Geht es auch ohne ADs?

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Nachttaube
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Geht es auch ohne ADs?

Beitrag von Nachttaube »

hallo an alle, ich nehme seit etwaa 5 Monaten ADs. Zuerst Citalopram, jetzt Paroxetin (60mg). Citalopram: Neben zu vielen Nebenwirkungen hatte ich eigentlich das Gefühl, es würde mir schlechter gehen (nur noch Tränen, Suizidgedanken) Paroxetin: eigentlich auch ein Fehlschlag. Ich fühle mich nicht besser oder schlechter, einfach nur gedimmt. Während ich ohne ADs wunderbar meinen Job erledigen konnte (Eigenverantwortung und Motivation ist sehr hoch), kann ich es jetzt nur unter größter Schwierigkeiten (keine Konzentration, erst Termindruck macht mich zum Arbeitstier). Ich bin nur noch gleichgültig und seeehr Müde. Heute hatte ich ein Gespräch mit dem Therapeuten. Er gab mir zwei Alternativen: Natürlich absetzen und ohne Ads probieren, oder ein anderes AD nehmen. Wer von euch hat Erfahrungen, die Situation ohne Medis durchzustehen? Wie hoch muss der Leidensdruck sein, um doch auf ADs zurückzugreifen. Und wichtig: wer kann mir sagen, wann ein AD optimal wirkt??? Oder anders ausgedrückt: erwarte ich zuviel von den ADs? Ich möchte durch das AD entspannter, gelöster, fröhlicher sein. Nicht so wie jetzt unter AD, gleichgültig, müde und fahrig. so long
pauli
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Beitrag von pauli »

Hallo Nachttaube, ja, ich habe Erfahrung es ohne AD durchzustehen. Es war zeitweise die Hölle und ich hab gedacht, dass es mit AD leichter wäre. Mein doc war aber irgendwie dagegen, mir AD zu verschreiben. Er war der Meinung, dass in meinen Fall damit zuviel verdeckt würde. Ich dachte, dass mich dieser blöde doc nur unnötig leiden lässt und war auch total enttäuscht. Nur einmal hat er mir, in einer ganz schlimmen Phase etwas gespritz, doch ich weiß bis heute noch nicht mal was es war. Es war ist mir aber auch egal, es hatte auf alle Fälle mir sehr gut getan. Jetzt, mit ein wenig Abstand sehe ich die Sache anders. Ich bin froh, dass ich nicht ständig irgendwas neues ausprobieren musste, bis es endlich passt und auf Nebenwirkungen hätte ich auch keine Lust. Für mich persönlich ist die Therapie wohl auch viel wichtiger. Und ich muss ja zugeben, dass ich jederzeit zu sogenannten Notfallstunden konnte und einmal kam der doc sogar zum Hausbesuch. Ich muss sagen, dass es wohl sehr individuell alles ist. Bei vielen sind die ADs die Voraussetzung, um eine Therapie überhaupt anfangen zu können. Machst du auch eine Therapie? so long Pauli
pascale
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Beitrag von pascale »

hi nachttaube, auch ich reise ohne ad's. auch bei mir war es so - wie bei pauli -, daß mein thera nicht wollte, daß ich medis nehme. hab die schlimmste phase somit auch ohne überstanden, aber frag nicht wie. und da ich nicht in der lage bin, mit einer thera etwas anfangen zu können, war das nicht gerade einfach. wie hoch der leidensdruck sein muß um doch auf medis zurückzugreifen? das kann ich dir somit nicht sagen - ich hatte dafür alternativen gefunden. hm... ich glaube, da wären dann medis doch wesentlich effektiver und gesünder... somit ist das wohl eine frage, die sich jeder selbst beantworten muß. nur sollte man nicht so lange warten, bis es fast zu spät ist. gruß pascale
Nachttaube
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Beitrag von Nachttaube »

danke Ihr beiden, es hört sich nicht wirklich ermutigend an es ohne durchzustehen. Habt Ihr in der Zeit arbeiten können? Mir ist meine Arbeit sehr wichtig, ein "Ausfallen" will ich mir nicht leisten. Als ich mit den ersten Thera-Versuchen angefangen habe, nahm ich noch keine AD. Es war die Hölle. Mein Artz ist positiv wg. Medis eingestellt. Ich habe am Mittwoch einen Termin bei Ihm und werde in dazu befragen. so long
Albert Keim
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Beitrag von Albert Keim »

Hallo Nachttaube, ich habe meine Depressionen ohne Medikamente durchgestanden und habe mich damals entsprechend gefühlt. Relativ spät bin ich dann zum Arzt gegangen, da war das Schlimmste schon vorbei. Ich hatte Glück, denn jener Nervenarzt hat nicht auf den Medis bestanden, sondern mit gezielten Fragen an meine Probleme gerührt. Später hatte ich weitere Depri-schübe. Rückblickend möchte ich sagen, dass mir die ständige Bereitschaft von Ansprechpartnern in der Familie und im beruflichen Umfeld mir geholfen hat, die Tiefs zu überwinden. Ich hatte auch ein Jahr Auszeit gehabt. Heute nach 15 Jahren Erfahrung bin ich soweit, dass ich die Anfänge eines Depressionsschubs erkenne und rechtzeitig gegen arbeiten kann. Ich habe Fallberichte aus anderen Ländern über Kranke mit schweren Depressionen, die zur Behandlung monatelang von der Außenwelt isoliert waren, kein Wort über Medis wurde verloren, aber einiges über eine intensive, tägliche Betreuung und Zuwendung durch Heilkundige und erfolgreich. Die Frage der Medis muss jeder für sich beantworten und weil jeder Depri-Kranke einzig ist, muss er auch individuell behandelt werden. Du schreibst von zwei ADs, welche du probierst, aber es soll über 50 geben, wobei es sechs Wochen braucht, bis sich eine Wirkung zeigt. Wenn die vom Hersteller versprochene Wirkung nicht eintritt, sondern sogar das Gegenteil, hat der Therapeut natürlich Recht mit seinem Vorschlag. Ohne AD würde ich es aber nur versuchen, falls ich wie vor Jahren einen ständig erreichbaren Ansprechpartner hätte, zu dem ich volles Vertrauen habe; ich hatte damals ein ganz unverschämtes Glück. Nachdenkliche Grüße mit guten Wünschen für dich Albert
pascale
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Beitrag von pascale »

ja, nachttaube, habe in der zeit gearbeitet. wie? die letzte zeit eigentlich nur noch so, daß ich morgens zur arbeit ging, die aktenstapel betrachtete und stundenlang davor saß - schwer beschäftigt aussah und nichts tat. einzig die fristenkontrolle, die hatte ich wenigstens noch so gerade auf die reihe bekommen. zum glück konnte ich meine arbeit so deligieren, daß es nicht auffiel. aber mir fiel es auf, mehr und mehr. zum schluß wußte ich gar nicht mehr, wie arbeiten überhaupt funktioniert. ich wechselte zu einem freund in die firma - keine besserung. die niederlassung wurde geschlossen und ich war ungefähr ein jahr arbeitslos. in dem jahr fing es an, daß es mir minimal besser ging. dann fand ich wieder arbeit - die panik war da. ich wußte, ich konnte nicht arbeiten und ich wußte, ich mußte arbeiten, da keiner für mich sorgt. ein jahr ging das dann so weiter - mit entsprechend freundlicher behandlung meiner vorgesetzten. ich resignierte, da ich wußte, daß ich ihr nicht gerecht werden konnte und ließ alles weiterlaufen. dann fing es an mir wieder besser zu gehen. je besser es mir ging um so besser konnte ich arbeiten - fand ein wenig meiner konzentration wieder und damit ein klein wenig vertrauen in meine eigene person hinsichtlich der fähigkeit arbeiten zu können. das alles ist nun zwei jahre her. aber selbst heute noch werde ich von diesen ängsten immer noch begleitet - die angst, nicht mehr arbeiten zu können. hm... mir war meine arbeit auch sehr wichtig - ziemlich wichtig sogar. heute weiß ich jedoch, daß mir etwas anderes wichtiger ist: zu lernen wie man lebt. bye, pascale
Albert Keim
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Beitrag von Albert Keim »

Hallo Nachttaube, zur Frage der Arbeit als Nachtrag: ich bin mit meiner schlimmsten Depression von einem Auslandsjob zurückgekommen, kehrte in mein Elternhaus zurück, ein Glücksfall. In dieser Zeit war ich arbeitslos und habe die Depression ausgesessen. Ein Jahr später habe ich eine eigene Wohnung genommen und einige Monate danach eine freiberufliche Tätigkeit anfangen, aber entsprechend meinen Vorkenntnissen. Danach hatte ich mehrere Zeitverträge, habe aber immer nebenbei noch freiberuflich als Gutachter gearbeitet und zwischen den Anstellungszeiten auch hauptberuflich als Gutachter. Diese freiberufliche Tätigkeit hat mir gewisse Flexibilitäten ermöglicht. Ich bin so über manche Schwierigkeiten besser weggekommen, hatte aber auf der anderen Seite Probleme mit der Einsamkeit. Also mit Vor- und Nachteilen. Parallel dazu habe ich mehrere Therapien gemacht. Alles Gute Albert
juan chili
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Beitrag von juan chili »

es daurt zwischen 1-3wochen bis antidepressiva wirken und keine 6 wochen
Albert Keim
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Beitrag von Albert Keim »

Danke Juan für die Berichtigung Albert
Nachttaube
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Beitrag von Nachttaube »

ich habe keine Vertrauten, bzw. Ansprechpartner, mit meiner Depressiven Gedankenwelt bin ich ganz alleine.Da ich ein ausgesprochener Karriere-Typ bin, will ich mir keine Brüche (Auszeiten, Fehlzeiten, Stellenwechsel) leisten. Für mich heißt es also, ADs suchen, die passen, um fit zu bleiben. Ich bin sehr vergnügungssüchtig, so dass ich auch auf das gute Geld nicht verzichten möchte. Wie lange halte ich noch durch? in Liebe
Captain Kirk
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Beitrag von Captain Kirk »

Commander Data

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Beitrag von Commander Data »

Hallo Nachttaube, Karrieretyp - vergnügungssüchtig - Geld - keine Freunde - Tränen - Suizidgedanken... Wie lange willst du dir selbst noch davonlaufen? Du hast auf Dauer keine Chance. Dein Schatten lacht schon über dich. Bald wird er dich eingeholt haben, und dann... Nachdenkliche Grüße Data
Dys
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Beitrag von Dys »

Quote:ich habe keine Vertrauten, bzw. Ansprechpartner, mit meiner Depressiven Gedankenwelt bin ich ganz alleine.Da ich ein ausgesprochener Karriere-Typ bin, will ich mir keine Brüche (Auszeiten, Fehlzeiten, Stellenwechsel) leisten. Für mich heißt es also, ADs suchen, die passen, um fit zu bleiben. Ich bin sehr vergnügungssüchtig, so dass ich auch auf das gute Geld nicht verzichten möchte. Wie lange halte ich noch durch? in Liebe Nachttaube, wie lange du das noch durchhältst, kann dir keiner sagen. Ich vermute auch mal das dies nicht deine eigentliche Frage an das Forum ist, oder? Versuch mal zu formulieren was du möchtest, du wirst sicher gutgemeinte Ratschläge bekommen.
hobbit
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Beitrag von hobbit »

Hmmm, nachttaube, ich begreife eine ausgemachte Depression als Warnsignal, als ein Indiz dafür, dass man sich selbst überlastet und fundamentale Bedürfnisse von Leib und Seele ausblendet. ADs sind nun mal keine Wunderdroge, die eine Depression unterdrücken und Dich so funktionieren lassen, als wäre nichts geschehen. Die Wirkung, die Du Dir scheinbar erhoffst, kennt man eher von diesem weißen kolumbianischen Pulver, das man auf Handspiegeln drapiert und durch die Nase ins Kleinhirn saugt. Ein AD kann die eklatantesten Symptome dämpfen, evt. den Antrieb steigern, die lähmende Verzweiflung abmildern, aber eine nachhaltige Gesundung erreichst Du meines Erachtens nur, wenn Du versuchst, die krankmachenden Lebensumstände zu finden und zu verändern. Das AD versetzt Dich in die Lage, dies endlich zu tun. Eine Depression erfasst das ganze Sein,; der medikamentöse Eingriff zur Korrektur des Hirnstoffwechsels ist nur ein, wenn auch nicht unwesentlicher Teil einer erfolgversprechenden Therapie. Bei einem Beinbruch reichen Gips und Laufschiene; eine Depression ist um einiges vielschichtiger. Es ist höchstwahrscheinlich sinnvoller, eine mehrwöchige Auszeit und Karrierepause einzulegen, als unter Umständen durch einen kompletten Zusammenbruch alles Erreichte zu riskieren. Und vielleicht wirst Du erkennen, dass Du Dich eigentlich nach mehr sehnst, als nach Karriere und Konsum. Oder fürchtest Du Dich davor? Dir alles Beste! Gruß aus dem Ruhrgebiet hobbit
Nachttaube
Beiträge: 295
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Re: Geht es auch ohne ADs?

Beitrag von Nachttaube »

hallo ihr lieben, ich bin endlich wieder Online.
Ihr habt ja recht, natürlich ist die Arbeit meine Droge (andere trinken Alk...ich auch manchmal. Ich möchte aber nicht, dass ihr das mißversteht. Auch ich kenne Liebe und Leidenschaft

Ich habe seit Mittwoch Paroxetin (40mg) in Absprache mit dem Arzt abrupt abgesetzt. Leider vergass er mir zu sagen, dass es zu rasenden Kopfschmerzen, Schwindelgefühl und Schweißausbrüchen kommen kann.
Am Wochenende soll ich mit Noveril retard 120 mg anfangen. Hat jemand Erfahrung mit diesem AD?
liebe grüße
Seila
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Re: Geht es auch ohne ADs?

Beitrag von Seila »

Grüß Dich, Nachttaube, schön wieder von Dir zu lesen.
Leider kann ich Dir zu Deinem neuen MEdi nix sagen, bin selber grad bei Trevilor und hab keine Ahnung ob das nun angeschlagen hat...oder ob ich einfach in dem Sumpf der Depri drin bin...
Die ständige Müdigkeit kenne ich nur zu gut, aber eher von dem Citalopram :-/
Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft undfrische Gedanken.
ciaociao
Kia koe koa
winnie
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Re: Geht es auch ohne ADs?

Beitrag von winnie »

Ich glaub in diesen Thread paßt mein Beitrag wohl am besten...

Man will mir mein AD wegnehmen!!!!!

Ich nehme seit vergangenem Juli Zoloft, erst 50, dann 100mg, und ich glaube, es hat mich wirklich vor Dummheiten bewahrt und mir wirklich geholfen, wieder Licht zu sehen.
Im Mai soll ich ja in eine psychosomatische Klinik, was mir zusätzlich Hoffnung gibt, daß ich wieder auf die Füße komme.
Heute wollte ich ein neues Rezept für Zoloft holen - und der Arzt (der, der mich in die Reha schickte) wand sich, fragte mich, ob das denn wirklich nötig sei, ob ich nicht langsam mal reduzieren wolle. Denn wenn ich erst mal in die Klinik ginge, würden sie mir da eh die Medikamente streichen, von wegen Ziel der vollständigen Heilung, usw. Denn die Krankenkassen machten ja so einen Druck, und das Medikament sei ja so teuer, beides würden sie nicht zahlen, blabla.
Ich muß gestehen, ich hab jetzt ziemlich Angst gekriegt. Denn auch wenn es mir inzwischen klar besser geht als letzten Sommer - ich hab immer noch schlimme Durchhänger und würde mich nicht gerade als geheilt bezeichnen. Was, wenn sie mir das AD tatsächlich streichen? Ich hab noch so gut in Erinnerung, wie schlimm es mir letztes Jahr ging, und ich will das nicht nochmal erleben!!! Ich hab eine Riesenangst davor, wieder abzustürzen - gerade momentan kippel ich wieder sehr, aus verschiedenen Gründen...
Heute hab ich mich nochmal durchgesetzt und mir wenigstens noch eine kleine Packung Zoloft erbettelt (bekam auch nur noch die Billigvariante), aber was mach ich, wenn ich gar nichts mehr krieg?
Ich hab Angst...

Winnie
Caroline1
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Re: Geht es auch ohne ADs?

Beitrag von Caroline1 »

Liebe Winnie

Also ich kann mir nicht vorstellen, dass man dir in einer seriösen Klinik deine Medis absetzt. Dieser Arzt, der dir das heute so nett beibringen wollte, ist das derselbe der dich in die Klinik schickt???? Was die deutschen Krankenkassen und ihre Sparzwänge oder -maßnahmen angeht, so kann ich dir nix dazu sagen, nur scheint es mir total absurd und ehrlich gesagt, ausgesprochen blöde von deinem Arzt zu sein, wenn der Grund, weshalb er dir kein Zoloft mehr verschreiben will, ausschließlich auf diese "Maßnahme" zurückzuführen ist. Ich kenn euer Gesundheitssystem ja nicht, gibts da keinen Hausarzt oder so, der dir das Zoloft noch verschreiben kann, oder eine Billigvariante, das wär ja auch egal? Und wenn alle Stricke reißen sollten, dann weißt du ja, an wen du dich wenden kannst

Sonst frag doch mal in der Klinik telefonisch nach, ob es tatsächlich zu deren Konzept gehören sollte, ein AD auf Teufel komm raus, ausschleichen zu wollen. Das könnte dir zumindest deine Unsicherheit bezüglich dieser Frage nehmen, oder?

Liebe Winnie, ich meld mich am WE bei dir, ja??
Ganz ganz liebe Grüße an dich von
Caroline
artemis
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Re: Geht es auch ohne ADs?

Beitrag von artemis »

Hallo Winnie,
Caros Idee einfach mal in der Klinik anrufen und nachfragen finde ich sehr gut.
Ansonsten habe ich da einen ganz üblen Verdacht. Ist nur ein Verdacht und es muß nicht so sein! Könnte es sein, daß das Buget deines Docs ziehmlich erschöpft ist. Würde mich am Anfang eines Quartals/Jahres zwar ziemlich wundern, aber etwas ähnliches hat mein Vater mal mit einem anderen teuren Medikament (kein AD) erlebt. Er war damit gut eingestellt und plötzlich setzte sein Doc in auf eine Billig-Variante, angeblich völlig identisch. Identisch war aber nur der Wirkstoff und nicht die Darreichuungsform. Das alte war ein Retard und das neue nicht. Mein Vater hat es brav probiert, weil er auch sehr für Kostensenkung ist, hat es aber nicht vertragen (zu heftige NW). Er also wieder zum Doc und wollte doch das alte wieder haben - gut begründet, denke ich. Der Doc: Nein, das kann nicht sein, das ist völlig das Gleiche... bla bla. Er argumentierte aber immer nur mit dem Wirkstoff. Die beiden haben richtig Streit bekommen. Mein Vater war von meinem Bruder (der ist Pharmazeut) gut geimpft, daß gleicher Wirkstoff noch lange nicht gleiches Medikament ist. Nach langem Hin und Her zwischen meinem Vater und seinem Doc kam raus, daß schlicht und simpel die Medi-Kasse des Docs leer ist und er deshalb nur noch das Billig-Zeug aufschreiben kann. Die beiden haben sich dann so geeinigt, daß der Doc das billige aufschreibt, mein Vater sich in der Apotheke aber das teure holt und die Differenz aus eigener Tasche Zahlt. Sowas geht natürlich nur wenn man nicht gerade am Hungertuch nagt.
Diese Geschichte viel mir spontan zu dem merkwürdigen Verhalten deines Arztes ein. Ist nicht gleich aber Ähnlichkeiten gibt es schon, finde ich.
Außerdem ist mir nicht Bekannt, das es Zoloft in einer Billig-Version überhaupt gibt. Den Wirkstoff (Sertralin) gibt es, so weit ich weiß, nur als Zoloft und als Gladem. Und ich meine, daß auch Gladem teuer ist. Was hat dein Doc dir aufgeschrieben? Schau bitte mal genau nach dem Wirkstoff (Retard oder nicht spielt hierbei keine Rolle).
Ich will kein Mißtrauen säen, aber ich möchte auch nicht, daß du verars.... wirst. Informier und wehr dich ggf. Kannst ja auch mal in deiner Apotheke nachfragen, wegen "Billig-Zoloft", vielleicht gibt es das inzwischen ja tatsächlich. Oder frag mal Caro, ob sie dazu was in Erfahrung bringen kann.
Übrigens ich nehme mein Zoloft bereits seit Januar 2002 (mit einer kleinen Unterbrechung). Und die Faustregel bei ADs allgemein lautet: Mitdesten noch 6 Monate weiternehmen, wenn sich die Symptome gebessert haben. Das kann seit Juli letzten Jahren höchstens knapp erreicht sein.
Außerdem sagt mein Gefühl mir, daß es doch frühestens dann sinnvoll sein kann das Medi auszuschleichen, wenn eine Phychotherapie zu greifen beginnt. Da du mit Zoloft gut zurecht kommst, halte ich eine Klinik, die Medis generell ablehnt nicht für sinnvoll.
So, mehr schreiben geht gerade mal wieder nicht. Deshalb wünsche ich die jetzt einfach nur alles Liebe und Gute
Arte
artemis
Beiträge: 912
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Geht es auch ohne ADs?

Beitrag von artemis »

Nachtrag für Winnie:
Ich habe gerade noch mal im WWW nachgesehen zum Wirkstoff Sertralin. Es schein, daß es inzwischen wirklich ein Generika gibt. Es heißt Zosert-50 und kostet nur noch 9 Euro.
winnie
Beiträge: 1683
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Re: Geht es auch ohne ADs?

Beitrag von winnie »

Liebe Caro, liebe Arte,

danke für Eure ausführlichen Antworten!

Ja, vielleicht sollte ich wirklich mal nachfragen, ob das in der Klinik mit dem Medi-Ausschleichen wirklich so gemacht wird. Vom Prinzip her klang die Argumentation schon einigermaßen logisch - der Arzt meinte, immerhin ginge ich ja schließlich in diese Klinik, um gesund zu werden, und das beinhalte ja dann auch, daß ich geheilt (dh ohne weiteren Medikamentenbedarf) entlassen werde. Ich meine, ich würde mich ja freuen, wenn es so einfach ginge, aber ehrlich gesagt glaube ich nicht so recht daran, daß eine Depression, die über dreißig Jahre hinweg gewachsen ist (und deren Ursachen bis zu diesem heutigen Tag nicht mal ansatzweise therapiert wurden), mal eben in acht oder zehn Wochen Reha verschwindet. Ich werde jetzt zum ersten Mal in meinem Leben so etwas wie den Beginn einer gescheiten Therapie erleben, und dafür sollte man doch eigentlich medikamentös stabil gehalten werden, oder nicht?

Und dann fühl ich mich zumindest zum jetzigen Zeitpunkt alles andere als stabil - eben, Arte, ich dachte auch, daß man ADs ausreichend lange nehmen muß, um die Gefahr von Rückfällen zu vermindern - und ein Zeitpunkt, wo ich selbst unter (noch hochdosierten) Medis immer noch regelmäßig mit schwarzen Löchern zu kämpfen habe, erscheint mir nicht unbedingt als geeignet, mich für gesund und keiner weiteren Medikation bedürftig zu erklären.
Gerade jetzt merke ich ja schon, daß es wieder abwärts geht - ein für mich wieder sehr schweres Wochenende hat begonnen, und ich frag mich schon, wie ich das überstehen soll... Nachdem ich durch das Stangyl, das ich ja einige Wochen lang zusätzlich eingenommen hab, gewaltig zugenommen habe, und mich nun zum ersten Mal in meinem Leben mit einer Diät quäle, kann ich mir ja nicht mal mehr die Barmherzigkeit einer Alkoholnarkose gönnen... Jedenfalls gehts mir momentan wieder alles andere als gut - und dann soll ich mit den Medis aufhören???

Das mit dem Budget - im Prinzip zwar möglich, allerdings jetzt zu Beginn des Quartals nicht ganz so wahrscheinlich. Es heißt übrigens immer noch Zoloft, allerdings hab ich jetzt einen billigeren Re-Import gekriegt. Soll mir egal sein, so lange es genauso hilft.
Aber es erscheint mir auch alles völlig konfus. Und kann einen zusätzlich zur Verzweiflung bringen. Ich hab so das Gefühl, ich hab das gleiche Problem wie Nachttaube in diesem anderen Thread - ich wirke einfach zu stabil, stark und gesund, und keiner glaubt mir, daß das alles nur Makulatur ist...

Danke für alles und liebe Grüße,
Winnie
betina
Beiträge: 198
Registriert: 20. Mär 2003, 17:39

Re: Geht es auch ohne ADs?

Beitrag von betina »

Ich lese grade, daß Du Citalogram und anschließend Paroxat bekomme hast. Ohne große Wirkung. Mir geht ebenso. Erst Citalogram, keine große Änderung, darauf hin Paroxat (keine Änderung, nur 30 Pfund zugenommen) Die Ärztin sagte darauf hin, ich hätte die besten Medis bekommen, wenn die nicht helfen, so sei mir nicht mehr zu helfen. HAt sofort keine ADs mehr aufgeschrieben, dann gings mir sehr schlecht, jetzt hat mein HAusarzt mir wieder Citalogram aufgeschrieben. Dabei lese ich hir so oft, daß sehr viel mit ADs probiert wird, bis ein richtes gefunden ist. Liebe Grüße betina
betina
Beiträge: 198
Registriert: 20. Mär 2003, 17:39

Re: Geht es auch ohne ADs?

Beitrag von betina »

Hallo Winnie, ich kann Deine Angst verstehen, daß Du auf einmal ohne ADs bist. In der Klinik wird man Dir sicherlich nicht die ADs streichen, man wird evtl. erst einmal versuchen, die menge der ADs zu verringern. So war es bei mir, Ich hatte seinerzeit 40 mg bekommen, in der Klinik hat man dann über 30 mg auf 20 mg umgestellt. Dieses ging sehr langsam unter Aufsicht vor sich und ich konnte mit 20 mg aus der Klinik entlassen werden. Zuhause wird dann nach WOchen das Medikament abgesetzt und mir ging es gut. Als es nach 2 JAhre wieder schlechter ging, bekam ich zunächst 20 mg, dann 30mg und z.Z. wieder 40 mg. Ich hoffe, daß in der Klinik dieses hervorragend eingestellt wird.

ADs plötzlich abesetzen, sollte nicht sein. HAt mit mir eine Neurologin kürzlich gemacht; es ging mir so schlecht, daß ich es war Wochenende - ins Krankenhaus ging und bekam dort sofort ADs mit, damit ich bis zum Wochenanfang nocht ohne war. Mei nHausarzt hat mir dann weiterhin ADs aufgeschrieben. Lass den Kopf nicht hängen, ich drücke die Daumen, daß alles in Ordnun geht. Tschüß für heute betina
winnie
Beiträge: 1683
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Re: Geht es auch ohne ADs?

Beitrag von winnie »

Liebe Betina,

danke für Deine Antwort!
Ja, ich hoffe auch, daß es dort in der Klinik nicht ganz so knallhart betrieben wird von wegen Absetzen der ADs. Gegen eine Reduzierung - soweit möglich - wäre ja nichts einzuwenden, aber diese Aussage "Da setzen sie Ihnen das Mittel sowieso ab!" meines Arztes hatte mich schon etwas schockiert. Es klang so, als bekäme ich damit mein Ultimatum, daß ich spätestens am Ende der Reha gefälligst komplett gesund zu sein habe. Schön wär's ja, aber ich würde es vorziehen, ohne drohendes Zeitlimit und entsprechendem Druck dahinter vielleicht doch mal so einiges AUFZUARBEITEN...

Lieben Gruß,
Winnie
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