Fühl mich nicht ernst genommen....

sewi
Beiträge: 1606
Registriert: 15. Feb 2013, 23:02

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von sewi »

Xenia
Beiträge: 2051
Registriert: 20. Apr 2003, 12:31

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von Xenia »

Hallo Sewi!!!
Grüße zurück aus meiner Wohnung! Was íst das für ein Heim? Oder soll das ein Witz sein? Tut mir leid, ich bin heute nicht so schnell im Denken, mich beschäftigen ein paar Dinge von gestern abend.

Liebe Grüße, Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
srb
Beiträge: 508
Registriert: 11. Jun 2003, 11:59

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von srb »

Hallo Alex,
Du schreibst mir aus der Seele...! Ich schaue seit einiger Zeit häufiger mal im Forum vorbei, habe mich aber bisher noch nicht getraut, mal aktiv daran teilzunehmen. Aber bei Deinen Beiträgen (und auch denen von Tinamaus!) hatte ich das Gefühl, daß mich endlich mal jemand verstehen würde. Wo fange ich denn jetzt am besten an? Wird wahrscheinlich ein wenig konfus... Ich habe auch ganz große Probleme mit meiner Arbeit. Habe ein naturwissenschaftliches Studium, Doktorarbeit, alles sehr gut abgeschlossen - aber gut ging es mir dabei schon lange nicht mehr. Wenn ich so zurückblicke, hatte ich wohl schon in meiner Schulzeit "depressive Episoden", hat allerdings nie jemand erkannt. Waren damals aber auch eher Phasen, dazwischen gab es auch ganz gute Zeiten. Seit 4 Jahren leide ich jetzt aber mehr oder weniger an einer Dauerepisode... Fing während der Doktorarbeit an, es ging mir wirklich überhaupt nicht gut, aber ich leide da wohl unter ähnlichen Kommunikationsproblemen wie Du. Irgendwo in mir drinnen ist auch immer noch eine Stimme, die sagt: Nun reiß Dich doch mal zusammen und jammer nicht so rum...
Irgendwann ging trotzdem gar nichts mehr und mein Freund hat mich dann zum Arzt geschleppt. Da bin ich dann an so ein reizendes Exemplar geraten, daß mir geraten hat, doch das Leben ein bißchen mehr zu genießen. Danach hat er mich rausgeschmissen mit den Worten: Ich würde ihm seine Zeit stehlen, sein Wartezimmer wäre voll mit Patienten, die wirklich krank wären...
Ironischerweise hat dieses Verhalten dazu geführt, daß ich irgendwie noch meine Doktorarbeit fertig bekommen habe. Danach dachte ich, daß mir ein wenig Ausspannen und Zur-Ruhe-Kommen gut tun würde, aber das habe ich überhaupt nicht geschafft. Ständig haben mich Leute gefragt, ob ich mich denn schon irgendwo beworben hätte und ich hatte so ein schlechtes Gewiissen (weil ich das natürlich nicht getan hatte), daß ich die "freie Zeit" überhaupt nicht genießen konnte, es ging mir genauso dreckig wie davor. Ich hatte zu nichts Lust, war immer müde, wurde immer ängstlicher, habe mich immer mehr zurückgezogen. Dann habe ich zufällig einen alten Professor von mir getroffen und er hat mir einen Job angeboten. Ich war mir überhaupt nicht sicher, ob ich das machen wollte (und können würde), aber angesichts der Lage auf dem Arbeitsmarkt habe ich mich auch nicht getraut, Nein zu sagen. Je näher die Vertragsunterzeichnung rückte, desto panischer wurde ich allerdings - bis wieder gar nichts mehr ging und mein Freund mich wieder zu einem Arzt geschleift hat. Die hat mich dann sofort in eine psychosomatische Klinik überwiesen. Und was hatte ich für eine Angst vor dem Aufnahmegespräch dort! Habe wie Du befürchtet, daß sie mich fragen: Was wollen Sie eigentlich hier? Sie sind doch total gesund, nun reißen sie sich mal zusammen! Ist nicht passiert
Viel geholfen hat mir der Aufenthalt nicht, aber in Absprache mit meiner Therapeutin dort habe ich den Vertrag unterschrieben - und mir hinterher die Augen aus dem Kopf geheult... Den Tag vor meinem ersten Arbeitstag war mit mir nichts mehr anzufangen, ich saß nur noch heulend in der Ecke und habe: Ich will nicht, ich will nicht, ich will nicht gesagt. Wahrscheinlich konnte damit dann schon nichts Gutes mehr dabei rauskommen. Naja, und es lief dann auch alles schief... Dabei ist es "eigentlich" ein netter Job - aber wem sag ich das! Bezahlung ist oK, flexible Arbeitszeiten, kein Stress - und trotzdem kriege ich das Wenige, was ich tun müßte nicht auf die Reihe. Die letzten 10 Monate sind so verlaufen, daß ich jeden Tag im Büro 8 Stunden lang mehr oder weniger Löcher in die Luft starre und meine Freizeit heulend auf dem Sofa verbringe, ganz schlimm sind Sonntagabende, wenn wieder eine ganze Woche droht! Mittlerweile bedroht das Ganze auch ganz massiv meine Beziehung, weil mein Freund einfach nicht mehr weiß, was er machen soll und ich ihm gegenüber immer aggressiver werde...

Zwischendurch war ich mal einen Monat krankgeschrieben, anschließend wollte ich kündigen, aber mein Chef hat mich überredet zu bleiben - ich sollte mal kurz meine Selbstzweifel in den Griff bekommen und dann klappt das schon... Da scheine ich auch so ein Kommunikationsproblem zu haben, ich habe das Gefühl, ich steh da schon, blamiere mich bis auf die Knochen (indem ich zugeben muß, daß ich das im Moment alles nicht hinbekomme - und ich war immer so gut!) und sage, daß es wirklich nicht so weiter geht und er sagt nur: Jaja, das kriegen sie schon hin, nehmen sie das nicht so ernst!!!! Ich frage mich echt, was ich denn tun muß, damit er mir glaubt, daß es mir schlecht geht!

Seit dem Frühjahr mache ich jetzt auch eine Therapie bei einer Psychologin - und da kommt die nächste Parallele: Ich bin auch immer davon ausgegangen, daß sie - oder meine Hausärztin - den Vorschlag machen würde, Medikamente zu nehmen - wenn sie es für nötig halten. Und da sie es nicht getan haben, habe ich auch immer gedacht: Dann geht es Dir wohl noch nicht schlecht genug (also: Zusammenreißen!). Ich meine, ich weiß schon, daß es mir immer noch sehr schwer fällt, zuzugeben, wie schlecht es mir geht, ich spiel das auch gern runter, aber das sind doch schließlich Experten, oder? Nachdem ich hier im Forum ein bißchen mitgelesen habe, bin ich mir da aber nicht mehr so sicher. Da scheint ja die medikamentenfreie Therapie eher die Ausnahme zu sein. Fürchte allerdings, daß ich auch nicht den Mut aufbringen werde, meine Therapeutin darauf anzusprechen - die alte Befürchtung, daß sie sagt: Was denken sie denn, wie krank sie sind? Nun nehmen sie sich mal nicht so wichtig... Obwohl sie mir bisher eigentlich nicht das Gefühl gegeben hat, daß meine Probleme nicht wichtig wären.

Tja, dummerweise ist nur sowohl meine Therapeutin als auch meine Hausärztin (die gleichzeitig auch Psychotherapeutin ist) noch 4 Wochen in Urlaub. Und ich bin gerade an einem Punkt, wo eigentlich gar nichts mehr geht... Habe gestern schon einen Tag sozusagen unentschuldigt gefehlt, weil ich einfach den Gedanken nicht ertragen konnte, zur Arbeit gehen zu müssen. Und gerade jetzt müßte ich mal ein paar Dinge auf die Reihe kriegen...

Hat mir gutgetan, zu lesen, daß es auch andere Menschen gibt, die mit "guten" jobs nicht zurechtkommen! Würde mich interessieren, wie ihr wirklich täglich damit umgeht. Wie schafft ihr es, morgens aufzustehen?

Liebe Grüße,
Silke
PS: Mein Gott, ist das lang geworden! (Habe mir gerade mal die Vorschau angeschaut...) Sorry, konnte mich leider noch nie gut kurzfassen!
Allex
Beiträge: 35
Registriert: 12. Mai 2003, 19:54

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von Allex »

Hi Silke,

schön, dass Du was geschrieben hast, dachte schon, der Thread wäre eingeschlafen.

Also erstmal, es ist ganz beruhigend zu wissen, dass man nicht den Verstand verloren hat, sondern dass es auch noch andere gibt, denen es so geht, nicht wahr???

Deiner Beschreibung nach finde ich als fortgeschrittener Laie in Depri-Diagnostik es völlig klar, dass Du an Depressionen (oder zumindest was ählichem leidest). Deine Symptom-Beschreibungen und auch die Dauer Deines Leidens lassen nicht viel andere Schlußfolgerungen zu. Vor allem, wenn Du sagst, dass Du ständig am Heulen bist. Erzähl doch mal, was in Dir vorgeht, wenn Du heulst!! Schreib mal, was Du Dir wünscht, was Deine Perspektiven sind. Hast Du manchmal noch Spaß am Leben so zwischendrin? Schreib mehr über Deine Gefühlswelt.

Was nun die Aussagen von Ärzten/Psychologen etc. angeht, kann ich nur sagen, dass es das öfter gibt. Ich verstehe auch nicht, wie es möglich ist, dass Profis so blind sein können. Du solltest, wenn Du nochmal zu einem Therapeuten gehen solltest, in etwa klar haben, was Du zuerst sagen willst. Dabei sollte meiner Meinung nach rüberkommen "Mir geht es schlecht - ich weiß das selbst am besten und darüber werde ich auch nicht diskutieren. Mein Problem ist folgendes: .....". Sag unmißverständlich, dass Du nicht mehr so weitermachen kannst! Dabei solltest Du aufpassen, was Du ausstrahlst, denn ich kann mir mittlerweile vorstellen, dass z.B. bei mir die Kombination, dass ich eher nicht so viel reden kann und dabei noch untertreibe (wg. des "Stell-dich-nicht-so-an"-Syndroms) fatal ist. Leider ist es ist so, dass dieses Forum (es ist super, dass es das gibt!!!! Bitte nicht mißverstehen!!) es noch verschlimmert. Denn hier sind viele Leute, denen es noch wesentlich schlimmer geht als mir. Wenn ich hier bin, verspüren ich den Wunsch anderen zu helfen und mach mir fast schon selbst Vorwürfe, dass ich mich so anstelle wg. meiner Lapalien. Naja.


Nichts desto trotz: Mach diesen Goldberg-Test hier auf den Seiten und zeig das Ergebnis notfalls Deiner Therapeutin, wenn sie Dir nicht glaubt!

Hier mal ein Hinweis zur Therapeutensuche aus einem anderen Thread:
"...stand ohne Therapeut da, musste mir also einen neuen suchen. Derlei ist schon mühsam und aufreibend genug, wenn man es einigermaßen unbelastet angehen kann, im Zustand einer schweren Depression indes fast unerträglich, zumal man sehr sorgfältig vorgehen muss. So testete ich im Laufe von sechs Wochen elf Kandidaten und betete bei jedem die Litanei meiner Beschwerden herunter, bis es mir vorkam iwe ein Monolog aus einem fremden Stück. Einige der Geprüften erschienen mit klug, andere rückständig. Eine Frau hatte ihr ganzes Mobiliar mit Plastikfolie überzogen, damit die Hunde nicht daran kratzen. Ein Chaot nannte mir die falsche Adresse ("oh, das hatte ich früher mal meine Praxis!"), und ein Humanist erklärte mir, ich hätte keine echten Probleme und solle die Dinge ein bisschen leichter nehmen. Eine sehr strenge Dame eröffnete mir, sie glaube nicht an Gefühle, während ein gutmütiger Herr an nichts anderes zu glauben schien. Ein freudianischer Kognitivist kaute während unseres gesamten Gesprächs an den Nägeln, ein Jungianer erwies sich als Autodidakt. Ein Enthusiast unterbrach mich laufend, um zu betonen, ihm gehe es GENAU wie mir. Manche schienen mein Anliegen garnicht zu verstehen. [...] Schließlich traf ich eine Wahl, mit der ich bis heute sehr glücklich bin."


So, ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig helfen.
Mir geht es übrigens gerade tatsächlich besser, allerdings ohne dass ich was an den Ursachen geändert hätte. Glücklich bin ich auch nicht gerade, bin gerade bei der "Sinn-des-Lebens"-Frage und so, naja.

Das mit dem aus dem Bettkomme viel mir in den letzten Wochen und Monaten auch sehr schwer. Hätte beinahe meinenJob geschmissen. Und meine Psychologin hat mir sogar zugeraten!!! Klar, man sollte keinen Job machen, der ätzend ist, aber ich hatte eine Phase, wo halt ALLES ätzend war. In so einer Situation sollte man nicht so schwerwiegende Entscheidungen treffen, vor allem weil ich kein Arbeitslosengeld bekommen hätte.

Würde mich freuen, wenn Du noch mehr schreibst.

Viele Grüße
Allex
mia
Beiträge: 41
Registriert: 20. Mär 2003, 18:16

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von mia »

Hallo Silke,

mir geht es ähnlich wie Dir. Meine Depression hat vor einem dreiviertel Jahr angefangen, während eines Auslandspraktikums. Kurz vorher hatte ich mein 2. Staatsexamen (Medizin) gemacht und meine Doktorarbeit fertiggeschrieben. Obwohl ich wirklich Grund gehabt hätte, mich über die Erfolge zu freuen, es ging nicht, ich war zu "ausgebrannt". Jetzt bin ich im letzten praktischen Teil des Studiums und schleppe mich da auch so mit ach und krach durch. Fachlich schätze ich mich eigentlich ganz gut ein, aber ich kann mich da einfach nicht gut verkaufen und irgendwie fehlt auch einfach die Motivation für den späteren Beruf. Ich denke, ich kann die Gründe dafür ganz gut benennen, ich weiss in etwa, wo meine Stärken und Schwächen liegen. Ich sehe die Zeit, in der ich jetzt mein Praktikum absolviere als eine Übergangszeit und das hilft mir auch ein bisschen. Aber ist schon hart, hätte ich nicht schon 6 Jahre in dieses Studium investiert, ich würd´wahrscheinlich alles hinschmeissen und endlich etwas anfangen, was mir Spass macht. Ich nehme Antidepressiva, um mein Studium beenden zu können- ist irgendwie verrückt, was? Aber weisst Du, es gibt eben keine echte Alternative. Und ich kann das auch als Notlösung akzeptieren.
Welche Möglichkeiten gibt es denn bei Dir, etwas in Deinem beruflichen Umfeld zu ändern, dass Du Dich wieder wohlfühlen kannst? Ich möchte Dir nicht zu Medikamenten raten, letztendlich kannst nur Du das entscheiden. Aber irgendwie musst Du Dir etwas Zeit zum Auftanken und den nötigen Abstand zu den beruflichen Problemen verschaffen. Und manchmal geht´s nur noch mit Tabletten. Auf keinen Fall noch länger "zusammenreissen"! Ich drück´Dir die Daumen, dass Du `nen guten Vertretungsarzt findest.

Liebe Grüsse
von Mia
srb
Beiträge: 508
Registriert: 11. Jun 2003, 11:59

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von srb »

Hallo Alex,

danke für Deine Antwort! Tut tatsächlich gut, zu merken, daß man nicht allein ist mit seinen Problemen! Gerade in meinem Umfeld (Naturwissenschaftler eben...) tue ich mich manchmal schwer, Verständnis zu finden, weil mein Verhalten ja so "unlogisch" ist. Da kommen dann 1000 gute Ratschläge, wie ich ein bestimmtes - praktisches - Problem angehen soll, aber das ist ja gerade nicht mein Problem. Meist weiß ich schon selber, was ich tun müßte, aber ich kann es dann einfach nicht umsetzen.

Was in mir vorgeht, wenn ich heule? Gar nicht so leicht zu beantworten. Am meisten ist es, glaube ich, ein Ausdruck von Verzweiflung (oje, fällt mir jetzt schon wieder schwer, das so stehen zu lassen, klingt so dramatisch - habe ich doch gleich wieder das Gefühl, sagen zu müssen: Naja, sooo schlimm ist es nun auch wieder nicht... . Ich grübel schon so lange darüber nach, was eigentlich das Problem ist und wie ich es lösen kann, daß in meinem Kopf das totale Chaos herrscht und ich einfach keine Lösung sehe. Und das macht mich wahnsinnig... Wenn man sich nichts mehr vorstellen kann, was die Situation auflösen könnte. Na klar, ich könnte kündigen, aber ist denn wirklich diese Arbeit das Problem? Oder würde ich im Moment JEDE Arbeit schrecklich finden? Was finde ich überhaupt so schrecklich an dieser Arbeit? Ich bin mir mittlerweile schon (einigermaßen...) sicher, daß das hier nicht der ideale Job für mich ist, aber andererseits kann ich mir im Moment auch keine Arbeit vorstellen, die mir Spaß machen könnte. Habe ein kleines Problem mit dem Wort "müssen". Wann immer ich etwas tun MUSS, ist Spaß daran haben unmöglich....

Außerdem geht es mir wie Dir, ich bin noch kein Jahr hier, also bedeutet kündigen kein Geld zu haben. Es ist so bescheuert, da studiert man 10 Jahre und dann verdient man endlich Geld und kann das nicht mal genießen. Traue mich ja kaum, was auszugeben, weil ich immer denke, vielleicht brauchst Du das Geld noch, wenn Du doch kündigst...

Bin wohl ein bißchen vom Thema abgekommen! Also mit Verzweiflung meine ich, daß ich einen unglaublichen Druck verspüre, etwas ändern zu müssen - und zwar jetzt. Und ich merke, daß ich es nicht kann und alles einfach so weiterlaufen lasse. Jeden Abend habe ich das Gefühl, daß ich morgen nun aber wirklich nicht mehr zur Arbeit gehen kann. Wenn ich darüber nachdenke, was ich denn so machen muß, entsteht Panik, ich möchte am liebsten die Zeit anhalten, aber sie tickt halt weiter, der Morgen rückt näher und meine Panik verstärkt sich immer mehr. Gehe auch immer erst extrem spät ins Bett, weil ich solche Angst vor dem nächsten Morgen habe. Ich fühle mich dann so schrecklich hilflos und dann kommen mir einfach die Tränen.

Aber das ist auch nur ein Aspekt. Manchmal denke ich auch, Weinen ist für mich ein Kommunikationsmittel, um anderen mitzuteilen, daß es mir nicht gut geht. Reden darüber kann ich einfach nicht so gut. Ein Hilferuf sozusagen...

Trotzdem gibt es - zum Glück - auch immer noch ein paar Momente, wo es mir fast gut geht. Zum Beispiel reite ich und wenn ich im Stall bei den Pferden bin, kann ich die ganze Sch... tatsächlich vergessen. Das fasziniert mich immer wieder, es ist, als wenn ich all diese Gedanken, Grübeleien und Sorgen einfach im Auto lasse, sie sind einfach weg und kommen erst wieder, wenn ich wieder einsteige. Trotzdem ist auch das nicht ganz unkompliziert für mich - wir haben wohl alle ein gewisses Talent dafür, alles zu verkomplizieren, oder? Zum einen kann ich selbst kaum zulassen, daß es mir mal gut geht, weil ich dann befürchte, nicht mehr ernst genommen zu werden. Nach dem Motto: Na, wenn ihr noch was Spaß bringt, kann das ja alles so schlimm nicht sein (habe so eine ähnliche Erfahrung in den Vorgesprächen mit manchen Therapeutinnen gemacht: Wie, sie haben ihre Doktorarbeit noch fertig gemacht? Aha... - kannst Dir vielleicht vorstellen, wie das bei mir ankam?). Außerdem - wie soll ich das in Worte fassen - komme ich mir dann immer fast betrogen vor. 2 Stunden lang habe ich mich mal fast "normal" gefühlt, aber ich kann es nie festhalten. So, als wenn jemand sich einen Spaß daraus macht, einen zu quälen, einem einen Zipfel "Leben" zu geben und ihn dann hämisch lachend wieder wegzuziehen...

Apropos, "Sinn des Lebens" - da würden mich Deine Gedanken sehr interessieren! Habe in letzter Zeit auch viel darüber nachgedacht, denn im Moment macht Leben einfach keinen Sinn für mich. Ich versuche nur, jeden Tag irgendwie zu überleben, warten, daß er vorbeigeht... Mein Gott, klingt das selbstmitleidig! Da kommt bei mir das Stell-Dich-Nicht-So-An-Syndrom auf! Sorry! Eigentlich geht es mir doch sooo gut...

Ist wohl schon wieder ein ziemlicher Roman geworden - dabei habe ich noch soviele Gedanken im Kopf! Zum Abschluß noch ein paar Worte zu meiner Therapeutin, das ist vielleicht ein bißchen falsch rübergekommen. Ich glaube gar nicht, daß sie mich nicht ernst nimmt, sie sagt mir sogar ständig, es wäre gut und wichtig, daß ich diese Therapie mache usw. Ich selber nehme mich einfach noch nicht ernst genug - und es fällt mir sehr, sehr schwer, zu akzeptieren, daß ich depressiv bin...

Es ist nur so, ich fahre meist in der Mittagspause zur Therapie (ließ sich anders einfach nicht einrichten) und dann liege ich da und denke nur: Nun machen Sie doch irgendwas, ich will nicht zurück zu Arbeit und dann ist die Stunde um und sie sagt: Tschüß, bis morgen (oder nächste Woche) und ich denke nur, wie soll ich das bis dahin bloß aushalten, sie können mich doch jetzt nicht einfach alleine lassen. Ist mir schon klar, daß ich da was Unmögliches verlange...

So, nun aber mal Schluß für heute, habe mich jetzt lange genug vorm Arbeiten gedrückt...

Alles Liebe,
Silke
srb
Beiträge: 508
Registriert: 11. Jun 2003, 11:59

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von srb »

Hallo Mia,

ist das nicht bescheuert, da hat man solange studiert und dann stellt man fest, daß irgendwas einfach nicht stimmt? Ein paar von Deinen Sätzen haben so genau beschrieben, wie auch ich mich fühle!

"Fachlich schätze ich mich eigentlich ganz gut ein,
aber ich kann mich da einfach nicht gut verkaufen und irgendwie fehlt
auch einfach die Motivation für den späteren Beruf."

Ich war immer gut und bin es - mit Einschränkungen (habe ziemliche Konzentrationsprobleme) - wahrscheinlich auch jetzt noch, aber irgendwann im Studium ist mir die Begeisterung abhanden gekommen. Und damit wird jede kleine Anforderung irgendwie zum Kraftakt. Ich habe zu nichts Lust, alles ist mir gleichgültig und ich fühle mich wirklich wie gelähmt, irgendwie scheint meine ganze Energie für den Tag schon mit Aufstehen verbraucht zu sein. Irgendwie schleppe ich mich dann ins Büro, setz mich auf meinen Stuhl und das wars dann. Aufstehen und etwas holen ist dann schon zu anstrengend - und erst recht Dinge, die mir schon in "guten" Tagen schwer fallen (wie Leute um Hilfe bitten, Telefonieren - ganz schrecklich! usw.). Bin tatsächlich schon ein paarmal vor dem Computer eingenickt. Allerdings scheint Müdigkeit bei mir auch irgendwie zu den Symptomen zu gehören, wenn ich morgens aufwache, fühle ich mich, als wenn ich dringend ins Bett gehen müßte und das ändert sich auch den Tag über nicht.

Aber bei Dir klingt es so, als wenn Du durchaus noch eine Idee hast, was Du gerne machen würdest? Ohne beurteilen zu können, was wirklich richtig für Dich ist, klingt es ja zumindest "vernünftig", das Studium beenden zu wollen. Genau das habe ich mir jedenfalls auch immer gesagt, mach es erstmal zuende und dann sieh weiter (wobei ich mittlerweile auch echt ein Problem mit dem Begriff "vernünftig" habe. Ich habe das Gefühl, ich war mein Leben lang so vernünftig und was hat es mir gebracht? Habe einfach keinen Bock mehr, vernünftig zu sein...). Momentan weiß ich einfach nicht, ob ich nun wirklich das falsche studiert habe oder die Depression mir das nur vorgaukelt. Vor allem fällt mir aber auch nichts anderes ein, von dem ich denke, daß es mir Spaß machen könnte. Vielleicht habe ich einfach schon zulange gewartet, daß Arbeit an sich mit derart negativen Gefühlen verbunden ist. Wenn ich nur eine Idee hätte, was ich gerne machen würde, ich glaube, ich würde die 10 Jahre Studium sofort hinter mir lassen und nochmal was Neues anfangen.... Leider gelingt es mir nur momentan überhaupt nicht, da irgendwie drüber nachzudenken, ich fühle mich so verwirrt, daß ich nicht mal mehr weiß, ob ich ein Essen z.B. mag oder nicht. Was sich schon ziemlich idiotisch (und auch beängstigend)anfühlt, aber ich weiß es einfach nicht. Und so ist es mit allen Dingen, jede popelige kleine Alltagsentscheidung wird zu einem Drama.

Naja, und "Zeit zum Auftanken" und "Abstand zu beruflichen Problemen" zu finden, ist mir momentan einfach unmöglich. Entspannen geht (vielleicht mit Ausnahme vom Reiten) überhaupt nicht, ich kann keine 5 min. irgendwo ruhig rumsitzen, weil dann geht das Grübeln wieder los und das ist ziemlich selbstverstärkend und macht meist alles nur noch schlimmer. Und Abstand finde ich auch nicht, dazu verbringe ich einfach zuviel Zeit auf der Arbeit. Meist komme ich ja morgens nicht so recht aus dem Bett, so daß ich relativ lange bleiben muß, dann fahre ich oft direkt in den Stall (was auch immer ein ziemlicher Angang ist, der positive Effekt tritt immer erst ein, wenn ich da bin, wie oft wollte ich das Reiten schon aufgeben, weil ich einfach keine Lust hatte, loszufahren), und wenn ich dann wieder zuhause bin, beginnen schon die Gedanken an den nächsten Tag. Habe leider ein ziemliches Talent dafür, mich in Ängste reinzusteigern, bekomme dann "Angst vor der Angst". Was dazu führt, daß die Angstphase immer früher beginnt. Bestes Beispiel ist das Wochenende. Am besten geht es mir eigentlich immer Freitagsabends, da ist die Woche vorbei und das ganze, lange Wochenende liegt vor mir. Samstag geht auch noch, wobei das meist unser Einkauf-, Putz-, Aufräum- und Erledigungstag ist und das nervt mich dann schon ohne Ende, daß ich meine kostbare Freizeit dann noch mit solchem Mist verbringen muß. Sonntag wird dann schon schwierig. Früher gingen die Probleme erst spätabends los, mittlerweile muß ich mich schon den ganzen Tag krampfhaft beschäftigen, sonst gerate ich sofort in eine Oh-Gott-schon-wieder-eine-Stunde-rum-Stimmung und dann hab ich verloren. Je mehr ich dann denke, nicht darüber nachdenken, Du mußt die Zeit nutzen, Dich zu entspannen, desto weniger geht es...

Vielleicht sollte ich doch nochmal über einen anderen Arzt nachdenken!

Erstmal alles Liebe,
Silke
Allex
Beiträge: 35
Registriert: 12. Mai 2003, 19:54

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von Allex »

Hallo Silke,

Wie, Du machst also sogar ne Therapie? Was ist dann das Problem? Meinst Du, die Therapie bringt nix? Was erzählst Du denn der Frau?
Wie lange machst Du die Therapie schon? Kommst Du voran? Weißt Du, manchmal erwischt man halt nicht die richtige Therapeutin.

Vor allem, wenn Du sagst, dass Du da "liegst", heißt das, Du machst die klassische Psychoanalyse? Da bin ich wieder kein Experte (korrigiere mich bitte also jemand, wenn ich falsch liege), aber gerade bei Depressionen ist das NICHT die Therapie der Wahl. Oder zumindest bei längst nicht allen. Am bewährtesten ist da die Verhaltenstherapie, die ich auch von der Theorie her am überezeugensten finde. Aber es gibt auch noch andere Formen.

Der Sinn des Leben, tja, das ist so ein Thema. Geh halt nicht aus, dass Du ihn "finden" kannst. Das ganze ist eher so nach dem Motto "Der Weg ist das Ziel". Ich kann Dir da schon so einiges sagen, aber nur schwer schreiben, das ist so viel und beim Schreiben tauchen viel öfter Mißverständnisse auf und ich habe auch gerade nicht so viel Zeit (bin halt auch gerade auf Arbeit).

Was ist Dir denn wichtig im Leben? Karriere und Geld scheinen es auf jeden Fall eher nicht zu sein, was ich schon mal nett finde. Du willst auch einen Job, der Dir Spaß macht. Was ist mit Sozialkontakten? Hast Du Freunde? Willst Du welche? Welche Art von Naturwissenschaft betreibst Du denn? Manchmal bieten sich ja Möglichkeiten, in verwandte Gebiete zu wechseln. Ich glaube zum Beispiel, dass Menschen, die eher soziale Berufe gelernt haben, ganz anders drauf sind (nicht immer, ok) und dass Du Dich da wohler fühlen könntest als bei Deinen Naturwissenschaftlern, die Deinen Zustand nicht kapieren. Meine Freunde und Bekannten sind größtenteils Erzieher, Pädagogen und andere. Ich glaube nicht, dass das Zufall ist.

Na, soviel erstmal dazu.

Noch viele Grüße
Allex
mia
Beiträge: 41
Registriert: 20. Mär 2003, 18:16

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von mia »

Hallo Silke,

Du hast Recht, ich hab mich in letzter Zeit viel mit Alternativen zum klassischen Arztberuf beschäftigt. Ich kann mir z.B. vorstellen, was in Richtung klinische Forschung in der Pharmazie zu machen. Und weisst Du, das hilft, wenn man anfängt, sich konkrete Informationen zu holen (Arbeitsamt, Inet, Bekannte). Es hat mich wirklich fertig gemacht, dass ich so lange nicht wusste, wie mal meine Zukunft aussehen soll. Ich glaube, dass es Dir auch besser gehen würde, wenn Du ein Ziel hättest, eine berufliche Perspektive, die auch für Dich passt. Ich kann mir vorstellen, dass es momentan sehr schwer ist, darüber nachzudenken...

Zum Grübeln kann ich Dir nur nen Tipp geben, den ich mal von einem Psychologen bekommen hab. Das Grübeln ist ja sowas wie eine "Endlosschleife" im Gehirn, man kommt zu keinem richtigen Ergebnis während der Gedanken. Gefährlich ist dabei, dass sich das Gehirn diese Unart des Denkens einprägt/lernt. Um es zu unterbrechen, wäre es gut, wenn Du jemand damit beauftragst, Dich darauf aufmerkam zu machen, wenn Du abwesend wirkst. Falls Du gerade nicht ständig so jemand um Dich hast, dann kannst Du auch versuchen mal bewusst zu grübeln. Schreib alles auf, was Dir so durch den Kopf geht, egal was, Du musst das bloss 10 Minuten durchhalten. Auch wenn Dir schon nach 3 Minuten alle Depri-Gedanken ausgegangen sind...weitergrübeln!:-) Am Ende liest Du Dir den Zettel noch mal durch und verbrennst, zerreisst ihn ...etc. Das ganze solltest Du auch konsequent machen, beim kleinsten Anzeichen für einen Grübelgedanken. Und irgendwann hast Du so oft dasselben aufgeschrieben und gelesen, dass es Dich gar nicht mehr interessiert. So soll das jedenfalls funktionieren. Vielleicht klappt´s ja bei Dir?

Tja, das waren also meine guten Ratschläge schon. Es ist alles so leicht gesagt, ich weiss. Dass mit den Konzentrationsproblemen, der Appetitlosigkeit, das macht mir schon ein bisschen Sorgen... Ich kenn das auch ganz gut von meinen schlechten Phasen. Wär schon gut, wenn Du darüber nochmal mit einem Arzt reden würdest. Würd´ich auf jeden Fall machen.

Viele liebe Grüsse,
Mia
srb
Beiträge: 508
Registriert: 11. Jun 2003, 11:59

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von srb »

Hallo Alex,

ganz schön viele Fragen...

Ja, ich mache schon eine Therapie und ja, es ist eine Psychoanalyse. Therapeuten-Suche ist ja so eine Sache. Als ich vor einem Jahr aus der Klinik kam, war ich zunächst bei einer (tiefenpsychologisch arbeitenden) Therapeutin, die mir in der Klinik empfohlen worden war. Die hat mir dann erstmal die verschiedenen Therapieformen erklärt und mir nach dem 2. Vorgespräch empfohlen, eine Analyse zu machen, weil sie meinte, meine Depressionen reichten schon solange zurück und säßen so tief, daß das, was sie mir bieten könnte, nicht reichen würde. Mich hat an der Analyse am meisten interessiert, daß sie nach dem "Warum" und dem "Wo kommt es her" fragt - wieoft habe ich selber darüber schon nachgegrübelt. Da kommt dann wohl doch ein bißchen der Naturwissenschaftler durch, ich dachte und denke eigentlich auch immer noch, daß das Verstehen mir helfen wird, damit umzugehen. Eine Verhaltenstherapie wollte ich nicht machen, weil die genau nicht nach dem "Wo kommt es her" fragt - jedenfalls habe ich es vor Jahren mal so erlebt. Und eigentlich ist die Meinung der ersten Therapeutin von allen nachfolgenden Kolleginnen, bei denen ich zu Vorgesprächen war, bestätigt worden.

Schließlich bin ich dann bei einer Frau gelandet, die ich auch sehr nett finde, aber manchmal weiß ich einfach nicht, ob wir so den richtigen Draht zueinander haben. Mit der Analyse habe ich im April begonnen, und die ersten Male fand ich ganz schrecklich, dieses Liegen und dann kam von der Therapeutin eigentlich gar nichts und ich sollte einfach erzählen, was mir gerade so einfällt. Das traf gleich verschiedene meiner Probleme auf einmal, ich drücke mich vor Verantwortung (die ich dort für den Ablauf der Stunde übernehmen sollte), mir fehlt die klare Strukturierung (die mir z.B. auch in meinem Job fehlt), ich habe das Ganze als einen ziemlichen Druck empfunden. Vielleicht erwarte ich auch zuviel, die Therapeutin meint immer, ich müßte mir Zeit lassen, die Depressionen sind in 20 Jahren gewachsen, die verschwinden nicht auf einmal, aber mir fehlt halt total der rote Faden. Geduld haben ist ein bißchen schwierig, wenn man das Gefühl hat, die Situation eigentlich keinen Tag länger mehr auszuhalten...

Einerseits denke ich oft, die Therapeutin versteht mich gar nicht, andererseits fällt es mir auch immer noch total schwer, mich auf diese Therapie einzulassen. Reitet sie stundenlang auf "Kleinigkeiten" rum oder bin ich es, die irgendein "harmloses" Thema aufbringt, um die Dinge, die wirklich wehtun könnten, nicht zuzulassen? Auf jeden Fall enden die Stunden meist sehr frustrierend, weil ich immer regelrecht das Gefühl habe, wieder hinausgeschmissen zu werden in eine Umwelt, mit der ich überhaupt nicht zurechtkomme, ohne, daß die Stunde Therapie an meiner Situation nun irgendwas geändert hat.

Auf die Frage, was mir wichtig im Leben ist, kann ich im Moment nur antworten: Ich weiß es nicht. Meine Gefühle dazu ändern sich so abrupt und häufig, daß ich Ihnen schon lange nicht mehr traue. Eigentlich glaube ich, daß Du mit Deiner Aussage: Geld und Karriere scheinbar nicht, recht hast, aber es gibt auch die Tage, wo ich denke: Oder vielleicht doch von hier weggehen und Karriere machen (habe übrigens mal Mineralogie studiert, dann mehr Materialforschung gemacht und nun wieder in den Geowissenschaften gelandet)? Ist es vielleicht das, was in Deinem Leben "fehlt"? Einen Tag möchte ich einen Job, der mir soviel Spaß bringt, daß ich auch gerne Überstunden mache, den nächsten irgendeinen Job, hauptsache, ich kann pünktlich nach Hause gehen und meine Freizeit genießen. Einen Tag denke ich: Beziehung ist wichtiger als Job, den nächsten genau das Gegenteil...
Was will ich eigentlich? gehört bestimmt zu den Fragen, die ich mir mit am meisten gestellt habe in der letzten Zeit - und ich finde es ganz schlimm, keine Antwort darauf zu finden!

Freunde hatte ich immer sehr wenige, in meiner gesamten Schulzeit eigentlich gar keine. Die Leute haben immer gesagt, ich sei ein Einzelgänger, aber das war eher "gezwungenermaßen". Habe allerdings auch immer so getan, als wenn ich am liebsten alleine wäre - es tat schon genug weh, daß niemand etwas mit mir zu tun haben wollte, ich wollte nicht, daß sie auch noch merken, wie sehr es mich verletzt. Habe auch heute immer noch Probleme mit dem Gefühl, ganz große Teile meines Lebens verpaßt zu haben - die Vergangenheit Vergangenheit sein zu lassen...
Heute habe ich ein paar gute Freunde, aber ich muß zugeben, daß ich die Kontakte in der letzten Zeit ziemlich habe schleifen lassen.

Würde Deine Einschätzung, daß Menschen mit sozialen Berufen - im großen und ganzen - ganz anders drauf sind als z.B. Naturwissenschaftler übrigens voll unterstützen. Habe gerade nachgedacht, in meinem engeren Freundeskreis gibt es nicht viele Naturwissenschaftler... Ich würde heute auch nichts Naturwissenschaftliches mehr studieren. Irgendwann sollte ich mal auf so einer Info-Veranstaltung an einer Schule Mädchen für naturwissenschaftliche Berufe begeistern, aber das konnte ich einfach nicht...
Nur wie schon gesagt, für mich ist momentan nicht nur mein Job furchtbar, sondern der Gedanke, überhaupt arbeiten zu müssen, löst schon Panik aus. Aber vielleicht liegt das ja auch nur daran, daß sich das alles über Jahre so hochgeschaukelt hat?

Was für einen Job hast Du denn eigentlich und was ist für Dich daran das Schreckliche?

Apropos Job, sollte mal wieder was arbeiten...

Viele Grüße,
Silke
srb
Beiträge: 508
Registriert: 11. Jun 2003, 11:59

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von srb »

Hallo Mia,

Deinen Tip werde ich auf alle Fälle mal ausprobieren !

Ein konkretes Ziel würde mir bestimmt sehr helfen, aber ich finde einfach keins. Bin da im Moment wohl auch sehr destruktiv, wann immer mir jemand einen Vorschlag macht, finde ich sofort etwas, was mich daran stört. Ich glaube aber, das liegt daran, daß Arbeiten überhaupt für mich momentan so unvorstellbar ist, wenn ich jetzt bloß - gedanklich - zu irgendetwas "Ja" sagen würde, dann bedeutet das für mich gleich, jetzt muß ich auch etwas unternehmen, um das umzusetzen und dann MUSS ICH DAS WIRKLICH MACHEN. Und da habe ich irgendwie eine Riesenangst vor. Es ist wohl schon was dran, an dem, was ein Freund letztens meinte: Es gibt 1000 Möglichkeiten und ich habe soviel Angst davor, in die falsche Richtung zu gehen, daß ich alles tue, um mich gar nicht bewegen zu müssen.

Wie finde ich bloß heraus, was ich will?

Nachdem es mir heute morgen wieder gar nicht gut ging, habe ich übrigens beschlossen, daß ich doch nochmal zu einem Arzt gehen sollte. Habe meinen Freund gebeten, mitzukommen, damit ich dann im letzten Moment nicht doch wieder kneife oder behaupte, daß alles doch gar nicht so schlimm ist... Mal sehen, wann ich einen Termin bekomme, irgendwie scheinen alle im Urlaub zu sein!

Ich finde es toll, daß Du für Dich schon neue Perspektiven gefunden hast! Wielange dauert es denn noch, bis Du fertig bist?

Liebe Grüße,
Silke
mia
Beiträge: 41
Registriert: 20. Mär 2003, 18:16

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von mia »

Hi Silke,

Irgendwie ist heute wieder so ein Tag, an dem ich mich nur wundere, wenn ich daran denke, wie entschlossen ich manchmal bin. Das, was ich bisher über mich geschrieben hab, klingt ja fast so, als sei alles ganz einfach. Ich geh mal in die klinische Forschung und das war`s...
Ist aber nicht so. Mir gehen wirklich noch x andere Möglichkeiten im Kopf rum, und ich weiss auch noch nicht so ganz genau, wofür ich mich irgendwann entscheiden werde. In etwa 4-6 Monaten muss ich erste Bewerbungen schreiben.

In meiner Verhaltenstherapie, die ich jetzt seit Januar mache, ist diese Entscheidungsfindung das zentrale Thema. Ich hab auch schon öfter mal darüber nachgedacht, ob nicht eine tiefenpsychologisch orientierte Therapie mehr bringen würde. Wenn ich bei meinem Psychologen z.B. über mein mangelndes Selbstbewusstsein spreche, dann sagt er mir jedes Mal nur, dass ich dieses Selbstbewusstsein nur durch Erfolge aufbauen kann. Ich solle nicht so ungeduldig sein, es sei ganz normal, dass das Selbstbewusstsein auf der Arbeit nicht so entwickelt ist, wenn ich noch keine berufliche Erfahrung hätte. Manchmal denke ich, klar er hat recht und es beruhigt mich, sowas zu hören: ist alles schon ok, so wie es ist.
Und an Tagen wie heute, hab ich wieder das Gefühl, dass ich im Prinzip noch gar nicht weiter bin. Wenn ich z.B. an meine Redeangst vor grossen Gruppen denke, bin ich einfach nur deprimiert.
Momentan nehme ich Remergil und es geht mir ganz gut damit. Aber ich frage mich, wie es mal ohne Tabletten sein wird. Ich weiss noch, dass ich mir im letzten Herbst kaum vorstellen konnte, das Praktische Jahr noch durchzuhalten. Und nun geht`s eigentlich ganz gut. Kann ich mich jetzt darauf verlassen, dass es immer so gut bleibt? Ich will ja auch weg von den Tabletten, sollte ich da lieber einkalkulieren, dass es bei Absetzen wieder Probleme gibt und mir gleich einen stressfreien (aber weniger interessanten) Job suchen? Wenn ich doch bloss in die Zukunft schauen könnte. Ich bin leider auch nicht so risikofreudig. Wenn ich was anfange, dann soll`s auch das Richtige sein. Bei mir gibt`s nur entweder-oder, schwarz oder weiss. Naja, Einsicht ist schliesslich der erste Weg zur Besserung, oder so.
Tja, liebe Silke, heute musste ich einfach mal ein bisschen jammern. Musste auch mal sein. Draussen regnet`s und es ist Montag, kann man da guter Laune sein? Egal..., als kleine "Aufheiterung" häng ich mal das folgende Tagebuch ran. Musst ich neulich auch erstmal schmunzeln, als ich`s zum ersten Mal gelesen hab.
Liebe Grüsse,
Mia



Ihr Tagebuch:

Am Samstag Abend hat er sich echt komisch verhalten. Wir wollten noch
auf ein Bier ausgehen. Ich war den ganzen Tag mit meinen Freundinnen
beim Einkaufen und kam deswegen zu spät - womöglich war er deswegen
sauer. Irgendwie kamen wir gar nicht miteinander ins Gespräch, so daß
ich vorgeschlagen habe, daß wir woanders hingehen, wo man sich besser
unterhalten kann. Er war zwar einverstanden, aber blieb so schweigsam
und abwesend. Ich fragte, was los ist, aber er meinte nur "nichts".

Dann fragte ich, ob ich ihn vielleicht geärgert habe. Er sagte, daß
es nichts mit mir zu tun hat, und daß ich mir keine Sorgen machen soll.
Auf der Heimfahrt habe ich ihm dann gesagt, daß ich ihn liebe, aber
er fuhr einfach weiter. Ich versteh ihn einfach nicht, warum hat er
nicht einfach gesagt "ich liebe Dich auch". Als wir nach Hause kamen
fühlte ich, dass ich ihn verloren hatte, daß er nichts mehr mit mir
zu tun haben wollte. Er saß nur da und schaute fern - er schien weit
weg und irgendwie abwesend. Schließlich bin ich dann ins Bett gegangen.

Er kam 10 Minuten später nach und zu meiner Überraschung hat er auf
meine Liebkosungen reagiert und wir haben uns geliebt. Aber irgendwie
hatte ich immer noch das Gefühl, daß er abgelenkt und mit seinen
Gedanken weit weg ist. Das alles wurde mir zuviel, so daß ich
beschlossen habe, offen mit ihm über die Situation zu reden, aber
da war er bereits eingeschlafen. Ich habe mich in den Schlaf geweint.
Ich weiß nicht mehr weiter. Ich bin fast sicher, daß er eine andere
hat. Mein Leben hat keinen Sinn mehr.


Sein Tagebuch:

Heute hat der 1. FC Köln verloren, aber wir hatten prima Sex.
srb
Beiträge: 508
Registriert: 11. Jun 2003, 11:59

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von srb »

Liebe Mia,

Du jammerst doch gar nicht! Und ich finde Montage auch immer ganz schrecklich.... Gestern morgen war wieder gar nicht gut, aber immerhin hat das dazu geführt, daß ich mir jetzt doch nochmal einen Termin bei einem Neurologen geholt habe - genauer gesagt hat das mein Freund für mich gemacht, weil ich einfach nicht diesen Telefonhörer in die Hand nehmen konnte. In dem Moment, wo ich dann wirklich laut aussprechen soll, daß es mir nicht gut geht, ist mir das immer sooo peinlich und ich denke dann, ach, so schlimm ist es doch gar nicht, Du mußt doch nur.... Naja, war auf alle Fälle gar nicht so einfach, einen Arzt zu finden, irgendwie sind die alle in Urlaub. Nun habe ich Donnerstag einen Termin und hoffe, daß das Gespräch was bringen wird!

Das mit Deinem mangelnden Selbstbewußtsein kann ich gut nachvollziehen, ich glaube, ich hatte nie viel davon, aber jetzt scheint einfach gar nichts mehr da zu sein. Bei den trivialsten Aufgaben habe ich Angst, was falsch zu machen und dann als Trottel dazustehen. Der Aussage mit den Erfolgen stehe ich dagegen ein wenig skeptisch gegenüber. Ich meine, grundsätzlich sind Erfolge sicher gut fürs Selbstbewußtsein - aber nur, wenn man sie auch zulassen kann. Objektiv gesehen hatte ich bisher ziemlich viel Erfolg im Leben. Bestes Beispiel ist meine Doktorarbeit, summa cum laude abgeschlossen in nur 3 Jahren, sogar den Fakultätspreis habe ich dafür bekommen - und trotzdem bin ich fest davon überzeugt, daß die Arbeit sooo schlecht war. Warum ich das denke, ist eine andere - und etwas längere Geschichte - aber es ist einfach so, daß dieser "Erfolg" für mich keiner ist. Und wenn das jemand als "Na sehen Sie, was Sie doch alles schon geschafft haben" anführt, werde ich nur wütend. Und ich für mich habe die Erfahrung gemacht, daß man es, wenn man ohne Selbstbewußtsein eine neue Arbeit anfängt, sehr schwer hat, Erfolge zu haben. Im Nachhinein würde ich denken, hätte ich sehr, sehr viel Glück haben müssen, damit es mit diesem Job geklappt hätte. Wenn man überhaupt keine Neugier und Motivation, sondern nur Angst empfindet, wird einfach alles schwierig. Ich saß ja schon Tage vor meinem ersten Urlaubstag nur in der Ecke und war am Heulen und hab nur noch gedacht: Ich kann nicht, ich will nicht und es wird bestimmt ganz schrecklich. An meinem ersten Tag bin ich dann schon mit vollkommen verheulten Augen dort erschienen - und mein Chef hat nur kurz gesagt: Schön, daß sie da sind, da ist ihr Büro, viel Spaß! Weg war er. Er hat mich niemandem vorgestellt, ich hatte nichtmal Büromöbel und keine Ahnung, was ich nun eigentlich tun sollte. Das Projekt war total neu und ich der einzige Mitarbeiter dafür. Tja, nun fällt es mir sehr schwer, andere Leute anzusprechen, Fragen zu stellen, um Hilfe zu bitten - und besonders, wenn diese Menschen mir auch noch das Gefühl geben, das hätte ich nun aber wirklich selber wissen müssen. Naja, ich habe mich dann leider von Anfang an zurückgezogen, teilweise habe ich mich ganze Vormittage auf der Toilette versteckt, damit niemand merkt, daß ich ja gar nichts tue... Und je länger man wartet, desto schwieriger wird es, dumme Fragen zu stellen - und desto schwieriger ist es für mich auch geworden, meine eigene Lethargie zu überwinden. Mittlerweile hasse ich dieses Institut, mein Büro, meine Kollegen richtig, weil mir hier jeden Tag wieder mein eigenes "Versagen" vor Augen geführt wird - wenn ich z.B. wieder mal zwei Tage ums Telefon herumschleiche, weil ich mich nicht traue, einen notwendigen Anruf zu erledigen, dann fühle ich mich einfach ganz schrecklich. Aber das scheint Dir ja auch nicht unbekannt zu sein, oder? Und immer soll man Geduld haben! Aber das Leben geht doch einfach weiter, ich meine, diesen Anruf muß ich ja nunmal JETZT machen und nicht in einem Jahr, wenn es mir vielleicht besser geht!

Und das Schlimmste ist, wenn ich diesen Anruf dann gemacht habe, kann ich mich nichtmal darüber freuen, ich bin dann einfach nur wütend (tatsächlich bin ich meist nur dann noch in der Lage, Dinge zu tun, wenn ich richtig wütend werde). Mein Freund sagt immer, das Problem ist, daß ich mit diesem Anruf dann nur noch verbinde, wie schlecht es mir 2 Tage lang ging, das bleibt mir im Gedächnis, und nicht, daß ich es am Schluß geschafft habe. Ich kann immer ziemlich gut selber auf mir rumhacken, habe wohl ziemlich hohe Ansprüche...

Naja, lange Zeit habe ich schon Selbstbewußtsein aus meinen guten Noten geschöpft - andere Quellen hatte ich einfach auch nicht. Und nun ist diese auch noch weg, das ist schwer für mich zu akzeptieren, ich war doch immer gut und nun begreife ich die einfachsten Zusammenhänge nicht mehr. Mein Kopf weigert sich einfach, darüber nachzudenken, wobei ich auch schon gedacht habe, daß das vielleicht nur eine Art Schutzmechanismus ist. Wenn ich gar nicht erst darüber nachdenke, laufe ich nicht Gefahr, es vielleicht nicht zu verstehen...

Diese Art Gedankengänge führen immer zu Knoten im Gehirn, jedenfalls bei mir.

Probleme mit der Entscheidungsfindung, keine Risiken eingehen wollen, das kenne ich auch - würde für mich sogar sagen, ich bin absolut unfähig, eine Entscheidung zu treffen, wahrscheinlich habe ich in meinem ganzen Leben noch keine "wirklich" getroffen...
So, daß man dahinter steht und denkt: Ja, ich habe über alles nachgedacht und das war jetzt, in diesem Moment, die richtige Entscheidung. Egal, welche Entscheidung ich treffe, ich denke sofort, das war jetzt falsch - und suche nach Hintertürchen, um wieder herauszukommen. Kommt wohl nicht von ungefähr, daß ich ein Studium und zwei Diplomarbeiten abgebrochen habe. Und ich habe ein ganz starkes Sicherheitsbedürfnis. Ich kann nicht einfach diesen Job aufgeben, ohne die mindeste Idee, wie es dann weitergehen soll. Dinge auf mich zukommen lassen, Vertrauen in die Zukunft haben gehört nicht gerade zu meinen Stärken! Und Kompromißbereitschaft auch nicht. Ich könnte ja auch sagen: OK, ich mach jetzt diesen Job, ist nicht mein Traum, aber ich verdiene Geld und genieß meine Freizeit. Aber das funktioniert nicht....

Oje, das war jetzt nicht unbedingt aufbauend, was ich geschrieben habe, oder? Ich wünschte, ich wüßte einen "guten Rat"!!!!
Aber ich fühle mich da wohl genauso hilflos wie Du....

Trotzdem liebe Grüße und ich hoffe, der Dienstag ist schon weniger schlimm als der Montag!

Silke
mia
Beiträge: 41
Registriert: 20. Mär 2003, 18:16

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von mia »

Hallo Silke,

Entschuldige, dass ich Dir erst heute schreibe. Hab schon gestern Deine Email gelesen, aber irgendwie war mein Kopf so leer...ich konnt gar nichts vernüftiges schreiben... Ich möchte Dir so gerne Mut machen, wenn ich lese, wie schwer Du es gerade hast.

Ich war in einer ähnlichen Situation im letzten Herbst. Hab ein Auslandspraktikum nach langem Ringen mit mir selbst abgebrochen. Bin nach Hause zu meinen Eltern und meinem Freund gefahren und hab mich dort "pflegen" lassen. Anschliessend hat es über 2 Monate gebraucht, bis richtig schlafen konnte. Ich hätte es nie gedacht, dass es so lange ohne Schlaf geht. Ich hab mir ein halbes Jahr Zeit genommen, bis ich wieder ins Praktikum zurück bin.
Hab auch lange Zeit gedacht, ich hätte versagt. Aber ich hatte einen guten Arzt, der mir immer wieder auf´s Neue gesagt hat, dass ich da einfach machtlos bin. Das einzige, was ich tuen könnte, sei Geduld zu haben.

Und es ist besser geworden. Ich weiss jetzt, dass ich, wenn ich mich mit einer Situation überfordert fühle, in Richtung depressiv reagiere. Wenn man so will, ein kleiner Baufehler in meinem Gehirn. Aber ich weiss auch, dass ich die Anforderungen an mich selbst steuern kann.
V.a. die Ansprüche, die ich an mich selbst stelle. Ich bin dabei, und lerne von Tag zu Tag mehr, das Leben lockerer zu nehmen.
Mir nicht ständig Gedanken darum zu machen, was andere von mir denken könnten. Die haben schliesslich auch ihre Fehler. Ich weiss nicht, wieviele Rechtschreibfehler in diesem Text stecken, aber ist sowas denn wirklich von Bedeutung? Bin ich an ´nem Praktikumsplatz von so grosser Bedeutung? Früher fand ich es fast ein bisschen albern, dass Gesundheit immer das erste ist, was man anderen wünscht. Aber es ist definitiv das Wichtigste. Ich freue mich, dass Du für morgen einen Termin beim Arzt hast. Und ich wünsch´Dir, dass Du Dich anschliessend etwas erleichtert fühlen kannst. Keiner kann seine Probleme nur für sich allein tragen.
Viele liebe Grüsse von Mia.
srb
Beiträge: 508
Registriert: 11. Jun 2003, 11:59

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von srb »

Hallo Mia,

ich war heute beim Arzt - und obwohl ich heute morgen eigentlich überhaupt keine Lust mehr hatte, hinzugehen, war es, glaube ich, doch eine gute Entscheidung. Fühlt sich zumindest so an. Seit ich mir am Montag den Termin geholt hatte, ging es mir eigentlich kontinuierlich besser, sogar auf der Arbeit klappte es einigermaßen. Aber das ist irgendwie immer so, als wenn ich mir selber weismachen will, daß das ja doch alles nicht so schlimm ist und ich das schon alleine hinbekomme....

Mein erster Eindruck ist auch, daß ich mit dem Arzt Glück zu haben scheine, hatte das Gefühl, er hört mir zu und nimmt sich Zeit - und er hat mir auch ganz oft versichert, daß ich mich nicht anstelle und daß das alles einfach seine Zeit brauchen wird und ich mir die nehmen soll. Dafür, daß ich ihn einfach aus dem Telefonbuch herausgesucht hatte und er eigentlich eher dritte Wahl war (wollte lieber zu einer Frau, weil ich mit Männern bisher nur schlechte Erfahrungen gemacht habe)war das Gespräch wirklich oK. Er hat mir jetzt Tabletten verschrieben und das ist auch in Ordnung für mich. Nun hoffe ich bloß, daß ich sie vertrage und sie auch die gewünschte Wirkung zeigen...

Und falls ich am Montag wieder das Gefühl habe, arbeiten geht gar nicht, soll ich wiederkommen und dann würde er mich auch krankschreiben. Hätte er auch jetzt schon getan, aber da habe ich dann ja auch immer so ein schlechtes Gewissen, weil ich hier an der Uni ja so ein "1 Mann-Projekt" bin und wenn ich nicht da bin, bleibt eben alles liegen. Und mein Chef hat diese Stelle damals ja praktisch extra für mich geschaffen, ich war arbeitslos und er hatte noch ein bißchen Geld über - und nun würde ich ihn schon wieder im Stich lassen (habe auch schonmal eine Diplomarbeit bei ihm abgebrochen)....

Ich fand noch ganz bemerkenswert, was Du darüber geschrieben hast, wie wichtig, aber auch schwierig, es ist, sich davon freizumachen, was andere über einen denken. Das fällt mir auch sowas von schwer! Ist mir vorhin gerade wieder aufgefallen, ich gehe seit 2 Wochen hier an der Uni in den Kraftraum (auf Anraten meiner Orthopädin, habe ziemliche Probleme mit dem Rücken) und finde es immer noch ganz schrecklich. Habe das Gefühl alle gucken und lästern, weil ich irgendwas falsch mache oder so lächerliche Gewichte auflege. Führt dazu, daß ich da immer total rumschleiche, um möglichst Momente abzupassen, wo niemand in der Nähe ist. Und das Schlimme ist, ich weiß ja, wie idiotisch das ist, aber ich kann mich nicht dagegen wehren!

Aber es macht mir Mut, daß Du sagst, daß man das lernen kann!!! Ich habe nämlich auch schon oft gedacht, daß ich auf Überforderung einfach mit Depressionen reagiere, ich merke dann sogar, wie es losgeht, wie sich meine Grundstimmung immer mehr ins Negative, Traurige verschiebt, aber ich fühle mich dann immer so hilflos. Es gelingt mir einfach nicht, es irgendwie aufzuhalten, ich stehe neben mir und schaue mir dabei zu, wie ich immer weiter in das Loch rutsche und kann absolut nichts tun.

Aber wie gesagt, daß es Dir gelingt, ist doch auch für mich ein Hoffnungsschimmer!

So, da es mir heute verhältnismäßig gut geht, werde ich das nutzen und nochmal das eine oder andere erledigen...!

Viele liebe Grüße, Silke
Yogibär
Beiträge: 149
Registriert: 28. Mai 2003, 20:55

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von Yogibär »

Hallo Silke,

hätte Deine Antwort beinahe übersehen, es gibt so viele Threads und Postings hier. Ich schreibe jetzt übrigens jetzt unter diesem Nick, nicht mehr unter Allex.

Ohne es selbst ausprobiert zu haben, meine ich aber doch, dass zumindest in der Theorie Verhaltenstherapie sich schlüssiger anhört. Es mag ja ganz interessant und aufschlußreich sein, zu wissen, wo die Probleme denn herkommen. Aber erstens geht es Dir durch dieses bloße Aufdecken noch nicht besser. Was ändert das an Deinem heutigen Leben, an Deiner Lage? Und zweitens gibt es auch Menschen, die durch dieses Hochwühlen dieser ganze alten Geschichten noch mehr abstürzen. Gerade bei schweren Depressionen ist doch die Belastbarkeit schon am Anschlag. Und Verhaltenstherapie hilft Dir dabei, Deine heutigen negativen Denkstrukturen aktive zu ändern (also Dein Verhalten zu ändern) und so zu erreichen, dass Du die Dinge wieder "richtig" und nicht mehr aus dem depressiven Blickwinkel siehst. Na, ich bin aber kein Experte.

Was mich an meinem Job stört ist, dass ich nix Sinnvolles mache. Bin Informatiker, arbeite in Projekten für Firmen (wg. Kohle) und mache ansonsten Forschung (wg. Promotion). Mache aber lauter Sachen, von denen ich nicht überzeugt bin, die die Welt nicht braucht, etc. Gibt mir keinen Sinn, macht keinen Spaß. Dann sitzt ich den ganzen Tag vor dem Rechner oder mache Besprechungen. Mir fehlt massiv Bewegung, brauche einen Job, wo ich mich mehr bewegen kann. Durch diese ganzen Sachen kann ich mich oft nicht konzentrieren. Dadurch kommt meine Arbeit nur langsam voran. Dann werde ich natürlich gestreßt, weil ich denke, das klappt nicht. Wenn dann noch private Probleme dazukommen, klappt alles zusammen. Dann gibt es noch einige andere Dinge, die da auch noch dazukommen, aber das war erstmal die Kurzform.

Gruß
Yoghurt (=Allex)
igel
Beiträge: 924
Registriert: 26. Jul 2003, 11:19

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von igel »

igel
Yogibär
Beiträge: 149
Registriert: 28. Mai 2003, 20:55

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von Yogibär »

Hallo igel,

hm, beruhigen kann ich Dich leider nicht. Natürlich kann eine Episode wechseln oder schwanken, aber wenn Du das anders erlebst, solltest Du das Deiner Psychologin/Psychiater so sagen. Mit der Vertretung würde ich mich an Deiner Stelle allerdings nicht rumplagen. Sag einfach, dass Dein Arzt gesagt hat, dass Du das brauchst und fertig. Versuch nicht zu diskutieren, wozu auch? Vielleicht ist der Vertretungsarzt schon am Ende seines Budgets oder sowas, aber egal. Es gibt auch leider immer wieder Ärzte, die sehr unsensibel sind oder keine Ahnung von Depressionen haben, das solltest Du nicht vergessen.

Gruß
Yoghurt
igel
Beiträge: 924
Registriert: 26. Jul 2003, 11:19

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von igel »

Lieber Yoghibär,

danke für Deine Nachricht!

Es hat mich schon etwas beruhigt, was Du schreibst.

Ich habe das Gefühl, eine Panikattacke nach der anderen zu haben. Dann renne ich überall kopflos herum und rufe nach Hilfe. Ganz schön peinlich......

Und die schnelle Lösung gibt es ja nicht, wann werde ich das endlich begreifen?

Alles Liebe,
igel
mia
Beiträge: 41
Registriert: 20. Mär 2003, 18:16

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von mia »

Liebe Silke,

Hab mich sehr gefreut, als ich gelesen hab, dass der Arztbesuch Dir etwas geholfen hat. Bleib weiter optimistisch. Und wenn´s mit der Arbeit Montag noch nicht klappt, dann lässt es halt erstmal.
Ich fahr gleich los auf nen kleinen Wochenendurlaub. Den kann ich aber auch so gut gebrauchen... War heute wieder ein ziemlich stressiger auf Arbeit, auch wenn alle meckern bzw. jammern, ist auch nicht unbedingt tröstend. Zähle schon die Tage... noch eine Woche, dann wechsle ich die Klinik.
Ich wünsch Dir ein ganz schönes Wochenende mit viel Zeit zum Entspannen. Werd mich nächste Woche noch mal etwas ausführlicher melden.
Viele liebe Grüsse von Mia
srb
Beiträge: 508
Registriert: 11. Jun 2003, 11:59

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von srb »

Hallo Yoghurt,

wie bist Du denn auf diesen nickname gekommen???? Ich denke, jede Therapieform hat ihre Vor- und Nachteile. Auch die Analyse will die momentane Situation ändern - hat man mir zumindest gesagt und bisher ging es auch im wesentlichen um meine aktuelle Arbeitssituation. Ich habe mich für die Analyse entschieden, weil mir zum einen alle Therapeuten (auch Nicht-Analytiker), bei denen ich war, dazu geraten haben, zum anderen, weil ich einfach ein Mensch bin, der die Ursachen verstehen muß. Ich glaube, vorher kann ich nichts ändern, ich kann die Vergangenheit auch nur ganz schwer Vergangenheit sein lassen, einen Schlußstrich ziehen und sagen: Das kann ich eh nicht mehr ändern. Habe ich mir schon oft vorgenommen, aber das funktioniert einfach nicht.

Trotzdem bin ich - zumindest bisher - kein überzeugter Psychoanalytiker, weil ich bisher einfach noch nicht sehen kann, was das Ganze soll und wie es mir helfen soll. Mir fehlt der rote Faden, die Struktur. Wir reißen mal da was an, mal hier, reden darüber und am Ende der Stunde denke ich: Ja und, was lerne ich jetzt daraus?

Und diese fehlende Struktur ist auch gerade mein Problem mit meinem Job. Ich arbeite ganz allein an einem neuen Projekt und bin vollkommen selbstverantwortlich. Genau das wollte ich eigentlich immer, aber jetzt macht es mich wahnsinnig. Keiner, mit dem man etwas besprechen kann, keiner, der einem mal in den Hintern tritt, keiner der mal richtig oder falsch sagt, keiner, den Ergebnisse interessieren... Sinn macht das Ganze für mich auch nicht, wobei ich nicht weiß, ob das nicht schon eine Folge der Krankheit ist. Wissenschaftliche Forschung ist oft "sinnlos", trotzdem hat es mir vor Jahren mal Spaß gebracht. Andererseits habe ich während der Promotion etwas wirklich Sinnvolles gemacht (ging um Krebsfrüherkennung) und fand es trotzdem total schrecklich. Letztlich bin ich in allen Bereichen total interesselos geworden, warum sollte die Arbeit da eine Ausnahme bilden. Ich denke, diese Interessenlosigkeit ist auch mit Schuld an meinen Konzentrationsproblemen. Eigentlich interessiert es mich ja gar nicht, habe ich ja überhaupt keine Lust, über irgendetwas nachzudenken, mein Kopf weigert sich da einfach. Weshalb ich dann wieder ein schlechtes Gewissen habe, Arbeit hat doch nichts mit Lust zu tun, Arbeit muß man halt machen....

Nun kriege ich gerade mal wieder einen Knoten in den Kopf, darum schicke ich das jetzt lieber mal ab!

Viele Grüsse,
Silke
Yogibär
Beiträge: 149
Registriert: 28. Mai 2003, 20:55

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von Yogibär »

Hi Silke,

wie ich zu dem Nick gekommen bin? Hm, hatte wohl einen meiner seltenen kreativ-albernen Anfälle (aber keine Angst, ist nicht so schlimm, dass ich Medis dagegen nehmen müßte ).

Ansonsten scheinst Du ja auch nicht gerade überzeugt von der Psychoanalyse zu sein. Genau deshalb habe ich ja auch für die Verhaltenstherapie Werbung gemacht (obwohl ich konkret bei Dir natürlich nicht genau wissen kann, was das beste ist). Hinterfrag halt in regelmäßigen Abständen Deine Therapie und guck, ob sie Dir was bringt. Wenn nicht, sag es dem Therapeuten. Manchmal merkt man halt, dass eine andere Art der Therapie besser wäre. Viele Therapeuten kombinieren ja auch verschiedene Therapien, je nach Fortschritt der Therapie und den Problemen der Patientin usw. Sag doch einfach genau das, was Du hier geschrieben hast mal Deinem Therapeuten, mal sehen, was er dazu meint.

Gruß
Yoghurt
mia
Beiträge: 41
Registriert: 20. Mär 2003, 18:16

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von mia »

Hallo Silke,

Bin gestern aus meinem kleinen Kurzurlaub zurückgekommen. Heut morgen musste ich mir erstmal einen ordentlichen Ruck geben, wieder zur Arbeit zu gehen. Aber wenn ich dann losradle, geht´s auch meistens wieder.

Du hast geschrieben, dass Du gerade eine Psychoanalyse machst. Eigentlich bin ich auch eher so veranlagt, daß ich alle Probleme irgendwie ergründen möchte, trotzdem mache ich "nur" eine Verhaltenstherapie. Als ich meinem Psychiater zum ersten Mal davon erzählte, meinte er nur, daß eine Psychotherapie noch niemandem geschadet hätte... Meine Erwartungen an eine Psychotherapie sind daher nicht besonders groß. Auch wenn ich manches Mal unzufrieden war mit "meinem" Psychologen, die Gespräche mit ihm haben mich doch schon ein ganzes Stück stabiler gemacht. Er zeigt mir eine einfache Sicht auf viele Probleme. Das sind teilweise ganz grundlegende Sachen, die ich dort erst lerne. Z.B. zu akzeptieren, daß das Leben nicht gerecht ist. Sowas klingt in meinem Kopf so unlogisch. Passt gar nicht in dieses Ursache-Wirkungs-Denken, was ich von meinen Eltern mitgekriegt habe. Solange ich ein Problem nicht gedanklich in meinem Kopf geklärt habe, hab ich oft keine Ruhe. Kaum hat man eine Frage beantwortet, kommt auch schon das nächste "warum?". Und irgendwann kennt man nicht mal mehr den genauen Ausgangspunkt der Gedanken. Vielleicht kennst Du das ja auch..., so entstehen jedenfalls bei mir die Knoten im Gehirn,...dass ich bestimmte Grenzen nicht akzeptieren kann.

Oje, ich glaub ich werd jetzt lieber aufhören mit mit meinem Geschreibsel..., mein Gehirn fängt sich wieder an zu verknoten...oder so... Ziemlich lästig bei 30 Grad Zimmertemperatur;-)

Also, ich wünsch Dir noch nen schönen Abend.
Liebe Grüsse von Mia
srb
Beiträge: 508
Registriert: 11. Jun 2003, 11:59

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von srb »

Hallo Mia,

habe an Dich gedacht dieses Wochenende und hoffe, Du hattest ein paar schöne Tage! Findest Du es auch immer schwerer, wieder zur Arbeit zu gehen, wenn Du ein paar Tage frei hattest? Ich habe festgestellt, daß es für mich danach so viel schrecklicher ist, wieder "hin" zu müssen, daß ich verlängerte Wochenenden erstmal gestrichen habe - eigentlich aber auch ganz schön blöd...

Das mit dem Knoten im Kopf ist echt verrückt, ich habe gerade in einem anderen Thread was geschrieben und habe genau diesen Ausdruck benutzt: Irgendwie entsteht bei mir gerade ein Knoten im Kopf! Das Gefühl kenne ich wirklich gut! Und bei den Ursachen würde ich dir auch zustimmen, kann mich auch nur schwer damit abfinden, daß das Leben nicht gerecht ist (wie lernt man denn das?). Oder ich die Vergangenheit nicht mehr ändern kann. Oder die Zeit sich nicht anhalten läßt, bis ich das Gefühl habe, wieder mitkommen zu können. Oder, oder, oder....

Allerdings gibt es bei mir auch noch zwei andere Auslöser, gerade in Bezug auf Entscheidungsfindung - da entstehen bei mir nämlich auch immer Knoten. Ich kann Argumente nicht gewichten. Wenn man etwas entscheiden will, gibt es ja immer Argumente dafür und dagegen. Die kann ich mir sogar aufschreiben, dann weiß ich aber immer noch nicht, welche davon mir denn nun wichtig sind. Mein Freund meint sogar, das würde ich - unbewußt - absichtlich so machen, zu jedem Argument dafür suche ich schnell eines dagegen, damit ich mich nicht entscheiden muß. Könnte er durchaus recht haben mit.
Zum anderen gibt es in mir zur Zeit eine sehr laute Stimme, die einfach sagt: Ich will aber nicht. Da versuche ich mir in meinem Kopf oder auch in Gesprächen mit meinem Freund die Lösung für irgendein Problem zu überlegen und bei vielen möglichen Lösungen stoße ich dann an dieses übermächtige "Ich will aber nicht" Gefühl und komme nicht weiter. Und irgendwann drehe ich mich dabei nur noch im Kreis.

Das ist ganz verrückt, in meiner Kindheit gabe es kein "Ich will" ("Kinder mit dem Willen kriegen was auf die Brillen" war ein beliebter Satz meiner Mutter), später dann hatte ich bei ganz vielen Dingen schon das Gefühl "Ich will nicht", aber irgendwie gab es da in meinem Kopf immer noch dieses: Du mußt aber, also habe ich es gemacht. Und plötzlich funktionierte das nicht mehr. Jetzt ist es so, daß jedes "Du mußt", jede Art von Verpflichtung, sofort ein übermächtiges "Ich will aber nicht" Gefühl auslöst, gegen das ich kaum ankomme. Und Verpflichtung ist dabei sehr weit gefaßt. Arbeit, Verabredungen mit Freunden, sich ums Pferd kümmern,... Also auch Dinge, die mir eigentlich FREUDE bereiten - wenn ich es denn schaffe, das "Ich will nicht" zu überwinden und trotzdem loszufahren. Fühle mich da oft wie ein trotziges kleines Kind, das einfach seinen Willen durchsetzen will. Und denke dann gleich: Aber das geht doch nicht, so benimmt man sich als Erwachsener nicht...

Du wechselst Ende der Woche die Klinik? Ist das gut? Hing der Stress auch mit der speziellen Situation dort zusammen?

Erstmal liebe Grüße,
Silke
mia
Beiträge: 41
Registriert: 20. Mär 2003, 18:16

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von mia »

Hallo liebe Silke,

Ja, ich hab auch gehofft, dass sich langsam so was wie Gewöhnug einstellt...aber ich muss mich immer noch enorm aufraffen zur Arbeit zu gehen. Ist es wirklich unrealistisch auf einen Klinikarbeitsplatz zu hoffen, an dem man sich wohlfühlt? Mein Psychiater sagte mir neulich, ich sollte mich zumindest für die nächsten 10 Jahre von dieser Hoffnung verabschieden. Er hat nur gelacht, daß ich das Wort "wohlfühlen" benutzte. Ich fühl mich oft so isoliert auf der Arbeit. So unwichtig. Und ich nehme mir Kritik ganz leicht zu Herzen. Als ich angefangen hab, hatte ich sozusagen 2 "Vorgesetzte". Von der einen bin ich mehr oder weniger ignoriert worden, der andere hat wirklich keine Gelegenheit ausgelassen, mich auf ziemlich unangebrachte Weise zu kritisieren. Die waren echt ein eingespieltes Team. Es herrschte ein ziemlich schlechtes Klima, und ich hab mir dann dafür die Schuld gegeben. Mittlerweile bin ich wieder woanders, meine nächsten Kollegen sind supernett, aber ich verbinde mit dem ganzen Haus immer noch die alten schlechten Erfahrungen. Ich wünsch mir so oft ein "dickeres Fell":-(

Mia
Antworten