Kurz und heimlich Diazepam?

kormoran
Beiträge: 3276
Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: Kurz und heimlich Diazepam?

Beitrag von kormoran »

hm. das ist auch eine entscheidung.
du akzeptierst die krankheit nicht.
du brauchst dann natürlich auch keine medikamente, auch das forum hier nicht.

vielleicht schaffst du das, diese behauptung der krankheit zu ignorieren und einfach deinen weg zu gehen.

liebe grüße
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
Lerana
Beiträge: 2088
Registriert: 4. Feb 2012, 18:42

Re: Kurz und heimlich Diazepam?

Beitrag von Lerana »

Hallo!

Kormoranin:Danke!

Sebastian, es geht mir nicht darum, ob du "aussteigst" oder nicht. Ich finde deine Argumentation sehr schlüssig. Was ich mich nur frage ist, worüber beschwerst Du Dich. Innerhalb deines Werzesystems First Du doch ein total stimmiges Leben.
Wo ist dann dein Problem?

Wenn du also nicht an deinem Wertesystem etwas ändern möchtest, will du dafür einstehen willst, dann respektierte ich das und kann das sehr gut aktzeptieren. Aber wie sollen wir dann mit deinen wiederkehrenden Hilferufen umgehen?
Wirklich ernst gemeint. Was wünschst Du Dir von uns?

Viele Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
Nachtflug
Beiträge: 253
Registriert: 3. Apr 2012, 23:15

Re: Kurz und heimlich Diazepam?

Beitrag von Nachtflug »

Hallo,

das frage ich mich auch gerade.

Und von wegen: "nicht erlauben können", weiß man sowas oft erst, wenn es wirklich so weit ist.

Meine Eltern MUSSTEN innerhalb von zwei Jahren einfach akzeptieren, dass es nicht ging. Weil meine Krankheit mich bis dahin einschränkte, dass ich kaum eine Sache zu Ende machen konnte, geschweige denn eine Seite lesen konnte.
Natürlich haben die es am Anfang nicht so ganz akzeptiert, aber bald gemerkt, dass Appelle nichts bringen. Weil der Wille im Prinzip da war, nur das Umsetzungsvermögen nicht.

Heute bin ich gut auf Medikamente eingestellt, habe meine Auszeit, meine Krankheit und meine Schwächen akzeptiert und werde von Tag zu Tag belastbarer. Natürlich habe ich in meiner Krankheitsphase meinen Eltern und auch der Gesellschaft Geld gekostet - aber das habe ich mir ja schließlich nicht ausgesucht, dass ich von einen Tag auf den anderen plötzlich einen psychischen Totalzusammenbruch habe.

Was mir auffällt: Du legst an andere einen normalen, an dich aber einen besonders harten Maßstab an. Das ist oft keine besonders "gesunde" Einstellung. Es geht auch nicht darum, dein Weltbild um 180° zu drehen. Vielmehr solltest du dir überlegen, ob es nicht ein Widerspruch in deinem eigenen Weltbild ist allen - außer dir selbst - Schwäche zu erlauben.
Und es ist durchaus bei Krankheiten nicht ungewöhnlich sein Weltbild mal zu überprüfen und ggf. anzupassen. Ist auch bei körperlichen Krankheiten der Fall,
das so mancher Workaholic seine Lebenseinstellung überdenkt.
Ich war vor Ausbruch meiner bipolaren Erkankung auch härter zu mir und hatte generell weniger Verständnis für Schwäche - bis ich es selbst erfahren habe, was es heißt nicht mehr teilhaben zu können, am gesellschaftlichen Leben. Und wie schnell sowas geht und wie sehr es von Außenstehenden anfangs bagatellisiert wird.

Leistung schön und gut - aber Gesundheit ist eben nunmal die Voraussetzung für fast alle (!) Lebensbereiche, besonders auch Beruf/Arbeit/Studium. Ich finde es komisch, einem Kranken, seine verringerte Leistungsfähigkeit vorzuhalten.
Und als Kranker seine Krankheit zu leugnen, bringt einen eben kein Stück weiter.
Wenn man das tut, kann man es auch gleich mit allen Behandlungen sein lassen, weil ein Nicht-Kranker kann ja schließlich auch nicht geheilt werden von etwas, das er nicht hat.

Und hast du schonmal eine Langzeitbetrachtung gemacht? Wie viel "koste" ich für die Gesellschaft, wenn ich mal zeitweise intensivere Behandlung in Anspruch nehme, aber danach z.B. langfristig wieder belastbarer bin und wie wenig werde ich leisten können, wenn ich einfach ohne Rücksicht auf Verluste so weiter mache wie bisher?

Was Linderung/Heilung betrifft: Was ist so schlimm daran, wenn wirklich "nur" Linderung möglich ist? Ich kenne viele Menschen, die auf Medikamente angewiesen sind, um gesund zu bleiben. Mit diesen aber die meiste Zeit ein ganz normales Leben führen. So eine "Linderung" fühlt sich ja fast an wie eine Heilung - auch wenn es auch mal einen Rückfall gibt.
Ich fühle mich jedenfalls nicht mehr krank. Auch wenn ich weiß, dass meine Krankheit schlummert und ich sie nicht unterschätzen darf (also z.B. meine Phasenprophylaxe einfach absetzen wäre nicht so eine tolle Idee).


Und als letzte Frage: Warum ist Leistung für dich so einseitig definiert? Was ist mit sozialem Verhalten gegenüber Freunden, Familie oder Schwächeren? Ist das trösten von krisenerschütterten Menschen nicht auch eine Leistung? Oder Kindererziehung? Oder einfach die wertschätzende Behandlung seines Gegenübers? Meiner Meinung nach bringen solche Dinge mindestens genauso viel gesellschaftlichen "Nutzen" wie Arbeit.

Ich mein Arbeit an sich, hat das wirklich schon absoluten Wert? Oder kommt es nicht auch darauf an, was man mit dieser Arbeit bewirkt?
Für mich wäre es z.B. schon ein Unterschied für die Rüstungsindustrie zu arbeiten oder "Ingenieure ohne Grenzen" meine Fähigkeiten zur Verfügung zu stellen...

Alles Gute,
Nachtflug
Mooseba
Beiträge: 385
Registriert: 17. Dez 2010, 14:12

Re: Kurz und heimlich Diazepam?

Beitrag von Mooseba »

.
Zuletzt geändert von Mooseba am 18. Sep 2020, 17:58, insgesamt 1-mal geändert.
_________________________

"Wenn man aus einem protestantischen Land kommt, ist man immer etwas beschämt, wenn man bei der Arbeit nicht gelitten hat."

(Lars von Trier)
kormoran
Beiträge: 3276
Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: Kurz und heimlich Diazepam?

Beitrag von kormoran »

hallo sebastian,

das ist schon viel wert, dass du dich konzentrieren kannst.

dein problem mit deinem selbstwert in zusammenhang mit frauen - es liegt an dir, ob du dich dazu hier austauschen willst. der mit der moralkeule bist hier allerdings momentan du; und ich denke, ein thread von dir zu der thematik würde - wie schon viele zu ähnlichen themen - sachlich, empathisch und hilfreich verlaufen können.

wenn du deine promotion (derzeit) nicht machen kannst, während offenbar die meisten anderen es schaffen werden: ja, das tut weh.
was hat mein umfeld nicht immer von mir erwartet und infolgedessen ich von mir selbst - und wie schwer war es, endlich zu verstehen, dass diese vorstellungen mit meinen fähigkeiten und wünschen überhaupt nicht zusammenpassen. wie schwer war es für mich, zu sehen, wie andere dinge erreichen, die man/ich selbst von mir erwartet hatten.

damit umzugehen, dabei hilft dir die therapie. dich selbst anzunehmen so wie du bist mit dem was du leistest oder nicht leistest, mit deinen fähigkeiten, zielen, wünschen und schwächen.

wenn du mit dir selbst im reinen bist und dich selbst so annehmen kannst, wie du bist, dann sind deine ressourcen auch wieder frei für die arbeit, dein streben, deine leistung.

liebe grüße
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Kurz und heimlich Diazepam?

Beitrag von otterchen »

Hallo!

"Patient hat Krebs, aber akzeptiert das nicht"

Wäre das hilfreich?


Weiter:
eine Depression ist nach meiner Definition keine Krankheit im klassischen Sinn, sondern das eigene Bremssystem. Wenn wir nicht so leben, wie es uns entspricht, bremst sie uns aus, bis wir zum Stillstand kommen.

Gegen die Depression zu kämpfen, hieße infolgedessen, gegen sich selbst zu kämpfen.

Das heißt NICHT, dass man die Depression nicht loswerden möchte - das möchte jeder von uns. Aber eher doch die Symptome, den Stillstand, den Rückzug, die ganzen "-losigkeiten".

Dies alles bekomme ich, wenn ich nicht auf mein Bremssystem (Depression) höre.

Für mich (!) gibt es nur 2 Alternativen:
- sich abfinden und das elende Leben weiterführen, weil man unbedingt einem Entwurf entsprechen möchte, der nicht zu einem passt... und dabei vor die Hunde gehen
- sich aufmachen und zu sich selbst finden, glücklich werden. Man hat nur EIN Leben, und ich frage mich, für wen man das leben sollte. Man muss nicht unglücklich leben.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Mooseba
Beiträge: 385
Registriert: 17. Dez 2010, 14:12

Re: Kurz und heimlich Diazepam?

Beitrag von Mooseba »

.
Zuletzt geändert von Mooseba am 18. Sep 2020, 17:58, insgesamt 1-mal geändert.
_________________________

"Wenn man aus einem protestantischen Land kommt, ist man immer etwas beschämt, wenn man bei der Arbeit nicht gelitten hat."

(Lars von Trier)
kormoran
Beiträge: 3276
Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: Kurz und heimlich Diazepam?

Beitrag von kormoran »

hallo sebastian,

was für dich esoterisch klingt, ist anders betrachtet nichts anderes als simple ökonomie und, wenn du so willst, auch der weg zur pflichterfüllung.

du bist auf der welt, so wie du bist, und kannst nun sozusagen das beste draus machen, deine fähigkeiten optimal einsetzen, deine energien optimal bündeln, um für etwas sinnvolles einzusetzen.

jetzt stehst du aber vor der schwierigkeit, dass dich etwas behindert. das ist so, das kannst du nicht leugnen. es geht also darum, damit gedeihlich umzugehen.

du kennst sicher den schifahrer hermann mayer? vielleicht auch den tennisspieler thomas muster? beide wurden durch unfälle komplett aus der sportlichen karrieren herausgerissen. da ging einfach nix. und beide haben es geschafft, später wieder anzuknüpfen.

so lange aber der haxen abgerissen ist und erst wieder zusammengeflickt werden muss und die wunden verheilen, so lange macht es keinen sinn, sich auf die schier oder den tennisplatz zu stellen.

ES GEHT EINFACH NICHT.

und es würde auch die gesundung gefährden, wäre also total kontraproduktiv.

so geht es dir nun.
du bist (ich sage es ganz leise) krank, es ist eine krankheit, die auf zwingen und trotzdem funktionieren wollen leider meist mit noch mehr blockade reagiert.

du sollst aber deine ressourcen wieder mobilisieren, um deine arbeit machen zu können.

und das geht nun einmal so, dass man in der therapie herausfindet, was einen blockiert, herausfindet, wie man mit sich im reinen sein kann - weil nur dann kann man auch das beste, optimale aus seinem leben machen. und nur so kann man also seine pflicht am besten erfüllen.

manchmal ist es so, dass man herausfindet, dass man eigentlich etwas gemacht hat, was einem gar nicht entspricht, und durch dieses gegen die eigenen stärken arbeiten sich in die depression manövriert hat. wenn so jemand den beruf wechselt, mag das für dich zunächst wie eine niederlage oder wie "aussteigen" und "machen, zu was man gerade lust hat" aussehen.

tatsächlich ist es aber dann eine hoch vernünftige entscheidung. weil sie im rahmen dessen, was dem jeweiligen menschen gegeben ist, das optimum herausholt.

der weg durch die therapie führt halt leider nicht, so wie du es jetzt - verständlicherweise - gerne hättest, zum umgehenden funktionieren (sich zwingen können o.ä.) sondern über umwege, während derer durchaus erst einmal alles ruht. so ging es aber thomas muster und hermann mayer auch.

kannst du mit der überlegung etwas anfangen?

liebe grüße
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Kurz und heimlich Diazepam?

Beitrag von otterchen »

Wo ist denn Dein WILLE?

Bei Dir ist ganz viel "muss" in Deinem Leben, das zieht total runter.

Ein total simpel klingendes Beispiel, was sich aber ganz anders anfühlen kann, wenn man es tatsächlich übt:
ich WILL essen, meine Wohnung, mein Auto behalten -> also gehe ich dafür arbeiten

Diese kleine Umstellung eines Satzes, diese kleine Bedeutungsverschiebung kann bereits einiges bewirken. Wirklich. Wenn man es zulässt.


Und was ist denn Esoterik?
Esoterik (von griechisch ἐσωτερικός esōterikós "innerlich", "dem inneren Bereich zugehörig") ist in der ursprünglichen Bedeutung des Begriffs eine philosophische Lehre, die nur für einen begrenzten „inneren“ Personenkreis zugänglich ist, im Gegensatz zu Exoterik als allgemein zugänglichem Wissen. Andere traditionelle Wortbedeutungen beziehen sich auf einen inneren, spirituellen Erkenntnisweg, etwa synonym mit Mystik, oder auf ein „höheres“, „absolutes“ Wissen. Daneben wird der Begriff in freier Weise für ein breites Spektrum verschiedenartiger spiritueller und okkulter Lehren und Praktiken gebraucht.

Eine philosophische Lehre? Kann ja nicht so verkehrt sein.
Begrenzter Personenkreis? Nun, der wird auch immer größer.
Spiritueller Erkenntnisweg? Why not? Was hilft, ist gut.
Mystik? Ich finde an meinem Denken nichts Mystisches.
Okkulte Lehren und Praktiken? *lach*

Stell Dir bitte vor, dass hier einige von uns in einer Art Lehrgang waren, der einem vermittelt "wie man leben kann"... und wie man sich in seinem Leben besser fühlen kann.
Dieser Lehrgang heißt Psychotherapie... aber es ist ja egal, welchen Namen das hat.

Ich lebe jedenfalls besser als zuvor und komme besser mit den Anforderungen des Lebens zurecht. Ich habe einige Blickwinkel verändert und einiges an meinen Handlungen. Das kann man lernen. Und es zahlt sich aus: man fühlt sich besser. Dieses "gute Gefühl" darf man nicht nur haben (ja, jeder Mensch hat das Recht dazu!), es trägt auch zum allgemeinen Wohlbefinden bei. Alleine schon körperliche Beschwerden können sich spürbar reduzieren oder ganz aufhören, wenn es der Seele gut geht (Stichwort Psychosomatik bzw. Magenkrämpfe, harte Muskeln, Kopfschmerzen, Hautirritationen und vieles mehr). In Folge kann das ganze soziale Umfeld davon profitieren, wenn's einem selber besser geht.


Wenn man die Suppe unbedingt aus der Schüssel schlürfen will und sich wundert, dass man sich bekleckert und die Zunge verbrennt, sollte vielleicht doch mal überlegen, ob es nicht eine Verbesserung ist, wenn man wie einige andere mit dem Löffel isst, statt seine Schlürftechnik zu verfeinern. Es ist nichts Verkehrtes daran, mit dem Löffel zu essen. Andere, die besser gelaunt und mit sauberer Kleidung aus dem Haus kommen, machen das nämlich schon lange, aber sie sagen es einem nicht. Sie haben das schon früh gelernt und halten es für selbstverständlich. Wir, die immer bekleckert und mit verbranntem Mund herumgelaufen sind, haben jetzt auch entdeckt, wie das geht. Aus der Schüssel zu schlürfen ist männlich und ursprünglich und von den Eltern übermittelt, und man kennt noch zig andere, die das so machen? Klar. Man kann dabei bleiben. Diese Entscheidung bleibt jedem selbst überlassen. Aber dann sollte man sich nicht beschweren, wenn man bekleckert und mit verbranntem Mund durch die Gegend läuft...

mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Mooseba
Beiträge: 385
Registriert: 17. Dez 2010, 14:12

Re: Kurz und heimlich Diazepam?

Beitrag von Mooseba »

.
Zuletzt geändert von Mooseba am 18. Sep 2020, 18:01, insgesamt 1-mal geändert.
_________________________

"Wenn man aus einem protestantischen Land kommt, ist man immer etwas beschämt, wenn man bei der Arbeit nicht gelitten hat."

(Lars von Trier)
lucya
Beiträge: 1536
Registriert: 4. Aug 2010, 11:39

Re: Kurz und heimlich Diazepam?

Beitrag von lucya »

Hi Sebastian,
Habe alles nur quergelesen!

Eine ernstgemeinte Frage, nicht provokant gemeint.

Warum bist Du hier im Forum?
Die lucya

_________________________________________

Nicht weil es schwierig ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen ist es schwierig!
Lerana
Beiträge: 2088
Registriert: 4. Feb 2012, 18:42

Re: Kurz und heimlich Diazepam?

Beitrag von Lerana »

Hallo Sebastian!

Huhu!! Einmal erwachsen werden bitte! Im Leben muss man sich schon mal zwingen! Im Zweifel sogar zu seinem eigenen Glück! Ganz klar! Google mal "Flow" (Csikszentmihaly), eine der wohl höchsten Formen erlebten Glücks. Und weißt du, wie man das erreicht? Durch ANSTRENGUNG (was man wohl auch zwingen nennen könnte). Ja, ja das ist wohl richtig: Das Leben ist anstrengend! So sieht das aus!
Und schwierig und gemein und will sooo viel von einem: Aber man kann darin fröhlich sein und dazu muss man sich eben manchmal zwingen!

Du willst ein Leben nach dem Motto: Das soll mir Spaß machen, ich will morgens aufwachen und vor lauter Lust auf meinen Job fast aus den Latschen kippen, bei jeder Einladung vor Freude aus der Haut fahren, juhu, was habe ich Lust zu meinen Kollegen auf die Party zu gehen? Hallo: Das geht nicht! So geht es keinem! Leben ohne Anstrengung macht keinen Spaß und was habe ich mich schon zu Einladungen gezwungen, um dann festzustellen, wie furchtbar nett der Abend dann war. Richtig und machmal will ich auch nur ganz schnell wieder weg!

Das "Ich will Spaß, ich will Spaß!" und hänge aber fest in meinem "Das Leben besteht aus Pflichterfüllung -Film" ist m. E. Ausdruck einer Lebensabgefucktheit, in der du dir letztendlich gefällst! Meine Eltern waren so streng und so voller Pflicherfüllung, dass mein Leben nur ein Zwang sein kann? - Sorry: Hallo bequemes Elend? Das ist in meinem Azgen, es sich leicht machen! Leicht im Sinne von: Lieber nicht verändern, denn wer weiß was da kommt, da bleibe ich doch lieber in dem Film hier, der hat mich schließlich in eine eigene Wohnung, durch mein Studium, in einen Job und zu einer Frau gebracht!" Aber dann mach doch!
Oder: Probier einfach mal was Neues anstatt ewig das Gleiche zu wiederholen: Ich will mich nicht mehr zwingen! Das habe ich schon so oft von dir gelesen, "dass ich mir den Finger in den Hals stecken" könnte!

Und boah echt ey : Ich wünsche dir Mut!

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
Lerana
Beiträge: 2088
Registriert: 4. Feb 2012, 18:42

Re: Kurz und heimlich Diazepam?

Beitrag von Lerana »

Nachtrag:
Muster sind selbsterhaltend: Je ZWANGhafter du versuchst, nur noch Dinge zu tun, zu denen du dich nicht zwingen musst, desto eher wirst du das Gefühl verstärken, dich zwingen zu müssen, denn letzendlich ist das schlicht VERMEÌDUNG!!

Viele Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
Clara1234

Re: Kurz und heimlich Diazepam?

Beitrag von Clara1234 »

Ich hab hier einiges gelesen und fühle sehr anders...
Von außen kann man einen Menschen nicht z.B. zu einer Therapie raten, wenn der Mensch das nicht will...ist die eigene Entscheidung...
Es gehört ja auch zum depressiven Verhalten hart zu sich selber zu sein und immer alles zu schaffen was andere von einem erwarten. Auch das man immer alles alleine schaffen muss und natürlich auch bei der Arbeit 150% zu sein hat und vieles mehr....
Kenne ich alles von mir selber gut...nach außen hab ich so auch sehr viele Jahre funktioniert... Als ich mein Leben änderte und manchmal sehr krank war wanten sich Menschen von mir ab oder lehnten mich ab wie ich dann war. Aber ich lernte neue Menschen kennen die mich so mochten wie ich war. Die mich auch in sehr schweren Zeiten nicht im Stich gelassen haben. Manchmal konnte ich gar nicht mehr und war dann in einer sehr guten Klinik. Ich möchte die Zeiten dort nicht missen, war jedes Mal sehr anstrengend und ich hab viel gelernt was in kleinen und großen Schritten zuhause weiter ging.
Nach Jahrzenten wo ich immer gearbeitet habe endete das vor drei Jahren aus gesundheitlichen Gründen. In meiner Familie hat da bis heute keiner Verständnis für, es gibt da einfach keine psychischen Erkrankungen, sowas hat man nicht...

Ich kann nicht nach fühlen warum jemand so fühlt wenn er einen sehr schönen Menschen sieht, wie Sebastian beschrieben hat. In meinem Leben hab ich ehr gespürt wie Menschen mich ansahen oder was sie zu mir sagten, ich habe Adipositas. Aber ich habe gelernt meinem Körper zu lieben, war ein längerer Weg...

Mein Leben ist heute nicht sinnlos bloß weil ich nicht mehr arbeite... es ist manchmal schwer weil ich sehr wenig Geld habe. Aber ich bin sehr lebendig und langweile mich nicht. Natürlich habe ich auch heute noch dunkle Phasen. Ich versuche mit mir selber nicht mehr so hart umzugehen und ich glaube das ist besser für mich.

Um das alles zu ändern oder zu verstehen hab ich viele Jahre gebraucht und viel Therapie, es lohnt sich nie aufzugeben...

Ich wünsche Dir Sebastian das Du Deinen Weg findest und was Dir hilft. Mir hilft mein Glaube und Menschen die ich liebe.

Es grüßt Claratheres
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Kurz und heimlich Diazepam?

Beitrag von otterchen »

Hallo Sebastian,

es wird keine Fee kommen, Dir mit dem Stab auf den Kopf tippen, einen Spruch murmeln, und dann wird alles gut.

Was erwartest Du von uns hier im Forum??
Du willst wissen, wie man da raus kommt, oder?

Anderenfalls erkläre doch bitte, was Du suchst... ich bin wohl nicht die Einzige, die das nicht so recht versteht.

Wenn es aber ein Weg aus dieser Depression sein soll:
Das haben Dir jetzt schon zig Leute erklärt, aber das willst Du nicht hören.
Sorry, aber es gibt keinen anderen Weg.

Entweder Du veränderst etwas,
oder es bleibt alles so, wie es ist.

Du hast die Wahl.

Wenn Du Dich zu einer Veränderung zwingen musst, dann kann der Status Quo ja gar nicht so übel sein...

Finger in den Hals? Bitte... es ist Dein Würgereiz, nicht meiner.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
kormoran
Beiträge: 3276
Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: Kurz und heimlich Diazepam?

Beitrag von kormoran »

hallo sebastian,

ich habe vor der letzten therapie auch überhaupt nicht wieder in therapie gewollt. also ich kann das durchaus nachfühlen.

und es muss auch passen, vielleicht braucht es noch etwas zeit oder etwas mehr leidensdruck, und zum anderen halt ein bisschen glück mit dem therapeuten, dass sich wieder was bewegen kann.

was du da sagst mit dem sich zwingen, das verstehe ich nicht. also ich schreib nix von sich zwingen.
da werde ich nicht ganz schlau aus dir, erst ist es dir zuwider, wenn man tut, was einen freut, dann willst du wieder nicht mit zwang was tun, was hältst du denn nun für richtig?

liebe grüße
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
Mooseba
Beiträge: 385
Registriert: 17. Dez 2010, 14:12

Re: Kurz und heimlich Diazepam?

Beitrag von Mooseba »

.
Zuletzt geändert von Mooseba am 18. Sep 2020, 18:04, insgesamt 1-mal geändert.
_________________________

"Wenn man aus einem protestantischen Land kommt, ist man immer etwas beschämt, wenn man bei der Arbeit nicht gelitten hat."

(Lars von Trier)
Mooseba
Beiträge: 385
Registriert: 17. Dez 2010, 14:12

Re: Kurz und heimlich Diazepam?

Beitrag von Mooseba »

.
Zuletzt geändert von Mooseba am 18. Sep 2020, 18:05, insgesamt 1-mal geändert.
_________________________

"Wenn man aus einem protestantischen Land kommt, ist man immer etwas beschämt, wenn man bei der Arbeit nicht gelitten hat."

(Lars von Trier)
kormoran
Beiträge: 3276
Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: Kurz und heimlich Diazepam?

Beitrag von kormoran »

hallo sebastian,

ich denke, das ist eine komplexere geschichte, mit dem zwingen und überwinden.

denn, ja, wenn das totale nicht-wollen herrscht, dann muss man sich de facto zu allen möglichen sachen zwingen/überwinden, und sei es nur, sich unter die dusche zu stellen, etwas zu essen. einfach nur zum überleben.

und außerdem lernt man ja mit der zeit, dass es dinge gibt, die einem ja doch gut tun, wenn man sich endlich dazu durchringen konnte. da geht es also beim überwinden/'zwingen' darum, dass man sich bewusst entscheidet, etwas zu tun, das gut für einen ist, um so zumindest nicht weiter abzusacken.

auf der anderen seite gibt es aber dieses sich überwinden/zwingen, das eher zu den krankmachenden faktoren gehört und auf die dauer kontraproduktiv ist.

das reden in der therapie gehört natürlich zu ersteren - du weißt, dass du hilfe nur kriegen kannst, wenn du dich irgendwie äußerst. und das kann (ich kenne das!) enorm schwierig sein.
nur - irgendwas reden, und sich selbst dabei sozusagen innerlich verletzen, das wird auch nicht zur heilung führen können.
ich würde sagen, ein/ wirklich gute/r therapeut/in wird wege finden, auch mit der sprachlosigkeit des klienten umzugehen. es gibt andere mittel als das gesprochene wort, und es gilt auch diese sprachblockade selbst als inhalt der therapiearbeit zu begreifen.

ich bin halt auch ein fan der humanistischen therapieformen, die hier in österreich ja auch von den kassen anerkannt sind (dafür zahlen sie fast nix dazu, haha ). also zum beispiel der integrativen gestalttherapie.

ich ganz persönlich würde dich daher eher - im rahmen dessen, was in deutschland auch von den krankenkassen bezahlt wird - jedenfalls eher in einer tiefenpsychologisch fundierten therapie sehen. aber es kommt natürlich total auch auf die person an und wie gut und flexibel die methoden angewandt werden.

liebe grüße
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
FSKF
Beiträge: 87
Registriert: 14. Feb 2011, 15:16

Re: Kurz und heimlich Diazepam?

Beitrag von FSKF »

Hallo Sebastian,

ich rate dir, keine Auszeit zu nehmen, sondern deinen Kräften entsprechend arbeiten zu gehen.

Ich habe nach meine Studium ebenfalls eine Promotion angefangen und abgebrochen - dummerweise habe ich dann eine Auszeit genommen, um jetzt festzustellen, dass es mit dieser Lücke im Lebenslauf unmöglich ist, einen Einstieg ins Berufsleben zu bekommen.

Es wäre mir besser ergangen, wenn ich auf Kontakte zu professionellen Helfern verzichtet hätte, denn mir wurden von Anfang an von diesen Personen meine Kompetenzen immer nur abgesprochen.

So habe ich beispielsweise beim Ifd den Rat bekommen, als Aushilfe arbeiten zu gehen, ohne dass zuvor gefragt wurde, was ich bislang gemacht habe und was ich kann und möchte.

Denn sobald du im Psychiatriesystem drin bist, bist du nur noch eine Diagnosenummer und kein Individuum mehr.

Und für Menschen, die den Anspruch haben, in dem Bereich zu arbeiten, in dem sie (als Akademiker) ausgebildet sind, hat das Psychiatriesystem sowieso keine Unterstützungsangebote.

Also besser von Anfang an alleine klar kommen, das ist zumindest mein Fazit und ich bin froh, aus der Psychiatriefalle wieder rausgekommen zu sein.

lg
Abendstern
ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: Kurz und heimlich Diazepam?

Beitrag von ndskp01 »

Abendstern,

was hast du für furchtbare Erfahrungen gemacht. Wie heißt die Klinik, die man meiden muss?

entsetzte Grüße, deine puk
Haferblues
Beiträge: 1005
Registriert: 21. Okt 2012, 12:50

Re: Kurz und heimlich Diazepam?

Beitrag von Haferblues »

Hallo Sebastian,

was ist nu mit dem Diazepam?? Ist das nicht schon abgelaufen??

Sorry, aber ich verstehe den ganzen Thread nicht.

Gurß Rifka
Lebenskünstler sind Menschen, die schon vollkommen glücklich sind, wenn sie nicht vollkommen unglücklich sind.
Danny Keye
PaulPanther
Beiträge: 53
Registriert: 18. Dez 2012, 16:35

Re: Kurz und heimlich Diazepam?

Beitrag von PaulPanther »

Hallo Abendstern,
ich halte Deine Aussagen für ziemlich bedenklich (bin auch Akademiker - allerdings schon länger im Berufsleben).
Wenn Du eine 'ordentliche' Depression hast, kommst Du eben nicht mehr alleine zurecht.
Ich habe solange nach einem Arzt gesucht, bis ich einen 'guten' gefunden habe - es war der fünfte! Und bin auch auf dessen Rat hin in eine Klinik gegangen. Dort konnte man mir tatsächlich helfen - ja das gibt es auch - ich hatte vorher auch nicht daran geglaubt.
Gruß
Rainer
Mooseba
Beiträge: 385
Registriert: 17. Dez 2010, 14:12

Re: Kurz und heimlich Diazepam?

Beitrag von Mooseba »

.
Zuletzt geändert von Mooseba am 18. Sep 2020, 18:05, insgesamt 1-mal geändert.
_________________________

"Wenn man aus einem protestantischen Land kommt, ist man immer etwas beschämt, wenn man bei der Arbeit nicht gelitten hat."

(Lars von Trier)
kormoran
Beiträge: 3276
Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: Kurz und heimlich Diazepam?

Beitrag von kormoran »

sorry, sebastian,

aber ich verstehe nur mehr bahnhof.

wenn härte gegen dich selbst für dich eh gewohntheit ist, dann ist sich zu etwas zwingen doch kein problem. wenn du meinst, dass das zum ziel führt, dann mach das und fertig.

im übrigen geht es hier nicht darum, was moralisch richtig oder politisch korrekt ist, sondern einzig und allein um die ganz nüchterne sachliche information, die empirisch belegt ist:

dass du - falls du denn an einer depression erkrankt bist - dann die besten chancen auf ein gesundes leben hast, wenn du psychotherapie machst, ggf. die geeigneten medikamente einnimmst und bei der behandlung der krankheit mit deinen behandlern kooperierst.

wenn die behandlung für dich nicht akzeptabel ist (weil du sie offenbar moralisch nicht packst), dann vergibst du eben deine chance aufs gesund werden. wie sinnvoll das, sachlich oder moralisch gesehen, ist, kannst du selbst beurteilen.

liebe grüße
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
Antworten