Machmal halt ichs nicht aus

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ele43
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Machmal halt ichs nicht aus

Beitrag von ele43 »

Eigentlich gehörts nicht hierher. Ich hab so ein Bedürfnis zu reden und weiß nicht mit wem. Weils mir während der letzten Wochen so schlecht ging, hat meine Schwiegermutter meinen Kleinen, 5 Jahre, für 2 Wochen mit zu sich nach Lanzerote genommen. Heute ist er allein zurückgeflogen und das Flugzeug, das schon längst da sein müsste, landet und landet nicht. Ich hab so Angst und niemanden der mich mal in den Arm nimmt.In der letzten Woche war ich ganz allein, weil mein großer Sohn beim Papa war. Es tat mir gut mal meinen Tag so gestalten zu können wie ich wollte. Ich war zwar meistens alleine aber ganz schön aktiv. Heute kommen meine Kinder wieder ich freue mich so sehr und bin andererseits so traurig, weil sie mich zur Mutter haben, eine depressive, ständig jammernde, lebensuntüchtige Mutter und einen Vater, der sich nur bedingt um sie kümmert. Mit dieser Schuld kann ich manchmal nicht leben. Ich liebe meine Kinder so und kann Ihnen so wenig geben. Das haben sie nicht verdient. Gottsei Dank ist das Flugzeug jetzt gelandet.Ich hoffe mein Kleiner ist bald bei seinem Papa und bei seinem Bruder und in einer Stunde sind beide dann wieder bei mir. Tut mir leid, dass ich Euch zugelabert habe. Für den Moment hat es mir, wie auch die vielen Tränen, die ich dabei vergossen habe, geholfen. Danke!
Emily
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Machmal halt ichs nicht aus

Beitrag von Emily »

Liebe Ele, ich nehme dich mal in den Arm und drücke dich, wenn ich darf. Alles, was dich bedrückt, kannst du hier schreiben. Es gehört hierher, und du bist hier wirklich gut aufgehoben! Deine Gefühle machen dir schwer zu schaffen. Ich weiß, wie das ist, habe es auch als sehr, sehr schmerzlich erlebt. Aber du kämpfst für dich, und damit kämpfst für deine Kinder, und das ist das Beste, was du tun kannst! Ich hätte auch nie geglaubt, mal je im Leben in so eine besch... Situation zu kommen, wie ich sie durchgemacht habe. Sicher klingt es doof, aber es kommen wohl für jeden solche Situationen. Und da gibt es einfach nur eins, nämlich jeden Tag weiterzumachen, notfalls in winzigsten Schrittchen. Du hast das Richtige getan, dass du deine Kinder mal für ein paar Tage abgegeben hast, damit du ein wenig Kraft tanken kannst. Du brauchst auch Ruhepausen für dich. Du trägst keine "Schuld" an dieser Situation deiner Krankheit. Du hast sie ja nicht durch bewusste Fehler verschuldet! Ich weiß noch gut, dass man an seinen Schuldgefühlen ersticken könnte, aber diese Schuldgefühle stimmen mit der Wirklichkeit nicht überein. Sie sind unbegründet. Die Krankheit gaukelt einem vor, man hätte schuld, aber das stimmt nicht. Du kümmerst dich jeden Tag um deine Kinder, liebst sie und tust alles für sie. Mehr kann man nicht geben. Du denkst, du kannst ihnen nicht genug geben. Auch das ist nur der subjektive Eindruck, den man wegen der Krankheit hat. Wenn man wieder gesund ist, sieht man erst, dass man während der Krankheit viel mehr gegeben hat, als man selbst erkennen konnte. Komm doch einfach öfter hierher und rede dir den Kummer von der Seele, wenn du magst. Hier sind noch mehr von uns, die dich gut verstehen, die Krankheit und Kindererziehung irgendwie miteinander vereinbaren mussten. Du wirst immer offene Ohren finden! Liebe Grüße, Emily.
ele43
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Machmal halt ichs nicht aus

Beitrag von ele43 »

Ach Emily, vielen vielen Dank für Deine Antwort. Du hast mir wirklich gut getan. Meine Kinder sind nun beide wieder im Haus und ich bin glücklich dass es so ist. Mein Grosser, 10 Jahre, ist oft verständnisvoller als manch Erwachsener. Er hat schon oft gesagt: Mama ich weiß, dass Du alles tust was Du kannst, Du kannst doch nichts dafür dass Du krank bist. Das rührt mich zu Tränen. Ich habe wirklich gute Kinder. Anstrengend aber gut. Das Schlimmste für mich ist, dass keiner weiß, wie es mir geht. Nach Draussen die strahlende Ele,auch wenns mir noch so schlecht geht und wenn ich zuhause bin breche ich zusammen. Klar, dass da keiner kommt und mich tröstet, es weiß ja keiner und ich ziehe mich immer mehr zurück. Flüchte in meine Einsamkeit und meine unzähligen körperlichen Beschwerden. Aber ich habe Angst ganz alleine da zu stehen, wenn ich mich "oute". Ich muss ja fuktionieren, das Geld für meine Kinder verdienen (zum Teil lebe ich z.Zt. von Sozialhilfe, weil ich es nicht schaffe genügend zu verdienen) Das Sozialamt sitzt mir im Nacken, sagt, dass ich mehr arbeiten muss und ich kann einfch nicht. Und vor uns liegt noch eine ganz, ganz lange Zukunft mit den kleinen Kimdern und manchmal denke ich mir sie wären woanders besser aufgehoben und doch sind sie mein ganzer Halt, der Grund, warum ich noch lebe. Meine Hoffnung für die Zukunft. Alles wonach ich mich sehne sind Menschen in meinem Umfeld die nicht sagen, Du musst, denk an die Kinder, lass Dich nicht hängen, geh raus, sondern die mich einfach mal traurig sein lassen und mir einfach mal die Wärme und Nähe geben können, die ich nie in meinem Elternhaus und auch nicht in meinen 2 Ehen bekommen habe. Ein bis jetzt verpfuschtes Leben, weil ich alles hintangestellt habe, nichts war mir wichtiger als ein bisschen Gefühl und ein bisschen Liebe. ich hoffe ich habe Dir jetzt nicht zuviel zugemutet, aber ich könnte heute schreien vor Wut und Ohnmacht und Trauer und was weiß ich noch. Danke Emily
Emily
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Machmal halt ichs nicht aus

Beitrag von Emily »

Liebe Ele, du hast mir nicht zuviel zugemutet, mache dir darum keine Gedanken. Machst du keine Therapie im Moment? Sorry, vielleicht hattest du es schon aufgeschrieben, und ich weiß es nicht mehr. Alleine kannst du das alles ja nun wirklich nicht tragen. Dein Verhalten, dich nach draußen als strahlend zu zeigen und zuhause zusammenzubrechen, ist leider typisch depri. Aber vielleicht überlegst du dir mal genau, von wem du dir Hilfe erwarten könntest: Freunde? Geschwister? Nachbarn? Andere Mütter, mit denen du dich auch mal abwechseln könntest bei der Kinderbetreuung, damit du mehr Freiräume für dich gewinnst? Was würde passieren, wenn du mit anderen über deine schwierige Situation reden würdest? Ich würde mir wirklich jede nur erdenkliche Hilfe holen, die ich bekommen könnte. Dafür muss man sich nicht schämen, wenn man sie denn braucht. Und du brauchst Hilfe und Anteilnahme, so wie jeder andere sie auch braucht. Und in dieser Situation erst recht! Wenn du schon so lange darauf wartest und niemand hat dir von sich aus Unterstützung angeboten, weil andere deine Probleme nicht erkennen, dann versuche doch mal den ersten Schritt nach außen selbst. Ich weiß, das ist schwer, man fühlt sich zunächst schlecht dabei. Aber wenn dir danach wirklich geholfen würde, dann wäre es die Überwindung doch wert gewesen, oder nicht? Warum hast du so eine Angst, alleine dazustehen, wenn du andere um Hilfe bittest? Ich meine, was kann Schlimmeres passieren, als dass du jemanden bittest, dir zu helfen, und er sagt nein? Dann würde ich keinen Gedanken mehr daran verschwenden, und mir gleich überlegen, wen ich als nächstes fragen könnte, usw. In harten Zeiten wird man automatisch auch härter und muss manchmal die Scham- und Verlegenheitsgefühle etc. einfach in den Koffer packen. Mir ging es in vieler Weise sehr ähnlich wie dir. Wenn ich mich nicht entlastet hätte, indem ich Hilfe von außen nachdrücklich angefordert und angenommen hätte, dann hätte ich es nicht geschafft. Deshalb kann ich dir dazu nur raten! Du schreibst, dein Leben sei "verpfuscht". Ist es das wirklich? Du hast 2 Kinder zur Welt gebracht und aufgezogen. Das alleine ist eine reife Leistung! Und bestimmt hast du schon ganz viele andere Dinge geleistet, von denen wir hier gar nichts wissen! Alleine schon diese Krankheit und alle Beschwerden auszuhalten, ist eine unglaubliche Leistung. Liebe Grüße, Emily.
ele43
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Machmal halt ichs nicht aus

Beitrag von ele43 »

Haloo Emily, z.Zt. mache ich keine Therapie. Meinen Sohn habe ich jetzt bei einer Therapeutin angemeldet. 1 x war ich bei ihr und sie hat gesagt, dass sie meinen Sohn nur therapiert, wenn ich parallel auch eine Therapie laufen habe. Ich habe schon zwei Therapeuten ausprobiert, aber es hat sich kein Vertrauensverhältnis eingestellt. Am Mittwoch gehe ich wieder zum Psychiater, ich nehme seit 4 Wochen Opipramol und die Wirkung ist gleich null. Vielleicht hat er einen Therapeuten bei der Hand. Mein Problem ist eigentlich nicht so die Traurigkeit und Antriebslosigkeit, ich habe mittlerweile gelernt mich ganz schön zu motivieren, sondern meine unzähligen körperlichen Beschwerden. Ich habe ständig Bauchschmerzen mir ist fast ständig schlecht und schwindlig etc. etc. Deshalb ziehe ich mich zurück. heute war eine Freundin mit Ihrem Sohn bei uns und plötzlich gings mir so schlecht, dass es mir am liebsten gewesen wäre, ich hätte sie nicht eingeladen. Es ist wie ein Fluch: ich traue mir niemanden mehr einzuladen, weil ich so Angst habe, dass es mir dann schlecht geht und dann halt ich Gesellschaft nicht aus (Ich bins halt nicht gewohnt). Schwäche war in unserer Familie verpönt. Und auch mein Mann hat mich mit Liebesentzug bestraft, wenn ich traurig oder schwach war. Wann immer ich schwach war, waren die Leute weg. Auch die Nachbarn distanzieren sich im Moment ein bisschen. Heute bin ich auf eine zugegangen und was erzähle ich ihr, irgendwelche Geschichten über Meine Schilddrüsenerkrankung und die Grippeimpfung, die ich nicht vertragen habe und dass mich die Entgiftung, die ich gerade mache so schlaucht. Sie war sehr verständnisvoll. Aber warum kann ich nicht einfach sagen, mir gehts besch... hilf mir. Ist doch eigentlich egal wo die Beschwerden herkommen. Allein die Tatsache zählt doch, dass es einem nicht gut geht, oder? Auch mit den Kindern ist das heute schon wieder eskaliert: Die beiden verstehen sich nicht besonders gut. Der Große ärgert dann den Kleinen, der weint und ich platze.Mir fehlt es einfach an der Gedult. Danach fühle ich mich so schleht. Oder meine Söhne ringen im Verein. Am nächsten Samstag ist ein Turnier, ungefähr 60 km weit weg. Der Papa hat wie immer keine Zeit. Und ich traue mich nicht mitzufahren und keiner versteht warum. Ich trau mich einfach nicht, weil mir manchmal alles zuviel wird, weil ich manchmal traurig bin, weil es mir oft spontan ganz schlecht geht und weil ich mich dann nicht zurückziehen kann. Das sind die Sachen, die mir zu schaffen machen. Während der Woche alleine gings mir auch ziemlich schlecht, aber ich fühlte mich nicht verantwortlich für meine Kinder, da konnte ichs besser aushalten und bin weißgott nicht dauernd im Bett rumgelegen, ganz im Gegenteil, ich habe das komplette Schlafzimmer ausgeräumt, in 3 verschiedenen Farben gestrichen, Bilder aufgehängt, das Ehebett zum Sperrmüll gebracht. Ich war so stolz, aber die Kraft reicht momentan eben nicht für mehr. Es gibt so viele Dinge, die ich alleine nicht bewältigen kann. Ich brauche wirklich Hilfe von einem Therapeuten, vielleicht schaffe ich es dann mir auch in meinem Umfeld Hilfe zu holen. Selbst hier offen zu sprechen fällt mir sehr sehr schwer. Aber ich glaube, dass das im Moment meine wichtigste Lernaufgabe im Leben ist, dass ich mein wahres Gesicht zeigen muss. Aber das wird auch eine meiner schwersten Aufgaben sein. Schön, dass ich Euch gefunden habe.
Emily
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Machmal halt ichs nicht aus

Beitrag von Emily »

Liebe Ele, bis du den Therapeuten gefunden hast, und die Therapie greift, kann noch etwas Zeit vergehen. Aber man kann relativ rasch lernen, wie man besser auf andere zugehen, sie nachdrücklich um eine gezielte Hilfe bitten kann. Dazu gibt es ein geistig-visuelles Übungsprogramm, das ich dir gerne erklären würde, wenn du möchtest. Ich habe es selbst von meinem eigenen Therapeuten gelernt. Es kostet nichts, man kann es leicht erlernen und auf deine eigenen Lebenssituationen anpassen. Allerdings gehört derlei nicht unbedingt hierher, weshalb ich es dir lieber privat an deine e-Mail-Addy schicken würde. Wäre das OK für dich? Lieber Gruß, Emily.
flora80
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wieso sag ich nicht STOPP?

Beitrag von flora80 »

hallo ihr!

ich versteh mich nicht! ich bin krank, habe schmerzen und angst und trotzdem funktioniere ich weiter, nur um niemanden zu enttäuschen.... warum kann ich nicht einfach sagen: "nein, ich kann nicht mehr!!!", warum kann ich nicht sagen: "mir geht's richtig schlecht, lasst uns die probe ausfallen lassen!"? ---- alle erwarten von mir, mitzuspielen. wenn ich es nicht mache, dann enttäusche ich sie und das gefühl kann ich nicht ertragen! jemanden enttäuschen, heißt jemanden verlieren und das will ich doch nicht! aber so will ich auch nicht! und wieder bin ich in der klassischen zwickmühle... so ist es schlecht und anders auch...
sorry, aber ich kann nicht mehr heute... muss mich ausheulen und hab grad keinen dazu...

und morgen funktionier ich wieder... warum??? ich bin doch echt bekloppt.... -psycho halt...
Ele
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Re: wieso sag ich nicht STOPP?

Beitrag von Ele »

Hallo Flora,
das kenn ich auch. Kein Mensch, wirklich keiner weiß wie dreckig es mir geht, weil ich sobald ich jemanden treffe, oder sobald ich nach draussen geh, mitlerweile zwar sage, dass es mir beschissen geht, aber ich zeigs nicht. Also kapierts auch keiner. Auch mit den Kindern rede ich und rede und funktionier dann doch so, als wäre nichts. Einerseits denke ich ist es auch gut, wenn man sich nicht gehenlassen kann, andererseits bin ich so am Ende, dass ich nicht weiß wie lange ich das alles noch durchhalte. Das Schlimme ist, dass ich sogar beim Arzt eine Maske aufsetze. Also niemand ausser mir sieht mein Gesicht, das verheulte, resignierte, bleiche, traurige, hoffnungslose Gesicht.
Ich weiß nicht wie lange ichs noch aushalte, aber was dann. Ich will doch gar nicht sterben, ich will leben verdammt nochmal, ja leben, mit meinen Kindern spielen, mit Freunden ein Glas Wein trinken, lachen, arbeiten, einfach leben. Was für andere ganz normal ist. Warum hab ich so ein Sch...Karma?
Dieses Verstellen kostet so viel Kraft. Wenn wir nur alle diese Kraft positiv einsetzen könnten, Berge könnten wir versetzen. ich spüre manchmal so eine unbändige Kraft und Energie in mir, warum richte ich die nur gegen mich und nicht auf Ziele, die mir nutzen.
Tut mir leid, dass ich so viel geschrieben habe. Aber da ist sie wieder, diese Wut, diese Kraft, wenn ich könnte würde ich jetzt joggen oder gegen einen Punchingball hauen oder gegen den Tisch treten. Gerade ist mein 5 jähriger Sohn aufgestanden, er schlafwandelt neuerdings, er ist mit geschlossenen Augen zu mir ins Zimmer hat sich auf meinen Schoss gesetzt und sich an mich gekuschelt. Ich empfinde so eine Liebe für meine Kinder, ich will sie nicht enttäuschen und trotzdem stelle ich mich immer in den Vordergrund, weil es mir ständig schlecht ist und ich dann nicht spielen kann, weil ich ihren Lärm oft nicht vertragen kann, weil ich Panik bekomme und schimpfe, wenn sie ihre Sachen überall liegen lassen und es mich unmenschliche Kräfte kostet, alles wieder wegzuräumen.
Ich habe Angst vor Medikamentennebenwirkungen, ich habe Angst, mich übergeben zu müssen, ich habe Angst umzufallen, ich horche zu viel in mich rein und kann es einfach nicht abstellen.Es ist ein einziger Horror. Die Psychopharmaka die ich im Moment nehme helfen scheinbar gar nicht, ich traue mich aber nicht den Psych. vor dem nächsten Termin anzurufen. Nein, ich gehe brav im 4-Wochen-Rhythmus, egal wies mir geht, dann kann ich ihm nicht lästig werden. Ach ein Mist das alles, und diese Scham, Scham verlassen worden zu sein, ich hab mich ja mit Partner schon nicht ganz gefühlt und jetzt bin ich vollkommen entwurzelt, die Scham die Arbeit verloren zu haben, eine noch größere Scham, mich nicht arbeitsfähig zu fühlen, die Scham mich mit über 40 zu fühlen, wie ein kleines Kind, das sich nach einer Mama oder noch besser nach einem Papa sehnt, der mich an der Hand nimmt und mir hilft eigene Schritte zu gehen. Seit ich niemanden mehr habe gehts mir immer dreckiger, ich traue mich gar nichts mehr.
Vor lauter heulen kann ich jetzt nicht mehr schreiben.
Tut mir leid Flora, Dein Beitrag hat irgendetwas ausgelöst in mir, eine Sehnsucht es mal allen zu sagen und ein Wunsch, dass mir mal jemand sagt, wie ich die Hilfe, die mir angeboten wird auch annehmen kann. Ich weiß ich muss da raus, aber ich habe so große Angst, dass ich im Moment noch den Rückzug brauche. Aber die Zeitbombe tickt.
Und jetzt gehe ich ins Bett und morgen wird schönes Wetter sein und ich werde mich freuen, dass die Sonne scheint, wenn mir mal nicht schlecht ist, werde ich die Sonne geniessen können, wenn mir wieder so übel ist wie heute, werde ich wieder weinen und toben.
Auch wenn ich so nicht sein will, so bin ich im Moment. By the way, kennt jemand einen guten Therapeuten in München der sowohl Verhaltenstherapie wie auch tiefenpsych. fundierte Psychotherapie macht und noch Plätze frei hat. Ist im Moment nicht so einfach einen zu finden.
Ele
>> Du mußt Chaos in dir tragen um einen tanzenden Stern zu gebären...>>

Friedrich Nietzsche

Data

Re: wieso sag ich nicht STOPP?

Beitrag von Data »

Hi Flora und Ele,

ich bin zwar etwas angetrunken, aber eines könnt ihr mir trotz allem glauben: Ihr seid nicht die schlechtestens Frauen, die es auf dieser Welt gibt, weiß Gott, nicht die schlechtesten... Flora, vielleicht tut dir so eine Probe immer noch besser als zu Hause allein deinen "traurigen Gedanken" nachzuhängen? Würdest du auch nach einer Probe sagen, daß es besser gewesen wäre, wenn du nicht hingegangen wärest? Oder ist es immer nur vor der Probe so schlimm und danach ok?

Ele, du bist sowieso nicht die schlechteste, weißt du ja , aber weißt du, wie wäre es denn, wenn du einfach mal den Mut hättest, dir zu vertrauen? Sicher würdest du viel falsch machen, aber vielleicht auch manches richtig? Sei doch einfach mal mutig und trau dich, Fehler zu machen. Weißt du, in deiner Situation macht man eben nicht alles richtig, aber du tust es trotzdem so gut, wie du es kannst. Wenn doch etwas schief geht, dann ist es eben so, niemand macht alles richtig, und meistens sind die Folgen eines kleinen Fehlers nicht so schlimm. Und wenn es doch schlimm ist: Ele, es ist dein Weg. Versöhne dich damit. Du efüllst eben leider nicht alle Erwartungen, die an dich gestellt wurden, von wem auch immer (Eltern, Kinder, du selbst), aber du bist nur ein Mensch, und du hast Liebe in dir, welche du trotz allem immer wieder geben kannst. Das ist viel mehr, als manche jemals geben können. Schätze dich nicht gering, weil jetzt alles so trostlos aussieht, sondern denke im Moment einfach nicht soviel nach. Stell dir doch nur mal vor, es wäre hier bei uns Krieg. Ich sage mal ganz makaber und provokant, das wäre dir wahrscheinlich lieber, denn dann könntest du vielleicht besser deine Fähigkeiten entfalten, die darin bestehen, auch in ausweglosen Situationen nicht die Hoffnung zu verlieren. Aber jetzt, wo es allen um dich herum "bestens" geht, verlierst du sie? Ele, du bist ein lieber und wertvoller Mensch. Es scheint so, als zählt das heute nichts mehr in unserer Wohlstandsgesellschaft. Aber das, was wirklich fehlt, sind solche Menschen wie du und wie viele andere, die hier in diesem Forum schreiben. Weißt du, Ele, es kommt nur darauf an, daß du dir selbst verzeihst. Daß du selbst zufrieden bist mit dem, was du leistest und was du kannst. Daß du deinen Kindern LIEBE gibst! Das ist wichtiger als alles andere! Und ich glaube, das tust du.
Du schwimmst eben nicht oben. Aber du bist sehr liebenswert. Es wird nicht umsonst sein.

Liebe Grüße

Data
byte
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Re: wieso sag ich nicht STOPP?

Beitrag von byte »

liebe flora,

mir geht oder ging es ähnlich wie dir. ich meinte auch ich müsse es allen recht machen und alle erwartungen erfüllen, sogar die erwartungen vorausahnen, die noch gar nicht an mich gestellt wurden und diese schon in vorauseilendem gehorsam erfüllen.

ich habe auch keine patentantwort auf die frage warum man sich so verhält.
ich arbeite auch daran und denke mittlerweile, es liegt an falschen verhaltensmustern die man schon sehr früh in der kindheit erlernt hat, um "liebenswert" zu sein.
irgendwie wurde uns das gefühl vermittelt, unser wahres ich sei nicht liebenswert, und so fingen wir an brav und lieb und gehorsam zu sein, um es unseren eltern recht zu machen um liebenswert zu sein. und unser wahres ich verkümmerte in einer dunklen kammer unserer seele.....

da sich diese vorgänge im unterbewusstsein abspielen, leben wir dieses "es-allen-recht-machen" immer weiter.
weil wir es so gelernt haben.
ich denke, das wichtigste ist zu erkennen, und diesen kreislauf aus falschen bedürfnissen und bedürftigem verhalten nach anerkennung und zuneigung zu unterbrechen.

für mich ist der weg, mir diese dinge bewusst zu machen und zu ergründen, was in meiner seele als kind vorging. ich hoffe, wenn ich das verstanden habe, wird es nicht mehr nötig sein mich zu verstellen, um geliebt zu werden. ich hoffe dass ich mich dann so lieben kann wie ich bin, und dann nicht mehr darauf angewiesen bin, "krankhaft"
beweise für anerkennung und zuneigung zu brauchen, um mich liebenswert zu fühlen.....

ich weiss nicht, ob du mit meinen gedanken irgend etwas anfangen kannst. ich kann dir nur sagen, welche erkenntnisse ich (auch mit hilfe meiner therapeutin) gewonnen habe.
ich wünsche dir viel mut zum hinsehen und viel kraft um neue wege zu gehen. es ist die mühe sicher wert....

alles liebe für dich,
bit
"Sehnsüchtig grüsst der,

der ich bin, den,

der ich sein könnte.

(Dostojewski)
byte
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Re: wieso sag ich nicht STOPP?

Beitrag von byte »

liebe ele,

ich bin auch über 40 und mir geht es ähnlich wie dir. du bist also nicht allein.
und ich empfand es anfangs auch als riesenschande, zusammengebrochen zu sein und "versagt" zu haben.
ich habe aber das glück, auf anhieb eine therapeutin gefunden zu haben, die mir liegt, und die mit mir auch immer alle seiten meines verhalten beleuchtet. das hilft mir unheimlich.....
wenn ich sage, alles war falsch und ich habe versagt, zeigt sie mir die andere seite der dinge auf und lässt mich die frage beantworten, ob denn alles schlecht war.
und so erkenne ich langsam, dass niemals alles schlecht oder alles gut ist und dass man in der depression offenbar nicht in der lage ist, das ganze zu sehen, sondern man sich selbst im licht steht und so nur den schatten sehen kann.

ich habe gelernt, ganz bewusst ein paar schritte zur seite zu gehen und das ganze zu umrunden um es in seiner ganzheit zu erfassen. und siehe da - nicht alles ist schlecht !

ich habe auch lange meine kraft dazu verschwendet, es allen recht zu machen und der welt zu zeigen, dass ich alles bewältige, mit allem fertig werde und dabei immer noch locker und lustig bin.
bis ich zusammenbrach, weil ich die warnungen, die mein körper mir seit einem haleben jahr gab, nicht hören wollte.
du hast recht - wir können unsere kräfte wirklich besser einsetzen ! nämlich für uns statt gegen uns.

ich hatte wohl glück mit meiner therapeutin und habe auch die richtige ärztin im zweiten anlauf gefunden.
und ich versuche täglich zu lernen:
- dass ich immer mein bestes gegeben habe und mich nicht dafür schämen muss.
- und dass depression eine krankheit ist wie andere krankheiten auch und ich mich dafür auch nicht schämen muss.
ich habe an flora geschrieben wie ich über unsere verhaltensweisen denke und möchte mich hier nicht wiederholen.

aber es ist kein grund sich zu schämen, wenn wir jetzt einmal schwach sind und unser leben neu ordnen müssen. es ist auch eine chance und wir haben ein recht diese chance zu nützen, und sogar die pflicht uns selbst gegenüber, es zu tun !!

der einzige grund sich wirklich zu schämen, wäre für mich jetzt immer noch wegzusehen und nichts zu erkennen und so weiterzumachen wie bisher.
kannst du mit diesen gedanken etwas anfangen ???

ich wünsche dir jedenfalls viel selbstvertrauen und glauben an dich selbst,
bit
"Sehnsüchtig grüsst der,

der ich bin, den,

der ich sein könnte.

(Dostojewski)
flora80
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Re: wieso sag ich nicht STOPP?

Beitrag von flora80 »

@ data

also, diesmal ist es KEIN psycho-problem!

ich bin körperlich krank und fühl mich wirklich nicht gut. deshalb fällt mir arbeiten auch so schwer heute, weil ich einfach schlapp bin und schmerzen habe. nur denke ich eben, dass ich trotzdem tun müsste. gestern abend habe ich mit einigen "kollegen" darüber gesprochen, dass ich eigentlich nicht arbeiten möchte heute, aber von allen kam die Antwort: "ja aber, dann können wir ja denundden aftritt nicht machen, wenn wir jetzt nicht proben..." das hieß für mich so viel wie: "du bist schuld, dass das nicht geht!"
also versuche ich, die letzten reserven zu mobilisieren und doch mitzumachen. bringt ja auch geld und das brauch ich dringend....

liebe grüße,
flora
betina
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Re: wieso sag ich nicht STOPP?

Beitrag von betina »

Halle Ele,

habe Dir eben schon einmal geschrieben "Geht’s immer ein Stückchen weiter), da hatte ich aber Dein Posting vom 28. nicht gelesen .
Du schreibst, daß Du Dich mit über 40 fühlst, wie ein kleines Kind ...... Hierzu kann ich Dir sagen, daß es mir ebenso geht.

Ich bin inzwischen 57, habe immer voll gearbeitet und mich um meine Eltern und Bruder gekümmert. War stark. Nun mit 57 geht nichts mehr. Meine Mutter ist kürzlich gestorben, nachdem ich sie 5 Jahre neben meiner Arbeit gepflegt habe. Sie ist sehr, sehr krank und leidend gewesen, hat aber alles wunderbar ertragen, was mich trotzdem sehr traurig machte.

Nunmehr kann ich nicht mehr, ich fühle mich wie ein kleines Kind, daß bei der Mutter Schutz suchen möchte, welches in den Arm genommen und getröstet werden möchte. Eine Mutter die dem Kind die Tränen trocknet.

Das Zusammenreißen, obwohl man nicht kann, ist sehr schlimm. Das Gefühl ganz allein zusein, keine helfende Hand. Ich verstehe ich sehr gut, Ele. Aber ich weiss auch, daß es sich lohnt, diesen schweren Weg zu gehen, es wird sicherlich auch einmal besser sein. Ich kann Dir keine Hand reichen, ich würde es gern tun, denn ich kann Dich so gut verstehen. Schade, daß wir alle so weit voneinander entfernt wohnen. Oft denke ich, es wäre schon, jetzt z.B. mit Dir bei einer Tasse Kaffe zu sitzen und vielleicht auch gemeinsam zu weinen (es hilft etwas). einen Betroffenen neben sich zu spüren.

Für heute wünsche ich Dir ein bißchen wärmenden Sonnenschein
betina
Captain Kirk
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Re: wieso sag ich nicht STOPP?

Beitrag von Captain Kirk »

Kati10
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Re: wieso sag ich nicht STOPP?

Beitrag von Kati10 »

hallöchen,
ich versteh dich nur zu gut...ich wäre meinen kindern auch gern eine bessere mutter...als ewig die jammernde und zu nicht fähige mutter...
zeitgleich frißt das schlechte gewissen in mir...
außer mein mann und meine kinder ...weiß niemand das es mir nicht gut geht...ich bin immer die strahlende...und gute kerstin...besuche (kommt ja kaum noch einer)
sage ich mit fadenscheinigen aussreden ab...wieder schlechtes gewissen...mensch gebt mir meine ruhe....ich kann nicht mehr funtionieren...
lieben gruß kerstin
Ele
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Re: wieso sag ich nicht STOPP?

Beitrag von Ele »

@data und alle anderen herzallerliebsten Menschen in diesem Forum

Data,
gerade habe ich Deine Zeilen gelesen und bin dabei auf meinem Stuhl immer größer und größer geworden. Danke, diese netten Worte tun mir soooooooo gut, das kann ich in Worten gar nicht ausdrücken. (Leider bin ich zum Schluss wieder in mich zusammengesunken und habe mir gedacht, die kennen mich eben nicht)
Was ich hier in den letzten Wochen von vielen hier bekommen habe(kann Euch nicht alle mit dem Namen nennen, aber Ihr wisst ja, wer gemeint ist), ist wirklich unbeschreiblich. Ich habe zwar auch Leute um mich rum die sehr nett sind aber die sind eben "gesund" und können meine Probleme nicht verstehen. (So wie bei einer Magenverstimmung, wo's einem am nächsten Tag besser geht)
Wenn ich einen Menschen von Euch an meiner Seite hätte, einen, der mich trotzdem liebenswert findet, obwohl ich schwach bin, mich nicht deshalb bestraft oder nur verächtlich den Kopf schüttelt, weil ich mich manchmal nicht traue oder nicht kann, dann glaube ich könnte ich die Kraft die ich spüre, die Kraft die ich im Moment leider gegen mich richte, in die richtigen Bahnen lenken.

Commander, danke, dass Du Dich an diesem Wochenende trotz Ankündigung doch nicht von uns trennen konntest.

Es grüßt Euch von Wolke 7

Eure Ele
>> Du mußt Chaos in dir tragen um einen tanzenden Stern zu gebären...>>

Friedrich Nietzsche

Data

Re: wieso sag ich nicht STOPP?

Beitrag von Data »

Hallo Ele,

wie geht's dir heute? Ich wollte dir nur sagen, manchmal (z. B. heute) habe ich auch den Wunsch, daß mich mal jemand an die Hand nimmt, jemand Starkes, der es aber gut mit mir meint und mir helfen kann und mir meine Entscheidungen abnimmt und zu mir sagt: "So, jetzt bin ich ja da, jetzt kriegen wir das alles hin, mache dir mal keine Sorgen mehr, wir schaffen das schon. Du brauchst nur zu tun, was ich sage, und alles wird gut."

Ich bin zwar noch keine 40, Ele, aber ich bin ein Mann, und Männer dürfen solche "Schwächeanfälle" schon gar nicht haben, sonst werden sie als Muttersöhnchen abgestempelt, zumindest von manchen Leuten, also müßte ich mich eigentlich noch mehr schämen...

Liebe Grüße

Data
Ele
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Re: wieso sag ich nicht STOPP?

Beitrag von Ele »

Hallo Data,

ich hoffe Du hast jemanden gefunden, der Dir die Hand reicht, sonst ......... greif zu, bin zwar nicht stark, kann aber auch kräftig zudrücken. Ich nehme am liebsten Menschen an die Hand die auch mal schwach sind, auch Männer.
Die "starken" Männer, die ihre Gefühle immer im Griff haben kenn ich schon. Die sind auch nicht männlicher als die, die Gefühle zeigen können, aber dafür schwieriger. (Wenn man mal überlegt, was große Männer ohne ihre Frauen wären, die brauchen alle die Hand ihrer Frauen ).
Also, lass Dir keine grauen Haare wachsen, es ist ein Ammenmärchen, dass Frauen nur Machos wollen. Der Trend geht eindeutig zu mehr Gefühl (zumindest in diesem Forum ).
Also, solltest Du wieder das Bedürfnis nach einer starken Hand haben, schreibs hier ans schwarze Brett und Du wirst sicher genug Zuschriften bekommen.
In diesem Sinne
Die heute wieder etwas glücklichere Ele, die sich aufraffen konnte zum Elternstammtisch zu gehen.

EIN KLEINER SCHRITT FÜR DIE MENSCHHEIT, ABER EIN GROSsER SCHRITT FÜR MICH
>> Du mußt Chaos in dir tragen um einen tanzenden Stern zu gebären...>>

Friedrich Nietzsche

Data

Re: wieso sag ich nicht STOPP?

Beitrag von Data »

Hallo Ele, *freu*

ich danke dir sehr!! Vielleicht hast du ja recht mit den Starken und den Schwachen und überhaupt...

*nimmt mal eles hand und läßt sich führen*

Ich kann mit "starken" Frauen auch nicht so ganz viel anfangen, die sind mir einfach zu stark, du weißt ja, ein Mann muß sich immer stärker fühlen, selbst wenn er es gar nicht ist...

Übrigens freue ich mich auch sehr für dich, daß es dir heute wieder etwas besser geht! Das ist ja vielleicht ausbaufähig?!

Alles Gute und liebe Grüße! Und weiter so!

Data
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