Brauche ich eine Therapie?

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Anke1972
Beiträge: 16
Registriert: 24. Jun 2003, 12:16

Brauche ich eine Therapie?

Beitrag von Anke1972 »

Hab leider meinen Beitrag gerade versehentlich gelöscht.

Versuche es nochmal:

Seit einiger Zeit geht es mir nicht gut. Ich kann nur schlecht schlafen, kann mich kaum konzentrieren, fange ohne Grund an zu weinen und das alles, obwohl es mir eigentlich gut geht. Ich habe eine klasse Familie, sehr gute Freunde die immer für mich da sind, wenn ich sie brauche, einen tollen Job, einen netten Chef usw. Eigentlich kein Grund zum Traurig sein. Und doch fühle ich mich oft traurig und leer. Mir ist dann zum weinen zumute (was ich dann auch nicht immer verhindern kann, außer vielleicht im Büro) obwohl gar nichts passiert ist.Ich fühle mich einsam, obwohl doch immer jemand für mich da ist. Und ich weiß nicht, wie ich das ändern kann.

Ich habe oft keine Lust, irgendwas zu machen oder andere zu sehen. Dann bleibe ich zu Hause.

Aber eigentlich möchte ich das gar nicht. Ich will gar nicht zu Hause rumhängen und traurig sein und mich einsam fühlen und weinen, aber ich schaffe es dann einfach nicht, mich da rauszuholen.

Deshalb frage ich mich, brauche ich eine Therapie?

(Habe nicht mehr die gleich Worte gefunden, wie gestern)
Anke
MadMax
Beiträge: 383
Registriert: 1. Jun 2003, 14:05

Re: Brauche ich eine Therapie?

Beitrag von MadMax »

Liebe Anke!

Zuerst einmal: Hallo und herzlich willkommen hier im Forum!
Es können wohl alle hier Deine Schilderungen bestens nachvollziehen.

Du merkst ja offensichtlich schon, dass mit Dir etwas nicht stimmt und dass es nicht nur so eine "normale", vorübergehende Mißstimmung ist. Aber magst Dir wohl noch nicht so richtig eingestehen, dass Du vielleicht doch professionelle Hilfe benötigst. Nach dem Motto: "Bei mir kann das doch nicht sein und ich schaff das schon so." Auch ich brauchte eine Zeit bis ich mir eingestehen konnte "Nein, du schaffst es eben nicht alleine" und glücklicherweise den einzig richtigen Schritt unternommen habe.
Du schreibst allerdings, dass Du ein Problem hast, dieses jedoch nicht eingrenzen, nicht greifen kannst. Genau an dieser Stelle könnte Dir eine Therapie sehr viel bringen. Aus diesem Grund solltest Du es auf jeden Fall in Angriff nehmen. Du brauchst Dich nicht zu schämen, weder vor Dir noch vor anderen.

Hast Du mit Deinem Hausarzt darüber gesprochen, wie schlecht es Dir wirklich geht? Und ob nicht eine Therpie angebracht wäre?
Das wäre doch erstmal ein guter Schritt.

Ich wünsche Dir alles Gute!

Liebe Grüße,

Mad Max
Anke1972
Beiträge: 16
Registriert: 24. Jun 2003, 12:16

Re: Brauche ich eine Therapie?

Beitrag von Anke1972 »

Lieber MadMax,

erstmal Danke für deine lieben Worte. Es ist immer sehr schwierig (finde ich jedenfalls) sich selbst zu analysieren. Und wenn ich hier die anderen Sache so lesen denke ich, das es mir ja eigentlich nicht so schlecht geht. Ich habe keine "traumatischen" Erlebnisse (an dieser Stelle fällt mir vielleicht doch das eine oder andere ein, was allerdings schon ewig zurückliegt) gehabt, die meine jetzige Situation ausgelöst haben könnten. Ich habe auch keine Angstzustände. Allerdings habe ich andere "Symtome", die ich doch in vielen Beiträgen jetzt gelesen habe.

Vor ein paar Wochen war ich bei meinem Hausarzt. Er meinte, wir sollten erst mal abwarten und sehen, ob es sich vielleicht doch nur um eine "längerandauernde" Verstimmung handelt, oder aber doch um eine "Krankheit". Ich soll mich dann nochmal melden, wenn es nicht besser wird. Es ist nicht besser geworden.

Selbstverständlich werde ich die Therapie machen, denn ich möchte mich wieder gut fühlen.

Ich habe jetzt einen neuen Freund und eigentlich müsste es mir ja gut gehen, wie das ja auch gerade anfangs so ist, aber es geht mir nicht gut. An manchen Tagen möchte ich ihn noch nicht mal sehen, weil ich dann einfach einen "schlechten" Tag habe und niemanden sehen will. Ich habe mit ihm darüber gesprochen und er weiß, dass es nicht an ihm liegt, sondern an mir und akzeptiert das auch. Aber kann so was auf Dauer gut gehen? Ich könnte stundenlang weiterschreiben, weil mir noch jede Menge einfällt und ich wohl anscheinend ziemlich viel "Müll" mit mir rumtragen, aber ich denke, dass reicht für heute.

Morgen ist auch noch ein Tag.

Dir erstmal vielen Dank und auch dir alles Gute!

Liebe Grüße


Anke
Anke
MadMax
Beiträge: 383
Registriert: 1. Jun 2003, 14:05

Re: Brauche ich eine Therapie?

Beitrag von MadMax »

Hallo Anke!

Weisst Du, was ganz wichtig ist? Du solltest Dich jetzt erstmal in den Mittelpunkt stellen. Es geht schließlich ganz allein um Dich und Dein Lebenund darum, dass Du Dich wieder wohler fühlen kannst. Da ist eine gehörige Portion Egoismus angebracht und ganz und gar nicht negativ.
Ich meine das jetzt zum einen darauf bezogen, dass Du keine "traumatischen" Erlebnisse hattest und Dich im Vergleich zu manchen anderen hier deswegen doch nicht als "so harten Fall" ansiehst. Was geht Dich an, wie und warum andere leiden? Und willst Du Leid auf einer Skala einteilen? Das ist jetzt wohl etwas provokativ formuliert und ich hoffe mal stark, dass das niemand hier in den falschen Hals bekommt. Natürlich finde ich es unglaublich wichtig, füreinander da zu sein und sich auch den Problemen anderer nicht zu verschliessen. Wie hilfreich und einfach toll das hier in der Community ist, muss ja wohl nicht extra gesagt werden......
Nein, was ich meine ist, dass Du diejenige bist, für die das ganz persönlich Erlebte und/oder der eigene Alltag schwer zu meistern ist. Und wenn das eine grosse Belastung für Dich darstellt, ist es furchtbar egal, ob vergleichbare Situationen für andere nur "Peanuts" wären. Schließlich musst DU damit klar kommen und DIR soll es wieder in Deiner Situation besser gehen.
Das gilt auch für die Beziehung zwischen Dir und Deinem neuen Freund. Ja, es wird sehr schwierig für ihn sein. Auch für ihn gehört eine Menge Kraft dazu, aber muss es deswegen unausweichlich schief gehen? Nein! Nur denke auch hier daran, dass immer noch Du die wichitgste Person in Deinem Leben bist. Du musst Dich zu nichts verpflichtet fühlen. Wobei natürlich auch hier nochmals betont werden soll, dass das nicht heisst, dass es keine anderen Menschen mehr auf der Erde gibt.

Ich hoffe, es ist so einigermaßen verständlich rüber gekommen, wa sich versucht habe, in Worte zu kleiden.

Deine Selbsverständlichkeit die Therapie betreffend finde ich, ganz ehrlich gesagt, toll! Denn verrät es doch, dass da noch Energie vorhanden ist und Du auch "willst".

Viel Erfolg bei der Therapeutensuche!

Liebe Grüße,

Mad Max
Anke1972
Beiträge: 16
Registriert: 24. Jun 2003, 12:16

Re: Brauche ich eine Therapie?

Beitrag von Anke1972 »

Lieber Mad Max,

früher war ich überhaupt nicht egoistisch. Ich war immer für andere da und habe geholfen, wo ich nur konnte. Wenn ich mit meiner Freundin telefonierte und sie sagte, sch... ich habe keine Zigaretten mehr, dann habe ich gesagt, ok. bin in 10 Minuten da. Ich habe immer versucht, es allen Menschen "recht" zu machen, ob es mir wirklich in den "Kram" passte oder nicht. Irgendwann habe ich damit aufgehört und mir selbst gesagt, ich muss auch mal etwas "egoistischer" sein und auch mal auf mich und meine Bedürfnisse Rücksicht nehmen. Damit hat der ganz "Mist" aber erst angefangen.

Erst gestern Abend habe ich mit meiner Freundin ein langes Gespräch gehabt und auch sie hat mir gesagt, dass es anfing, mir schlechter zu gehen, als ich anfing egoistischer zu werden. Ich habe ihr gesagt, ok dann möchte ich jetzt wieder so sein wie früher, da ging es mir nämlich gefühlsmäßig viel viel besser. Ich fühlte mich nicht einsam und allein, hatte nie "nah am Wasser gebaut" und war immer gut gelaunt und aktiv. War dauernd unterwegs und fast nie zu Hause. Es ging mir gut. Ich war nie pessimistisch (außer bei Liebeskummer).

Vielleicht habe ich mir nur zuviel Zeit für mich selbst genommen? Denn jetzt habe ich Zeit über mich und meine Gefühle nachzudenken. Habe gemerkt, dass ich mit meinem Leben nicht glücklich bin und doch nicht die Kraft habe, es zu ändern. Wieso nicht? Man sagt doch, jeder ist seines Glückes Schmied und man muss es nur in die Hand nehmen. Aber das stimmt nicht. Soviel ist in den letzten Jahren passiert. Ich hatte so viele Dinge, an die ich geglaubt habe, so vieles, was mir wichtig war. Jetzt ist es mir egal oder ich denke, dass es das sowieso nicht gibt. Früher habe ich gedacht, wenn man jemanden hat den man liebt und er einen auch liebt, dann ist das genug. Dann kann man alle Probleme lösen und alles überstehen. Aber es ist nicht so! Das habe ich lernen müssen. Vielleicht ist dabei meine ganze Kraft draufgegangen. Denn ich war früher immmer ein sehr starker Mensch, mich konnte nichts erschüttern. Oder liegt darin das Problem?

Sorry! Habe mal wieder ein paar "schlechte" Tage.

Liebe Grüße
Anke
MadMax
Beiträge: 383
Registriert: 1. Jun 2003, 14:05

Re: Brauche ich eine Therapie?

Beitrag von MadMax »

Liebe Anke!

Entschuldige bitte, dass ich erst jetzt antworte. Ich musste für 2 Tage ins Krankenhaus.

Du schreibst, Du seist früher ein sehr starker Mensch gewesen und dies hätte sich dann irgendwann geändert. Wenn ich so an mich denke, dann muss ich sagen, dass auch ich mich in früheren Jahren (sprich als Kind) als recht stark angesehen habe und mit mir zufrieden war. Mittlerweile weiss ich aber, dass sich über die Jahre hinweg "Spannungen" aufgebaut haben, die ich zunächst gar nicht wahrgenommen habe (die nun jedoch in die Depression gipfelten), deren Ursachen aber weit zurück liegen und somit auch in der "starken Phase" zu suchen sind.
Ich will damit sagen, dass es ganz und gar nicht widersprüchlich sein muss, früher stark gewesen zu sein und heute das genaue Gegenteil darzustellen. Einer Depression liegt immer eine sehr komplexe Ursache bzw. verschiedene miteinander kombinierte Ursachen zugrunde, die Auswirkungen kommen aber erst Jahre später zum tragen.

Ist es nicht denkbar, dass Du früher viel zu viel für andere da warst? Du schreibst ja, Du seist immer für andere da gewesen, hättest geholfen und wolltest es immer allen recht machen. Kann es nicht sein, dass Du Dir dadurch eine Menge Druck gemacht hast? Natürlich ohne es zunächst wahrzunehmen. Irgendwann hast Du es dann doch gemerkt und bist quasi als Selbsverteidigung ein wenig egoistischer geworden. An diesem Punkt mag sich die Depression zum ersten Mal gezeigt haben. Ohne dass Du es so bewusst gemerkt hast, hast Du versucht, diesen Es-Allen-Recht-Machen-Müssen-Druck von Dir zu nehmen.
Deswegen mag es ja durchaus stimmen, wenn Deine Freundin sagt, der Zeitpunkt des Egoistischer-Werdens und der der allgemeinen Verschlechterung würden zusammenfallen. Allerdings ist das Egoistischer-Werden nicht der Auslöser für die Verschlechterung, sondern Symptom dieser. Es dient nur zum Selbstschutz, ausgelöst durch die ausbrechende Depression.

Was Du da sagst von wegen "Jeder seines Glückes Schmied" mag zwar bis zu einem gewissen Grad zutreffen, aber bei uns Depris funktioniert das leider nicht mehr so einfach. Selbst wenn der Wille und die Vernunft noch da sind, so muss der Körper doch noch lange nicht mitspielen wollen. Dann sollte man sich in seinem Glück auch von anderen helfen lassen, nämlich in Form eines Therpeuten.


Ich hoffe sehr, Dir geht es wieder etwas besser!

Ich wünsche Dir das Beste!

Mad Max
Anke1972
Beiträge: 16
Registriert: 24. Jun 2003, 12:16

Re: Brauche ich eine Therapie?

Beitrag von Anke1972 »

Lieber Mad Max,

ich hoffe, es war nichts ernstes und dir geht es gut.

Mir geht es leider heute nicht ganz so gut. War die ganze letzte Woche schon ziemlich unten und heute ist es besonders schlimm. Sitze schon den ganzen Morgen im Büro und versuche, die Tränen zurückzuhalten. Das würde dann wohl nicht ganz so gut aussehen.

Habe am Donnerstag einen Termin beim Arzt und hoffe, dass er mir helfen kann. Im Moment bin ich ziemlich fertig und würde mich gerne zu Hause verkriechen. Aber das geht leider nicht.

Liebe Grüße
Anke
MadMax
Beiträge: 383
Registriert: 1. Jun 2003, 14:05

Re: Brauche ich eine Therapie?

Beitrag von MadMax »

Liebe Anke!

Soweit geht's mir wieder einigermaßen gut, danke! Verdacht auf Blinddarm, haben aber nichts gefunden. Wer weiss, ob die Depri nicht wieder irgendwas damit zu tun hat?

>Sitze schon den ganzen Morgen im Büro und versuche, die Tränen zurückzuhalten. Das würde dann wohl nicht ganz so gut aussehen.

Ja, das verstehe ich. Da hat man das Bedürfnis, seinem ganzen Kummer nach Aussen zu tragen, aber man muss tapfer seine Rolle weiterspielen und sich bloß nichts anmerken lassen.

Warum kannst Du Dich nicht zu Hause verkriechen? Meintest Du nur, weil Du gerade auf der Arbeit bist oder kannst Du das allgemein nicht?

Arbeite doch erst einmal ganz langsam auf den Donnerstag hin. Da kannst Du Deinen ganzen Kummer jemandem mitteilen, der das verstehen sollte und Dich ganz bestimmt nicht einfach so sitzen lässt.
Kannst Du Dich nicht vielleicht sogar ein bisschen darauf freuen, Deinen Ballast dort loszuwerden?

Ich wünsche Dir alles Gute! Halt durch!

Mad Max
Anke1972
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Re: Brauche ich eine Therapie?

Beitrag von Anke1972 »

Lieber Mad Max!

Also heute geht es mir schon besser. Bin nicht mehr den Tränen nahe. Allerdings bin ich wohl immer noch nicht wirklich belastbar. Ich habe das Gefühl, mein Kopf ist total leergefegt und ich kann nur sehr langsam denken. Kann mich auch nicht richtig konzentrieren.

Ich möchte mich nicht zu Hause verkriechen weil ich Angst habe, dass ich dann so schnell nicht wieder da rauskomme und dass es dann nur noch schlimmer wird. Das möchte ich auf keinen Fall.

Wünsche dir auch alles Gute!
Anke
MadMax
Beiträge: 383
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Re: Brauche ich eine Therapie?

Beitrag von MadMax »

Hallo Anke!

Leergefegt, langsam denken, nicht richtig konzentrieren können.... Ja, sehr nachvollziehbare Dinge. Einfach nicht fähig, anständig arbeiten zu können. Einfach alles zuviel.

Suchst Du Dir ganz gezielt Dinge aus, die Du machst, damit Du Dich nicht zu Hause verkriechst? Oder sind das Dinge, die gemacht werden müssen und den Nebeneffekt haben, dass keine Zeit mehr zum Verkriechen bleibt?
So ganz negativ bin ich dem Verkriechen gegenüber gar nicht eingestellt. Obwohl Du Recht hast, die Gefahr des ZUVIEL-Zurückziehens besteht. Wenn Du Dir aber bewusst Sachen vornehmen und die dann auch wirklich durchziehen kannst, wäre doch ein Deal möglich: Ruhig dem Körper und dem Kopf Entspannung gönnen, denn die tut garantiert gut, aber sich AUCH zwingen, rauszukommen und andere Dinge zu tun.

Viele liebe Grüße schickt Dir

Mad Max
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