ein ewiger Kreislauf

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Christina
Beiträge: 34
Registriert: 17. Apr 2003, 08:50

ein ewiger Kreislauf

Beitrag von Christina »

Hallo zusammen,
ich bin neu auf diese Site und froh diese gefunden zu haben.
Ich stelle mich kurz vor: Christina, 41J., alleinerziehende Mutter einer jetzt 15J. Tochter , Ende Juni 2003 beende ich eine Umschulung zur Bürokauffrau (ob positiv oder negativ bleibt abzuwarten), lebe zum zweiten Mal in Scheidung , und leide seit Anfang 2000 unter immer wieder kehrenden mal weniger mal mehr heftigen Deprischüben. Auslöser dafür ist der plötzliche unerwartete Tod meiner Mutter (61J.) im Oktober 1998.
Mal himmelhochjauchzend und dann wieder zu Tode betrübt, so geht das seit 3 Jahren. Ich habe in den letzten zwei Jahren während der Umschulung viele Fehlzeiten gehabt und meinen Haushalt vernachlässige ich ständig.
Bei meiner Tochter gebe ich mir sehr Mühe es nicht zu tun, aber ich glaube leider das auch sie Defizite erleiden muss.
Ich will mich auch immer wieder gegen diese Anfälle wehren, weil ich mich spätestens am nächsten Tag tierisch über mich selber ärgere, das ich mich wieder so hängen ließ.
Ich empfinde es als einen elenden Teufelskreis aus dem ich nicht wirklich ausbrechen kann.
Ich kapsel mich viel von Freunden und Familie ab, in meine Wohnung lasse ich ungern andere Menschen(kein Wunder, so wie es hier manchmal aussieht).
Auch habe ich das Gefühl das ich mich gern so richtig in meinem Elend ergehe .
Seit Anfang nehme ich Antidepressiva und bin in Therapie, zur Zeit wieder 14 tägig.
Ich möchte wieder fröhlich sein und am Leben teilnehmen.

Seid alle lieb gegrüßt.
Christina
tomroerich
Beiträge: 3102
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
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Re: ein ewiger Kreislauf

Beitrag von tomroerich »

Hallo liebe Christina,

diesen Teufelskreis kennen viele hier. Aus deinem Beitrag geht so deutlich hervor, dass du dich schuldig fühlst an diesem Zustand- du ärgerst dich über deine depr. Phasen, du sprichst von Vernachlässigung deines Haushaltes und dass du dich in dein Elend ergehst. Hast du wirklich eine Wahl, das momentan anderes zu machen? Bei Depr. ist es ja doch eher so, dass man diese Kraft- und Antriebslosigkeit eben nicht aus eigener Kraft überwinden kann- trotzdem fühlt man sich schuldig und als Versager. In diesem Zustand einen Alltag zu bewältigen ist eben furchtbar schwer, manchmal einfach unmöglich.

Du nimmst also seit 3 Jahren ein AD? Es scheint dir dann nicht zu helfen, haben du und dein Arzt denn nie über einen Wechsel nachgedacht? Ich habe auch einmal den Fehler gemacht, mich mit einer halblebigen Verbesserung durch ein AD zufrieden zu geben. Man ist dann ja schon sehr dankbar, dass es überhaupt ein wenig besser wurde aber wenn du das richtige Medi hast, dann sollte die Wirkung auch richtig durchschlagend sein.

Was mich auch interessieren würde: Wodurch hast du denn das Gefühl, dich in deinem Elend zu ergehen, wozu dient dir das Elend denn, dass du es suchst?

Herzlicher Gruß von

Thomas
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
Christina
Beiträge: 34
Registriert: 17. Apr 2003, 08:50

Re: ein ewiger Kreislauf

Beitrag von Christina »

Lieber Thomas,
erstmal lieben Dank für Deine Antwort.

Ja warum ergehe ich mich darin bzw. suche ich es??? Wenn ich das wüßte wäre ich sicher wieder ein Stück weiter.
Eins haben meine TH und ich schon festgestellt: Das kleine Mädchen in mir ist ein Trotzkopf und stur ohne Ende, so nach dem Motto, wenn mich keiner mag dann eben nicht und wenn etwas nicht klappt, pphh wozu sollte es auch klappen. Und die erwachsene Christina hat nicht die Kraft dagegen anzugehen.
Das Medi ist schon der zweite Versuch, es fand schon ein Wechsel statt.
Aber im Moment habe ich das Gefühl auf der Stelle zu treten mit dem Medi und der Therapie(was auch an mir liegt).

LG Christina
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: ein ewiger Kreislauf

Beitrag von susan »

Liebe Christina

ich habe seit meiner Kindheit Depressionen, erkannt wurden sie aber erst 2001. Ich nehme seitdem AD's und mache eine VT. Du hast Recht, es ist nicht einfach, mit den ständigen Auf und Ab's zu leben. Ich habe für mich herausgefunden, das es erträglicher ist, wenn ich den Zustand akzeptiere, wenn ich mich nicht an dem messe, was ich mal geleistet habe. Mir einzugestehen, das mein Leistungsvermögen, mein Elan auf ein Minimum geschrumpft ist, fiel mir nicht leicht.

Als Depri bin ich immer wieder angetan, mit mir unzufrieden zu sein, das was ich tue, als "zu wenig" zu empfinden. Dabei vergesse ich oft, das auch die kleinen Dinge mich viel Kraft gekostet haben und sie es wert sind, beachtet zu werden.
Du hast doch immens viel geschafft, ziehst dein Kind groß, machst die Umschulung....du brauchst dich also nicht ärgern , wenn du mal "durchhängst", das gehört dazu - immer Kraft haben für alles, das geht nicht. Es braucht auch Pausen zum Luftholen und oft auch, um Klarheit zu bekommen, sich neuorientieren. Du machst es dir schwer, wenn du dich dagegen wehrst. Sieh was du alles erreicht hast, sei stolz auf dich und sage dir, DIESE Auszeiten gehören dazu

Ja, wieder lachen, wieder richtig leben - da habe ich für mich entschieden:
...auch kleine Momente können großartig sein

Lieber Gruß
Susan


Christina
Beiträge: 34
Registriert: 17. Apr 2003, 08:50

Re: ein ewiger Kreislauf

Beitrag von Christina »

Liebe Susan,

was habe ich denn Großes geleistet???

Zwei gescheiterte Ehen, diverse konfuse Beziehungen, keinen Job in Aussicht, kleine mickrige Wohnung...all die Jungmädchenträume im A...sorry.
Mein Vater ist megaenttäuscht über das Ende der letzten Ehe, welches ich herbeiführte, weil ich mich nicht mehr wohl fühlte mit Ihm.
Die Depressionen versteht er nicht; mein Bruder und seine Frau bekamen jetzt ihr erstes gemeinsames Kind. Ich habe vergangenes Jahr eine Schwangerschaft abgebrochen, weil ich Angst hatte dem Kind nichts bieten zu können und wieder als *Sozialschmarotzer* zum Sozi gehen zu müssen. Dort wirste nämlich als solcher behandelt. Mein Frauenarzt wollte schon dort anrufen, damit ich nicht abbreche.
Und auch mit diesem elenden Gefühl muss ich leben, ich hätte so gern ein zweites Kind gehabt.

Ich könnte stundenlang so weiter schreiben, aber dann sprenge ich hier alles .

LG Christina
Wiz
Beiträge: 18
Registriert: 14. Apr 2003, 16:58
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Re: ein ewiger Kreislauf

Beitrag von Wiz »

Hallo Christina,

ich denke nicht, daß Du den Rahmen sprengst, wenn Du von Dir erzählst.
Manchmal ist es ja schon ermutigend, wenn man liest, daß es auch andere gibt, die gleiche Probleme haben und den selben Kampf mit sich selbst fechten. Was kann ein Therapeut schon sagen, wenn er die selben Gefühle nie hatte? Er kann Dir helfen an die Wurzel zu kommen und die zu bearbeiten, aber ich denke im Loch kann er Dir allenfalls beistehen, dir aber nicht 'raushelfen.

liebe Grüße
Wiz


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In einer irrsinnigen Welt vernünftig sein zu wollen,



ist schon wieder ein Irrsinn für sich. (Jean Marie Arouet Voltaire)
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