Freundschaften in der Depression - eine heikle Angelegenheit

Salvatore
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Freundschaften in der Depression - eine heikle Angelegenheit

Beitrag von Salvatore »

Hallo liebe Foris,

ich kaue schon den ganzen Nachmittag auf einer Sache herum...
Der Tag meiner Diagnose nähert sich allmählich dem 4. Jahr. Bislang war ich guter Hoffnung, dass meine engsten Freundschaften die Depression überleben, heute zweifle ich daran.
Ein paar sind daran kaputtgegangen, dass ich mich einfach nicht gemeldet habe; unsere "Clique" hat sich im Laufe der Jahre in verschiedene Richtungen verstreut und ich war eine der treibenden Kräfte, die diesen Kreis zusammengehalten hat. Das war mit der Depression aber irgendwann vorbei und leider hat sonst niemand diese Funktion übernommen.

Das ist aber eigentlich nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass mir meine beste Freundin eigentlich geblieben war. Aber obwohl es mir ja inzwischen deutlich besser geht als noch vor einem Jahr, fallen mir die Treffen weiterhin schwer. Und ich spüre schon seit einiger Zeit, dass es ihr umgekehrt genauso geht. Warum ist das so?

Zum einen haben wir inzwischen ein recht unterschiedliches Leben. Wir kennen uns seit unserer Jugend, haben Pubertät, erste Liebe, Liebeskummer etc. zusammen durchgestanden. Jetzt ist es aber so, dass sie zwei Kinder hat und damit einen strukturieren Alltag, ihre finanzielle Lage sieht sehr gut aus.
Ich habe keine Kinder, keinen erwähnenswerten Alltag und die finanzielle Lage ist angespannt.
Worüber reden?
Unsere Gespräche drehen sich im Kreis.
Zum anderen fühle fühle ich mich in meiner Situation nicht richtig verstanden. Bislang habe ich ihr das nicht übelgenommen, habe mir gesagt, es ist für einen Außenstehenden ja auch sehr schwer nachzuvollziehen, ich hatte Verständnis für ihr Unverständnis. Ab heute aber nicht mehr.

Ich bin es leid, immer dieselben Dinge erklären zu müssen. Ich sage ihr jedes Mal, dass mein Gehirn nicht wie früher funktioniert, dass ich mir Sachen nicht merken kann und dass man das Pseudo-Demenz nennt. Dennoch ist sie jedes Mal gekränkt, wenn ich mich an Einzelheiten aus Gesprächen nicht erinnern kann. Und auch wenn sie es nicht ausspricht, hege ich den Verdacht, dass sie die Pseudo-Demenz für eine lahme Entschuldigung für Desinteresse hält.

Wir hatten mal eine Entspanntheit zwischen uns, die längst verlorengegangen ist. Ich hätte sie gerne zurück, bin mir aber nicht mehr sicher, ob das noch gelingen kann. Unsere Treffen empfinde ich als Pflichtveranstaltung für beide Seiten.

Ich habe es über die Suchfunktion probiert, aber keinen Thread gefunden, der für mich passte; meistens geht es um Freundschaften, die relativ am Anfang der Diagnose stehen.
Nun frage ich also vor allem die schon länger Erkrankten: habt ihr Freundschaften (nicht mit Leuten, die selbst betroffen sind/waren), die euch trotz längerer Erkrankung geblieben sind? Hattet ihr auch solche Täler und gibt es eine Möglichkeit, sie zu überwinden? Wie?

Oder hat sich diese Freundschaft vielleicht einfach rettungslos festgefahren? Sollten wir uns trotzdem weiter treffen und hoffen, dass sich die Lage auch wieder entspannt? Oder erstmal auf Abstand gehen?

Ich bin traurig, unsicher und verwirrt. Würde mich freuen, eure Gedanken dazu zu lesen.

Gute Nacht,
Salvatore
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Haferblues
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Re: Freundschaften in der Depression - eine heikle Angelegenheit

Beitrag von Haferblues »

Hallo Salvatore,

du sprichst ein interessantes Thema an. Freundschaften, die eine Depression überleben. Schwierig. Freundschaften sind überhaupt schwierig, wenn die Lebensumstände total unterschiedlich sind. Manche Freundschaften laufen sich auch ohne Depression einfach tot.

Ich selber hab auch viele Leute vergrault, weil ich mich jahrelang immer zurückgezogen habe. Nirgends gemeldet. Manche Freundschaften verlaufen so in Wellenbewegungen. Mal sieht man sich häufig und hat sich viel zu sagen – dann sieht man sich mal monatelang gar nicht. Ich habe zwei Leute, mit denen ich seit vielen Jahren mehr oder weniger eng befreundet bin. Eine Freundin, die ich seit bald 30 Jahre kenne. Wir haben uns zwischendurch auch lange nicht gesehen. Wenn wir aber zusammen kommen, haben wir uns immer was zu sagen. Einen Freund, der selber psychisch bisschen neben der Kappe ist, den kenne ich schon eeeeewig. Der versteht das, dass ich manchmal einfach nix hören und sehen will. Dem geht das auch so.

Es ergeben sich auch mal neue Freundschaften. Wichtig ist halt, dass man irgendwas gemeinsam hat. Bei meiner derzeit engsten Freundin und mir ist es schlicht und ergreifend der Hund. Wir gehen jeden Tag zusammen Gassi. Wir haben beide wenig Kohle und können beide keine Menschenmassen vertragen. Die findet es z. B. nicht schlimm, dass ich meinen Hintern vergessen würde, wenn er nicht festgewachsen wäre. Wir witzeln dann immer über meinen Alzheimer.

Tja, viel Gescheites kann ich dir nicht sagen. An deiner Stelle würde ich mich schon weiter mit der Freundin treffen – vielleicht nicht soooo oft. Und nicht ZU hohe Ansprüche stellen an die Gespräche. Manchmal plätschert der Smalltalk halt so vor sich hin. Dann kommt man sich wieder näher – oder auch nicht.

Viele Grüße
Rifka
Lebenskünstler sind Menschen, die schon vollkommen glücklich sind, wenn sie nicht vollkommen unglücklich sind.
Danny Keye
Lappi
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Re: Freundschaften in der Depression - eine heikle Angelegenheit

Beitrag von Lappi »

Hallo.

Leider teile ich deine Erfahrungen. Früher hatte ich trotz akuter Erkrankung ein stabiles soziales Netzwerk. FreundInnen, bei denen ich zu jeder Tages- und Nachtzeit hätte anrufen können (umgekehrt ebenfalls).

Doch im Laufe von Jahr(zehnt)en sind keine echten Freundschaften mehr übriggeblieben. Nur ein Freund ist noch da, doch auch diese Beziehung gestaltet sich schwierig.

Alle sind es im Laufe der Erkrankung wohl müde geworden. Die Dimensionen sind zu heftig anzusehen. Die Alltage haben sich zu konträr entwickelt. Alle sind beruflich eingespannt, brauchen ihre Kräfte dort. Es bleibt also weder Raum noch Zeit für weitere Belastungen.

Die Einsamkeit im Alltag schmerzt. Obwohl ich versuche, neue Kontakte zu knüpfen, spüre ich doch, dass die Enttäuschungen der letzten Jahre mich da haben vorsichtiger werden lassen. Die Erwartungen sind geringer geworden. Der Glaube an echte, beständige, authentische Kontakte ist kaum noch vorhanden.

Einzelne Kontakte der Vergangenheit pflege ich/wir noch. Aber die Inhalte haben sich verändert. Doch spüre ich in mir, dass ich mich scheue, meine Enttäuschungen zu formulieren. Allein aus der Angst heraus, auch diese letzten Beziehungen zu verlieren. Und ich will keine Belastung sein, werde aber wahrscheinlich dennoch als solche wahrgenommen.

Schwierig. Kann dir also keinen hilfreichen Rat geben, außer deine eigenen Erwartungen an die Freundschaft noch mal für dich zu reflektieren, um dann den Kontakt zu deiner Freundin vielleicht ein wenig anders zu definieren?

Lappilady
bigappel
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Re: Freundschaften in der Depression - eine heikle Angelegenheit

Beitrag von bigappel »

Liebe Salvatore,

Du weisst, ich bin Angehörige.

Trotzdem möchte ich ein paar Zeilen an Dich richten, weil ich persönlich denke, dass möglicherweise die psychische Komponente gar nicht das ausschließliche Problem ist.

Beispiel:

Du weisst, ich war/bin selber schwer krank;
in der Zeit der akuten Krebs-Phasen benötigte ich meine Kraft ausschließlich für meine Tochter; auf Freundesgespräche hatte ich so rein gar keine Lust, zumal meine beste Freundin auch nicht wusste, mit mir umzugehen (Krebs = Angst).

Die Freundschaft (22 Jahre) ist geblieben,
trotz zusätzlicher örtlicher Entfernung
- ehemals Studienkollegin -.

Allerdings verändert sich diese.

Ich hab Kind, gescheiterte Beziehungen inklusive aller damit verbundenen Themen durch; sie ist nach wie vor für sich allein verantwortlich.

Sie ist nicht weltfremd; trotzdem gibt es Bereiche meines Lebens, die sie nicht nachfühlen kann, weil sie eben nicht betroffen ist.... sie hat sich weiter entwickelt... ich mich auch... in unterschiedliche Richtungen.

Wie gehen wir damit um?

In den Bereichen, wo ´s passt; sind wir gern zusammen; allerdings gibt es Bereiche (z.B. gemeinsame Urlaube, die wir in jungen Jahren massiv ausgelebt und geschätzt haben), die gehen gar nicht mehr.

So what?

Beziehungen verändern sich;
immer im Leben;
egal bei wem.

Ich möchte Dich ermutigen, mit Deiner Freundin zu sprechen.
Jawohl!

Sprech mit ihr über Dein Gefühl, Deine Gedanken; vielleicht klärt es sich.

Ich weiss nicht, ob sie die Pseudodemenz Dir abnimmt; vielleicht kann sie sich einfach nicht vorstellen, wie das möglich sein kann.

Du hast keine Kinder, liebe Salvatore.
Du weisst aber, das die Geburt eines Kindes
unter Schmerzen erfolgt - sofern keine Narkose -.

Die Schmerzen, über 24 Stunden und mehr ggf. kann aber nur wirklich nachvollziehen, wer sie erleben durfte (oder musste ).

Ist das gemein?
Nein, normal.

Ich kann Dir als Angehörige, die tag täglich erlebt, welche Auswirkungen Pseudodemenz, Abulie & Co. haben.... versichern, dass es ohne es selber im Alltag mitzuerleben, nicht nachvollziehbar ist.

Ohne bösen Willen.

Liebe Salvatore: guck, wie es sich entwickelt.... wird es... so oder so.

Und ein möglicherweise veränderter Umgang, gerade, wenn die Leben so unterschiedlich sind, gehört zum Leben.... hat aber mit Deiner Erkrankung nix zu tun.

Fühl Dich bitte gedrückt, wenn Du magst.

Herzliche Grüße
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Regenwolke
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Re: Freundschaften in der Depression - eine heikle Angelegenheit

Beitrag von Regenwolke »

Liebe Salvatore,

ja, meine Freundschaften haben sich auch sehr verändert, über die Jahre. Nicht aufgelöst, aber schon teilweise so verändert, dass ich mich frage, was uns noch aneinander hält.

Ich sehe gar nicht direkt die Krankheit selber als Ursache, sondern ein immer größeres Auseinanderklaffen der Lebenswege.
Meine engen Freunde stammen alle aus Zeiten, als ich besser "funktioniert" habe, die Freundschaften sind 20, 30 Jahre alt. Sie haben "normale" Lebenswege, Partnerschaft, Beruf, z. T. Kinder. Entweder sind sie beruflich sehr sehr eingespannt, oder aber wegen kleiner Kinder familiär.

Ich arbeite wenig, in einem geschützten Rahmen, habe keine Familie, habe also viel mehr Zeit, bin aber viel schneller erschöpft und gehe die Dinge viel langsamer an.
Ich habe sehr viel weniger Geld, d.h. gemeinsame Freizeitgestaltung kann schwierig sein, von Urlauben kann ich nicht erzählen, usw.
Die Dinge, die mich beschäftigen, die Sorgen, die ich habe, das sind andere.

Aber irgendwie ist dann auch wieder viel alte Vertrautheit da, etwas Geschwisterliches, Famliäres. Daher laufen die Freundschaften auch weiter.

Mist - ich muß jetzt weg - vielleicht später noch etwas dazu.

LG, Wolke
Reve
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Re: Freundschaften in der Depression - eine heikle Angelegenheit

Beitrag von Reve »

Hi Salvatore

Ich erlebe das auch mit „alten Freundschaften“, sind ja nun auch schon einige Jahre und so genau hab ich nie herausgefunden, ob es depressionsbedingt ist oder die Veränderung an sich. Ich vermute mal beides.

"Geschickt" finde ich es, etwas „einschlafen“ zu lassen, denn ich geh nicht so gerne auf Konfrontation. Wozu auch, belastet (mich) ja nur.

In einem anderen Fall bin ich etwas rigoroser: eine alte Freundin. Ab und zu haben wir uns noch getroffen, ab und zu telefoniert. Hier liegen „Welten“ dazwischen. In dem Fall würde ich sagen, es liegt nicht an der Depression, sondern am Auseinanderleben. Freiwillig treffe ich mich nicht mehr. Ich hab das abgehakt.

Eine andere treue Freundin habe ich, das gestaltet sich auch ganz gerne problematisch für mich. Wir haben aber ein gemeinsames Thema, das uns sehr verbindet, nämlich ein Hobby von mir. Schwierige (depressionstechnisch gesehen) Themen versuche ich im Ansatz zu ersticken…. Nur so geht’s für mich…

Und ich habe 2 Neue seit der Depression gefunden, das ist aber nur ein loser Kontakt, der mit richtig gefällt und er betrifft auch ein Hobby. Die Treffen finden auf „neutralem Boden“ statt. Auf diese Weise zwinge ich mich auch mal raus aus den vier Wänden. Somit ein positiver Nebeneffekt.

Salvatore, vielleicht findest du bei der Freundin auch noch (wesentliche) Punkte, die euch verbinden, wenn nicht, dann habt ihr euch vielleicht wirklich auseinander entwickelt und die Depression hat das Ihrige dazugetan??? Vielleicht auch ein Fingerzeig, etwas zu verändern??? Ausschau nach Anderem zu halten?

Müssen ja auch nicht immer Kontakte sein, finde ich zumindest. Mir reicht auch schon die regelmäßige Yogastunde,… mehr so unverbindliche Dinge….

LG Carin
Salvatore
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Re: Freundschaften in der Depression - eine heikle Angelegenheit

Beitrag von Salvatore »

Hi Leute,

danke für Eure Antworten. Ich sehe, es ist ein Thema, das nicht nur mich beschäftigt...

Rifka, ja, viele Freundschaften laufen sich auch so tot. Habe ich auch schon erlebt. Sowohl solche, wo es schleichend passiert ist als auch solche, die in einer Enttäuschung mündeten.
In diesem Fall denke ich, wäre die Depression nicht gewesen, hätte ich eine ähnliche Richtung wie sie eingeschlagen und dann hätten wir uns auch nicht so voneinander entfernt. Aber so ist es ja nun mal nicht gelaufen.
Ich habe auch zwei Freundinnen dazugewonnen, die mit mir zusammen in der Klinik gewesen sind - die haben natürlicherweise ein völlig anderes Verständnis, denn sie haben ja dieselben Probleme. Das ist sooo viel einfacher.
Die Frequenz der Treffen mit meiner Freundin hat schon erheblich abgenommen. Ich habe mir jetzt überlegt, vielleicht nicht nur Treffen zu zweit zu machen. Wenn noch eine Person (oder mehr) dabei ist, liegt es nicht so sehr an mir, ob ein Gespräch ins Stocken kommt. Ich bin nicht immer besonders gesprächig und merke dann auch selbst, dass sie den Alleinunterhalter spielt - was natürlich nicht besonders viel Spaß macht. Ganz aufgeben will ich die Freundschaft nicht.

Lapidlady, ich hatte früher auch ein umfangreiches soziales Netzwerk. Ich dachte immer, das hält alles aus, aber da wohl der Wunsch Vater des Gedanken... Wo liegt bei dir die Schwierigkeit mit dem "übriggebliebenen" Freund?
Die Erwartungen sind geringer geworden - ja, bei mir auch.
Doch spüre ich in mir, dass ich mich scheue, meine Enttäuschungen zu formulieren. Allein aus der Angst heraus, auch diese letzten Beziehungen zu verlieren. Und ich will keine Belastung sein, werde aber wahrscheinlich dennoch als solche wahrgenommen. Auch das unterschreibe ich genau so. Leider stehen einem wirklich offenen Gespräch gesellschaftliche Konventionen manchmal ganz schön im Weg, jedenfalls empfinde ich das so. Wenn ich sage, ich weiß, dass es nicht immer leicht ist, mich auszuhalten, wehren das alle ab und versichern mir das Gegenteil. Ganz glauben kann ich das aber einfach nicht und manchmal wünsche ich mir fast, dass jemand mal sagt "Jo, stimmt".
Die Beziehung anders definieren? Interessanter Gedanke, muss ich drüber nachdenken, wie das aussehen könnte.

Pia, willkommen im Betroffenen-Teil . Sonst lesen wir uns ja eher bei "euch drüben". Es freut mich sehr, auch die andere Seite zu hören.
Ich glaube, dass es ein Thema ist, das alle schwer erkrankten gleichermaßen betrifft. Die Beziehungen verändern sich, was vorher ging, geht jetzt vielleicht nicht mehr und das ist nicht unbedingt leicht auszuhalten. Die Erkrankung eines Nahestehenden hat ja auch Auswirkungen auf einen selbst und ich kann gut verstehen, dass manche da müde werden - trotzdem bin ich enttäuscht und traurig.
An dem "so what" muss ich vielleicht noch arbeiten... Im Moment bin ich wohl eher ein trotziges Kind, das keine Veränderung will und findet, dass Veränderungen böse sind. "Ich will aber nicht, will nicht, will nicht, will nicht!!!" Sowas in der Art.
Kognitiv weiß ich ja, dass es für andere nun mal nicht nachvollziehbar ist - genauso wenig wie ich nachvollziehen kann, was Geburtsschmerzen sind, der Vergleich ist sehr treffend. Da ist auch Ernüchterung bei mir, dass ich es einfach nicht vermitteln kann. Aber bösen Willen unterstelle ich gar nicht.
Ich fühle mich gedrückt, danke!!!
Wolke,
ich mich frage, was uns noch aneinander hält. Genau diese Frage stellt sich mir auch. Und ich weiß nicht, ist das jetzt ein Mindfuck, spielt mir mein Hirn einen Streich oder ist es eine rationale Überlegung? Ich meine, warum an etwas festhalten, wenn es nicht mehr funktioniert - nur, weil es alt ist und mal gut war? Oder ist es einfach nur eine momentan schwierige Lage, die auch überwunden werden kann?
Die gemeinsame Freizeitgestaltung ist eben auch etwas hakelig. Sie möchte oft essen gehen oder ins Kino. Sie hat auch schon öfter gesagt, dass wir doch mit unserem Geld eigentlich gut hinkommen müssten, obwohl ich ihr auch schon mehrfach erzählt habe, dass es echt eng ist. Wahrscheinlich wirkt auch einiges "irreführend", z.B. unser Türkeiurlaub, der jedoch zum größten Teil von meinen Eltern gesponsert wurde... Oder unsere Dauerkarte fürs Arboretum, die wir auch geschenkt bekommen haben.
Carin, jetzt kann ich nicht mehr - ich gehe später auf dein Posting ein.

Danke nochmal an euch alle!

Lg, Salvatore
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bigappel
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Re: Freundschaften in der Depression - eine heikle Angelegenheit

Beitrag von bigappel »

Liebe Salvatore.......

ich möchte noch ein paar Dinge nachhaken.

Ich weiss, anstrengend; frag mal meinen Mann
.

Es soll nicht besserwisserisch rüberkommen oder nach: Salvatore nu geh mal in Dich und nimm meine Meinung an; sondern ich bitte Dich es als echtes Interesse an Deiner Person zu sehen und ich kann sehr gut, alles ohne Kommentierung Deinerseits stehen lassen:

So, so: die gesellschaftlichen Konventionen ermöglichen es nicht, mit Deiner Freundin zu sprechen (neben der Angst).

Mh.

Stimmt das so?

Welche gesellschaftlichen Konventionen stehen zwischen richtigen Freunden?

Jeder definiert Freundschaft sicher anders:
aber meine Freundin nehme ich so, wie sie ist, als Mensch..... nicht als überschuldete Person, ärmliche Person, "die Kranke" oder was es sonst noch für Negativ-Attribute geben mag.

Du schreibst selber: vielleicht kommt gerade die finanzielle Seite anders rüber, als es nach Außen aussieht (s. Urlaub pp).

Schade, dass Du Dir nicht erlaubst, Deiner Freundin zu sagen: ich würde gerne was alternatives machen - zu Hause kochen oder dazu stehen, dass es jetzt gerade nicht möglich ist, finanziell.

Natürlich steht es Dir zu, dass all dies bei Dir bleibt.... verstehe ich gut.

Aber eigentlich sollte eine Freundin dies tragen können.... dafür müsste sie es aber wissen .

Ich finde es schön, dass Du sie nicht ganz aufgeben willst.

Abstand / Zeiten wo weniger Kontakt ist, gibt es doch immer wieder.

Der einzig gute Freund meines Mannes, seit fast 3 Jahrzehnten lässt auch nur sporadisch von sich hören: ..... es liegt aber ausschließlich daran, dass sein Leben sich ganz, ganz anders entwickelt hat, es liegt absolut rein gar nicht an der Depression & Co (bei meinem Mann).

Ruft mein Mann ihn an, z.B. wegen realer Hilfe: Schränke schleppen: ist er da.

Trotz geringen Kontaktes, absolut verschiedenen Leben, Wortkargheit meines Mannes und was weiss ich noch allem.



Nur Mut.

Du wirst herausfinden, ob ihr noch was gemein hab.

Herzlichst
Pia
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Salvatore
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Re: Freundschaften in der Depression - eine heikle Angelegenheit

Beitrag von Salvatore »

So, jetzt versuche ich es nochmal.

Carin, wie oben schon angedeutet war ich in einem Fall auch rigoros. Da sind aber mehrere Sachen vorgefallen und ich habe den Kontakt abgebrochen. Habe aber auch schon mal Kontakte einschlafen lassen und war froh, wenn nichts mehr kam. In diesem Fall ist es für mich aber noch zu früh.
Auch du schreibst, dass du Schwierigkeiten mit einer treuen Freundin hast, magst du darüber was erzählen? Musst du natürlich nicht, würde mich aber interessieren.
Ich teile mit meiner Freundin schon diverse Interessen, aber wegen der Kinder hat sich natürlich kaum Zeit für Hobbys. Ihr Mann pendelt jeden Tag 1,5 Stunden zur Arbeit und ist deshalb unter der Woche kaum zu Hause, an ihr bleibt viel hängen.
Früher haben wir sehr gerne und oft Gesellschaftsspiele gespielt, Tabu, Activity, solche Sachen. Heute mag ich das leider überhaupt nicht mehr, geht mir zu schnell und meine Aufnahmefähigkeit reicht einfach nicht dafür. Kann sie auch nicht so recht verstehen, sie sagt, das ist doch nicht schwierig. Hat sie ja auch recht, im Prinzip... Siedler von Catan mag ich gerne, ist aber nichts für sie.
Ausschau nach was neuem? Ich hatte im Frühjahr einen Zeichenkurs gemacht und gehofft, dass sich da vielleicht was ergibt. In vergangenen VHS-Kursen habe ich da sehr gute Erfahrungen gemacht, auch wenn die Bekanntschaften nicht dauerhaft gehalten haben (aber das muss für mich auch nicht immer gleich eine Freundschaft fürs Leben werden, manchmal sind eher lose Kontakte auch sehr reizvoll). Leider war der Kurs so blöd, dass ich ihn abgebrochen habe.

Pia, ich habe mitbekommen, dass du drüben ein paar Probleme mit Befindlichkeiten von anderen Usern hattest... Ich mag aber deine offene und direkte Art und kann damit gut umgehen, also keine Sorge .

Meine Freundin ist der Typ Mensch, der anderen auf gar keinen Fall wehtun würde und die sich bis zur Selbstaufgabe aufopfert. Sie würde niemals etwas sagen, von dem sie denkt, dass es den anderen verletzt. Das meine ich mit gesellschaftlichen Konventionen: Wenn eine Frau fragt, ob sie dick aussieht, dann sagt man NEIN. Auch wenn sie eine Tonne wiegt. Weißt du, was ich meine? Sie würde also niemals sagen, dass schon manchmal ein bisschen "psycho" bin oder dass es anstrengend sein kann, mit mir ein Gespräch zu führen, weil so wenig zurückkommt. Auch wenn sie das für sich denkt.
Wenn jemand Hilfe benötigt, dann ist sie sofort zur Stelle, auch wenn es ihr im Moment überhaupt nicht passt und sie da auch gar keinen Bock drauf hat. Das lässt so extrem viel Spielraum für meine Fantasien, wie viel Diskrepanz es wohl geben mag zwischen dem was sie sagt und dem was sie denkt... Nicht gut.
Ich war ja früher ganz genauso, inzwischen habe ich mir das abgewöhnt (naja, noch nicht ganz, ich übe noch). Und deshalb meinte ich auch, manchmal wünschte ich, jemand würde mal offen sagen: Wenn du schon so fragst - ja, du bist schwierig. (Hab ja nichts dagegen, wenn derjenige dann noch hinzufügt: Aber das macht mir nichts aus.)
Genau, mich so nehmen wie ich bin. Und das Gefühl habe ich halt zur Zeit nicht. Sondern eher, dass es eben nicht ok ist, wenn ich Sachen vergesse. Oder dass ich manchmal mit den Gedanken woanders bin und man was für mich wiederholen muss, das gerade gesagt wurde.

Kam glaube ich auch falsch rüber mit dem Geld. Ich sage ihr ja, dass es eng ist und ich lieber kein Geld für Kino ausgeben möchte, weil es dann woanders eingespart werden muss. Sie weiß auch das mit dem Urlaub und dem Abo. Aber irgendwie scheint das nicht hängen zu bleiben, weil sie immer und immer wieder mit dem Essengehen und so kommt. Und, shit, es ist echt unangenehm zu sagen: sorry, aber das kann ich nicht bezahlen. (Kommt mir grad so vor, als wäre IHR Gedächtnis auch nicht das allerbeste ).

Will noch mal betonen, dass sie eine sehr gute Freundin ist, auf deren Hilfe man immer zählen kann. Was ist es eigentlich, das mir fehlt? Ein bisschen Verständnis. Bisher habe ich es ihr nachgesehen, aber das hat sich verändert - jetzt bin ich ein kleines bisschen beleidigt.
Außerdem etwas, das uns zusammenschweißt, vielleicht nicht ganz so wie früher, aber mehr als jetzt im Augenblick.
Und mir fehlt Natürlichkeit und Leichtigkeit, in letzter Zeit ist es wie gesagt etwas "bemüht".

So, schon wieder einen Roman geschrieben (sollte ich ECHT mal machen). Jetzt muss ich ins Bett, morgen kommt meine Schwester und ich muss vorher noch ein wenig in der Wohnung machen...

Schlaft gut,
Salvatore
Blog: http://www.oddyssee.de
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Haferblues
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Registriert: 21. Okt 2012, 12:50

Re: Freundschaften in der Depression - eine heikle Angelegenheit

Beitrag von Haferblues »

Hallo Salvatore,

hm, so aufopfernde und niemals nein sagende Menschen können echt anstrengend sein. Da hat mensch immer ein bisschen ein schlechtes Gewissen, denen etwas abzuschlagen.

Mir geht’s auch so, dass ich mich manchmal schäme, weil ich vieles nicht mitmachen kann aus Geldmangel. Es ist ja nicht nur das Essen im Restaurant teuer. Frau möchte ja auch nicht in Sack und Asche rum laufen wo andere ihre Mode präsentieren. Immer einladen lassen geht auch nicht. Ich komme z. Zt. Am besten mit Leuten klar, die auch kein Geld haben.

Deine Freundin hat anscheinend viel um die Ohren mit Haushalt und Kindern. Ich kann mir vorstellen, dass ihr das auch gelegentlich aufs Gemüt schlägt. Da will die natürlich mal raus. Ganz was anderes sehen. Ist ja verständlich. Vielleicht hat sie wirklich auch Probleme mit dem Gedächtnis. Wahrscheinlich möchte sie dir und sich selbst was Gutes tun und löchert dich deswegen immer wieder. Vielleicht will sie dich ja einladen??? Wenn sie genug Kohle hat???

viel Spaß mit deiner Schwester.

Gruß Rifka
Lebenskünstler sind Menschen, die schon vollkommen glücklich sind, wenn sie nicht vollkommen unglücklich sind.
Danny Keye
bigappel
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Re: Freundschaften in der Depression - eine heikle Angelegenheit

Beitrag von bigappel »

Guten Morgen liebe Salvatore,

ja.... betroffene Angehörige sind nochmal
ein anderes Thema .

Schön, dass ich ich hier sein darf.

Danke für die Erläuterung.

Ich tue mich sehr schwer mit Freunden, die mir nicht ihre aufrichtige Meinung sagen;
es wäre mir zu anstrengend mir dauernd überlegen zu müssen, meint sie das jetzt so oder ist sie zu nett..... aber um mich geht es ja nicht .

(ich kenne das übrigens von meinem Mann und dem hab ich das im Laufe der Jahre wirklich abgewöhnt.... geht gar nicht für mich, dies empfinde ich als eine Art "in ´s offene Messer laufen lassen.... bei Freunden;
Bekannte, Kunden pp. belüge ich auch nett; insbesondere dann, wenn es um ´s Alter schätzen geht - gedachtes Alter - 10 Jahre und Sicherheitsaspekt von nochmal 10 Jahren).

ich persönlich höre lieber von einem Freund: "bist Du vom Schrank gesprungen, oder wie bist Du in das Kleid gekommen"..... als die Bestätigung wie toll ich aussehe und "der Rest der Welt" lacht sich schlapp.

Freundschaft bedeutet für mich: auch über heikle Dinge sprechen können.
Das muss ja nicht zwingend mit Beleidungen einher gehen .

Aber natürlich heisst das nicht, dass Deine Freundin nicht ein wunderbarer Mensch ist.
Ich käm damit nur nicht klar .

Ich wünsch Dir gutes Weiterkommen in der Auseinandersetzung;

ganz herzliche Grüße
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Lappi
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Registriert: 21. Dez 2012, 18:25

Re: Freundschaften in der Depression - eine heikle Angelegenheit

Beitrag von Lappi »

Hallo.

Für mich heißt das Schlüsselwort bzgl. Beziehungen/Freundschaften:

RESPEKT!!!

Damit meine ich den authentischen Umgang untereinander, in der jedeR sich selbst und das Gegenüber achtet.

In einigen mittlerweile so dahinplätschernden Beziehungen habe ich für mich das Gefühl, nicht mehr als Person respektiert sondern auf meine psychische Erkrankung reduziert zu werden.

Ein Therapeut hat mal zu mir gesagt, dass ich lernen müsse, mich zuzumuten. Mittlerweile allerdings hat dieser Satz sich für mich umgekehrt und ich fürchte/denke, dass ich für andere eine Zumutung bin.

Allein mein durch die Magersucht und die vielen körperlich sichtbaren Narben lassen mein äußeres Erscheinungsbild für andere nicht gerade angenehm erscheinen. Ich selber sehe mich ja nicht permanent. Aber wer will schon mit diesen äußerlich sichtbaren (hinzu kommt wohl noch die durch die Depression eher angestrengt wirkende Gesichtsmimik...) Spuren konfrontiert werden?

Ich habe für mich allerdings nicht das Gefühl, dass ich meine psychischen Probleme in Kontakten thematisieren muss. Vielmehr bin ich froh, wenn ich mal über ganz normale Themen kommunizieren kann.

In verschiedenen Beziehungen (Familie, Freundinnen) habe ich diese Thematik und mein Gefühl von Stigmatisierung direkt angesprochen und unterschiedliche Antworten erhalten. Für meine Schwester lebe ich z.B. in einer anderen Welt, ohne zwischenmenschlichen Bezug zur Realität, weil ich ja so wenig reale Kontakte habe. Das schmerzt schon arg.

Mit dem noch verbliebenen Freund habe ich gerade letzte Woche ein offenes Gespräch geführt. Ergebnis: In seinem Alltag habe ich zur Zeit keinen Platz, in seinem Herzen schon. Es verletzt mich, zumal ich dann von anderen höre, wie aktiv er seine Freizeit halt doch - trotz beruflichem Stress - gestaltet. Dennoch will ich ihn nicht noch weiter verlieren und versuche, diesen Schmerz auszuhalten.

Es sind einfach zu viele Freundschaften weggebrochen und es gab zu viele, ganz konkret wegen der Erkrankung beendete Freundschaften. Das macht nicht unbedingt Mut. Dennoch spüre ich, dass soziale Kontakte für mich wichtig sind und versuche zumindest, da neue Wege zu gehen. Mit anderen, differenzierten inneren Definitionen.

Lappilady
Reve
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Registriert: 4. Jun 2008, 17:35

Re: Freundschaften in der Depression - eine heikle Angelegenheit

Beitrag von Reve »

Hi Salvatore,

ich habe daraufhin nochmals nachgedacht, was ich an meiner Freundin schätze.

Du schreibst:
>Was ist es eigentlich, das mir fehlt? Ein bisschen Verständnis.

Genau, ich glaube, meine Freundin hat Verständnis für meine Eigenheiten (und ich eben auch für ihre.) Beziehungsweise Akzeptanz, denn verstehen wird sie nicht alles.

Schwierigkeiten, die ich mit meiner Freundin habe… hm wie erkläre ich das… ich glaube, es ist der „Inhalt“ der Gespräche (und der persönlichen Einstellung), wenns pauschal ausgedrückt zu „oberflächlich“ wird…

Um nochmals auf deine Freundin zurückzukommen, ich denke auch, aufgrund der Familiensituation würde sie gerne rauskommen. Jetzt scheidet Essen gehen und Kino eher für dich aus, gäbe es denn sonst etwas?

Also ich jogge gerne, ich würde auch mit meiner Freundin joggen, oder Johanniskrautblüten im Sommer suchen gehen… Rad fahren, walken, vielleicht findet ihr da doch noch einen gemeinsamen Nenner???

LG Carin
Mooseba
Beiträge: 385
Registriert: 17. Dez 2010, 14:12

Re: Freundschaften in der Depression - eine heikle Angelegen

Beitrag von Mooseba »

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Zuletzt geändert von Mooseba am 18. Sep 2020, 19:29, insgesamt 1-mal geändert.
_________________________

"Wenn man aus einem protestantischen Land kommt, ist man immer etwas beschämt, wenn man bei der Arbeit nicht gelitten hat."

(Lars von Trier)
Salvatore
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Re: Freundschaften in der Depression - eine heikle Angelegenheit

Beitrag von Salvatore »

Hallo Leute,

es ist nicht so einfach. Ich versuche schon seit ein paar Tagen, die alte Clique für einen Weihnachtsmarktgang zusammenzutrommeln (der bei uns ist wahnsinnig schön, hat auch schon diverse Preise deswegen eingeheimst). Die meisten melden sich einfach nicht, vielleicht sind wir nur zu viert (mein Mann und ich und zwei Freunde). Wenigstens absagen kann man doch, oder? Aber naja, dann eben nicht. Whatever.

Pia, bisher haben meine Freundin und ich funktioniert, obwohl sie mitunter so "zurückhaltend" ist. Habe ihr im Zweifel auf den Kopf zugesagt was ich glaube, was sie denkt und hatte oft Recht. Habe das getan, wofür ich von meinem Therapeuten regelmäßig Haue bekommen habe: nämlich versucht, hellzusehen, Gedanken zu lesen, zu erahnen.
Vielleicht ist das auch ein Teil des Problems, dass ich inzwischen weniger dazu bereit bin als früher? Anstrengend ist es auf jeden Fall.
Ins offene Messer laufen lassen würde sich mich glaube ich nicht - wenn ich mit einem Klopapierschwanz von der Toilette käme, würde sie es mir sagen. Ansonsten lautet mein Leitspruch auch eher "das Gegenteil von gut ist gut gemeint".

Lappidlady, Respekt ist für mich auch unheimlich wichtig und das gibt es zwischen uns zum Glück auch. Sie reduziert mich nicht auf die Krankheit (das würde ich mich auch von keinem gefallen lassen), es ist eher das Gegenteil, dass sie diese Seite von mir größtenteils negiert.
Das kann sogar auch mal von Vorteil sein, finde ich, denn so kann man - wenn es ein guter Tag ist - den ganzen Kram auch mal vergessen. Aber wenn es eben gerade kein guter Tag ist...
Ich will auch nicht andauernd darüber reden (müssen), ich habe das Thema ja selbst schon über. Aber ein bissele Akzeptanz ist schon sehr hilfreich für die Dinge, die ich eben nicht mehr oder noch nicht wieder kann.
Es ist eben nicht alles nur verzerrte Wahrnehmung. (Fehlenden Bezug zur Realität unterstellt zu bekommen, stelle ich mir megahart vor!!)

Sich zumuten lernen, ja, das war/ist bei mir auch so ein Thema. Deshalb lese ich auch ganz gerne im Angehörigenforum mit, wie die das eigentlich empfinden, denn wie wohl die meisten habe ich auch das Gefühl, andere vor mir schützen zu müssen.
Aber es ist eben auch schwer, wenn man spürt (oder meint zu spüren), wie sich der andere "abmüht", ich mag das nicht aushalten.
Mit Äußerlichkeiten habe ich persönlich wenig Probleme, irgendwann - meist recht bald - nehme ich das gar nicht mehr so wahr. (In der Klinik war einer, der stark gesabbert und sehr undeutlich gesprochen hat, keine Ahnung woran es lag. Anfangs war ich davon abgestoßen, aber irgendwie bin ich mit ihm ins Gespräch gekommen und habe mich wirlkich gut mit ihm unterhalten. Da hat das dann urplötzlich gar keine Rolle mehr gespielt, denn die Sympathie war stärker.)


Carin, wie oben schon gesagt ist Akzeptanz für mich auch ein wichtiger Faktor. Dass man mir auch einfach mal glaubt und nicht versucht, alles weg- oder kleinzureden. Was ja nicht gleich bedeutet, Dinge überzubewerten - es ist wie es ist.
Ich bin schon am Überlegen, was wir sonst machen können. Wir sind beide keine ausgesprochenen Winterfreunde, aber wenn Schnee liegen würde, könnten wir mit der kleinen Großen Schlittenfahren gehen oder einen Schneemann bauen. Hoffentlich ist dieses elendige Grissel-Niesel-Wetter bald vorbei.

Sebastian, stimmt, vielleicht fühlt sie sich von mir auch unverstanden. Ich gebe mir Mühe, sie in ihren eigenen Belastungen wahrzunehmen und darauf einzugehen. Ich habe zum Glück viel Babysitter-Erfahrung und auch wenn das natürlich überhaupt kein bisschen vergleichbar ist damit, selbst Kinder zu haben, so fällt mir immerhin zu dem Thema auch ein bisschen was ein und ich kann Fragen stellen: wie machst du dies, wie handhabst du das, wie gehst du damit um, ist dies und das bei euch genau so, etc pp. Bei ihrem ersten Baby konnte ich ihr anfangs sogar noch einige Sachen zeigen, inzwischen ist sie natürlich Vollprofi.

Bei enigen anderen Freunden fehlt mir auch zunehmend die Lust, noch was zu organisieren. Siehe oben - wenn einfach nichts zurückkommt, führt das zu Frust und Enttäuschung. WENN wir uns treffen, ist es meistens wieder ganz natürlich und wie früher. Aber warum muss ich immer diejenige sein, die sich meldet und was anleiert? Wenn ich nichts mache, passiert auch nichts. Schade eigentlich und es zeigt mir auch, wie "wichtig" es ihnen ist.

Lg, Salvatore
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Kronstadt
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Re: Freundschaften in der Depression - eine heikle Angelegenheit

Beitrag von Kronstadt »

Guten Abend Salvatore,
dein Thema hat in mir viele Erinnerungen geweckt: ich habe mich auch oft als Zugpferd erlebt als ich das nicht mehr sein konnte, zerbrach einiges. Es gibt immer mal Anläufe zu Klassen- Jugendtreffen u.s.w., aber es wird nichts. Es hatte seine Zeit oder vielleicht ist es auch nur eine große Pause. In diesem Jahr gratuliere ich einer
einstigen Mädelsgruppe zum runden Geburtstag. Das hatte ich mir vorgenommen und ich schaffe es auch.
Aber ein Gruppentreffen würde ich nicht anstreben. Da kommen nicht die echten, wichtigen Themen.
In ernsten Sachen wurde ich allerdings doch öfter kontaktiert und angefragt- mit mir kann man reden.
Und solche Gespräche sind mir auch die liebsten. Andere meiden die Lebens- und Erfahrungsberichte.
Da bleibt es oft an der Oberfläche und bei Nebensächlichkeiten.
Ich habe mich jahrelang zurückgezogen und nannte das "sozial unverträglich". Keine Kraft für Menschen.
Als sich bestimmte Zustände etwas legten, konnte ich mich oft auf die andere Seite begeben und denken,
denen geht es ähnlich, die brauchen auch ein Ohr und Verständnis.
Mit dem Verstehen: muß ich denn so sehr verstanden werden? Ich begriff, daß das garnicht geht und dauert,
ziemlich so lange wie bei mir selber zu verstehen, was das heißt solche Zustände zu haben und zu behalten.
Sie können nicht verstehen, jedenfalls nicht in dem Maße wie man meint, es ihnen verständlich machen zu müssen. Jahre danach sagte mir eine Kollegin auf dem Zahnfleisch kriechend: "Jetzt kann ich verstehen wie es dir damals ging."
Damals hat sie bagatellisiert, dann wußte sie, daß ein Gesellschafts- und Wirtschaftssystem mit Auswüchsen sehr viel Freundschaft, Nachbarschaft, Verwandtschaft, Nächstenliebe, Solidarität , Kollegialität zerstören kann.

Es gäbe viel zu erzählen und zu erkennen.
Für den Moment nur dies und den Gruß im tread "Musik"
Isala
Zarra
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Re: Freundschaften in der Depression - eine heikle Angelegenheit

Beitrag von Zarra »

Liebe Salvatore,

seit ich Deine Frage gelesen habe, wabert sie in meinem Kopf herum; und obwohl fast klar ist, daß es darauf nicht die eine eindeutige Antwort geben kann, und ich wahrnehme, daß ich momentan weder formulierungswütig noch -lustig bin, ... wabert es undifferenziert weiter ... und wird allerdings eher immer noch undifferenzierter.

Ich habe die Antworten zwar überflogen, allerdings nicht wirklich Wort für Wort, und beziehe mich ggf. hauptsächlich auf Dein Eingangsposting.

Bekanntschaften und Freundschaften entstehen meist aus gemeinsamen Interessen oder Aktivitäten heraus. Und oft weitet sich das dann etwas aus, d.h. mit der Freundin, mit der man Sport treibt, geht man auch ins Kino.

Und sobald diese gemeinsame Grundlage wegbricht (gemeinsamer Schulbesuch, gemeinsame Ausbildung, ... der gemeinsame Sport kann auch durch eine körperliche Erkrankung von einem dauerhaft beendet werden, ...), stellt sich indirekt-unbewußt immer die Frage, ob es noch mehr Verbindendes gibt oder eben doch nicht, auch mehr als "ich find' die nett". Und es ist auch immer eine Frage der sonstigen Rahmenbedingungen, wieviel jemand dann noch in den Kontakt oder versuchten Kontakt investieren wird. Und letztendlich müssen es halt beide tun.

Insofern ist es normal, daß Bekannten- und Freundeskreise sich ändern.

Und es ist doch nun mal schon eher so, daß "gleich zu gleich", "ähnlich zu ähnlich" gilt, echte Freundschaften über sehr verschiedene Hintergründe und Lebensumstände hinweg kann es geben, sie sind aber doch wohl eher selten. Am ehesten aber vielleicht z.B. noch, wenn man sich so wie Du und Deine Freundin schon sehr lange (!) kennt und auch schon viel Verschiedenes zusammen erlebt hat.

Und mit Kindern und der sog. Familienphase ändert sich da häufig etwas. Unabhängig von Krankheiten. (Und da beneidet dann auch oft die eine die andere, weil diese jeweils genau das zu haben scheint, was die andere in manchen Momenten so sehr vermißt.) - Es ist ja auch nicht von ungefähr, daß ich im Verhältnis viele alleinstehende Frauen kenne. Ich habe die nicht bewußt gesucht, das hat sich so ergeben.

Und das unabhängig von Depression. - Das zusätzlich Fiese an Depression ist, daß es eben den ganzen Menschen stärker erfaßt als z.B. durch eine Knieoperation: Da wird der Mensch zusätzlich zur körperlichen Beeinträchtigung zwar vielleicht auch ungewöhnlich genervt sein, doch ansonsten ist er "der alte", während bei einer stärkeren Depression halt auch die zwischenmenschliche Kommunikation beeinträchtigt ist. - Und jede heftigere chronische Krankheit stellt die Frage, wie derjenige und sein Umfeld sich darauf einstellen (können); ich würde sagen: Da ändert sich zwangsläufig was.

Hinsichtlich der Depression macht es aus meiner Sicht schon einen Unterschied, wie "stark" sie im Zwischenmenschlichen ausgeprägt ist und wie lange sie andauert - wobei man wohl sehen muß, daß das, was man aus ärztlicher Sicht als kürzere Episode sehen würde, für Mitmenschen u.U. schon zu lange und zu belastend sein kann.

Ich wundere mich ja auch immer wieder, wie andere (Du ja auch?!) immer noch funktionierende Partnerschaften hinkriegen.

Ich selbst habe vermutlich viel oberflächliche Bekanntschaften oder sehr begrenzte Freundschaften. Und manches "funktioniert" da auch nur, weil man sich nicht zu häufig sieht; bei mehr gingen wir uns wohl auf den Keks oder hätten uns nichts mehr zu sagen.

Ich habe eine langjährige "Freundin". Da gab es schon immer Grenzen (hm, mehr von ihrer Seite aus; mit Emotionalem hat sie es nicht so - ich könnte da auch nie heulend anrufen). Das war nicht immer einfach, das zu akzeptieren; und es ist auch nicht immer einfach. Ich denke auch, daß sie mir (immer noch) wichtiger ist als ich ihr bin - auch nicht einfach, auch wenn ich mir das immer vor Augen halte. Da gab es auch Höhen und Tiefen (!). Irgendwie ging es immer wieder weiter, auch wenn das vielleicht ein-, zweimal auf der Kippe stand (das eine Mal war sie wohl sehr erstaunt, daß ich ihr meine Meinung so uncharmant vor die Füße gekippt hatte (hätte ich auch nicht zurückgenommen, zumindest sicher nicht den Inhalt), - mich das aber nicht davon abhielt, ihr ein Geburtstagsgeschenk zu schicken); inzwischen glaube ich jetzt nicht mehr, daß ein vollkommener Kontaktabbruch möglich wäre, - Entfernung, sehr viel weniger, nur noch loser Kontakt allerdings schon (wissen wir, was die Jahre noch bringen?). Wir haben halt eher zufällig und unabhängig voneinder vor Jahren entdeckt, daß wir ganz gut Langlaufurlaub zusammen machen könnten. (Sie wohnt weiter weg.) Das geht jetzt nicht mehr ihrerseits, aber eben anderes. Und wir haben halt immer noch gemeinsame oder ähnliche Interessen. Und das gegenseitige Kennen macht auch etwas aus; manches würde ich bei einer Neubekanntschaft sicher "kritischer" sehen; neben dem Angenehmen des (relativen!) "Kennens" schätze ich halt auch sie und manche ihrer Stärken. Wir haben da sicher gegenseitig manche Macke an uns "akzeptiert", haken sie ggf. eher ab als daß wir ein Thema daraus machen. (Das war aber auch ein Prozeß). Und sicher hat in den letzten Jahren zusätzlich geholfen, daß sie inzwischen ernste körperliche Beeinträchtigungen hat, die sie wohl in der Sichtweise ihrer Mitmenschen auch (positiv) verändert haben. Aus unterschiedlichen Gründen haben wir z.B. teils ähnliche, zusammenpassende Urlaubsvorstellungen oder können uns halbwegs gut auf die Bedürfnisse des anderen einstellen. Und ich hoffe, daß ich nie in die Lage komme, ihr ihre ersten Kommentare zu meiner Krankheit um die Ohren zu hauen. (Die Freundschaft ging weiter. Aber ich erinnere mich trotzdem noch gut daran, und es ist keine angenehme Erinnerung.)

Ich könnte mir vorstellen, daß es zur "Entspannung" zwischen Dir und Deiner Freundin beiträgt, wenn Ihr Euch etwas weniger häufig trefft, vielleicht die nächste Zeit auch genauer überlegt, was Ihr zusammen tun wollt.

Thematisieren ist gut - wenn (!) die Freundin mitmacht. (Meine oben genannte Freundin würde das z.B. nur hinsichtlich Konkretem mitmachen (Ideen, was man zusammen machen könnte, was beiden Freude macht, was möglichst kein Geld kostet), allgemein würde ich eher auf Granit stoßen.)

Möglichst Ehrlichkeit (vor allem im Verhalten) finde ich wichtig - aber nicht Aussprechen "von allem" um jeden Preis.

Kannst Du Dir vorstellen mit ihr und ihren Kindern was zu machen, oder rührt das zu sehr in Deiner Wunde?

>Bei enigen anderen Freunden fehlt mir auch zunehmend die Lust, noch was zu organisieren. Siehe oben - wenn einfach nichts zurückkommt, führt das zu Frust und Enttäuschung. WENN wir uns treffen, ist es meistens wieder ganz natürlich und wie früher. Aber warum muss ich immer diejenige sein, die sich meldet und was anleiert?
Nur noch kurz zu diesem hier wohl eher Nebenaspekt:
1. Die anderen waren/sind es anscheinend gewohnt (!), daß Du es organisierst. Daran wollen sie verständlicherweise erst mal nichts ändern, weil es so bequemer und ja eigentlich schon eingefahren ist. Also ganz praktikabel-banal-einfach, ohne Nebengedanken.

2. ... ich glaube, da muß man sich von Zeit zu Zeit die Frage stellen, ob man das unter den eigenen gegebenen (!) Umständen gerade noch will, ob es einem das gerade wert ist (!!). Die Antworten darauf können je nach Person(en) und Zeitpunkt unterschiedlich ausfallen.

Zarra
Salvatore
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Re: Freundschaften in der Depression - eine heikle Angelegenheit

Beitrag von Salvatore »

Hallo!

Ich bin die ganze Zeit am Überlegen, inwiefern die Problematik im Allgemeinen auf die Depression oder das "normale Leben" zurückzuführen ist und ich glaube, es hat Anteile von beidem.
Ich denke mal, das Cliquenproblem ist eher alltäglich. Auch wenn es natürlich weh tut, vor allem wenn man etwas anleiert und einige es nicht mal für nötig halten, zu antworten - und sei es nur um abzusagen. Da denke ich mir dann, so viel ist denen also die Freundschaft wert. Es tut weh.
Jetzt gerade bin ich aber eher bockig und sage, pfffff, dann eben nicht.

Isala, was sind denn die "echten, wichtigen Themen"? Immer nur das ernste, das problematische? Ich schätze Gruppentreffen gerade darum, dass es in der Regel ausgelassener ist als wenn man sich nur zu zweit trifft. Und trotzdem erfährt man, was bei den anderen gerade anliegt und man kann updaten. Ich mag das, wie gesagt auch deshalb, weil ich dann nicht gezwungen bin, unmittelbar zu antworten - sind ja noch genügend andere da.
Ich persönlich finde ein wenig Geplänkel und Albernheiten auch durchaus mal erholsam - natürlich nicht nur und die nicht ganze Zeit.

Ich gehöre auch zu die Art Menschen, die oft um Rat gefragt werden und bei denen man sich aussprechen kann. (Werde sogar laufend von wildfremden Menschen auf der Straße angesprochen; dann kontrolliere ich regelmäßig im Spiegel, ob auf meiner Stirn "laber mich voll" steht .)
Manchmal kann das auch eine Belastung sein, finde ich. Du nicht? Nach solchen Gesprächen sage ich jedenfalls nicht "Ich hatte heute einen wirklich schönen Nachmittag"... Habe es leider auch schon oft erlebt, dass man sich bei mir gemeldet hat, wenn meine Hilfe gebraucht wurde und ansonsten überhaupt nicht. Jeder hat bei mir weit mehr als eine Chance, aber irgendwann ist für mich Schluss und dann versuche ich mich von der betreffenden Person zu lösen.

Danke für den Song! Habe ich mir gleich angehört. Und da hat sich auch gleich meine depressive Weltsicht zu Wort gemeldet: Wenn wahre Freundschaft nicht wankt und meine es nun gerade tut, dann ist es ja anscheinend keine WAHRE Freundschaft? Ich versuche, da nicht zu genau drüber nachzudenken.


Zarra,
>Und da beneidet dann auch oft die eine die andere, weil diese jeweils genau das zu haben scheint, was die andere in manchen Momenten so sehr vermißt.

Ja, das spielt definitiv eine Rolle. Inzwischen ist es für mich ein bisschen einfacher, da mein Mann nun - endlich!!! - eine stabile berufliche Perspektive hat und die Kinderplanung nun nicht mehr in gefühlt unerreichbarer Ferne ist. Vorher hatte er in einer beginnenden Selbstständigkeit nur sporadisch Geld verdient und meine Freundin kam immer wieder mit dem Vorschlag, doch einfach ein Kind zu kriegen. Worauf ich dann nur sagen konnte, dass wir leider ohne Ersparnisse und Hilfe von außen nicht mal unser Leben zu zweit finanziert kriegen und ich darüberhinaus noch Medikamente bis zum Anschlag nehme und nicht darauf vertrauen will, dass ein Baby ein dermaßen großes Glück ist, dass ich bereits ab dem ersten Tag der Schwangerschaft keinerlei Antidepressiva mehr benötige.
(Auch wenn man es nicht gerne zugibt, es gibt noch immer Phasen (seltener als früher allerdings zum Glück), wo ich anderen gerne entgegenschreien möchte: Muss das denn sein, dass ihr so scheißglücklich seid???!!!)

Trotzdem war es für mich immer selbstverständlich, dass die Kinder dabei sind - sie gehören ja zu ihrem Leben und daran möchte ich auch teilhaben. In letzter Zeit treffen wir uns nur noch, wenn die größere bei der Tagesmutter ist - dieser Wunsch geht aber von meiner Freundin aus und nicht von mir.

Ich habe auch Freunde, die für dieses gehen, für jenes aber nicht. Meine beiden Depri-Freunde z.B. können mir Verständnis und so geben und wir können herzlich zusammen lachen - auch über die Krankheit. Unsere Treffen sind sehr entspannt. Würde mit denen aber z.B. nicht shoppen gehen.
Habe auch losere Freunde/Bekanntschaften, mit denen würde ich ins Kino gehen, aber nicht zum Kaffee einladen. Auch ok für mich, das sind dann halt solche Kontakte, wo die Personen eher mal wechseln. So what.

Nun sind in den letzten beiden Tagen auch noch wieder Dinge "vorgefallen" (klingt übertrieben), die ich nicht im Detail schildern will, von denen ich aber auch nicht weiß wie ich sie bewerten soll. In dem Sinne: steckt da jetzt eine Botschaft/Meinungsäußerung dahinter? Soll mir das hintergründig was sagen? Ist das Teil einer "Abkapselung-Strategie" ihrerseits?
ODER bin ich auch nur überempfindlich?

Das Leben ist eins der schwersten, scheint mir. Insbesondere wenn es so schwierig ist, eine eindeutige Aussage zu bekommen. Kann nicht auch mal irgendwas einfach sein?

Lg, Salvatore
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Kronstadt
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Re: Freundschaften in der Depression - eine heikle Angelegenheit

Beitrag von Kronstadt »

Hallo Salvatore,
Unser Musiklehrer hatte es mit Volksliedern und Operetten und meine Mutter mit Lyrik und Poesie. So mußte es bei mir soweit kommen, daß mir bei deinem Tread sofort „Wahre Freundschaft. soll/kann nicht wanken“ einfällt. Ich habe mir dazu mehrere youtubes angehört und dieses mit den Kindern gewählt , weil Kinderfreundschaften doch was besonderes sein können, weil man hier Kinder ein Studentenlied singen läßt , das aber durchaus ihre eigenen Wünsche treffen kann. Welches Kind, welcher Erwachsene wünscht sich nicht gute Freunde, möchte nicht selber guter Freund sein?
Und dieses Lied wurde ja auch zu einem Freundschaftstreffen gesungen.
So dirigieren die Chorleiter die 3. Strophe gemeinsam und als beide sehr schnell einen so harmonischen Takt mit den Händen erreichen, die schwingen wie im Tanz, klatscht das Publikum zustimmend. Das finde ich rührend .Es scheint zu unterstreichen, was die Teilnehmer des Freundschaftstreffen miteinander erleben. Es kommt so von Herzen ,aus dem freundlichen Gefühl füreinander heraus.
Das der Text mehr Wunsch als wahres Leben ist, wissen vermutlich alle Erwachsene, oder fast alle und sicher schon einige Kinder.

Wenn du mich so fragst: nein, wahrer Freund zu sein, ist oft nicht möglich oder fordert zu viel. Es gibt Situationen, da mußt du als Freund über dich hinauswachsen und tust es nicht. Das betrifft mich, das betrifft Freunde von mir , die sich für mich hätten so richtig anlegen müssen, ins Zeug und sonst wohin. Ich hatte es ehrlich nötig und ehrlich gesagt, ich hätte es gerne erlebt. Das hätte mir viel Vertrauen ins Leben zurückgegeben.

Michael Jentzsch z.B. hatte eine schöne Kinderfreundschaft in Afrika, hat seinen Freund im Stich gelassen, daran gelitten und sich nach 13 Jahren auf die Suche und sowas wie Wiedergutmachung gemacht. Gibt es ein Buch zu. Das erzählt davon, daß Freundschaft sowas wie Liebe ist. Ein Gefühl, aber ich denke auch eine Geisteshaltung mit Verantwortung und beides zusammen mit einem Geheimnis innewohnend ,daß eine große Kraft hat.

In meinem eigenen Leben gibt es d i e Freundin aus Kindertagen. Ich wurde von ihr ausgesucht und ich würde sagen, es war Liebe. Eine gegenseitige Anziehung. Sie hat weit über 2o Jahre gehalten, Freud und Leid wurden geteilt. Dann merkte ich eine Persönlichkeits- und Verhaltensänderung bei ihr. Als ich mich dadurch mißbraucht fühlte,
habe ich mehrfach versucht, das mit ihr zu klären. Ich nahm Freunde mit: guckt euch das mal an,was sie mit mir macht. Es wurde nicht für gut befunden. Ich war es nicht.
Dann machte ich den Klärungsversuch schriftlich und genauso schriftlich kam zurück: „Wenn du Probleme mit mir hast, dann mußt du sehen, wie du das machst.“ Da war die Freundschaft zu Ende. Vorallem mein eh angeschlagenes Vertrauen dahin. Das war keine Basis mehr.
Warum ist sie mir danach jahrelang nachgelaufen? Ich fühlte mich zeitweise nicht geschützt in der eigenen Wohnung. Weil sie Gefühle hat, Erinnerungen, Sehnsucht.
Ich habe ihr dann trotzdem in einem Brief geschrieben., was ungeklärt zwischen uns steht und gefragt: „Was willst du von mir?“ Leider ist sie nicht über sich hinausgewachsen und hat mir das nicht beantwortet. Das wärs aber gewesen, um eine reifere Form von Freundschaft zu leben und Altes wiederzufinden.
Ich denke, meine Frage hat dazu geführt, daß sie überlegt hat: was will ich eigentlich von ihr? Und dabei wird sie entdeckt haben, daß es ihr um ihre Bedürfnisse ging, aber nicht um meine. Das ist der alte Stand. Der neue ist aber, daß das Leben inzwischen bei mir noch viel mehr verändert hat.
Wahre Freundschaft ist mehr als ein gefälliges Freundschaftstreffen, wo man nur Lieder singt. Es kommt darauf an, welche Belastungen eintreten.
Deine letzten Fragen zeigen dein Mißtrauen. Du fragst sie nicht einfach, du kommst ins Grübeln. Wahre Freundschaft fragt einfach: wie meinst du das? Wie soll ich das verstehen?
Jetzt höre ich mal lieber auf, obwohl ich es sagen muß wie Zarra, es weckt anhaltendes Nachdenken, Erinnerungen , Wünsche........es wird also weitergehen in diesem Tread
und vielleicht können uns diese Gespräche auf neue Ideen bringen.

Und:
Gelacht wird erst, wenn lang und breit alle Probleme ausdiskutiert worden sind!
Isala, todernst

PS-Spassbeiseite: ich kann es lange aushalten, Probleme zu besprechen, kenne aber auch die Situationen, wo man kurzen Prozess machen muß, sonst schadet es.
Zarra
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Re: Freundschaften in der Depression - eine heikle Angelegenheit

Beitrag von Zarra »

Liebe Salvatore,

>Nun sind in den letzten beiden Tagen auch noch wieder Dinge "vorgefallen" (klingt übertrieben), die ich nicht im Detail schildern will, von denen ich aber auch nicht weiß wie ich sie bewerten soll. In dem Sinne: steckt da jetzt eine Botschaft/Meinungsäußerung dahinter? Soll mir das hintergründig was sagen? Ist das Teil einer "Abkapselung-Strategie" ihrerseits? -- ODER bin ich auch nur überempfindlich?
... vielleicht ist es ein guter Zeitpunkt (zumindest von Dir aus), um sie einfach zu fragen: Was hast Du eigentlich gemeint, als ...? Was meintest Du mit ...? Wie soll ich ... verstehen?

Alles Gute!

Zarra
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Re: Freundschaften in der Depression - eine heikle Angelegenheit

Beitrag von Kronstadt »

Eb en entdeckt, passend zum Thema Freundschaft:
Deutschlandradio Kultur : 03.12.2013, 1.00 -2.00 Uhr
Nachtgespräche am Telefon
0 08 00.22 54 22 54
Eine Frage der Werte: Für wen oder was wären Sie bereit, sich zu engagieren und notfalls auch Ihr Leben aufs Spiel zu setzen?
Moderation: Joachim Scholl

Für die Freunde der Nacht und die Schlaflosen.
Salvatore
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Re: Freundschaften in der Depression - eine heikle Angelegenheit

Beitrag von Salvatore »

Hallo Isala,

die Radiosendung habe ich mir jetzt nicht angehört, vielleicht mache ich das noch.
Das Video sehe ich jetzt aber nach deiner Erklärung mit anderen Augen - hatte mich doch eher auf den Text konzentriert und den Gesang als auf die Dirigenten oder das Publikum. Musikalisch bin ich leider völlig ungebildet und wenn ich singe, dann nur, wenn ich es selbst nicht hören muss.

Huh, also so krass wie Michael Jentzsch bin ich als Freundin oder als Mensch noch nie herausgefordert worden. Die allermeisten Freundschaften scheitern an viel kleineren Dingen... Habe es einmal erlebt, wie zwei, die wirklich eng befreundet waren, sich unversöhnlich zerstritten haben - wegen einer zerkratzten CD. Meine Güte.
In deinem Fall klingt es so, als hätte sich deine Freundin aus Kindertagen zur Stalkerin entwickelt hätte? Dass du dich selbst zu Hause nicht mehr geschützt gefühlt hast? Schade um das, was mal war, all die ganzen Erlebnisse zusammen. Nach so langer Zeit.
Das tut mir sooo leid, dass du deswegen dein Vertrauen in Menschen gänzlich verloren hast. Ich habe ja immer noch mein Schätzelein und der ist mir schon lange der allerbeste Freund.

Da musst ich übrigens lachen:
>Gelacht wird erst, wenn lang und breit alle Probleme ausdiskutiert worden sind! Isala, todernst

Ich habe meine Freundin gefragt, ob sie unsere Treffen manchmal schwierig findet und ob es ihr schwer fällt, ein Gespräch am laufen zu halten.
Wie erwartet lautete die Antwort: Nein, auf keinen Fall.

Bei den anderen Sachen hatte sie sehr, sehr gute Gründe. Die auch wirklich viel Sinn machen, nachvollziehbare Gründe.
Die eine Sache war, dass sie vorgschlagen hat, dass wir uns nichts mehr zu Weihnachten schenken. Weil die Schenkerei (jetzt auch wegen der Kinder) ausartet und einfach nur Stress ist. Für das Geld können wir lieber zusammen was machen.
Stimmt ja auch! Es ist mal so bei uns angefangen, dass wir dem anderen was geschenkt haben, wenn wir eine gute Idee hatten oder was Schönes gesehen haben. Inzwischen ist das eher eine Verpflichtung, etwas finden zu müssen.

Und auch wenn das kopftechnisch ein sehr vernünftiger Vorschlag ist, der mir sogar entgegenkommt (!), schnarrt mir der Kritiker ins Ohr. Ist das wirklich der Grund oder ist das nur vorgeschoben?

Und ich habe wirklich absolut keine Ahnung, ob ich meinem Gefühl trauen kann und in mir sträubt sich alles dagegen, sie drauf anzusprechen. Das würde ja auch beinhalten, dass ich sie einer Lüge bezichtige und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie das zugeben würde. (Mal angenommen, dass ich NICHT vollkommen überreagiere und Gespenster sehe, wo keine sind.)
Oder, um mal wild in der Gegend herumzupsychologisieren: vielleicht ist das Teil einer unbewussten Strategie?

Ich glaube, ich habe einen Knoten im Kopf. Einen gordischen.

Lg, Salvatore
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otterchen
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Re: Freundschaften in der Depression - eine heikle Angelegenheit

Beitrag von otterchen »

Liebe Salvatore,

selbst WENN das nur ein vorgeschobener Grund wäre:
wie wären denn ihre Absicht hinter der "Verschleierung der Tatsachen"?
Eine schlechte?
Doch ganz bestimmt nicht, oder?

Denn ich glaube, dass wir manchmal so sehr nach der "Wahrheit" schreien, nach den "wahren Beweggründen", aber dass wir dem anderen nicht zugestehen, dass derjenige aus einer Auswahl an Möglichkeiten diejenige aussucht, die am besten für beide ist.

Soll heißen: ich will etwas nicht, verkaufe es der anderen Person aber irgendwie anders (positiver).
Ich bekomme, was ich will, verletze aber die andere Person nicht.
Was wäre schlimm dabei?
Ist die Wahrheit wirklich immer besser - auch wenn sie weh tut?

Was, wenn derjenige hin- und hergerissen ist zwischen Wunsch und Ratio? Sich dann für die Ratio entscheidet (und vielleicht auch für die Freundschaft)?
Ist das auch "schlecht"?

Wir alle haben mehr oder weniger tiefsitzende, manchmal auch sehr intensive Gefühle.
Inwieweit wir diese raus- und an andere Menschen heranlassen, ist doch auch eine Sache des Selbst-Mangements.
Soll jemand z.B. seine Wut an seinem Gegenüber auslassen, weil er gerade so empfindet? Wollen wir diese "Ehrlichkeit"?




Manchmal kann man (so glaube ich) sich auch freuen, wenn ein Freund einen anschwindelt... z.B. mit "diese Bluse steht Dir gut", auch wenn man es gar nicht findet.

Es sind "freundschaftliche Lügen", die helfen sollen, uns besser zu fühlen.

Manchmal lügen die Menschen eben doch nicht, weil sie "gegen uns" sind, sondern gerade umgekehrt: sie wollen unsere Gefühle nicht verletzen.



... das soll jetzt nicht heißen, dass man nicht auch wach und aufmerksam sein sollte - sich belügen und vera***en lassen, sollte das natürlich nicht beinhalten! Aber wenn man ein gesundes, vertrauensvolles Verhältnis zueinander hat und beide sich mögen, sind solche Schwindeleien vielleicht sogar manchmal das Schmiermittel, was die Beziehung ölt.


Nur so meine Gedanken dazu.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
bigappel
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Re: Freundschaften in der Depression - eine heikle Angelegenheit

Beitrag von bigappel »

Liebe Salvatore,

jetzt musste ich wirklich grinsen .

Das "laber mich voll Schild" auf der Stirn...... ja...... kann ich mir vorstellen
.

Ich erlebe Dich im Forum auch durchgängig als eine sehr empathische, freundliche Person,
sehr verständnisvoll, nicht fordernd.

Also könnte das mit dem unsichtbaren Schild vielleicht schon hinkommen.

So wirklich richtig positiv wie dieser sehr sympathische Wesenszug ist, so gut ist es, "Nein-Sagen" zu lernen .

Gerade bei Personen auf der Straße kann man das hervorragend üben, finde ich: die sieht man im Zweifel nie wieder..... und wenn ein stressiger oder doofer Tag ist und Du keine Lust und Kraft hast, dann..... abgrenzen...
üben.....

Deine Therapeutin mag es nicht, wenn Du Gedanken liest: mensch, ist mir die Frau sympathisch!!!!!!!

Hervorragend!

Ich persönlich hasse das auch (da reicht bei mir persönlich mag ich nicht, nicht mehr;
mein Mann liest so oft meine Gedanken - völlig fehl -, dass ich auf hassen ausweichen muss!).

Gute Therapeutin, denke ich: auch wenn auch dies widerrum positive Züge hat, ein sensibler Mensch zu sein.

Eine Freundschaft wankt nicht?????
Mh. Kann ich nichts mit anfangen.

Freundschaften wie gesagt, verändern sich,
der Umgang miteinander verändert sich, die Kontaktfrequenz verändert sich..... deshalb muss die Freundschaft nicht wanken......

Finde ich persönlich sehr weit hergeholt.

Wir sind doch Menschen.....

Maschinen funktionieren: in / out.... aber Menschen..... nö........

Liebe Salvatore: Du hast also mit Deiner Freundin gesprochen und wenn ich richtig gelesen habe, so doch eigentlich positiv.

Eigentlich von daher, weil der Herr Kritiker (die männliche Bezeichnung bitte ich die lesenden Herren zu verzeihen) wieder was zu mosern und zu stänkern hat..... übles Kerlchen.... echt hartnäckig!
Typ: Querulant; sehr unangenehm......

Liebe Salvatore: wie auch immer es weiter gehen mag; ich wünsch Dir alles, alles Liebe:

P.S.: ja, absagen sollte zu schaffen sein...... es gibt nicht nur schwarz & weiss.... ganz klar: aber mir sei die Frage erlaubt: warum Du oft im Freundeskreis alles initieren musst und warum Du Dir Freunde aussuchst, die eben Nicht-absagen...... ?

Wirklich Freunde (gilt auch für Bekannte) kann man sich aussuchen.

LG
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Zarra
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Re: Freundschaften in der Depression - eine heikle Angelegenheit

Beitrag von Zarra »

Liebe Salvatore,

ich kann mir vorstellen, daß bei Dir gerade einfach viele Dinge in dieser Hinsicht leicht ungut zusammenkommen ... und irgendwann reagiert man dann überempfindlich ... fragt sich, "warum das denn jetzt auch noch sein muß", ... was das zu bedeuten hat. Und es muß eben oft gar nichts wirklich zu bedeuten haben, außer das mehrere Dinge blöd zusammenkamen.

Mit Deiner Freundin ist es nicht mehr so einfach. Ja, das scheint mir Fakt zu sein. Doch nach dem, was ich mitkriege, scheint Euch beiden (!) jeweils etwas an der anderen "an sich" zu liegen, - was ja aber nicht heißt, daß es nicht im Konkreten auch mal schwierig sein kann. Es können ja aber auch wieder andere Zeiten kommen! - Und wichtig finde ich auch, z.B. den quasi "Anti-Vorschlag" zu den Weihnachtsgeschenken zu sehen: Miteinander etwas zusammen zu machen klingt mir ganz und gar nicht nach einer Aufkündigung der Freundschaft oder nach einem Auslaufenlassen.

Das mit den diversen Bekannten: Eindeutig ärgerlich. Doch trifft Dich dies wirklich von den Tatsachen her so sehr, daß Du es nicht erst mal abhaken kannst, nach dem Motto "dann halt nicht". Und klar, man zieht seine "Lehren" daraus.

Es kann Konstellationen geben, in denen es sinnvoll sein kann zu fragen: "Liegt Dir eigentlich noch etwas an unserem Kontakt?" Bei Deiner Freundin scheint mir das nicht der Fall zu sein. - Und ich glaube inzwischen auch nicht (mehr??) daran, daß man alles ausdiskutieren kann und sollte. Außer es geht darum, z.B. Hintergründe des anderen besser zu verstehen. Doch ansonsten sind oft Taten viel mehr sprechend, denn z.B. Beteuerungen, denen keine Taten folgen, helfen gar nichts, sondern verschlimmern eher etwas. - Und solch "unsinnige" Fragen wie: "Liebst Du mich?" (Partnerschaft), können ggf. nur ins Desaster führen, weil der Kontext u.U. keine Wahlfreiheit läßt.

LG, Zarra
Antworten