapeutischer Hinsicht wird ein langsames
Ausschleichen der modernen Antidepressiva über
mindestens 2 Wochen empfohlen, ohne dass konkrete
Richtlinien bestehen [10]. Alternativ kann der kurzzeitige
Einsatz von Benzodiazepinen erwogen werden.
Wichtig scheint uns, in Kenntnis des Absetzphänomens
moderner Antidepressiva mögliche Komplikationen
zu antizipieren und den Patienten vor den
unangenehmen Folgen eines abrupten SSRI-Entzuges
zu bewahren. Dies entspricht auch den Empfehlungen
der «European Agency for the Evaluation of
Medicinal Products» [11]. Durch rechtzeitige Information
darf schliesslich eine bessere Patientencompliance
beim Absetzen von SSRI erwartet werden.
Medizin
Médecine
Medicina SANZ-Streiflicht
Tabelle 1
Häufigkeit der berichteten Symptome nach Absetzen eines SSRI/SSNRI.
Betroffene Organsysteme Gemeldete Symptome
zentrales Nervensystem (40/51 = 78,4%) Schwindel 20x, Gleichgewichtsstörungen
4x, Kopfschmerzen 3x, Konzentrationsstörungen
2x, Tinnitus 2x, verstärktes
Schwitzen 2x, Nervosität/Unruhe 2x,
Insomnie 1x, Hypersomnie 1x,
Gedächtnisstörungen 1x, Amnesien 1x,
Angstzustand 1x
Gastrointestinaltrakt (5/51 = 9,8%) Nausea 4x, Erbrechen 1x
Herz-Kreislauf-System (3/51 = 5,9%) Orthostase 1x, Hypotonie 1x,
Rhythmusstörungen 1x
Bewegungsapparat (2/51 = 3,9%) Myalgien 2x
peripheres Nervensystem (1/51 = 2%) Dysästhesien 1x
Schweizerische Ärztezeitung / Bulletin des médecins suisses / Bollettino dei medici svizzeri •2001;82: Nr 3 67
Editores Medicorum Helveticorum
Literaturverzeichnis
1 Institut für Marktanalysen, 6052 Hergiswil;
http://www.ihagfm.ch
2 Spisla C, Bünter M, Hartmann K, Kuhn M. Streiflicht Nr. 20.
Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer: Die neue
Generation der Antidepressiva und ihre Nebenwirkungen.
Schweiz Ärztezeitung 1995;76:191-2. Schweiz Apothekerzeitung
1995;133(3):63-4.
3 Szabadi E. Fluvoxamine withdrawal syndrome.
Br J Psychiatry 1992;160:283-4.
4 Bryois C, Rubin C, Zbinden JD, Baumann P. Withdrawal
syndrome caused by selective serotonin reuptake inhibitors:
apropos of a case. Schweiz Rundsch Med Prax 1998;
87(10):345-8.
5 Zajecka J, Tracy KA, Mitchel S. Discontinuation symptoms
after treatment with serotonin reuptake inhibitors: a literature
review. J Clin Psychiatry 1997;58:291-7.
6 Haddad P. The SSRI discontinuation syndrome.
J Psychopharmacol 1998;12(3):305-13.
7 Klesmer J, Sarcevic A, Fomari V. Panic attacks during
discontinuation of mirtazepine [letter]. Can J Psychiatry
2000;45(6):570-1.
8 Stahl MMS, Lindquist M, Pettersson M, Edwards IR,
Sanderson JH. Withdrawal reactions with selective serotonin
reuptake inhibitors as reported to the WHO system.
Eur J Clin Pharmacol 1997;53:163-9.
9 Zajecka J, Fawcett J, Amsterdam J, Quitkin F, Reimherr F,
Rosenbaum J, et al. Safety of abrupt discontinuation
of fluoxetine; a randomized, placebo-controlled study.
J Clin Psychopharmacol 1998;18(3):193-7.
10 Nuss S, Incaid CR. Serotonin discontinuation syndrome:
does it really exist? W V Med J 2000;96(2):405-7.
11 «European Agency for the Evaluation of Medicinal Products»
vom 12. April 2000; http://www.eudra.org/emea.html
Medizin
Médecine
Medicina SANZ-Streiflicht
Bolek

Re: Antidepressiva vom Typ SSRI nicht ohne Risiko

Beitrag von Bolek »

Hallo,

Ich finde es richtig und wichtig, was die „Neuen“, wie man sie gerne in diesem Forum bezeichnet, tun. Nämlich den Versuch starten über ein Thema zu informieren, über das fast sicher kein praktizierender Arzt mit sich diskutieren lassen wird. Ganz einfach deshalb, weil kein Arzt in diesem Land verpflichtet ist seinem Patienten Rechenschaft über seine Methoden
abzulegen. Wer es nicht glaubt, der soll versuchen z.B.seinen Orthopäden oder sonstigen zu fragen, was er einem da gerade injiziert und warum gerade das.
Auch dass keiner von den Ärzten dazu verpflichtet ist nach seinem Studium sich weiterzubilden und über neueste Entwicklungen auf dem Medikamentenmarkt bescheid zu wissen ist bekannt.
Er tut es, oder lässt es.

Aber anstatt etwas sachliches, nützliches zu dem Thema beizutragen, wird immer wieder an der Rhetorik und ähnlichem herumgefeilt. So als ginge es darum, den Leuten hier Manieren beizubringen, wie sie sich hier in diesem „unserem“ forum zu benehmen haben, damit sie ja keinen verletzen.
Hätte ich keinen
iNet Anschluss, so wüsste ich bis heute nicht, was ssri`s überhaupt sind.
Und Links einsetzen ist erlaubt, solange es sich um keine kommerziellen Webseiten handelt. So ist es hier und auch in anderen Foren.

bolek
Captain Kirk
Beiträge: 633
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Antidepressiva vom Typ SSRI nicht ohne Risiko

Beitrag von Captain Kirk »

Gut gebrüllt Bolek.

c.

Ich möchte noch hinzufügen, dass ich diese Tabuisierungstendenzen das Thema "Medikamente und Nebenwirkungen" betreffend hier als sehr schwierig empfinde. Damit wrd fortgeführt, was in (manchen/vielen)Arztpraxen, bei Freunden, in der Familie, am Arbeitsplatz beginnt. Das große Schweigen. Die große Unwissenheit. Das große "sich selber die Schuld geben oder geben lassen, wenns Probleme mit den Medikamneten gibt."
sewi
Beiträge: 1606
Registriert: 15. Feb 2013, 23:02

Re: Antidepressiva vom Typ SSRI nicht ohne Risiko

Beitrag von sewi »

wuschel
Beiträge: 314
Registriert: 9. Mai 2003, 10:56

Re: Antidepressiva vom Typ SSRI nicht ohne Risiko

Beitrag von wuschel »

66
CloneX
Beiträge: 156
Registriert: 30. Sep 2003, 22:55
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Re: Antidepressiva vom Typ SSRI nicht ohne Risiko

Beitrag von CloneX »

Interessierte mögen sich den aktuellen Stern Ausgabe Nr.48 besorgen - auf s.236 ist ein Bericht über die von uns beschriebene Problematik der SSRI. Natürlich bei weitem noch nicht ausreichend...aber ein Schritt in die richtige Richtung.

Oder gehört der Stern jetzt auch schon zu Scientology ? Mmm...



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Nico Niedermeier
Moderator
Beiträge: 2865
Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: Antidepressiva vom Typ SSRI nicht ohne Risiko

Beitrag von Nico Niedermeier »

Der Stern ist aber nicht gerade ein Gütesigel für "wissenschftliche Qualität"...abenso wie der GEO aus dem gleichen Hause...wie sich die länger in diesem Forum befindlichen noch erinnern werden habe ich mal ein Interview über das Forum hier gegeben und das was dann gedruckt wurde hatte mit dem was ich gesagt hatte nur noch ganz entfernt zu tun.....
und bei Stern fallen mir immer zuerst die Hitlertagebücher ein...lächel
Dr. Niedermeier
Caroline1
Beiträge: 831
Registriert: 19. Mär 2003, 16:48

Re: Antidepressiva vom Typ SSRI nicht ohne Risiko

Beitrag von Caroline1 »

Ja, ich erinner mich, sowohl an GEO wie auch an die Hitler-Tagebücher

Einen lieben Gruß an Sie Doc!

Caroline
CloneX
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Re: Antidepressiva vom Typ SSRI nicht ohne Risiko

Beitrag von CloneX »

Dass der Stern kein Gütesiegel für wissentschaftlich Qualität trägt is mir auch klar...aber das is immer noch besser als die Bild .

Es sollte ja auch nur zeigen, dass über das Thema nicht nur von einer bekloppten Splittergruppe geredet wird, sondern auch öffentlich. Langsam fährt der Zug auch in Deutschland ein .... ich freu mich.

Aber es ist noch ein langer Weg...



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stella
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Re: Antidepressiva vom Typ SSRI nicht ohne Risiko

Beitrag von stella »

Ich bin auf der Suche nach mehr Infos zu SSRI auch auf diese Seite gestossen und freue mich, endlich mehr zu den Nebenwirkungen zu erfahren, die offensichtlich nicht allen Ärzten, die dieses Medikament über Jahre verschreiben, bekannt sind!
Meinem Sohn (15) und auch uns als Familie hätte einiges Leid erspart werden können, wenn wir die Nebenwirkungen wie Unruhe, zunehmende Aggressivität, Schlaflosigkeit dem Medikament (Fluctin) hätten zuordnen können. Aber kein Wort vom Arzt, der von den Problemen wußte.
Wenn ich jetzt den stern-Artikel lese, sehe ich dort auch keinen Anspruch auf wissenschaftliche Veröffentlichung, aber den Hinweis auf offizielle Stellen in den USA und Großbritannien, die sicherlich einer Überprüfung standhalten.
Und auch diese Informationen passen wieder in das, was uns passiert ist. Eine Selbstverletzung, die von Lehrern und auch dem Arzt als "Provokation" bewertet wurde. Nur ein Arzt in der Notaufnahme fragte:"Sag mal, wolltest du dich umbringen?"
Mein Sohn verneint das ganz entschieden und ich hoffe, es ist so.
Sicherlich helfen die Medikamente und aufgrund seiner Krankheit muß er sie nehmen. Aber die SSRI als DAS Medikament der Wahl mit den wohl geringsten Nebenwirkungen hinzustellen, halte ich inzwischen für verantwortungslos. Es gibt mehr Nebenwirkungen als viele Ärzte wissen und da tut Aufklärung Not, um im Bedarfsfall auch reagieren zu können!
Ich bin jedenfalls froh, aufgrund kritischer berichte genauer nachfragen und vielleicht auch mal den Arzt zur Überprüfung seiner bisherigen Überzeugung bringen zu können (im günstigsten Fall, ist mir schon klar

stella
AF
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Registriert: 6. Jun 2003, 11:47

Re: Antidepressiva vom Typ SSRI nicht ohne Risiko

Beitrag von AF »

Hallo Stella
sollte es wahr sein, daß Dein Sohn mit 15 schon mit SSRis behandelt wird?
Ich persönlich halte SSRIs für sehr gut aber doch nicht bei Jugendlichen innerhalb der Pupertät.
Hier kann meines erachtens viel kaputt gemacht werden auch weil sich das Gehirn in Teilen neu organisiert.
SSRis sollten nur an Volljährige abgegeben werden und mit dieser Meinung stehe ich nicht alleine da. Für Jugendlcihe gibt es andere Möglcihkeiten auch sehr gute Homöopathische Medikamente.
Gruß
Theo
stella
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Re: Antidepressiva vom Typ SSRI nicht ohne Risiko

Beitrag von stella »

Hallo Theo,

zwar sind SSRI noch nicht an Kindern und Jugendlichen "getestet" worden, d.h. es gibt keine offizielle Zulassung für Menschen unter 18 Jahren. Trotzdem wird es sehr oft an Kinder und Jugendliche verschrieben, weil es als arm an Nebenwirkingen gilt! So hat es mir der Arzt vor zwei Jahren erzählt.
Da mein Sohn an einer schweren Zwangserkrankung leidet braucht er Medikamente um überhaupt eine Therapie machen zu können.
Da dies mittlerweile stationär abläuft habe ich z.Zt. nicht ganz so große Sorgen.
Aber wie gesagt, die beiden letzten Jahre waren die "Hölle", wobei das schlimmste im Nachhinein die Nebenwirkungen und nicht die Krankheit selber waren. Darum finde ich die Aufklärung auch so wichtig und bin dankbar für alle Hinweise!
Gruß, Stella
AF
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Registriert: 6. Jun 2003, 11:47

Re: Antidepressiva vom Typ SSRI nicht ohne Risiko

Beitrag von AF »

Hallo Stella

ich habe mich auch sehr stark mit Zwangserkrankungen auseinandergesetzt.Ich hatte selber welche.
SSRIs gehörten hier nie dazu, eher Neroleptika und ein paar homöopatische Medikamente.
Gruß
Theo
Nico Niedermeier
Moderator
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Re: Antidepressiva vom Typ SSRI nicht ohne Risiko

Beitrag von Nico Niedermeier »

Das ist jetzt leider mal ganz falsch Theo, Neuroleptika gehören nicht dazu und homöopathische Mittel auch nicht...SSRIs schon...und vor allem (besonders bei Kindern und Jugenlichen) eine Verhaltenstherapie..das sollte eigentlich das Kernstück der Behandlung sein..SSRIs sollten die Reserve darstellen..
Dies war die Kernaussage auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Zwangsstörungen letzte Woche in Prien..
Und Frau Meyer, was mich überrascht ist, dass niemand mit Ihnen (und Ihrem Sohn)über diese Nebenwirkungen gesprochen hat... den dafür benötigt man keine Internetforen...die von Ihnen beschriebenen, sehr unangenehmen, Nebenwirkungen stehen seit vielen Jahren im Beipackzettel des Medikamentes...
Gruss
dr. Niedermeier
AF
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Re: Antidepressiva vom Typ SSRI nicht ohne Risiko

Beitrag von AF »

Hallo Herr Dr. Niedermeier
jetzt muß ich Ihnen wiedersprechen.
Es gibt tatsächlich ein homöopatisches Medikament gegen Zwänge (vielleicht ist es nicht so bekannt)
Ich wurde seinerzeit mit Neuroleptika gegen Zwänge behandelt damals waren schon die SSRIs auf dem Markt.
Warum kann ich jetzt nicht mehr sagen
Gruß
Theo
byte
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Re: Antidepressiva vom Typ SSRI nicht ohne Risiko

Beitrag von byte »

hallo theo,

das interessiert mich jetzt aber brennend !
homöopathische mittel werden ja nicht gegen ein symptom herausgesucht sondern für ein ganzes bild unter einbeziehung des ganzen menschen. deshalb kann das mittel für eine krankheit bei jedem menschen ein völlig anderes sein.
welches mittel soll das sein, dass gegen zwänge hilft und in welcher potenz ??

liebe grüsse,
bit
"Sehnsüchtig grüsst der,

der ich bin, den,

der ich sein könnte.

(Dostojewski)
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