Depression und eine liebevolle Beziehung ???

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engel1
Beiträge: 156
Registriert: 16. Nov 2013, 17:26

Depression und eine liebevolle Beziehung ???

Beitrag von engel1 »

Hallo ,

heute wende ich mich mal direkt an die Betroffrnen ! Ich schreibe sonst im Angehörigenteil und bin es auch ...

Ich bin seit über 2,5 Jahren mit meinem Freund zusammen , der von Anfang an und auch im Kontakt bevor wir zusammen kamen , gesagt hat, er leide unter Depressionen ... Ich hab mich bevor es gefunkt hat , leider nicht so wie später Mut der Krankheit beschäftigt .. Jedenfalls hat es gewaltig gefunkt zwischen uns und wir haben sehr viel schöne Zeiten verbracht, aber leider auch viele Hürden genommen ... Er hat immer wieder viele Rückzugsphasen , in denen er meist die Beziehung in frage stellt . Mich hat es mehrfach gesundheitlich in dieser zeit weggerissen und er war für mich da . Das hat sicherlich viel kraft gekostet!

Diesmal war es leider nicht so .. Aufgrund der nächsten Krankengeschichte , sagte er er kann nicht mehr und weg war er .. Man muss dazu sagen , bei mir ist es kein Krebs oder so was schlimmes .. Jedenfalls ist das jetzt 8 wo her .. Der Kontakt in der zeit ging mehr von mir aus ... Bin dann auch mal hingefahren .. Als es wieder ging , er war fertig ihm tut alles leid , aber wusste nicht wie wir da rauskommen .. Wir landen immer wieder da .. Er versteht sich selbst nicht .. Usw .. Er macht keine Therapie .. Früher mal , aber das hat wohl nichts gebracht lt seiner Aussage u dies Jahr eine angefangen aber da es ihm so gut ging und wir gerad auf Wolke 7 waren ,hielt er es nicht für nötig weiterzumachen ..

Inzwischen versteh ich einiges und will ihn auch mit dieser Krankheit ! Und mit Rückzügen , aber nicht wenn er dann immer alles in frage stellt und die Phasen so lange sind ? Jedenfalls hab ich darauf gedrungen , dass er seine ganzen Sachen abholt und das geschah vor 3 wo ... Ihm geht's schlecht , mir geht's schlecht .. Gefühle nach wie vor sehr stark! Es muss dich irgendwie einen gemeinsamen weg geben , oder ?
Im Angehörigenteil sind die Geschichten alle sehr ähnlich ... Kann mir jemand von den betroffenen sagen , wie eine Partnerschaft , wo doch Liebe da ist , einen Weg nennen ?lebt jemand in einer Beziehung ? Ich sprech hier Leute an , die schon eine gescheiterte Ehe oder lange Beziehung hinter sich haben und nun im mittleren Alters was neues haben und mit demjenigen vielleicht gemeinsam alt werden wollen ...
Ich füge noch eine Aussage von ihm in guten Zeiten bei:

Er sagte , besser geht es nicht und das er das noch erleben darf so zu fühlen ist der Wahnsinn !!!

Ist es nicht auch für einen depressiven schöner , wenn man weiß da ist jemand der einen liebt ??? In manchen Büchern steht eine Partnerschaft sei wichtig ...

So das war ganz schön viel und etwas durcheinander ...
Ich weiß , es gibt leider kein Patentrezept aber vielleicht irgendjemanden , der etwas "positives" berichten kann ?

Alles Liebe
Engel
Distelchen
Beiträge: 554
Registriert: 17. Mär 2013, 18:30

Re: Depression und eine liebevolle Beziehung ???

Beitrag von Distelchen »

Hallo, Du Engel,
ich kann grad nicht viel schreiben.
lesen geht grad so ein wenig...Das von Dir angesprochene Thema treibt mich im Moment sehr um:
Du schreibst: "Ist es nicht auch für einen depressiven schöner , wenn man weiß da ist jemand der einen liebt ???"

Dass ich nach dem Tod meines Mannes wieder einen Partner gefunden habe, ist wunderbar...aber auch sehr belastend, besonders jetzt in der Tiefe der Depression. Grad, wenn man jemanden lieb hat, möchte man ihm/ihr doch Gutes tun ... und keine Belastung sein. Das "schlechte Gewissen" ist permanent da, da hilft es auch nicht, wenn der andere sagt: ...brauchst Du nicht zu haben..."
Ich überlege allen Ernstes, ob es nicht besser wäre, die Beziehung zu beenden. Entlastung. Für ihn und für mich gleichermaßen. Obwohl ich auch Angst davor habe, wieder ganz allein zu sein. Grad jetzt.

Sorry, mehr geht grad nicht
Distelchen
Warte nicht, bis der Sturm vorbei ist,sondern lerne lieber, im Regen zu tanzen.



(Quelle unbekannt).
missBU
Beiträge: 216
Registriert: 31. Aug 2013, 10:28

Re: Depression und eine liebevolle Beziehung ???

Beitrag von missBU »

Hallo zusammen,

auch ich möchte mich Engel hier anschliessen und vielleicht sind doch ein paar Antworten dabei im verständnisvoller miteinander umzugehen.
Klar ist trotzdem jede Beziehung irgendwie anders aber ich höre hier auch ziemlich oft von denselben Problemen, daß Betroffene eben lieber die Beziehung beenden wollen um niemanden zur Last zu fallen.
Aber so ist es nicht unbedingt!
Ich habe z.B. noch nie eine so intensive Beziehung im positiven Sinne erlebt und natürlich war der Fall dann genauso schlimm wie nie. Aber ich würde auch gerne verstehen, wieso man sich nicht beidseitig darauf einigen kann, dass nicht sofort die Beziehung in Frage gestellt werden muss?

Es reicht eine ausreichende KOmmunikation und ich spreche jetzt von keinem SMS Terror etc. Sondern von der Aussage, es geht im Moment nichts, ich ziehe mich zurück. Die meisten Angehörigen haben es bereits gelernt, daß sie ihr Leben weiterleben müssen und genauso auf sich achten wie die Betroffenen. Wenn sich dann beide im Klaren sind, sich auch nach längerer Phasen des nichtsehens sich trotzdem aufeiander verlassen zu können ist schon sehr viel gewonnen.

Klar eine Garantie für eine dauerhafte alles überstehende Beziehung hat man nie, aber die hat man auch so nicht.

was meint ihr? Hoffe es war einigermaßen verständlich was ich fragen möchte?

Liebe grüße und herzlichen Dank für eure Antworten hier , Bedi
Happiness isn`t about getting what you want all the time,

it`s about loving what you have.
engel1
Beiträge: 156
Registriert: 16. Nov 2013, 17:26

Re: Depression und eine liebevolle Beziehung ???

Beitrag von engel1 »

Hallo Diestelchrn,

schön, dass du trotzdem geantwortet hast ... Ich wünsche Dir, dass es dir bald besser geht !

Sicherlich sind nicht alle Menschen geeignet ein Partner eines Depressiven zu sein! Aber wenn dieser Partner bereit ist und sich auch mit der Krankheit auseinander gesetzt hat und immer noch dazu lernt , hat er dann nicht das recht mitzuentscheiden ? Ich meine , wenn dieser meint , dass er dich so liebt wie du bist ! Mit oder ohne Krankheit ! Dich der gemeinsame Weg zählt doch ...
Du willst deine Beziehung vielleicht beenden ? Warum? Sicherlich ist das mit dem Druck machen so eine Sache und mit dem Verständnis ... Aber ich glaube , wir alle Angehörigen hier, tun nie etwas , wovon wir nicht denken, dass es in irgendeiner weise hilft .. Oder bzw anders ausgedrückt : wir wollen nur für Euch da sein
Um dann die schönen Zeiten gemeinsam zu genießen ?
Der Mensch ist nicht zum Alleinsein geschaffen und ich denke spätestens im Alter merkt man das u d bereut vielleicht ...

Lieben Gruß
Engel
Handsan
Beiträge: 156
Registriert: 2. Jan 2013, 14:48

Re: Depression und eine liebevolle Beziehung ???

Beitrag von Handsan »

Hallo Engel,


eine liebevolle Beziehung mit Depression, die habe ich mit meinem Freund.

Wir sind jetzt seit zwei Jahren zusammen. Wir lernten uns kennen, als ich gerade offiziell die Diagnose Depression bekam. Ich habe ihm von Anfang an erzählt, was mit mir los ist, was in mir vorgeht. Klar wollte ich ihn nicht belasten, aber wie sollte er sonst wissen, wie er mit mir umzugehen hat. Kommunikation ist wichtig und das haben wir hinbekommen.

Am Anfang unserer Beziehung war ich sehr depressiv und mir mangelte es an Emotionen die wichtig in einer Beziehung sind. Ich wollte ihn nicht verletzen, wenn er mir Gefühle entgegenbrachte, die ich nicht teilen konnte. Das führte dann auch dazu, dass ich überlegte die Beziehung zu beenden. Ist es besser ohne ihn, ist es besser mit ihm? Wie kann er mich lieben? Teilweise war auch seine Gegenwart belastend im Sinne von anstrengend. Aber das wäre mit jeder anderen Person ebenso gewesen, wenn man sich selber kaum aushält.

Ich war mir im klaren, was meine Depression mir da "erzählt". Ich wusste, dass ich unter Stimmungsschwankungen litt, die meine Urteilskraft trübten. Deswegen traf ich auch keine schwerwiegenden Entscheidungen. In der Zeit, in der ich keine Liebesgefühle empfinden konnte, wusste ich dennoch, das mein Partner mir nicht egal war. Das da etwas war. Ich bin rücksichtsvoll mit ihm umgegangen und wusste, was ich an ihm gefunden habe.

Also irgendetwas ganz kleines in mir drinnen sagte mir von Anfang an, der ist es. Ich zeigte ihm in vielen kleinen Dingen, dass er mir etwas bedeutet. Ich schnitt ihm zum Beispiel immer Brot ab, wenn er von der Arbeit zum Abendbrot kam. Erinnerte ihn an Dinge, die er vergaß. Und ich würdigte seine liebevollen Gesten und Handlungen. Da war jemand, der sich um "mich" bemühte, während ich mich für einen Haufen Dreck hielt.

Meine Liebe zu ihm, die im Prinzip von Anfang an da war, hat sich emotional entfaltet. Dank Therapie und Medikamente. Für mich war die Zeit hart, mich eher verstandesgemäß um meine Partnerschaft zu kümmern, zu halten. Aber dafür werde ich, bzw. wir nun belohnt. Wir möchten miteinander alt werden und wir sind füreinander gegenseitig ein liebevoller Partner.


Liebe Grüße
Lotusblume
Gerbera
Beiträge: 619
Registriert: 31. Mär 2013, 00:24

Re: Depression und eine liebevolle Beziehung ???

Beitrag von Gerbera »

Hallo Engel,

mein Mann hat trotz meiner schweren Depression zu mir gehalten, hat mir immer wieder versichert, WIR würden das überstehen, hat sich liebevoll um mich gekümmert, meine Rückzugsphasen ausgehalten, meine Launen ertragen, mir Raum gelassen. Für mich war es nie eine Option zu gehen, aber ich denke, Menschen sind da sehr verschieden.

In akuten Depressionsphasen empfindet man andere Menschen, auch den eigenen Partner, manchmal als kaum mehr zu ertragende Last, fühlt sich durch seine bloße Anwesenheit gefordert, will nur seine Ruhe haben. Wie groß dieser Wunsch ist, variiert von Mensch zu Mensch, und das mit der Last, als die man sich empfindet, auch.

Eines ist jedenfalls klar: Du kannst einen Depressiven, der entschlossen ist zu gehen, nicht halten. Er ist aufgrund der Krankheit nicht in der Lage, sein Handeln und dessen Konsequenzen richtig einzuschätzen. Und wenn er es wieder kann, ist es meist zu spät.

Was kann/soll ich Dir raten? Die Tür offenzuhalten vielleicht, so lange Du kannst, zumindest losen Kontakt halten, wenn er das möchte - und abwarten.

Tut mir leid, dass ich Dir keine besseren Ratschläge geben kann. Ich wünsche Dir von Herzen, dass sich für Dich/Euch alles zum Guten wendet.

Viele Grüße
Gerbera
engel1
Beiträge: 156
Registriert: 16. Nov 2013, 17:26

Re: Depression und eine liebevolle Beziehung ???

Beitrag von engel1 »

Liebe lotusblume ,

Das ist ja mal schön zu hören , dass es dich funktionieren kann !! Also nicht so schön , dass du diese Krankheit hast und auch sehr gelitten hast ...

Darf ich fragen , wielange ihr zusammen Wart als du mit Therapie u Medikamenten angefangen hast ? Hast du diesen Schritt alleine gemacht oder könnte dich drin Freund dazu bewegen ?
Also hast du zwar die Partnerschaft auch mal angezweifelt ? Hättest du auch solche Rückzugsphasen ? Wenn dir die Fragerei zuviel ist , antworte einfach nicht ok 😉mir schwirrt nur schon wieder der Kopf ...
Wohnt ihr zusammen ?
Also , dass es bei uns was besonderes ist, dass sagte er auch immer ! Diese intensiven Gefühle sind der Wahnsinn !!! Das haben wir hier bei den Angehörigen auch schon mal festgestellt, dass jeder hier von sehr intensiven Beziehungen redet ... Für mich kann ich sagen , ich habe sowas vorher noch nie erlebt und ich bin 41 .... Vielleicht liegt es daran , dass die Betroffenen besonders sensibel sind ...
Ich danke dir erstmal schon für die lieben Zeilen und wünsche euch beiden weiterhin viel Glück und dir nicht ganz so schlimme Phasen !

Lieben Gruß
Engel

Liebe findet ihren Weg
engel1
Beiträge: 156
Registriert: 16. Nov 2013, 17:26

Re: Depression und eine liebevolle Beziehung ???

Beitrag von engel1 »

Liebe Gerbera ,
auch dir vielen Dank für die Zeilen .. Ja , ich kann mir in etwa vorstellen wie es ist immer das schlechte gewissen zu haben .. Das hab ich oft genug zu spüren bekommen .. Und ich weiß auch , dass man in der Depression die Aussagen nicht so ernst nehmen darf ! Dieser Rückzug ist nur immer schwierig für den Angehörigen wenn man nicht zusammen wohnt ... Andererseits vielleicht auch besser für einen selbst ?! So gar nicht mitzukriegen , wie es dem Partner geht ist eben schwer ...
Ich finde es toll, dass ihr es geschafft habt ...

Alles gute
Engel

Liebe findet Ihren Weg
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