Fühl mich nicht ernst genommen....

srb
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Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von srb »

Hallo Mia,

nur eine ganz kurze Antwort, wollte eigentlich nur kurz eine Überweisung tätigen, aber da habe ich doch nochmal im Forum vorbeigeschaut. Ich finde Deinen Satz " ... aber ich verbinde mit dem ganzen Haus immer noch die alten schlechten Erfahrungen" so bemerkenswert. Ich bin jetzt ja wieder in dem Institut gelandet, an dem ich auch studiert habe, bei dem Prof, bei dem ich eine Diplomarbeit abgebrochen habe (im Nachhinein wohl Folge einer akuten depressiven Phase, aber das wußte ich damals nicht). In der letzten Zeit meines Studiums und während der Diplomarbeit habe ich mit vielen Mitarbeitern dort ziemlich schlechte Erfahrungen gemacht, es wurden hinter meinem Rücken Lügen erzählt und überhaupt gaben mir die Leute alle das Gefühl irgendwie "nicht richtig" zu sein. Als ich jetzt nach immerhin über 5 Jahren an das Institut zurückkam, habe ich einen regelrechten Widerwillen alleine gegen das Gebäude empfunden. Es war mir unbegreiflich, aber ich fühle mich dort einfach nicht wohl, ich habe das Gefühl, immer nur durch die Gänge zu schleichen, als wenn ich mich gar nicht trauen würde, aufrecht zu gehen...

Schon verrückt, nicht wahr?

So, nun wünsche ich Dir eine gute Nacht, ich muß mir mal nochwas zu essen besorgen!

Liebe Grüße,
Silke
srb
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Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von srb »

Liebe Mia,

wie ist es Dir denn so ergangen diese Woche? Meine hat eigentlich ganz gut angefangen, aber dann war wieder irgendwie der Wurm drin. Hatte halt wieder ein paar unangenehme Dinge (in meinen Augen) aufgeschoben und verdrängt, bis praktisch keine Zeit mehr war. Gestern mußte ich dann dringend für heute Proben präparieren und das ist objektiv wirklich nicht schwer, aber da ging plötzlich gar nichts mehr. Konnte mich überhaupt nicht mehr konzentrieren, dachte, ich mach sowieso alles falsch und konnte einfach nicht anfangen. In meinem Kopf war es total schwindelig, nicht so, daß ich das Gefühl hate, umzukippen, aber meine Gedanken wirbelten so hin und her. Schließlich habe ich alles eingepackt und bin zu meinem Freund gefahren (der arbeitet auch an der Uni, aber in nem anderen Institut) und wir haben das zusammen gemacht. War mir aber auch ganz schön peinlich, war auch nicht das erste Mal, ich frag mich schon immer, was die Kollegen wohl denken. Aber halt, davon soll man sich ja gerade freimachen, oder? Ganz schön schwierig....

Heute war ich nochmal beim Arzt, aber der sagt nur, ich müßte halt Geduld haben, so schnell wirken die Medikamente nicht. Naja, nun ist immerhin erstmal wieder Wochenende!

Ich habe noch ganz viel dazu im Kopf, daß Du Dir ein dickeres Fell wünschst. Aber irgendwie ist es mit meiner Konzentrationsfähigkeit immer noch nicht soweit her, wenn ich darüber nachdenke, verliere ich immer wieder den roten Faden...
Ich habe mir auch immer ein dickeres Fell gewünscht - war auch immer der Rat meiner Mutter: Schaff Dir ein dickes Fell an - aber mittlerweile weiß ich gar nicht, ob das so gut ist. Wenn ich in der Schule geärgert wurde, habe ich immer so getan, als ob mich das gar nicht berührt, dachte, dann wird es den anderen langweilig. Heute denke ich, das war der falsche Weg. Meinst Du nicht viel eher auch, daß Du Dir mehr Selbstbewußtsein wünschst? Damit Dich unangebrachte Kritik oder das idiotische Verhalten Deiner Chefs nicht mehr so tief trifft, Dich so verunsichert? Daß man Dinge da lassen kann, wo sie hingehören, nämlich manchmal auch bei anderen Menschen? Dann bräuchte man gar kein dickes Fell mehr...

Aber vielleicht diskutiere ich hier auch schon wieder nur um Begriffe, das passiert mir mit meinem Freund sehr oft, wir haben festgestellt, daß Begriffe für uns oft eine ganz unterschiedliche, ja gegensätzliche Bedeutung haben und wir deshalb öfter mal aneinander vorbeireden....

Ich wünsche Dir auf alle Fälle ein schönes Wochenende und hoffe, es geht Dir gut!!!!!

Liebe Grüße, Silke
mia
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Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von mia »

Liebe Silke,

Hast Recht, ein "dickeres Fell" verbinde ich auch nicht zwangläufig mit mehr Selbstbewusstsein, gibt ja auch Leute, die gar nicht merken, dass sie irgendwie benachteiligt werden. Auch wenn ich mir das nicht unbedingt wünsche, Vorteile hat es bestimmt...
Uff, heute war ein ziemlich anstrengender Tag. Bin eigentlich ganz lieb auf der Arbeit verabschiedet worden. Aber ich ärgere mich trotzdem, über mich selbst. Mein "Lampenfieber" vor großen Gruppen hat wieder total zugeschlagen, mit allem was so dazugehört: Herzklopfen, Schwitzen, Rotwerden. Sooo peinlich. Hab versucht, vorher etwas Autogenes Training zu machen, ging einfach nicht. Ich war hinterher so sauer, hab echt ein paar Stunden gebraucht, mich mit meinem Ärger zu beruhigen.Ich versteh`s einfach nicht, ich hab doch vorher versucht, mich gedanklich zu beruhigen.
Hmm, wie macht man sich von solchen Ängsten frei? Da hilft auch kein Reden. Manchmal wünsche ich mir so einen „Murmeltiertag“, an dem ich so lange üben kann und lernen kann, bis ich endlich mal nen Erfolg habe. Bis man irgendwann völlig gelangweilt vor einer Menschenmenge Reden hält. Oder blöden Chefs die Meinung sagt, oder...
Hast Du es schon mal geschafft, eine bestimmte Angst zu überwinden? Hilft Dir denn das Reden darüber?

Ich wünsch´ Dir auch ein ganz schönes Wochenende. Freue mich, wenn ich wieder von Dir höre.
Mia
srb
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Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von srb »

Liebe Mia,

mein Freund meint immer, was bei mir völlig verquer läuft, ist, daß, wenn ich endlich mal eine Angst "überwunden" habe, also etwas, vor dem ich mich schon tagelang gedrückt habe (mit allem, was dazugehört, heulen, nicht aufstehen wollen, Panik)hinter mich gebracht habe, daß ich dann überhaupt nicht erleichtert bin und mich gar nicht freuen kann. So nach dem Motto: Mensch, toll, daß ich das geschafft habe, jetzt bin ich mal stolz auf mich. Nein, ich ärgere mich auch nur, daß ich mal wieder so einen Aufstand gemacht habe und es mir nicht einfach "leicht" fiel. Ich schleiche 3 Tage ums Telefon, um einen Anruf zu tätigen und andere Menschen nehmen einfach so den Hörer in die Hand! Er meint, ich verbinde mit der Situation dann nicht mehr den erfolg, der am Ende stand, sondern nur die 3 Tage vorher, in denen es mir richtig dreckig ging und folglich bleibt "telefonieren" in meiner Erinnerung negativ belegt. Ich glaube, da ist durchaus was dran.
Insofern habe ich "Angst überwinden" oben auch in Anführungsstriche gesetzt, ich habe meine Angst ja letztlich gar nicht überwunden, denn beim nächsten Mal geht das Ganze von vorne los. Mir ist oft geraten worden, mich bewußt in Situationen zu begeben, die mir Angst machen, um dann zu merken: Hey, so schlimm war es ja gar nicht und damit Ängste abzubauen. Hat aber nie funktioniert.

Kennst Du auch das Gefühl der Angst vor der Angst (vor der Angst vor der Angst - könnte man beliebig fortsetzen)?

Irgendwo hier im Foum habe ich einen spannenden Satz gelsen, da erzählte jemand, daß die Therapeutin ihr eine Gedankenfalle aufgezeigt hätte, nämlich sich in jeder Situation immer das Schlimmste vorzustellen, um nicht überrascht oder enttäuscht werden zu können. Ich habe sofort gedacht: Klar, das mache ich auch, das hat doch einen Sinn während mein Freund total außer sich geraten ist und meinte: Das kann man doch nicht ernsthaft machen, so kann man doch nicht leben, das wäre ja die Anleitung zum Unglücklichsein. Und je mehr ich drüber nachdenke, desto mehr glaube ich, daß diese Einstellung bestimmt zu vielen meiner Ängsten beigetragen oder sie verstärkt, vielleicht sogar hervorgerufen hat. Könnte das bei Dir nicht vielleicht auch so sein?

Wenn ich deine Zeilen so lese, klingt es so, daß doch "eigentlich" alles ganz gut gelaufen ist - der Haken ist nur, daß Du Dich da gar nicht drüber freuen kannst, weil Dein Ärger über Dich selber alles überwiegt. Das kenne ich so gut! Uns allen wäre bestimmt viel geholfen, wenn wir aus solchen Situationen einfach das positive in unserer Erinnerung behalten würden und nicht immer nur das negative.... Aber ich weiß auch nicht, wie das geht

Vor Vorträgen schaffe ich mir übrigens sowas wie Murmeltiertage. Ich sage den Vortrag immer wieder vor mich hin, wenn ich fertig bin, fange ich wieder von vorne an, bis er mir am Schluß buchstäblich zum Hals raushängt. Dann bin ich am Schluß fast froh, ihn endlich halten zu dürfen, damit der Murmeltiertag ein Ende hat - obwohl ich trotzdem schrecklich aufgeregt bin, aber das gehört auch irgendwie dazu!

Ich wünsche mir immer, Dinge "einfach tun zu können", ohne das ganze Brimborium drumherum. Ohne Murmeltiertage, ohne autogenes Training, ohne 3 Tage Anlauf, ohne Tränen, ohne Verzweiflung und ohne Wut, es einfach machen, ohne einen zweiten Gedanken daran zu verschwenden...

Wie war denn Dein WE? Der Ärger ein wenig verflogen? Und fängst Du heute jetzt woanders gleich wieder an? Mir ging es ganz gut am Wochenende, aber heute steht mir noch ein Gespräch mit meinem Chef bevor, ich soll Ende des Monats eigentlich für ein paar Tage nach Berlin, irgendsoein Präparationsverfahren lernen und ich habe das Gefühl, das packe ich im Moment nicht...

Solchen Gesprächen würde ich gerne aus dem Weg gehen....

Ich wünsche Dir eine angenehme Woche!

Liebe Grüße, Silke
mia
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Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von mia »

Hallo liebe Silke,

Habe mich sehr gefreut, wieder von Dir zu lesen. Ja, das Wochenende hab ich ganz gut überstanden. Der Ärger vom Freitag war schnell verflogen, ich hatte auch glücklicherweise wenig Zeit, weiter darüber nachzudenken. Meine Eltern waren zu Besuch.

Heute hatte ich gleich wieder die Gelegenheit, mein Rednertalent auf einer Dienstbesprechung unter Beweis zu stellen. Musste mich bei den neuen Kollegen vorstellen. Hab natürlich wieder heftigste Schweißausbrüche durchgestanden, aber so schlimm wie letzte Woche war´s dann doch nicht. Schlimmer als das letzte Mal kann´s gar nicht mehr kommen, hatte ich mir auch vorher gesagt.

Mein Psychiater hat mir mal gesagt, daß es doch sehr sympatisch sei, wenn einem Gefühle leicht anzumerken sind (ich hatte ihm mein Leid geklagt, dass mir Überforderung, schlechte Laune oder Nervosität immer so ins Gesicht geschrieben stehen). Habe gemerkt, daß es mich tatsächlich ein bißchen beruhigt,wenn ich mir diesen Gedanken in Erinnerung rufe.

Momentan fällt mir zwar kein weiteres Argument dafür ein, dass Angst auch etwas Gutes an sich haben kann. Aber wahrscheinlich wäre das der richtige Ansatz...

Wie war Dein Wochenanfang? Ich hoffe, das Gespräch mit Deinem Chef ist nach Deinen Vorstellungen verlaufen. Kann ich gut nachvollziehen, dass Dir momentan nicht nach Dienstreise ist Hm, aber ein bißchen Zeit ist ja noch bis Ende des Monats.

Alles Liebe,

Mia
srb
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Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von srb »

Liebe Mia,

das Gespräch mit meinem Chef lief leider eher so wie immer - mit dem Unterschied, daß ich dieses Mal schon das Gefühl hatte, er wäre ein bißchen genervt. So, nach dem Motto: Jetzt hatten Sie doch lange genug ihren "Spaß", nun reißen sie sich langsam mal wieder zusammen. Kann aber auch nur meine subjektive Wahrnehmung gewesen sein. Nun darf ich die Reise zwar verschieben, wenn ich will, aber dafür kam er gleich mit drei anderen Dingen, die ich mir eigentlich auch nicht zutraue... Und damit ging das gleiche Spiel wieder los, ich schiebe die Sachen auf, er fragt nach, ich schiebe auf und werde immer panischer. Schließlich habe ich mehr Angst, daß er nochmal nachfragt, als vor der Aufgabe selber und dann mache ich es irgendwie. Warum geht es nicht auch mal ohne dieses ganze Vorspiel?

Mein Problem ist, daß ich total kontaktscheu bin und je depressiver ich mich fühle, desto schlimmer wird das. Darum sind alle Aufgaben, die damit zu tun haben, andere Menschen anzusprechen, nachzufragen, abzumachen, um Hilfe zu bitten der reinste Horror. Naja, und auf welcher Arbeit geht es schon ohne dem...

Heute mußte ich z.B. dringend Kristalle auftreiben, dazu hatte ich eine riesige Liste von Händlern und ich mußte mich durchtelefonieren. Sooo schrecklich, ich fühle mich so unwohl dabei. Dabei weiß ich nicht einmal warum, die Händler sind doch sogar froh, wenn jemand anruft, um etwas zu kaufen. Wovor habe ich solche Angst, daß ich die ganze Nacht nicht schlafen kann?

Schön, daß Deine Vorstellungsrunde weniger schlimm war als letzte Woche!!! Ich gehöre auch zu denen (und Du doch wahrscheinlich auch?), die es sehr sympathisch finden, wenn jemandem seine Gefühlslage anzumerken ist - und trotzdem würde ich immer versuchen, meine eigene zu verbergen. Ist immer leichter, das alles bei anderen einzusehen als bei sich selbst

Ich habe immer das Gefühl, stark sein zu müssen, überlegen, nur keine Schwäche zeigen, denn das macht verwund- und angreifbar und davor habe ich Angst. Gerade auch auf der Arbeit. Ob das wohl daher kommt, daß ich in so eine Männerdomäne eingebrochen bin?

Naja, in einem leichten Panikanfall habe ich heute morgen alle dringenden Telefon- und sonstwie Gespräche geführt, damit sollte ich für den Rest der Woche hoffentlich Ruhe haben. Dann wird Montag + Dienstag nochmal anstrengend, aber dann fahre ich mit meinem Freund 5 Tage nach London . Und dann fangen hoffentlich diese blöden Tabletten mal an zu wirken...

Ich hoffe, Du hattest eine nette Woche mit den neuen Kollegen!!

Liebe Grüße,
Silke
mia
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Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von mia »

Hallo liebe Silke,

! Jetzt hab ich so nen langen Text getippt, wieder ewig lang nach den richtigen Worten gesucht, und dann ist auf einmal alles verschwunden. Vom Computer aufgefressen. Hab jetzt nicht mehr die Ausdauer. Ich werd´ mich morgen nochmal melden. Für den Fall, daß Du dann schon auf dem Weg nach London bist..., wünsch ich Dir schon jetzt ein paar schöne Urlaubstage! Und erfolgreiches Abschalten von der Arbeit.

Mia
srb
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Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von srb »

Liebe Mia,
na, so ein Ärger!!! Mein Computer auf der Arbeit ärgert mich auch gerade, irgendwie beginnt die Festplatte sich zu verabschieden, was dazu geführt hat, daß mein ganzes Profile weg ist. Einfach so. Gibt mich nicht mehr auf diesem Rechner. Beginne erst so langsam, die ganze Tragweite zu begreifen, meine sämtlichen emails sind weg, mein Adressbuch, meine Internetseiten...

Nun bin ich ja ganz neugierig, was Du geschrieben hattest

Ich befinde mich schon wieder im Vorwochenendhoch, außerdem ist es heute auch echt ruhig hier auf der Arbeit. Gleich muß ich allerdings nochmal telefonieren - und mir dreht es schon wieder den Magen um. Dabei hat das doch gestern alles gut geklappt, ich versteh das einfach nicht....

Nach London geht es erst nächsten Mittwoch, bin also noch ein paar Tage da!

Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende! Ich hab morgen Reitturnier und bin schon schrecklich aufgeregt

Alles Liebe,
Silke
mia
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Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von mia »

Liebe Silke,

Viele liebe Wochendgrüsse an Dich. Wollte Dir ja eigentlich schon früher schreiben, aber gestern gab´s irgendwie keine ruhige Minute. Ich bin gleich nach der Arbeit mit meinem Freund auf ein Gartenfest. Heute sind wir auch den halben Tag unterwegs gewesen. Ach, es ist so schön, etwas Zeit für sich zu haben. Auf der Arbeit bin nur ein halber Mensch, funktioniere nur. Ich hoffe, Du hattest auch einen schönen Start ins Wochenende. Wie war Dein Reitturnier? Find ich toll, dass Du so was machst, selbst wenn´s Dir noch nicht optimal geht. Meine Tabletten (Remergil) haben mittlerweile wohl die volle Wirkung entfaltet: die Arbeit regt mich (fast) nicht mehr auf, ich kann 12 Stunden durchschlafen und hab 3-4 Kilos zugelegt:-/. Bin insgesamt noch etwas träge drauf, aber ich hab mich diese Woche, zum ersten Mal nach ungefähr einem Jahr, wieder richtig glücklich gefühlt. Hab mir ne neue CD gekauft. Wenn ich daran denke, wie lange ich kein Interesse mehr an Musik gehabt hab... Und jetzt schlägt mir das Herz bis zum Hals, wie früher, wenn ich was neues erstanden hatte. So ein richtiges Hobby fehlt noch. Staffelei und Gitarre stehen noch in der Ecke. Bin so ein „Kopfmensch“ geworden. Oder war ich das schon vorher? Ich schaffe es nicht ein Bild zu Ende zu bringen, das, was ich male, wird nie schön oder originell. Ich bin wie blockiert im Kopf. Mein Ehrgeiz und Perfektionismus stellen sich mir in den Weg. Ne ziemlich schwere Aufgabe: ein Bild zu malen, was mir gefällt. Schätze, das wären 20 Jahre Psychotherapie

So, liebe Silke, eigentlich hatte ich Dir neulich nen langen Text über die Arbeit schreiben wollen. Aber ich wollte die Gedanken daran heute nicht wieder hervorkramen. Die kommen sowieso spätestens nächste Woche wieder. Morgen geht´s erstmal auf ein verlängertes Wochenende in den Norden. Noch 3 Tage frei! *freu*

Liebe Grüsse,
Mia
srb
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Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von srb »

Liebe Mia,

entschuldige, daß ich erst jetzt antworte, ich wollte Dir eigentlich noch vor dem Urlaub ein paar Zeilen schreiben, aber da hat mein Computer endgültig den Geist aufgegeben! Womit die letzten beiden Arbeitstage unerwartet hektisch wurden....

Wie war Dein Kurzurlaub? Wo ward ihr denn im Norden (komme ja aus der Ecke!)? London war schon toll - und so abwechslungsreich, daß nicht viel Zeit zum Grübeln geblieben ist... . Nein, ganz im Ernst, ich hatte schon ein paar kleinere "Krisen", aber irgendwie hatte ich das noch im Griff ( und nicht "es" mich im Griff, wie sonst leider sooft). Würde mir halt mal wünschen, einen Urlaub einfach so genießen zu können, ohne, daß ich mich dafür anstrengen muß...

Ich glaube ganz bestimmt, daß Du eines Tages ein Bild malen wirst, daß Dir gefällt!!!! Ich habe vor ein paar Jahren nach langer Pause wieder mit dem Reiten angefangen und es klappte noch erstaunlich gut. Trotzdem war ich sehr schnell total unzufrieden, weil manches natürlich auch nicht klappte, weil es Rückschritte gab, weil ich einfach meine Wunschvorstellung von der mühelosen, perfekten Harmonie nicht erreichte. Ich hätte fast wieder aufgegeben, weil ich mich eigentlich nur noch geärgert habe und gar keinen Spaß mehr empfinden konnte. Da stand mir auch mein Perfektionismus im Weg, meine Ansprüche an mich selbst, aber auch dieser Zwang in mir drin, gut sein zu wollen, gut sein zu müssen. Lange war ich das in der Schule und im Studium gewesen, das fiel jetzt weg, also wollte ich wenigstens beim Reiten gut sein. Und je mehr ich unbedingt wollte, dest weniger ging...

Aber das eigentlich Unglaubliche ist, daß es mir gelungen ist, aus diesem Kreislauf auszubrechen - ich weiß nur leider nicht wie. Natürlich gibt es immer noch Rückfälle, aber im großen und ganzen kann ich das heute viel lockerer sehen, mir Fehler zugestehen, den Weg als das Ziel sehen. Ich habe sogar SPASS daran, NEUES zu lernen! Somit ist das Reiten für mich zu einer Oase geworden, einem Ort, wo ich fast mit mir im Reinen bin, leider nur da, aber immerhin!

Ich wünsche Dir, daß Du auch so eine Oase für Dich entdeckst!!!

Heute geht es mir eher bescheiden, erster Arbeitstag eben....

Ich würde mich sehr freuen, wieder von Dir zu hören, ich hoffe, Du findest diesen Thread noch?? Ist ja irgendwie etwas nach hinten gerutscht...

Alles Liebe, Silke
mia
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Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von mia »

Hi Silke,

hab mich echt gefreut, wieder von Dir zu hören. London...da wollt ich auch schon immer mal hin.*träum* Und schön, wenn Du auch etwas Abschalten konntest.

Mein Kurzurlaub ging "nur" nach Kiel, meine alte Studienstadt für fast 4 Jahre. Hab die Stadt leider nie richtig liebgewonnen, weil ich mich lange Zeit dort sehr verloren gefühlt habe.
Jetzt wohne ich bei meinem Freund fast 600 km südlicher, und hier fühl ich mich schon wesentlich heimischer (obwohl ich original auch von der Küste komme). Vielleicht liegt´s auch nur daran, dass ich nun, nach fast 2 Jahren Fernbeziehung endlich mit meinem Freund zusammenwohne, aber ich bild´ mir ein, dass auch das Wetter hier meinem Gemüt etwas besser tut
Das, was Du über´s Reiten geschrieben hast, hat mir wirklich Mut gemacht. Ich merke, dass ich wirklich einen Ausgleich zu der Klinik brauche. Ich definiere mich noch viel zu sehr über das, was ich dort mache. Wenn ich dort mal nicht klarkomme, fang ich sofort an, meine ganze Person in Frage zu stellen. Ist doch total blöd. Schon komisch, eigentlich weiß ich ganz genau, mit welchen Gedanken oder Verhaltensweisen ich mir selbst im Weg stehe. Theoretisch. Und praktisch muss ich immer noch so viel Kraft aufwenden, dass ich auf dem richtigen Weg bleibe und ich nicht in alte Verhaltensweisen zurückfalle. Eigentlich läuft´s jetzt auf der Arbeit gar nicht so schlecht. Aber ich muß mich immer noch dazu zwingen, auf Leute zuzugehen, um Hilfe zu fragen, selbst offener zu sein. Und das strengt mich noch ziemlich an. (Hatte heute auch wieder meinen ersten Arbeitstag nach einem verlängerten Wochenende.) Naja, wem erzähl ich das. Kennst Du ja selbst.
Ich drück´ einfach mal uns beiden die Daumen, auf dass es morgen schon wieder ein bisschen leichter geht
Alles Liebe,

Mia
srb
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Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von srb »

Hallo Mia,

da hättest Du mich ja glatt besuchen kommen können, ich komme nämlich aus Kiel!!! So ein Zufall aber auch! Ich bin hier geboren und aufgewachsen und mag die Stadt auch sehr - zumindest bei einem Sommer wie diesem ! Aber Du hast schon recht, besonders im Winter kann einem das Wetter wirklich auf die Nerven gehen, da ist es im Süden viel angenehmer. Ich war während meiner Doktorarbeit knappe 3 Jahre in München und nach anfänglichen Schwierigkeiten hat es mir dort auch sehr gut gefallen, nur mein Freund war leider die ganze Zeit in Kiel - und über Fernbeziehungen brauche ich Dir ja wohl auch nichts erzählen!

Aber das andere, was Du schreibst, sich nur über die Arbeit zu definieren, das hätte ich genauso schreiben können. Und dieser ständige, anstrengende Kampf, nicht in die Verhaltensmuster zurückzufallen, von denen man doch weiß, daß sie einem nicht guttun. Ich komme immer noch sehr schwer damit klar, nicht mehr so gut zu sein wie früher. Während meiner Doktorarbeit habe ich mich immer darüber geärgert, daß andere Doktoranden, die fachlich bestimmt nicht besser waren als ich, ein soviel höheres Ansehen genossen, nur, weil sie sich besser verkaufen konnten. Mittlerweile denke ich, daß eben auch nicht nur das Fachwissen zählt, man muß es auch verkaufen können, das ist irgendwie genausoviel wert. Naja, und mit meinen Konzentrationsproblemen und dem allgemeinen Desinteresse ist es mittlerweile auch mit dem Fachwissen nicht mehr soweit her....

Ich bin wirklich froh, daß es mir beim Reiten gelungen ist, aus diesem Kreislauf rauszukommen - andere Hobbies habe ich aufgegeben, weil es einfach nicht funktioniert hat. Allerdings ist es auch dort noch kein Selbstgänger, ich überlege immer sehr genau, welche Aufgaben ich mir zutrauen kann. Als ich das erste Mal die Möglichkeit hatte, an einem Turnier teilzunehmen - was wirklich ein Kindheitstraum von mir war - habe ich wirklich lange überlegt, weil ich Angst hatte, daß ein Mißerfolg all das, was ich mir aufgebaut hatte, wieder zerstören könnte. Habe da immer noch das Gefühl, auf einer sehr dünnen eisdecke zu wandeln - aber wenigstens scheint sie langsam aber sicher dicker zu werden !

Aber ich empfinde das genauso wie Du, eigentlich weiß ich genau, welche Verhaltensweisen mir nicht gut tun, aber immer zu versuchen, auf dem richtigen Weg zu bleiben, ist wahnsinnig anstrengend und oft habe ich einfach nicht die Kraft. Ich merke dann richtig, wie ich immer tiefer hineinrutsche, immer hektischer denke: Du mußt was tun, Du mußt das stoppen und je weniger das klappt, desto tiefer rutsche ich rein (hektisch werde ich dabei nur nach innen, nach außen werde ich, glaube ich, immer stiller und verschlossener). Das macht mich immer wahnsinnig, sich so hilflos zu fühlen, einfach nur zuschauen zu können, wie es immer schlimmer wird...

Dein Daumendrücken scheint aber geholfen zu haben, heute war tatsächlich weniger schlimm - hatte allerdings auch weniger "schreckliche Dinge" zu tun...

Ich freue mich schon auf Deine Antwort!

Liebe Grüße,
Silke
mia
Beiträge: 41
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Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von mia »

Hi Silke,

Nachdem Du neulich mal einen Spaziergang am Nord-Ostsee-Kanal erwähnt hattest, hatte ich ja fast schon sowas wie ne Vorahnung was Deine Heimat angeht. Das wird mir auch immer in guter Erinnerung bleiben, abends zum Sonnenuntergang mit dem Rad oder mit Inlinern an die Förde. Oder auf die Hochbrücke, ne Runde ins Land schauen. Ich hab eine Zeitlang nur 2-3 Gehminuten von der Förde entfernt gewohnt. Ja, so ein bißchen vermisse ich schon die See. Da kann kein Freibad mithalten.
Aber genug der Schwärmerei, wie gesagt, meinen "Neustart" habe ich erst hier begonnen. Seitdem ich vor fast einem Jahr die Diagnose "Depression" bekommen habe und ich angefangen habe, mit Medis und Verhaltentherapie etwas dagegen zu tun. Und es von meinen 7 Jahren Studium das beste geworden. Es hat mich irgendwie auch stärker gemacht.
Was die Depression angeht (ich hasse dieses Wort irgendwie, weil es mir so platt vorkommt und so "schwammig"), da hab ich wohl auch ein paar Gene zuviel von meiner Mutter. Meine Geschwister sind da jedenfalls anders. Aber ich sehe auch noch eine Menge, wo ich an mir selbst arbeiten kann...
Wie geht es Dir? Was für Vorstellungen hast Du, wenn Du über die Zukunft nachdenkst?
Bin schon gespannt auf Deine Antwort.

Liebe Grüsse,
Mia
mia
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Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von mia »

Hi Silke,

ich bin´s nochmal. Wollte Dir nur sagen, dass ich Dich gerne auch gerne mal so in real kennenlernen würde. Meistens schreibe ich hier doch eher unpersönlich und wenig konkret. So ein bißchen hab ich dann doch im Hinterkopf, dass hier wirklich jeder mitlesen kann. Wenn Du willst, kannst Du mir auch mal an meine Email-Adresse schreiben. Werde sie gleich freigeben.
LG,
Mia
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