Zukunftsängste

Ginny
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Zukunftsängste

Beitrag von Ginny »

Hallo ihr, ich bins mal wieder.

Nochmal kurz meine Vorgeschichte: Ich habe schon lange Depressionen, bin alleinstehend und bin (noch) berufstätig, in Teilzeit. Hatte in den letzten Jahren immer wieder Probleme bei der Arbeit. Ich kann gar nicht genau sagen, wie Depression und Job zusammenhängt: Ob ich depressiv bin, weil ich dort Probleme habe oder ob ich durch die Depression (über die ich dort nicht gesprochen habe) Probleme habe. Jedenfalls ist es schwierig: Der Chef nimmt mich nicht ernst, ich sitze mit einer Kollegin zusammen in einem Büro, die ziemlich pissig zu mir ist und mein Einkommen ist nicht viel höher als Hartz IV. Und keine Aussicht darauf, dass es dort mal besser wird.

Ich sehe mich schon lange nach Alternativen um und habe jetzt Bundesfreiwilligendienst im Auge, dazu hätte ich wirklich Lust. Andererseits bin ich dann von Behörden "abhängig", in diesem Fall dem Jobcenter. Mir macht das schon Angst von sogenannten Lohnersatzleistungen zu leben. Oder, falls sich die Krankheit verschlimmert und ich gar nicht mehr erwerbstätig sein kann, von der Grusi.

Zurzeit bin ich krank geschrieben, ich weiß, ich muss mit meinem Chef reden, wie wir meinen Vertrag auflösen können. Wenn es mir etwas besser geht, werde ich das auch tun. Die Zukunftsängste habe ich mit oder ohne diesen Job mit Aushilfstätigkeits-Charakter, denke ich, nur eine sichere Position in einem einigermaßen "netten" Unternehmen würde sie mir nehmen.

Ich freu mich über Kommentare. Bestimmt gibt es hier Foris, die Arbeitslosengeld oder Grusi kriegen und mir vielleicht etwas Mut machen können, dass es so schlimm doch nicht ist??? - Aber ich freu mich natürlich auch über andere Kommentare!

Liebe Grüße

Ginny
Haferblues
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Re: Zukunftsängste

Beitrag von Haferblues »

Hallo Ginny,

ich weiß auch nicht was man gegen Zukunftsängste machen kann. Auf keinen Fall würde ich aber den Arbeitsvertrag selbst auflösen. Das führt nämlich unweigerlich zu einer Sperre bei ALG1 bzw. einer Sanktion bei ALG2, es sei denn, du hast ein ärztliches Attest, dass du aus gesundheitlichen Gründen deinen Job nicht mehr machen kannst. Dann würdest du aber höchstwahrscheinlich in eine berufliche Reha gesteckt.

Ich selber lebe seit Jahren von ALG2 bzw. Hartz IV. Glaub mir, da hast du auch jede Menge Stress und die meisten Sachbearbeiter nehmen ihre Kundschaft nicht ernst. Da brauchst du Nerven wie Drahtseile, weil dir ständig was übergestülpt werden soll. Du musst dich durch massenhaft §§ wälzen um dich zu wehren. Vom Finanziellen rede ich jetzt mal nicht.

Wie alt bist du denn??? Es ist nämlich sehr schwierig als arbeitsunfähig eingestuft zu werden. Ich kenne Leute, die nach einem Schlaganfall noch eingegliedert werden sollten.

Ich verstehe deinen Frust in einem schlecht bezahlten unsicheren Job. Im Bundesfreiwilligendienst verdienst du aber noch weniger. Eine Sicherheit hast du da auch nicht.

Viele Grüße
Rifka
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Danny Keye
Ginny
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Re: Zukunftsängste

Beitrag von Ginny »

Hallo Rifka,

den Bundesfreiwilligendienst würde ich nicht wegen des Geldes oder Sicherheit machen, sondern, um mal etwas ganz anderes kennenzulernen als diese ökonomisch/wirtschaftlich orientierten Arbeitsfelder.

Ich weiß halt nicht, ob es Sinn macht, an einem Job festzuhalten, wo ich mich jeden Morgen hinquäle. Und verdienen tu ich da auch nicht viel. Urlaub, teurere Hobbies, abends weggehen ... alles nicht drin.

Was genau meinst du mit beruflicher Reha?

Wie geht es dir denn sonst mit ALG II? Musst du oft zum Vermittler? Gehst du alleine zu den Terminen oder nimmst du einen Beistand mit? Hattest du mal Ärger/Androhung von Sanktionen? (Wenn du das beantworten möchtest)

Liebe Grüße Ginny

E.: Bin jetzt 36
Salvatore
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Re: Zukunftsängste

Beitrag von Salvatore »

Hallo Ginny,

ich würde dir auch raten, den Arbeitsvertrag nicht selbst zu kündigen. Ich hatte seinerzeit auch immer den Impuls dazu, wollte den Laden einfach von der Backe haben - heute bin ich froh, dass ich es nicht gemacht habe.

Bei mir war das so, dass ich zunächst vom Psychiater immer weiter krankgeschrieben wurde, später von (m)einer Insitutsambulanz. Klinikaufenthalte folgten, ebenso eine Reha aus der ich arbeitsunfähig entlassen wurde. Seither beziehe ich EM-Rente, mein Arbeitgeber hat mir mit Eintreffen des Bescheids gekündigt.
Ich bin 31 und in der Reha haben sie mir noch gesagt, in dem Alter kriegt man eh keine EM-Rente. Sie haben sich geirrt! Inzwischen wurde auch einem Verlängerungsantrag stattgegeben und ich kann mich nun in Ruhe und ohne Existenzängste um meine Genesung kümmern. Das nimmt eine Menge Druck raus.

Vielleicht könnte es für dich einen ähnlichen Weg geben?

Lg, Salvatore
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Haferblues
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Re: Zukunftsängste

Beitrag von Haferblues »

Hallo Ginny,

klar, vernünftigerweise macht es wenig Sinn, an einem Job festzuhalten, der einen nur nervt. Aber unser Sozialsystem (dem Himmel sei Dank dafür) hat wenig mit Vernunft zu tun. Wenn du deine Arbeit selbst kündigst, kriegst du Ärger mit dem Amt. Besser krank schreiben lassen und kündigen lassen. Dann bist du nicht selbst schuld an der Arbeitslosigkeit und kriegst gleich Unterstützung.

Wenn du dann von Arbeitslosenunterstützung lebst, kannst du nicht irgendwas machen, sondern musst alles mit dem JC absprechen und absegnen lassen. Kann sein, dass sie dir den Bundesfreiwilligendienst genehmigen, kann aber auch sein, dass sie dich woanders rein stecken. Bewerbertraining, völlig sinnfreie Maßnahmen oder Arbeitsgelegenheit. Da du noch jung bist, werden sie dich so schnell wie möglich in eine sozialversicherungspflichtige Arbeit schicken wollen.

Wenn du aus gesundheitlichen Gründen deinen Job nicht mehr machen kannst, dann wird dir von der Rentenversicherung evtl eine berufliche Reha angeboten. Da entscheidet ein Amtsarzt was du noch machen kannst. Bei mir war das z. B. ein. Computerkurs. In deinem Alter könnte es vielleicht noch eine volle Umschulung sein. Ich war 44 und habe keine volle Umschulung mehr bekommen.

Salvatore hat natürlich Recht was die EM-Rente betrifft. Es kommt immer auf den zuständigen Amtsarzt an. Andererseits ist es mit zunehmendem Alter immer schwieriger, wieder ins Arbeitsleben rein zu kommen.

Eine Zeit lang hatte ich viel Stress mit dem JC und auch mehrfach Androhungehn von Sanktionen. Konnte ich aber alle abwenden. Inzwischen bin ich 56 und dauerhaft krank geschrieben. Ich gehe meistens alleine zu den Terminen. Ich hab eine Beistandsschulung mitgemacht und begleite ehrenamtlich Leute zum Amt. So langsam bin ich Expertin im Widerspruchschreiben und habe schon x Klagen vor dem Sozialgericht anhängen, weil praktisch kein Bescheid bei mir korrekt ist. Ich bin den Herren und Damen Sachbearbeitern so auf die Nerven gegangen, dass sie mich nur noch selten sehen wollen. Zum Glück!!!! Ich sehe für mich eh keine Zukunft mehr auf dem Arbeitsmarkt.

Viele Grüße
Rifka
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Danny Keye
gost
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Re: Zukunftsängste

Beitrag von gost »

Hallo Ginny,

zunächst mal mein Mitgefühl. Ich habe deine Geschichte nicht gelesen, möchte aber trotzdem Anregungen geben.

Bist du schwerbehindert? Da kann Dir der Integrationsfachdienst helfen.
Berufliche Reha gibt es erst nach der medizinischen Reha vom Rentenversicherungsträger.
Bei Krankheit und ALG tritt die Arge ein.

Auf jeden Fall möchte ich Dir raten nicht zu kündigen. Jeder kann krank werden und hat das Recht Leistungen in Anspruch zu nehmen. Dein AG hat dadurch keine Nachteile nach 6 Wochen AU.

Alles Liebe für Dich
blueray

Re: Zukunftsängste

Beitrag von blueray »

Hallo,
wie die meisten schon geschrieben haben, selber kündigen bringt einfach nur Nachteile.
Ich würde mich auch nicht auf so was einlassen wie "kündigen im beidseitigem Einvernehmen", denn das legen die Arge sowie Jobcenter meistens auch negativ aus.
Dann lieber so lange krank schreiben lassen bis der Arbeitgeber vielleicht selber reagiert.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass bald jeder halbwegs vernünftige Job besser ist wie sich mit den Ämtern rumärgern zu müssen und die Unterstützung, egal ob ALG1 oder ALG2, ist zum leben zu wenig und zum sterben zu viel.

Was die ganzen Maßnahmen und Kurse etc. vom Amt anbelangt, oft sind es Sachen die nicht viel bringen. Meistens landet man bei was, das absolut nicht das ist was man wollte und meistens auch noch völlig sinnfrei ist.
Zumal die Gelder dafür sowieso ziemlich reduziert wurden und richtige Förderungen nicht zu bekommen sind.

Wenn kündigen, dann lieber kündigen lassen vom Arbeitgeber oder aus einer ungekündigten Stelle heraus bewerben für was anderes.

Gruß
Ginny
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Re: Zukunftsängste

Beitrag von Ginny »

Vielen Dank für Eure Antworten!

Ich seh schon, es ist nicht leicht. Ich denke, meine Hausärztin oder mein Psychiater würde mich lange krank schreiben, bloß mein Chef wäre dann wahrscheinlich sauer und wir würden uns nicht im Guten trennen. Grundsätzlich suche ich nach einer Lösung, die für beide Seiten akzeptabel ist. Vielleicht kann ich mit ihm während der Krankschreibung reden, dass er sich schon mal drauf einstellen kann.

Hab schon befürchtet, dass Hartz IV auch stressig sein kann Der Vorteil beim Bundesfreiwilligendienst ist, dass man in dieser Zeit aus der Arbeits- und Maßnahmenvermittlung herausfällt. Mir ist vor allem wichtig, dass ich eine Beschäftigung habe und nicht zu Hause herumsumpfe. Das tut mir nämlich gar nicht gut. Wenn ich keinen "richtigen" Job haben kann, nehme ich auch eine Arbeitsgelegenheit o. ä.

Ob ich so krank bin, dass ich gar nicht mehr arbeiten kann, weiß ich nicht. Bisher konnte ich immer in meinem Beruf arbeiten, allerdings nehmen mich Konflikte sehr mit. Ich brauch Anerkennung bei der Arbeit, vom Chef, von den Kollegen. Mein GdB ist zwar "nur" 20, trotzdem habe ich schon überlegt, ob eine Beschäftigung in einer Werkstatt für behinderte Menschen etwas für mich wäre.

Grüße von Ginny
Haferblues
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Re: Zukunftsängste

Beitrag von Haferblues »

Hallo Ginny,

wenn es dir um Anerkennung geht, dann tät ich an deiner Stelle alles tun um nicht in Hartz IV zu kommen. Hier wirst du nämlich oft genug behandelt wie ein Mensch 3. Klasse. Und lass die Finger von Arbeitsgelegenheiten!! Da fragt kein Mensch wie du dich fühlst. Da arbeitest du für 1,- bis 2,- Euronen die Stunde und bist die Allerunterste in der betrieblichen Hierarchie. Ich musste z. B. 6 Monate Wache stehen im Museum (sterbenslangweilig) und am Ende gab es nichtmal ein abschließendes Gespräch. Ich bat später um eine Arbeitsgelegenheit in einem für mich interessanteren Feld. Nö, hieß es, ich hätte ja bewiesen, dass ich keine Probleme mit der Tagesstruktur hätte. 3 Jahre später wollten sie mir diese Probleme unbedingt unterstellen.

Wenn du mit dem Geld auskommst, kann dich kein Mensch dran hindern zu kündigen und den Freiwilligendienst zu machen. Wenn du allerdings vom Amt Geld brauchst, sehe ich eher schwarz. Und meinst du nicht, dass du diesen Dienst zu idealistisch siehst? Das ist doch der Ersatz für die guten alten Zivis. Die mussten früher oft ziemlich ran und haben nicht unbedingt viel Anerkennung erhalten. Gerade in den „sozialen“ Einrichtungen wird oft mit dem Mobiliar sorgsamer umgegangen als mit dem Personal. Das sage ich aus 20jähriger eigener Erfahrung.

Was dein Chef über deine Zukunftsplanung denkt, kann dir doch schnuppe sein. Es ist ihm doch höchstwahrscheinlich auch piepe, dass dich den Job so ankäst.

Am besten du informierst dich mal bei einer Beratungsstelle oder so. Vielleicht gibt es eine elegante Möglichkeit für dich. Ich drücke dir alle Daumen!!! Es findet sich oft was, das man anfangs gar nicht bedacht hat.

viele Grüße
Rifka
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Danny Keye
Ginny
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Re: Zukunftsängste

Beitrag von Ginny »

Hallo Rifka,

mag sein, dass meinem Chef das alles egal ist, mir ist es aber nicht egal. Ich befürchte, dass ich den Job - unter den Bedingungen - kein halbes Jahr mehr durchhalte. Im Grunde habe ich mich deswegen entschieden, dort aufzuhören, bevor es mir noch schlechter geht. Auch wenn das dann mit größter Wahrscheinlichkeit auf Hartz IV hinausläuft. Bei meiner letzten Arbeitslosigkeit hab ich noch von Ersparnissen gelebt, aber von denen ist nun nicht mehr viel da. Auch während des Bundesfreiwilligendienstes müsste ich dann Hartz IV beziehen. Vielleicht sehe ich den BFD zu idealistisch, aber ein Freund von mir macht das und ist sehr zufrieden damit. Nächste Woche habe ich einen Termin bei einer Einsatzstelle, ich will es mir auf jeden Fall anschauen.

Aber wenn ich das hier so lese, kommen mir doch wieder Zweifel, ob meine Entscheidung die richtige ist. Du schreibst was von einer Beratungsstelle, hast du da eine im Auge?

Liebe Grüße Ginny
Haferblues
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Re: Zukunftsängste

Beitrag von Haferblues »

Hallo Ginny,

deinen Entschluss, einen ungeliebten Job aufzugeben und was anderes zu machen, finde ich grundsätzlich gut. Ich wünschte, ich selber wäre früher so mutig gewesen. Ich denk nur, du solltest es nicht übers Knie brechen, damit du keine Nachteile hast.

Ich dachte an eine Sozialberatungsstelle oder Erwerbslosenberatung, wo man dir sagen kann wie du am besten vorgehst, so dass du keine Sperre vom Amt kriegst. Es gibt bestimmt auch eine Bufdi-Beratung. Eine Website gibt es. Die haben bestimmt eine Beratungsnummer. Vielleicht kannst du mit deinem Chef sprechen, dass er dir kündigt oder dich für die Zeit des Bufdi freistellt.

Bitte lass dich von meinem Pessimismus nicht einfangen!!! Ich hoffe, du kannst deine Wünsche durchsetzen ohne irgendwelche Nachteile zu haben!!!

viele Grüße
Rifka
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Danny Keye
Ginny
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Re: Zukunftsängste

Beitrag von Ginny »

Möchte das hier mal aktualisieren:

Ich suche immernoch einen Bundesfreiwilligendienst, das ist doch schwieriger als gedacht. Offenbar möchte ich in einem Bereich arbeiten, in den auch viele andere wollen. Ich hoffe sehr, ich finde noch eine Stelle, wenn nicht in diesem Jahr, dann im nächsten.

Bei der Arbeit "plätschert" es so dahin, ich bin nicht besonders zufrieden, aber es geht so und ich kriege die Zeit herum.

Grüße

Ginny
Ginny
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Re: Zukunftsängste

Beitrag von Ginny »

So, ich habe einen Bundesfreiwilligendienst gefunden, der meinen Wünschen entspricht! Und gut zu meinem beruflichen Werdegang passt. Am 15.09. soll es schon losgehen!

Bin sehr sehr froh, dass ich den Job endlich aufgeben kann! Mein Gehalt war in letzter Zeit so niedrig, dass ich aufstockendes ALG II beantragt habe. Vom Finanziellen her ändert sich also für mich nichts. Aber ich hoffe, ich habe dann die Möglichkeit, in einem Umfeld zu arbeiten, in dem ich mich wohler fühle und wo ich mich mal persönlich weiterentwickeln kann. Und, wo ich Kontakte knüpfen kann, die mir bei der Arbeitssuche weiterhelfen.

Das Erstaunliche ist: Seit dem ich ahne bzw. weiß, dass ich demnächst woanders arbeiten werde, fühle ich mich nicht mehr depressiv! Die furchtbare, bleierne Müdigkeit, die Hemmungen, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, sie sind weg, ganz weg! Sooo schön, ich hoffe, dieser Zustand hält lange an.

Nächste Woche muss ich dann zum Jobcenter, eine Sanktion kann auf mich warten, das finde ich natürlich nicht so toll. Aber ich stelle mich schon mal drauf ein. Mir ist dieser Bundesfreiwilligendienst wichtig, ich muss an meiner Situation bei der Arbeit etwas ändern, ich habe so sehr gelitten, da nehme ich auch eine ALG-II-Minderung in Kauf.

Soweit erstmal

viele Grüße in die Runde

Ginny
Haferblues
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Re: Zukunftsängste

Beitrag von Haferblues »

Hallo Ginny,

GLÜCKWUNSCH!!!! Hoffentlich läuft alles so, wie du es dir wünscht.

Lass dich nicht vom JC sanktionieren. Widerspruch!!! Fast alle Sanktionen sind rechtswidrig. Die machen nur Wind. Ich bin schon eeeeewig Hartz4 und hatte noch nie eine Sanktion.

viele Grüße
Rifka
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Danny Keye
Ginny
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Re: Zukunftsängste

Beitrag von Ginny »

Hallo Rifka,

naja, grundsätzlich dürfen sie ja schon sanktionieren, wenn man einen Job kündigt und sich damit noch "hilfebedürftiger" macht. Ich habe mir einige Begründungen zurecht gelegt und hoffe einfach mal das Beste. Die Variante krank schreiben und mit Attest ausscheiden fand ich doof vor dem Hintergrund, dass der Chef meine Kündigung sehr schade findet und mir gleich angeboten hat, da nächstes Jahr wieder anzufangen. Außerdem war die Zeit (Kündigungsfrist) knapp.

Gruß, Ginny
Haferblues
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Re: Zukunftsängste

Beitrag von Haferblues »

Hallo Ginny,

du könntest ein Attest bringen, dass der Jobwechsel für deine psychische Gesundheit nötig ist. Falls dir dein Arzt sowas schreibt. Das hindert dich nicht, später wieder da anzufangen.

Ich hab z. B. ein Attest, dass ich im Prinzip arbeitsunfähig bin (keine Maßnahme), aber nicht krankgeschrieben, weil ich meinen Minijob für meine "psychische Stabilisierung" brauche. Damit ist das JC zufrieden und lässt mich weitgehend in Ruhe.

viel Spaß im neuen Job und viel Erfolg beim JC.

Gruß Rifka
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Danny Keye
Ginny
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Re: Zukunftsängste

Beitrag von Ginny »

Neuester Stand:

Ich "sitze" die Kündigungsfrist beim alten Arbeitgeber ab und bin gespannt auf den neuen Job. Hoffe sehr, dass ich das alles schaffe. Am Donnerstag muss ich zum "Verhör" im Jobcenter wegen evtl. Sanktion, hoffe auch, dass ich bis dahin ein Attest von meinem Psychiater bekomme ... am Freitag hatte ich Zeit, war da, aber er nicht ... heute hab ich ihn nicht erreicht ... alles doof gelaufen Ich hätte mich längst drum gekümmert, aber ich hatte gedacht, dass ein Attest NUR in Verbindung mit einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinung geht. (Ich habe zwar aber eine Depression, bin aber arbeitsfähig, zum Glück) Außerdem habe ich bereits eine Begründung geschickt, warum ich den alten Job aufgegeben habe, aber das reicht denen anscheinend nicht. Immerhin muss ich nicht alleine zu dem Jobcenter-Termin, mein PPM-Psychologe wird mitkommen.

Viel Neues wird in nächster Zeit auf mich zukommen, ich weiß nicht, ob ich dem gewachsen bin. Andererseits mag ich Veränderungen, ich war/bin sehr unzufrieden beim "alten" Arbeitgeber, und ich weiß, es war der richtige Zeitpunkt, um zu gehen, das sagt mir mein Bauchgefühl.

So, das wollte ich mal loswerden.
Haferblues
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Re: Zukunftsängste

Beitrag von Haferblues »

Hallo Ginny,

super, dass du Begleitung/Beistand bei deinem Termin beim JC hast. Da benehmen die sich gleich viel höflicher. Lege auf jeden Fall Widerpsruch ein gegen einen Sanktionsbescheid. Reichst du das Attest eben nach, wenn du den Arzt vorher nicht erreichst.

Ich drück die beide Daumen!!!!

Gruß
Rifka
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Danny Keye
Ginny
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Re: Zukunftsängste

Beitrag von Ginny »

Danke, Rifka!

Werde mal Bericht erstatten, wie es gelaufen ist.

Viele Grüße

Ginny
Ginny
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Re: Zukunftsängste

Beitrag von Ginny »

So, ihr lieben,

leider geht es mir gar nicht gut. Heute war mein erster Arbeitstag im neuen Job. Alles lief gut, sind alle nett da, so mein erster Eindruck, die Aufgaben gefallen mir, viel Neues dabei, aber das wusste ich ja.

Und doch bin ich sooooo traurig. Ich vermisse meinen alten Job! Ich hab das doch so gern gemacht! Ich finde es so unfair: Warum gab es keine Planstelle für mich? Warum konnte ich mit meinem Chef nicht vernünftig reden? Warum war meine Kollegin so pampig zu mir? Es ist so schade, ich hätte etwas machen können aus dieser Stelle, und dann scheitert das Ganze.

Irgendwie hätte ich gern Zeit gehabt zwischen den beiden Stellen, leider hatte ich keinen Resturlaub mehr. Ich hätte Zeit gebraucht um zu "trauern." Tja, nützt nichts, dieser "fliegende Wechsel" lies sich nicht verhindern.

Übrigens weiß ich immer noch nicht, ob ich eine Sanktion bekomme. Wobei ich das gar nicht sooo schlimm fände. Mich nervt es eher, dass ich das Jobcenter überhaupt brauche, es wäre wirklich in jeder Hinsicht schön, wenn ich meinen Lebensunterhalt selber verdienen könnte.

Puh. Hoffentlich halte ich das alles durch!
kijani81
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Re: Zukunftsängste

Beitrag von kijani81 »

Hey Ginni...

ich kann verstehen das es eine neue und schwierige Situation für dich ist. Aber es ist doch das was du wolltest. Vielleicht solltest du dem ganzen etwas Zeit geben das sich das alles etwas einpendelt. Klar machste dir Gedanken "warum" das alles bei der alten Arbeitsstelle gelaufen ist, aber eine Antwort wirst du da leider nicht bekommen! Ich drücke dir die Daumen das du die Kraft hast, wo auch immer "dein Weg" dich führen mag.

Lieben Gruß kijani81
kijani81
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Re: Zukunftsängste

Beitrag von kijani81 »

Hallo Leute...

Bei euren ganzen Antworten kriegt man ja ein Gedankengewusel. Ich selbst habe auch Zukunftsängste. Ich arbeite im Einzelhandel und schlage mich mein ganzes Leben lang mit befristetet Verträgen bei den verschiedensten Arbeitgebern rum. Die Arbeitszeugnisse sind super, aber das interessiert keinen Arbeitgeber. Zudem kommt hinzu das ich einen doppelten Bandscheibenvorfall habe (der meine Ängste schürt und ich nicht mehr so belastbar bin). Also habe ich geguckt das ich einen Job finde wo ich nicht soviel "schleppen" muß. Anstatt das unser Azubi die Arbeit macht, durfte ich vom Chef aus helfen (der von den Bandscheibenvorfällen weiß) worauf ich 2 Wochen ausgefallen bin. Und da nahm alles seinen Lauf. Hatte einen befristeten Arbeitsvertrag für 1 Jahr und dieser wurde "nur" 6 Monate verlängert. Die anderen haben alle 1 Jahr Verlängerung bekommen (3 Mitarbeiter). Zudem arbeite ich auf Provision was für mich den Druck auch noch erhöht. Vom geldlichen gesehen, bekomme ich davon nicht viel, aber ich muß mich ja verantworten "warum" mein Umsatz nach unten geht. Da interessiert es nicht wie der Gesamtumsatz ist. Ich habe mir damals den Job gesucht, weil ich nicht daheim sitzen wollte. Bin zur Zeit auch krank geschrieben, weil es mir gar nicht gut geht. Habe ende des Monats einen Termin in der Tagesklinik und einen Rheaantrag weg geschickt. Andersrum steht der Kopf nicht still wie ich es dann finanziell schaffen sollte (komme so trotz Arbeit gerade mal über die Runden). Und dann kommt wieder der Gedanke: Wenn es mir nicht gut geht, habe ich auch keine Kraft für andere Sachen. Sind wohl die Gedankengänge eines Depressiven. Nur ich bin so langsam der Meinung das es so mein Leben lang nicht weiter gehen kann und darf! Hoffe habe jetzt nicht den Thread gesprengt.

kijani81
blueray

Re: Zukunftsängste

Beitrag von blueray »

@ kijani 81

Bei mir ist es das gleiche Spiel, nur befristete Verträge und wahrscheinlich ist in einem Jahr komplett schluss und ich kann wieder zum Jobcenter rennen.
Das man da natürlich auch nicht gerade gut drauf ist, ist wohl verständlich.
Ich finde, genau solche Umstände machen die Menschen heutzutage zusätzlich krank und fertig. Wenn man immer mit einem Bein auf der Straße steht, kann man nicht locker in die Zukunft sehen, geht mir jedenfalls so.
Wer rennt schon gerne zum Jobcenter, ich jedenfalls nicht.
Wahrscheinlich müssen wir uns aber in Zukunft mit solchen Bedingungen in der Arbeitswelt abfinden, leider. Das unsere Politik mal was daran ändert glaube ich nicht, egal wer am Ruder sitzt.

Gruß
kijani81
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Re: Zukunftsängste

Beitrag von kijani81 »

@blueray

Wahrscheinlich hast du mit deiner Aussage leider Recht. Ich bin auch kein Mensch der einfach zu Hause sitzt, doch manchmal wird man einfach gezwungen. Arbeiten zu gehen für nichts, strengt mich einfach nur an. Man fängt an Zweifel zu kriegen und irgendwo auch ein Stück weit zu resignieren.
Ginny
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Re: Zukunftsängste

Beitrag von Ginny »

Hallo kijani, hallo blueray,

ja, diese Unsicherheiten im Beruf und im Einkommen sind eine enorme Belastung. Leider ist der Einzelhandel auch nicht gerade bekannt für gute Arbeitsbedingungen und gute Gehälter.

Mittlerweile geht es mir besser. Die neuen Kollegen und auch die Chefs sind ganz andere Menschen als die in der "alten" Firma, das ist toll! Leider hab ich jeden Tag so starke Kopfschmerzen, dass ich Tabletten nehmen muss. Psychisch geht es mir aber ganz gut. Ich schätze mal, ich muss mich einfach an die neuen Arbeitszeiten gewöhnen: von montags bis donnerstags achteinhalb Stunden, dafür freitags sehr früh Schluss. Das ist eine heftige Umstellung. Vorher hab ich mit völlig freier Zeiteinteilung gearbeitet.

Liebe Grüße an euch alle

Ginny
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