auf und ab

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ooo
Beiträge: 11
Registriert: 4. Sep 2013, 10:37

auf und ab

Beitrag von ooo »

Hallo allerseits.
Meine Registrierung fand (ws wie bei vielen hier) an einem schwarzen Tag statt.

Ich will hier gar nicht zu lange vor mich hin schreiben aber ich frage mich manchmal schon, was mit mir verkehrt ist.

Es gibt Phasen da geht es mir so unglaublich, unglaublich gut (!!)
Ich wache auf und lächle (kann man sich so etwas vorstellen?) ich stehe auf und summe vor mich hin, auf dem Weg zur Arbeit würde ich am liebsten jeden in die Arme schließen. Ich bin so gut drauf, ich fühle mich gut von den Haaren bis zu den Zehenspitzen.

Ich habe mir in den letzten Jahren antrainiert, positiv zu denken und bin auch ziemlich begeistert vom Wünschen.

Und dann kommt die Ernüchterung. Es ist alles weg. Jeder positive Gedanke, alles was ich mir aufgebaut habe, alles, womit ich sonst meine Mitmenschen immer angesteckt habe... es ist nichts mehr da. Ich erlebe genau das Gegenteil. Bekomme Panikattacken vor Terminen oder Telefonaten. Dann bringe ich auch nichts mehr zustande. Briefe aufgeben, Mails checken, zurückrufen,... alles macht mir Angst.

Ich kann mir schon denken, dass der Wandel vielleicht auch mit dem Wetterumschwung zu tun hat. Aber diese Ups and Downs sind irgendwie etwas beunruhigend.

Früher habe ich an guten Tagen nichts gefühlt. Und ich war vollkommen dankbar dafür.
Es beunruhigt mich, dass ich beide Phasen so intensiv spüre/fühle. Ich habe das Gefühl, dass sie irgendwie ein bisschen ausarten.

Kennt das jemand? Ist das normal?
ooo
Beiträge: 11
Registriert: 4. Sep 2013, 10:37

Re: auf und ab

Beitrag von ooo »

Ich würde mich freuen, wenn sich jemand die Mühe macht, mir eine Antwort zu schreiben. Es liegt ja sicher nicht daran, dass zu wenige den Beitrag lesen... Danke
Gerbera
Beiträge: 619
Registriert: 31. Mär 2013, 00:24

Re: auf und ab

Beitrag von Gerbera »

Hallo,

erstmal willkommen im Forum.

Deine Schilderung hört sich für mich fast ein bisschen wie manisch-depressiv an. Aber feststellen kann das natürlich nur ein Arzt.

Wie schlimm sind denn Deine Tiefs mit den negativen Gedanken usw.? Und wie Hoch die Hochs, in denen Du alle umarmen könntest?

Ich kenne das aus eigener Erfahrung nicht wirklich, habe allerdings auch Hochs und Tiefs, die vielleicht etwas anders ausfallen als bei "gesunden" Menschen. Vielleicht deshalb, weil Depressive sensibler sind als andere (???).

Ich wünsche Dir einen schönen Abend und noch viele Antworten. Verliere nicht gleich die Geduld. Manchmal dauert es etwas, bis man Resonanz bekommt.

Viele Grüße
Gerbera
ooo
Beiträge: 11
Registriert: 4. Sep 2013, 10:37

Re: auf und ab

Beitrag von ooo »

Hallo Gerbera!
Vielen Dank für deine Antwort.
Hm. Ich weiß nicht, ich würde nicht behaupten, es seien manische Phasen.

Ich habe nur immer wieder diese Wechsel. Es geht ein paar Wochen zum Teil sogar Monate richtig gut... und auf einmal stürzt alles wieder ein. Das ging dieses Mal sogar so weit, dass sich das ganze so auf meinen Körper ausgewirkt hat, dass ich erst mitten im Krankenstand bemerkt habe, dass es wieder eine depressive Phase war...

Ja, vielleicht fühlen wir intensiver.. nein, ich würde eher sagen wir können uns mehr in Gefühle hineinstürzen (was wir ja manchmal sehr verfluchen)... ich finde das nur neuerdings so komisch, weil ich diese extremen Hochphasen zwischendurch gar nicht kenne...

deshalb habe ich mich gefragt, ob es noch jemanden so geht
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: auf und ab

Beitrag von ben1 »

Hallo ersterakt

Manisch/Depressiv kenne ich nur in Extremformen und das sieht anders aus, als Du das schilderst. Schadet aber sicherlich nicht, wenn da ein Fachmann draufschaut.

Ab jetzt wirds subjektiv, also nur Bens Meinung:

Ich denke, diese "auf und ab" das Du beschreibst, könnte das Leben in Reinform sein.

Das Leben bietet uns einen "Markt der Erlebnismöglichkeiten" - und da ist alles dabei. Hochgefühl und Trauer, Allmachts- und Ohnmachtsphantasien, Lebens- und Todessehnsucht, Begeisterung und Langeweile, Energie und Erstarrung usw. usf.

Wir glauben nun (und da wirkt "die Gesellschaft" sehr ungünstig ein) ein "erfolgreiches" Leben bestehe in der Ausmerzung der Schattenseiten. Das ist aber nicht so! Zum Leben gehört alles!

Unsere Aufgabe ist es eher, mit diesem "Wellengang" einen Umgang zu pflegen, der uns das Weitersegeln auf diesem Meer des Leben ermöglicht! Und Du hast ja schon die Erfahrung machen müssen/dürfen, das nach dem "ab" auch wieder ein "auf" kommt - und umgekehrt!

Depression in Reinform (so wie ich sie für mich definiere, ohne wissenschaftlichen Hintergrund) ist das feststecken in der Nullwelle. Kein "ab" mehr, dafür aber auch kein "auf". So ist das Leben eben nicht!

Weisheit ist (nur für mich) im "auf" zu wissen, das es auch ein "ab" gibt und diesen Zustand trotzdem zu genießen, und im "ab" zu wissen, das es auch ein "auf" gibt und diesen Zustand so gelassen (!) wie möglich als Erholungsphase zu nutzen.

Und mit der Zeit und mit der Erfahrung lernt man auch, das besser auszubalancieren und auch die "ab"-Phasen als wichtig und erkenntnisbringend zu integrieren.

Was denkst Du?

Herzlichst

Ben
BunteWolke
Beiträge: 217
Registriert: 6. Nov 2012, 16:52

Re: auf und ab

Beitrag von BunteWolke »

Hallo ersterakt,

zu deinen extremen Wechsel von "Guter Laune" und "sehr traurig", kann dir sicherlich nur ein Facharzt eine Einschätzung geben.

Wirklich sehr schön und auch bildlich hat das Ben erklärt. Ich habe das auch so erlebt - in der Depression gibt es keine wirklichen Auf- und Ab's, wie in gesunden Zeiten.
Mein Mann sagt gerne mal: "bei mir ist auch nicht jeder Tag super."
Aber wenn jeder Tag eintönig doof ist, dann ist das wohl auch nicht ein momentanes Ab.

Wo ich in deinem Beitrag "hängen" geblieben bin - du schreibst: <<Früher habe ich an guten Tagen nichts gefühlt. Und ich war vollkommen dankbar dafür. <<

Das kenne ich auch sehr gut. Als ich letztes Jahr in einer Klinik war, spürte ich nichts mehr. Nach und nach kamen die Gefühle zurück. Wut, Trauer, Verzweiflung, Hilflosigkeit. Und das hat mich anfangs völlig überfordert. Es war anstrengend. Anstrengender als diese Leere.
Aber es kamen dann noch andere Gefühle wieder hinzu. Freude, Geborgenheit, Neugierde.

Ich wünsche dir alles Gute!
BunteWolke
~ Wer heute den Kopf in den Sand steckt, wird morgen mit den Zähnen knirschen ~
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