Nachdenken über und Umgang mit Fehlern

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Kronstadt
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Nachdenken über und Umgang mit Fehlern

Beitrag von Kronstadt »

Das laute Nachdenken über Fehler im öffentlichen Raum will überlegt sein. Es soll mich entstressen und mir keinen neuen verursachen.
Hier frisch von der Leber weg, dort nochmal nachgedacht.. Es soll auch nicht lang werden. Das stresst andere. An Litfaßsäulen bleibt keiner lange stehen, höchstens der Bus kommt ewig nicht oder man sitzt in einem Lesesessel.

Mit Worten habe ich Fehler gemacht. Worte können verletzen. Nie vergesse ich, wie ich Annelie`s Gefühle verletzt habe, weil ich unüberlegt nach geplappert habe, was ihr Mann
in spaßiger Absicht benutzt hat. Er hätte es nicht sagen dürfen jedenfalls nicht wiederholt, schon garnicht ich.
Annelie`s Gesicht sprach Bände. Ich dachte: „Es tut mir leid, entschuldige. Es war sehr dumm.“ Über die Lippen kam es nicht, aber es blieb sehr lange in meinem Gedächtnis und in meinem schlechten Gewissen. Nicht nur Annelie hatte das schlechte Gefühl.
Obwohl ich das Bedürfnis spürte, mich zu entschuldigen, habe ich es nicht vermocht.
Ich hatte es nicht gelernt, solche Worte zu formulieren und ich konnte es nicht wie Bitte und Danke und Guten Morgen und Gute Nacht.
So behielt ich erstmal Schuldgefühle und Scham.
„Zurückgehen......Das verlorene Wort wieder aufnehmen....“ war mir damals noch fremd.
Als ich es hörte, dachte ich: was für eine Handlungsanweisung!. Was für eine Aufgabe! Und auch das vergesse ich nicht, es ist noch in vielerlei anderer Richtung unerläßlich.

Das Gefühl, es wieder gut gemacht zu haben, hatte ich, als ich für sie Quark gekauft hatte.
Ich stellte den Becher auf meinen Frückstückstisch:“ Den ißt du doch gerne, hab ich extra für dich geholt.“ Zu meiner Überraschung glühte es im Gesicht der ewig in alle Richtung Helfenden . Quark und gute Worte, man sollte es nicht denken! Annelie dachte immer an alle und jeden und machte sich enorme Mühe mit kleinen Geschenken. Ihre Reaktion der Freude auf den Quark zeigte, wie nötig es war, solch kleinen Zeichen für sie zu setzen.

Die Fülle der Fehler und der Umgang damit auf diese oder jene Weise - das Leben ist voll davon - es tut weh . Die auf meiner Liste sind lang und wenn man noch an die der anderen denkt!
Christina sagte neulich: „Was einem doch andere für Schaden zufügen können mit ihrem Fehlverhalten....!“

Fe h l e r e r k e n n e n und b e k e n n e n. - Das sind schon mal zwei wichtige Schritte.
Was mir geschieht und um mich herum, drängt mich aber zu weiteren Überlegungen :
ein weiterer, nächsten -Schritt ist notwendig:
F e h l e r k o r r i g i e r e n, wie wär es besser, richtiger gewesen? Welchen Schaden hätte ich vermeiden können, wäre der Fehler nicht passiert? Hätte ich das doch nicht gesagt, was aber statt dessen? Welche anderen Worte fallen mir ein? Kann ich mich selber verbessern?
„Annelie, mir ist das rausgerutscht. Es tut mir leid „ Sie hätte abgewehrt und ich hätte sagen wollen, daß ich mich schäme und schuldig fühle und ich es deshalb nochmal ansprechen muß. „Ich hätte das nicht sagen dürfen und mich entschuldigen, weil ich gemerkt habe, das es verletzt.“
Jetzt „zurückgehen - das verlorene Wort aufnehmen“. Das dient dann schon der Schadensvermeidung , das sich Fehler nicht wiederholen und macht sogar vielleicht auch noch gut?

Je nach dem: einmal: ich hätte das n i c h t sagen sollen, im andern Fall: s o hätte ich es nicht sagen müssen, sondern s o. Und wenn ich diese Gedanken nicht für mich behalte, sondern ins Gespräch einbringe, dann bin ich eben einen Schritt weiter und nicht nur ich.
Dann halte ich mich nicht nur in meinem Seelenschmerz auf und meinem Gefühlsgemenge, dann wachse ich. Und andere wachsen auch.
Kronstadt
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Re: Nachdenken über und Umgang mit Fehlern

Beitrag von Kronstadt »

Mein Gast ist fort. Marlis war da.
Immer wiederkehrendes Thema ihre Schwester Susanne. Die rief zum Ende unseres Zusammenseins auch noch an und beorderte sie nach Hause zum Abendbrot..Marlis
seufzte: Die kann einem jede gute Laune verderben.
Marlis muss hunderte km reisen und das ist jedesmal mit Stress und Anspannung, sogar Angst verbunden. Aber sie kommt wegen der alten Mutter, dem Neffen und dessen Frau.
Bei mir ist dann regelmäßig die Schwester im Gespräch, die ich seit längerem nun auch meide.
Susanne ist krank. Depressionen sind es bestimmt und vermuten muss man bipolar, borderline ...? Sie verweigert die Behandlung seit Jahren. Hat sich nur vor 3,4 Jahren
einmal von der Schwester in eine Klinik fahren lassen, war dort 3 Wochen, kommt und sagt, man habe Spiele gemacht und schweigt und stänkert und beißt und giftet. Letztes
Weihnachten hat sie so getobt, daß das gemeinsame Abendessen ausfiel und sich alle in ihre Schlafzimmer verzogen haben. Die Feiertage waren gelaufen. Ihrer Schwester hat sie das Bettzeug in den Flur geschmissen.
Gebetsmühlenartig zur Schwester:“Du hast ja einen Mann, der dir hilft.!“ Ihre eigenen Männer wirft sie aber in Abständen hinaus.
Die gegenseitigen Vorwürfe bestimmen die Kommunikation:
„Sie macht einfach Haushalt und Garten nicht und überläßt das der alten Mutter! Das kann sie doch nicht machen!“
„Doch sag ich dann, kann sie., es sind Depressionen. Sie hat keine Kraft. Sie sagt es nur nicht.“
Heute haben wir ausführlicher darüber gesprochen und mir schien, Marlis hat es besser verstanden als sonst wie das mit Depressionen ist. Mal sehen.

Der Sohn sagt: „Ich habe es aufgegeben“ Die Schwiegertochter will am liebsten wegziehen. Wird nicht werden, weil Bauernhof und man baut und saniert......
Susannes Reden ist meistens: ihr seid schuld, wenn es mir schlecht geht.
Ihr laßt mich mit allem alleine.
Einmal mir gegenüber: „...und dabei wissen die, daß ich krank bin.“
Da hab ich angesetzt mit dem Hinweis auf Behandlung und Beispiele von anderen gegeben, die sie motivieren könnten. -Aussichtslos. Es scheint, zum einen Ohr rein zum anderen raus.
In den Phasen der Fröhlichkeit gibt es keinen Ansatz dazu, dieses ganze Problem und das Verhalten mal anzusprechen. Man tut als wär nichts gewesen. Man wartet lauernd in Habacht auf den nächsten Umschwung.

Im Nachgang zu Marlis Besuch komme ich nun zu Gedanken wie : krank und Verständnis-und-Nachsicht- erheischen ist das eine und „krank u n d selbstsüchtig/eigensinnig, rücksichtslos , unbeherrscht , ist das andere und muß vielleicht mal genauso gesagt werden.-?
Die ,Familienmitglieder fragten mich des öfteren an und ich war bereit zu Gesprächen.
Aber muß die Erkenntnis nicht sein: uneinsichtig, belastend, unzumutbar-?
Die Frage, ob ich in dieser Gemeinschaft aushalten würde, muß ich klar mit nein beantworten.
Wenn die Frage ist: was sollen wir tun? Sind dann nach so langer Zeit harte Worte die Konsequenz? Die Pistole auf die Brust? Ohne das Eingeständnis: „Ich bin krank und brauche Behandlung.“ bleibt es dieser ungesunde Kreislauf.
Diese ganze schlimme Kommunikation erfordert die nicht Klärung? Muß nicht jeder, der dort spricht , in sich gehen,Kenntnisse, Haltung und Worte überprüfen und überlegen, ob er angemessenere, heilsame findet?

Gute Nacht allen Lesern
Isala
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