Der jetzige Zustand ist kaum auszuhalten

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ap
Beiträge: 2
Registriert: 6. Apr 2003, 03:40

Der jetzige Zustand ist kaum auszuhalten

Beitrag von ap »

Hallo, liebe Leidensgenossen!
Bin das erste mal in einem Forum, also bitte Nachsicht.Meine Geschichte ist folgende:Auch ich leide unter einer Depression und wenn ich das retrospektiv betrachte schon seit 6 Monaten.Die einfachsten Dinge fallen mir schwer(Haushalt, Studium etc.).Ich komme morgens nicht aus dem Bett, kann nicht essen und nicht schlafen. Alles scheint mich zu überfordern,auch Menschenmassen,also ziehe ich mich zurück. Das "Praktische Jahr" und meine Doktorarbeit habe ich schon gechmissen.Ich hatte einfach das Gefühl ich schaffe das nicht mehr,ich bin zu schlecht.Die ständige schlechte timmung macht mich fertig, ich war doch mal so lebenslustig.Was ist nur aus mir geworden?Ein Wrack, kaum noch wert,mich zu mögen.Gott sei Dank tuen das doch noch einige wie meine Eltern und meine beste Freundin.Das gibt meinem Leben wenigstens noch etwas Sinn.Alles scheint sonst den Bach runterzugehen.
Bin jetzt seit Neuestem in Behandlung und bekomme ein AD und eine Psychotherapie.Die ersten Schritte sind getan.
Wünsche euch alles Gute,wir müssen irgentwie den Kopf hochhalten.
Liebe Grüße,
Lunatis
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Der jetzige Zustand ist kaum auszuhalten

Beitrag von ben1 »

Hallo und willkommen im Forum!

Freut mich, das Du Dich meldest.
Dein Geschichte hört sich für mich sehr vertraut an - da ist sehr viel Druck, da ist sehr viel Perfektonismus am Werk - das bist nicht Du, das ist Dein SChein-selbst, Deine Fassade, die meint, scheitern zu müssen (und damit hat sie recht!) - Deine ANforderungen an Dich sind unmenschlich! Du versuchst, über Leistung etwas zu erreichen, Dich über Leistung zu definieren - stimmts? Das funktioniert nicht! Du bist ein Mensch, und zwar ein perfekter Mensch, einfach, weil Du bist, unabhängig davon, was Du leistest!
Die Depression ist "nur" ein Signal, das Du nicht artgerecht (also Deinem wahren Ich gerecht) lebst. Weißt Du noch, was DIR Spaß macht? Das ist so ein Bauchgefühl (haben Kinder noch), ohne, daß das anderen unbedingt nutzen muß oder das die das gutheißen.

Und wenn ich nicht ganz danebenliege mit meiner Meinung hier noch ein Buchtip: Anthony de Mello: Der springende Punkt

Ben
Nedime
Beiträge: 3
Registriert: 9. Apr 2003, 22:24

Re: Der jetzige Zustand ist kaum auszuhalten

Beitrag von Nedime »

Ich weiß nicht, ob dir das viel hilft, aber ich will dir erzählen, was mir alles geholfen hat während meiner Depression. Ich habe versucht viel Sport zu betreiben, um einmal richtig müde zu werden und vielleicht wenigstens eine Nacht gut schläft. Beim Schwimmen beispielsweise musst du dich konzentrieren, dass du nicht untergehst, beim Eislaufen, dass du ausruschst. Dabei ist es mir einige Male gelungen, mich von der Depression abzulenken.
Ich bin keine Arzt, aber ich glaube, dass das, was du jetzt durchmachst, nur eine Phase ist- eine ziemlich schwierige zwar, aber ich glaube, dass wird wieder. Ich weiß, man kann es sich nicht im Geringsten vorstellen, dass alles sich wieder normalisiert, aber irgendwann passiert das tatsächlich. Solange muss man aber durchhalten!
Eine Depression ist so eine Qual, wahrscheinlich das Ärgste was es überhaupt gibt. Aber die Medizin ist schon so weit fortgeschritten, dass diese Krankheit fast wie jede andere behandelt werden kann. Mann darf nur nicht aufgeben, sondern die Zähne zusammenbeißen und durchhalten.
ap
Beiträge: 2
Registriert: 6. Apr 2003, 03:40

Re: Der jetzige Zustand ist kaum auszuhalten

Beitrag von ap »

Hallo Ben1 und Nedime,
herzlichen Dank, dass ihr mir geantwortet habt.Verständnis tut immer gut. Die Tipps werde ich auch versuchen zu beherzigen.Ben hat schon recht, der Leistungsdruck kann immens sein. Bei mir habe ich mir den Druck auch noch selbst gemacht(bessere Noten, nächsten Schein schaffen etc.)Was bei mir noch ironisch ist, das ich im Rahmen meines Medizistudiums das Wahlfach Psychiatrie hatte und in so einer Einrichtung 4 Monate gearbeitet habe. Ist schon komisch, jetzt auf "der anderen Seite" zu sein.
Vielen Dank nochmal!
Liebe Grüße,
Lunatis
winnie
Beiträge: 1683
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Der jetzige Zustand ist kaum auszuhalten

Beitrag von winnie »

Hallo lunatis,

ich finde das nicht komisch, sondern in gewissem Sinne sogar gut (sorry, wenn ich das jetzt so sage, aber Du weißt sicher, wie ich das meine) - denn Du wirst deshalb mit Sicherheit später eine weitaus verständnisvollere, einfühlsamere Ärztin sein als jemand, der dieses tiefe Leid noch nie selbst erfahren hat.

Lieben Gruß,
Winnie
Luxa_
Beiträge: 29
Registriert: 31. Mär 2003, 18:48

Re: Der jetzige Zustand ist kaum auszuhalten

Beitrag von Luxa_ »

Hallo lunatis,

Deine Situation kommt mir sehr bekannt vor. Auch ich habe seit längerem immer wieder depressive Phasen mit damit verbundenen Leistungseinbussen und Isolationstendenzen. Allerdings ist es so, dass die Uni das Einzige ist, wofür ich noch einen letzten Rest Energie und Motivation aufbringen kann, selbst wenn es mir total mies geht. Schon seltsam: Selbst wenn es mich ungeheure Ueberwindung kostet das Alltäglichste zu bewältigen, so gibt es da so ein 'Programm', das mich in die Vorlesung (=Pflichterfüllung) geleitet.Und auch ich habe noch ein Praktikum in einer psychiatrischen Institution vor mir, obwohl ich im Moment wohl selber eine Kandidatin als Patientin wäre. Aber ich glaube, die Auseinandersetzung mit dem Fachgebiet hat auch die Vorteile, dass man manchmal kognitiv dem emoionalen Tiefpunkt etwas entgegensetzen kann (naja, klappt natürlich nicht immer..aber mir hilft es manchmal, wenn ich mich überhaupt noch dazu überwinden kann so konstruktive Gedanken nachzugehen..) - ich wünsche Dir viel Kraft,
liebe Grüsse Luxa_
Volley
Beiträge: 1
Registriert: 14. Apr 2003, 09:18

Re: Der jetzige Zustand ist kaum auszuhalten

Beitrag von Volley »

Liebe Lunatis ! Ich hoffe, Dich mit diesem Beitrag noch zu erreichen, denn laut Info ist das Thema bereits geschlossen ... ?
Bin gerade dabei, meine Depression zu überwinden, hatte/habe nach Aussage meines behandelnden Kollegen !! eine Erschöpfungsdepression.
Arztberuf, Dienste, eineinhalb Stunden Fahrzeit täglich, ein sehr lebhaftes Kleinkind, die noch zu beendende Doktorarbeit, damit kaum Urlaub - immer Schreibtisch ... Das ging irgendwann nicht mehr, habe es selber auch gemerkt und die Notbremse gezogen, mich also krankschreiben lassen. Da steckte ich allerdings schon richtig tief drin.
Jetzt geht es mir besser, denke wieder ans Arbeiten. Will Dir also sagen, Dir kann geholfen werden ! Ich versuche jetzt, keine Perfektionistin in allen Bereichen zu sein, denn das geht eben nicht.
Finde Bei Dir Ursachen fuer dieses Ausbrennen ! Es gibt da ein interessantes Buch "Burn-out bei Frauen", das mir geholfen hat, obwohl ich eigentlich kein Freund von neu-deutschen/amerikanischen Modewörtern bin.
Du kannst immer noch ein guter Arzt werden, wenn Du das noch möchtest. Ich habe diese bittere Erfahrung mitten im Berufsleben machen müssen, jetzt gehört sie halt zu mir dazu. Und ich werde mir die grösste Mühe geben, eine zweite Phase dieser Art zu verhindern.
Liebe Grüsse Heike
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