depression- ein lebenslanges leiden?

90303
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Re: depression- ein lebenslanges leiden?

Beitrag von 90303 »

Final,


ich wünsche dir viel Glück Morgen
Fabelwesen
johanna73
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Registriert: 11. Okt 2011, 20:22

Re: depression- ein lebenslanges leiden?

Beitrag von johanna73 »

Huhu Final,
bei mir war es bisher so, dass ich eigentlich nur den Zustand der Depression kenne und mir daher der Vergleich fehlt, es gibt kein Vor-der-Depression bei mir. Seit 1999 hole ich mir mit wechselnder Frequenz und Intensität professionelle Hilfe. Damit geht es mir ganz ganz langsam ein wenig besser - eigentlich erst nach Ende der hochfrequenten Analyse vor zwei Jahren. Jetzt bin ich wieder einmal die Woche dabei. Manchmal brauchen die Dinge eben Zeit. Ähnlich wie FönX und andere hier schon gesagt haben.

Da wir nur ein Leben haben, sollten wir versuchen, auch kleine Schritte anzuerkennen. Es gibt eben kein Doping für Depressive - vielleicht ist das wiederum auch ein Glück.

Alles Gute
j.
Mione
Beiträge: 284
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Re: depression- ein lebenslanges leiden?

Beitrag von Mione »

Hallo ihr,

ich lese diesen Thread mit vielen verschiedenen Gefühlen, weil es genau um das Thema geht, dass mich die letzte Zeit so sehr beschäftigt hat.

Bei mir war es so: Nach der Trennung meiner Eltern, phasenweise Mobbing in der Schule und gehäuften Krankheits-/Todesfällen in der Familie bekam ich eine sich verstärkende Zwangsstörung. Als Teenager war ich wie schon als Kind phasenweise immer wieder sehr melancholisch, sensibel und eher ängstlich aber trotzdem glücklich mit meinem Leben.
Starker Anstieg der Zwänge und erste depressive Episode mit 20, die sich dann unter AD-Einnahme gebessert hat. Danach noch drei Jahre Restsymptome, die in der Intensität geschwankt haben. Leider habe ich zu dieser Zeit keine Therapie gemacht.
Dann ein Jahr komplett deprifrei.
Dieses Jahr zweite depressive Episode, jetzt sind auch vermehrt Ängste dazu gekommen.

Vor diesem Rückfall hatte ich die Hoffnung, "es" geschafft zu haben dauerhaft deprifrei zu sein. Dass dem nicht so ist, hat mich dann schwer getroffen und ich war sehr wütend und verzweifelt darüber, fühlte mich so hilflos und ausgeliefert. Ich habe mich oft mit gesunden Gleichaltrigen verglichen und mich gefragt: Wieso ich?
Mein Vater und andere Verwandte haben seit dem Großteil ihres Lebens Depressionen. Dass es mir genau so gehen könnte, war meine große Angst.

Inzwischen habe ich gemerkt, dass mich Wut, Verzweiflung und mein Selbstmitleid oder Neid aber nicht weiterbringen. Dadurch fühle ich mich nur noch schlechter und ich habe das Gefühl, mein Leben gleitet an mir vorbei.
Mein neuer Vorsatz ist, jeden Tag für sich zu leben und für die Menschen und Dinge, die mir wichtig sind, zu nutzen (und für mich selbst). Ich möchte mich nicht mehr wie früher ständig fragen und Sorgen darüber machen, wie es mir wohl in einem oder zehn Jahren mit der Krankheit gehen wird.
Trotzdem tut es noch weh, mich damit abzufinden, eingeschränkt zu sein. Ich hoffe, ich lerne, das noch besser akzeptieren zu können. Das Forum hilft mir dabei auf jeden Fall sehr!

Liebe Grüße
Mione
Cloud59
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Re: depression- ein lebenslanges leiden?

Beitrag von Cloud59 »

Ja, das forum ist für mich auch eine hilfe. Einfach dadurch, dass hier menschen sind, die wissen, wie man sich mit depressionen fühlt. Und ich finde es toll, dass so schnell geantwortet wird.

Lg cloud
timmie2002
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Re: depression- ein lebenslanges leiden?

Beitrag von timmie2002 »

guten morgen ihr lieben,

mein herz ist gerade so voller positiver gefühle, dass ich euch das mitteilen möchte.

seit einiger zeit frage ich mich jeden morgen nach dem aufstehen: wie fühlst du dich? ich will so meinen inneren zustand bewusst aufnehmen und mich darauf einstellen können.

meine antwort heute morgen: froh, zuversichtlich, hoffnungsvoll. und meine beklemmung vor dem ersten arbeitstag ist weg.

was dies bewirkt hat? eure postings hier. jedes einzelne trägt dazu bei, dass meine angst vor der zukunft mit dieser erkrankung- mione, mir geht es wie dir- geringer wird. ihr stärkt ungemein meine hoffnung, dass ich erlernen kann, mit der krankheit so umzugehen, dass ich ein leben ohne ständiges leiden führen kann, dass ich trotz depri lebensqualität, lebensfreude erfahren und empfinden kann. das ist so viel für mich.

ich hoffe, dass andere user, die sich in derselben situation wie mione und ich befinden, genauso von diesem thread profitieren können. das wäre so schön!

ja, und ihr dürft- nein, ich wünsche es mir- noch mehr von euren erfahrungen berichten. ich sauge jedes posting förmlich in mich auf.

und vielleicht haben ja andere betroffene mit den gleichen ängsten auch noch fragen zu diesem thema.

glg final

die sich heute ganz glücklich fühlt.
timmie2002
Beiträge: 1706
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Re: depression- ein lebenslanges leiden?

Beitrag von timmie2002 »

nachtrag:

und allen, die heute einen ähnlich schweren tag vor sich haben, wünsche ich kraft, mut, zuversicht und gutes gelingen.

ein besonderes daumendrücken an jusi und lerana.

glg final
Cloud59
Beiträge: 488
Registriert: 17. Mai 2013, 21:43

Re: depression- ein lebenslanges leiden?

Beitrag von Cloud59 »

Dem schliess ich mich an, final ! ! !

Lg cloud
otterchen
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Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: depression- ein lebenslanges leiden?

Beitrag von otterchen »

Liebe Final, liebe Alle,

mir wabern gerade ein paar Begriffe unsortiert im Kopf herum:

... auch die eigenen negativen Seiten annehmen (ich denke hin und wieder auch noch, dass ich gerne anders wäre - so vieles wäre dann leichter)

... immer wieder das Thema Verantwortung bzw. inneres Kind:
ein Teil von uns will toben, Ungesundes essen, maßlos sein, arbeiten wie ein Stier, andere glücklich machen (um selbst das Glück spiegeln zu können?), faul sein, sich in Gefahr begeben, spielen und fernsehen bis in die Puppen, gut aussehen, sportlich sein, alle Lebensbereiche top ausfüllen...

Das sind Dinge, die wir gerne tun würden, die aber auf Dauer nicht gut für uns sind.
Umlernen fällt oft schwer, da dass ja z.B. bedeuten würde, dass wir die sozialen Vorgaben, die uns früher eingeimpft wurden ("tu dies, lass jenes!!!"), jetzt doch akzeptieren würden. Eine Zwickmühle!
Tun wir es, sträubt sich alles in uns. Wir wollen und können z.B. dem autoritären, lieblosen Elternhaus nicht Recht geben!
Tun wir es nicht, bringen wir uns in Schwierigkeiten, weil wir die Verantwortung für unser Wohlergehen nicht übernehmen.
Und beides kann zum Stillstand führen.

Hier die ganz persönliche Herangehensweise für sich selbst zu finden, ist schwierig.

Dies betrifft aber wohl nur die, die eine Depression aus derartigem Hintergrund entwickelt haben.
Dennoch: zu leben, wie ich es BRAUCHE und nicht nur, wie ich es WILL, ist vielleicht die Kunst?

... Lebenstraum vs. Realität:
mir fällt ein ehem. Mitpatient ein, dessen Lebenstraum es war, eine große Familie zu haben. Als das sechste (oder war es das achte?) Kind unterwegs war, klappte er zusammen. Es war zuviel für ihn geworden.

... da gibt es sicher noch einige andere Aspekte, die mir aber momentan nicht einfallen wollen.


Ich denke dennoch, das all dies zu lernen ist. Und ich empfand das Lernen immer als Bereicherung. Je mehr ich lebe, wie es MIR entspricht, desto besser geht es mir, desto weniger und seltener greift das Bremssystem Depression.
Zwickmühlen zu entdecken und einen Weg heraus zu finden, Teufelskreise zu identifizieren und zu unterbrechen, Spannungen zu lösen, Änderungen zu akzeptieren... das alles gehört unter anderem dazu.
Leicht ist es nicht - aber ich finde es interessant.
Und es bringt uns immer wieder dazu, uns mit dem wichtigsten Menschen in unserem Leben auseinanderzusetzen.

Es geht!




Final, ich drück Dir sooo die Däumchen für heute! ♥
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
SLSL
Beiträge: 323
Registriert: 7. Apr 2013, 19:41

Re: depression- ein lebenslanges leiden?

Beitrag von SLSL »

Danke Final,

daß Du diesen Thread eröffnet hast. Genau diese Frage bewegt mich auch und ich danke auch allen Betroffenen, die geantwortet haben. Auch für mich eine große Hilfe und Trost.

Mit der Depression leben, aber nicht nur leiden.

Liebe Grüße blauregen
timmie2002
Beiträge: 1706
Registriert: 2. Nov 2012, 13:32

Re: depression- ein lebenslanges leiden?

Beitrag von timmie2002 »

hallo ihr lieben,

euer daumendrücken hat geholfen. der erste arbeitstag ist gut verlaufen. ich habe mich mit meiner angst konfrontiert und bin noch vor der ersten beratung in die höhle des löwen gegangen. habe mit ihr gesprochen, weil ich sie über etwas informieren musste. klappte prima. sie war sehr höflich. na immerhin.

so, das in eigener sache.

liebe frau rossi,

du hast ähmlich wie otterchen die depression als notbremse erlebt und gelernt, signale heute bewusst wahrzunehmen.
therapie und selbsthilfe durch erkennen, verstehen, annehmen und verändern sowie schrittweises vorgehen sind dein weg aus der depri.
ein weitermachen wie vor der depri würde dich wieder völlig zurückwerfen.

liebe rifka,

du hast einen langen leidensweg hinter dir, der zunächst geprägt war von nichterkennen bzw. nichtakzeptieren der erkrankung in deiner umwelt.
deine ersten erfahrungen mit medikamentöser behandlung und thrapie sind sehr schlecht.
erst seit kurzem hast du eine therapeutin und nimmst ein ad, durch die es dir besser geht.
dein galgenhumor und deine hobbys helfen dir durch depressive löcher und lebenslanges leiden verneinst du resolut.

liebe cloud,

auch bei dir hat es lange gedauert bis die depression überhaupt erkannt bzw. benannt wurde.
du führst heute ein normales leben.

die beschäftigung mit schmerzvollen erfahrungen in der vergangenheit sowie mit dem inneren kind hälst du nicht für zielführend (das wort gefällt mir, eher für kontraproduktiv in bezug auf genesung.

du setzt auf therapie, reha, beschäftigung mit interessierenden dingen, aufenthalt in der natur,gelassenheit sich selbst und anderen menschen gegenüber,sich selbst auch mit seinen schwächen annehmen.

ein gutes mittel gegen depressive glaubensmuster ist für dich die spiegelgesetzmethode.

du hast durch die depression erfahren, dass das leben durch unvorhergesehene veränderungen sehr unsicher ist. deshalb ist es für dich wichtig, sich selber halt geben zu können, was du aber noch lernen musst.

liebe dejavu (richtige anrede oder?),

du kennst nur den zustand der depri. professionelle hilfe ist dir wichtig. vorgehen in kleinen schritten.

liebe mione,

die depri ist bei dir mit großen ängsten und zukunftsängsten verbunden.
wut, verzweiflung, selbstmitleid und neid empfindest du als kontraproduktiv.
du willst mehr für dich und dir wichtige menschen leben.
mit einschränkungen zu leben fällt dir noch immer schwer.

lieber fönx,

du erlebst noch heute einschränkungen in deinem leben intensiv, vor allem im sozialen bereich. gemeinsam mit deiner frau kommst du aber gut zurecht.

beendigung von medikation und psychotherapien bewertest du trotz wiederkehrender depressiver episoden als positiv und bist trotzdem optimistisch im hinblick auf deine gegenwärtige situation.
dein glaube ist dir eine wichtige stütze.

liebe sieglinde,

medikamente und therapie helfen dir gegn die krankheit anzugehen und sich nicht völlig ausgeliefert zu fühlen.

die krankheit annehmen, hobbys und ablenkende beschäftigungen, zeit für sich nehmen helfen dir bei der bewältigung.
hilfe in anspruch nehmen und geduld haben siehst du als hoffnunfträger.

lieber michael,

du siehst dein leben mit der depri mehr als ein akzeptiren der umstände und fühst ein normales leben.
für dich ist die selbstbestimmung von zentraler bedeutung.

liebe ke,

du bist bestrebt, die depri gelassener zu nehmen und freude zu empfinden.
sowohl im denken als auch im alltäglichen handeln machst du sehr viel dafür. (das ist ja scjon knapp zusammengefasst in deiner aufzählung. )
Cloud59
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Re: depression- ein lebenslanges leiden?

Beitrag von Cloud59 »

Hallo final,

ich freue mich sehr für dich, dass es heute so gut geklappt hat bei dir.


Du hast dir ja wahnsinnige mühe gemacht mit der ausführung zu den einzelnen postings.

Ja, was soll ich sagen. Es wäre schön, wenn ich ein normales leben führen würde. Ich gehe zwar zur arbeit, komme ohne medis klar. Aber o.k. bin ich noch lange nicht..meine letzte schwere phase ist grade 1 jahr her. Ich steh auf sehr wackeligen beinen, beruflich wie privat.

Das "zielführend" beinhaltet für mich nicht einen reinen willensakt. Ich schliesse da schon meine bedürfnisse mit ein. Das ziel ist gesund zu werden, auf beiden beinen zu stehen.

Ich arbeite auch an meinen ängsten usw.
Bin schon jahrelang in therapie. Trotzdem habe ich noch kein unverkrampftes verhalten gegenüber meinen mitmenschen. Habe oft das bedürfnis, mich zurück zu ziehen. Bring zu hause nichts auf die reihe usw. All die unliebsamen begleiterscheinungen der depri halt.

Ich bin schon froh, wenn ich zur arbeit gehen kann, wegen der finanziellen seite. Für meine gesundheit förderlich ist die situation am arbeitsplatz auf keinen fall.

Ich hoffe für dich, dass es weiterhin gut läuft in der schule .

Lg cloud
timmie2002
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Re: depression- ein lebenslanges leiden?

Beitrag von timmie2002 »

hallo cloud,

danke dir für dein mitempfinden und deinen wunsch. ich hoffe sehr, dass ich auf arbeit zurechtkomme.

ich hatte schon überlegt, das "normal" in anführungszeichen zu setzen, weil es ja weiterhin einschränkungen gibt.
aus deinen aktuellen posting lese ich aber auch, dass du noch viele baustellen hast.

ich wünsche dir, dass du auch mit diesen schritt für schritt vorankommst.

in bezug auf soziale ängste und umgang mit anderen menschen könnte man meines erachtens schon wieder einen gesonderten thementhread machen. da gibt es so vielfältige probleme. das wäre echt ein thema für sich.

die mühe habe ich mir wirklich für mich gemacht, dass ich eure postings ganz bewusst lese und so verinnerlichen kann. aber auch zur prüfung, ob ich euch richtig verstehe. danke, dass du nochmal darauf reagiert hast.

glg final
Cloud59
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Re: depression- ein lebenslanges leiden?

Beitrag von Cloud59 »

@final, ja, ängste wären wohl einen eigenen thread wert.

Ob man das bedürfnis nach rückzug überhaupt mal ganz abbauen kann? Ist wahrscheinlich wesensabhängig, somit individuell unterschiedlich.

Ich hab wohl noch baustellen, aber empfinde es insgesamt ruhiger, kein so leidensdruck mehr. Und darüber bin ich schon froh. Zwischendurch bin ich auch mal traurig, aber es vergeht wieder.

Manchmal habe ich den eindruck, dass ich ein deprigedächtnis habe. Etwa so in der art wie schmerzpatienten ein schmerzgedächtnis. Da muss ich aufpassen, wenn ich traurig bin, dass ich nicht in die depression reinkomme.

Lg cloud
Kieselstein
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Re: depression- ein lebenslanges leiden?

Beitrag von Kieselstein »

Hallo Finalfreak,
hallo alle Mitlesenden,

ich möchte diesen Thread gern wieder nach oben holen und dabei auch von meinen eigenen Erfahrungen berichten.

An Depressionen leide ich auch schon seit meiner Kindheit (bin jetzt 32). Bin somit auch chronisch erkrankt.
Zwischendurch habe ich auch gedacht, an den Depressionen zu verzweifeln. Grade letztes Jahr, nach meinem Totalzusammenbruch. Ich habe gedacht, nie wieder ein lebenswertes Leben führen zu können; nichts mehr unternehmen zu können, mein geliebtes Hobby aufgeben zu müssen.
Heute, ein Jahr danach, bin ich zutiefst dankbar für diesen Zusammenbruch, den mir die Depression ermöglicht hat! Es hat sich so viel zum Positiven verändert.
Heute lebe ich viel bewusster, gehe viel besser mit mir selber um, achte auf meine Grenzen; und ja, meine Kraft ist begrenzt, die Grenzen schnell erreicht; aber es ist ok. Ich kann es vielleicht sogar ändern; die Akkus aufladen, mir Auszeiten nehmen, etc.
Aber will ich das überhaupt? Was bringt es mir, über meine Grenzen zu gehen? Garnichts. Also akzeptieren ich diese im Sinne der Selbstfürsorge.
Ich habe meinen alten Beruf an den Nagel gehängt und endlich das gemacht, was ich wirklich arbeiten möchte. Frei von gesellschaftlichen Zwängen und Meinungen anderer Menschen. Ich kann endlich mein eigenes Leben leben.
Dazu wäre ich ohne Depression nicht in der Lage gewesen.
Viele Grüße
90303
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Re: depression- ein lebenslanges leiden?

Beitrag von 90303 »

Hallo Nini,

das klingt ziemlich gut, was Du schreibst. Magst Du näheres erzählen? Man liest ja häufiger, dass Menschen sich nach einem Zusammenbruch völlig neu orientieren. Wohin hat es Dich letzten Endes verschlagen? Natürlich nur, wenn es Dir nicht zu unangenehm ist.
Derzeit scheint es mir oft so, als wären Depressionen ein lebenslanges Leiden - ich empfinde es aber eher so, weil ich fast durchweg das Gefühl habe interesselos, "farblos", profillos zu sein, ohne Ziel. Immer nur wünschend ich könne einfach stehenbleiben, da wo ich bin. habe bisher auch nicht wirklich gelebt (daher fällt es mir oft schwer, mich mit Menschen hier zu vergleichen, die durch ihre Arbeit Depressionen entwickelt haben oder ähnliches) Als würde ich mich bewusst in der Depression halten, weil es einfacher ist als zu sehen, was man alles verpasst hat.

Hmm - Strategien kann ich derzeit wenig anbieten, allerdings ist mir irgendwann aufgefallen, dass Ruhe hilft die aller- niederdrückendsten Gedanken zu beseitigen. Das fällt wohl dann in die Kategorie Grenzen wahrnehmen.

Liebe Grüße,

Phoenia
Fabelwesen
timmie2002
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Re: depression- ein lebenslanges leiden?

Beitrag von timmie2002 »

hallo ihr lieben,

ich dachte mir heute morgen, dass es sich vielleicht lohnen könnte, diesen thread mal wieder hervorzukramen.

ich habe aber zunächst alle beiträge nochmal gelesen. und echt, hier sind so viele tolle sachen geschrieben worden, dass ich nochmal total beeindruckt bin und, froh, mir diese jetzt wieder in erinnerung zu rufen.

deshalb nochmal ein großes DANKE an alle, die hier geschrieben haben.

nun zum aktuellen, das sich für mich aus dem thread von flora ergibt.

in sehr polarisierender weise wird hier die problematik der bewältigung einer depression angesprochen, die ich selber gerne weiter diskutieren möchte.

einhelligkeit dürfte darin bestehen, dass depression eine krankheit ist. keine wie eine grippe, die nach ein paar tagen oder wochen vergeht.

polarisierung erkenne ich in folgenden fragestellungen:

> kann ich wieder vollkommen gesund werden? wirklich so, dass ich keine medikamente mehr benötige, keine therapie und keine episoden mehr erlebe?

> inwieweit ist die bewältigung und der umgang mit der krankheit abhängig von persönlichkeit, innerer einstellung und motivation?

> hat auch ein schwerst erkrankter eine chance zur besserung?


zu diesen fragen würden mich eure meinungen und vor allem erfahrungen brennend interessieren.

es können auch weitere fragen zur thematik gestellt werden. ich bin mir selber nicht sicher, ob ich die problematik umfassend erfasst habe.

eigene gedanken formuliere ich später. ist zuviel auf einmal.

glg final
jep

Re: depression- ein lebenslanges leiden?

Beitrag von jep »

Hallo final,

ich habe das hier jetzt nicht durchgelesen, und möchte auch nur eine- meine! Antwort auf deine "Titelfrage" einwerfen.

Depression-ein lebenslanges Leiden?

Nein. Auch wenn ich schon lange dabei bin und immer Behandlung brauchen werde- ich will nicht lebenslang "leiden".

Ich sehe es als eine chronische Erkrankung, die ich nicht ignorieren kann, aber mit der ich sehr wohl leben lernen kann.

Wenn ich das nicht mehr so sehen kann, dann -gut nacht um sechse....

Phasen kommen und Phasen gehen- auch Leute mit Athrose, Gicht oder weis ich was bekommen immer mal wieder einen Schub- dann geht's halt mal wieder zum Arzt.

Und weiter geht's....

Grüßle
Annette fee
elas
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Re: depression- ein lebenslanges leiden?

Beitrag von elas »

________________________________

Der Weg ist das Ziel



Lebensringe sind auch Themenringe
lae
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Registriert: 14. Feb 2012, 12:37

Re: depression- ein lebenslanges leiden?

Beitrag von lae »

Hallo finalfreak,
wahrscheinlich kennst du aus anderen Beiträgen ein wenig meine Geschichte.
Nach meiner Erfahrung hängt die Entscheidung von zwei Faktoren ab.

1.Wie stark ist die Krankheit.
Mein Vater hatte sein ganzes Leben lang eine Depression. Bei ihm wechselten sich Phasen, in denen es ihm etwas schlechter ging, in denen er Medikamente einnahm und auf der Arbeit mal ein paar Tage Papierkram erledigt, ab, mit Phasen der Symptomfreiheit. Dann konnte er seiner Arbeit intensiver nachgehen, benötigte keine Medikamente, half beim Hausbau für sich und seine vier Brüder, fuhr in den Urlaub, nahm an Freizeitaktivitäten teil ...
Bei mir hat die Krankheit ein ganz anderes Gesicht:
Seit 20 Jahren bin ich mit der immer gleichen Stärke der Symptome praktisch ans Haus gebunden. Kleinere Belastungen können nur gut vorbereitet und mit entsprechender Erholungszeit versehen, durchgeführt werden.

Folglich fiel ihm der Umgang mit der Depression sehr viel leichter als mir. Für mich würde ich schon sagen: lebenslanges Leiden.

2. Von der Persönlichkeit des Erkrankten.
Wenn ich Leute auf der Straße treffe, die mir vorstöhnen: "Ach, ich hab' so die Grippe!" oder "Ach, es ist wieder die dunkle Jahreszeit, da hab' ich immer so Depressionen!" Deute ich das als, denen geht es ganz gut, sie haben nur eine Erkältung oder depressive Verstimmung - hätten sie wirklich eine Grippe oder stärkere Depression, würden sie wohl kaum gerade in der Stadt einen Einkaufsabummel machen und mit mir smaltalk reden.
Was jeder für sich als kleinere Einschränkung oder als tiefes Leid empfindet, ist halt sehr verschieden.

laetitia
Handsan
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Registriert: 2. Jan 2013, 14:48

Re: depression- ein lebenslanges leiden?

Beitrag von Handsan »

Hallo final,


> hat auch ein schwerst erkrankter eine chance zur besserung?
als bei mir die offizielle Diagnose vor zwei Jahren gestellt wurde, da dachte ich, ich wäre schon immer depressiv gewesen. Ich konnte mich nicht mehr erinnern, dass es jemals anders gewesen wäre. Für mich war das zu der Zeit schon lebenslanges Leiden. Dementsprechend hatte ich auch keine Hoffnung. Ich wusste auch nicht mehr, wie sich das anfühlen würde. Und hätte man mir damals gesagt, dass es mir so gehen könnte, wie heute, ich hätte es nicht glauben können.

Ich bin keineswegs frei vom Leiden, der Unterschied liegt aber darin, dass ich mich wieder wie ein Mensch fühle. Ich kann wieder fühlen, wie schön warm meine Katze ist, wenn sie sich auf meinen Schoß setzt. Wie schön sich Berührungen anfühlen können und ich empfinde das Leben wieder als lebenswert. Das konnte ich damals nicht, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Und wenn ich meinen damaligen Zustand mit heute vergleiche, so sehe ich, dass ich als schwerst Kranke eine wesentliche Besserung erreicht habe.



> inwieweit ist die bewältigung und der umgang mit der krankheit abhängig von persönlichkeit, innerer einstellung und motivation?
Mir hat bis jetzt meine Zielstrebigkeit geholfen und meine Willenskraft. Ich habe mir selber gesagt, du machst das jetzt. Egal, ob das das Duschen war, die Medikamenteneinnahme, meinen Freunden die Tür zu öffnen, essen, Sport, zum Arzt gehen ... Jeden Tag und Moment auf's neue. Ich habe auch einige Dinge nicht geschafft wie vorgenommen, aber ich bin dran geblieben. Durch diese Beharrlichkeit bin ich jedenfalls vorwärts gekommen.

Der Umgang mit meiner Erkrankung fällt mir nicht leicht. Ich übe jeden Tag besser zurecht zu kommen



> kann ich wieder vollkommen gesund werden? wirklich so, dass ich keine medikamente mehr benötige, keine therapie und keine episoden mehr erlebe?
Mein Wunsch ist es, soweit zu kommen, dass ich sagen kann, es geht mir gut und ich fühle mich nicht mehr durch die Depression belastet .



Liebe Grüße
Lotusblume
Secret
Beiträge: 1399
Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

Re: depression- ein lebenslanges leiden?

Beitrag von Secret »

Hallo Finalfreak,

ich habe den Thread nicht von Anfang an gelesen, aber das Wiederanstossen des Themas von heute, denn ich beschäftige mich seit ich austherapiert bin und wieder arbeite auch damit.

> kann ich wieder vollkommen gesund werden? wirklich so, dass ich keine medikamente mehr benötige, keine therapie und keine episoden mehr erlebe?

Ich denke das kommt auf den einzelnen an, denn jede depression ist anders. ich hatte ein mittelschwere und agiiterte Depri, d.h. ich lag nicht im bett, war aktiv aber wurde von meimem gedankenkarussel gequält. mein beruf hat mich nicht krank gemacht, sondern kindheitstraumata und die menschen in vielen büros. nun habe ich wieder einen job, ich komme mit allen gut aus. da frage ich mich schon manchmal wie lange das gutgeht, ob das an mir liegt durch meine veränderungen und therapien oder ich nicht auch glück hatte mit diesem büro, ich fühle mich von niemanden gekränkt, angegriffen, zurückgewiesen.

> inwieweit ist die bewältigung und der umgang mit der krankheit abhängig von persönlichkeit, innerer einstellung und motivation?

es gab auch eine zeit da wollte ich nicht mehr leben. und daher denke ichdass auch auch die umstände sehr wichtig sind: das heisst im meinem fall: ich habe familie, verheiratet, 2 noch nicht erwachsene kinder - da hätte ich es einfach egoistisch gefunden als mutter nicht mehr auf der welt da zu sein. meine persönlichkeit: auch ich habe mir oft gesagt: du machst das jetzt .... aufstehen, etc.


> hat auch ein schwerst erkrankter eine chance zur besserung?

mittelschwer ja, schwer?? das kann ich nicht beurteilen.
LG

Secret
Haferblues
Beiträge: 1005
Registriert: 21. Okt 2012, 12:50

Re: depression- ein lebenslanges leiden?

Beitrag von Haferblues »

Hallo ihrs,

ich glaube: solange ein Mensch am Leben ist, gibt es immer eine Chance. Auch bei schweren Depressionen. Wer oder was ist ganz gesund??? Gibt es ein Leben ganz ohne Leiden???

Für mich sebst kann ich sagen: ich bin immer wieder aus meinen depressiven Löchern raus gekrabbelt. Manchmal hab ich das nicht mehr für möglich gehalten. Aber es wurde immer wieder besser.

Gruß
Rifka
Lebenskünstler sind Menschen, die schon vollkommen glücklich sind, wenn sie nicht vollkommen unglücklich sind.
Danny Keye
thea
Beiträge: 59
Registriert: 30. Nov 2004, 07:52

Re: depression- ein lebenslanges leiden?

Beitrag von thea »

Liebe Mitlesende,


Ich war nun sehr lange Zeit nicht mehr im Forum.

Auch wenn ich es vor 10 Jahren niemals geglaubt hätte : es gibt auch Heilung.

Bei mir war es harte Arbeit. Immer wieder üben, was schwer war, weil die Depression mir Scheuklappen für das Leben aufgesetzt hat.
Immer wieder durch
schlechte Zeiten, alte Muster, bis ich den Mut gefunden habe, einfach ICH selbst zu sein.


Schlussendlich war es bei mir der Mix:
Therapie + Medikamente + Änderung der Lebensweise + Mut neue Wege zu gehen + regelmässig Sport + lernen Hilfe von außen anzunehmen.

Meine Erkrankung brach in der Pubertät aus und ich habe sie mit 30 überwunden.

Ich brauche keine Medikamente mehr und ich bin stabil.

An alle ihr draußen: es lohnt sich, nicht aufzugeben.
Es gibt so viele, die von Depressionen betroffen sind und waren. Bei den meisten die ich kenne, hätte ich es von außen nicht erkannt. Es sind wertvolle wunderbare Menschen, die so vieles leisten und die Welt schöner machen.

Ich habe mich früher unnütz und als nichts gefühlt. Bitte schämt euch keinesfalls dafür Depressionen zu haben. Holt und erlaubt euch auch Hilfe. Es gibt den Weg raus. Ganz definitiv. Und es lohnt sich.

Ich drücke euch.

THEA
bhb
Beiträge: 18
Registriert: 21. Nov 2013, 14:19

Re: depression- ein lebenslanges leiden?

Beitrag von bhb »

Hallo annette fee,

wie sehen denn deine Phasen aus, wechseln deine guten beschwerdefreien Phasen und die
depressiven sich schnell ab oder liegen längere Zeiten dazwischen?

Ich leide ca. 3 Monate an einer depressiven und dann folgt ca. 4 Mon. eine beschwerdefreie Phase.

L G
barbarella
bhb
Beiträge: 18
Registriert: 21. Nov 2013, 14:19

Re: depression- ein lebenslanges leiden?

Beitrag von bhb »

Hallo an Alle,

ich leide wie schon gesagt an rezidivierenden Depriphasen und nehme AD`s. Ich bin glücklich, wenn es mir nach einer depressiven Phase wieder gut geht und ich mein Leben positiv gestalten kann ohne Beschwerden. Ich habe auch immer geglaubt, dass meine Erkrankung mal nicht mehr auftreten würde und ich ohne Abstürze leben könnte. Aber heute wäre ich zufrieden, wenn die positiven Phasen durch den Stimmungsstabilisator länger anhalten würden.

Es hilft mir und sicher auch Anderen sehr, was ihr über eure verschiedenen Wege in der Depression berichtet und wünsche euch Besserung in und mit ihr.

LG
barbarella
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