Freundschaften in der Depression - eine heikle Angelegenheit

Salvatore
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Re: Freundschaften in der Depression - eine heikle Angelegenheit

Beitrag von Salvatore »

Hallo ihr Lieben,

jetzt habe ich noch mal Gedankenfutter bekommen - danke @ Otterchen! So habe ich das bis jetzt nicht gesehen, aber du hast recht und damit geht es mir auch deutlich besser. Wenn ich genauer drüber nachdenke, möchte ich die Wahrheit (wenn es denn eine gibt) eigentlich doch nicht so genau wissen. Und ich muss auch keine Entscheidung treffen sondern kann sehen, wohin mich der Weg führt.

Und @Pia, ich muss auch keine Gedanken lesen, weil ich jetzt nicht mehr weiß, was für eine Rolle das überhaupt spielen soll. (Mein Ex-Therapeut ist ein Er, aber ich fand/finde auch, dass er einen guten Job macht.

Zarra, ich versuche, mich an den Taten zu orientieren und nicht kritisch zu hinterfragen. Sicherlich wird sich mit der Zeit herauskristallisieren, wohin die Freundschaft unterwegs ist und ich will das jetzt nicht versuchen vorherzusehen.
Mir liegt viel an ihr und solange sie sich mit mir treffen möchte, werde ich das auch tun. Vielleicht müssen wir beide schauen, wie das zukünftig genau aussehen kann und wie es für uns beide angenehm ist.

Ich danke euch allen für eure Denkanstöße, das hat mir viel gebracht!

Lg, Salvatore
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Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
Zarra
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Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Freundschaften in der Depression - eine heikle Angelegenheit

Beitrag von Zarra »

Liebe Salvatore,

gestern lief mir auf einer sehr schönen Karte folgender Spruch über den Weg; hier nun zumindest der Spruch:

"Freundschaft ist eine Tür zwischen zwei Menschen. Sie kann manchmal knarren, sie kann klemmen, aber sie ist nie verschlossen."
(Balthasar Gracián y Morales)

LG, Zarra
Kronstadt
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Registriert: 20. Sep 2013, 17:15

Re: Freundschaften in der Depression - eine heikle Angelegenheit

Beitrag von Kronstadt »

Guten Abend Salvatore,
nun hast du wieder Zuversicht, das ist schön.
Ich stimme Otterchen und Zarra zu: schwindeln, solange die Nase nicht lang und die Beine nicht kurz werden.
Ich sag auch immer, daß der Eingangsbereich bei M. bis zur Haustür wunderbar aussieht mit den tausend Blumentöpfen und denk im Stillen: Was ein Wahnsinn. Hier möcht ich nicht gießen und kehren.“
Oder bei P. die Badfliesen sind natürlich sehr schön, aber in meinem Bad wären sie nicht.
Wenn ich viel Arbeit und Mühe erkenne, ist aber alles grundsätzlich sehr fein und mein Geschmack oder kleine Schönheitsfehler spielen da gar keine Rolle.

Neulich kam es aber auf die Wahrheit an: A-G. fand sich sehr elegant und vorallem praktisch mit dem Haarersatzteil als Hochsteckfrisur. Die Begeisterung hörte nicht auf und ich griff letztlich zur Keule: „Das macht dich leider 20 Jahre älter .“ Der Fuffi ward nicht mehr gesehen.
Sie hat einen Kauffimmel und zeigte mir den Traum eines neuen Kleides „„traumhaft, sehr schön!“ Sie bedauernd: „...aber ich habe keine Gelegenheit, es anzuziehen.“
Ich erspar mir jeden Kommentar und jeden Vorwurf, weil ich weiß, der kommt in Kürze mit großer Reue aus ihrem eigenen Mund. Dann wird es automatisch auch um die „wirklich wichtigen Themen“ gehen wie Ökologie, Verschwendung, Begrenzung, Rücksicht, Fahrlässigkeit, Weltverbesserung eben.

Mit dieser Freundin ist auch abgesprochen, daß zu Festtagen nichts mehr geschenkt wird, weil jeder genug Dinge hat. Stattdessen wird zum Geburtstag ein Ausflug gemacht
oder anderweitige Kultur, die sich noch finanzieren läßt.
Vielleicht ist das auch ein Tipp für dich: Ich hab schon ein Gedicht für sie auswendig gelernt und vorgetragen, auch schon selber Verse geschmiedet, gerappt oder einen kleinen Tanz für sie einstudiert. Wir haben uns köstlich amüsiert. Das hatte zur Folge, daß sie auch mal ihren Sopran hören ließ, was sie meist verschämt vermeidet.
Und manchmal, wenn eine was sieht, kommt es doch mal zu einer kleinen Gabe, weil man weiß, daß die andere es will und braucht. Dann wird aber nicht bis zum Geburtstag gewartet.
Wir haben viele gemeinsame Themen. Das verbindet uns immer wieder.
Sie schleppte mich mit zum NLP-Arbeitskreis (Neurolinguistisches Programm), den wir dann drei Jahre besuchten. Aufregend.
Die Tage ging es um eine Methode für eine Adventsfeier mit Behinderten, die sie begleitet.
Als ich nach stundenlangem Überlegen die zündende Idee hatte , war sie begeistert und beflügelt, zog glücklich von dannen und ich bin auch zufrieden.
So geht es mal locker, mal ernst, mal langweilig und auch mal nervig , mal mit und mal ohne Wahrheit zu.

In unseren Tiefs sind wir ja oft unsicher, oft fühllos, oft zu streng, wertend, urteilend.. oder sehr sensibel auch durch die ganzen Therapie-Gespräche..Dann haben wir wieder Bedürfnisse, die der andere überhaupt nicht kennt und auch nicht stillen kann.
Wenn es der anderen nun genauso oder ähnlich geht? Ich habe das im Lauf der Zeit doch recht oft gemerkt, daß da auch Belastungen wüten und auch Rücksicht gefragt ist.
Man ist manchmal so mit sich beschäftigt, daß man die Lage des anderen nicht richtig
betrachtet.
Ich habe jedenfalls zunehmend wieder darauf geachtet, ob ich nicht doch noch was zu geben habe. Bei dieser Freundschaft kann ich mitgestalten. Es sind Gemeinsamkeiten und Achtsamkeiten da seit vielen Jahren. Es kann sein, daß Belastungen kommen, denen sie nicht standhält, aber soweit ist es nicht.
Ich grüße mit „Friede, Freundschaft, Weihnachsstolle““

Isala
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