Zurück ins Leben - Tagesklinik

Handsan
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Re: Zurück ins Leben - Tagesklinik

Beitrag von Handsan »

Hallo liebe Yvi,


danke für deine Rückmeldung. Ein paar äußere Ansichten helfen mir die Situation zu überprüfen. Auch wenn ich letztendlich selber die Entscheidung fällen muss.

Bei deinem Ausruf
> Dieses Wiegen geht ja mal gar nicht!!!
hätte ich fast in die Hände geklatscht.

Ich bin 26 Jahre, also keineswegs minderjährig. Die Ärztin meinte gestern zu mir, in einer Therapie müsse man sich unterordnen.

Und du hast Recht, zwingen können die mich nicht. Und ebenso wenig muss ich da durch, wie manche zu mir sagten. Ich musste schon durch genug Sachen durch. Aber wie hat man mir mal gesagt: "Man muss nicht alles müssen."


Vergraulen wollte ich keinen mit meinen Erfahrungen. Ich denke, es ist wichtig sich gut das Konzept dort anzuschauen und eine Gruppe an sich kann auch Rückhalt geben.



Liebe Grüße
Lotusblume
Handsan
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Re: Zurück ins Leben - Tagesklinik

Beitrag von Handsan »

Liebe Marie-Therese,


ich habe ja um eine andere Meinung gebeten. Keine Sorge, du sagst mir damit nicht, was ich tun soll.

Ich bin keineswegs dort wegen einer Essstörung sondern wegen meiner Depression. Ja, und ich fühle mich damit bevormundet. Ich habe keineswegs eine Symptomatik in diese Richtung, aber ich werde mit anderen Patienten aus ihrer Erfahrung verglichen. Ich müsse mich dem nun mal unterordnen, wenn ich Therapie mache.

Gerade dieses Aushalten. Ich habe davon die Nase voll, vor allem nach der gestrigen Gruppenstunde. 6 Wochen habe ich hinter mir und weitere sechs Wochen das Ganze?


Ich bemühe mich für mich. Das Thema Vertrauen ist ein wichtiger Punkt, den du erwähnt hast.

Ich fühle mich gegenüber unserer Gruppentherapeutin nicht als Individuum wahr genommen. Ich bin sogar einen Schritt auf Sie zugegangen und da überfiel sie mich in der einen Stunde vor der Gruppe mit meiner Gewichtsabnahme. Als ich letzten Donnerstag aufhören wollte, sagte sie mir, dass ihr das im Anschluss leid getan hätte, weil sie bemerkt hätte, das ich auf sie zugegangen war. Und nun gestern wieder in diese Richtung. Und am Montag in unserem Einzelgespräch auch.


Ehrlich gesagt bin ich froh, dass ich mit meiner Entscheidung gewartet habe, auch wenn das kritisiert wurde in den letzten zwei Tagen. Die gestrige Gruppensitzung hat mir nochmal deutlich vor Augen geführt, wie es steht und weiter gehen würde.


Ich trage die Verantwortung für mich, für Seele und Körper. Ich bin an meiner Grenze und sorge für mich. Deswegen steht meine Entscheidung, die Therapie vorzeitig zu beenden.


Liebe Grüße
Lotusblume
STEX
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Re: Zurück ins Leben - Tagesklinik

Beitrag von STEX »

Liebe Lotusblume,

ich finde deine Entscheidung toll und richtig! Vielleicht war diese Behandlung ja schon alleine dafür gut, dass du nicht mehr einfach alles aushälst sondern dich wirklich um dich sorgst und deine Grenzen erkennst und ziehst.

Finde es nach wie vor komisch, dass deine Gewichtsabnahme in der Gruppe diskutiert wurde. Ich selber war in einer Essstörungstherapie, wo 1 Mal in der Woche wiegen stattgefunden hat. Wenn dort einer der Therapeuten auf die Idee gekommen wäre, Ergebnisse öffentlich zu diskutieren oder zu erwähnen, das wäre ein dermaßen großer Vertrauensbruch gewesen und absolut nicht akzeptabel. Ich sehe also überhaupt keine Veranlassung jemanden innerhalb der Gruppe darauf anzusprechen, in deinem Fall aber auch nicht außerhalb weil es ja nichts mit deiner Symptomatik zu tun hat.

So wie ich es die ganze Zeit rausgelesen habe, bist du sehr wohl auf die Therapeuten zugegangen und hast aktiv nach Lösungen gesucht. Das finde ich wirklich erstaunlich positiv für jemanden, der an einer Depression leidet (wie ich auch). Für sich selbst einzustehen in so einem Rahmen ist sehr schwierig und du hast es absolut vorbildlich gemacht wenn ich mir deine Beiträge so durchlese.

Deswegen: Herzlichen Glückwunsch zu deiner Entscheidung!
Handsan
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Re: Zurück ins Leben - Tagesklinik

Beitrag von Handsan »

Liebe Marie-Therese,


So viel Lob für mich! Ich bin sowas von erstaunt und platt, denn damit hätte ich nicht gerechnet. Irgendwie habe ich die ganze Zeit die Befürchtung, dass mir doch noch ordentlich der Kopf gewaschen wird. Wie eine leise, innere Stimme.


>Vielleicht war diese Behandlung ja schon alleine dafür gut, dass du nicht mehr einfach alles aushälst sondern dich wirklich um dich sorgst und deine Grenzen erkennst und ziehst.
Auf diese Betrachtungsweise bin ich gar nicht gekommen. Das ist ein sehr guter Gedanke von dir.

Ich bin erwachsen und habe wie jeder andere auch Rechte. Und vor allem mir selbst gegenüber trage ich eine gewisse Sorgfaltspflicht, so empfinde ich es inzwischen.


Ich rief gestern in der TK an und sagte, dass ich endgültig meine Entscheidung zum Abbruch getroffen hätte.

Als ich mit unserer Gruppentherapeutin sprechen wollte, sagte diese, dass ich doch bitte mit in die Gruppe kommen soll. Ich wollte nicht und sie fragte: "Warum denn nicht?". Ganz einfach weil ich wieder nach Hause wollte. Da ich mich aber von der Gruppe doch gern persönlich verabschieden wollte und ich nachvollziehen konnte, dass das für die anderen auch wichtig wäre, willigte ich ein. Mit der Bedingung dann die Stunde verlassen zu können.


Zu Hause hatte ich mir in etwa überlegt, was ich sagen wollte. Ich konnte es so ausdrücken und begründen das, keine Diskussion entstand. Fast alle äußerten ihre Gedanken und konnten es bis auf eine Ausnahme nicht verstehen. Dennoch wünschten sie mir alles Gute und das ich meinen Weg finde. Beim Blick in die Augen der anderen, tat es gut zu sehen, dass es jeder ernst meinte.


Lustiger Weise hätte ich bei den Worten der Therapeutin sagen können: "Sehen Sie, das sind genau meine Worte!"

Sie hätte inzwischen keine Lust sich mehr zu bemühen. Auch ließe sie sich nicht erpressen (ich ja ebenso wenig bezügl. der Androhung des Gewichtsvertrages), ... ,ich hätte profitieren können und ich verließe die Therapie gegen ärztlichen Rat ... .

Letztlich sagte sie, neben der Frustration, wäre sie enttäuscht, weil sie doch von meinem Bleiben ausging.


Lediglich die zweite Stationsärztin zeigte sich von professioneller Seite. Als am Montag zu mir unsere Therapeutin den Satz sprach, dass die Ärztin sich fühle, als hätte ihr jemand ein Messer in den Bauch gerammt, war ich erschrocken. Sie zeigte sich insgesamt bereitwilliger und konnte nichts dafür, dass sich die Situation vorher mit der anderen Ärztin so zugespitzt hatte.
Mir war es wichtig ihr nochmal eine Entschuldigung entgegen zu bringen und mich kurz zu erklären. Jedenfalls sagte sie mir zum Abschied, sollte ich Hilfe brauchen, würde ich diese dort bekommen, ebenso im stationären Bereich. Die Türen wären offen.


So war es nun mit der Tagesklinik.


Liebe Grüße
Lotusblume
STEX
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Re: Zurück ins Leben - Tagesklinik

Beitrag von STEX »

Das finde ich toll, wie du das jetzt gelöst hast für dich.

Und wie geht es dir nun?

Du schreibst, die ganze Gruppe, bis auf 1 Ausnahme konnte deine Entscheidung nicht verstehen? Oder war es andersrum?
Ich verstehe nicht, was man daran nicht verstehen kann. Und wieso sagt die Therapeutin, sie ließe sich nicht erpressen? Entschuldigung, das finde ich sehr kurios.
Handsan
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Re: Zurück ins Leben - Tagesklinik

Beitrag von Handsan »

Eine Patientin aus der Gruppe hatte mich verstehen können. Wir sprachen zusammen auf dem Klinikflur. Sie meinte, wenn es nicht passt, dann passt es nicht und ich hätte ja noch meine ambulante Therapeutin. Sie selbst wartet noch auf einen freien Therapieplatz und deswegen zieht sie es dort für sich durch.

Die anderen meinen, hier wird einem doch geholfen und ich schlage hier die Hilfe aus. Und das ganze Theater, dass ich fabriziert habe, ist für viele nicht nachvollziehbar. Ihnen ginge es doch genauso und ich müsse mich zusammennehmen, wie die anderen auch.


Das mit dem Erpressen bezieht sich wahrscheinlich auf meine Beharrung auf die Medikamenteneinnahme und Dosierung. In der ersten Woche ging es mir schon sehr schlecht, wegen der Absetzung und der Absetzungssymptome. Dann die emotionale Belastung in der einen Gruppenstunde am Freitag, in der ich Thema war. Ich war total überfordert und weinte, dass ich kaum Luft bekam. Es machte Peng! und ich hatte auf einmal suizidale Gedanken. Diese teilte ich später auch mit.

Ich meine, es sollte mir doch geholfen werden und wie soll das geschehen, wenn ich nicht sage, was los ist?

Ich hätte die Ärztin unter Druck gesetzt und sie wahrscheinlich auch, weil sie sich Gedanken über das Wochenende über mich machte. Jedenfalls sagte sie zu mir, dass sie mich als manipulativ empfände. Ich war in der Krise und wollte nur Hilfe und habe jedenfalls nicht mit Absicht lebensmüde Gedanken entwickelt.

Oh ja, das war heftig. Ich weiß noch, dass ich knappe vier Stunden brauchte, um mich wieder zu beruhigen, denn erst zum Abendbrot ließ es allmählich nach.

Aber war ja alles ganz normale Symptomverschlechterung.


Schon allein das zu schreiben, regt mich wieder auf.
Ansonsten fühlte ich mich gestern irgendwie doch geknickt und heute recht niedergeschlagen. Teils wahrscheinlich ohne Grund und zum anderen Teil, weil etwas fehlt. Genau benennen kann ich es leider nicht.


Liebe Marie-Therese, hab Dank für deine Anteilnahme. Das ist doch etwas tröstlich.


Liebe Grüße
Lotusblume
STEX
Beiträge: 13
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Re: Zurück ins Leben - Tagesklinik

Beitrag von STEX »

Ich finde es verständlich, dass du dich niedergeschlagen fühlst. Schließlich ist jetzt etwas zu Ende gegangen und das nicht gerade mit einem positiven Abschluss.

Also ich bin der Meinung, das man so eine Behandlung nicht aushalten und sich zusammenreißen muss. Verstehe da die anderen Patienten nicht wirklich aber kann im Endefekt nicht urteilen weil ich ja nicht dabei war.

Finde es auch merkwürdig, dass die Ärztin dir erzählt sie hätte sich dann übers Wochenende Gedanken oder Sorgen um dich gemacht. Keine Ahnung aber sollte sie sich da nicht abgrenzen können bzw. damit anders umgehen können als es dir dann negativ auszulegen? Finde ich nun nicht gerade professionell, auch wenn es sicher menschlich ist, dass sie sich Gedanken gemacht hat. Und in einem gewissen Rahmen kann man sowas ja auch aus therapeutischen Gründen ruhig ansprechen aber so wie du es beschrieben hast, hört es sich schon eher unprofessionell und grenzüberschreitend an. Aber das sind auch nur alles Spekulationen meinerseits, ich kann eine Situation natürlich nicht einschätzen, wenn ich nicht dabei war.

Jedenfalls finde ich deine Entscheidung immer noch richtig und gut, hoffe auch, dass du jetzt bald eine andere Behandlungsmöglichkeit für dich findest, die besser passt.

Sei stolz auf Dich denn du hast für dich entschieden und bist eingestanden, das schaffen manchmal auch die "Gesunden" nicht. Du scheinst also auf einem guten Weg zu sein, auch wenn es sich gerade vielleicht für dich noch nicht so anfühlen mag.

Alles Gute dir!
GSB
Beiträge: 8
Registriert: 28. Mai 2013, 09:26

Re: Zurück ins Leben - Tagesklinik

Beitrag von GSB »

Liebe Lotusblume
Ich habe all deine Berichte gelesen und bin fassungslos und entsetzt und wohl auch betroffen wie es dir ergangen ist.
Ich war auch zu einem Aufnahmegespräch in der nahen Uniklinik für die Tagesklinik.
Ich fühlte mich dort überhaupt nicht wohl, der Arzt hatte Null Interesse an meinem Befinden und telefonierte mehrmals während des Gesprächs. Meine Frage bezüglich Ergotherapie (ich bin Künstlerin und Kunsttherapeutin) wurde mit dem Satz sie müssen sich hier einordnen und Ausnahmen gibt es nicht beantwortet.
Er hat noch nicht einmal versucht zu verstehen .....
Ich ging mit einem Unwohlsein dort weg und möchte dort nicht hingehen.
Mir geht es allerdings schon lange richtig schlecht, bin arbeitsunfähig und kann meine Dinge nicht mehr regeln. Brauch dringend Hilfe und weiß nicht wo ich sie bekomme. Mein Hausarzt ist überfordert und weiß keinen Rat, 2 Psychiater habe ich auch schon abgelegt, sowie eine Therapeutin die mich keinen Cm weiter gebracht hat und mir sagte ich würde ihr Energie abziehen.
Hat jemand hier eine Idee was ich als nächstes tun kann.

Lotusblume schrieb:
> Hallo an alle, die mich bisher im Thread Zurück ins Leben gelesen haben und an alle anderen. Ich dachte ein extra Thread wäre übersichtlicher.
>
>
> Heute hatte ich meinen ersten Tag in der Tagesklinik und bin erstmal geschafft von den ganzen Eindrücken und generell von der ungwohnten Aktivitätsbeanspruchung.
>
> Im Moment sind wir 8 Leute, es sollen aber eventuell noch zwei dazu kommen. Der Altersspielraum liegt zwischen 22 und 52 Jahren und ein paar der anderen sind mir schon als angenehm aufgefallen.
>
> Generell waren heute organisatorische Sachen zu klären. Bis Mittwoch wird das so ungefähr dauern, bis jeder medizinisch untersucht wurde und die einzelnen Therapeuten in Einzelgesprächen kennen gelernt hat.
>
>
> Ich bin heute früh ganz gut aus dem Bett gekommen, denn bisher war es für mich schwierig Termine um 8 Uhr zu haben und kurz nach 7 Uhr das Haus zu verlassen.
> Ich merkte aber schon in der Straßenbahn, dass ich von dem ganzen Betrieb um mich rum gerne mehr Ruhe gehabt hätte. Ich nehme inzwischen viel auf von meiner Umwelt, das ist schon gewöhnungsbedürftig. Es gab lange eine Zeit, da nahm ich andere Menschen und Gesichter kaum wahr und war sehr in mich selbst verpuppt.
>
> Bevor alle aus der Gruppe langsam miteinander warm wurden und ins Gespräch kamen, gingen mir schon die ersten Gedanken und Emotionen durch den Kopf.
> Irgendwie fühlte ich mich teilweise wieder klein und minderwertiger. Für einen kurzen Moment, hatte ich das Bedürfnis von allen gemocht zu werden und Teil der Gruppe zu sein. Dann wiederum spürte ich eine abwehrende Haltung nach dem Motto, es muss mich ja auch nicht jeder leiden können, falls dem nicht so ist. Und ich muss nicht alles annehmen, was andere sagen. Wenn es mir hier nicht gefällt, kann ich auch wieder gehen.
> Meine Antriebslosigkeit und mein Morgentief färbten die ersten Stunden jedenfalls anstrengend.
>
> Zum Mittag hin besserte sich dies und ich konnte mir langsam vorstellen, das diese Behandlung etwas werden könnte. Als ich im Musikraum mit der Musiktherapeutin war, hatte ich einen schönen Moment.
> Ich war neugierig auf die ganzen Instrumente. Ich probierte einige und es machte mir sogar etwas Freude. Auf einer Schlitztrommel, wenn ich es richtig behalten habe, musizierte ich zum Schluss und die Therapeutin begleitete mich mit einer anderen Trommel. Ich fühlte das erste Mal nach Monaten? Jahren? einen Impuls der Energie und Freude. Ich freute mich sogar darüber, dass ich mich in diesem Augenblick freuen konnte.
>
> Morgen geht es weiter, dann lerne ich im Einzelgespräch noch unsere Gruppentherapeutin und unsere zuständige Sozialpädagogin kennen. Und noch etwas eher aufstehen ist angesagt, da wir in der TK um 7.30 Uhr zum gemeinsamen Frühstück erwartet werden.
>
> Und heute war der erste Tag mit neuer Medikamenteneinstellung. Viel kann ich noch nicht sagen, da das neue Medikament ja seine Zeit der vollen Wirkentfaltung braucht.
>
> Ich werde euch auf dem laufenden halten, für alle, die mich lesen.
>
>
> Liebe Grüße
> Lotusblume
Primel
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Registriert: 17. Mär 2013, 15:49

Re: Zurück ins Leben - Tagesklinik

Beitrag von Primel »

Hallo Lotusblume,

mit großem Interesse habe ich deine Erfahrungen mit der Tagesklinik verfolgt. Ich habe auch gerade einen Tagesklinikaufenthalt hinter mich gebracht und bin was meine Tagesklinik betrifft auch zweigeteilt.

Du sagtest, dass das was dir am meisten geholfen hat, deine Mitpatienten waren. So ging es mir auch. Das Therapiekonzept fand ich bei mir ziemlich seltsam, aber wenn ich deine Erfahrungen, vor allem in der Gruppentherapie lese und die seltsamen Aussagen der Therapeutin, kommen mir meine Erfahrungen harmlos vor.

Ich kann verstehen, dass du dich unverstanden fühlst. Du hast dich geöffnet und versucht dich auf die Therapie einzulassen. Du hast Kontakt zu Ärzten und Therapeuten gesucht. Du hast versucht eine Balance zu finden zwischen dem was dir guttut und dem was von dir erwartet wird. Aber du wurdest nicht so angenommen wie du es gebraucht hättest, um Vertrauen zu haben und dich weiterhin einzlassen. Ich kann deine Entscheidung abzubrechen verstehen.

Ich wünsche dir von Herzen alles Gute und das du mit deinem ambulanten Therapeuten weiterhin gut arbeiten kannst und so Fortschritte erzielst.
FSKF
Beiträge: 87
Registriert: 14. Feb 2011, 15:16

Re: Zurück ins Leben - Tagesklinik

Beitrag von FSKF »

Liebe Lotosblume,

ich habe deinen Thread eben gerade nur überflogen und möchte zurück melden, dass ich soooo viele Dinge so gut nachvollziehen kann. Ich war noch in keiner Tagesklinik, aber in stationärer Behandlung und habe auch die Erfahrung gemacht, dass ich als psychisch Erkrankte offensichtlich kein Individuum mehr bin, sondern in eine Schublade gesteckt wurde, aus der ich nicht mehr raus komme.

Meines Erachtens ist es für viele Therapeuten zu anstrengend, selber zu denken, sodass Diagnosen von Vorbehandlern übernommen werden, ohne sie zu prüfen oder der Patient nur noch in einer bestimmten Rolle, aber nicht als Individuum angesehen wird.

Selbstverständlich ordne ich mich einem Therapeuten nicht unter, sondern arbeite nur gemeinsam mit jemandem, der fähig erscheint. Ich bin nicht weniger wert als der Therapeut und ich kann mindestens genauso gut denken wie er.

Meine Erfahrungen mit dem Psychiatriesystem sind, dass die Patienten krank geredet, in ihrem Potential nicht ernst genommen werden und in eine minderwertige Rolle gedrängt werden sollen.

lg
Abendstern
Handsan
Beiträge: 156
Registriert: 2. Jan 2013, 14:48

Re: Zurück ins Leben - Tagesklinik

Beitrag von Handsan »

Hallo!


Vielen Danke für euer Feedback! Ich habe ja nur aus meiner subjektiven Sicht berichten können. Aber allein die Rückmeldungen, dass ihr es ähnlich seht, stärkt mein Selbst.


@Yvi:
Mich freut es sehr, dass du dich bei der Ärztin und allgemein in der PIA wohl fühlst. Ich hatte ein paar Beiträge von dir gelesen, in denen stand, wie schwer es dir fällt dich auf fremde Menschen einzulassen.

Zum Thema unterordnen: ich musste mich als Kind immer anpassen und das machen, was mir aufgetragen wurde. Konflikte eingehen habe ich im späteren Leben vermieden, weil ich mich als Kind nicht verteidigen konnte bzw. es keine positiven Auswirkungen hatte. Gerade dieses, ich MUSS das so machen, wie ANDERE verlangen. Dagegen anzugehen bringt gar nichts. Ich MUSS das aushalten. Ich MUSS mich alleine darum kümmern. Ich kann mich auf keinen anderen verlassen.
In diesem Muster fühlte ich mich immer hilflos und schwach. ABER: Ich kann jetzt anders reagieren und handeln. Deswegen habe ich in der TK meine Belange angesprochen und mein Empfinden verteidigt. Ich bin Konflikte eingegangen. Ich kann mich für mich einsetzen.


@Primel:
Danke auch für deine Rückmeldung und dein Verständnis. Egal wie harmlos dir deine Erfahrungen in deiner Tagesklinik erscheinen, letztlich brauchen wir gute Erfahrungen und nicht noch eins oben drauf.
Ich hoffe, du hast auch noch weitere Unterstützung.


@ Abendstern:
>Selbstverständlich ordne ich mich einem Therapeuten nicht unter, sondern arbeite nur gemeinsam mit jemandem, der fähig erscheint.
Das sind sehr treffende Worte. Gott sei Dank habe ich diese Erfahrung bei meiner ambulanten Therapeutin machen können. Davor hatte ich nur die Erfahrung gemacht, dass mir keine Therapie weiter half. Das lag zwar an mehreren Stellen begründet, trotzdem sind damit Jahre verstrichen und die Depression hat sich nur fester gesetzt.

Du hast absolut Recht mit:
>Ich bin nicht weniger wert als der Therapeut
Ich stelle mir deine Erfahrung gerade stationär sehr schlimm vor. Ich hoffe, du lässt dich davon nicht abschrecken.


@Seidenhase:
Bei deiner Schilderung kann ich dein Unwohlsein bezüglich der dortigen Tagesklinik nachvollziehen. Es ist wichtig, dass du dich ernst genommen fühlst und ebenso wohl. Unter solchen Vorzeichen findet keine vertrauensvolle Basis statt. Und diese brauchen wir.
Ich kann dir nur raten, dich wie Yvi vorgeschlagen hat, an eine psychiatrische Institutsambulanz zu wenden. Du könntest dir auch, falls dir dein Hausarzt keine Unterstützung gewährt, einen anderen suchen, falls das geht. Vielleicht gibt es bei dir auch eine Anlaufstelle im Ort für psychische Erkrankungen. Oder sowas wie den psychiatrischen Dienst, der dir weiter helfen könnte.


Immer wieder aufzustehen und sich nicht unterkriegen zu lassen ist schwer. Aber leider ist das notwendig. Es geht um uns. Um unser Leben.
Ich wünsche mir für alle Hilfe und gute Erfahrungen. Denn es gibt sie. Meine beste Freundin erzählte mir erst gestern vom Arbeitskollegen ihres Mannes. Dieser war in einer tagesklinischen Behandlung und ihm hat die Zeit dort sehr gut getan. Er konnte bald darauf wieder arbeiten, wieder Familienvater sein und es ginge ihm inzwischen wieder gut.


Liebe Grüße
Lotusblume
GSB
Beiträge: 8
Registriert: 28. Mai 2013, 09:26

Re: Zurück ins Leben - Tagesklinik

Beitrag von GSB »

Liebe Lotusblume vielen Dank für deine unterstützenden Worte. Ihr sprecht mir aus der Seele, ich glaube Unterordnung ist das Reizthema. Ich müsste viele Jahre für mich und meine Kinder und meinen kranken Mann sorgen und kämpfen und jetzt soll ich mich unterordnen.
Ich weiß nicht was ich machen soll, hatte eben einen Anruf auf dem AB, daß ich nächste Woche kommen kann, aber alles sträubt sich in mir.
Dabei brauche ich so dringend Hilfe, da ich alleine nicht mehr zurecht komme und es immer schlimmer wird.
Institutsambulanz ist hier auch schwierig, da die für mich zuständige aufgelöst wurde.
Kann man denn zu einer Institutsambulanz einfach hingehen und wie funktioniert die?
Seid herzlich gegrüßt
Seidenhase
Primel
Beiträge: 5
Registriert: 17. Mär 2013, 15:49

Re: Zurück ins Leben - Tagesklinik

Beitrag von Primel »

Hallo Seidenhase,

Ich bin zur Weiterbehandlung auch in einer psychiatrischen Ambulanz. Bei mir war es so, dass ich, genau wie bei einem niedergelassenen Psychiater, einen Termin vereinbaren musste und dafür auch 4 Wochen Wartezeit einplanen musste. Meine Erfahrungen mit den Ärzten in der Ambulanz ist weitaus positiver als mit den niedergelassen Ärzten auf die ich bis jetzt getroffen bin. Außerdem gibt es zusätzliche Angebote z.B. Stressgruppen, Depressionsgruppen usw. und auch angegliederte Psychotherapeuten, aber die haben ebenfalls eine sehr lange Wartezeit.

Vielleicht solltest du die Tagesklinik erst einmal ausprobieren? Mein Fazit zu meinem Aufenthalt in der psychiatrischen Tagesklinik war auch gemischt. Einerseits hat mir der Aufenthalt geholfen. Mir geht es jetzt besser als vorher, aber noch nicht so deutlich besser, dass ich arbeiten könnte. In der Tagesklinik sind auch ein paar seltsame Sachen passiert, zumindest habe ich sie als seltsam empfunden. Mein Zustand wurde nach der Eingewöhnung nach ca. 2 Wochen besser, aber ich hatte in der 5./6. Woche einen "Zusammenbruch" der auch mit einem Vetrauensverlust in die Therapeuten einherging. Dann wurde mir gegenüber sehr auf konformes und adäquates Verhalten gedrängt, anstatt mich mit meinem Frust und meiner Hilflosigkeit anzunehmen und mir da durch zu helfen. Das hat mich sehr enttäuscht, weil ich versucht habe offen auf alles zuzugehen und zumindest auszuprobieren. Meine Offenheit habe ich dann hinterher bereut. Hätte ich mich nicht so geöffnet, hätte ich mich in der Krise nicht so hilflos und alleine gefühlt.

Momentan warte ich auf meinen nächsten Klinikaufenthalt, diesmal in der psychosomatischen Tagesklinik. Ich habe gemischte Gefühle. Einerseits fühle ich deutlich, dass ich Hilfe brauche. Andererseits habe ich Angst davor mich wieder auf etwas einzlassen und dann wieder enttäuscht zu werden.
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