Warum ist es so wie es ist ?

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max_moehre
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Warum ist es so wie es ist ?

Beitrag von max_moehre »

Liebes Forum,

lange habe ich überlegt, ob ich hier posten soll, oder nicht. Aber es scheint hier alles seriös zu sein....

Seit Monaten geht es mit mir nur noch bergab. Ich kann für nichts mehr Freude empfinden, Freunde sind mir egal, ich möchte von jedem in Ruhe gelassen werden. Zuhause kann ich mit meiner Frau nicht darüber reden - ich weiss nicht weshalb.

Seit Monaten geht es beruflich bergab. Ich habe Angst den Job zu verlieren. Wenn es nur möglich wäre, irgendwo hin zu wechseln. Ich bin knapp 40 und in meiner Branche wurden in den letzten Jahren heftigst Entlassungen durchgeführt. Ich habe das Gefühl, dass es irgendwann auch meinen Job kosten wird. Manchmal habe ich den Eindruck, wenn mich mein Chef im vorbeigehen ansieht, dass er mir sagen möchte: Es tut uns leid, aber wir müssen uns von Ihnen verabschieden.

Ständig mache ich mir Gedanken, was wäre wenn es so weit kommt. Ich habe eine kleine Tochter und noch einiges zu finanzieren.

Das Dilemma ist, dass es zu dem o.g. Zustand ja noch garnicht gekommen ist. Dennoch fühle ich mich ziemlich am Ende. Ich komme nach hause und ziehe mich in meine Ecke zurück, surfe im Internet oder sehe fern. Es kommt zu keiner Kommunikation mehr. Am Wochenende habe ich keine Lust zu Freunden zu gehen, oder Einladungen anzunehmen, weil ich sie um ihre Sorglosigkeit beneide.

Meine Frau weiss, dass ich Angst habe den Job zu verlieren. Aber langsam denkt sie, dass es an Ihr liegt - aber so ist es nicht. Wenn wir versuchen über das Problem zu reden, kann ich keinen Beitrag dazu leisten. Ich schweige. Ich spreche es auch nie an. Ich wirke auf Sie überheblich oder arrogant, aber so möchte ich nicht wirken, aber ich kann nicht anders.

Ich möchte endlich wieder unbeschwert sein.....
Captain Kirk
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Re: Warum ist es so wie es ist ?

Beitrag von Captain Kirk »

max_moehre
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Re: Warum ist es so wie es ist ?

Beitrag von max_moehre »

Hallo captain,

ja das könnte sein. Allerdings ist es zu bezweifeln, dass ich mich einem Fremden anvertrauen kann, wenn ich es nicht einmal bei meiner Frau schaffe.

Was könnte ein Arzt schon tun ? Zuhören. Und Medikamente verschreiben. Aber das bekämpft doch nicht die Ursache. Oder ? Wie sollen diese Gedanken nur aus dem Kopf ? Die sind drin, und keiner kann sie da rausholen. Vielleicht kann man sie ja verdrängen - aber sie bleiben da. Medikamente bewirken doch genau dies, oder nicht ? Wenn ja, dann ist ein Rückfall vorprogrammiert.

Es ist alles ein grosser Haufen Scheisse (sorry).
Captain Kirk
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Re: Warum ist es so wie es ist ?

Beitrag von Captain Kirk »

Ele
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Re: Warum ist es so wie es ist ?

Beitrag von Ele »

Hallo Max,
Willkommen hier im Forum. Ich habe hier viel Unterstützung und Verständnis bekommen und auch immer wieder einen Kick mich nicht ganz hängen zu lassen.

Ich kann Dir auch nur raten geh zu einem Arzt, lass Dich am besten gleich von Deinem Hausarzt zu einem Psychiater überweisen. Anfangs hat man sicherlich eine Hemmschwelle, aber es hilft, wenn man einen Anlaufpunkt hat, jemanden der einem ohne das ganze zu werten beisteht.
Medikamente sind oft nötig, dass Du aus dieser Starre, dieser Lethargie rauskommst, damit du wieder die Kraft hast, das zu bearbeiten, was Dein Tief ausgelöst hast, selten muss man ja die Tabletten dauerhaft nehmen. Aber sie eröffnen einem erst mal die Möglichkeit aktiv an einer Therapie teilzunehmen. Gerade mit Andidepressiva fühlt man sich ja nicht belämmert, davor hatte ich immer angst, dann als Traumtänzer durch die Gegend zu schweben, sondern sie helfen einem mal wieder realistisch das Leben zu betrachten und sich nicht so in seiner Depression gefangen zu fühlen.
Ich habe auch 2 Kinder und weiß wie einen die Verantwortung manchmal erdrückt, gerade, wenn man die Familie ernähren muss, aber ich glaube solche Depris sind auch eine Chance nicht so hart zu werden, wie manch andere sondern wieder mal "menschliche" Gefühle zuzulassen. Vielleicht ist das ja auch ein Stückchen Krankheitsgewinn für einen selber und für die anderen.
Jedenfalls schicke Dir ganz viel Kraft und Zuversicht von hier.
Ele
>> Du mußt Chaos in dir tragen um einen tanzenden Stern zu gebären...>>

Friedrich Nietzsche

max_moehre
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Re: Warum ist es so wie es ist ?

Beitrag von max_moehre »

hallo zusammen,
muss man denn vorher zum hausarzt gehen, um eine überweisung zu bekommen ? oder könnte ich auch direkt zu einem psychiater gehen ?

gibt es da unterschiede zwischen therapeuten und psychiatern ?

(hoffe dass ich "therapeuten" richtig geschrieben habe ...)

viele grüsse
max
Gochty
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Re: Warum ist es so wie es ist ?

Beitrag von Gochty »

Hallo Max
Ich denke dir geht es ähnlich wie mir ich habe auch Gefühle und gedanken die ich nicht in worte fassen kann
mir wurde der rat gegeben es aufzuschreiben und mit zum arzt zu nehmen da bin ich gerade
ich weiss manchmal auch nicht was ich noch machen soll da niemand weiss was mit mir los ist noch nicht mal ich selber
ich muss morgen zum doc aber ich sitze noch vor ner leeren seite aber ein anfang habe ich doch schon gemacht ich bin schon bereit hier etwas von meinen gefühlen los zu werden SO WIE DU AUCH (sonst hättest du hier nicht geschrieben) du machst ja eben auch den ersten schritt
versuche mal deine probleme aufzuschreiben das ist genauso schwer wie mit einem zu reden aber ein Anfang !!!
Ich wünsche dir viel kraft du schaffst das genauso wie ich gehe den ersten schritt es hilft
Gruß Ilo
flora80
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Re: Warum ist es so wie es ist ?

Beitrag von flora80 »

hallo max!

also, ich bin direkt zum psychiater gegangen, aber der weg über den hausarzt mit überweisung funktioniert auch.
ja, es gibt einen unterschied zwischen psychiater und psychotherapeut:

ein psychiater ist jemand, der medizin studiert hat und einen facharzt für psychiatrie erworben hat. zu ihm gehst du, um eventuell medikamente verschrieben zu bekommen und um eventuelle körperliche ursachen ausschließen zu können. beim psychiater bekommt man in der regel auch relativ schnell einen termin. bei therapeuten sieht das anders aus. dort gibt es meist sehr lange wartezeiten für einen therapieplatz. ein psychotherapeut ist entweder ein dipl. psychologe mit therapeutenausbildung oder ein mediziner mit therapeutenausbildung. du musst dich entscheiden, welche therapieform du bevorzugst und danach suchst du dir dann einen therapeuten aus, bzw. lässt dich auf die warteliste setzen. bei depression hat sich besonders eine kognitive verhaltenstherapie bewährt. manchen ist das aber such zu oberflächlich und sie bevorzugen eher psychoanalytische therapiemethoden. ich persönlich mache zur zeit verhaltenstherapie und sie hat mir auch geholfen, aus der depression einigermaßen heraus zu kommen. ich werde aber evtl. noch eine analytisch orientierte therapie anschließen. für den einstieg finde ich aber VT sehr sinnvoll (meine persönliche meinung).
unter www.psychiatrie.de findest du eine genaue beschreibung der verschiedenen therapiearten.
ich hoffe, ich habe dich jetzt nicht noch mehr verwirrt... ist aber auch alles kompliziert

liebe grüße,

flora
Ele
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Re: Warum ist es so wie es ist ?

Beitrag von Ele »

Hi Max,
eigentlich kann ich mich Flora nur anschließen. Zuerst ist ein Neurologe oder Psychiater dran, weil der ja auch die entsprechenden körperlichen, neurologischen Untersuchungen ausführt. Kann ja auch manchmal sein, dass körperliche Ursachen vorliegen. Vielleicht kann der Dir auch bei der Suche nach einem Psychotherapeuten helfen. Ich persönlich habe schon eine Psychoanalyse hinter mir, die mir aber nicht besonders geholfen hat. Bei solchen gesprächsorientierten Verfahren gibt es viele "Fluchtmöglichkeiten", d.h. es ist nicht gesagt, dass man dort so weit kommt, dass man auch davon profitiert und sich nicht hinter Worten versteckt. Trotzdem muss jeder für sich ausprobieren, womit er am besten zurecht kommt. Als Kassenpatient hast Du 5 probatorische Sitzungen, die auf jeden Fall die KK übernimmt. Wenn Dir der Therapeut dann nicht zusagt, kannst Du wechseln und den neuen wieder 5 Stunden lang ausprobieren. Ich glaube das geht bis zu 5 mal.

Generell mal eine Frage an alle:
Wer hat denn schon welche Therapieform ausprobiert und was hat sie gebracht?
Wer hat vielleicht schon von der Homöopathie profitiert, von Hypnose oder anderen Heilungsmethoden? Gibts jemanden hier im Forum, der zumindest zeitweise ganz ohne Symptome lebt und ein vollkommen normales Leben führen kann?
Die Crux bei solchen Foren ist ja oft, dass hier die Leute posten, die Probleme haben. Für mein zartes Seelchen könnte ich aber gut mal Infos über "Heilungen" gebrauchen. Soviel ich weiß soll es ja auch Leute geben, die nur 1 x im Leben eine Depression haben und dann nie wieder. Wie ist das wenn eine Depression auch mit Angstzuständen und Panikanfällen gekoppelt ist, ist sie dann auch zu "heilen".

Tut mir leid, Max, dass ich Dein Posting jetzt für meine allgemeinen Fragen hernehme, aber ich denke nachdem Du ja auch kein alter Hase bist (was Depris betrifft und sonst natürlich auch nicht ist das auch für Dich interessant. Ich habe diese Beschwerden zwar schon seit 15 Jahren, aber große Erfahrung mit verschiedenen Therapieformen, Medikamenten etc. habe ich auch noch nicht.
Alles Gute für Dich
Ele
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Friedrich Nietzsche

max_moehre
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Re: Warum ist es so wie es ist ?

Beitrag von max_moehre »

Liebes Forum,

vielen Dank für viele Unterstützung. Es gibt Zeiten, da geht es aufwärts und Zeiten da gehts rapide bergab. Manchmal geht es auch permanet gleich schlecht - so wie jetzt.

Nach langen Überlegungen ist es wohl so, dass die Ursache für meine Situation die Angst ist, den Arbeitsplatz zu verlieren. Wenn diese Angst nicht wäre, hätte ich wohl auch keine Probleme - und andere hätten auch keine Probleme mit mir. Wenn diese Angst nicht wäre, wüsste ich nicht worüber ich mich sorgen sollte.

Ist diese Angst jetzt begründet oder nicht - bzw: muss ich diese Angst haben ?

Wenn es über 4,7 Mio Arbeitslose gibt, scheint diese Sorge irgendwo begründet zu sein. Trifft es auch auf mich zu ? Ja, in einem gewissen Masse schon, denn die Realität zeigt es mir.

Aber ist meine Angst vielleicht überzogen ? Ängstige ich mich mehr als es die Situation erfordert ? Wenn ich es nur wüsste ...

Was passiert, wenn ich nun die Arbeit verliere ? - dann bin ich arbeitslos. Aber sind alle Arbeitslosten gleichzeitig Depressionen ausgeliefert ? Bestimmt sind sie anfälliger als andere. Wie gehen die damit um ?

Meine Frau hat Arbeit - ich werde wohl nicht verhungern. Aber was ist, wenn sie aus Ihrem Halbtagsjob keinen Vollzeitjob machen kann ?

Bekomme ich wieder eine Arbeit, die mir Spass macht ? Und wie lange wäre ich arbeitslos ?

Denke ich zuviel nur an mich ? Meine Familie leidet unter meinem Zustand, aber das will ich nicht.

So, jetzt sieht man, welche Fragen sich in meinem Schädel ansammeln. Und die ganze Zeit denke ich über Antworten nach. Auf Fragen, die ich mir zur Zeit garnicht stellen müsste.

Also bitte was soll das alles ?
Ele
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Re: Warum ist es so wie es ist ?

Beitrag von Ele »

Hallo Max,
auch ich kenne diese Existenzängste, bin alleinerziehend, habe 2 kleine Jungs, kürzlich meine Arbeit verloren und ich lebe von Sozialhilfe. Es ist mir fürchterlich peinlich, ich schäme mich, weil ich meine Kinder nicht ernähren kann, aber es ist so und diese Scham schwächt mich mehr, als sie mir nützt. Manchmal denke ich, dass es unheimlich guttut in so einem sozialen Netz aufgefangen zu werden. Uns fehlt es eigentlich an nichts und den Kindern schadet es auch nicht wenn ich mal sage, das können wir uns jetzt nicht leisten. Ich lebe und die Kinder leben und mal abgesehen von den Depris etc. müssten wir nicht unglücklich sein. Ich halte mich für intelligent, habe Abitur, eine gute Ausbildung, beste Beurteilungen in meinen Fortbildungen, eine Freundin sagte mir heute, dass ich mich nicht schämen brauche, ich habe nichts von dem Image eines "Sozialhilfeempfängers". Trotzdem ist es ein Angriff auf das Selbstbewußtsein.
Ich denke wir müssen alle lernen mit weniger auszukommen, das Glück und die Zufriedenheit kommen von innen heraus unabhängig von Reichtum, Wohlstand und Anerkennung. Wir müssen lernen, das anzunehmen, was wir haben und nicht immer in die Zukunft blicken. Keiner weiß, ob er mal krank wird, oder sonst einen Schicksalschlag erlebt. Aber das ist heute nicht wichtig. Das Jetzt ist wichtig und nur das Jetzt. Dass wir uns selber wahrnehmen mit unserer Freude an oft banalen kleinen Dingen, mit unserer Trauer, weil uns etwas traurig macht. Wir dürfen uns nicht das Jetzt kaputtmachen, weil wir Angst vor dem Morgen haben.
Mir geht es viel besser, wenn ich am Abend mit den Kindern eine Geschichte lese, etwas für mich mache (z.B. meditieren), das ist das was wirklich Freude und Frieden für einen selber bringt und nichts kostet und ich habe nicht schon wieder Gedanken an den morgigen Arbeitstag.
Mal nicht zu arbeiten sehe ich auch als eine Chance zu sich zu finden, zu spüren, ist das was ich jetzt habe eigentlich das, was ich will? Ich kann das mit einem klaren nein beantwortet: Weder meine Ehe, noch meine Arbeit sind und waren das, was mich glücklich macht. Ich weiß noch nicht, wohin ich gehöre, aber ich habe jetzt noch die Möglichkeit meine Richtung zu ändern und "meinen Weg" - den Weg, den ich gehen muss um mein Karma zu erfüllen - zu gehen.

Ich hoffe, dass ich dir ein paar Anregungen geben konnte, nicht nur vordergründig die Angst zu spüren, sondern vielleicht mal nach anderen Wegen zu sehen, die es ja auch noch gibt.
Ich wünsche Dir viel Glück
Ele

PS: Vielleicht klingt das alles ein wenig abgehoben, aber wenn man mal ganz unten ist sieht man wirklich was wichtig und wertvoll ist.
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Friedrich Nietzsche

Data

Re: Warum ist es so wie es ist ?

Beitrag von Data »

Liebe Ele,

was du da schreibst, klingt verdammt gut, finde ich. Ich habe nämlich das Gefühl, das mir genau das fehlt: Daß ich auch mal ganz unten ankomme, um von da aus wieder neu durchzustarten, um wieder neu motiviert zu sein, um das, was ich habe, schätzen zu können. Ich würde am liebsten meinen Job (ist ohnehin keine feste Stelle) von mir aus hinwerfen, um mal auszuprobieren, was dann passiert.1) Aber ich habe noch zu viel Angst davor.

zu 1) Das heißt nicht, das ich ausprobieren möchte, wie weich man ins soziale Netz fällt. Da will und werde ich nicht hineinfallen (Trotzdem ist es keine Schande für dich!), aber ich hab so das Gefühl, ich brauche einmal diese "Angst", um entweder total abzustürzen (was nicht passieren wird, da bin ich mir sehr sicher) oder neu anfangen zu können mit etwas, was ich dann auch selbst wirklich will, aus welchen Gründen auch immer.

Ich weiß, das klingt irgendwie bescheuert, und vielleicht mache ich es mir auch nur wieder bequem und laufe wieder mal weg, aber es zieht mich manchmal regelrecht nach unten, um das Wagnis mal einzugehen...

Liebe Grüße

Data
albert
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Re: Warum ist es so wie es ist ?

Beitrag von albert »

Hallo ele,
zu deinen Fragen an alle nur ein paar kurze Bemerkungen.
Sicher gibt es eine vollständige Heilung von der Depression, aber du gehst wohl recht in deiner Vermutung, dass solche Leute kaum noch ins Forum schauen.
Ich bin selbst bipolar, d. h. einmal im Jahr werde ich umgepolt. Jetzt bin ich in einem hypomanischen Jahr und muss aufpassen, dass ich nicht überdrehe. Letztes Jahr war ich depressiv gestimmt, hatte auch mehrmals beginnende Depressionsschübe, habe sie aber rechtzeitig abfangen können und bin trotz großer Belastungen gut drüber gekommen. Angstzustände und Panikattacken kenne ich auch. Ich habe sie mit der Konfrontation überwunden. Zur Arbeit musste ich aufs Baugerüst, mich festhalten und arbeiten und durfte kein Wort über meine Angst verlieren. Ich habs geschafft.
Es gibt noch viel mehr zu erzählen, aber ich bin müde von der Tagesarbeit.
Ich frage mich, was unter Heilung zu verstehen ist?
Ist das nur die Abwesenheit von den bekannten Symptomen oder das Gefühl von Wohlbefinden?
Ich habe einen starken endogenen Anteil in meiner psychischen "Störung", trotzdem meine ich heute, damit leben zu können und eine sinnvolle Arbeit zu tun, auch unter schweren Belastungen.
Noch eins: einen Königsweg gibt es nicht. Es gibt verschiedene Wege und jeder muss seinen eigenen Weg finden. Das ist mit ein Grund neben der Zeitfrage, warum ich mich heute im Forum sehr zurückhalten.
Alles Gute
mit herzlichen Grüßen
Albert
Ele
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Re: Warum ist es so wie es ist ?

Beitrag von Ele »

Hallo Data,
ich habe jetzt beschlossen auch etwas Positives aus meinen Depris zu ziehen. Ja, ich werde die Depris jetzt benutzen, mich krankschreiben zu lassen um wirklich mal für Dinge Zeit zu haben, für die man unter "normalen Umständen" einfach keine Zeit hat.
Ich habe eine Freundin - eine spirituelle Lebensberaterin - bei der ich mittlerweile schon den 2. Meditationskurs besuche. Es tut so gut, sich nicht nur zu entspannen, sondern auch mal in sich hineinzuhorchen, zu spüren, was noch in einem ist, ausser der Trauer. Wir haben heute eine Herz-Chakra-Meditaion gemacht und ich habe alles gefühlt Trauer, Freude, Wut, Energie und zum Schluss allesumfassende Liebe. In uns allen steckt noch mehr als Traurigkeit und ich glaube, dass gerade wir wegen unserer Sensibilität und Dünnhäutigkeit die Chance haben unseren wahren Wert kennenzulernen und mal wirklich glücklich zu werden.
Jedesmal wenn ich bei dieser Freundin bin,
gehts mir sowas von saumäßig gut, das kann ich in Worten gar nicht ausdrücken.Ich gehe ganz aufrecht, strahle wie ein Honigkuchenpferd. Letztens war mein Psychiater am Tag darauf hocherfreut und hat gesagt:"Heute gefallen Sie mir ausserordentlich gut, Sie strahlen richtig von innen heraus." (Er hat sich gefreut, dass seine AD's so gut wirken, haben leider nur 1 Tag gewirkt )Ich habe trotzdem noch Wehwehchen, aber die sind dann nicht mehr so vordergründig.
Leider hält dieser Zustand maximal 1 Tag an. Aber das müßte doch eigentlich ausbaufähig sein, oder? Jedenfalls bleibe ich dran und werde dann mit meiner "allumfassenden Liebe " zu Dir und allen Anderen hinüberschweben und euch auch was davon abgeben.
Das Leben kann schon schön sein.
So, jetzt werde ich mit meinem Wohlgefühl in mein Bettchen gehen,schließlich klingelt schon um 5.45 Uhr der Wecker und die Nacht ist wie immer zu kurz.
Guat's Nächtle, wie man im Schwabenländle sagt (Hörensagen!)
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Friedrich Nietzsche

Ele
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Re: Warum ist es so wie es ist ?

Beitrag von Ele »

Lieber Albert,
ich freue mich, dass Du Dich mit Deiner bipolaren Störung so arrangieren kannst.
Sicherlich ist jeder Einzelne ein Individuum und muss seinen Weg gehen.Ich habe meinen leider noch nicht gefunden und hoffe deshalb, Tipps zu bekommen und vielleicht mal was Neues ausprobieren zu können. Du siehst ja, während der eine aus seiner Arbeit Kraft zieht, gehts mir so schlecht dabei, wenn ich arbeiten muss, dass ich nur noch Blödsinn von mir gebe. Vielleicht habe ich auch nur noch nicht die Arbeit gefunden, die mir Kraft gibt.
Ich muss sagen Hut ab, vor allen Menschen, die über ihrer eigenen Angst stehen, bzw. sich immer wieder damit konfrontieren. Ich selbst lebe eigentlich nur in Angst,von morgens bis abends. Sicherlich muss ich mich mit 2 Kindern auch manchmal der Angst stellen, aber auch wenn ich das immer wieder tue, merke ich keine Besserung, das ist das was mich resignieren läßt. Z.B. Einkaufen,ich gehe jeden Tag um zu üben, um raus zu kommen und jedes Mal ist das wieder mit Panik verbunden, seit Jahren. Das ist auch der Grund, warum ich bisher keine Verhaltenstherapie wollte. Ich kann mir nicht vorstellen, was die ändern sollte.
Heilung bedeutet für mich in meinem speziellen Fall, nicht mehr so auf mich und meinen Körper fixiert zu sein, mich nach draussen orientieren zu können, einfach am Leben teilhaben zu können ohne ständige psychische und körperliche Symptome. So bin ich doch sehr gefangen in meiner Depression und habe manchmal Angst zu vereinsamen.
Alles Gute für Dich, Albert
und danke für Deine Antwort
Ele
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betina
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Registriert: 20. Mär 2003, 17:39

Re: Warum ist es so wie es ist ?

Beitrag von betina »

Hallo Ele, ich möchte Deinem Beitrag beipflichten. Es ist toll, wie Du es beschrieben hast. Es ist für Dich und uns alle hier nicht einfach, auf einmal zu erkennen, daß man aufgrund einer Krankheit abrutschen kann (im sozialen Netz). Mir gehts ebenso, ich habe viele Jahre immer einen tollen Arbeitsplatz gehabt und gut verdient. Aufgrund von Insolvenzen und ähnlichem (woran ich nicht Schuld war) habe ich in den letzten Jahren auch meinen Arbeitsplatz wiederholt verloren. Zum Schluß habe ich auch eine schlechter und nicht meinem bisherigen beruflichen Laufbahn entsprechenden Arbeitsplatz angenommen. Daran muß man sich gewöhnen, aber besse, als keine Arbeit. Nunmehr bin ich auch über 1 JAhr krank und wohl nach der Aussteuerung, so daß - sollt emeien Rente nicht durchkommen - und ich weiterhin nicht mehr arbeiten kann, ich - obwohl ich 42 Jahre gearbeitet habe und eingezahlt habe - in die SOzialhilfe komme. es ist hart daran zu denken, aber man muß - so wie Du es auch siehtst - sagen, ich hbe zu essen und eine Warme Stube, zumal Du noch Kinder hast - für die Du auch sorgen mußt, was nicht immer leicht ist - aber trotzdem finde ich Deine Einstellung prima. Es ist schwer mit den Depressionen und auch evtl. nach ein paar angenehmen Tagen wieder in ein Loch zu fallen; aber wir müssen immer wieder die Kraft neue aufbringen, um nicht im Loch zu bleiben. Ich wünsche Dir weiterhin die Kraft die Du hast und das Du so weitermachen kannst. Tschüß betina
albert
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Re: Warum ist es so wie es ist ?

Beitrag von albert »

Hallo Ele,
deiner Antwort entnehme ich, dass es dir um zwei Probleme geht:
Kraft zu finden und
die Angstzustände zu bewältigen.
In anderen Beiträgen schreibst du, dass du gerne meditierst und über Möglichkeiten der Hypnosetherapie mehr wissen willst.
Gibt es mit Hilfe der Meditation keine Möglichkeit zur Entspannung? Kannst du das täglich für dich üben?
In gewisser Hinsicht ist die Meditation eine Übung in einem anderen Bewusstseinszustand. Ich selber übe regelmäßig die Traumreisen aus, und die sind nichts anderes als Formen der Selbsthypnose. Es hat aber auch für mich Jahre gebraucht und der Kontakt mit mehreren Lehrern und Lernwiligen, um während der Traumreisen meine Möglichkeiten aufzutun:
die Kraftquellen in der eigenen Seele zu finden,
mich bei Belastungen im Stress zu entspannen und Angst und Panik abzuwehren.
Ich kann dich nur ermutigen, weiter auf deinen Weg zu gehen.
Für mich war es merkwürdig:
da war ich mal in einer Gruppe und fand dort Widerstände gegen meinen Wunsch nach Heilung; in jener Gruppe gab es eine starke esoterische Strömung. Aber gerade die Gedanken aus der Ecke, die ich nur zum Teil bereit war, mitzugehen, haben mir geholfen, entscheidende heilende Schritte zu tun.
So ist es manchmal: was uns als Hindernis erscheint, ist in Wirklichkeit ein Stolperstein, der uns den Weg weist.
Ich wünsche dir alles Gute weiterhin.
Herzliche Grüße
Albert
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