Beruf und Depri

Nachttaube
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Beruf und Depri

Beitrag von Nachttaube »

mein gespaltenes Ich... Nun ist es also wieder so weit únd ich wußte es schon im Vorraus. Bin beruflich von Köln nach München geflogen, sitze nun im Hotelzimmer und sollte mich eigentlich über diverse Erfolge freuen. Statt dessen saß ich in der Hotelbar und sah angewidert die Businesstypen an ( mich eingeschlossen). Grübelte darüber nach, wie ich meinem Therapeuten klar mache, dass mich beruflicher Erfolg aufpeitscht, dass ich diesen Kick brauche, obwohl ich klein und jämmerlich über meine schwarzen Gedanken klage. Er versteht das nicht (ich auch nicht). Erst kürzlich war ich beim Arzt. Direkt vor einem Kundentermin. Ich bereite mich auf solche Termine mental vor. Beim Ankleiden, beim schminken, lege ich meine Business-Maske auf, gebe mich ganz anders. Beim Arzt erschien ich also nicht als Depri, sondern als Geschäftsfrau. Seine erste Äußerung "oh, Ihnen geht es ja sehr gut" brachte mich zum verzweifeln. NEIN, mir geht es nicht gut, aber ich habe mein Habitus ziemlich gut im Griff. (hat jemand von euch in diesem Zusammenhang vom Sissy-Syndrom gehört??).
Ich konnte dem Arzt nicht verständlich machen, dass ich mir damit selber weh tue. Wenn ich mit dem Auto zum Kunden fahre, höre ich am liebsten Musik, die meine tatsächliche Stimmung entspricht (Klassik, Gothic, Indi). Bei 210 mit tränenblinden Augen über die Autobahn zu brettern ist sicherlich nicht allzu gesund, aber ich brauche das... Da ich nicht besonders gut schlafen kann, fahre ich sehr frühzeitig los, damit habe ich immer noch ca. eine Stunde gut, die ich beim Kunden nutze, um wieder "normal" reagieren zu können. Einmal war ein Kollege auch so früh da. Mir war das extrem peinlich, da ich kaum ansprechbar war und meine Fasade (lustig, positiv, sorglos,...) nicht aufrecht erhalten konnte.
Ok, zu viel geschrieben. Schlußendlich ist es für mich ein Selbstschutz (eine Droge?) beruflich gefordert und erfolgreich zu sein. Wenn ich das nicht mehr hätte, würde ich untergehen. Aber das passt so gar nicht in das allg. Bild einer Depression. Ich suche auf diesem Weg Gleichgesinnte um mich mit ihnen auszutauschen.
Auch über diese verdammte Angst, erfolgreich zu sein. Nächste Woche bin ich in Luxemburg, ich habe jetzt schon angst, wegen den Kick (Glücksgefühl, in solchen Situationen ist mir bewußt, dass ich nicht nur gut, sondern atemberaubend klasse bin) und danach den gefühlsmäßigen Absturz im Hotelzimmer.

Schmerz
minke
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Re: Beruf und Depri

Beitrag von minke »

Ja, der Schmerz kommt in der Stille, und Erfolg kann keine gefühlsmäßigen Defizite ausgleichen. Auch ich habe mich viele Jahre erfolgreich auf diese Art über Wasser gehalten, dann kam mit dem Ausbleiben des Erfolges und einigen privaten Fehlschlägen der mordsmäßige Absturz. Nur immer zu funktionieren, geht auf Dauer nicht gut. Irgendwann hätte ich auch mal überlegen sollen, was ich eigentlich wirklich will und was mir das Leben noch bringen könnte. Nun bringt es wirklich nicht mehr viel, kann nur noch mit ganz kleinen Schritten vorwärts kommen und bemühe mich ständig, auch an kleinen Dingen etwas Freude zu haben. Lass es nicht so weit kommen, Erfolg ist wirklich nicht alles! Viel wichtiger erscheint mir heut, auf Menschen zuzugehen, versuchen, sie zu verstehen, Anteil zu nehmen an ihren Problemen und Sorgen und ab und zu auch mal zu helfen. Da entsteht ein ganz anderes Gefühl, beispielsweise Vertrauen, Nähe und innere Zufriedenheit.
Ich kann das einfach nur mal so pauschal in den Raum werfen, da ich Dich ja nicht näher kenne, kann also nur von meinen Erfahrungen ausgehen, vielleicht ist es auch etwas ganz anderes, was Dich quält. Wie sieht Dein Umfeld aus, welche Menschen stehen Dir nahe, wie möchtest Du wirklich sein? Wenn Du magst, schreib doch mal mehr über Dich und lass Deine Maske fallen, zumindest hier.
Viele liebe Grüße und alle guten Wünsche
minke
pat100
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Re: Beruf und Depri

Beitrag von pat100 »

HI NACHTTAUBE,

mir erscheint deine Situation von dem was du geschrieben hast nicht auswegslos.
Ich meine du solltest vorerst betrachten, dass du nicht soweit betroffen bist,dass dein Erfolg darunter zu leiden scheint.
Ich möchte mich dir kurz vorstellen. Bin 19 Jahrem und werde seit einigen Jahren von Depressionen heimgescuht. Allerdings habe ich das erst jetzt bewusst erkannt und bin in Behandlung.Ich stehe am Ende des Abiturs und stelle ich nun Besserung der Situation fest, die meine Leistungsfähigkeit und Noten deutlich eingeschränkt hat. Darüber bin ich sehr unglücklich, den ich bin sehr leistungsorientiert. Jedoch hat mir die Depression gezeigt, dass das Leben scheiße ist, wenn man nicht gesund ist. Mit oder ohne erfolg ist dannn egal.
Jedoch denke ich, dass solange man noch Leistung bringen kann, was in deinem Fall offensichtlich scheint, es noch nicht zu weit gekommen ist.
Ich würde an deiner Stelle unbedingt mal mit einem anderen Arzt ( Psychologen!) sprechen, der kompetent im Bezug auf deine Situation ist. Der wird dich dann auch verstehen und eventuell auch Medikamente geben, die dir helfen.

Alles Gute
Und melde dich wieder!
betina
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Re: Beruf und Depri

Beitrag von betina »

Hallo Schmerz, ich möchte mich ähnlich dazu äußern, da ich auch die Erfahrungen gemacht habe.

Irgendwann kommt der Absturz. Man kann nicht immer funktionieren. Auch ich war immer beruflich sehr gut, sehr strebsam, habe mich auch dort sehr wohl gefühlt. Habe auch neben meinem Beruf viel Lehrgänge gemacht, mich um meine kranken Eltern gekümmert, alle die Sorgen hatten, beruflich/privat kamen zu mir. Ich habe geholfen und ich habe es gern getan. Ich freute mich, wenn ich wieder ein Lösung für den Betroffenen gefunden hatte.

Aber dann kam der Absturz. Anfang 50 begannen meine Schlafstörungen, körperliche Beschwerden. Ich sollte langsamer treten; das konnte ich nicht; jetzt mit 57 kann ich aber tatsächlich nicht mehr.

Wir fehlt mein Einsatz, mein Beruf, aber es geht nicht. Gerade die Konzentrationsschwäche macht mir zu schaffen. man wird angreifbar, wenn es nicht mehr so klappt. Auch mir sagt man oft im Bekanntenkreis, so wie Du Dich gibt’s und Du aussiehst, glaubt keiner das Du krank bist. Das ist unser Problem.

Leider ist es mir inzwischen egal wie ich aussehe. Ich kann mir nicht mehr vorstellen, daß ich einmal so ganz anders war. Ich denke, ich bin nicht ich.

Ich kann Dir sicherlich nicht helfen, denn gerade wir müssen viel selber tun, auch die Ärzte sind – wie ich inzwischen festegestellt habe – oft sehr ratlos und helfen nicht immer.

Wenn Du einmal hier etwas mehr liest, wirst Du merken, daß sich viele Empfindungen und Gefühle sehr mit Deinen Gedanken gleichen. Mir hat dieses Forum im vergangenen Jahr sehr geholfen, weil ich merkte, daß ich nicht allein bin.

Weiterhin drücke ich Dir die Daumen, daß Du den richtigen Weg für Dich findest. Betina
Ele
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Re: Beruf und Depri

Beitrag von Ele »

Hallo Nachttaube,
auch ich kenne dieses draussen Maske aufsetzen, keiner kennt mein wahres Gesicht. In der Arbeit habe ich noch Witzchen gemacht, wenn ich mich so elend gefühlt habe, mich kaum mehr auf den Beinen halten hab können. Mir wurde immer mehr zugemutet, war ja auch immer die Lustige, Unkomplizierte. Immer mehr wurde mir aufgebürdet und irgendwann gings dann nicht mehr. Ich hätte mir so gewünscht sagen zu können, hört mal, mir gehts beschissen. Manchmal hab ichs auch gesagt, alle habens gehört aber bei keinem ist es angekommen, weil ich immer noch dazu gelacht habe.
Jetzt hab ich soviel verloren im Leben, jetzt will ich auch keine Maske mehr. Ich versuche langsam den Menschen um mich rum mitzuteilen, hört mal, mir geht es nicht gut und es auch zu zeigen, es ist schwer und ich habe schon so manchen "Freund(?)" dadurch verloren. Aber es ist ein bisschen einfacher geworden, als immer eine Maske aufsetzen zu müssen.
Hast Du Menschen um Dich rum, die Dich ohne Maske kennen? Oder hast du bislang keinem Dein wahres Gesicht gezeigt? Was denkst Du würde passieren, wenn Du Dich bei jemandem anlehnen würdest?
Alle Achtung, dass du das so schaffst mit Deiner Arbeit.
Vielleicht ist es ganz gut mal zusammenzubrechen und wieder mal klar zu überlegen, was will ich eigentlich, wozu bin ich da. Ich hoffe, dass Du bald Deinen Weg findest.
Alles Liebe
Ele
>> Du mußt Chaos in dir tragen um einen tanzenden Stern zu gebären...>>

Friedrich Nietzsche

KaRo
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Re: Beruf und Depri

Beitrag von KaRo »

Hallo Nachttaube,

ich kann Dich sehr, sehr gut verstehen. Für mich ist es auch, trotz der Depression, sehr wichtig, zu funktionieren und meinen Job zu machen. Es ist halt schwer, sich plötzlich als hilflos und traurig zu erleben, und man will dieses Bild von sich einfach nicht sehen, geschweige denn akzeptieren. Ich denke inzwischen, es ist ein Teil der Wahrheit, meiner Person, aber der andere, leistungsfähige, hilfsbereite und fröhliche Teil ist auch wahr, wenn es mir gut geht.

Wie die anderen auch schon schrieben und ich es auch selbst erlebt habe, ist es wichtig, sich wenigstens einigen (oder einer) Person schwach zu zeigen und dann über seinen Schatten zu springen und Hilfe anzunehmen. Wahrscheinlich grinst Du jetzt, aber glaube mir, ich weiß, wie sch... schwer das ist. Habe mich auch ein Jahr oder länger, selbst bei meiner Therapeutin, immmer als souverän, witzig und über-den-Dingen-stehend, gezeigt. Wenn ich dann plötzlich zusammenbreche, ist sie immer ganz überrascht, logisch. Mit der Zeit hat sie mich aber immer besser verstanden und das Spielchen durchschaut. Vielleicht schaffst Du das auch mit Deinem Therapeuten, oder einem anderen nahestehenden Menschen?

Ich wünsche Dir (und mir) viel Kraft und hoffe, daß wir unsere perfekten Geschäftsfrau-Masken irgendwann fallen lassen können, oder wenigstens ein Stückchen zur Seite rücken.

Einen lieben Gruß,
Katja
Nachttaube
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Re: Beruf und Depri

Beitrag von Nachttaube »

heißen Dank für eurer posting (ich habe befürchtet, es würde sich keiner melden)
Marina: ich würde gerne mehr und tiefer über mich schreiben->ich kann es nicht
ele43: ich kann/will diese Maske nicht ablegen, weil ich dann befürchte total abzusacken. Außerdem ist sie ein Teil von mir
Bettina: ja, ich hoffe auf den mit tötlicher Sicherheit kommenden Absturz. Ich glaube, dass ich nicht von alleine die Notbremse ziehen kann.Ich würde erleichtert sein, wenn endlich dér Schlussstrich gezogen werden kann.. Dennoch würde ich gerne von Dir wissen, auf welcher Weise sich die Vorboten bemerkbar machen.
morius_42
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Re: Beruf und Depri

Beitrag von morius_42 »

Hallo Nachttaube,
ich hab Dein Posting mehrmals gelesen und möchte Dir meine bisherigen Erfahrungen schildern. Ich war bis vor einem Jhar Abteilungsleiter in einer Bank, direkt dem Vorstand unterstellt, hatte 10 leute in meiner Abteilung, hatte Zugang auch zu den Informationen und Vorgängen, die nicht "ans Volk" rausgingen. Kurz, nach außen gab ich ein klasse Bild ab, viele in der Firma wollten mit mir tauschen, nur ich nicht. Ich hatte Schiss vor jeder Sitzung, vor jedem termin, dass ich manchmal sogar k.... mußte. Ich selbst lebte wie in einem Wald, ein Bild das ich ganz real vor mir sah.Ein Wald mit hohen dichten Bäumen, und je weiter ich in den Wald ging, desto einsamer wurde ich; aber nur dort konnte ich mich ertragen. Die andere reale Walt war außerhalb des Waldes, auf einer Wiese in hellen Licht der Sonne. Es war grässlich für mich dort zu sein. Aber ich mußte dort raus, um das Bild aufrecht zu erhalten. Dort draußen war ich dann den ganzen Arbeitstag über, mußte Mitarbeiter führen und motivieren, obwohl ich selbst eine oder mehrere Hände dringend gebraucht hätte. Erst abends konnte ich wieder in meinen Wald zurück. Der Druck wurde mit der Zeit immer größer, ich wurde auf meinen Leistungsabfall angesprochen, es wurde in der Firma geredet. Bis ich dann meinem Chef reinen Wein einschenkte. Der Hammer war, dass er mich sogar unterstützen wollte ("Sie? Depressionen? Hätt ich nie gedacht!"), wäre mit mir zu einem Therapeuten gefahren, um zu erfahren wie er sich verhalten sollte. Weißt Du was ich gemacht habe? Ich habe gekündigt. Mein Stolz, meine Angst oder was immer es ist, dass die Firma ja nix erfährt, dass das "Bild" unbeschädigt bleibt, war größer als mein eigener Leidensdruck.
Und heute gehts mir noch schlechter als vorher. Ich hab wahrscheinlich ne Riesenchance verpaßt.
Eigentlich stehts mir nicht zu hier Ratschläge zu erteilen, aber vielleicht traust Du Dich doch einer Person gegenüber die die Wichtig ist Dich zu offenbaren; und wenn diese Person Dir nur zuhört oder Perspektiven aufzeigen kann, dann könnte das schon ein Schritt in die richtige Richtung sein.
Ich hjoffe ich konnte Dir etwas Mut machen, hab ganz schön viel gequaselt (gar nicht so mein Ding. Geh jetzt wieder in meinen Wald.

Morius
jospi62
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Re: Beruf und Depri

Beitrag von jospi62 »

Hallo zusammen, auch ich möchte meine Erfahrungen schildern: dass Beruf krank machen kann. Ich habe mich wegmobben lassen von einer alten vertrauten Stelle hin in einen Großkonzern. Alles neu, groß, unübersehbar, Materie für mich nicht (in einem Tag) überschaubar. Kollegen ganz o.K. (immerhin), aber ich, gewohnt als Herrscher aller Reusen alles zu kennen, absoluter Newcomer, unsicher, ängstlich bei jedem Schritt. Und klar, was passiert: Du machst Fehler, die sonst nie passiert wären. Alles kreist nur noch um eigene Schwäche, Informationen werden nicht aufgenommen, die Fehlerquote steigt mit der Unwohlseinquote. Du denkst: Es ist das Gedächtnis. Probierst, liest Bücher zu Mnemotechni, hörst Dir Autosuggestions-CD an, schreibst Arbeitstagebücher, Aufgabenlisten und gräbst jeden Tag in Deibnem Kopf: Was ist hängengeblieben, was nicht? Ah, wieder etwas nicht - Du kannst also Deinen Job nicht ... Ein Teufelskreis. Du verlierst jede Lebensfreude, fühlst Dich wie ein Hamster im Käfig, in einem Tunnel ohne Ausgang. Schlafstörungen, Appettitlosigkeit, Fahrigkeit, Kopfschmerzen - Ihr kennt das ja. Und das Schlimmste: Einigeln, keine Kommunikation mehr mit Freunden (vergess ja soweiso alles ...). Und dann bricht sie aus, die Panik, eine kalte Hand greift an Dein Herz. Du willst nur noch die Decke über den Kopf ziehen - nie mehr in dieses Büro, nie mehr irgendwo hin. Das praktiziere ich jetzt seit drei Wochen - und wenn ich nicht an die Zukunft denke, geht es mir gut - auf dünnem Eis allerdings und mit einem immer noch unzuverlässigen Gedächtnis und viel zu wenig Antrieb. Natürlich muss ich der Sache auf den Grund gehen: Ist der Job der Richtige? Solltest Du nicht besser in den Sack hauen? Und dann versuche ich den Anker zu werfen: Andere können das auch, warum Du nicht? Du bist doch auch gut. Leider hält das nicht lange vor. Und wenn ich kündige: Was dann? Du kannst doch nichts, du findest nichts, der Arbeitsmarkt ist so kaputt. Willst Du die ganze Zeit nutzlos zu Hause rumhängen. Finanzielle Sorgen (wenngleich die offenabr nicht mit dem zu vergleichen sind, mit denen andere zu kämpfen haben).Egal: Es geht ja um subjektive Empfindungen, für die es nur individuelle Lösungen geben kann. Das weiß ich wohl. Für einen sicherheitsbedachten Menschen ist allein die Vorstellung, auf sich gestellt alles selbst handeln zu müssen, äußerst schwer zu ertragen.
Vor diesem Hintergrund wundert es mich, wie einige von Euch im Job noch Leistung bringen können. Und wie die üblichen Symptome (Konzentration etc.) übertüncht (oder ausgeschaltet) werden können. Würde gerne erfahren, wie das funktioniert?
Liebe Grüße
jospi62
P.S.: Habe gestern einem meiner besten Freunde mit einer Mail über meine Probleme geschrieben. Die Antwort war unglaublich: "Ich hatte immer gedacht, Du bist immun dagegen. ... Ich kämpfe schon seit langen Jahren damit." Und hat in all den Jahren (über 35, die wir uns kennen) nie einen Ton gesagt. Dass das recht typisch ist, habe ich inzwischen gelernt. Aber wie blind bin eigentlich?
Kedi
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Re: Beruf und Depri

Beitrag von Kedi »

Hi Josip und Morius,

ich bin auch am Durchhalten und Funktionieren. "Mobbing" ist mir vertraut.

Ich hab keinen Tipp. Aber ich lese interessiert mit.

Viel Kraft euch Beiden,
Kedi
betina
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Re: Beruf und Depri

Beitrag von betina »

Wie machen sich Vorboten bemerkbar. Vielleicht zeigen sich schon bei Dir die Vorboten. Ich glaube, daß es bei jedem anders ist. Bei mir war es das 1. Mal vor 3 Jahren, mehrere Hörstürze mit Tinnitus. Tinnitus / Hörstürze sind auch ein Zeichen dafür, daß der Körper sagt, jetzt Schluß, es geht nicht mehr. Der Körper wehrt sich gegen den Streß, gegen das Ankämpfen. Danach kam eine starke Depression. Diese besserte sich nach einem Klinikaufenthalt und ca. ¾ Jahr krank sein. Hatte meine Arbeit verloren. Es ging mir besser, habe auch neue Arbeit gefunden (habe neben Arbeit und Beruf ja auch meine sehr kranke Mutter gepflegt). Die verstarb dann Ende des Jahres, ich dachte es wird alles besser, aber schon merkte ich, daß mir jeder Tag unendlich viel Kraft kostete. Mir war morgens vor der Arbeit übel, hatte Bauchschmerzen. Am Wochenende Durchfälle. Dann ca. Januar bekam ich meine Kündigung (betriebsbedingt) und nach 2 Tagen kam der Zusammenbruch. Ich konnte nicht dagegen an, habe nur geweint, hatte keine Luft aufzustehen, mich zu waschen, zu essen, zu kämmen. Mir war alles egal. Keine Lust mehr zum Leben (warum, warum ...) Konnte mich über nichts mehr freuen. Wäre mein Mann nicht gewesen, der mich morgens mit einer Tasse Kaffe und Brötchen zum Frühstück lockte, der mir immer wieder Mut machte und gut zuredete, ich weiss nicht, was mit mir passiert wäre.

Ich halte mich momentan so einigermaßen aufrecht, und zwar mit ADs, inzwischen 4 Wochen Reha, die nichts geholfen hat und versuche mich irgendwie zu beschäftigen, was mir nicht leicht fällt. Auch ich konnte und kann immer noch nicht aus meiner Haut. Ich war immer im Beruf und privat 150 %. Wollte und schaffte auch alles. Auch wurde das eigentlich immer von mir erwartet; auch von meinen Eltern. Es war selbstverständlich. Vielleicht hat man auch immer gehofft, mal ein "Dankeschön" zu bekommen, aber dieses kam nicht. Man hoffte vergeblich. Vielleicht ist dies auch ein Teil, warum man irgendwann nicht mehr will/kann. Man soll aus seiner Haut/ Maske ablegen, an alles mit mehr Ruhe herausgehen, es nicht immer oder nur sehr langsam. Meine Therapeutin steht mir dieses auch zu, da sie sagt, jemand der immer perfekt war, allen alles recht machen wollte und will, der kann nicht auf einmal dieses ablegen. Evtl. wird es uns ein Leben lang begleiten.

Vielleicht habe ich Dir nicht viel helfen können; aber wie Du siehst, haben wir alles hiermit so unsere Probleme, mir hat das Schreiben hier im Forum sehr geholfen, sehr gut getan, da ich merke, daß ich nicht allein bin. Für heute alles Liebe betina
morius_42
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Re: Beruf und Depri

Beitrag von morius_42 »

Hi Josip
ich denke jeder, der im Beruf steht und mit Depris zu kämpgfen hat, mogerlt sich durch, und zwar auf hohem Niveau. Denn mittendrin ist es für jeden übermenschlich, sich selbst zu verleugnen und jemand zu sein der er eigentlich nicht ist. Und dies gilt auch außerhalb des Berufs im privaten Umfeld. Vielleicht sollte der Oscar mal an einen von uns Depris verliehen werden.
Aber ansonsten kämpft sich jeder so durch wie Du es auch mahcst. Und das ist ja das tückische: ich habe oft schwerste innere Konflikte mit mir weil ich mir denke, vielleicht bist Du gar nicht krank. Ich war berufsbedingt auf einem einwöchigen Konfliktmanagementseminar: es war die Hölle ein Woche wurde mir vor Augen geführt: Du mußt an dir arbeiten, Deine Defizite beruhen auf zuwenig Anstrengung. Tja und dann hab ich mich mehr angestrengt.
Der Schlüssel glaube ich ist die Liebe zu sich selbst. Ich empfinde null Liebe zu mir selbst. Was soll auch Liebenswert an einer Person sein, die sich in einem selbstgebastelten Waldversteckt, die wie ein Hascherl in der Ecke sitzt und zittert statt " seinen Mann " zu stehen.
Wenn ich das klar habe, dann bin ich am Problem, soweit bin ich schon; aber ich bin meilenweit von mir weg. Ich fühl mich manchmal wie eine Marionette, irgendjemand steuert mich und meine Gefühle. Es ist einfach Scheisse so zu leben, aber solange ich kann kämpfe ich.
Ich wünsch Dir Kraft, Josip

Morius
albert
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Re: Beruf und Depri

Beitrag von albert »

Konzentrationsschwäche, über den Dingen stehend, eine Maske tragend, durch einen verschobenen Filter schauen, berufliche Aufgaben 200-%ig bearbeiten, bis zum Zusammenbruch, ja warum soll ich mich darüber aufregen?
Das gehört zu meinem Charakter, so wie der Ellenbogen zum Charakter des agressiv-erfolgreichen Menschen gehört - um mal den Gegensatz zu benennen.
Ich habe meine Eigenschaften für mich angenommen und lebe damit - solange bis der nächste Zusammenbruch kommt. Aber ich arbeite nicht für den Zusammenbruch, sondern für den Erfolg außerhalb der Reihe. In Reih und Glied stehend ist nichts für mich. So habe ich jahrelang draußen ausgeharrt und heute weiß ich, dass ich vor verschlossenen Türen sitze. Ich hatte mich vergebens eingegraben, eingegraben in die Löcher der Zurückhaltung, des Verzichts auf Konsum, auf Privatleben. Es hört sich einfach an, aufzustehen und jene Bereiche zu suchen, wo es offene Türen gibt. Tatsächlich beginnt für mich jetzt ein neuer Lebensabschnitt und ein starkes Stück Arbeit: das Suchen von offenen Türen. Mich schauert, weil sich da ganz neue Dimensionen vor mir auftun. Ich hatte das früher schon gewusst, aber nicht wahrgenommen. Solch eine Wahrnehmungssperre, die zeitweise da ist, gehört dazu. Bitte nicht aufregen!
Herzliche Grüße an alle
Albert
Nachttaube
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Re: Beruf und Depri

Beitrag von Nachttaube »

ích fühle mich etwas getröstet, dass es auch anderen so ergeht.Tatsächlich habe ich oft an mir selbe gezweifelt, weil Depris und erfolgreich im Job einfach nicht zusammen passen.
Morius: Deine Schilderung zu Thema "Manangementkonfliktbewältigung" erinnern mich stark an "Scharifi" ich weiß nicht, ob Du diesen Guru kennst, ich habe mich z.Z. erfolgreich davor gedrückt.
Ich leide nicht an meiner Arbeit, für mich ist der Beruf Berufung, weil ich ihn so gerne ausführe, weil ich damit den Rest der Probleme vergessen kann. Oder auch, weil ich diesen positiven Zuspruch brauche. Obwohl beruflich die letzten Tage ziemlich daneben waren, habe ich am Ende der Session Lob und Huldigung bekommen. Das tut so gut. Ich war davon richtig high. Kennt Ihr das?? Dann das Tief, im Flieger Richtung Home sweet home. Zuerst eine schmerzvolle Welle im Bauch, dann die Tränenflut (sehr peinlich) Am Freitag hätte ich eigentlich Vorbereitungen für ein anderen Kundentermin machen müssen. Ich lag im Bett und konnte gar nix machen.
Betina, nein, ich habe bei mir noch keine Anzeichen des entgültigen Zusammenbruchs entdeckt. Ich denke ich kann noch lange durchhalten.
so long
albert
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Re: Beruf und Depri

Beitrag von albert »

Hallo Nachttaube,
diese Abfolge von Gefühlen kenne ich ebenfalls. Als ich in der Trennung von meiner Frau lebte und die freiberufliche Existenz begonnen hatte, ging ich mal in eine Besprechung bei einem Auftraggeber. Das Gespräch war erfolgreich, aber hinterher fühlte ich mich schlecht und ich konnte mir das nicht erklären. Daraufhin bin ich zu meinem Psychiater in die Sprechstunde gegangen. Der Arzt wusste Bescheid über meine Situation. Er stellte nur eine kurze Frage. Ich habe längst vergessen, was er gefragt hat. Aber es rührte an meine Trennungsschwierigkeiten. Ich saß da im Behandlungszimmer auf dem unbequemen Stuhl und mir liefen die Tränen über das Gesicht; es war der unbearbeitete Konflikt, der mir im Inneren zu schaffen gemacht hatte, so meine ich heute nach vielen Jahren im Rückblick. Oder sollte ich das die Angst vor der Trennung nennen, mich aus der Bindung zu lösen, überhaupt nur daran zu denken? Dabei war es längst fällig.
Nach jenem Arztbesuch habe ich das Trennungsjahr und später die Scheidung eingeleitet.
Das Erlebnis des beruflichen Erfolges und sich hinterher schlecht fühlen hat sich nicht wiederholt. Jene Trennungsgeschichte lief übrigens außerhalb meiner Depressionschübe ab.
Ich wünsche dir alles Gute auf deinem Weg.
Herzliche Grüße
Albert
morius_42
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Re: Beruf und Depri

Beitrag von morius_42 »

@Nachttaube
Hallo Nachttaube, hoffe Du kannst Deine Kundenvorbereitung noch hinkriegen. Nee, Scharifi kenn ich nicht, aber ich könnte ne Menge Leute aufzählen, die unter dem Denkmäntelchen Persönlichkeitsmanagement ihr Unwesen treiben. Beruflicher Erfolg, so wie Du ihn schilderst, bringt mir gar nichts, weil ich ihne nicht als eigenen Erfolg annehmen und geniessen kann. Ich empfinde ihn nicht. Das ist für mich unheimlich schwierig, weil ich mich selbst trotzdem zum "Erfolg" treiben muss als Selbständiger, aber eben nix davon hab. Bin zur Zeit wieder total daneben, hab vor jeder neuen Aufgabe soviel Schiss, dass ich sie erst aufm letzten Drücker und so lala hinkriege. Ich wünsch Dir jedenfalls alles Liebe und nen prima Wochenstart.
Morius

@ Albert
Hallo Albert,
hab Dein Posting oben nicht ganz verstanden. Wie schaffst Du es denn aus den Löchern der Zurückhaltung aufzutauichen und neue Türen zu öffnen. Klingt ganz gut, aber was gibt Dir den Antrieb und die Kraft? Nach was suchst Du? Luxus, Konsum? Wie schaffst Du es einen Schnitt zu machen und neu anzufangen.
Fragen über Fragen. Würd mich über eine Antwort freuen, wenn kein Geheimnis ist.
Schönen Sonntag
Morius
jospi62
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Re: Beruf und Depri

Beitrag von jospi62 »

Tja, wenn ich die Postings hier so lese, dann bin ich wohl einer der wenigen, die auf den anderen Weg gezwungen werden: Depris durch Beruf. Das Gefühl von Alber und Nachttaube kenne ich auch - in abgewandelter Form. Der Zuspruch, den ich im neuen Job finde, ist durchaus positiv. Die Zeit, die ich mir nicht gebe, geben mir die Kollegen. Ich aber setze mich so unter Druck, alles auf einmal wissen und verstehen zu müssen, dass ich gar nichts mehr in meinen Kopf kriege. Außer Versagensängste.Hilft mir auch nichts, meine eigenen Erfolge zu zitieren, mich mit anderen zu messen, die "auch nicht besser" sind. Komme mir vor wie auf einer Bergtour in Badelatschen und sehe den Gipfel nicht ("weil Sie sich den Gipfel selber verstellen", sagt der Thera). Will arbeiten, sagt der Kopf (muss ja auch irgendwann wieder). Kannst nicht arbeiten, sagt das Gefühl. Kannste nix behalten, kannste auch nicht arbeiten. Und wenn Dir jemand auf die Schliche kommt, nageln sie Dich an die Wand. Pure Versagensangst also. Steht völlig im Kontrast zu meiner vorherigen Tätigkeit: Konnte gar nicht genug auf dem Schreibtisch liegen, nicht genug Trubel herrschen. Wird wohl objektiv am Sicherheitsgefühl liegen, das mit so wichtig ist. Und das hat zu tun mit der festen Anstellung und dem Eindruck, die Sache im Griff zu haben (am besten noch, sie zu "mögen"). Stellt sich aber nicht ein - im Gegenteil: Ich habe es nicht im Griff, das Gefühl macht sich breit, gar nichts im Griff zu haben. Alles was vorher war, ist nichts mehr wert. Und was anderes finde ich sowieso niiiiiiiiiiiie mehr. Und was sich dann einstellt, das kennen die meisten von Euch ja selber zu Genüge.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen? Und ist da rausgekommen?
jospi62
Nachttaube schrieb:
> mein gespaltenes Ich... Nun ist es also wieder so weit únd ich wußte es schon im Vorraus. Bin beruflich von Köln nach München geflogen, sitze nun im Hotelzimmer und sollte mich eigentlich über diverse Erfolge freuen. Statt dessen saß ich in der Hotelbar und sah angewidert die Businesstypen an ( mich eingeschlossen). Grübelte darüber nach, wie ich meinem Therapeuten klar mache, dass mich beruflicher Erfolg aufpeitscht, dass ich diesen Kick brauche, obwohl ich klein und jämmerlich über meine schwarzen Gedanken klage. Er versteht das nicht (ich auch nicht). Erst kürzlich war ich beim Arzt. Direkt vor einem Kundentermin. Ich bereite mich auf solche Termine mental vor. Beim Ankleiden, beim schminken, lege ich meine Business-Maske auf, gebe mich ganz anders. Beim Arzt erschien ich also nicht als Depri, sondern als Geschäftsfrau. Seine erste Äußerung "oh, Ihnen geht es ja sehr gut" brachte mich zum verzweifeln. NEIN, mir geht es nicht gut, aber ich habe mein Habitus ziemlich gut im Griff. (hat jemand von euch in diesem Zusammenhang vom Sissy-Syndrom gehört??).
> Ich konnte dem Arzt nicht verständlich machen, dass ich mir damit selber weh tue. Wenn ich mit dem Auto zum Kunden fahre, höre ich am liebsten Musik, die meine tatsächliche Stimmung entspricht (Klassik, Gothic, Indi). Bei 210 mit tränenblinden Augen über die Autobahn zu brettern ist sicherlich nicht allzu gesund, aber ich brauche das... Da ich nicht besonders gut schlafen kann, fahre ich sehr frühzeitig los, damit habe ich immer noch ca. eine Stunde gut, die ich beim Kunden nutze, um wieder "normal" reagieren zu können. Einmal war ein Kollege auch so früh da. Mir war das extrem peinlich, da ich kaum ansprechbar war und meine Fasade (lustig, positiv, sorglos,...) nicht aufrecht erhalten konnte.
> Ok, zu viel geschrieben. Schlußendlich ist es für mich ein Selbstschutz (eine Droge?) beruflich gefordert und erfolgreich zu sein. Wenn ich das nicht mehr hätte, würde ich untergehen. Aber das passt so gar nicht in das allg. Bild einer Depression. Ich suche auf diesem Weg Gleichgesinnte um mich mit ihnen auszutauschen.
> Auch über diese verdammte Angst, erfolgreich zu sein. Nächste Woche bin ich in Luxemburg, ich habe jetzt schon angst, wegen den Kick (Glücksgefühl, in solchen Situationen ist mir bewußt, dass ich nicht nur gut, sondern atemberaubend klasse bin) und danach den gefühlsmäßigen Absturz im Hotelzimmer.
>
> Schmerz
albert
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Re: Beruf und Depri

Beitrag von albert »

Hallo Morius,
kurz bevor ich in meine Sonntagsfreizeit fahre, noch einen Gruß.
Mit deinen Fragen rührst du an die entscheidenden Brennpunkte auf dem Heilungsweg des Depri-Kranken. Ich bin schon seit einiger Zeit dabei, das schriftlich zu machen, also auf Papier zu bringen, aber bitte verzeih, dass ich einiges hier noch nicht schreiben kann. Teils ist es für mich selbst brandheiß, ich stehe ja selber an einem Scheideweg meines Berufslebens und habe Bewerbungen laufen. Das ist ein Grund, weshalb ich mich hier in Form von Bildergeschichten äußere. Aber das Thema brennt mir unter den Nägeln und ich arbeite weiter daran. Also, es ist versprochen, darüber hier weiter zu schreiben. Ich bitte jetzt um Geduld.
Nur soviel:
den Antrieb erhalte ich aus meiner Berufsaufgabe, eine kreative Arbeit zur Ausarbeitung neuer Arbeitsmethoden zwecks Bewertung und Nutzung von Gewässern;
die Kraft schöpfe ich aus meinem Inneren. Ich tauche regelmäßig ab auf meinen Traumreisen und aktiviere Instanzen meiner Seele, sprich Hilfsgeister, die mich stützen und die mir die nötige Kraft geben, jeden Tag neu aufzustehen, mich gegen die soziale Kälte zu stellen, mich selbst aufzuwärmen und dem Stress auf der Arbeitsstelle standzuhalten. Das ist ein Teil der Heilung.
Das ist ein typisch religiöser Vorgang, kann auch im Gebet oder in der Meditation oder im autogenen Training erzielt werden.
Ein weiterer Heilungsvorgang ist das frühe Erkennen der neuen Depressionsschübe, das habe ich hier schon erzählt.
Alles Gute für heute und einen schönen Sonntagnachmittag wünscht dir
mit herzlichen Grüßen
Albert
Nachttaube
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Re: Beruf und Depri

Beitrag von Nachttaube »

mh, und noch eine Frage. Beim Doc habe ich bei den ersten Terminen nur weinen können. Das mir schrecklich unangenehm. Außerdem kann ich beim Weinen nicht sprechen. Konnte ich also gar nicht sagen, warum mir es schlecht ging. Bei den anderen Terminen ging es nur um AD Wechsel, da bin ich immer sehr kühl geblieben. Ich befürchte, dass der Doc nun meint mir ginge es besser. Mir nicht glaubt, wenn ich sage, dass ich unglaublich unglücklich, traurig usw. bin. Ich hatte mir in diesem Zusammenhang auch schon einmal überlegt den Doc zu wechseln.
Conny37
Beiträge: 244
Registriert: 24. Mai 2003, 21:34

Re: Beruf und Depri

Beitrag von Conny37 »

Hallo Nachttaube,

als ich letztens deinen Namen im Chat gesehen habe wollte ich nun doch mal wissen, wer dahinter steht. Also hab ich ein bisschen in den postings rumgekramt. Ich habe jetzt ungefähr 5 Stunden lang alles mögliche gelesen.
Auch ich habe meinen Beruf sehr gerne und war in meiner Arbeit immer zuverlässig und erfolgreich. Allerdings war ich es nicht im asoluten Tief.
Da musste ich eine Auszeit nehmen. Jetzt hilft mir aber der Job, mich wieder im Leben zu orientieren. Ich muss mich allerdings sozusagen aufs Neue beweisen, was mir im Moment nicht schwerfällt, da es mir bedeutend bessergeht. Auch in meiner schlimmsten Zeit war mein Arbeitsplatz noch der sicherste Ort für mich, weil es der kostanteste Punkt in meinem Leben war. Bezüglich Arztwechsel kann ich Dir nur sagen, dass ich mit meinem Psychiater nie besonders gut ausgekommen bin. Aber ich sah auch keinen Sinn darin, ihn zu wechseln, da er sowieso nur Zeit für´s "Tablettenaufschreiben" hatte. Ich habe mal in andere Wartezimmer geschaut und nach Terminen gefragt, überall ähnlich. Es ist dann warscheinlich besser, sich zu einem Psychologen überweisen zu lassen, der wirklich Zeit für einen hat.
Es grüsst dich herzlich

Conny
Conny
wuschel
Beiträge: 314
Registriert: 9. Mai 2003, 10:56

Re: Beruf und Depri

Beitrag von wuschel »

156
1102c
Beiträge: 2
Registriert: 9. Jun 2003, 09:13

Re: Beruf und Depri

Beitrag von 1102c »

Hallo Nachttaube, habe deinen Beitrag gelesen und würde gerne wissen, wie es dir heute geht- beruf und depri ist das Themenfeld, das mich im Moment sehr interessiert - allerdings aus dem Gefühl heraus, nicht mehr gebraucht zu werden mit 46. Lieber Gruß Werner
Nachttaube
Beiträge: 295
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Beruf und Depri

Beitrag von Nachttaube »

hallo
war lange nicht mehr im Forum und bin ganz üerrascht, dass dieses Thema nochmal angesprochen wird.

Mir geht es heute z. Zt nicht besser. Ich versuche mich an ein anderes AD, bleibe beim doc, habe einen guten Therapeuten gefunden.
Ich muss ab und an von zuhause aus arbeiten. Das ist für mich fürchtlich, weil ich dann in Rastlosigkeit oder Trägheit verfalle und nichts auf die Reihe bekomme. Habe mich schon für ein Kamikaze-Projekt freiwillig gemeldet, damit der Stress meine Depris killt.
Werner, warum fühlst Du dich nicht mehr gebraucht? Gibt es dafür äußere Umstände (Arbeitslos oder junge Kollegen die Vorrücken wollen?) Wenn Du magst, würde ich gerne mehr von Dir hören
Nachttaube
Dunkelheit
Beiträge: 230
Registriert: 8. Apr 2003, 12:21

Re: Beruf und Depri

Beitrag von Dunkelheit »

Hallo Nachttaube,
ich bin schon etwas länger hier im Forum, aber irgendwie erst heute über diesen thread gestolpert. Mir geht es in vielen Dingen ganz genauso wie dir. Die Arbeit ist Mittel um von der Depression anzulenken und gleichzeitig scheint sie mitverantwortlich zu sein. Morgens, wenn ich ins Institut fahre weine ich, dann funktioniere ich, mache gute Projekte, habe Erfolg und fahre am abend wieder weinend heim. Auf Dienstreisen könnten wir Schwestern auf der Autobahn sein. Ich brauche diese Erfolge und die Arbeit, weil sie für mich, den Tag und die Wochen irgendwie strukturiert, der Zeit einen Sinn gibt, wenngleich die Anstregung dafür oft über meine Kräfte geht.
Oh, ich muß abbrechen und mich auf den Weg machen. Habe heute erste Sitzung beim Therapeuten. Bin dolle aufgeregt. Vielleicht mgast du dich melden?
LG
Dunkelheit
neodym
Beiträge: 0
Registriert: 10. Jun 2003, 23:04

Re: Beruf und Depri

Beitrag von neodym »

Hallo Josip,

Deine Situation ist mir vollkommen bekannt. Versagensängste führten bei mir nun endgültig zum Outplacement, wie es so schön auf neudeutsch heisst.

Eigentlich waren und sind diese Ängste so überflüssig und falsch wie noch mal was. Ich war vier Monate in einer Klinik und alle Projekte leifen, ohne großes Theater. Ich denke, man macht sich viel mehr verrückt als unbedingt notwendig.

Aber leichter gesagt als getan. Wie gehst Du gegen dieses Problem an?

Viele Grüße

Ralf
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